Literaturgefluester

2023-01-28

Liebe ist gewaltig

Das letzte Buch der Bloggerdebutshortlist ist dem vierten, „Nordstadt“ sehr ähnlich, wie es überhaupt bei drei oder vier Büchern auf dieser Liste umd die Identitätsfindung und das Aufwachsen in häuslicher und gesellschaftlicher Gewalt geht.

„Liebe ist gewaltig“ der 1986 in Tübingen geborenen Cludia Schumacher ist erzählender und vielleicht auch ein wenig kitschiger, als Annika Brüsings Debut. Es schweift mehr herum und ist vielleicht auch ein wenig unglaubwürdiger. So wirkt die Anwaltmutter manchmal wie eine Hausfrau, die zu Mittag zu Hause ist und für ihre Lieben kocht und der wahrscheinlich dreißigjährige Bruder wird gleich Bürgermeister des Städtchen.

Die Einstiegsszene, die 2007 spielt, ist aber schon mal sehr gewaltig. Da ist die Heldin, Juli, Jules genannt, die sich später Julia nennt, siebzehn und ist von ihren Eltern in ein Sanatorium gebracht worden, wo sie sich erholen soll und ist hier mit Dementen und Bunouts zusammen, passt also nicht hin.

Vielleicht passt sie auch nicht nach Ederfingen, das ist ein Vorort von Stuttgart, wo sie in einer Vorzeigefamilie, beide Eltern Anwälte mit drei Geschwistern aufwächst. Eine Vorzeigefamilie mit dem reinen Glück, dabei ist der Vater sehr gewaltig und der Teppich hat Blutflecken, die Mutter beschwichtigt, lächelt immer und versucht alles mit neuen Klamotten und McDonald Besuchen auszugleichen.

Juli fliegt, weil sie auch gewalttätig sein kann, aus der Kur hinaus, soll in eine Psychiatrie kommen, die Mutter holt sie aber ab und bringt sie in die Villa zurück und hier findet Juli vorläufig ihr Glück in einer kleinen Maus, die sie aufzupäppeln versucht. Der Vater erlaubt ihr zuerst sie zu behalten. Später setzt er sie in Beisein der Mutter aus, aber von Menschen aufgezogene Mäusen können in der freien Wildbahn nicht überleben, „weil sie den Katzen gleich ins Maul marschieren“.

Juli rastet also wieder aus und verläßt das Elternhaus. Später, 2014, da ist sie erfolgreiche Gamerin, lebt in Berlin und soll ihr Mathematikstudium abschließen, kehrt sie zum sechzigsten Geburtstag des Vaters zurück. Was auch in einer Katastrophe endet. Sie beschimpft den Gratulanten. Der älteste Bruder ist inzwischen Bürgermeister des Städtchens geworden und sehr aufstiegsorientiert. Nur der Bruder Bruno ist ihr Halt. Sie klagt den Vater in Beisein aller der Gewalttätigkeit an. Schweigen folgt, der Vater sagt sie ist hysterisch und bildet sich das nur ein und niemand glaubt ihr.

So verläßt sie die Party und fliegt nach London, um ihre Exfreundin Sanyu, die eigentlich Sandy heißt, zu treffen, die sie aber gar nicht hineinläßt und in einer Disko hat sie auch jemand zusammengeschlagen und muß mit einer Anzeige rechnen. Der Vater, der das öfter macht, boxt sie hinaus und 2016 heißt sie dann Julia, was mich Anfangs beim Lesen sehr verwirrte, weil ich mich nicht auskannte, wer diese Julia ist jetzt ist?

Sie ist, wird ihr ihr Bruder Bruno später schreiben, eine „runtergedummte Barbie-Version“, denn sie hat sich ihren Freund Thilo, einen Aufsteiger aus Sachsen, sehr angepasst und sich äußerlich sehr verändert, kocht und backt für ihren Freund, hat die Wohnung umgestaltet und ihr Inneres total verdrängt.

Sie wird sich aber wieder finden und nach Berlin zurückkehren und wie es weiter geht, können wir nur ahnen oder uns erhoffen, daß es nicht in dieser Art und Weise weitergeht.

Sehr viel Gewalt also, die die Dreißig bis Verzigjährigen, die heute Bücher schreiben, in ihrer Jugend erlebten.

Ronja von Rönne, die das Buch sehr lobte, ist wahrscheinlich auch eine davon, Helene Hegemann, etcetera und die Danksagung, wo man den Schreibverlauf gut verfolgen kann, ist sehr lang.

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2023-01-24

Nordstadt

Buch vier der Bloggerdebutshortlist Annika Büsings „Nordstadt“ ist ein kleines dünnes „Steidl- Taschenbüchlein“ mit einem sehr eindrucksvollen Cover. Eine Schwimmerin mit Kopf nach unten und das ist Nene, fünfundzwanzig Jahre alt. Bademeisterin von Beruf und für die meisten Romane ungewöhnlich, eine Protagonistin aus der Unterschicht und die Nordstadt scheint auch eine Art Großfeldsiedlung zu sein. Sie wurde von ihrem Vater grün und blau geschlagen und wenn den Vertrauenslehrerinnen, die blauen Flecken auffielen, haben sie das Jugendamt verständigt und die haben sie dann für ein paar Tage in ein Heim gesteckt.

Es gibt eine ältere Halbschwester namens Alma, die sich um Nene kümmert, deren Mutter früh gestorben ist. Die ist eine erfolgreiche Goldschmiedin und schwimmt im Geld während Boris, der an Kinderlähmung erkrankte und daher hinkt, weil seine Hippiemutter eine passionierte Impfverweigerin ist. Man sieht oder ich würde es vermuten, das Buch wurde während der Pandemie geschrieben, vom „Geldamt“ lebt, das ist ein Ausdruck Nenes und das ist manchmal so knapp, daß er nichts zu essen hat und Nene dann für das Popcorn und die Kinobesuche sorgt.

