Nachem ich durch meine Lesung bei den Wilden Worten, den Saisonauftakt in der Alten Schmiede, nämlich Ilija Trojanows und Julie Zehs Buch „Angriff auf die Freiheit – Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und Abbau der bürgerlichen Rechte“ versäumt habe, bin ich am Dienstag in die Gesellschaft für Literatur in die Herrengasse gegangen und da wurde Richard Walls Buch „Sprachherde und Wegzeichen. Fotos und Texte zu den Wortwerkstätten Michael Guttenbrunners“ und das Dossier in „Literatur und Kritik“ zu Michael Guttenbrunners neunzigsten Geburtstag vorgestellt.
Den Oberösterreicher Richard Wall kenne ich schon lang. Ist er ja ein GAV Kollege und so sehen wir uns bei den Generalversammlungen und denen der IG Autoren immer wieder.
Wir haben auch ein paar Mal miteinader gelesen. Bei der Präsentation des Österreich-Teils des „Krautgartens“, dieser deutschsprachigen belgischen Literaturzeitschrift, den ich vor Jahren einmal mit Arthur West zusammengestellt habe und auch bei Ernst Kostals Wahnsinnsymposien, als es die noch im Literaturhaus gab.
Ein fleißiger Dichter, bei Ruth Aspöcks Buchpräsentation in Poldis Galerie Cafe, habe ich ihn, glaube ich, auch einmal gesehen, darüber in einer meiner „Best of Geschichten“ geschrieben und ein Stück der Donaulandkarte, die er dort verteilte, gerade nicht bekommen.
Michael Guttenbrunner, den streitbaren Dichter, der von 1919 bis 2004 lebte und 2004, den Theodor Kramer Preis, ein paar Wochen vor seinem Tod bekommen hat, habe ich auch gekannt.
Obwohl ich den Namen Guttenbrunner, in den Siebzigerjahen eher durch seine Namensvetterin Brigitte, mit der ich im Arbeitskreis schreibender Frauen war, nicht verwandt und verschwägert höchstwahrscheinlich, kennenlernte.
Später habe ich den Dichternamen wahrscheinlich in Niederösterreichischen Literaturzeitschriften gefunden und ihn selber, 2004 in Krems bei der Verleihung des Theodor Kramer Preises kennengelernt und ein paar Tage später war er auch in der Gesellschaft für Literatur und ist im Mai darauf gestorben und jetzt wurden zu seinem neunzigsten Geburtstag, das neue Buch und das Dossier vorgestellt.
Als ich in die Herrengasse gekommen bin, war es sehr voll, was mich erstaunte. Da habe ich das Wiener literarisch interessierte Publikum unterschätzt, so daß ich nur im Hinterzinmmer einen Platz bekommen habe und am Anfang war auch die Akustik schlecht.
Helmuth A. Niederle hat eingeleitet, dann hat ein Herr Friedrich Danielis von seinen Erlebnissen mit Michael Guttenbrunner erzählt und das „Steilabsausende der Berge“ erwähnt, Dichterworte, die ihn sehr beeindruckt haben, weil ihm als Kind der Berge vor ihnen grauste, das sehe ich als Wienerin vielleicht anders.
Er hat aber auch erwähnt, daß er Guttenbrunner erzählte, daß er am Morgen um sechs Uhr aufsteht und dann ist der gekommen, um nachzusehen, ob das stimmt.
Ja, daß der alte Herr sehr streitbar war, habe ich noch von meinen Begegnungen mit ihm in Erinnerung.
Er ist sehr jung in den Krieg eingezogen worden und hat sich gegen diesen aufgelehnt, so daß er beinah zum Tod verurteilt wurde und später hat er in den Prosabänden „Im Machtgehege I -VII“ seine Ansichten über Politik und Leben kundgetan und er hat sowohl in einem Bauernhaus in Saas Fee, als auch in der Wiener Pramergasse gewohnt. Richard Wall scheint ihn dort besucht und seine Bücher fotografiert zu haben, die in dem Buch abgebildet sind.
Einmal nach der Veranstaltung zum Tag der Freiheit des Wortes, 2002, im Literaturhaus, das war die, die Rolf Schwendter organisierte, der Dichter hat sich nach ihr erkundigt und Richard Wall hat ihm den Text vorgelesen, den er vorgetragen hat und hat von dem schmalen Bett berichtet, das zwischen den Büchern aufgestellt war und einer alten Decke, die der Dichter aus dem zweiten Weltkrieg aus Griechenland mitgebracht hat und mit der er sich nicht nur zudeckte, sondern auch ein Gedicht darüber geschrieben hat.
Ein sehr interessanter Abend also mit vielen bekannten Gesichtern und ein bißchen Smalltalk bei einem Glas Wein und Soletti.
Erich Hackl war da und hat sich intensiv mit Toni Gruber unterhalten und die ältere Dame, die in der Nationalbibliothek arbeitet oder gearbeitet hat und die ich vor ein paar Jahren bei einem Bachmannsymposium kennenlernte und bei dem Bachmann Spaziergang mitgegangen ist. Ich bin mit ihr die Blutgasse hinuntergegangen, weil da einmal die Bachmann wohnte und dort ist jetzt ein Thomas Bernhard Archiv und darüber sind wir ins Gespräch gekommen, weil ich da bei der Eröffnung da.
Die Germanistin hat sich beide Bücher gekauft, die überhaupt, wie die warmen Semmeln weggegangen sind und ich finde es sehr spannend, wieviele Leute sich für den streitbaren Dichter interessieren, von dem ich, wie ich fürchte, nicht viel gelesen habe.
2009-09-16
Zum neunzigsten Geburtstag von Michael Guttenbrunner
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