Literaturgefluester

2014-10-31

Edition exil entdeckt

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:46

Wieder eine „Edition Exil-Veranstaltung“ im Literaturhaus, die, wie Barbara Zwiefelhofer in ihrer Einleitung erwähnte, es jetzt schon sechs Jahre gibt, wo Christa Stippinger, die Seele des Verlags, neue Entdeckungen aus ihrer Schreibwerkstatt vorstellt, bzw. manche Preisträger des Exil-Literaturpreises präsentieren kann.
Vor zwei Jahren habe ich dort Ekatarina Heider kennengelernt, deren Erzählband auf meiner Leseliste auf mich wartet, voriges Jahr gab es, glaube ich, eine Konfusion mit den Terminen und heuer standen wieder einige junge Talente auf dem Programm, wo ich einige schon von der letzten Preisverleihung der Buch-Wien kannte und Christa Stippinger kenne ich vom „Arbeitskreis schreibender Frauen“, damals ist auch ihr Roman „Der Tschusch“ erschienen und mit „Kress“ hat sie beim „Max von der Grün Preis“ gewonnen, war dann im „Wespennest“ damit und wurde auch Opfer eines Plagiats im „Augustin“, das ich dann entdeckte. jetzt hat sie mir erzählt, hat sie keine Zeit mehr zum Schreiben, was ich persönlich sehr schade finde. Sie hat mit ihrer „Exil Edition“ aber einige Entdeckungen gemacht, Juliya Rabinowitsch, Dinev Dimitre, aber auch Seher Cakir, Susanne Gregor, Sina Tahayori etc.
Sie rühmt sich auch damit, daß sie anstrebt ihre Autoren und Autorinnen in größere Verlage zu bringen, die „Exil Preisverleihung“ findet inzwischen auf der „Buch Wien“ statt, ich finde es zwar schade, um das tolle Buffet, das es früher im Amerlinghaus gegeben hat, bin aber immer um fünf am Samstag bei der Buch-Wien zu finden und manchmal gehen sich auch die übrigen Edition Exil Veranstaltungen aus.
Da gibt es auch immer eine Jurorenlesung, die diesmal mit Susanne Greger, Sabine Gruber und Doron Rabinovici stattfindet und heute wurde als erste eine junge bulgarische Lyrikerin mit ihrem ersten Gedichtband „fremde geografien“ vorgestellt.
Antina Zlatkova wurde 1990 geboren, ist zum Studium nach Wien gekommen und hat für ihre Lesung, weil ja Haloween und Allerheiligen, Texte wo es um den Tod und das Sterben geht, ausgewählt.
Da Christa Stippinger immer so nett ist, mir die Bücher ihrer Edition zu schenken, werde ich das Vergrüngen haben, mich in die zweisprachige Ausgabe einlesen zu können.
Die meisten Texte wurde auf Deutsch geschrieben und von der jungen Autorin, die einen schönen schwarzen Zopf und eine sehr sympathische Ausstrahlung hatte, übersetzt, ein paar davon las sie auch in Bulgarisch, so daß man sich in die Sprache einhören konnte und dann folgte die Exilpreisträgerin von 2013 bzw 2014 denn Ljuba Arnautovic hat voriges Jahr den dritten und heuer den ersten Preis mit ihrerm Text „es dürfen ersatzstoffe verwendet werden“ gewonnen und die Biografie der 1954, in Kursk geborenen Autorin, die mit sechs Jahren nach Österreich gekommen ist, ist sehr interessant, nämlich Enkeltochter eines österreichischen Kommunisten, dessen Sohn mit seinem Bruder 1934 in die UDSSR verschickt wurde, zuerst Gast in einem Vorzeigekinderlager war, dann in dem Regime in Ungnade viel, zwölf Jahre in ein Arbeitslager kam und wieder zurück nach Österreich zog.
Davon handelt der Text, der mich sehr beeindruckte. Die Autorin ist Übersetzerin, arbeitet beim ORF und war, wie sie erzählte, sehr verkühlt. War aber doch gut zu verstehen und der dritte Autor, der 1987 in Rumänien in einer deutschsprachigen Familie geborene, Thomas Perle, dessen Vater Ungar ist, ist mit vier Jahren nach Deutschland gekommen, lebt jetzt in Österreich, ist Dramatiker und hat einen Text gelesen, der nächstes Jahr als Roman erscheinen soll.
„wir gingen weil alle gingen“, damit hat er, glaube ich, auch voriges Jahr gewonnen und interessant ist, daß er aus der Perspektive seiner älteren Schwester schreibt, die den Fall des Ceausescu-Regimme im Winter 1989 aus dem Fernsehen erlebte und dann wieder in das Dorf ihrer Kinderheit kommt.
Ich freue mich schon auf den Roman, werde inzwischen das Vorhandene lesen und es gab beim Wein auch sehr interessante Gespräche mit Christa Stippinger und einem Herrn, der sich für Erwin Rennert und Ruth Weiss interessierte.
Erwin Rennert, der ja inzwischen gestorben ist, habe ich durch Konstantin Kaiser kennengelernt, bzw. ihn zu der ersten „Freiheit des Wortes-Veranstaltung“, die ich 2001 noch im NIG organisierte, eingeladen. Er hat mir einige seiner Bücher, darunter auch den ersten Teil, seiner bei der „Edition Exil“ erschienen Autobiografie geschenkt und einmal auch bei meinem Geburtstagsfest gelesen. Die Publikationen der „Edition Exil“ sind also sehr interessant und ich bin schon sehr auf die Preisverleihung bei der „Buch Wien“ in zwei Wochen gespannt.

