Literaturgefluester

2014-06-12

Schwimmfüchslein

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:38

„Schwimmfüchslein“, Judith Gruber-Rizys fünftes Buch, im Oktober im Republikanischen Club vorgestellt, wo es mir der Alfred kaufte und ich es dann nicht mehr 2013 zu lesen schaffte, ein Roman, der, wie auch die anderen Romane der 1952 in OÖ geborenen, die mir einmal Arthur West vorstellte, GAV Mitglied und seit eingen Jahren in der Frauen lesen Frauen Gruppe des Wiener Lesetheaters sehr engagierten Autorin, eine Rosa als Erzählerin hat.
Ob es die gleiche ist, habe ich Judith Gruber-Rizy einmal gefragt und weiß die Antwort nicht wirklich, „Aurach“ und „Drift“ habe ich gelesen, die Bücher mit ihr getauscht oder zu den Geburtstagsfesten bekommen und dieses geht um die Rolle der Künstlerin und ihre Benachteiligung in der Gesellschaft, beziehungsweise um die Malerin Gabriele Münter, 1877-1962, die eine langjährige Beziehung zu Wassily Kandisky hatte.
Aber das deutet Judith Gruber-Rizy nur an, der Maler wird nur K. genannt, sie Ella-Gabriele oder eben Schwimmfüchslein, wie der Maler, seine Geliebte, der er nach seinen Willen zu formen versuchte und dann verließ, um eine andere zu heiraten, nannte und auch die anderen Beispiele von Künsterbeziehungen, werden, was ich für einen Nachteil halte, nur und mit Buchstaben statt mit dem Namen genannt. So daß ich gerne wüßte, wer der Nobelpreisträger um Mileva Maric ist? Das Venetiana oder Veza Magd, beziehungsweise Veronika Knecht mit Veza Canetti identisch ist, weiß ich inzwischen und ihr Nobelpreisträger, ist laut Judith Gruber mit ihr schmählich umgegangen und hat sie mit Anna Mahler, der Tochter von Alma und Gustav Mahler betrogen?
Auch das wird nur angedeutet und das Buch beginnt damit, daß Rosa, eine Schriftstellerin mit einem ungenannten Ehemann und einem Sohn namens David, mit denen sie zusammen lebt, sich von ihnen nicht trennen will, sich aber ungeliebt und einsam fühlt und offenbar nicht viele Gemeinsamkeiten hat, außer für den Sohn zu kochen und mit dem Mann gelegentlich in ein Konzert zu gehen, mit dem Zug von der Sommerwohnung, am 6. Dezember im Zug zurück nach W. reist.
Da findet sie ein Buch, das in einer altmodischen Hülle steckt, schaut es an, denkt darüber nach und steckt es, weil es offenbar niemand haben will, am Westbahnhof wahrscheinlich, ein und versteckt es dann verschämt in ihrer Nachttischladen und liest ein Jahr an der Beziehung zwischen der jungen Malerin und dem berühmten Russen, der ihr, verheiratet, die Ehe verspricht, sie versteckt, eine ihrer Ausstellungen, aber offenbar ihren Erfolg doch nicht verhindern kann und stellt Vergleiche zu sich selber an.
Rosa, die Schriftstellerin oder vielleicht doch nur Hausfrau, sie kocht und putzt und gießt die Blumen, während Sohn und Ehemann, offenbar ein Lehrer, zur Schule gehen. Sie ist von ihm aber nicht abhängig, sondern spekuliert an der Börse, weil sie von ihren Büchern nicht leben kann. Fühlt sich in ihrem Schreiben nicht ernst genommen, Mann und Sohn halten jedenfalls nicht viel davon, hat aber Freundinnen und Gleichgesinnte, hat Preise gewonnen, veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien, geht am Abend oft zu Lesungen und am Ende des Buches ist wieder Weihnachten, sie reist in die Sommerwohnung und beginnt ein Buch über das „Schwimmfüchslein“ zu schreiben.
Ein paarmal habe ich Judith Gruber Rizy aus dem Buch schon lesen gehört, beim Volksstimmefest, bei der Poet Night vielleicht und habe mir daher meine Vorstellungen darüber gemacht. Es wirft natürlich viele Fragen auf, eine ist wieder die nach der Autobiografie, denn Judith Gruber hat ja einen Sohn, eine Sommerwohnung und einen schreibenden Ehemann und ein Thema ist auch die Unterdrückung der Frau in Künstlerbeziehungen. Die in dem Buch erwähnten, sind eher aus dem Neunzehntenjahrhundert und die unterdrückten Frauen, die zum Teil ihre Selbständigkeit aufgaben und den Erfolg nicht hatten, während die Männer den Nobelpreis bekamen, waren Angehörige der Ober- oder zumindest einer Bildungsschicht und wie ist das heute, wo es das in dieser Form vielleicht nicht mehr so gibt?
