Jetzt kommt die Besprechung eines Wirtschaftskrimis mit höchst aktuellen Bezügen zu den diversen Schmiergeldskandalen, von denen man derzeit soviel in den Medien hören und lesen kann, nämlich „Mammons Fall“, von Diemar Gnedt aus dem Kehrwasserverlag, 2011 erschienen, ein Rezensionsexemplar, das zu mir gefunden hat und ein sehr interessantes Buch, auf das ich sonst wahrscheinlich nicht aufmerksam geworden wäre, denn ich interessiere mich ja für Wirtschaftskrimis und die Wirtschaftskrise interessiert mich auch.
„Ein packender Thriller, in dem die Grenzen zwischen Fiktion und aktueller politischer Realität immer mehr verschwimmen“, steht im Klappentext und das Buch ist in vier Teile gegliedert, die Überschriften wie „Heute“, „Vom Damals zum Jetzt“, Von einem Jetzt zum anderen“ und dann wieder „Heute“ tragen und das „All jenen Reportern in diesem Land, die ein Bollwerk bilden gegen Korruption, politische Willkür und Bereicherung im großen Stil“, gewidmet ist.
Wenn man sich durch das erste kurze Kapitel gelesen hat, beginnt es vergleichsweise harmlos. Da gibt es einen Broker namens Konrad Rappolder und der scheint fremdzugehen, bekommt aber, bevor er zu seiner Liebsten kommt, ein mysteriöses SMS „Glaubst du, daß du danach glücklicher bist?“ und da es sich ein Broker nicht leisten kann, amoralisch aufzufallen, benützt er seine Polizeikontakte um herauszufinden, wer das unterdrückte Mail geschrieben hat?
Das war ein Psychiater namens Leopold Mayer, der bestreitet das und droht mit der Polizei, dann bekommt Rappolder aber einen Anruf, der ihn in das Haus des Psychiaters bestellt und dort wird dessen Frau erschossen und Rappolder flieht mit dem Psychiater auf eine Berghütte.
Dort stellt sich heraus, daß er einen Sohn bzw. eine Tochter namens Casper oder Cassie hat und der oder die hat das Asperger-Syndrom, daher das gesamte Wirtschaftswissen der Welt im Kopf und damit hat der gute Papa, einen Landesrat, offenbar FPÖ-Politiker erpresst. Der ist auch ein Kunde von Rappolder und da ist ein Geschäft in die Hosen gegangen. Es kommt aber noch bunter, nämlich Verbindungen mit Gasprom und Leitungen aus Asabaidshan und der Politiker hat auch noch einem Diplomaten Asyl gewährt, kommt einem alles ein bißchen bekannt vor. Jedenfalls wird auch der Psychiater erschossen, während Rappolder mit Cassie und ihrer Mutter nach Kroatien flieht, dort sowohl Beziehungen zu dem Mädchen aufnimmt, das ihn mit einem Seehund vergleicht, als auch mit dem Sekretär des Landesrat.
Seine Frau schickt ihm indessen einen Detektiven nach und der rettet ihn vor russischen Überfällen, die Russen kommen aber bis auf die Insel, so daß sich Cassie und Rappolder trennen müßen. Sein Chef schmeißt ihn hinaus und am Schluß, St. Pölten scheint in dem Buch eine wichtige Rolle zu spielen und der Landesrat dort politisch zu agieren, gibt der Chef Ingrid Thurnherr ein Interview im ORF, wo er das erfolgreiche Bankwesen erklärt und Cass sitzt einsam in den letzten schönen Spätsommertagen in Kroatien und wird von dem Detekiven Molina besucht.
Sehr spannend, wenn vielleicht nicht ganz leicht zu lesen, weil sich die Liebes- mit der Kriminalhandlung vermischt und sehr viel Wirtschaftseinmaleins ist auch dabei. Das scheint aber sehr aktuelle bzw. gut recherchiert zu sein, wie auch die Beschreibung des Asperger-Syndroms.
Dietmar Gnedt, der Autor, wurde 1957 in Steyr geboren, ist Schriftsteller, Bibliothekar und Sozialpädagoge, hat vier Romane veröffentlicht, mit Milo Dor zusammengearbeitet und lebt in Niederösterreich.
2012-03-26
Mammons Fall
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