2014-10-30

Nanowrimo-Recherche

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:35

Den Donnerstag, weil keine Stunden und nur zur Mittag das wissenschaftliche Seminar im AKH geplant, einen Recherchetag machen und vielleicht auch das „Literaturgeflüster“ ein bißchen feiern, bzw. den Geldbetrag ausgeben, den ich mir Anfang Juli für meine „Sommermonatschreibwerkstatt“ bzw. die literarischen Recherchen, in ein Kuvert gesteckt habe, beziehungsweise den Rest davon, denn einiges habe ich inzwischen schon in chinesische Kleidung, einen Friseurbesuch, bzw. Cheesburger beim Mc Donald oder Kaffee und Kipferln ausgegeben.
Also nach der morgendlichen Lesestunde im Badezimmer und den Blogbetrag bezüglich Dietmar Füssels neuem Buch mit den zwei schwarzen Notizbüchern, die ich im Mai im Schrank gefunden habe, aufgebrochen und die Route war auch schon genau geplant. An den offenen Bücherkästen vorbei, ins AKH, das passte auch bestens, um zu recherchieren, wie sich eine Frau nach der Krebsdiagnose fühlt und dann über den Westbahnhof, wo es auch sehr viel zu sehen gibt, in die Hauptbücherei, denn da hat mich ja Hannes Hofbauer vom „Promedia Verlag“ zu einer Präsentation des Buches „Mythos Vorsorge“ eingeladen und weil ich zum Zeitpunkt der Einladung kein anderes Programm in meinem Kalender stehen hatte, habe ich gedacht, Gesundheit interessiert mich, vielleicht sollte ich da hingehen.
Dann fand ich daraus, daß ihm Theater am Petersplatz eine Diskussion der Elfriede Jelink-Gesellschaft stattfand und Ralph Klever hat mich ja am Montag zu der Präsentation seiner neuen Lyrikreihe am Brunnenmarkt eingeladen.
Da wollte ich eigentlich hingehen, aber dann bin ich am Dienstag mit dem „Schutzengelchen“ fertiggeworden, habe meinen „Nanowrimo-Artikel“ geschrieben, bzw. mir alles, was ich dafür brauche hergerichtet und beim Plotten gemerkt, daß eine Diskussion über die Vorsorgeuntersuchungen genau zum Thema passt.
Denn wieviel soll man sich medizinisch behandeln lassen, wenn einem die Krebsdiagnose trifft, ist ja ein Thema, das mich schon lange interessiert und ob zuviele Vorsorgeuntersuchungen nicht vielleicht mehr schaden, als sie nützen wird auch immer diskutiert.
Zuerst bin ich aber zum „Wortschatz“ gegangen und da lag Eugenie Kains, 2009 bei Otto Müller erschienener Erzählband „Schneckenkönig“ darin und die biografischen Angaben „lebt und arbeitet in Linz“ stimmen ja schon längst nicht mehr und das ist für den „Namen des Vaters“ vielleicht interessant.
Interessant ist auch, daß ich damals bei der Buchpräsentation war, wo Petra Messner ihre erste Einleitung machte und die ist ja auch an Krebs gestorben. Ich ging aber zum Mc Donald frühstücken, bzw. nahm ich mir den Käse Bacon Mc Toasts und den kleinen Cafe Latte in den kleinen Park in der Hofmühlgasse mit, um meine erste Eintragungen zu machen.
Mit dem Plotten der Veronika Geschichte bin ich inzwischen schon sehr weit gekommen und es geht damit, glaube ich, auch sehr gut, zumindest scheint mir dabei das meiste nicht, wie es mir sonst oft passiert, unlogisch zu sein, ich habe die Personen, einen ungefähren Handlungsverlauf und einige Szenen grob aufnotiert, für fünfzigtausend Worte reicht das sicher nicht und wie genau sich das entwickeln wird, weiß ich ebenfalls noch nicht genau, aber die ersten Szenen stehen und können von mir am Sanmstag dem 1. November begonnen werden.
Ich ging nach dem zweiten Frühstück und dem Kauf einer Tafel Schokolade in der Schokothek in der Mariahilferstraße zum anderen Bücherkasten und da hatte gerade ein Krimifan seine neuesten Krimis abgelegt und so habe ich jetzt ungefähr das zu lesen, was auch bei dem Krimifestival im Schauspielhaus zu hören war, einen Krimi von Beate Maxian, einen von Herbert Dutzler und Bernhard Barta hat auch einen beigesteuert.
Im klinischen Mittag ging es über evidentbasierte Theapie bei affektiven Störungen, das hat mir bei meinem Plot nicht sehr weitergeholfen, wohl aber die zwei Stunden in dem ich vorher im Haupthaus herumgelaufen, bzw. in der Lobby gesessen bin und dem geschäftigen Treiben in einem Großspital zugesehen habe.
Nach dem Seminar bin ich dann nicht nach Hause gegangen, sondern weiter recherchieren am Westbahnhof, wo die Atmosphäre ein wenig hektisch war, aber auch interessant sein könnte, denn, daß man nach einer Krebsdiagnose vielleicht eine Reise macht, um seiner Krankheit davon zu laufen klingt irgendwie ganz logisch, ich ging aber in die Hauptbücherie zurück, wo es interessante Ausstellungen gab und ich in der Zeitschrift „News“ lesen konnte, daß sich sowohl Lotte Ingrisch, als auch Prof Giselheer Guttmann unter dem ich ja Psychologie studierte, für die aktive Sterbehilfe einsetzen. Das ist ein Thema das im Herbst plötzlich hochgeschwabbt ist, was ich mit meinem Roman aber eigentlich nicht ausdrücken will, denn die Veronika wird höchstwahrscheinlich ganz natürlich sterben und sich weder von ihrem Ex-mann ersticken lassen oder in die Schweiz reisen, sondern sich wenn möglich von ihrem Hausarzt Morphium versorgen lassen und sich ansonsten von ihrem Leben allmählich zurück ziehen und sie wird, das habe ich auch inzwischen erplottet, dabei alleine sein, denn die Tochter Paula ist inzwischen mit ihrem wiedergefundenen Freund und ihrer Down-Diagnose auf Erholungsreise in Italien, aber den ehemaligen Nachbarn Hubert Fabian wird es ge ben und die esotherische Freundin Susi Reiter und natürlich den Dr. Harald Doppevlreither, bei dem sie die Patientenfügung erstellte.
Die soziologische Komponente in der Hauptbücherei ist auch immer ganz interessant, denn in der Leseecke sitzen und schlafen die Sandler, die Securitys sollen sie eigentlich aufwecken, hielten sich diesmal zurück und auf einem Tisch lagen die Adressen der Notschlafstellen auf und einer der Sandler verhielt sich auch besonders auffällig, das heißt er schrie und schimpfte „Ich bin ein Archloch“ und noch anderes, was man sowohl als frauen- als auch ausländerfeindlich bezeichnen könnte, mich störte er dabei zwar beim Lesen, es ging aber ohnehin bald in den Veranstaltungsaal hinaus und da war interessant, daß die Diskussion mit dem Autor, Martin Schenk, einem Herrn von der SVA und einer Ärztin, lange nicht so kritisch war, wie ich eigentlich dachte, denn die SVA ist ja für die Vorsorgeuntersuchungen und reduziert den Selbstkostenanteil, wenn man mit einem Arzt seine Gesundheitsziele festliegt und ich dachte erstens, das kann ich selber und zweitens, daß genau das in Frage gestellt werden sollte. Es wurde aber eher diskutiert, daß die Armen schlechtere Chancen haben gesund zu bleiben, etwas, was eine Dame im Publikum wieder in Frage stellte und ein Herr, der vielleicht psychisch auffällig zu sein schien, schrie immer etwas hinein, was eigentlich wissenschaftlich nicht sehr haltbar war, von der Diskussionsleiterin aber immer elegant umschifft wurde, nachher gab es Wein und Wasser, obwohl man bei den Gesundenuntersuchungen auch seinen Alkoholgenuß in Frage stellen soll, die Realistät ist aber immer etwas anders und auch ein sehr gutes Knabbergebäck und ich werde morgen meine Abrechnung machen, am Weltspartag meine ehemalige Bankfiliale in den neuen Räumen besuchen und dann ab Mitternacht frisch und fröhlich mit dem Nanwowrimo beginnen, für den ich jetzt schon so schön und gründlich recherchiert und geplottet habe.

Familienaufstellung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:23

Kriegsfamiliengeschichten bei den „Textvorstellungen“ mit Angelika Reitzer in der „Alten Schmiede“, die sich von den eher experimentellen Texten, den Realisten zuzuwenden scheint, obwohl der Debutroman, der 1990 geborenen Theodora Bauer „Das Fell der Tante Meri“, den ich gerne lesen würde und der mir auch von Andrea Stift versprochen wurde, eher der Kategorie der jungen österreichischen Sprachtalente zuzuschreiben zu sein scheint.
Ich sehe die Autorin ja immer bei diversen literarischen Veranstaltungen, sie ist in verschiedenen Schreibgruppen, wie die, die sich in der „Gesellschaft für Literatur“ präsentiert und ihr Roman wurde auch einmal auf Anna Jellers Facebookseite vorgestellt.
Eine richtige Vorstellung hatte ich trotz der Einführung der berühmten Buchhändlerin offenbar doch nicht so bekommen, scheint der Roman doch sehr vielschichtig zu sein und nicht nur um die Erbschaft zu gehen, die der Ferdl von der Tante Meri in Chile macht.
Es gibt zwei Zeitebenen, die letzten zwei Kriegsjahre und dann die Achtzigerjahre mit der Waldheim-Geschichte.
Die junge Autorin, die ein Gipsbein hatte, hat zwei Kapitel daraus gelesen, das zweite, wo eine Anni, eine Friseurin, zu dem Rapidspiel ihres Bruders ins Hütteldorfer Stadion fährt, dabei die Bekanntschaft eines Soldaten macht und dann noch einen hohen Nazifunktionär kennenlernt und dann den Beginn mit dem Ferdl als Protagonisten, der mit seiner Mutter und der Tante Meri Weihnachten feiert. Der Christbaum steht im kalten Vorhaus, die Mutter zerstreitet sich mit der Tante und verschwindet und der Ferdi trinkt sich mit Tee mit Rum an und speibt dann in den Garten.
Die Sprache ist sehr einfach, direkt, fast umgangssprachlich, wie Angelika Reitzer in ihrer Einleitung betonte und es geht, wie die Autorin erklärte, um das Verdrängen, der Nazivergangenheit, die in den Achtzigerjahren durch die Waldheimgeschichte wieder hochkam, so daß es dem Ferdl, als er in Chile die Naziuniform seines ihm bisher unbekannten Vaters findet, nicht mehr so gelingt.
Die zweite Leserin und ihre Familiengeschichte ist eine mir bekannte, nämlich Ruth Aspöcks „Der Krieg nach dem Frieden“, von Angelika Reitzer als Familienmonolog bezeichnet, daß mir die autobiografischen Anteile dabei auffielen, habe ich schon geschrieben. Die Ruth hat diesmal besonders die Rosa, Ursula Marie Stellen ausgewählt, die auf den Mißbrauch Rosas durch den Vater hinwiesen.
Angelika Reitzer wunderte sich in der Diskussion, daß die Töchter dem Vater trotzdem liebevolles Andenken bewahrten, wunderte sich auch über das „gemeinsame“ Kind der beiden Schwestern. Rosa zieht ja Ursulas Sohn auf und fragte nach dessen eventueller Schädigung und die Ruth erklärte, daß es ihr in dem Buch darum ging, die Beschädigungen zu zeigen, die der Krieg an den damals lebenden Menschen hinterlassen hat.
Der dritte Text des 1949 geborenen Malers und Restaurators Max Kübeck ist seine autobiografische Familiengeschichte, die er selber, obwohl bei „Czernin“ erschienen, für nicht biografisch hält, sondern die Biografie seiner Familie schrieb, weil es schon einige solcher gab, mit denen er nicht zufrieden ist und die beginnt tatsächlich mit einer Familienaufstellung, wo der Protagonist, seine Eltern und seine fünf Brüder aufzustellen hat und in die Vergangenheit seines Vaters Stefan Maria zurückgeht, der 1942 wegen Homosexualität in Gestapohaft saß. Daß er aus einer aristrokratischen Familien stammte, war ihm fast peinlich, der Therapeutin gegenüber zuzugeben.
Die „Alte Schmiede“ auch gut besucht, mit einigen bekannten und auch unbekannten Gesichtern und es sicherlich sehr spannend in die Familiengeheimnisse der Kriegs-und Nachkriegszeit einzutauchen und manche Leichen beziehungsweise Uniformen in den Kellern und Kästen zu finden.

