Literaturgefluester

2012-02-29

Poetik der Kindheit

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:59

Heute hätte es wieder Entscheidungsschwierigkeiten gegeben, im Literaturhaus stellte die Edition Exil unter anderen Susanne Gregors Debutroman „Kein eigener Ort vor“, aber der steht schon auf meiner Leseliste und sollte als nächstes zum Lesen drankommen, wird aber höchstwahrscheinlich von Edith Kneifls historischen Krimi „Der Tod fährt Riesenrad“ verdrängt werden und dieses Buch wurde heute auch in der Wien Bibliothek präsentiert.
Also wollte ich bevor ich das Buch bekommen habe, dort hingehen und überlegte es mir dann, denn es gibt ja noch mehr historische Krimis derzeit, Anni Bürkl hat vor kurzem auch einen herausgebracht und im März wird das Kneifl Buch und die historischen Krimis von Auguste Groner, die Traude Korosa neu herausgegeben hat, vorgestellt. Also dachte ich, gehe ich, dort hin und heute in die Hauptbücherei zur Präsentation von Paulus Hochgatterers Poetik der Kindheit „Katzen, Körper, Krieg der Knöpfe“ das auf Grud der poetischen Vorlesungen entstanden ist, die er 2011 in Zürich gehalten hat und die waren vor zwei Wochen in Ö1 in der Sendung „Im Gespräch“ zu hören und ich bin zwar kein besonderer Paulus Hochgatterer Fan, seine eindrucksvollen Beschreibungen über die armen, traumatisierten oder sonstwie ausgebeuteten Kinder, die manchmal im Standard oder bei den Gedanken für den Tag erscheinen, interessieren mich aber sehr und „Über die Chirurgie“ und „Das kleine Buch vom Fliegenfischen habe ich auch gelesen und mir einmal das Freibord-Heft gekauft, wo Gerhard Ruiss nackt auf der Klomuschel sitzt und im Heft die Staatsstipendiaten und Preisträger vorgestellt wurden. Paulus Hochgatterer war dabei. Ich habe zu dieser Zeit ebenfalls noch angesucht, nichts bekommen und inzwischen begriffen, daß der Literaturbetrieb sehr sehr hierarchisiert ist und nicht alle gewinnen werden.
Zu der Buchpräsentation zu gehen ist sicher eine gute Idee habe ich gedacht, dann hat mich gestern aber die Grippe erwischt. Vorher habe ich noch gedacht, daß es heavy werden wird, weil ich abrechnen sollte, dann bin ich den ganzen Tag im Bett gelegen und nur zu meinen Stunden aufgestanden und gedacht, wenn ich es nicht schaffe in die Hauptbücherei zu gehen, schreibe ich einen Artikel mit dem Titel „Krankenstandsbericht“, in dem ich meine Befindlichkeit und alle andere Neuigkeiten hinschreibe und die sind genauso unerfreulich, wurde in den letzten Tagen doch vermehrt nach Prof. Hütterer oder einem Bild von Franz Hütterer bei mir gesucht und dann sagte mir der Alfred, daß er in der Nacht auf Diestag nach kurzer schwerer Krankheit gestorben ist. Soviel ich weiß, hatte er psychische Probleme, deshalb hat sich auch Richard Weihs bei den „Wilden Worten“ von ihm getrennt und er hat auf seinen Bärenblog sehr offen darüber geschrieben und ich kenne ihn durch das Lesetheater, bzw. durch den „Tag der Freiheit des Wortes“ wo er gelesen hat und mir seinen Gedichtband gab, den ich hier besprochen habe. Auch einer, der jünger als ich war, 1954 geboren und weil ich ja ziemlich regelmäßig das Literaturgeflüster beschreiben will und mit dem Lesen von Hans Falladas „Wer einmal aus dem Blechnaps fraß“, krankheitsbedingt ohnehin nicht weiter komme und die Rechnung für das Umschneiden der Birke zu bezahlen war, habe ich mir gedacht, probiere ich es halt, bin an den Bücherschränken vorbeigegangen und ansonsten mit Straßenbahn und Bus gefahren. Von den