Aber das ist schon vorgegriffen. Nene lernt Boris im Schwimmbad kennen, wo er sich das Schwimmbrett ausleiht und sie gehen fünfmal ins Kino und dann klappt es mit dem Sex nicht so ganz, wie Nene es sich vorstellt. Denn Boris ist diesbezüglich sehr verschlossen und Nene wurde auch einmal auf einer Schaukel vergewaltigt.

Die Geschichte wird rückwirkend und sehr lakonisch von der Ich-Erzählerin erzählt. Die Sprache wirkt manchmal ein wenig altmodisch und manche eindrucksvolle Metaphern werden mehrmals zitiert

„Alma sagt: „Du teilst die Welt immer so in Häppchen ein.“

„Boris sagt „Jeder denkt in Klischees. Sonst überleben wir doch gar nicht.“

„So nennen wir das manchmal: Optionen“, beispielsweise.“

Eine Metaphernerklärung bietet die 1981 geborene in Bochum lebende Annika Büsing, die Theologie und Germanistik studierte auch an:

„Mein Mitschüler Marius verstand nicht, was das sein sollte, eine Metaphernkeule.

„Ein Mordwerkzeug“, sagte mein Deutschlehrer, „man killt damit jede Poesie.“

Und weil Marius es noch immer nicht verstand, erklärte er es so „Wenn du einen Roman schreibst über einen Zug, der mit einem Waggon eine Liebesbeziehung führt, und der Zug Schluss macht und du den Waggon sagen lässt „Du hast mich abgehängt“, das ist eine Metaphernkeule.

Da hatte Marius es verstanden. Er meinte aber die Information sei für ihn nicht wichtig, denn er habe nicht vor jemals Romane zu schreiben.“

Die Beziehung zwischen Nene und Boris entwickelt sich als schwierig. Denn er lügt sie an, erzählt ihr er sei Hausmeister und hat vor eine Ausbildung als Mechatroniker zu machen, was aber nicht stimmt, denn er ist arbeitslos und bekommt sein Geld von „Geldamt“.

Dabei hat er einmal als Jugendlicher einen Preis gewonnen, denn er ist sehr begabt. Seine Hippiemutter behält das Geld aber so lange auf dem Konto, bis er eine Ausbildung macht. Man sieht auch ein wenig ungewöhnlich und gegen den Strich gebürstet und der Tod ist in dem Buch ein wichtiges Thema.

Zuerst oder zuerst beschrieben stirbt Frau Lübke, die Stammgast im Schwimmbad war und Nene bittet sich von ihrem Sohne ihre alte Badekappe aus. Eine alte Frau, die die Bademeister, um ein Handtuch bittet, weil ihr kalt ist, fällt auch plötzlich um und dann stirbt auch noch Nenes Vater, von dem sie ausgezogen ist, als sie achtzehn war und ihn dann erst bei seinem Begräbnis sehen wollte.

Ein sehr eindruckvolles ungewöhnliches Buch, dessen letzte Sätze nach dem Begräbnis lauten:

Boris nimmt seine Mütze ab und setzt sie mir mit einer Hand ungelenk auf den Kopf, und er sagt „Wenn du mit wem anders rummachst, stecke ich die Stadt in Brand.“

„Episch „, sagte ich.“

Auch diese Sätze kann kann schon vorher lesen und Elke Heidenreich hat am Buchrücken „Ein bemerkenswert eindringliches Debut ist entstanden, aus Liebe und Wut“.

Dem kann ich mich anschließen und überlegen, ob das Buch bei mir jetzt an erster oder zweiter Stelle kommt.

„Liebe ist gewaltig“ ist aber erst zu mir gekommen und am Titel hätte ich auch etwas auszusetzen, da er mir nicht ganz passend erscheint. Ich hätte eher eine Schwimmmetapher dafür ausgesucht.

Interessant ist auch die Triggerwarnung am Buchbeginn: „In diesem Roman finden sich Beschreibungen körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt“. So ist das Leben aber, würde ich meinen und wer das weiß und ihm nicht ausweicht, ist klug und bin als Verhaltenstherapeutin auch eine Anhängerin der Konfrontationstherapie.

2023-01-21

Ist hier das Jenseits, fragt das Schwein

Buch drei der heurigen Bloggerdebutshortlist hat wohl den ungewöhnlichsten Titel und ist auch ein ungewöhnliches Buch, denn seine Helden sind Tiere. Alle ohne Namen und ohne Geschlecht, so daß einige Leser vermuten, daß die 1994 in Solothurn geobrene Noemi Salamlvico, die am Literaturinstitut in Biel studierte, die Genderproblematik und die Verunsicherung unserer Zeiten, wieviele Geschlechter es nun gibt, umschiffte.

Die junge Autorin selbst meinte bei einer Lesung, die vor ungefähr einem Jahr im Berliner Literaturhaus stattfand, daß sie von den Menschen genug hatte und deshalb zu den Tieren gewechselt hat und das Schwein der oder das Titelheld hatte sie zuerst im Kopf und mir macht es die junge Autorin mit der poetischen Sprache schwer.

Ist sie doch auch eine, die keinen Plot und keinen Handlung will , sondern, wie ich es interpretieren würde, mit viel Spaß vor sich hinschreibt und wenn man Tiere als Protagonisten hat, denkt man wohl an eine Fabel oder an Kinderbücher, denn da kommen Tiere meist als Menschen verkleidet auch gern vor und das Ganze hat dann meist auch eine mehr oder weniger moralinsaure Botschaft.

Das fehlt bei der jungen Autorin und ich habe mir schon mit den vielen Tieren sehr schwer getan und mich nicht ausgekannt wer oder was das jetzt ist und tut und wohhin es in den sehr dünnen Buch geht und da passiert sehr viel. Werden doch Welten die das Dies- und Jenseits lustig gewechselt und eine Zwischenwelt, dort wo Gott wohnt, scheint es auch zu geben.