2014-10-29

Ullstein Roman

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:30

Romane über Verlage, beziehungsweise über den Literaturbetrieb interessieren mich ja immer sehr und, daß da am Dienstag im Literaturhaus ein ganz besonderes Programm angeboten wird, bin ich erst später daraufgekommen.
Zuerst habe ich mir nur die Veranstaltung angestrichen und in meinem Kalender eingetragen.
Aha, eine Buchpräsentation, warum nicht, Bücher sind ja interessant, dann habe ich im „Wochenend-Standard“ von einem bei „Jung und Jung“ erschienenen Atlas gelesen, wo berühmte österreichische Autoren einen Text zu ihrem Lieblingsort geschrieben haben, der ebenfalls am Dienstag in der Hauptbücherei präsentiert wurde. Vielleicht sollte ich dorthin gehen, habe ich gedacht, das Literaturhausprogramm in die Hand gekommen und erst jetzt registriert, daß da erstens ein Roman über das „Ullstein-Verlagsimperium“ präsentiert wird und, daß zweites der Autor, der Wiener Journalist und Schriftsteller Stefan Großmann, schon 1035 gestorben ist und der Roman erst jetzt im „Verlag für Berlin Brandenburg“ erschienen ist.
Also eigentlich eine Sensation und eine Veranstaltung der „Exil-Bibliothek“.
Das Sten Nadolny vor ungefähr zehn Jahren einen „Ullstein-Roman“ herausgegeben hat, war mir bekannt, habe ich ihn daraus doch in Leipzig einmal lesen gehört.
Also erst einmal über den 1985 geborenen Autor nachgegooglet und dann, nach dem ich am Nachmittag mein „Schutzengelchen“ beendet und alles schon für den „Nanowrimo“ vorbereitet habe, hingegangen.
Ursula Seeber leitete ein und stellte vor und vier ältere Herren am Podium bzw. in der für sie reservierten ersten Reihe. Der Herausgeber Erhard Schütz hat an der Humboldt Universität gelehrt und erzählte zuerst kurz etwas über Stefan Großmann, der aus einer verarmten jüdischen Familie stammte, ein radikaler Sozialist wurde, nach Berlin ging, wo dann allmählich die Nazis kamen, ein paar Bücher schrieb und eine Zeitschrift, das „Das Tage Buch“ gründete. 1933 mußte er sehr krank nach Wien flüchten, wo er den Ullstein-Roman „Wir können warten“ schrieb, aber nicht wirklich vollendete und auch nicht veröffnetlichen konnte.
Das hat jetzt Erhard Schütz für ihn getan und Alexander Strobele hat daraus gelesen.
Es beginnt 1928 und zeigt, was bis zur Machtübernahme mit dem Verlagsimperium geschah, das von fünf Brüdern gleitet wurde, die untereinander zerstritten waren und gegen den ältesten Bruder, der eine junge Frau, ein Fräulein Doktor, heiraten wollte, intrigierten.
Es ist ein Schlüßelroman, das heißt es gibt sechs Brüder, ansonsten blieb aber alles ziemlich gleich und war auch sehr spannend, wie ein Pastor im Verlag anheuern wollte, auf die Strümpfe der jungen Frau starrte und der sechzigjährige Fritz schon fast als senil erklärte wurde.
Es gibt noch eine zweite Liebesgeschichte, zwischen einem guten Deutschen und einer jüdischen Sekretärin, die sich aufeinander zu warten versprechen, bis der Spuk, der dann ja sehr lange gedauert hat, vorbei war. Daran knüpfte sich eine Diskussion mit dem Herausgeber, Murray Hall und Hermann Schlösser, die ein bißchen was zum Verlagsimperium erklärten.
Der Verlag hat auch Schnittmuster und Zeitungen herausgegeben, bei den Büchern Vicky Baum gefördert und herausgebracht.
Ihr erster Roman war die „Stud. chem. Helene Wilführ“, der zweite dann schon „Menschen im Hotel“, das mit der Garbo verfilmt wurde.
Ursula Seeber erwähnte dann, daß in der letzten Zeit vieles wieder aufgelegt wurde, so zum Beispiel Gina Kaus, die nächste Woche im Literaturhaus vorgestellt wird oder Lili Grün, die bei der „Hot List der Independent Verlage“ gewonnen hat.
Nachher gab es wieder Wein und ich bin mit Ilier Ferrir ins Gespräch gekommen, der bei der Edition Atelier verlegt, die, wie er mir erklärte auch eine Biografie von Stefan Grossmann herausgebracht hat.