Bücherschränken ist zu berichten, daß der „Wortschatz“ derzeit keine Tür hat, das weiße Kasterl ist offenbar doch zu filigran für den öffentlichen Gebrauch und die Bücher daher naß, weil es in den letzten Tagen geregnet hat und bei dem vom Nitsch gestalteten, der robuster ist, gab es eine Menge Fay Weldon Bücher und ein Kolik Heft, das ich liegen ließ, denn ich bin, nachdem mir Haymon in den letzten Tagen drei Bücher schickte, ein bißchen in Bedrängnis mit meiner Bücherliste, beziehungsweise habe ich das Lesesoll schon ein bißchen überzogen. Aber das ist ja ein Problem mit dem ich gerne lebe, wird halt die Anna in zwanzig Jahren, einiges Ungelesenes in die Bücherschränke legen, wenn es die dann noch gibt.
In der Hauptbücherei war es, als ich um dreiviertel Sieben eintraf erstaunlich voll, es gab schon Wein zu trinken, so holte ich mir ein Glas, nippte daran herum und bin am Schluß gleich gegangen. Aber vorher begrüßte Martina Schmid und sagte, daß sie auch sehr verkühlt, krank und heiser ist, aber die zwanzigjährige Zusammenarbeit mit Paulus Hochgatterer feiern wollte, denn 1992 ist er zu ihr gekommen, 1993 ist „Über die Chirurgie“ erschienen. Da war ich zwar der Meinung, daß das nicht der erste Hochgatterer-Roman ist, aber ich bin, wie erwähnt, keine Hochgatterer Expertin. Dann las Paulus Hochgatterer eine halbe Stunde und wurde in der Diskussion mit Michael Fleischhacker auf den Kinderpsychiater festgelegt, Offenbar ist das ein guter Aufhänger für die Journalisten und das Publikum, denn ich hörte auch ein Gespräch zweier junger Männer mit, die sagten, daß sie sich für Hochgatterer interessieren, aber nicht Psychiater werden wollen und die Poetik-Vorlesungen scheinen sich mit Kindern zu beschäftigen.
„Vom Kind das zur Welt kommt, das schreit, das verstummt, das liest, das stirbt, etc.“
Die erste Poetologie der Kindheit beschäftigt sich mit dem jungen Famulanten im Krankenhaus Allensteig, das es wahrscheinlich nicht mehr gibt oder geben wird, dem der Oberarzt bei seinem ersten Kaiserschnitt das Kind in den Arm legte und dann vom Gasthaus Bier und Würstel holen ließ. Dann kam ein Stück von einem Kind, das mit sieben Jahren noch nicht spricht und daher vom kleinen Paulus mit einem Holzgewehr angeschossen wurde, heute laufen diese Kinder in Gefahr den Eltern weggenommen zu werden. Und das dritte Beispiel, war das eine Legasthenikers, wo die Lehrerin zwar die Schreibschwäche aber nicht die mathematische Begabung bemerkte und das Kind zum Verstummen brachte, Paulus Hochgatterer hoffte, daß er trotzdem Mathematiker geworden ist Am Land und in der Unterschicht in den Sechzigerjahren wohl kaum, aber die Beispiele waren sehr beeindruckend und regen zum Nachdenken an. Dann kam eine Diskussion, wo alle lachten, obwohl die Poetik der Kindheit gar nicht lustig ist und mich nur freut, daß Paulus Hochgatterer, wie ich den Zwangskindergarten ab eineinhalb oder zwei, wie das die Grünen fordern, für einen Wahnsinn und eine Bevormundung hält. Er würde sich nicht in die Politik einmischen, meinte Michael Fleischhacker, die Standard Texte und die Gedanken zum Tag, sind für mich aber das Gegenteil und jetzt habe ich doch einen Artikel geflüstert und werde meine Abrechnung wahrscheinlich am Freitag machen. Da wollte ich zwar zur Stoffsuche losziehen, aber da stecke ich ohnehin schon wieder oder noch immer fest, ich habe zwar eine Idee, aber nicht mehr den Glauben, daß ich damit literarisch auffallen kann, was eigentlich auch sehr traurig ist.

