Literaturgefluester

2016-07-03

Der vierzigste Bachmannpreis

Filed under: Literaturbetrieb,Veranstaltungen — jancak @ 11:45
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Das „Literaturgeflüster“ wird acht, das „Bachmannlesen“ vierzig Jahre alt, denn 1977 hatten Humbert Fink und Ernst Willner, die Idee, in Anlehnung an die „Gruppe 47“ ein solches in Klagenfurt zu veranstalten, gewannen MRR als Vorsitzenden und hatten erst einmal Schwierigkeiten, Autoren dafür zu finden, denn die schrien von öffentlicher Verheizung ihrer Texte, wehrten sich zuerst und lasen dann schließlich doch.

Vor ein paar Jahren sollte der Preis dann eingespart werden, da gab es einen großen Aufschrei und so feiern wir heute vierzig Jahre „Bachmannpreis“ und den neunzigsten Geburtstag der Dichterin und der Preis hat sich inzwischen sehr verändert, das kann man merken, wenn man sich beispielsweise das Video zum fünfundzwanzigsten Geburtstag ansieht.

Denn da saßen ja in den ersten Jahren Größen, die heute fast schon Legenden sind, in den Jurorensessel, Hans Weigel, Friedrich Torberg, Hilde Spiel war, glaube ich, auch dabei, Gertrud Fussenegger, Marcel Reich Ranicky und und und..

Es haben auch inzwischen verstorbene Größen, wie Gert Jonke, den Preis gewonnen, Sten Nadolny hat den seinen verteilt, Karin Struck hat sich geweigert ihre Texte vorlesen zu lassen, ein Büchner-Preisträger hat sich die Stirn aufgeschnitten, ein Autor hat mal seinen Text gegessen, einer vom „Baby ficken“ gelesen und dann wurde über Geschmacklosigkeit beziehungsweise „Freiheit der Kunst“ diskutiert.

Es waren also eigentlich immer recht berühmte Autoren bei den Eingeladenen und einige von ihnen, meistens, die aus Österreich habe ich gekannt, diesmal ist es anders, diesmal sind mir gerade vier der vierzehn ein Begriff und Stefanie Sargnagel, die als die berühmte Facebookautoringehandelt wird und vielleicht als Nachfolgerin der Ronja von Rönne anzusehen ist, fungiert als einzige Österreicherin, weil sich „Klagenfurt“ heuer offenbar international geben will und den in Köln geborenen und dort lebenden Selim Özdogan als Türken führt und den in Salzburg lebenden Exilpreisträger Marko Dinic als Serben, früher hätte man das A und das D wahrscheinlich dazugeschrieben und ich hätte mir gedacht, daß Autoren, die in diesen Ländern entweder geboren wurden oder dort leben, lesen können.

So verstehe ich die Teilnahme des in Israel geborenen und dort lebenden Tomer Gardi, der zwar Stadtschreiber in Graz war und bei „Droschl“ verlegt nicht ganz und bin gespannt, ob er in Deutsch oder Englisch lesen wird, denn sein Video ist stumm und auch die Altersreihe ist heuer interessant, wurde die älteste Autorin, die sowohl in Frankreich als auch in Deutschland lebt, doch 1944 geboren.

Vielleicht sollte ich noch erwähnnen, daß ich von den Autoren noch Sascha Macht kenne, weil ich ihn in Leipzig und, ich glaube, auch in Wien schon einmal lesen hörte und Bastian Schneider kenne ich von einer der Studentenlesungen, beziehungsweise hat er glaube ich in der „Jenny“ einen Text.

Spannend  spannend und weil ich am Mittwoch in der „Alten Schmiede“ war, habe ich die Eröffnung zum großen Teil versäumt und bin gerade zu Burkhard Spinnen, dem langjährigen Vorsitzenden Eröffnungsrede „Mythos, Schmerz, Erfolg und Amt“ zurechtgekommen, dem dann noch von der Bürgermeisterin eine Ehrenmedaille für seine Verdienste überreicht wurde.

Die Auslosung habe ich auch versäumt, Stefanie Sargnagel wird aber, gefolgt von Sascha Macht und Marco Dinic mit dem Lesen beginnen und das „Carinthia Saxophonquartett“ hat auch gespielt.

