Literaturgefluester

2022-01-13

Fernanda Melchor in der Alten Schmiede

Ich bin ja eine, die eigentlich nicht zu gerne zu Veranstaltungen ging, wenn ich das Buch schon gelesen habe.

Das ist eine Frage der Zeitökonomie, denn dann kann ich mir ja etwas anderes anhören, wenn ich das Buch schon kenne.

Ist ein Bisschen ein Vorurteil, ich weiß, denn man erfährt bei Lesungen ja sehr über die Bücher und den Schreibprozeß, was man beim Lesen vielleicht nicht bekommen kann, lernt den Autor kennen, aber trotzdem Zeitökonomie, aber das war vielleicht vor den Corona-Zeiten und hat sich seither sehr geändert und so hatte ich mich für den Donnerstag für die „Alte Schmiede“ entschieden, obwohl es, glaube ich, auch parallel Veranstaltungen gab, obwohl ich die Bücher der 1982 in Veracruz geborenen Fernanda Melchor, die derzeit, glaube ich, gerade ein Stipendiatin in Berlin ist, schon gelesen habe.

Da Fernanda Melchor eine ist, die eine Kunstsprache verwendet und ich beim Lesen von „Saison der Wirbelstürme“ und „Paradais“ etwas Schwierigkeiten hatte, das Ganze zu verstehen, habe ich mir gedacht, ich sollte die Autorin kennenlernen, um ihre Bücher besser zu verstehen und mir einen Eindruck von ihr zu machen.

Dann hatte ich vor zwei Tagen noch einen Mailwechsel mit Anette Wassermann vom „Wagenbach-Verlag“, die mich auf die Lesung aufmerksam machte und da dachte ich, da muß ich mir die Lesung erst recht anhören, aber dann hat mein sechs Uhr Klient seine Stunde auf sieben verschoben und ich bin erst sehr spät in die Lesung hineingekommen.

Johanna Öttl hat moderiert. Laura Wurm gedolmetscht und Johannes Tröndle,, die Texte gelesen und ich bin gerade in das Gespräch über die „Saison der Wirbelstürme“ hineingekommen, in dem es ja um die Zustände eines mexikanischen Dorfes und die Diskriminierung der Frauen dort geht und da hat mich sehr überrascht, daß Fernanda Melchor Thomas Bernhard ,erwähnte, an den beziehungsweise seine musikalische Sprache sie sich orientierte, um in ihr Schreiben hineinzukommen, was vielleicht besonders erstaunlich ist, weil Fernanda Melchor ja eine sehr kräftige brutale Sprache hat.

Dann kam das „Pardais“, die Novelle, wie Fernanda Melchor betonte, die viel einfacher struktruiert, als die „Sainson der Wirbelstürme“ ist, sie hat die Bücher eher parallel geschrieben, geht es da ja, um zwei Jungen. Den reichen Franco, den armen Polo, die beide von verschiedenen Enden der Stadt stammen. Polo aus der Drogengegend, Franco im Nobelbezirk und Johanna Öttl fragte dann noch, wie weit Fernanda Melchor in ihren Schreiben von Veracruz beeinflußt wurde, die eine Stadt ist, in der viele Migratnten auf ihren Weg in die USA vorbeikommen und auch ein starkes Drogenkartell hat und ich kann mich erinnern, daß ich während unserer Mexikoreise, in den Neunzigerjahren dort auch einige Tage war, die Stadt aber gar nicht also so kriminell , sondern eher interessant erlebt habe.

Nachdem Johanna Öttl auf die Bücher, die man beim Büchertisch erwerben oder beim Buchhändler seiner Wahl kaufen konnte, hingewiesen hat, habe ich versucht, auf den Anfang der Veranstaltung zurückzukommen, aber leider ist das Video nachdem Johanna Öttl, erklärte, daß man jetzt sein Maske ,auch während der Veranstaltung auflassen mußte, die Autorin vorstellte und auf ihre Kunstsprache hinwies abgebrochen. Vielleicht kann ich es noch nachsehen und in die E-Book beziehungsweise in meine Buchbesprechungen habe ich auch hineingesehen und da ist mir aufgefallen, daß Fernanda Melchor schon einmal in der Hauptbücherei aus ihrer „Saison der Wirbelstürme“ gelesen hat, ich aber die Veranstaltung aus den oben erwähnten Gründen versäumt haben dürfte.

Und noch was Trauriges kann ich vermelden, Herbert Achternbusch von dem ich einmal in den Siebzigerjahren ein Buch auf einer Bank bei einer Straßenbahnhaltestelle gefunden habe, ist gestorben.

2 Kommentare »

  1. Danke für den Tipp. Ich mag Thomas Bernhard sehr – und werde mir mal Fernanda Melchor ansehen, über eine Leseprobe. An Herbert Achternbusch habe ich wirklich lange nicht mehr gedacht. Wie die Zeit vergeht.

    Kommentar von Alexander Carmele — 2022-01-14 @ 10:47 | Antworten

  2. Ja, es war für mich eine Überraschung, daß Fernanda Mechor Thomas Bernhard erwähnte, denn daran habe ich beim Lesen hrer Bücher, die ja sehr brutal in die Sozialkritik der mexikanischen Gesellschaft hineinspringen, nicht gedacht, aber natürlich Thomas Bernhard ist trotz seiner Musikalität sehr negativ und wahrscheinlich krankheits- und kriegstraumatisiert, deshalb habe ich mit ihm auch Schwierigkeiten und denke mir, es ist wahrscheinlich doch nicht alles das „Fürchterlichste von Fürchterlichsten“, kann mich aber erinnern, daß ich einmal ,als ich mit meiner kleinen Tochter vor dreißig Jahren mit dem Zug von Wien nach St. Pölten fuhr und in den „Alten Meistern“ las, wo ja einer dreihundert Seiten lang im kunsthistorischen Museum sitzt und darüber nachdenkt, ob er am Abend ins Burgtheater gehen soll?, auf der letzten Seite sinngemäß schreibt „Und ich war im Burgtheater und die Vorstellung war fürchterlich!“, schallend gelacht habe.
    Ohne jeden Zweifel ein großer Dichter und wahrscheinlich ein schwieriger Mensch, dessen letzter Wille nicht respektiert wurde, was er angeblich vorher wußte und Fernanda Melchor habe ich gelesen, ist das größte Talent der mexikanischen Gegenwartsliteratur, auch ohne jeden Zweifel eine große Stimme und es war für mich, obwohl ich ja die erste dreiviertel Stunde versäumt habe, ein Gewinn sie persönlich kennenzulernen und im Gespräch mehr über die beiden Bücher und ihre Schreibweise zu erfahren, liebe Grüße aus Wien!

    Kommentar von jancak — 2022-01-14 @ 11:43 | Antworten


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