2014-10-28

Nanowrimo-Pläne

Filed under: Uncategorized — jancak @ 17:26

20141028-235924

Ich bin, hurrah, hurra, am Dienstagnachmittag zeitgerecht mit dem Korrigieren des „Schutzengelchens“ fertig geworden und habe jetzt Zeit bis Samstagfrüh oder Freitag nach Mitternacht mich auf „Im Namen des Vaters“ vorzubereiten.
Ein bißchen vorausplotten vielleicht, damit ich dann schwungvoll in den Text einsteigen kann, denn der November, das ist schon wieder klar, wird bei mir ein sehr verplanter Monat werden, gibt es da ja mein Geburtstagsfest, die „Literatur im Herbst“, die „Alpha-Literaturgala“, die „Buch-Wien“ und vier Tage nach Ungarn fahren wir auch wieder, da kann ich zwar im Bad tippen, wenn mich die alten Herren nicht empört anblinzeln oder mir auch vom Wellneßbad ein paar Inspirationen holen, denn vielleicht besucht die Veronika Sieberer auch ein solches, um sich von ihrer Schockdiagnose zu erholen.
Um meine Leser nicht zu verwirren, zur Vorgeschichte, ich habe im Sommer ja, als ich mittendrin beim Schreiben des „Schutzengelchens“, das ursprünglich „Innere Stadt“ heißen sollte, Ernst Lothars „Die Mühle der Gerechtigkeit“ gelesen und da geht es, in den Dreißigerjahren geschrieben, um Sterbehilfe, die ein konservativer Salzburger Obergerichtsrat seiner Frau Pauline leistet und da habe ich gedacht, darüber will ich auch schreiben, denn das ist ja ein Thema, das mich interessiert.
Also ein paar Notizen gemacht und mich auch, bevor wir ins Elsaß gefahren sind, ein bißchen bei den Schweizer Sterbehilfe vereinen umgesehen.
Nach meiner Rückkehr weitergeschrieben und im September und im Oktober mehr oder weniger lustlos an den sechzig Seiten korrigiert, denn da kommt da bald das Demotivationsteufelchen, das mir ins Ohr flüstert „Wozu tust du dir das an, das interessiert ja ohnehin keinen!“ oder „Schreib nicht soviel, wie der Alfred, der ja noch die „Anna“ buchfertig setzen muß, immer sagt.
Daß ich zuviel schreibe, glaubt mir zwar die Literarmechana ohnehin nicht, aber die die bezieht sich da wohl auf die fehlenden Verlagspublikationen, denn „Eigenverlag, ne das wollen wir nicht!“, scheint man in Wien immer noch zu schreien, während die Frankfurt die Selbstpublisher schon eine ganze Halle füllten.
Aber zurück zum Thema, daß ich die „Veronika“, so wird meine Heldin heißen, wenn es sich ausgeht, im November im Rahmen des Nanowrimo schreibe, mar mir schon im Sommer klar und das ist jetzt das vierte Mal, daß ich da mitmache.
Das erste Mal habe ich 2009 die „Heimsuchung“ geschrieben und das war auch das einzige Mal ohne schummeln, wo ich am ersten November ziemlich plottlos angefangen habe und dann auch schon viel früher fertig wurde, ich bin eben eine Schnelle.
Die nächsten zwei Jahre habe ich dann ausgesetzt, beziehungsweise gerade an meinen jeweiligen Arbeiten korrigiert.
2012 habe ich mit dem „Zum Sterben sollte man zu Hause sein“ auch schon ein bißchen früher angefangen und dann den Rest in ein paar Tagen hingeschrieben, so daß ich bei meinem Geburtstagsfest schon fertig war.
Mit der „Brüderschaft“ ging es mir ähnlich, da hatte ich auch schon einige Szenen, die ich auch im Writersstudio und in Roberts Schreibegruppe vorgeschrieben hatte, dann war ich sehr schnell fertig mit der Geschichte, aber nicht mit den fünfzigtausend Worten, die habe ich dann in Bük im Bad aufgefüllt.
Aber heuer hat es so ausgesehen, als würde ich am Samstag das lustlose Korrigieren des „Schutzengelchens“ unterbrechen, die Geschichte liegenlassen und mit dem Neuen anfangen, so wie ich es schon 2009 machte. Da war ich mit der „Sophie Hungers“, glaube ich, auch nicht ganz fertig.
Daß ich nicht schon wieder den halben Roman vorausgeschrieben habe, freut mich zwar, denn ich bin ja eigentlich keine Schummlerin, obwohl das beim Nanowrimo, wo man ohnehin nichts gewinnen kann, nichts macht, aber trotzdem. Einmal einen etwas langsameren Schreibverlauf zusammenzubekommen, wär auch ganz schön, wenn ich aber zusehr unterbreche und dann am Samstag ins kalte Wasser hüpfe, ist das auch nicht gut, denn sehr viel Zeit werde ich wegen der anderen Aktitivtäten für das Plotten nicht haben.
Aber jetzt geht sich das alles schön aus. Ich habe vorhin ein bißchen in meinem schwarzen Buch geblättert und auch was dazugeschrieben, denn ein wenig habe ich schon geschummelt, bzw. bei den letzten zwei Schreibtreff bzw. beim Writersstudio was vorausgeschrieben. Das gibt es allerdings nur mit der Hand, in den Computer fange ich erst am Samstag zu tippen an und da habe ich mit dem Gang auf die Gloriette begonnen, weil im September ja „Herbst“ das Thema war.
Jetzt denke ich, ich sollte mich mehr an die Vorlage halten und mit einem Zusammenbruch der Heldin beginnen. Die Veronika, circa 56, freie Onlinejournalistin, geschiebden, Mutter der dreißigjährigen Paula, die gerade schwanger ist und vielleicht eine Down-Diagnose bekommt, bricht bei einem Kongreß zusammen, geht zum Hausarzt Dr. Doppelreither, dann ins AKH, die sagen „Schnell schnell, operieren, bestrahlen, sonst nur noch drei Monate Lebenszeit!“, sie trifft sich mit der Paula, die ihr von ihrer Schwangerschaft erzählt, die informiert den Vater, Robert Sieberer, 62, Chemiker, Pharmareferent, der mit einer alternativen Krankenschwester namens Gerda verheiratet ist oder zusammenlebt, der drängt auch. Veronika läßt sich aber nicht drängen, macht ihre Patientenverfügung und freundet sich mit ihren Nachbarn an, der kürzlich in seine Seniorenresidenz übersiedelte und jetzt verloren vor der Haustür steht.
So weit, so what, ein bißchen muß ich aufaßassen, daß mich nicht mit „Und Trotzdem“ wiederhole, denn da geht es auch um eine Krebsdiagnose und jetzt habe ich noch drei Tage zum Recherchieren, bzw. zum Feiern meines „Literaturgeflüsterpreises“, da könnte ich mir ja ein paar schöne Tage machen, bzw. ein bißchen recherchieren. Am Donnerstag gehe ich ohnehin ins AKH, da kann ich mich ja wieder in die Lobby setzen und einen Gesundheitsvortrag gibt es am Abend in der Hauptbücherei auch, den ich mir vielleicht anhören könnte und dann am Samstag auf die Plätze, fertig los!
Der Alfred lächelt zwar ein bißchen über den Nanowrimo und meint, fünfzigtausend Anschläge könnte auch ein Affe zusammenbringen und ich bin über das Losschreiben auch hinaus. Denn daß ich das kann, habe ich schon dreimal bewiesen, bei mir wäre das Zeitlassen wahrscheinlich das wichtigere Thema, ein Jahr für einen Roman, so habe ich ja den letzten Nanowrimo begonnen und nicht eingehalten. Aber ich kann ja im November einen Grobplot in fünfzigtausend Worten hinschmeißen, wenn mich die die anderen Aktivitäten dazu kommen lassen und dann ab Dezember, solange ich brauche, in Ruhe weiterarbeiten und dazwischen die „Anna“ und das „Schutzengelchen lektorieren, wenn mir der Alfred die Texte dazu gibt.
Und ein weiteres Hurrah, der 1.995 bzw. 2.009 Artikel, ich habe zwei unterschiedliche Zählwerke, ist das auch.

