Literaturgefluester

2012-12-24

Das Weihnachtsbuch

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:31

Auf die Idee Weihnachtsbücher zu lesen, bin ich, glaube ich durch diesen Blog und Elisabeth von leselustfrust, den es nicht mehr gibt oder nur nach Anmeldung zugänglich ist, gekommen. Denn ich bin ja kein religiöser Mensch, obwohl sich wahrscheinlich auch schon früher Bücher angesammelt haben, ich ein paar „Adventkalender“ für mich geschrieben habe und es im „Best of – Eva Jancak Lesebuch“, auch einen „Adventkalender“ und ein Weihnachtsgedicht gibt.
Wolfram Huber hat mir einmal Ringelnatz „Weihnachtsgeschichten“ gebracht und meine Mutter hatte auch einige Weihnachtsbücher, die ich mir meistens in der Adventzeit herausholte.
Dann kamen die offenen Bücherschränke, leselustfrust plante 2010 eine Adventaktion, die sie dann doch nicht durchführte, dafür gab es vielleicht im Literaturgeflüster einen solchen oder das, was ich dafür halte und ein paar Weihnachtsbücher habe ich auch gefunden.
Das traf auch für 2011 zu, da fand ich irgendwann im Sommer schön eingepackt Peter Meissners „Auch Engel lachen gerne“, Geschichten für die Weihnachtsfeier, was ein Renner sein dürfte, wie man an den Suchanfragen merkt und beim Adventrundgang entdeckte ich das Buch von Hilde Langthalers Urgroßmutter „Familie Pfäffling„, was sich dann gerade noch zum Lesen ausging und heuer habe ich die Weihnachtsbücher schon im Jänner im Wortschatz gefunden, das Insel-Taschenbuch und „Es begab sich aber…“, Geschichten von Agatha Christie.
Ein klein bißchen andere Weihnachtsfreude fand sich bei Ernst Hinterberger und im Sommer ließ ich mir vom Alfred vom Thalia 3.99 Bücher stoß einen Weihnachtskrimi kaufen.
Mal sehen, wie das für 2012 werden wird, wann sich die die Bücherschränke mit den Weihnachtsbüchern füllen, die am 24. Dezember unterm Christbaum lagen, denn Weihnachtsbücher sind offenbar ein ein großes Geschäft.
Die Bücherblogger veranstalten Adventleseaktionen und bei dem Randomhouse-Gewinnspiel, das ich im Dezember eifrig betrieb, waren in den letzen Tagen auch ein paar Weihnachtsbücher zu gewinnen, die einen ja in eine besinnliche Stimmung bringen können und für die kritischen Geister gibt es auch jede Menge anderer Geschichten, was auch in dem Insel-Weihnachtsbuch „mit alten und neuen Geschichten Gedichten und Liedern. Ausgewählt von Elisabeth Borchers“, erste Auflage 1973, wer das wohl voriges Jahr zu Weihnachten bekommen hat, so war.
Viele schöne, nicht näher bezeichnete alte Illustrationen gibt es auch und es beginnt bald mit dem Weihnachtsevangelium „Es begab sich aber zu dieser Zeit“
Dann kommt ein „Altes deutsches Weihnachtsspiel“ und ich habe das Lesen, das ich schon am vorvorigen Freitag begonnen habe, abgebrochen, war es mir doch schon zu weihnachtlich.
Dann habe ich es eine Woche später nach Harland mitgenommen und zuerst den Weihnachtskrimi gelesen und jetzt passen die Geschichten, Lieder, Texte auch viel besser.
Abraham a Santa Clara kommt natürlich mehrmals vor mit seinen mahnenden Betrachtungen „Wer bist du Mensch?“ und Martin Luther.
Daß das Elsaß die Ursprungsgegend des heutigen Weihnachtsbaumes ist, wird erklärt, auf dem „Äpfel, Oblaten, Zischgold, Zucker gehenckt“ werden sollen. Und im „Simplizianischen Wundergschichts-Calender von 1795“ steht geschrieben „es ist nur Jammerschade, daß nicht auch Schinken und Bratwürste (wovon ich ein großer Liebhaber bin) und Schwartenmägen, Ochsenfüsse, nebst gebratenen Tauben dran hingen.“
Es kommen Gedichte von Rainer Maria Rilke und Bertold Brecht. Von Brecht ist in dem Buch überhaupt recht viel zu finden.
Goethe schrieb an Kestner am 25. Dezember 1772 über Weihnachten. Hölderlin und Heine schrieben ebenfalls Weihnachtsbriefe und Andre Gide bekannte in seinem Tagebuch, daß er „eben geizig“ sei.
Wladimir Majakoskis Weihnachtsgedicht „Tannennadeln“ ist sowohl kritisch, als auch beeindruckend.
„Nein, bitte nicht, laßt! Keine Weihnachtstanne. Nein, schickt den Vater nicht in den Wald!“
Kurt Tucholsky reimt „Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!“ und Rosa Luxemburg schieb im Dezember 1917 Sophie Liebknecht aus dem Gefängnis, in dem sie schon ihr „drittes Weihnachten“ verbrachte.