Es beginnt aber sehr weltlich, pardon tierisch natürlich, denn Schwein ist depri oder einsam, von seinem Freund verlassen. Dann ruft es im Radio an und gewinnt eine Reise in eine Wüste, die es aber stornieren muß, denn es hat keinen, der es es dahin begleiten würde.

Das klingt schon alles recht und menschlich. Die Tiere fahren Straßenbahn oder Bus, schminken sich und haben Handies und können dann auch nicht mit auf die Reise, weil sie ja arbeiten müssen.

Eine Reh und einen Hirsch gibt es auch und dann gibt es noch einen Dachs, der eine Erfinduung macht und der trifft dann Gott in seiner Zwischenwelt, der schläft, sowie eine Schwester hat und findet dann einen Fisch mit dem er mit Schwein und Dachs ins <jenseits aufbricht, weil dort die Toten wohnen.

Bei der Lesung in Berlin war eine Pfarrerin die Moderatorin und die hat Noemi Somalmvio gefragt, wie sie sich Gott denn vorstellen würde? Ist das jetzt ein alter Mann mit weißen Bart oder ganz wer anderer und die hat gesagt, daß sie da mit einer Antwort überfordert ist.

Also spazieren Schwein, Gott und Dachs im Jenseits auch auf einer Wüste herum, finden da eine Telefonzelle und dann ein Hotel. Dort wird Gott krank, stirbt vielleicht.

Man sieht Noemi Somalvico spielt mit allen Wirklichkeiten und Ordungswelten und bringt alles lustvoll durcheinander. Am Schluss kehrt er dann wieder in sein Haus zurück und die Leser werden aufgefordert ihre Welt zu verlassen und sich in Noemi Somalvicos schöne Sprachutopie einzulassen, die dann die Literaturexperten schreiben und die ist schon ein bißchen lyrisch, aber doch nicht so poetisch wie die Sprachwelt der Andrea Winkler beispielsweise.

Ich würde es eher kindlich nennen und auch so frech sein, das Buch einem Nonsensstil zuzuordnen. Da hat eine mit Literaturabschluß lustig vor sich hingeschrieben, ohne sich viele Gedanken zu machen. Die Kritiker geben dem Ganzen dann schon einen Sinn. Sprechen vom hohen Wert der Freundschaft und sogar Dennis Scheck, der von den hunderttausend ähnlichen Plotbüchern wohl schon die Nase voll hatm scheint begeistert. Die Debutfrauen sprechen von moderner Fabel und absurder Erzählung und ich bleibe ein wenig ratlols zurück und weiß wieder nicht, wie ich das sehr ungewöhnliche Buch mit der starken bildhaften Sprache einordnen soll?

Ich habe aber noch zwei der nominierten Bücher zu lesen.

2023-01-20

Lektionen in dunkler Materie

Nachdem ich nach Weihnachten auch noch die Schweizer Buchpreisliste soweit vorhanden fertiggelesen habe, ist jetzt die Bloggerdebutshortlist

an der Reihe. Da habe ich ja fünfzehn der Longlisttitel, die man melden konnte gelesen. Bozena Bandura und Janine Hasse haben fünf davon ausgewählt und bis Februar hat man Zeit, die zu lesen. Das verschiebt sich nach hinten ich weiß, am Anfanghabe ich im November gelesen.

Aber fünf Titel sind für mich kein Problem, obwohl ich von der 2022 Liste ja noch drei Bücher zu lesen hätte.

Eines der fünf, die Slata Roschal kenne ich schon und jetzt als nächstes „Die dunkle Materie“ der 1981 in Wien geborenen Ursula Knoll mit der ich schon am „Volksstimmefest“ gelesen habe. Von den Buch habe ich schon gehört, mich aber nicht näher in es vertieft.

„Atelier“ hat es mir aber sehr schnell geschickt und jetzt hinein in die Matierie, die nicht dunkel sein muß, aber ein wenig schwer zu lesen, zumindestens am Beginn, weil sehr theoretisch, war das Buch schon, das ich eher, als eine in sich verknüpfte Personen oder Episodenansammlung bezeichnen will. Eine wirklich Handlung mit Plot und Spannungsbögen hat es nicht wirklich. Das entspricht auch meiner Schreibweise. Es ist aber erstaunlich modern und aktuell und vielleicht auch darüber hinaus denn am Cover ist ein Astronaut zu sehen, der ein Kind hinter sich herzieht. Eine Astronautin natürlich, denn in dem Buch wird nicht nur gegendert. Es scheint auch in der Zukunft zu spielen, denn so weit ich weiß, werden wir noch nicht von Astronautinnen im Weltall umkreist, die dann auch noch ihre Bordcomputer oder KIs in ihren Emotionen zerstören und dabei fast eine Katastrophe auslösen.

Gemeinsam am Volksstimmefest gelesen? Ja natürlich, denn das Buch ist sehr sozialkritisch, das geht schon am Klappentext hervor.

Da gibt es zum Beispiel eine Asylverfahren bearbeitende Fachkraft, wahrscheinlich eine Richterin, namens Ines, die im Laufe des Geschehens entlassen wird, weil sie nur mehr positive Bescheide ausstellt. Die trifft eine Fatima, die sie per einer Datingapp kennenlernte und die ist Kindergärtnerin und der passiert plötzlich, daß eine Mutter beschließt mit ihrem Sohn Linuns nicht mehr nach Hause zu gehen, sondern den Kindergarten besetzt, weil dessen Öffnungszeiten sich mit denen ihrer Arbeit nicht decken und sie daher ständig zuspätkommen oder sich abhetzen muß und die, namens Heide ist Zimmermädchen in einem Hotel und wurde von Katalin ihrer Lebenspartnerin, das ist die Astronautin verlassen.