Und dann ging es am Donnerstag los mit dem Text der 1986 in Wien geborenen, die mit einem roten Kappel auftritt, ein lustiges Video hat und mit ihren Facebook-Geschichten berühmt geworden ist.

Ihr Text heißt „Penne vom Kika“ und beginnt mit den Worten „Ich glaube es wird ein guter Tag, denn ich habe das Gefühl, ich habe mein Leben im Griff“,  auf den ORF-Seiten wird sie  sehr hochgelobt und eingeladen wurde sie von der Jurorin Sandra Kegel und, ich glaube, ein zweiter hätte das auch getan.

Spannend, wie die Jury auf diesen nicht sehr abgehobenen Text, der meinen, behaupte ich einmal, nicht so unähnlich ist, reagiert und die Reaktionen reichten von Begeisterung bis zur  Feststellung der „Banalität“. Die „Klugheit und die Tiefsinnigkeit“ wurde aber beispielsweise, „Steffi, du bist urgut!“,, von Klaus Kastberger sehr verteidigt und Stefanie Sargnagel, die ungewöhnliche, grinste sich ein und mischte sich immer wieder in die Diskussion ein, die so intensiv wurde, daß Sascha Macht oder Montag wie sich der Moderator Christian Ankowitsch versprach, erst zehn Minuten später an die Reihe kam. Sein Text heißt „Das alte Lied von Senor Magma“, der wieder etwas „Bachmannpreis“ konformer oder „Schreibschul“ geschult war, der dann von der Jury auch ordentlich verrissen wurde.

Danach ging es weiter mit dem 1988 in Wien geborenen und jetzt in Salzburg lebenden Serben Marko Dinic.

„Als nach Milosevic das Wasser kam“, auch ein sehr realisischer Text über den Krieg, Belgrad und Milosevic, der den Jugoslawienkrieg aus der Sicht des jugendlichen Erzählers in trotzig starker derber Sprache erzählt.

In der Mittagspause ging es mit Marica Bodozic beziehungsweise im Film von Katja Gasser nach Kroatien, also nicht sehr weit weg vom Sujet und mir auch ein bißchen bekannt.

Dann kam ein Auisschnitt aus dem Film von Ruth Beckermann „Die Geträumten“, wo sich zwei Schauspieler vor ihren Mikros stehend den „Bachmann-Celan-Briefwechsel“ vorlesen.

Weiter gings  mit dem 1981 geborenen in Köln und Wien lebenden Sprachkunst-Studenten Bastian Schneider und seinen Text „MEZZANIN – Stücke“, wo es um  ein „Halbstücke“, „Schuhstück“, „Handschuhstück“, etcetera, also um kurze Textminaturen und, um kein „Theaterstück“ ging, wie das Video vermuten ließ, mit denen sich die Jury wieder schwer tat und von einem bundesdeutschen Schriftsteller sprach, der in Wien in einem „MEZZANIN“ sitzt und seine Stücke schreibt und damit, füge ich hinzu, die Jury verwirrte.

Dann folgte der  1971 in Köln geborene Selim Özdogan, von dem ich einmal ein „Haymon“ E-Book gelesen habe, in dessen Text „Ein geheimer Accord“, es um einen Hasen, Urheberrechtsverletzungen, sowie um eine manisch depressive Mutter, also nicht um die „türkische Migrantenliteratur“, auf die er, wie ich Selim Özdogan einmal sagen hörte, so gerne festgelegt wird und der es in seiner Vielschichtigkeit, der Jury auch nicht so leicht machte.

Und Stefanie Sargnagel , die im Anschluß mit Marko Dinic im Garten zu ihren Leseerfahrungen zu hören war, twitterte „Alle die was negatives über mich schreiben sind blöd!“, denn  auch das ist neu am heurigen Bachmannpreis, daß es einen eigenen Twitter und Facebook-Account gibt.

Von Stefanie Sargnagel habe ich mir im Anschluß noch einige Videos angehört. Sie war, wie ich noch in Kroatien, beziehungsweise im Anschluß daranin Harland , bei den „Tonspuren“ im ORF, war am „Opernball“ und bei einem FPÖ-Fest und wird nun bald in einem großen Verlag verlegen.

