Literaturgefluester

2010-03-07

Zwischentraum

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:01

Nun die Besprechung eines Buchs aus dem offenen Bücherschrank, der in meinem neuen Roman eine Rolle spielen wird. Nämlich Reinhold Aumaiers Romanfantasie „Zwischentraum“, 2009, im Klever Verlag erschienen. Man könnte es als eines dieser Wortschwallbücher im Sinne Andrea Winklers und Richard Obermayrs bezeichnen. Aber das wär überheblich, arrogant und sicherlich ungerecht. Es ist ja auch sehr spannend, die psychoanalytisch Interessierten meiner Leser werden es bemerken, irgendetwas zieht mich an solchen Büchern an, da ich mich ja gern und freiwillig immer wieder in diese Wortduschen stelle, um mich von den schönen Worten ohne Ziel und Inhalt berauschen lassen. Und so habe ich das dünne blaue Büchlein auch sehr rasch gelesen, während Gegenständlicheres liegenbleibt…
Wenn ich mich während des Lesens auch wieder wieder etwas ratlos fragte, wie ich es besprechen soll?
Das Buch ist Wendelin Schmidt-Dengler gewidmet und wenn ich es flapsig beschreiben soll, hat es keine Handlung und das schreibt der Autor selbst auf Seite sechzehn: „Gebe hiermit zu, im buntschillernden, für meinen Geschmack zu verwirrenden Bereich am Roman gescheitert zu sein, an der Verfertigung eines oder gar mehrerer dieser Gattung. Für mich ist das Leben selber zu sehr Roman.“
Also wieder, wie es schon am Freitag Julian Schutting sagte, ein Handlungsverweigerer, der mich unter die schöne Dusche stellt.
Das Wort Zwischen(t)raum kommt in den hundertzwanzig Seiten mehrmals vor, regelmäßig wird es erwähnt, ist der rote Faden dieser Worträusche über Gott und die Welt, über das Leben und das Sterben…
Es gibt kein Thema, das nicht vorkommt in der Romanfantasie des Zwischentraums, womit sich für mich die Frage stellt, wie schreibt man sowas? Geht da einer her und setzt sich hin mit Bleistift oder Computerprogramm und notiert im Laufe des Tages, der Woche oder Monate alles, was ihm so auf- und einfällt? Philosophiert von allem über nichts?
So steht es auch auf Seite zweiundzwanzig „Kurzum dieser Zwischenzeitraum hier birgt für jeden und bringt jeden was“.
Die dreiundsiebzigjährige Mutter kommt vor und die verschiedene Geliebte im Geständnis Nr. 1: „Ich habe kurz vorm Weggang, Hinscheiden meiner Allerliebsten in die Hand versprechen müssen, ihr das eventuell weiter Erlebte schriftlich zu geben. Darum diese Zeilen hier.“
Das Ganze ist ein einziger Ich-Monolog, das Gespräch mit dem du, kommt auch manchmal vor und auch Alltägliches. Das Fußballspielen z.B. (Reinhold Aumaiers Passion? Habe ich ja auch „Rapid Rapid. Ein Match-Tage-Buch“ des Autors aus dem Resistenz Verlag), sowie die „überstandene Fahrscheinkontrolle in der U-Bahn am hellichten Sonntag – meine gezückte Wochenkarte war zwar alt, doch anscheinend immer noch gültig.“
Die Sprache ist wieder wunderschön, eine Wortdusche mit Suchtcharakter, wobei sich die bekannte Frage stellt, warum verweigern soviele Autoren Handlung und Erzählstrang? Es müßte beides sein, denke ich schon wieder und weiß natürlich, daß diese Art zu schreiben, zumindest von den Kritikern und Germanisten, als wertvoller angesehen wird. Bei den Lesern ist es vielleicht anders. Die wollen ja das Spannende und Phantastische haben. Ich frag mich auch wieviele Leute werden „Zwischentraum“ lesen? In der Buchhandlung Thalia auf der Mariahilferstraße liegt es auf dem Tisch mit den handgeschriebenen Empfehlungen der Verkäufer auf.
Ich kenne den 1953 geborenen Autor, der trotz seiner schönen Sprache vielleicht nicht so angesehen, wie Andrea Winkler ist, schon lang, habe mit ihm bei einem dieser Dichter Faschinge in der Gesellschaft für Literatur gelesen und sehe ihn manchmal bei Literaturveranstaltungen.
Ich komme nach dem Wortbad in meiner Badewanne, das ich zugegebenermaßen genossen habe, zu meinem Schreibplatz zurück, um kurz über „Mimis Bücher“ zu berichten und davon, daß ich dabei bin, dieselben Fehler auch dieses Mal zu machen. Das Wochenende also vor mich hingeschrieben. Nach der sehr erfolgreichen Szene eins am Freitag, habe ich mir mit Szene zwei und drei wieder schwer getan und stand da auch vor dem Problem, wie mache ich es mit Mimis Sprache, wie komplex und detailreich darf die sein? Michaela Königs Texte, die im Internet zu finden sind, haben mir da sehr geholfen und bei der Szene vier, der Introduktion von Günther, Mimis Bruder, ist es mir wieder besser gegangen. Dann noch ein Wortbad aus dem offenen Bücherschrank, mal sehen, ob mir das bei meiner Sprache weiterhilft?

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