2012-02-27

IG-Autoren und zum dritten Mal andere Buchmesse

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:00

Einzeldelegierte der IG-Autoren zur Generalversammlung bin ich ja schon lang, da wurde ich einmal, Ende der Achtzigerjahre, dazu nominiert und marschiere seither brav und regelmäßig zu den Generalversammlungen, um mitzustimmen und mich ein bißchen zu informieren, was da Neues in der Autorenszene passiert. Am Anfang war das noch in der Annagasse, bevor es das Literaturhaus gab, da gab es auch immer ein Abendessen, ganz am Angang, bei dem Wirten in der Kettenbrückengasse, dann in der Neubauschenke, jetzt gibt es im Literaturhaus ein Buffet und man kann mit den Kollegen aus den Bundesländern plaudern. Vor sieben Jahren habe ich da Margit Kröll aus Tirol kennengelernt, die Kinderbücher schreibt, in einem Kinderhotel arbeitet und mit Kolegen vor drei Jahren die andere Buchmesse auf die Beine gestellt hat, so daß es seit zwei Jahren ab Sonntagmittag eine andere Veranstaltung in Sachen Literatur gibt.


Eine ganz andere, denn bei den IG Autoren geht es derzeit um das Urheberrecht und um den Kampf für oder gegen Acta, die IG Autoren haben da die Intitiative „Kunst hat Recht“ ins Leben gerufen, wo es auch ein Filmchen gibt, das mir der Alfred schon am Donnerstag schickte, dann ging es um die Zentralmatura und um die Rechtsschreibreform, Ludwig Laher sitzt da in einigen Kommissionen und berichtete von den Fortschritten. Was die Rechtschreibreform betrifft, habe ich da in den letzten Tagen eine interessante Beobachtung gemacht. Die IG hat sich da ja vehement dagegen gewehrt und die meisten Autoren, die ich kenne, waren gegen die neue Rechtschreibung, zumindest am Anfang, dann habe ich plötzlich bemerkt, daß sie nach und nach angewandt wird. Beispielsweise war zu merken, daß man plötzlich „Albtraum“, schrieb, was bei mir ein Magenzucken bzw. ein Gefühl des Widerstands hervorrief, in der letzten Zeit sah ich es aber im Standard wieder mit harten „p“ geschrieben und als ich Ludwig Laher fragte, wie man das nun schreibt, antwortete er mir, beides ist erlaubt und tröstlich zu hören, daß die Absicht der IG ist, die Autoren in ihrer Schreibweise zu unterstützen und, daß sich jeder seine eigene Rechtschreibung aufbauen kann. Friederike Mayröcker schreibt zum Beispiel mit „sz“, auch das ist möglich, während ich in manchen Blogs schon merkte, daß die sich wunderten, daß die IG-Autoren, die alte Rechschreibung pflegt.

Das wurde einige Zeit sehr intensiv diskutiert, dann gab es wieder eine Wahl, wo der alte Vorstand bestätigt wurde und noch einige andere interessante Punkte, vor allem habe ich mich wieder mit den Kollegen unterhalten, mit Ludwig Laher und O.P. Zier geplaudert, meine Bücher bzw. die Einladungen zu meinen Lesungen gezeigt, bzw. verteilt. Die Einladungen zur anderen Buchmesse lagen auch auf dem Tisch auf, wo es die Anträge gab, da habe ich versucht, ein paar Leute auf den Literature Slam aufmerksam zu machen, den meisten war es aber zu mühsam, gleich von der IG zu einer anderen Veranstaltung zu gehen. Gerhard Ruiss hat aber darauf hingewiesen und auch auf eine Aussendung von Franz Joseph Huainigg, der ja die IG auf den Ohrenschmaus aufmerksam machen will. Ich habe außer Margit Kröll, aber auch Paul Fülöp von der anderen Buchmesse bei den IG Autoren getroffen und Margit Kröll gefragt, ob ich meine Bücher bei der anderen Buchmesse auflegen kann. So bin ich heute mit sechs Büchern in das Literaturhaus marschiert und dann um die Ecke, in die Seidengasse 30.

Vor zwei Jahren war die erste Buchmesse in der Ramperstorffergasse, jetzt aber in einem Architketurbüro, das in einem schönen alten Haus untergebracht ist. Um zwölf hat es begonnen und ich bin gerade in die Lesung von Nicole Engbers zurechtgekommen. Denn da gibt es ja immer ein vielschichtiges Programm und begann mit einer musikalischen Begrüßung, die ich wieder versäumte, dann las Margit Kröll, die mir sagte, daß ihr letztes Buch 2007 erschienen ist, sie jetzt aber wieder schreibt. Nicole Engbers las höchstwahrscheinlich aus ihrem „Hasen Donnerstag“, als ich eintraf und dann noch eine Geschichte aus der Anthologie „Die andere Geschichte“, die ja alle an dem „Anderen Buch“ beteiligten, gemeinsam herausgeben. Da gibt es Themenkreise und zum Thema „Fieber“ hatte Nicole Engbers eine Geschichte von einem Jungen, der sich in ein Mädchen verliebt, obwohl er ja ein Mädchenhasser ist. Dann gab es wieder eine Zaubershow von Margit Kröll, währendessen wurde die Reihenfolge für den Literature Slam verlost und ich erwischte, wie im Vorjahr, Platz eins, was für einen Slam und das Bachmannlesen nicht gut sein soll, was soll man aber machen?