Wolfgang Tischer macht mit Doris Brockmann wieder seinen Podcast und analysiert den Bewerb und am Freitag ging es mit der 1980 geborenen in Berlin lebenden, Julia Wolf weiter, die auf ihrem Video Portrait Männern den Mund verklebt, ein Bezug auf ihren Text „Walter Nowak bleibt liegen“, der ein Romanauszug ist und von einem alten Mann im Schwimmbad und von einer Yvonne handelt, der von der Jury  gut gemacht, als auch als seltsam altmodisch und noch in fünfundzwanzig Jahren gültig, beurteilt wurde.

Dann kam der, von Meike Feßmann eingeladene, 1980 geborene Open Mike Gewinner Jan Snela. Sein Text heißt „Araber und Schakale“, der sowohl im fernen Arabien, als auch in der Wohnung des Erzählers spielt und von verschiedenen Visionen handelt,  der bei Hubert Winkels einiges Unbehagen erzeugte und von Meike Feßmann verzweifelt verteidigt wurde.

Dann folgte die 1979 geborene, in Leipzig lebende Isabelle  Lehn, in deren Video, in dem sie auf einer Bank in Lepzig sitzt, auch Sascha Macht vorkommt.

„Binde zwei Vögel zusammen“ heißt ihr Textauszug, in dem es auch, um eine radikalisierte Welt mit arabische Visionen, geht.

Dann kam der Schock, denn die Bundespräsidentenwahl, die ja von den Freiheitlichen angefochten wurde, muß wegen plötzlich aufgetauchten Schlampereien, die es  wohl auch bei jeder voriherigen Wahl gegeben hat, wiederholt werden.

In Klagenfurt ging es aber in die Pause, beziehungsweise mit Feridun Zaimoglu nach Istanbul und dann kam für mich ein Rätsel, denn ganz klar ist mir noch immer nicht, wieso der in Israel geborene und dort lebende Autor, Tomer Gardi, als deutschsprachiger Autor gilt, obwohl es in seinen Text, um die „Muttersprache“ geht,  der, bei dem offenbar doch nicht Deutsch Sprechenden, in einer Kunstsprache geschrieben wurde, so daß ich, wie Meike Feßmann, glaube, daß die Kriterien des Preises noch einmal diskutiert werden sollte, die nach Klaus Kastberger, nur ein Text in deutscher Sprache wären, der nicht einmal gut sein muß.

So sein Problem gab es  auch schon einmal mit dem Brasilianer Ze do  rock, dessen „fom winde ferfeelt“, ich inzwischen gefunden habe, aber der spricht, wie mir kommentiert wurde, ein ausgezeichnetes Deutsch und die Frage könnte man dann wieder diskutieren, daß man zwar nicht gut Deutsch können oder schreiben muß, um beim Bachmannpreis zu lesen, aber Selbstpublisher darf man nicht sein und von sechshundert oder so Berwerbern, werden dannn nach subjektiven Kriterien vierzehn Autoren willkürlich ausgewählt und wieso darf dann ich mit meinen Fall- und Beistrichfehlern nicht lesen?

Natürlich, weiß ich schon, es geht da, um etwas anderes, trotzdem denke ich, daß man daran festhalten sollte, daß es ein Preis für entweder  in Österreich, Deutschland oder Schweiz geborenen oder dort lebenden Autoren sein sollte.

Bei der nächsten Autorin, der 1944 in Frankreich geborenen, Sylvie Schenk, die sich nach Deutschland verheiratete und jetzt in beiden Ländern lebt, ist das Problem leichter zu lösen und da ist es wohl das Alter der Autorin, die bisher in kleineren Verlagen und jetzt bei „Hanser“ verlegen wird, das aus dem Rahmen fällt. Ist sie ja, glaube ich, die älteste Autorin, die je gelesen hat und passt daher auch wieder nicht zu den eher dreißig bis vierzigjährigen Autoren, die sonst gelesen habe. Der Text heißt „SCHNELL, DEIN LEBEN“ und dürfte eine autobiografische Lebensbeschreibung sein.