2014-10-27

Priessnitzpreis an Robert Prosser

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:48

Ich bin ja eine Freundin des „Reinhard Priessnitz Preises“, der den Namen des am 5. Nobvember 1985 verstorbenen österreichischen Autors Reinhard Priessnitz trägt, den es seit 1994 gibt, der vom BUMUK gestiftet wurde und der von Robert Schindel und Gustav Ernst an jüngere, meist experimentelle Autoren und Autorinnen mit einer Ausnahme, 1997 hat ihn die Journalistin Lotte Podgornik bekommen, im Literaturhaus vergeben wird.
Seit 1998, wo ihn Sabine Gruber bekommen hat, gehe ich, glaube ich, zu den Preisverleihungen und seit 2008 blogge ich darüber, so daß man in meinen Archiv schon einiges nachlesen kann.
Angelika Reitzer, Michael Hammerschmid, Andrea Winkler, Richard Obermayr, Judith Nika Pfeifer, Anna Weidenholzer und heuer der 1983 in Tirol geborene Robert Prosser, dessen literarischen Werdegang man, glaube ich, auch ganz gut in meinem Blog verfolgen kann.
2009 war er mit Cornelia Travinec, der ich ja auch einmal dieses Preis voraussagte und Clemens J. Setz auf der Titelseite der Zeitschrift „Buchkultur“ als Vertreter des jungen literarischen Lebens Österreich, da ist auch sein erster Band „Strom“ ausufernde Prosa erschienen. Ich war bei der Präsentation in der „Gesellschaft für Literatur“, dann kam „Feuerwerk“ und zuletzt „Geister und Tatoos“, alles bei „Klever“ erschienen und nun der „Reinhard Priessnitz Preis“.
Ein paar junge Leute im Literaturhaus, Robert Huez leitete ein, Gustav Ernst sprach ein paar Worte und kündigte die tiefgreifende Rede des Literaturkritikers Anton Thuswaldner an und der begann dann auch mit „Hundert Jahre Einsamkeit“ und Günther Grass, bevor er zum Preisträger wechselte.
Ist „Geister und Tatoo“ ein Roman, was ich sowohl in der „Kolik Lounge“, als auch in der „Alten Schmiede“ hörte? Das ist wohl die Gretchenfrage. Anton Thuswalder bezeichnete auch „Feuerwerk“ als solchen.
Die ausufernde Prosa ließ er ausufernd sein und er gratulierte auch dem Preisträger, dem es gelingt. die Sprachkritik mit dem Erzählen zu verbinden. Und Robert Prosser der mit Hipp Hopp und Poetryelementen, wie auch in der Begründung nachzulesen ist, begann, ist als politischer Autor zu verstehen, spielt „Geister und Tatoos“ Roman oder nicht,ja im ehemaligen Kriegsgebiet im Kaukasus und handelt von den Ritualen in den Gefängnissen.
Robert Prosser hat den Kaukasus, um zu recherchieren zweimal bereist und las sich, nach dem er seinen Preis und die „Priessnitz-Bücher“ statt den Blumen erhalten hat, durch sein Werk. Begann mit der ausufernden Prosa, wechselte zu den Taxifahrern hinüber, die auf ihren Armen „Leipzig“ eintätowiert haben, weil sie dort zu Zeiten der Udssr stationiert waren und gab dann einen Einblick in sein Work of Progress, das in Tuzla spielt, wo er die Graffitisszene interviewte.
Spannend, spannend und sehr interessant, der Einblick in die aktuelle österreichische Literaturszene. Nachher gab es wieder was zu Trinken, Smalltalk und Gespräche, wo ich mich länger mit Gustav Ernst und Ralph Klever unterhalten habe, der das Gespräch auf den „Alpha Literaturpreis“ brachte, wo er ja mit Daniel Wisser nominiert ist und mir von einer großen Bestellung erzählte, die er dorthin liefert wird und am Donnerstag gibt es eine „Klever Veranstaltung“ am Brunnenmarkt, wo, glaube ich, auch Michael Hammerschmid liest.

2014-10-26

Die Glasglocke

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:41

Eine Geschichte einer Depression, Psychose aus dem Jahr 1953, dem Sommer wo ich geboren wurde, wahrscheinlich auch die Geschichte, der 1932 geborenen amerikanischen Lyrikerin Sylvia Plath, die den halbautobiografischen Roman, 1963 unter dem Pseudonym Victoria Lucas veröffentlichte und sich kurz darauf das Leben nahm.
Mit dem Roman hat sie die Frauenbewegung posthum berühmt gemacht, ich habe ihn vor einem Jahr im Schrank gefunden, da gab es auch eine Neuübersetzung. Ich habe die „Suhrkamp Ausgabe“ von von 1997 gelesen und bin wieder in das Amerika der Fünfzigerjahre hineingekippt.
Richard Ford hat in „Kanada“ von dem Kleinstadtleben um 1960 geschrieben.
Die bislang sehr erfolgreiche College Studentin Esther Greenwood, gewinnt 1953 zusammen mit elf anderen Studentinnen ein Stipendium einer Modezeitschrift, wo sie ein Monat lang dort, in New York hospitieren, in einem Frauenhotel wohnen darf und von Party zu Party, Empfang zu Empfang herumgereicht wird.
So beginnt die Ich-Erzählung und Sylvia Plath ist, kann man in „Wikipedia“ nachlesen, etwas Ähnliches passiert.
Im Klappentext steht von einem Mißgeschick nach dem anderen, das dann sehr komisch wäre und als schwarzer Humor interpretiert werden könnte.
Das habe ich, glaube ich, anders gelesen. Die Neunzehnjährige ist noch sehr unsicher, müht sich ab mit ihrer Sexualität, bemüht sich, sich entjunfgern zu lassen. Das ist aber nicht ganz so einfach in einer Zeit, wo es keine Empfängnisverhütung gibt und man wahrscheinlich auch nicht so genau weiß, wie und wann man jetzt schwanger werden kann, man aber nachher sicher als gefallenes Mädchen gilt.
Es gibt aber auch einen fast Verlobten einen Buddy, einen an TBC erkrankten Medizinstudentin, aber den mag Ester nicht mehr, seit sie erfahren, hat, daß er kein „Jungmann“ mehr ist, Männer dürfen das zwar eher als die Mädchen, sie will aber keinen Heuchler.
In New York werden die begabten jungen Mädchen von Empfang zu Empfang herumchauffiert, posieren dort zwischen den Buffets und als sie dann die Avocados mit den Krabbensalat essen, erleiden sie eine Lebensmittelvergiftung, müssen am Klo kotzend von der Hotelkrankenschwester eingesammelt werden und bekommen vom Verlag als Entschädigung, damit sie nicht klagen, einen Band der besten amerikanischen Kurzgeschichten geschenkt.
Das ist vielleicht komisch. Esther füllt sich aber sicher nicht so, sondern wird immer verwirrter, gleitet in eine Depression oder Psychose ab, weiß, als man sie beim Abschiedsfoto fragt, was sie werden will, das nicht mehr so genau, obwohl sie ja Dichterin oder Lektorin oder Universitätsprofessorin werden wollte und wenn sie heimkommt in ihr Nest schon ein Schreibworkshop auf sie wartet.
So wirft sie all ihre schöne New-York Garderobe, die Abendkleider, die Handtaschen und die Schühchen aus dem Fenster und fährt mit einem geborgten Dirndlrock und einer weißer Bluse einer Freundin heim, die Mutter, eine Stenografielehrerin, erwartet sie am Bahnhof und sagt „Leider ist es mit dem Workshop nichts geworden!“
Das ist offenbar das amerikanische System, wo die Studenten im Sommer Sommerkurse machten oder Ferienjobs, damit sie fürs nächste Jahr ein Stipenddium bekommen. Ester hat auch eine prominente Förderin, eine bekannte Dichterin, die ihr das Studium bezahlt. Sie sitzt aber die nächste Zeit zu Hause, will nicht Deutsch oder Steno lernen und auch nicht in einen anderen Kurs. Sie will zwar einen Roman schreiben, aber da fällt ihr nichts ein, und so verbringt sie die nächste Zeit, ohne sich anzuziehen und sich zu waschen, weil das ja sinnlos ist und schlafen kann sie ebenfalls nicht, bis sie die Mutter zu einer verwandten Ärztin und die sie zu einem Psychiater schickt.
Der macht natürlich Elektroschocks, Ester ist entsetzt und flieht und so geht es noch einige Zeit dahin, bis sie sich versucht sich umzubringen und dann zuerst auf die normale städitische Psychiatrie kommt, danach auf Vermittlung ihrer Mentorin in eine bessere Privatklinik. Dort hat sie zwar eine verständisvolle Ärztin, bekommt aber auch Schocks und wird dann entlassen.
So endet das Buch, Sylvia Plath ist das 1953 ebenfalls passiert, dann hat sie einen Schriftsteller geheiratet, zwei Kinder bekommen, war dann noch noch einmal in der Psychiatrie, bevor sie die „Glasglocke“, der Titel kommt vom sich abkapseln von der Umwelt und das sich zurückziehen in sein Kokon, schrieb und sich im Februar 1963 mit Schlaftabletten unter den Gashahn legte, während die Kinder im Nebenzimmer schliefen.
Das Buch ist jetzt ein Kultbuch, an dem ich bisher ehrfürchtig vorbeigegangen bin und wohl auch falsche Vorstellungen von abgehobenen Experimentalstil ala Joyce oder so hatte, jetzt hat es mich sehr beeindruckt, denn so habe ich auch die Psychosen meiner Freundinnen und Bekannten in den Siebzigerjahren erlebt, bzw. war ich da auch öfter bei den Psychiatrievorlesungen der Klinik, wo Patienten vorgestellt wurden.
Es erinnert mich ein wenig an Grace Metalious die ja vielleicht eine ähnliche Karriere hatte und die Bachmann fällt mir ein, ist ja 1953 auch am Titelbild des „Spiegels“ gestanden und als Fräuleinwunder berühmt geworden. Sie wurde 1973 ein Opfer des öffentlichen Druck oder ihres Medikamentenkonsums, wenn man das so sagen will, Grace Metalious hat ihren Erfolg auch nicht ausgehalten und Sylvia PlatH hat von ihren, ähnlich wie Kafka wohl nicht mitbekommen. Hertha Kräftner könnte man als österreichisches Vergleichschicksal, einer jugendlichen Begabung mit frühen Selbstmord, auch noch anführen.
Ein interessanter Roman auf jeden Fall, den ich empfehlen kann und bezüglich der Neuübersetzung, zu der jetzt wahrscheinlich alle greifen und die alte Ausgabe in den Mistkübel oder Bücherschrank werfen ist zu sagen, daß ich einmal über die Veränderungen diskutierte.
Die englische Ausgabe bleibt immer gleich, nur in den anderen Sprachen lesen wir alle zwanzig Jahre etwas anderes, was irgendwie auch ein wenig seltsam ist und ich bin sicher, daß das Wort „Neger“ dem Ester auf der Klinik begegnet, inzwischen durch Afro-oder Schwarzafrikaner ersetzt wurde, weil man so etwas nicht mehr sagen darf, in Sylvia Plaths Sprachgebrauch war es aber völlig normal.
Dafür dürfte nicht mehr soviel mit Elektroschocks behandelt werden und wie man die Empfängnis verhütet ist wahrscheinlich auch allgemeiner bekannt, dafür haben die amerikanische Jugendlichen, wie ich kürzlich gelesen habe, andere Probleme. Sie dürfen nicht mehr auf die Straße und müßen sich mit ihren Freunden über Tweets und Twitter austauschen. Schreibakademien wird es aber geben. Die begabtesten Studenten und Studentinnen werden Stipendien bekommen, und die anderen so beim Nanowrimo mitmachen und ihre Romae, Gedichte, etc bei „Amazon“ verlegen.