Man sieht sehr realistisch sind die Verhältnisse vielleicht doch nicht zusammengewürfelt oder zu utopisch ausgelegt. Es gibt aber eine sehr spannnende Szene, wo Linus mit seiner Mutter in den Supermarkt geht und die hat nicht genug Geld im Börserl, bezahlt sie in dem Zukunftsszenari noch bar-? Nein auf dem Konto natürlich. Muß also die Bananen und was anderes zurückgeben. Hat aber Glück, denn in dem Supermarkt wird in diesem Augenblick mit Tomaten herumgeschmissen, so daß die Kassiererin keine Augen dafür hat, daß Heide sich die Sachen zurückholt und Katalin hat inzwischen vom Bordcomupter Simon zuerst daran gehindert, dann unterstützt, in ihrem Konto herumgeschnüffelt.

Es gibt dann noch eine Milka, das ist die Tomatenschmeißerin oder auch Umweltaktivistin, die sich für die, die die Tomaten im fernen Italien ernten und dabei ausgenützt werden und die erfährt, daß ihr Freund umgekommen ist. Da dreht sie durch und schmeißt mit den Tomaten, wird dabei von der Polizistin Esther verhört, die Katalins Schwester ist und die erfährt, während des Verhörs, daß im Weltraum ein Unglück geschehen ist.

Sie kann dann noch mit ihrer Schwester telefonieren und so weiter und so fort und, wie geschrieben am Anfang habe ich mir mit dem Lesen schwer getan, weil zu theoretisch und auch noch wegen der Handlungssprünge, die Ursula Knoll vor allem zu Beginn manchmal hat, unverständlich und habe mir gedacht, wieso haben die Frauen dieses Buch ausgesucht?

Dann bin ich aber in den Sog hineingekommen und finde es hochaktuell, sehr realistisch, die, die Probleme unserer Gesellschaft anreißen und in Frage stellen, wenn auch, wie schon geschrieben ein paar Unklarheiten bleiben, weil die Zukunft ist ja unserer Gegenwart voraus und ob die Welt, wenn es so weit ist, daß die Astronautinnen uns umkreisen, dann noch besteht oder nicht schon verglüht ist, stellen die Umweltaktivistinnen der „Letzten Generation“ ja in Frage und ob, die Zimmermädchen, die Schwierikgeiten mit den Kindergartenöffnungszeiten haben und ihre Einkäufe nicht bezahlen können, wirklich alle mit den Topaustronauten zusammenleben, glaube ich auch nicht wirklich und von der Kindergärtnerin Fatima hätte ich gerne mehr bezüglich ihrer Geschichte erfahren.

Wer Lnus Vater ist würde mich auch interessieren. Aber vielleicht ist das in der Zukunft nicht mehr wichtig oder schon geklärt, wie zwei Frauen zu einem Kind kommen können.

Ein spannendes Buch, sehr realistisch, denn diese Themen interessieren mich ja sehr. Bis jetzt also Buch eins auf meinen Ranking. Ich habe aber drei andere noch nicht gelesen.

2023-01-09

Schreibveränderungen und Bloggerdebutshortlist

Mit dem Fünftagewebinar der Jurenka Jurk bin ich wieder gut in das neue Jahr eingestiegen. Gut und mit vielen Plänen, ist 2023 doch ein Jubiläumsjahr für mich.

Da gibt es fünfzig Jahre Matura und fünfzig Jahre literarisches Schreiben zu feiern„, das „Literaturgeflüster“ wird es im Juli fünfzehn Jahre geben und ebenfalls im Juli kann ich „Sieben Jahre Uli“ feiern. Ein verflixtes siebentes Jahr könnte man da unken, denn wir catchen uns ja sehr und er hält nicht viel von meinen Schreiben. Ich aber wohl und so starte ich in das neuen Jahr mit den besten Plänen für das neue Romanschreibjahr.

Das war auch schon im vorigen Jahr so und in den vorvorigen wahrscheinlich auch. Denn da bin ich mitten im Webinar draufgekommen, daß ich das „Frauenleben“ schreiben könnte. Da war die Idee, daß eine der Teilnehmerin fragte, ob sie sich ihr Buch von ihren alten Onkel leltorieren lassen könne und der Großonkel Bernhard war geboren. Das Rohtext dann schon Ende Jänner fertig.

Ich weiß, das geht sehr schnell bei mir und das sollte ich vielleicht ändern, wenn ich es kann und heuer war es ähnlich.

Der Alfred hat schon lange „Das Soziale Kreditsystem“ zum Fertigmachen, das ist jetzt in der Endkorrikturphase, bevor es an die Druckerei gehen kann und am Freitag bin ich mit dem Korrigieren der „Flora Faun“ fertig geworden, habe den Beschreibungstext geschrieben und das Manu an den Alfred geschickt und das ich als nächstes über drei Frauen, eine aus Budapest, eine aus Prag und eine aus Bratislava schreiben könnte, die alle im selben Haus wohnen, diese Idee ist mir, glaube ich, schon vor dem Jahreswechsel gekommen. Da haben mich drei meiner Klientinnen inspiriert, obwohl ich die Figur der Journalist Szofi, die mit dem Orban-Budapest Schwierigkeiten hat, frei erfrunden habe.

Ja und dann ist das Webinar gekommen mit denselben Fragebögen, die ich schon einige Male ausgefüllt habe und auf einmal ist das Konzept gestanden oder nein, nur die drei Anfangsszenen.

Die der Zsofi, wie sie im Zug nach Wien fährt, die der Katalin, die ihre Kinder in die Schule und den Kindergarten bringt und dann ihre Freundin Barbara im Cafe Hummel trifft, die mit der Geigerin eine Band gründen will und die der Jelena, die die Zsofi empfängt und dann das Wochenende zu ihrer Mutter nach Prag fährt, weil es der nicht so gut geht.