Bert Brecht hat eine Geschichte „Das Paket des lieben Gottes, wo er von Weihnachten 1908 in Chicago erzählt, wo sich die armen Leute in einer Schenke treffen, um ein Glas Whisky zu trinken und dann launige Geschenke machen, dem Wirt einen „Kübel schmutzigen Schneewasser“ und dem Mann, der sich vor der Polizei zu fürchten scheint, packen sie die Adressen der Polizeiwachstuben ein. Sie nehmen dafür aber das Stück alte Zeitungspapier, auf dem steht, daß seine Verurteilung ein Justizirrtum war und machen ihm, oder pardon, der liebe Gott ist es gewesen, das schönste Weihnachtsgeschenk.
Und Heinrich Böll erzählt uns von einem Kellner, der entlassen wird, weil er mit einem Kind, dessen Mutter sich zu Weihnachten so betrank, daß sie nicht auf ihn achten konnte, Murmeln spielte und dabei offenbar ein Loch in den Fußboden schnitzte und Maxim Gorki macht sich möglicherweise über Hans Christian Andersen lustig, weil er von Kindern erzählt, die nicht in der Christnacht erfrieren, damit die reichen etwas haben, worüber sie sich moralisieren können, obwohl seine Katjka und sein Mischa, die zur heiligen Nacht betteln und dann in ein Wirtshaus gehen, es auch nicht sehr lustig haben.
Günter Grass erzählt und in seinem Adventgedicht von „Onkel Dagobert und ABC Waffen. Man sieht schon worauf die Weihnachtsgeschichten hinausgehen und man könnte sagen, es ist doch ein Buch, das zu mir passt, obwohl ich anfangs daran zweifelte und die „Drei stillen Messen“ – eine Weihnachtsgeschichte aus der Provence, hat mich wirklich sehr beeindruckt. Macht doch da der Teufel dem Dompfarrer den Mund wässrig, was es alles an Gänsen und Fasanen nach den drei Messen, die er in der Christnacht halten muß, geben wird, so daß er in Gedenken darauf, die herunterhuddelt, sich nachher beim Festmahl überfrißt, stirbt und der liebe Gott ist über den Sündigen so erzürnt, daß er ihn zu den stillen Messen verdammt, so daß es in dem verfallenen Schloß fortan spukt.
Dann kommt „Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu, die ich wahrscheinlich schon gelesen habe und „Weihnachten mit zwei Kindergeschichten von Hermann Hesse, wo er die eigene, die er als Kind geschrieben hat, mit der vergleicht, die der Enkel, dem Sechzigjährigen zu Weihnachten verehrt und ein Hugh Walpole, den ich nicht kenne, läßt in „Ein reizender Gast“, Charles Dickes zu Weihnachten in London fast in ein Auto rennen, er wird von dem frustrierten Tubby, der gerade von seiner Diane ein Korb bekommen hat, weil er so langweilig ist, nach Hause gebracht, heitert dort die genauso frustrierten Eltern auf, läßt sich von der frustrierten Bohemien erzählen, daß sie Charles Dickens umdichten wollen, lädt viele Kinder ein, denen er schönes Fest bereitet und verschwindet dann still und leise wieder, wahrscheinlich in sein Grab.
Peter Handke hat einen Text und Walter Benjamin schreibt am 26. Dezember 1926 Julia Radt aus Moskau, vom Kampf, wo vielleicht „eine wirkliche sozialistische Gemeinschaft“ herauskommen kann. Wir wissen es inzwischen besser. Marie Luise Kaschnitz erzählt von „Weihnachten in Königsberg“ und eine „Flucht nach Ägypten von Thordton Wilder, wo der Esel Hephzibah, Josef und Maria fragt, ob es wirklich sinnvoll ist, das Leben ihres Kindes zu retten, wo doch soviele andere Kinder, diese Chance nicht haben, gibt es auch
„Im Sternenkind“ von Oscar Wilde wird uns von den Irren und Wirren des Menschen und seines Charakters erzählt. Da findet ein armer Holzfäller ein Kind, eingehüllt in ein Sternentuch im Wald und nimmt es mit, seine Frau will es zuerst nicht aufziehen, tut es aber doch, das Kind ist aber böse und arrogant, sticht den Maulwürfen die Augen aus und zerschneidet den Vögeln die Flügeln, es verhöhnt auch die alte Bettlerin, die ist aber seine Mutter, so wird es in eine Natter verwandelt und wird selbst verhöhnt und als Sklave verkauft und kann erst, als es Gutes tut, sich und seine Seele retten. Schön wärs wenn das so einfach wär. Zu Weihnachten wollen wir das aber gerne hören und so gibt es noch eine anderer Wilde Geschichte dieser Art.
Franz Kafka erzählt von „Gleichnissen“ und Max Frisch vom „Glück“, über das ihm ein Reisender in einer Zugsfahrt nach Zürich erzählt.
Dann kommen die Neujahrsgeschichten, denn „Eh man es merkte, War doch am Neujahrstage Schnee gewachsen!“
H. C. Artmann hat was dazu zu sagen und Bertold Brecht weiß vom „Neujahrstag 1949“ zu erzählen.
Das ist lange her, denn wir werden ja bald den von 2013 feiern, aber erst einmal ist Weihnachten und so wünsche ich allen, die das jetzt noch lesen, ein schönes Fest, mit vielen schönen Weihnachtsbüchern, die so kritisch und erblauich sind, wie sie es sich wünschen!
Über die Bücher, die ich vielleicht bekommen sollte, werde ich noch berichten!

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