2014-10-25

Es ist kompliziert

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:55

„Das Leben der Teenager in sozialen Netzwerken“, wie der Titel der bei „Redline“ erschienenen Buchs von Danah Boyd, die als Forscherin für „Microsoft Research“ arbeitet und amerikanische Jugendliche zu ihrem Internetverhalten befragte, lautet.
„Ein interessantes Buch!“, habe ich gedacht, denn als über Sechzigjährige „Digital Naive“, die um sich herum ständig über den Gefahren der Internetüberwachung hört und mit den Warnungen umgehen muß, ob und wie weit man mit seine Daten in das Netz gehen soll?, ist es sicherlich interessant, statistisches Wissen zu erhalten und wurde insofern enttäuscht, weil es in dem Buch um den amerikanischen Way of live von Jugendlichen geht und das ist sehr interessant, weil der offenbar sehr anders als, der unsere ist und ich einiges erfahren habe, was ich noch nicht wußte.
Das Buch ist mit einem ausführlichen Anhang in acht Kapitel gegliedert, wie „Warum wirken Jugendliche online so merkwürdig“, „Warum teilen Jugendliche alles der Öffentlichkeit mit“, „Internetsucht“, „Gefahrenquellen“, „Cybermobbing“ „Ungleichheit“ und „Internetkompetenz“ und Danah Boyd, eine junge hübsche Frau, wie man auf ihrem Foto am Klappentext sieht, springt auch gleich hinein in das Medias Res oder in das amerikanische Leben und erklärt scheinbar nebenbei, wenn sie die Ansichten ihrer Interviewpartner zitiert, einiges von den Unterschieden des amerikanischen Lebens, bei dem für mich sehr überraschend war, daß es ein Klima der Angst sein dürfte.
Eltern, Staat und Gesetze wollen die Jugendlichen vor möglichen Gefahren, wie Entführung und Vergewaltigung beschützen und so haben sie sie vom Öffentlichen Leben weitegehend verdrängt, etwas, das ich so nicht wußte, weil es bei uns (noch) weitgehend anders ist.
Es gibt Ausgangsbeschränkungen und Sperrzonen, Jugendlichen dürfen sich auch nicht in Einkaufszentren aufhalten, weil das private Zonen sind und nicht in Parks, weil so gefährlich und weil die Schulen von den Wohnorten sehr weit auseinanderliegen, kennen sie auch keinen in ihren Vierteln. Mit dem Rad kann man nicht fahren und nicht zu Fuß zur Schule gehen, weil man zwei Stunden dazu braucht und so brauste Danah Boydt an einem Samstagnachmittag in einem weißen bürgerlichen Vorort auf der Suche nach zu befragenden Jugendlichen durch die Gegend und fand kaum Menschen auf der Straße und erst nach zwei Stunden einen Mann, der mit seinen Kindern im Garten spielten und einen anderen, der seinen Hund äußerlte.
Das führt zwangläufig dazu, meint Diana Boyd, das Jugendliche gezwungen sind, in ihren Zimmer über „Facebook“, „My Space“ oder „Twitter“ mit ihren Freunden zu kommunizieren.
Sie tun das nicht, weil sie, wie ihre Eltern glauben, internetsüchtig sind, sondern würden ihre Freunde lieber direkt treffen und das Internet kommunizieren ist, wie die ersten Kapitel beschreiben auch nicht so einfach, wenn man in die Öffentlichkeit geht, um seine Freunde zu treffen.
Denn die Eltern, die vor den Internetgefahren gewarnt wurden und ihre Kinder schützen wollen, tun das auch und lesen dann in den Accounts ihrer Kinder mit und kommentieren und die wollen das natürlich nicht und benützen so Codeworte und interne Phrasen, die nur sie und ihre Freunde verstehen.
Dann kommt das Beispiel von einem schwarzen Jugendlichen, der auf ein Elitecollege wollte und in seiner Bewerbung schrieb, er hätte seine sozialen Schranken überwunden, die Schule forschte nach und fand heraus, er benützt genau die Codes seiner Gang. Aber das muß er auch, weil ihn die sonst nicht akzeptieren.
Es ist also nicht ganz so einfach. Dann kommt das berühmte Beispiel, das ich schon vor Jahren hörte, einer stellt ein Foto in das Netz das seinen Freund oder seine Freundin mit einer Flasche Bier in der Hand zeigt, aber Alkohol ist in Amerika den Jugendlichen verboten. Sie machen sich also strafbar, bekommen keine Stelle, keinen Collageplatz, etc, und wissen vielleicht gar nicht warum, denn sie haben es ja nicht selbst gepostet.
Das führt dann zu dem sogenannten Cybermobbing, wovon ich schon in meiner Praxis hörte, bzw. vor kurzem ein Hörbild im Radio, das vom Selbstmord eines Schülers berichtete, nachdem seine Freunde ihn mit einer Schwulenseite in Verbindung brachten.
Danah Boyd spricht von „Drama“, wie das die Jugendlichen nennen, die dann ein Bild von ihrem Freund mit erigierten Penis, der die Schulbücher auf den Boden fegt ins Netz stellen und erklärt, wie Freunde zu Feinden werden.
Die Jugendlichen mobben sich auch manchmal selbst, um Aufmerksamkeit zu erregen, bzw. sagen nichts dagegen, weil sie glauben, sie müßten das aushalten und Danah Boyd berichtet auch vom Hilferuf eines Mädchen, der nicht gehört wurde, so daß sie sich umbrachte und pläydiert dafür, statt vor lauter Angst vor den Gefahren des Netzes, angeblich würde man da sehr leicht Opfer von Sexualstraftätern werden, seinen Kindern zu verbieten, hineinzugehen, solche Botschaften ernster zu nehmen und mehr miteinander zu reden. Die Klassenkameraden des erwähnten Mädchen sind beispielsweise zu den Lehrer gegangen, weil die sozialen Netzwerke in der Schule aber verboten waren, haben sie nicht geholfen.
Interessant ist auch das Kapitel „Rassentrennung“, die ja in Amerika sehr verbreitet ist. Zwar sagen alle sie hätten keine Vorurteile und sind nicht rassistisch, dann spielen in einer Schule aber nur die schwarzen Kinder Baseball, die weißen und die Latinos etwas anderes und Danah Boyd interwiewte einen weißen Jugendlichen der erklärte, er würde ja gern Baseball spielen, aber das ist ein „schwarzer Sport“ und genauso ist das mit den sozialen Netzwerken. Bei „My Space“ sind die schwarzen Jugendlichen, bei „Facebook“ die weißen, etc.
Danah Boyd widmet sich dann der Fragestellung, wie kompetent die Jugendliche, die „Digital Natives“ wirklich mit der Technik sind und kommt zu dem Schluß, auch das ist ein Voruteil und zitiert etwas, was, glaube ich, auch nicht eins zu eins übertragbar ist, nämlich, daß in Amerika „Wikipedia“ als unzuverläßiger als „Google“ gilt und die Lehrer den Schülern verbieten, solche Quellen zu benützen, die es dann trotzdem tun, aber falsch zitieren, weil die Lehrer das ohnehin nicht nachprüfen, bzw. keine Ahnung haben, wieso man eigentlich zitieren soll?
Ein interessantes Buch, wenn es mir auch andere Informationen brachte, als erwartet, hat mich die Beschränkung der Jugendlichen auf ihre Zimmer und ihr aufgezwungenes „merkwürdiges Verhalten“ nachdenklich gemacht und natürlich beschäftigt auch mich die Frage, wie man mit den sozialen Netzen umgehen und, wie man sich in ihren verhalten soll?
Ich bin ja eine „Digital Naive“, die nicht „twittert“, keinen „Facebook-Account“ hat, aber sehr viel, wenn vielleicht aus anderen Gründen, als die amerikanischen Jugendlichen per Blog in die Öffentlichkeit geht und da sehr offen ist.
Ich habe, wenn auch in sehr beschränkten Maß, auch schon Erfahrung mit dem „Cybermobbing“ gemacht, beziehungseweise ein paar Mal gehört, das wäre jetzt das „allerschlechteste“, was ich da geschrieben habe, oder einer meiner Veranstaltungsberichte berichte wäre „trottelig“, weil das Netz offenbar dazu auffordert.
Ich habe mit meiner „Psychologenidentität“ reagiert und jeden Kommentar, der nicht in der Spamkiste war, höflich beantwortet und die Trolle sind verschwunden oder haben sich entschuldigt, was mich auch darin verstärkte, daß man über alles reden kann oder soll!
Wie das nun mit dem Internetverhalten der österreichischen Jugendlichen ist, weiß ich immer noch nicht so genau, in Ö1 gab es aber vor kurzem einen Bericht, über die, die alles an sich vermessen und ihre Laufkurven, etc, ins Netz stellen, das tue ich nicht, aber über mein literarisches Leben, können die, die es interessiert, viel finden und das halte ich eigentlich für eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren, die ich auch intensiv nütze.