So weit, so gut, aber noch keine wirkliche Handlung. Höchstens drei Handlungstränge, die sich durch die Heldenreise verknüpfen lassen. Ein paar Schreibartikel sind auch entstanden und ein Catchen mit den lieben Uli, der alles besser weiß und dann ist mir die Handlung sozusagen zugeflogen, so daß ich inzwischen schon sechs Szenen geschrieben habe, achtzehneinhalb Seiten und 8056 Worte und nur hoffe, daß ich nicht schon wieder nach zwei Wochen mit dreißigtausend Worten fertig bin.

Da würde mir vielleicht das Planen und das Szenenausarbeiten oder auch die Übungen der Jurenka Jurk helfen, aber nein, ich buche die Ausbildung nicht, weil ich ja nicht erst im nächsten Jahr mit den Schreiben anfangen will, aber besser werden, meine Schwächen überwinden und dann noch Leser finden, nur zu, ich bin dazu bereit.

Und was das Lesen betrifft habe ich schon ungeduldig auf die Bloggerdebutshortlist gewartet, die heute von den drei oder zwei Debutblogfrauen Bozena Anna Badura und Janine Hasse, die Sarah Jäger schreibt, glaube ich an ihren eigenen Romanen, zusammengestellt wurde.

Seit 2016 bin ich Mitglied in der Bloggerdebutjury und habe da von den sechsundsiebzig Titel der Longlist auch schon fünfzehn gelesen.

1.Finn Job „Hinterher“

2.Slata Roschal „153 Formen des Nichtseins“

3.Anna Yelitz Schentke „Kangal“

4.Silke Stamm „Hohe Berge

5.Carl Christian Elze „Freudenberg“, hat mir sehr gut gefallen

6.Tamar Noort „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“

7.Markus Grundtner „Die Dringlichkeit der Dinge“

8.Lena Marie Biertimpel „Luftpolster“, die österreichiche Debut-Gewinnerin

9.Kurt Fleisch „Albophobia“

10.Bettina Schleifinger „Erbgut“

11.Maria Muhar „Lento Violento“

12.Tatjana Scheel „Vielleicht habe ich dich nur erfunden“

13.Kim de L´Horizon „Blutbuch“

14.Anna Maria Stadler „Maremma“

15.Ela Mayer „Es war sochon immer ziemlich kalt“

Stehen ja immer einige auf den Buchpreislisten und so habe ich wieder fest mit „Blutbuch“ gerechnet, aber das hätte ich wahrscheinlich nicht vorgeschlagen und wie das immer ist, man bekommt dann Bücher auf die Leseliste, die einem vorher entgangen wären und so gibt es von den fünf Shortlisttitel, die ich die nächsten Wochen lesen soll, ein schon bekanntes, nämlich

  1. Slata Roschal „153 Formen des „Nichtseins“, ein eher experimentelles Buch, während mit die vier anderen unbekannt sind.
  2. Claudia Schuhmacher „Liebe ist gewaltig“
  3. Noemi Somalvico „Ist hier das Jenseits, fragt das Schwein“, klingt interessant und macht neugierig
  4. Ursula Knoll „Lektionen mit dunkler Materie“ mit der habe ich schon einmal am Volkksstimmefest gelesen.
  5. Annika Büsing „Nordstadt“

Und jetzt müßten noch die vier Bücher kommen, damit ich sie lesen kann.

2023-01-07

Der rote Diamant

Jetzt kommt Buch vier des Schweizer Buchpreises und wahrscheinlich das letzte das ich lesen werde, denn „Dürrst“ ist nicht zu mir gekommen und weil das Beste zum Schluß kommt, würde ich den monarchistischen Internatroman des 1950 in Zug geborenen Thomas Hürlimann an erster Stelle reihen und denke, da ist vielleicht auch etwas autobiografisches dabei, obwohl der Roman, wie ich gelesen habe in das Genre des phantastischen Realismus einzureihen ist.

Ich habe ein paar von Hürlimanns Bücher in meinen Regalen, aber noch nichts davon gelesen. Ihn glaube damals bei der Buch-Basel gehört und auch ein Buch von ihm im dortigen Bücherschrank gefunden.

Ein verrückter Roman im positivsten Sinn, da wird der elfjährig Arthur Goldau von seiner Mutter Mimi nach Maria Schnee in das Kloster ins Internat gebracht. Sie kommt zu spät und läutet die Klosterbrüder in der Nacht aus ihren Zellen hinaus. Beschädigt mit ihren Stöckelschuhe das Parkett und will das Söhnchen dann wieder mitnehmen. Der schüttelt den Kopf, rennt ihr nach, kommt aber zu spät und wird vom Pförterbruder Drossel der früher einmal Sängerknabe war und mit dem berühmten Leo Slezak gesungen hatte, zurückgehalten.

Also wird er eingekleidet, muß seinen alten Koffer abgeben, bekommt dafür alte Sandalen und eine Kutte und freundet sich mit ein paar seiner Miteleven an.

Das Ganze geschieht im Jahr 1963 und das besondere in Maria Schnee, wo es entsetzlich kalt ist, ist, daß jeden ersten April die Kaiserin Zita zu Besuch kommt, um für Kaiser Karl eine Totenmesse zu halten.

Die alte Dame stiftet den ganzen Kloster Schnitzeln und kommt mit ihren greisen Hofdamen und Kammerdienern beziehungsweise Aristrokraten an und dann gibt es das Geheimnis, um den roten Diamanten, aus der Habsburgkrone, der im Kloster versteckt sein soll und das rührt natürlich an der Phantasie der Knaben, die es sich zur Aufgabe machen nach ihm zu forschen und eine skurille Jagd beginnt.