Am Samstag ging es nach dem Aufmarschieren der Jury mit der Lesung der 1981 geborenenen Ada Dorian, die von sich behauptete, einige Romane in den Schubladen zu haben. Aus dem „Betrunkene Bäume“ genannten, las sie ein Stück, „denn es ist eine große Versuchung von sich erzählen zu dürfen“, wie es im Filmvorspann hieß, obwohl es in dem Text, um einen alten Mann mit Rußlandbezug geht, der mit einem Wald in seinem Zimmer lebt und nach dem das entdeckt wurde, ins Altersheim soll. Irn Eine sehr originelle Art über das Älterwerden zu erzählen, die von den Twitterer, natürlich „nicht risikobereit“ genannt wurde, Hubert Winkels korrigierte die Erzählhaltungen,  Stefan Gmundner wußte, welchen Nebensatz man weglassen hätte könnenund Klaus Kastberger bemängelte, daß der Text zu gut, zu brav, etcetera ist und, daß der Name Katharina sehr oft verwendet wurde, ist auch mir aufgefallen, die das in ihren Anfangsschreiberinnenjahren ebenfalls so tat. Und natürlich der Text, dem der Julia Wolf sehr ähnlich, wie auch Klaus Kastberger richtig erkannte.

Danach kam die in Berlin lebende in London geborene Sharon Dodua Otoo, aber ich drehte den Laptop ab und setzte mich aufs Rad, um den Alfred, wie jeden Samstag, den wir in Harland verbringen, auf dem Markt zu verbringen.

Zurückgekommen vom „Sommergrillen“, kam das Gewitter und ich hörte mir einmal den Literaturcafe.de Podcast von Tag zwei der Lesung an, danach war das Video von Sharan Dodua Otoo „Herr grttup setzt sich hin“ eingestellt, wo es im Vorfeld um eine Leseanweiseung, im Haupttext auch um einen alten Herrn ging, der in flüßigen Deutsch von der dunkelhäutigen Autorin gelesen wurde.

„Gestern blieb Herr Nowak liegen und heute setzt sich Herr Grttup hin!“, twittern Cornelia Travnicek und Wolfgang Tischer.

„Als deutsches Ei nicht hart zu werden ist keine große Leistung“, geht es dann wieder auf das offensichtlich unbewußte Thema dieser Veranstaltung zurück und Wolfgan Tischer twittert schon, die Autorin könnte Julia Wolf den Preis wegnehmen.

Die Jury sieht das, glaube ich, anders und dann folgte die 1979 geborene in Hamburg lebende Astrid Sozio mit „Das verlassenste Land“, ein Text in dem es um Flüchtlinge und um „Negerinnen“ geht und von de Jury dann auch tüchtig verisssen wurde, weil man angeblich nicht so schreiben darf oder man der Autorin davon abraten hätte sollen.

Der einzig Schweizer der Runde, der 1959 geborene Schweizer Diete Zwicky war der letzte Lesende. Sein Text trägt den Titel „Los Alamos  ist winzig“ und handelt von einem krebskranken Erzählung dessen Frau,  am Wasseramt arbeitet. Langsam und bedächtig trug der Autor im Schweizer Dialekt von der kleinen amerikanischen Stadt, dem Friseur, dem Sauerkraut und den Zauberer Rudy, den es dort gibt, vor.

Meike Feßmann lobte den gelungenen Abschluß und nun könnte ich abstimmen.

Eigentlich wollte ich das für Marko  Dinic tun, weil Stefanie Sargnagel wahrscheinlich auch ohne mich bei der Jury und vielleicht auch beim Publikum gewinnt.

Aber Ada Dorian, die mit ihren  zu „perfekten Text“ bei der Jury wahrscheinlich durchgefallen ist, hat mir auch gefallen und der Text von Bastian Schneider hätte vielleicht ein wenig Unterstützung verdient.