Da werden von den Tausenden, die vielleicht auch malen, schreiben, musizieren wollen, zwanzig oder dreißig auf die Akademien aufgenommen. Der Rest kann inzwischen selber publizieren oder in Beiseln auftreten und hat da den Spott und die Häme und wird genauso übersehen, wie im neunzehnten Jahrhundert, wahrscheinlich die vielen Dienstmädchen, die gar nicht auf die Idee kamen, zu zeichnen, zu schreiben und zu malen und das betrifft ja auch mich, die ich das, aus keiner sehr priveligierten Schicht und keinem Künstlermilieu kommend, nach meiner Knödelakademiematura für mich ganz selbstverständlich zu machen begann und immer wieder hörte „Du bist nicht gut genug, hör damit auf, du schreibst zu viel, weil das ja niemanden interessiert!“ und das waren oft Frauen, die mich nicht im Literaturhaus, im Cafe Prückl etc, lesen ließen und das Lesetheater hat meine Werke auch noch nicht sehr oft aufgeführt und bei mir waren es nicht die berühmten Männer, die mein Schreiben verhindert haben.
Gibt der Alfred ja meine Bücher heraus, geht zu meinen Lesungen, fotografiert dort und seine Fotos sind sehr begehrt und werden immer wieder angefordert, während ich meine Bücher genauso trotzig seit 2000 selber mache, da war es auch der Alfred, der mich auf diese Idee brachte und seit sechs Jahren blogge, was auch nicht wirklich anzukommen scheint.
Das Thema Unterdrückung der Frau in Künstlerbeziehungen ist aber interessant, ich habe ja schon öfter geschrieben, daß ich mit Mitte zwanzig, als ich zu den Arbeitskreistreffen der schreibenden Frauen zur Valerie Szabo ging und mir ihr Mann die Hand küßte, naiv dachte, er würde mich jetzt fördern, später habe ich herausgefunden, daß er das bei seiner Frau auch nicht tat.
Judith Gruber Rizy lebt mit Helmut Rizy mit einem gleichfalls schreibenden Ehemann und von dem Paar Ernst JandlFriedericke Mayröcker habe ich auch schon gehört, daß sie in seinen Schatten gestanden ist und den „Büchner-Preis“ erst ein paar Jahre nach der Elfriede Jelinek bekommen hat.
Ein interessantes Thema also, aber das neunzehnte Jahrhundert ist mit dem einundzwanzigsten und seinen prekären Lebensverhältnissen wahrscheinlich nicht zu vergleichen und ich bin sowieso der Meinung, das jeder der möchte, schreiben, dichenten, komponieren soll, bin dabei aber auch in der Bloggerlandschaft, in die ich in den letzten Jahren ausgewichen bin, allein, höre ich da doch immer von der schlechten Qualität der Selbstpublisher und, daß man leider leider keine Zeit hätte, sich dafür zu interessieren, etc, es wird aber trotzdem sehr viel geschrieben.
Ob mehr als früher, weiß ich nicht und auch nicht, ob wirklich die Männer, die Frauen noch unterdrücken, gibt es inzwischen ja die Fräuleinwunder und sehr viele, sehr selbstbewußte schreibende Frauen, die sich auch gut zu vermarkten und zu vernetzen verstehen.
Die Zeiten haben sich geändert, bei den Stipendien und den großen Preisen werden aber wahrscheinlich immer noch die Männer bevorzugt, obwohl die einzige Nobelpreisträgerin, die wir haben, weiblich ist, was auch nicht zur Gänze stimmt, denn der schon erwähnte, ist ja irgendwie auch Österreich zuzuzählen, obwohl er in Bulgarien geboren wurde, in der Schweiz gestorben ist und ich mich erinnern kann, daß ich einmal Kurt Neumann fragte, ob er jetzt ein Österreicher oder Engländer ist und seine Antwort war, glaube ich, nicht so klar.

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