Die greisen alten Klosterbrüder werden geschildert und Arthur mach mit der Zahnlücken-Rose auch seine ersten erotischen Erfahrungen. Dann schreibt er einen ketzerischen Aufsatz wird von den Brüdern in den Schnee verbannt, ver bringt dann ein Jahr im Lazarett und säuft mit dem Bruder Frieder, dem Präfekten oder Ersatzabt, der in die Sache verwickelt ist, sich gesund und ihn in den Tod, denn Bruder Frieder der ehemalige Metzger war in Stalingrad hat dort seine Zehen verloren und als im Jahr 1968, wo sich ja viel in der Welt abspielte, Vietnam und die Studentenrevolte beispielsweise, die Kaiserin mit ihrer Entourage wieder anrauscht, kommt es zur Revolution und wahren Katastrophe und dann treffen sich die alten Herren, die, wie es nach einer solchen Internatskarriere üblich ist, in die Spitzenposition von Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche aufgestiegen sind, Arthur ist natürlich Schriftsteller geworden, wieder in dem Kloster oder in dem Wirthaus davor, das jetzt die schöne Rose führt, um jetzt endlich den Diamanten zu finden und das restliche Geld in der römischen Nacht zu verjubeln, wohin der Protagonisti mit seiner greisen Maman reist.

2023-01-05

Steine zählen

Jetzt kommt Buch drei des Schweizer Buchpreis von 2022, Thomas Röthlisberger „Steine zählen“, eine „finnische Geschichte“ und ich habe den 1954 Geborenen in Bern lebenden nicht gekannt und die Geschichte, ich würde es eher eine Novelle, die von der Atmosphäre lebt, spielt in Südfinnland und hat mir sehr gefallen.

Die skandinavische Weite hat wohl einen besonderes Stil, das habe ich im „Eis-Shloss“– und in den „Vögel“ gelesen. Jon Fosse macht es in seinen Büchern auch vor, und der Schweizer scheint den Ton vollends zu treffen.

En Atmosphärenroman. Da gibt es einen Polizisten namens Hendrik und der wird zu Mattis Hof gerufen. Das ist ein alter Säufer und Gewalttäter, wie die Bauern in der südfinnischen Einsamkeit wohl sind und der wurde von seiner Frau Märta nach vierzigjähriger Ehe verlassen und da hat er nach ihr geschossen. Die Schwester zu der Märta geflüchtet ist, hat die Polizei gerufen und der Polizist nimmt dem Alten nun seine Waffe weg.

So weit, so what. Der Polizist fährt zurück, geht einkaufen und wird dann an eine Kaninchenpistole erinnert, die er alte Matti auch noch haben kann und so fährt er wieder zu dem Hof zurück und erreicht ihn nach einigen Schwierigkeiten.

Was wie ein Krimi klingen könnte, ist eine Novelle über das menschliche Leben in der finnischen Einsamkeit.

Matti war nämlich Märtas zweite Wahl. eigentlich hat sie Pekka heiraten wollen. Aber der kam ins Gefängnis und sie war schwanger. Da blieb ihr keine Wahl. Der Sohn Olli lebt nun als Sozialempfänger in der Stadt und will zu den Eltern hinaus, um sich von ihnen Geld zu leihen. Leider wird unterwegs sein Auto kaputt, so daß er erst zu dem Hof kommt, als der Alte angeschossen am Boden liegt und durch sein Leben resumiert.

Ein Fuchs spielt dabei eine große Rolle und hat er Pekka, der inzwischen verschwunden ist, erschossen?

Märta scheint es zu befürchten und der taucht am Hof des alten Mätti auf und dann bei Märta um ihr einen Stein zurückzugeben, denn das Steine zählen ist die zweite Metapher der finnischen Einsamkeit und als Olli mit dem Leihwagen in die Stadt zurückkommt, nimmt er einen altem Mann mit einem Koffer mit, der einen seltsamen Geruch verströmt und am Schluß entdeckt Matti noch ein Fuchsfall in seinen Stall.

Hat mir gut gefallen diese stille sehr atmosphärische Geschichte. Für mich wäre es bis jetzt Buch eins, denn das Buchpreisbuch war mir wohl zu schrill, beziehungsweise dessen nonbinärer Autor. Ich muß aber noch Thomas Hürlimans „Roten Diamanten“ lesen und bin daher gespannt.

2022-12-26

Pommfritz aus der Hölle

Nachdem ich mit der heurigen deutschen und der österreichischen Buchpreisliste fertig bin, geht es jetzt in die Schweiz, die ich seit einigen Jahren auch lese und das geht schneller, sind ja immer nur fünf Bücher die zur Auswahl und da habe ich das Buch, das dann den Preis gewonnen hat, nämlich Kim de L`Horizons „Blutbuch“auch schon gelesen und von den vier anderen waren mir drei Autoren unbekannt.

Das heißt das stimmt nicht ganz, habe ich einige davon doch auf dem „Blauen Sofa“, das es in Frankfurt gab kennengelernt und auf der „Buch-Wien“ haben zwei Autoren auch gelesen und so habe ich die 1957 in Aschaffenburg geborene, in Berlin und in Lausanne lebende Lyrikerin Lioba Happel schon zweimal aus ihrem Buch lesen und erzählen gehört und das ist in dem kleinen feinen „pudelundpischer-Verlag“ erschienen. Eine kleines rosafarbenes Büchlein Jan Koneffke hat das Nachwort bzw. den Klappentext geschrieben und das Buch herausgegeben, das, wie auch sein Umschlag und der Titel sehr ungewöhnlich ist.

Liona Happel war, glaube ich, auch Sozialarbeiterin, hat sich also mit Randgruppen beschäftigt und ihnen, wie das heißt eine Stimme gegeben. Da bin ich vielleicht ein wenig skeptisch, ob einer, der die Fingerkuppe seiner Mutter gegessen hat, sich wirklich mit Arthur Rimbaud beschäftigt und ob er wirklich so denkt, wie es seine Autorin will, war ich mir schon bei „Blauschmuck“ unsicher.