Also wieder mehr Kanditaten für die ich stimmen könnte und so weiß ich jetzt gar nicht, ob ich es überhaupt tun soll, um nicht nachher unbefriedigt zu sein und zu denken, das war war der Falsche, habe mir aber am Markt schon einige Begründungen ausgedacht:

„Ich stimme für Stefanie Sargnagel, weil sie ein so schönes rotes Mützchen trägt“, oder „Ich stimme für Marko Dinic, weil mir realistische Texte gut gefallen“, „Ich stimme für Ada Dorian, weil der Russe einer ist, der Birken liebt“ oder „Ich stimme für Bastian Schneider, weil ich gerne in Mezzaninen sitze und auch Schuhstücke mag“, beziehungsweise „Ich stimme für Tomer Gardi, weil er „Broken German“ spricht“,  nein, das vielleicht weniger, denn ich bin ja eine Pedantin und denke, um in Klagenfurt zu gewinnen, sollte man schon in Österreich, Deutschland oder der Schweiz geboren sein, beziehungsweise dort leben und ein „Broken Deutsch“ mit der deutschen Krähe genügt vielleicht nicht.

Für eine Shortlist könnte ich aber plädieren und denke, daß da Stefanie Sargnagel, Marco Dinic, Julia Wolf, Tomer Gardi und vielleicht auch Selim Özdogan, Sharon Dodua Otoo, Dieter Zwicky und Isabelle Lehn darauf stehen werden.

Mal sehen, ob ich es treffe und wer der Hauptreisträger wird, für den sich dann alle interessieren, ein besonders herausragender Favorit hat sich, abgesehen von dem Hype um Stefanie Sargnagel, ja eigentlich nicht ergeben und im „Literaturcafe“ kann man wieder für den besten Kritiker stimmen.

Da habe ich mich vor zwei Jahren aus Unbehagen, daß man für die Autoren schon abstimmen konnte, bevor alle Texte veröffentlicht waren, gedrückt, im Vorjahr stimmte ich am Vortag für Klaus Kastberger, denn den kannte ich ja schon aus Wien und habe mich am Samstag dann über einige seiner sehr überheblichen Bemerkungen geärgert. Wolfgang Tischer tat das, glaube ich auch, so konnte man heuer für beide Bewerbe  erst am Ende abstimmen und ich bin auch da ein wenig ratlos.

Hubert Winkels und Klaus Kastberger sind wahrscheinlich die herausragendensten Stimmen, aber Klaus Kastberger ist immer noch oder nach seinem vorjährigen Sieg vielleicht noch mehr, so sehr von sich überzeugt, daß man es schon fast ein bißchen überheblich nennen könnte.

Ich muß auch nicht überall meinen Senf dazugeben, denn es reicht ja schon, daß ich  im September oder Oktober zum dritten Mal in die Handelsakademie in der Margaretenstraße pilgere und Alexander van der Bellen wähle und wenn, der dann vielleicht wieder ein paar Stimmen zu viel hat, ein viertes oder fünftes Mal….

Dann habe ich natürlich doch abgestimmt, für Marko Dinic und Hubert Winkels und seltsamerweise kann man meine Begründung ziemlich vollständig auf der Literatucafe-Seite finden:

„Doch ich habe den ganzen „Bachmannbewerb“ gesehen und schwanke zwischen Klaus Kastberger und Hubert Winkels hin und her….“

Gewonnen hat dann  Klaus Kastberger ohne meine Stimme.

Und vor der Preisverkündung  wurde dann bei 3-Sat „Tabula Rasa-Ingeborg Bachmann und das große Wettlesen in Klagenfurt“ gesendet, das ich schon einmal gesehen habe, wo man sich noch einmal das „Bachmannpreis-Spektakel“ erklären lassen konnte.

Und dann kam die Überraschung bei der Shortlistplatzierung, denn Stefanie Sargnagel, die vorgeblich gehypte, ist nicht dabei, natürlich wahrscheinlich, schreibt sie doch sehr alltäglich und wahrscheinlich doch nicht so literarisch und auch Tomer Gardi gehlt. Dafür hat sich Meike Feßmann bezüglich ihres „Karl-May-Parodie-Autors Jan Snela durchgesetzt und sonst habe ich es ziemlich getroffen:

Marco Dinic, Selim Özdogan, Julia Wolf,Isabelle Lehn Sharon Dodua Otoo und Dieter Zwicky. Den Bachmann-Preis hat dann die 1972 in London geborene Sharon Dodua Otoo mit „Herr Gröttrup setzt sich hin“ gewonnen. Der Schweizer Dieter Zwicky hat dann den „Kelag-Preis“ gewonnen.

