Das müßte jetzt der hunderterste Slam B sein, zu dem ich frisch von Leipzig zurückgekommen bin. Diana Köhle im schwarzen Glitzerkleid erklärte die Regeln, neun Teilnehmer und auf Wunsch des Publikum wurde diemal immer nur drei Kanditaten ausgelost.Diana Köhle ließ das Publikum dann auch den per Stream Zusehenden zuwinken und Opferlamm gab es diesmal keines, weil eine Kathararina an Covid getestet wurde und die erste Kanditatatin, die eigentlich das Opferlamm wäre, also die Siegerin vom letzten Mal war Sandy Gomez. Warum das so war, habe ich nicht ganz verstanden, aber Diana Köhle hat manchmal eigenwillig und Sandy Gomez begann gleich vom Klo und vom Gacken zu sprechen und ihr Slam handelte auch davon, was höchstwahrscheinlich ein heikles auf jeden Fall wahrscheinlich geruchintensives Thema ist.
Karl Kaisermühlen war dann der zweite Kanditat, neu beim Slam und schon ein älterer Herr und wieder eigenwillig von der lieben Diana, spricht sie jetzt alle gegendert an, was ich eigentlich ein bißchen komisch finde und der Text begann mit „Mutter Erde kommt zu Vater Mond“, erwähnte Wladimir Putin und das, was jeder einzelne tun kann, um die Welt zu verbessern. Dann zum Herrn, der Manna regnen ließ und dem „Felber, der alles selber macht“ und die Lösung hieß „Die Welt kann gesunden, läßt du dir altes Brot munden“, wurde eher konventionell im Wiener Dialekt gereimt.
Kanditatin drei, Melanie, war offenbar auch das erste Mal dabei, wäre gern lustig und würde das Publikum gern zum Lachen bringen, kann aber nur gut schreiben, wenn es ihr schlecht geht. Das war die Einleitung, dann gings zu ihren Datingerfahrungen und endete dann doch ganz gut und so hat die Melanie die Runde eins dann auch gewonnen, obwohl mir der Karl origineller erschien.
Die zweite Runde begann auch mit einer Newcomering, offenbar ist das der zweiten Hunderterrunde geschuldet, Bisera, auch eine eher ältere Frau, mit, wie sie sagte, vier eher melancholischen Texten, kurzen Gedichten, die von Herz und Schmerz in Wien, der Strudlhofstiege, einem Hotdog aber auch von einer Japanerin handelte.
Die nächste Kanditatin Liesi oder Elisabeth Swoboa war auch schon mittelalt und Newcomerin, also ein ungewöhnlicher Slamabend, die erwähnte, daß sie keine Politikerin wäre, aber viele Ideen für die hätte und die trug sie dann auch vor.
Leonie May, diesmal jünger, aber auch zum ersten Mal auf der Bühne, hatte, wie sie sagte, einen ihren Gefühlen geschuldeten Text, der „Tagen wie diese“ hieß und eher in der typischen Slammanier, die mir bisher fehlte, performiert wurde, weshalb sie die Runde vielleicht auch gewonnen hat.
Runde drei begann, glaube ich mit einem Bekannten, nämlich Chris Soukop, der mit starker Stimme, die Frage klärte, „Warum die Kirche Angst vor Frauen hat?“ , etwas, was ich schon immer wissen wollte und interessant auch, daß er Chris mit grüner Maske agierte, was man jetzt, glaube ich, auch darf, wenn man positiv ist, wenn man das Slamen als Arbeit betrachtet, nur Zuhören wäre nicht erlaubt.
Elena Sarto war wieder eine Newcomerin, eine junge Frau mit Kappel und gewohnten Slamersound, die im Gegensatz zu ihren Vorperformern, immer wieder „Ich bin ich, aber nicht dein Unterhaltungsprogramm!“, betonte und die neunte in der Runde, schon lange nicht mehr auf der Bühne, wie sie von Diana Köhle begrüßt wurde, also keine Newcomerin, Katharina Wenty hatte es auch biblisch und ein Gebet, nämlich dem „Plastik unser, wie du schwimmst im Ozean, wie im Himmel und auf Erden!“, denn es ist ja schon fünf nach zwölf“
Elena Sarto kam dann ins Fiale, das von Melanie begonnen wurde, die sich in den Bereichen Wohnen, Fortgehen, Essen, Datingapps, Freundschaften, Social Media, Verpflichtungen, etcetera mit dem Älterwerden beschäftigte.
Leonie May slamte von einem Baby mit dem sie gleichberechtigt sein wollte. Passend also zum Frauentag „Baby laß uns die Welt so gestalten, daß sie uns allen gefällt“.
Elena Sarto slamte dann von der „Emma und dem Subwayparadoxon“, die nach der Matura zum Subway geht und die völlige Freiheit hat, sich zu entscheiden, zu werden, was sie will, also ebenfalls ganz schön feministisch, aber wahrscheinlich nicht ganz der Realität entsprechend.
Spannend also die Themen des heutigen Abend, Gefühlte, Feminismus, Kirche. Corona und diesmal auch die Politik, beziehungsweise der Krieg in der Ukraine wurde diesmal kaum thematisiert, was vielleicht an den vielen Newcomerinnen lag.
Obwohl ichs wieder anders hörte, hat Melanie gewonnen. Ich hätte mich zwischen den beiden feministischenen Texten entschieden oder beide gewählt. Elena Sarto war dann die zweite Siegerin und Platz bekam Leonie May.
Applaus, Diademe, die man wieder zurückgeben mußte und Bücher für die Siegerinnen und die nächsten Slam-Termine werden am 22. April und am 3. Juni sein.
Mal sehen, ob sichs ausgeht und, ob man dann schon live zuhören kann, obwohl die Maskenpflicht in Innenräumen wegen der hohen Fallzahlen, ab Mittwoch wieder in ganz Österreich gelten wird.