Bei Lioba Happel hat sich das dann gegeben, denn sie hat ihren Pomelius Fridericus nicht nur idealisiert, sondern man kann sich in sein Leben auch gut einleben. Wahrscheinlich gab es da reale Vorbilder und die Sprache ist wirklich sehr schön. Also ein interessantes ungewöhnliches Buch, das vielleicht auch auf meine best of-Liste gehört, obwohl ich die schon geschrieben habe.

Pomelius Fridericus, Pommfritz genannt, schreibt also aus dem Gefängnis oder aus der Hölle, wie der Untertitel lautet, dreiundzwanzig Briefe an seinen „Vatter“ den er nie oder nur einmal gesehen hat und halt, lieber Uli, bevor du jetzt aufschreist und „Korrigiere diesen Fehler!“, rufst, es gibt nicht nur die „Großmeer“ in der Schweiz sondern auch den „Vatter“ und jener Pommfritz wird gleich gespoilert, hat mit Dreißig seine Mutter getötet und sie dann nicht ganz, sondern nur ihre Fingerkuppe gegessen und da erzählt er nun uns oder seinem Vatter, in den dreiundzwanzig Briefen, wo es immer wieder Rückblenden und auch Vorsprünge gibt.

Die Mutter war sehr dick und hat sich nur von Grillhähnchen und Pommes ernährt, deshalb der Name des Söhnchen, die wurden vom Kioskmann gebracht. Das Söhnchen war am Stuhl oder Tischbein festgebunden und hat sich mit seiner Mutter nur durch das Wort „Beschissen“ unterhalten, hat es doch auf diese Art und Weise drei Jahre nicht sprechen und gehen können.

Die Angelina vom Sozialamt kam zwar regemäßig zur Kontrolle, wurde aber ausgetrickst. Später flog der Schwindel auf und der Junge kam zuerst ins Heim, dann in die „Spezialschule“ später in den Jugendknast und da hat er dann auch irgenwann die idee geboren, daß er seine Mutter umbringen soll.

Das war offenbar sein Erwachsenwerdenritual. Den Rimbaud, den er Arthur nennt, hat er von einer Lehrerin geschenkt bekommen, aber die wurde von den Jungs und vielleicht auch Mädchen in der Spezialschule sehr gequält. Es gab auch die üblichen Drogenexesse und Jugenstraftaten und mit Achtzehn ist er dann zur „Prügellilly“ gekommen. Eine sadomasochistische Liebe hat begonnen und als er glaubte seine Lilly erschossen zu haben, es waren nur Schreckschußpatronen in der Pistole, ist er zur Mutter gegangen und hat sie umgebracht. Jetzt sitzt er im Gefängnis und bringt die Insaßen, die Wärter und auch den Priester, der die Beichte hören muß, zum Kotzen, denn es ist ja harte Kost, die der Pommes da aufzutischen hat und harte Kost, die uns Lioba Happel da serviert.

Ein ungewöhnliches Buch mit einer schönen Sprache, einer ungewöhnlichen Thematik und eine Entdeckung. Also war es doch sehr gut mich auch mit der Schweizer Literatur und ihren Neuerscheinungen zu beschäftigen. Zwei Bücher warten da noch auf mich, denn eines habe ich nicht bekommen.

2022-12-21

Bettgeschichten und andere

Hurrah, hurrah, jetzt kommt schon das zehnte österreichsche Buchpreisbuch. Monika Helfers Erzählband in der „Bibliothek des Alltags“ bei „bahoe books“ erschienen, das mir der Verleger bei der Josef Schützenhofer-Ausstellung freundlich zu Verfügung stellte und ich kann mich nur wiederholen, die Öst ist diesmal sehr interessant, meine Shortlistwünsche würden ja aus Robert Menasse bestehen und mir den auch als Preisträger, die Preisträgerin Verena Rossbacher, Thomas Stangl, Anna Kim und Reinhard Kaiser-Mühlecker wünschen und das Interessante an der Öst ist ja, daß sie auch Personal Essays, Gedichte und Erzählungen und einiges eher Unbekanntes enthält. Zwei Erzählbände haben auch einmal den Preis gewonnen und jetzt stand die 1947 in Vorarlberg geborene Monika Helfer, die Frau von Michael Köhlmeier mit ihren „Bettgeschichten“ auf der langen Liste, die ja schon mit „Vati“, der „Bagage“ und auch mit „Schau mich an, wenn ich mit dir rede“ auf den Listen gestanden hat und Monika Helfer bringt sicher einen eigenen unverwechselbaren Ton, der mich auch manchmal nervte, in die Literaturgechichte ein. Erzählt sie doch langsam und bedächtig von ihrer Familie und in dem schönen rosaroten Erzählband, geht es auch um Familiengeschichten.

So dreht sich die Erste um eine „Kitti“, das ist ein junges Mädchen, das ein Verhältnis zu einem verheirateten Mann mit zwei Kindern hat und da fährt nun die betrogene Ehefrau mit den Kindern zu den Eltern des Mädchens Das reißt inzwischen zu ihrem Liebhaber aus, in dessen Fitnessstudio sie auch arbeitet. Dort schläft sie auch, zeitweise dient sie der Famiie auch als Au Pair. Der Mann verspricht ihr immer wieder die Trennung und die Heirat und hält sein Versprechen nicht und die Ehefrau schwindelt ihr eine Schwangerschaft vor.

Interessant, interessant, wie man dieses altbekannte Thema auch erzählen kann.

Die zweite Geschichte heißt „Luca“, in der eine Frau der Erzählung auf der Reise nach Berlin ihre Geschichte erzählt und das Bett ist sicher ein wichtiger Gegenstand, in dem man sein Leben verbringt, liest, schläft aber auch seine Frau betrügt, wie am Buchrücken steht.