„Wir sind nicht verdutzt, nein wir sind verzwickt!“, sagte der Juror Jurij Steiner. Julia Wolf bekam dann für „Herr Nowak bleibt liegen“, wie von mir erwartet den „3-Sat“ und der auch öfter genannte Marco Dinic blieb wieder übrig.

Bitte nicht Marco Dinic zum jährlichen Durchreicher machen, twitterte Cornelia Travnicek, aber es gibt ja noch den Publikumspreis und den hat dank der zwanzig- oder zweihunderttausend Facebook Followers Stefanie Sargnagel gewonnen, die ja schon ein Vido hat, wo sie den Hauptpreis für sich votierte und die Preisträgerin hob zur Verleihung die Hand zur Faust und pries das „goldene Patriachat“.

Hubert Winkels hielt die Schlußrede, in der auf die Wichtigkeit des Preises in Zeiten der sozialen Medien, wo jeder auf „Amazon“ rezensieren kann und eine Pressekonferenz gibt es seit dem letzten Jahr im Anschluß auch und, um mein Resumee zu ziehen, der vierzigste „Bachmannpreis“ war sehr interessant, sehr vielsprachig, sehr „risikoreich“ und gewonnen hat dann doch die „brave, große, echte, wahre Literatur“ und die Risikoautoren blieben über, mir hat es aber gut gefallen und ich bin mit der Auswahl auch einverstanden.

 

2 Kommentare »

  1. Bei dem Text von Sharon Dodua Otoo´s konnte ich am Samstag zum lezten Lesetag des heurigen Bachmannpreislesen „aufspringen“. Sie las ihren Text „Herr Gröttrupp setzt sich hin“ sehr bedächtig, konzentriert und genau. Also genau im richtigen Moment konnte ich diesen im Internet in einem „livestream“ auf 3satMediathek mitverfolgen wie sich dann später zeigen wird. Ihr humorvoller Text beeindruckte mich sehr, daher freue ich mich mit ihr sehr darüber, daß Sie den 25.000 € dotierten Bachmannpreis 2016 gewonnen hatte. Danach durfte ich noch Dieter Zwicky´s „Los Alomos ist winzig“ genießen, der dann von der Jury zum Sieger des KELAG-Preises, mit 10.000€ gewählt worden ist.

    Es wurde eine besondere Vielfalt an verschiedenen Texten zu diesem Literaturereignis als wertvolle Literatur angeboten und präsentiert. Wenn unsere Österreicherin Sargnagel, die sich nicht einmal genau für die Höhe der Geldpreise informierte, nun so enttäuscht ist („Namen ist Omen)“ „Sargnagel“-„TOD-Bachmannpreis2016“, daß Sie nicht den Hauptpreis bekommen hätte, dann hoffe ich, daß dies nicht ein schlechtes Omen ist, daß der Bachmannpreis in Zukunft nicht mehr stattfinden wird. Denn das wäre sehr Schade.