2014-10-24

Vortrag in Krems

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:07

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Am Wochenende wieder nach Harland, jetzt waren wir ohnehin schon lange nicht da, denn vor zwei Wochen war das Frühstück der Kreativen, vor einer die GAV-GV und da, bwz. nach dem kulturpolitischen Arbeitskreis, bin ich mit dem Robert Eglhofer, der Margit Koller und der Ruth Aspöck im Cafe Engländer gesessen und da sagte mir letztere, daß der Robert nächste Woche in den Iran fliege und sie am Freitag gerne zu einem Vortrag in die „Kultur-Mitte“ wolle, den eine Freundin von ihr veranstalte.
Dort waren wir schon zweimal, das erste Mal, als die Ruth und der Robert über das „Reisen“ gelesen habe, heuer hat die Ruth dort ihr neues Buch vorgestellt und die Kollegin, die mit ihr Theaterwissenschaft studierte, ist eine Wagner Verehrerin und hat herausbekommen, daß in Krems am Dominikanerplatz Nummer 5, wo heute ein Tierarzt ordiniert, Franz Liszts Mutter Anna geboren wurde und die war die Großmutter von der Cosima Wagner und so hat Ulrike Messer-Krol darüber referiert und ihr Ehemann die entsprechenden Videos dazu gezeigt und ich interesse mich inzwischen ja fast ausschließlich für Literatur, in meiner Studentenzeit habe ich das auch schon getan, bin aber jede Woche einmal in die Oper gegangen und die Wagner Opern haben mir sehr gefallen.

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Also habe ich der Ruth angeboten, daß wir auch hinfahren, bzw. sie mit uns fahren könne und am Donnerstag hat mich der Robert angerufen, er fliegt doch nicht, weil sein Freund, mit dem er gereist wäre, Herzprobleme bekommen hätte und er würde mitfahren. Das ist nun etwas, was ich nicht so ganz verstehe, denn ich wäre alleine geflogen, habe das aber vor einigen Wochen, ich glaube, bei der Busta-Veranstaltung im Literaturhaus schon von der Ingeborg Reisner so gehört, die mit einer Freundin die Schiffsreise machen wollte, die der Alfred zweimal buchte und die dann nicht stattgefunden hat.

Also einen Ausflug nach Krems, in die kleine Galerie, wo es auf den Tischen Brötchen gibt, den Wein muß man sich holen und es war erstaunlich voll.
Offenbar sind viel mehr Menschen an Anna Liszt und Cosima Wagner als an der Literatur interessiert und Ulrike Messer-Krol, eine ehemalige ORF Journalistin hat das auch ausgezeichnet gemacht und den Lebensweg der Bäckerstochter genau erzählt.
Das Haus wurde auch gezeigt und die Musik von dem großen Liszt, der von seinem Vater sehr gefördert wurde, mit Fünzehn dann nach Paris kam, wohin ihm seine Mutter folgte, gespielt.

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Es gab ein Verhältnis mit einer Gräfin, dem drei Kinder entsprangen, die von der Großmutter aufgezogen wurden, der Vater hat gezahlt und im Jahr seine dreihundert Konzerte gegeben.
Eines davon war Cosima, die spätere Frau von Richard Wagner und Erwin Messer zeigte auch viele Fotos von Beireuth, wo er mit seiner Gattin offenbar seine Sommer verbringt.

Nachher haben wir uns noch das Haus im Original angesehen. Dann sind wir nach Harland gefahren, wo uns ein arbeitsreiches Wochenende erwartet.
Im großen Garten sind Nüsse aufzuklauben und Thujenabfälle wegzuräumen. Ich habe am „Schutzengelchen“ zu korrigieren, in das ich wieder hineingekommen bin. Die Marija wird jetzt doch zu einer Marijana werden und ich bin nicht ganz sicher, ob ich bis nächste Woche mit dem Korrigieren fertig sein werde, aber am nächsten Samstag ist der erste November und da beginnt wieder der „Nanowrimo“ und da werde ich meine Sterbehilfegeschichte „Im Namen des Vaters“ bei der ich bei den letzten beiden Schreibgruppenabenden und im Writersstudio schon ein paar Szenen konzipiert habe, weiterschreiben. Mit dem Lesen gibt es auch sehr viel zu tun und nächste Woche wieder ein dichtes Literaturprogramm.
Dann kommt mein Geburtstagsfest, wo ich die Szene 15 aus dem „Schutzengelchen“, die mit den Schwedenbomben lesen werde, danach der „Alpha-Literaturpreis“, wo ich mir eigentlich nur vorstellen kann, daß die Eva Menasse gewinnen wird, aber vielleicht irre ich mich da und es wird der Daniel Wisser oder der Erwin Uhrmann. Dann beginnt die Buch-Wien mit einer langen Nacht der Literatur und einem Literaturquiz an dem ich gerne teilnehmen würde und danach geht es wieder ein paar Tage nach Ungarn nach Bük ins Bad, bevor die Mayrocker-Symposien, der Fried Preis, die „Ohrenschmaus-Preisverleihung“, meine Lesung in der „Alten Schmiede“ und schließlich und endlich Weihnachten folgen wird.