Es gibt das Mädchen, das sich zum Nachdenken in einen Brunnen zurückzieht und die kleine Paula, die von ihrer Mutter verlassen wurde, alleine vom Kindergarten nach Hause geht und schließlich eine neue Mutter bekommt.

Es geht um Zerbrechlichkeit, das heißt um einen Mann, der nicht aus dem Spital entlassen werden will, weil zu Hause niemand da ist, der sich um ihn kümmert und um das Lachen einer Nachbarin, das das Ehepaar sehr durcheinanderbringt.

Wahrscheinlich kommt das Bett in jeder der Geschichte in dem einen oder anderen Zusammenhang vor. Nur darum, obwohl der Beschreibungstext das vermuten läßt, geht es aber nicht, sondern mehr oder weniger hintergründig, um das gesamte Leben.

Da gibt es das Banale, wie den Mann, der von seiner Frau betrogen wird und am Ende das Leben „ähnlich wie früher, aber nicht ganz so“ weitergeht oder wie es, vieeicht doch wieder , wie früher wird, obwohl nicht klar ist, wie das war oder sein könnte.

Ein „Schwarzes Schaf“ gibt es auch und eine selbstbewußte Frau. Das ist die ehemalige Schulkollegin, der Schriftstellerin namens Monika, die das eigentlich nur theoretisch ist, aber einen toleranten Mann hat, der sich auf Lesereise befindet und als die Tochter Paula einen Bergunfall hat, ruft sie sie an.

Also die ganze Spannweite des Lebens, die von der Pakistanin, die mit ihren Kind auf die Polizeistation kommt, auf ihr Geschlecht zeigt und „Kaputt“ sagt, dem Kind, das bei einem Hotelgast in Zimmer schläft und dafür schönen Glasschmuck bekommt und vom Zimmermäädchen, das einen Gast tot im Bett findet und sich dann ein paar Geldscheine aus der Brieftasche nimmt, das schlechte Gewissen ist natürlich dabei und die Geschichte von der Heilerin, die in den Montafoner Bergen lebt und die Erzählerin ordentlich durcheinanderbringt.

Manche Geschichte wirken märchenhafte, so daß sie in Zeiten, wie diesen als Weihnachtsgeschenk gut zu verwenden sind. Aber Vorsicht, sie sind ganz schön hintergründig und regen zum Nachdenken an. Ein schönes kleines Büchlein, das auch graphisch schön gestaltet ist. Klein aber fein und vielleicht nur vordergründig naiv, die Bettgeschichten der Monika Helfer aus Vorarlberg, deren Sprachstil ich vielleicht erst jetzt richtig verstanden habe.

2022-12-17

ich föhne mir meine wimpern

Filed under: Bücher,Buchpreisbloggen — jancak @ 00:00
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Buch drei der heurigen öst-Debutlist ist ein Gedichtband und das ist ja das Interessante an der österreichischen Buchpreisliste ist, daß auch Gedichte, Erzählungen und Essays, darin vorkommen und so gibt es bei den Debuts und das ist vielleicht ungewöhnlich, den Gedichtband der 1995 in Oberhausen geborenen Sirka Elspaß, die in Hildesheim kreatives Schreiben und in Wien an der Angewandten, Sprachkunst studierte und der hat mir während der Debutpreislesung in der Arbeiterkammerbibliothek sehr gut gefallen, denn Sirka Elspaß verwendet sehr ungewöhnliche Formulierungen, die vielleicht zwar nicht ins Herz gehen, aber sehr eindrucksvoll sind.

„Sirka Elspaß triff in ihrem Debut einen einzigartigen Ton zwischen Pop und Poesie, existentieller Wucht und müheloser Leichtigkeit. Emotionale Verletzungen, Momente der Einsamkeit und psychische Krisen werden in glasklare pointierte Bilder gefasst. So schön und so traurig, herzergreifend und klug, auch weil die Autorin weiß „niemand steht über den dingen/wir stehen alle mittendrin“, steht im Beschreibungstext.

Das achtzig Seiten Büchlein ist in vier Teile gegliedert, zwei sind der „Mutter“ gewidmet, alles in Kleinschreibung, ohne Satzzeichen und manches ist dabei fettgedruckt und bei „Suhrkamp“ ist das Ganze auch erschienen.

Beispiele gefällig? Also gleiten wir durch das Buch: „gedankengänge machen die tollsten moves“ heißt der erste Teil und da beginnt es gleich mit der Geburt und das ist sehr witzig: „der arzt sagt/ ich sei zu großem imstande/ zum beispiel hunger haben/ich sage danke zur begrüßung/und gehe in den nächsten dönerladen“

Dann kommen ein paar der schönen Gedankenblitze, wie „woher weiss die schmerztablette wo es schmerzt“, „einen körper haben bedeutet enorme verantwortung/und niemand kommt auf die welt/und weiß wie es geht“, „ich hatte kein glück aber hätte ich es gehabt/ich hätte es behalten“, „du sahst nie aus wie romy schneider/aber hast immer so getan“ oder „du du kannst nicht tiefer fallen als auf die matratze“

Bei den „MUTTER-Gedichten“ heißt es beispielsweise:

„mutter/ wann nimmst du mich/ein zweites mal/auf/ich brauche/dich“

„mutter/komm/es wird dunkel/hol mich/heim“ und im zweiten MUTTER-Teil:

„mutter wer macht mich jetzt/ erwachsen“

Einen „es gibt blumen die kommen einfach so/zwischen den steinen hervor“ Teil, gibt es auch.

Interessant und spannend, ein frischer, vielleicht unverwechselbarer Ton. Den Debutpreis hat Sirka Elspaß Lyrik nicht gewonnen und jetzt abwarten, ob und was ich von der Autorin noch hören werde?

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