    Kommentar von Manfred Lagler-Regall — 2016-07-04 @ 18:52 | Antworten

  2. Ja, das war heuer ein sehr spannender Wettbewerb, der im Nachhinein betrachtet, viele Fragen aufwirft, die noch beantwortet werden müssen.
    Denn eigentlich hätten Stefanie Sargnagel, die mit wirklichen Namen Sprengnagel heißt, das Omen bleibt also erhalten und auch Tomer Gardi auf die Shortlist kommen müßen, wenn sie schon, wenn man sich risikobereite, nicht so brav nach dem Schema F der Literaturschulen geschnitze Texte wünschte. Die zwei waren es, wurden andiskutiert, für gut befunden und dann liegen gelassen, weil man dann vielleicht doch nicht so mutig war, sich dafür zu entscheiden.
    Vor allem der Text von Tomer Gardi mit seinem „Broken German“ wirft viele Fragen auf, die nicht so leicht zu beantworten sind.
    Ich war bisher offenbar der fälschlichen Meinung, daß ein Kriterium bei diesem Preis zu lesen, abgesehehn davon, daß man eine Verlagsempfehlung braucht und von einem Juror eingeladen werden muß, denn Selfpublisher sind natürlich nicht erwünscht, ist, daß man entweder in einem der deutschsprachigen Länder geboren sein oder dort leben muß. Jetzt höre ich das muß nicht sein, es genügt ein Text, der in Deutsch geschrieben ist und der braucht nicht einmal „gut“ zu sein, wie Klaus Kastberger sagte.
    An dieser Bemerkung werden die Juroren noch zu kiefeln haben, denn was ist, wenn jetzt jeder kommt und will, natürlich das Krtierium ist, die gute Qualität, die ist zwar nicht so eindeutig zu definieren und ze do rock hat ja auch einmal einen Text gelesen, der in einem „Broken German“ war.
    Der konnte, hat man mir dann kommentiert, erstklassig Deutsch, Herr Tomer offenbar nicht sehr gut, ich würde hier bekriteln, daß er nicht in Deutschland, Österreich oder Schweiz geboren ist, eigentlich auf Hebraisch schreibt und „nur“ zweimal Stadtschreiber in Graz war, obwohl ich nicht weiß, ob er nicht vielleicht eine Großmutter hat, die aus Deutschland oder Österreich emigrieren mußte, was das Ganze wieder noch ein bißchen komplizierter machen würde.
    Aber was ist, wenn ein junger Syrier, der in Syrien vielleicht zur jungen Literaturszene zählt, hier einen Deutschkurs besucht und, um Asyl ansucht, der darf natürlich teilnehmen denke ich, aber die nächste Frage, die mir da kommt, ist abgesehen von den Selfpublishern, die sich vielleicht nicht so viel bewerben werden, weil sie Krimis oder Chicklits schreiben, wie ist das jetzt mit dem Preis, wo ich seit 2007 Jurymitglied bin, nämlich dem „Ohrenschmaus“ , der heuer, weil es ihn zehn Jahre gibt, bei der „Buch-Wien“ groß vorgestellt wird.
    Da stand ursprünglich in der Ausschreibung, daß es das Ziel ist, die Teilnehmer zum Bachmannpreis zu bringen, ich habe davon abgeraten, weil die meisten nur kurze Texte schreiben und wahrscheinlich nicht zwanzig Minuten lesen können, aber sie schreiben auch gute Texte und das Kriterium ist ja ein Text in deutscher Sprache, der dann halt eine gewisse Länge haben muß, aber halt, ich glaube, selber vorlesen muß man schon, wie man vor zwei Jahren diskutierte, als Karen Köhler erkrankte, also geht das dann doch nicht…
    Dann dürfen oder können nur vierzehn Autoren jährlich lesen und dieser Bewerb hat das alles, was bisher für unverrückbar galt, ein bißchen aufgebröselt und das finde ich eigentlich gut!
    Was noch ein bißchen schade ist, ist, daß meiner Meinung nach zwei sehr gute Texte, nämlich der von Bastian Schneider abgewürgt wurde, weil er in Miniaturform geschrieben war und der von Ada Dorian, über den man ja fast wörtlich sagte,, daß er zu gut, zu konstruiert, zu sehr (schreibschulmäßig) ist.
    Es ist also nicht sehr leicht, aus vierzehn guten Texten nur drei Sieger herauszuwählen, denn der vierte wird ja vom Publikum bestimmt und da gewinnt in Zeiten wie diesen, der oder die, der die meisten Facebookfreunde hat.
    Also auf in einen schönen Sommer, den ich wieder teilweise in Harland bei St. Pölten in wie ich es nennen, der Sommerfrische, verbringe. Dann lese ich am Samstag den 3. September aus meinem Work on Progress „Nicht berühren oder wie ein Roman entsteht“, zu dem Sie mir ja einmal eine aufmunternde Bemerkung geschrieben haben, beim „Volksstimmefest“ auf der Jesuitenwiese, wenn Sie Zeit und Lust haben zu kommen, lade ich Sie herzlich ein und jetzt kann oder konnte man, glaube ich, auch den Siegertext gerade in Ö1 hören.

    Kommentar von jancak — 2016-07-04 @ 21:00 | Antworten


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