2014-10-23

Robert Menasses Faust und Namensprobleme

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:39

Gestern gab es in der „Alten Schmiede“ während ich mich in der Wien-Bibliothek um die Ebner-Eschenbach Leseausgabe kümmerte, deren zweiter Teil heute zu mir gekommen ist, eine Wiener Vorlesung zur Literatur von Robert Menasse zum Thema „Verweilen – Eine Geschäftsstörung. Doktor Faust lernt Geschichte“ und heute eine Leseaufführung von „Doktor Hoechst“ Robert Menasses „Faustspiel“, das als Buch 2013, bei Zsolnay herausgekommen ist und 2009 in Darmstadt uraufgeführt wurde.
Offenbar eine Protestveranstaltung, weil sich die Wiener Theater weigern das Stück aufzuführen, wie sowohl im Programm steht, als auch von Kurt Neumann angedeutet wurde.
Und ich bin wieder mal vom Regen in die Traufe gekommen, beziehungsweise ins kalte Wasser gesprungen, weil mir jetzt die Grundlagen fehlen und Robert Menasse zu verstehen ist höchstwahrscheinlich sowieso ein sehr intellektueller Akt.
Ich bin aber blauäugig in die „Alte Schmiede“ gegangen, wo nicht sehr viele Leute waren, aber Gerhard Jaschke, Lukas Cejpek, Thomas Northoff und natürlich der Autor selbst, der sich in die hinteren Reihen setzte und von dort wohl „faustisch“ lächelnd das Geschehen verfolgte.
Die Leseaufführung wurde, wie Kurt Neumann einleitete von Susanne Zobl, offenbar für die Gmundener Festspiele zusammengestellt, Hermann Schmid hat alle Rollen in gekürzter Form gelesen und weil ich früh dran war, habe ich auch ein bißchen in das Buch hineingeblättert, bzw. mir das Personenverzeichnis eingeprägt. Da gibt es Dr. Hoechst, genannt der alte Faust, ein Konzernchef, seinen Sohn Raphael, Philosophiestudent, die Exfrau Gräten, den Freund und Laborchef.
Mephisto, das ist vielleicht interessant, gibt es nicht und ich kann, was „Faust“ betrifft anmerken, daß wir den in der Straßergasse bei der Frau Professor Friedl im dritten oder vierten Jahrgang, ein ganzes Jahr behandelt haben, was ich zuerst für einen Witz hielt, mich später aber noch einige Male mit dem Werk beschäftigt habe, so daß ich mich ein bißchen auskenne.
Robert Menasse hat offenbar 2006 oder 2007 den Auftrag vom Theater Darmstadt für das Stück bekommen, seine theoretischen Grundlagen fehlen mir komplett oder doch nicht so ganz, denn ein bißchen hat sie Susanne Zobel in ihrer Einleitung angedeutet und dann ist Hermann Schmid mit Bravour durch das Stück gezogen, das mit einem Prolog im Theater beginnt, dann in ein Labor oder Operationssaal geht, wo die Ex-Frau Gräten, als Krankenschwester aus der Karenz zurückkommt, der Sohn Raphael soll auch noch einmal gezeugt werden, weil der Vater, der die Beschleunigung, das Wachstum in dieser Welt mit begrenzten Resourcen will, seinem Sohn nicht traut und von dem Goethe Grundsatz „Verweile doch, du bist so schön!“, hält er auch nichts. Er ist Konzernchef eines Pharmabetriebs, wie schon der Name sagt, macht Geschäfte mit Japan und der ganzen Welt, steht aber gerne mit weißer Schürze in der Küche, trinkt Wein und macht ein Lammragout, während er mit seinen Konzernen telefoniert.
Dazwischen kommt der Sohn, der Probleme mit der Übersetzung der Genesis und dem „Am Anfang war das Wort oder doch die Idee, der Vorschlag“ etc, hat. Dann geht es in das neunzehnte Jahrhundert zurück, nach Nagasaki und zur Atombombe, das wurde bei der Lesung ausgelassen, aber nach Auschwitz dem Ur-KZ, wo auch die Firma Hoechst ihre Geschäfte machte.
Da empfängt Raphael seinen Vater als KZ-ler mit einem Plastikhund, den er spazierenführt, das ist offenbar der Ersatz für den Pudel und lehrt dem Vater das Grauen.
Dann geht es aber ins Parlament oder ins Bundeskanzleramt und da berät Hoechst den Kanzler, in dem er ihm den Staatsbankrott empfiehlt. Den Osterspaziergang hätte ich jetzt fast ausgelassen, da begrüßen die Bürger freundlich den alten Herrn und fragen ihn, warum er nicht in die Politik geht, aber wenn man einen Konzern führt, soll man das nicht mit einem Staat tun, ist die Antworte und am Schluß sprudelt rotes Wasser in der gläsernen Badewanne, alle klatschten und waren begeistert.
Vielleicht auch ein wenig ratlos, als sie Fragen stellen sollten. Kurt Neumann tat es dann doch und erntete einen Rundumantwort von Robert Menasse, der auf die Kompliziertheit unserer Gesellschaft und die Schwierigkeit mit der Demokratie und den mündigen Bürgern hinwies.
Dreißig Prozent wählen den Herrn Strache, obwohl sie am Karmeliterplatz so aufgeschlossen tun, das kann es doch auch nicht sein und ich habe mir bei der KZ-Szene gedacht, daß es wahrscheinlich schwer ist, den Faust nach dem Holocaust zu interpretieren, bzw. muß man das ganz anders tun.
Und der Johann Faust vom Goethe war ja auch ein Intellektueller, der an seinem Wissensdurst bzw. an den Grenzen, an die er stieß, gescheitert ist.
Die Frage, warum es das Böse bei Menasse nicht gibt, was ja eigentlich auch zynisch wäre, wurde im Stück damit beantwortet, daß keiner mehr seine Seele dem Teufel verkaufen wird, wenn er als Gotteskrieger viel mehr dafür bekommen kann.
Sehr kompliziert und wahrscheinlich hätte ich auch mit Vorlesung nicht alles verstanden, obwohl ich schon einige Bücher von Menasse gelesen habe, ihn bei einigen Lesungen hörte und mit seinem intellektuellen Rundumschlägen bzw. Skeptizismus ein bißchen vertraut bin.
Trotzdem war es interessant, ich denke auch viel über den Sinn des Lebens nach und befinde mich manchmal in recht depressiven Phasen. Die letzten zwei Tage war ich aber in eigener Sache unterwegs, das heißt ich habe das „Schutzengelchen“, das ja vielleicht ein ähnlicher Rundumschlag durch die Weltgeschichte ist, da es darin sowohl in den Himmel, als auch in die Ukraine geht und auch eine vor hundert Jahren gestorbene Frau wiederauferstehen läßt, gestern einmal, heute zweimal durchkorrigiert und habe da noch immer Schwierigkeiten, weil ja erstens etwas ganz anderes herausgekommen ist, als ich eigentlich wollte und dann wußte ich nicht, ob ich mit dem Verlauf der Handlung, bzw. den letzten zehn bis fünfzehn Seiten, die ich auch nach dem Elsaß-Urlaub geschrieben habe, zufrieden sein soll. Da habe ich inzwischen viel gekürzt bzw. geglättet, habe die Marijana in eine Katharina umgewandelt, das ist die Studentin, die die Miranda in der U-Bahn trifft, nach dem sie ihre Ururgroßmutter wieder verlassen hat. Da war ich aber nicht sicher, ob das nicht zu eindimensional ist?
So dachte ich am Heimweg zuerst, ob ich die Katharina vielleicht doch wieder in die Mirjana umbenennen soll? Ist es halt so eins zu eins, aber dann habe ich mich, glaube ich, entschloßen, bei der Katharina, die Bertha von Suttner Diplomarbeit wegzustreichen und lasse sie auch nicht sagen, daß sie die „Waffen nieder“ in den Bücherschrank gelegt hat. Sie studiert Germanistik, aus. Alles andere bleibt gleich. Bruno Leitners Begegnung am Bücherschrank und auch die Schlußszene, wo sich Magdalena Himmelbauer von ihrer Ururenkeltochter verabschiedet und danach mit Bertha von Suttner Tee trinken geht.

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