Literaturgefluester

2019-10-15

Alice Rühel-Gerstl und Leo Trotzky

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 23:52
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Im „Doml“, der Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur, wo ich ja seit zwei Jahren jeden Mittwoch und jetzt auch an den Freitagen Stephan Teichgräbers Workshops besuche, gibt es auch manchmal Vorträge oder Filmaufführungen in den verschiedensten Sprachen von den verschiedensten Wissenschaftlern gehalten, zu denen mich Stephan Teichgräber immer getreulich einlädt.

Die meisten sind mir davon zu speziell, bei einer Zeitschriftenpräsentation bin ich aber einmal gewesen und dann auch bei einem Vortrag über die slowenische Gegenwartsliteratur, wo ich neben Stephan Teichgräber, die einzige Gästin war, denn Stephan Teichgräber hat ja ein dichtes Programm, aber offenbar nicht den richtigen Verteiler oder auch nicht die richtigen Interessenten.

Aber auf diesem Vortrag war ich gespannt, hat doch Mechthild Podzeit- Lütjen, die Lyrikerin, die ich von der „Frauen lesen Frauen- Lesetheatergruppe“ kenne und die auch GAV-Mitglied ist und schon einmal bei Stephan Teichgräbers Festival gelesen hat, inzwischen auch Germanistik studiert und ihre Masterarbeit, wie das jetzt heißt.

Jetzt schreibt man ja nicht mehr sofort Dissertationen, wie zu den Zeiten, wo ich noch studiert habe über das „Exil im Exil durch Widerstand“, an anhand von Alice Rühel-Gerstel und Leo Trotzky geschrieben und ich, die ich mich ja sehr für die Exilliteratur interessiere, war sofort alamiert, denn der Name Alice Rühle-Gerstel war mir bekannt, obwohl ich ihn nicht sofort zuordnen konnte.

Interessanterweise war der Vortragssaal in der Spengergasse ähnlich, wie bei der Weihnachtsfeier vor zwei Jahren gut gefüllt und Mechthild Podzeit-Lütjen breitete gleich einen ganzen Bücherstapel aus, bevor sie auf ihre Masterarbeit zu sprechen kam, die auch im nöchsten Jahr, als Buch erscheinen wird und eines der Bücher „Der Umbruch oder Hanna und die Freiheit“, herausgegeben von „Fischer“, 1984 war mir bekannt, habe ich mir damals ja einige dieser Büchlein, die inzwischen in Harland in der Küche stehen, gekauft und wahrscheinlich auch gelesen und vor einigen Jahren, als ich nach Adrenne Thomas „Reisen sie ab Mademoiselle“, forschte, beziehungsweise, dieses Buch bei einem Flohmarkt gefunden habe und dann mehr über den Lebenslauf der Autorin wissen wollte, bin ich darauf gekommen, daß ich mir das Buch damals auch in dieser Exilverlagsausgabe kaufte, aber genauso darauf vergessen habe, wie auf Alice Rühle-Gerstl, die als Alice Gerstel 1994 in Prag geborene wurde, einen Otto Rühle heiratete, bei Alfred Adler eine Individualanalyse machte und dann mit ihrem Mann von Prag nach Deutschland ging und als dort die Nazis kamen, wieder flüchtete und irgendwann nach Mexiko kam, wo sie Leo Trotzky kennenlernte oder wieder traf und dort auch den Band „Kein Gedicht für Trotzky“, offenbar Tagebuchaufzeichnungen, über ihn geschrieben und herausgegeben hat.

Sehr genau hat das Mechthild Podzeit-Lütjen in ihrer Masterarbeit berbeitet, die angegeben Bücher zitiert, Gedichte daraus gelesen und auch den Suicid vom Freitod unterschieden, den Alice Rühle-Gerstel hat sich nach dem Tod ihres Mannes 1943 umgebracht, Trotzky ist früher ermordet wurde und zu einem Bruch zwischen den Exilanten ist es auch gekommen, der noch nicht so genau erforscht ist.

Interessant, interessant in das Leben einer, wie Mechthild Podzeit-Lütjen erwähnte, inzwischen fast vergessenen Frau, die auch als Erziehungswissenschaftlerin tätig war hineinzuforschen.

Vom „Umbruch“ gibt es inzwischen eine neue Ausgabe mit schönen Pragansichten und ich habe, die ich mich in diesem Jahr ja auch schon mit Erich Mühsam und im vorigen Semester auch mit der Revolutionsliteratur befaßt habe, wieder etwas gelernt.

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