Jetzt gibt es doch einen Blog-Beitrag über die „Friedrich Torberg“- Ausstellung von mir. Eigentlich dachte ich, ich hätte es schon in den „Wiener Literatur Schauplätzen“ abgehandelt. Ich bin eben eine Vielschreiberin, meine Freundin Elfriede Haslehner, ist deshalb auch unzufrieden mit mir.
Nach meiner letzten Stunde und nur einer einzigen korrigierten Szene bin ich gestern mit meinem grünen Leiner-Promotion- Schirm frühzeitig, wie ich glaubte, hingegangen.
Aber obwohl ich schon zwanzig Minuten vorher da war, gab es nur mehr Stehplätze, die freien Sitze waren reserviert und mit Jacken belegt und man sah die Leute winken und ihre Freunde auf die Plätze lotsen.
Nun gut, das habe ich schon erlebt und eine Stunde vorher schaffe ich es nicht. Als ich es einmal im Jugendstiltheater tat, saß ich ganz hinten, während die später gekommenen, die nicht eingenommenen VIP-Plätze stürmten.
Es gab ein paar Eröffnungsreden und einen streitbaren Fritz Muliar, der laut „Haben Sie aber einen schiachen Hintern!“, rügte, als einer der Kuratoren einem in der ersten Reihe etwas zuflüstern wollte.
Aber eigentlich war Fritz Muliar von der falschen Farbe, hat sich Torberg, wie man hören konnte, Zeit seines Lebens gegen die Kommunisten und die Sozialdemokraten eingesetzt. Muliar, die die Regel bestätigende Ausnahme, hat ein Anti Brecht Gedicht gelesen und eines, das die Sehnsucht nach dem Ausseer-See in New York zeigte.
Dann gab es eine Ehrung mit der Torberg-Medaille an einen verdienten Herrn und eine Rede einer Torberg-Nichte, bevor es in den ersten Stock gehen sollte. Ging es aber nicht.
„Keinen Zutritt mit Schirm!“, sagte streng ein Herr zu mir. An der Garderobe war man aber damit beschäftigt, denen, die schon nach Hause wollten, ihre Jacken zu geben.
Also habe ich ihn auf einen der inzwischen freien Sitze abgelegt und bin nach oben gestürmt, um meine Torberg Erinnerungen aufzuwecken. Denn ich habe, habe ich in meinem Bibliothekskattlog nachgesehen, vier Bücher von ihm. Den Schüler Gerber auch im Film gesehen, von „Hier bin ich mein Vater“, das mich sehr beeindruckt hat, Auszüge aus dem Fortsetzungsroman, der sozialistischen Zeitung „Frau“ und dann noch „-und glauben es wäre die Liebe“ und „Auch das war Wien“.
Was ich alles gelesen habe. Die „Tante Jolesch“ nicht. Das dachte ich, interessiert mich nicht, aber vielleicht ist das ein Vorurteil und wenn ich mich nicht irre, hat Friedrich Torberg auch die junge Brigitte Schwaiger entdeckt und gefördert.
Der Ausstellungsrundgang war sehr interessant, die schon bekannten Bücher-Ausgaben wiederzufinden und an den einzigen jüdischen Minnesänger und die Theaterkritiken erinnert zu werden. Die Zeitschrift „Forum“ wurde vom CIA finanziert, was ich nicht gewußt habe. Ich habe mir lang das Torberg-Interview und seinen Lebensbericht angeschaut und war von der suggestiven Art des Meisters und seiner sanften Stimme beeindruckt. Irgendwie hat er ja die Sechziger und die siebziger Jahre geprägt.
„Mein ist die Rache“ wird wiederaufgelegt, dieses Buch ist mir bisher entgangen. Es soll, hat einer der Redner gesagt, in der kurzen Novelle mehr über den Holocaust zu erfahren sein, als in Littells tausenddreihundert Seiten. Was verständlich ist. Torberg war ein Betroffener und einer der ersten Zeitzeugen, während Littell, das Recherchierte, nach kreativer Writing Manier zu einem spannenden Roman zu schreiben versuchte, was bei diesem Thema Widerstand auslösen muß. Er hat es nicht erlebt. Torberg schon.
Ich bin lange mit Kopfhörern bei der kleinen Videowand gestanden und habe einigen Besuchern zugewinkt. Annas ehemaliger Zeichenlehrerin zum Beispiel, Daniela Striegl habe ich beim Betrachten der Vitrinen beobachten können.
In dem Zimmer wo man die „Tante Jolesch“ hören konnte, nur kurz ausgehalten und als ich meinen Schirm holen wollte, war der Vortragssaal zugesperrt.
Warum habe ich ihn nicht in den Schirmständer des Kaffeehauses abgestellt? Zum Teufel mit der Hemmung und der Schüchternheit. Aus diesem Grund bin ich auch nicht von einem der Herrn zum anderen gelaufen, um ihn wiederzubekommen, sondern gegangen und mich etwas mißmutig in die Badewanne gelegt, Julia Schoch fertigzulesen.
Es ist aber ein authentischer Bericht über ein aktuelles Stück Wiener Literaturgeschichte und meiner Gefühlswelt, der dann fehlen würde und heute hörte ich im „Leporello“, es gibt noch ein neues Buch.
Einen Briefwechsel, Torberg soll ja 50.000 Briefe in der Nacht geschrieben und der Welt und der Wien-Bibliothek hinterlassen haben. Ein Torberg-Kishon- Briefwechsel wurde am Montag in der Nationalbibliothek vorgestellt, von dem ich bisher keine Ahnung hatte.
2008-09-17
Die Gefahren der Vielseitigkeit
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