Wir waren fünf, Nina Horvath und Bettina Ferbus kannte ich schon vom Vorjahr, der Vorjahrssieger Norbert Holoubek hatte diesmal eine Extalesung. Das ist Teil des Gewinns, die Anthologie und eine Lesung im nächsten Jahr. Neu waren Daniel Ogris und Timna Reingruber und ich begann mit einem Stück aus der „Absturzgefahr“, dann folgte Timna Reingruber mit einer Geschichte, die glaube ich „Das Abendessen“ hieß und sagte, daß es ihre erste Lesung wäre. Bettina Ferbus und Nina Horvath hatten wieder Sciece Ficton und Daniel Ogris eine Kindergeschichte und das scheint bei der anderen Buchmesse gut anzukommen, bzw. Daniel Ogris, wie Norbert Holoubek Schauspieler zu sein und so hat er mit seiner Geschichte von den seitlichen Purzenbaumrollern bzw. rückwärts Handstandgehern gewonnen. Während die Stimmen ausgezählt wurden, las Norbert Holoubek, die November Geschichte aus seinem Kinderbuch Nina Lustig. Dann gab es die Siegerehrung, diesmal im Foyer und als Trostpreis eine Story to go aus der „Anderen Geschichte“. Ich erwischte einen Text von Nicole Engbers, nämlich „Konstantin das Lupengesicht“ aus dem Genre Gegenwartsliteratur für Kinder, also werde ich bald eine Nicole Engbers Spezialistin sein. Danach gab es Zeit zum Netzwerken, Kaffee trinken und Kuchenessen, während es um um halb sechs mit einer musikalischen Lesung aus dem neuen Buch von Paul Fülöp weiterging, der seine Texte auch sehr dramaturgisch zu präsentieren versteht. Die Musik gab es von „aNDRemu und Micha Schwarz“, danach präsentierte Egon Hauck offenbar die Erwachsenenschiene der anderen Atnthologie und las den Beginn von „Storchenheim“, wo er von einem Storchendorf an der russischen Grenze bei Königsberg erzählte, wo er das Storchendorf, das wir im Sommer ganz real besuchte, phantastisch ausschmückte und von einer Heilerin und den Gräber von toten Russen oder Deutschen berichtete.
Dann gabs wieder Musik, einen jungen Mann mit einer Gitarre und zwei junge Sängerinnen, bevor der Verlag Torsten Low seine Fantasyreihe präsentierte, Gummischlangen verteilte und erzählte, welche Preise seine Anthologien wieder gewonnen haben. Bettina Ferbus, die offenbar in den meisten Anthologien eine Geschichte hat, präsentierte in „Das Ding“ sehr eindrücklich, wie man eine Schwangerschaftspsychose auch erzählen kann. Vorher gab Thosten Low ein Stück vom zauberhaften Prag zum Besten und nachher eine ziemlich grausliche und blutige Liebesgeschichte aus „Der Fluch des Colorado Rivers“. Nachher rauchte mir der Kopf, habe ich doch wieder ein sehr literaturintensives Wochenende hinter mich gebracht, viel gesehen, erfahren und gehört.
Und hier gehts zum Video

2012-02-25

Engel des Vergessens

Filed under: Uncategorized — jancak @ 18:32

„Maja Haderlap gelingt etwas, das man gemeinhin heutzutage für gar nicht mehr möglich hält: Sie erzählt die Geschichte eines Mädchens, einer Familie und zugleich die Geschichte eines Volkes“, beginnt der Klappentext von „Engel des Vergessens“, dem Buch mit dessen Ausschnitt, die 1961 in Eisenkappel Geborene, den letzten Bachmannpreis gewonnen hat und den Rauriser Literaturpreis bekommen wird. Vor allem aber ist eine Geschichte von Krieg, Terror und Traumatisierungen und zeigt wahrhaft beklemmend auf, was man in den Sechzigerjahren in einem kleinen Dorf als Kärtner Slowenin erleben konnte, wo der Tod und das Entsetzen bei dem Kind, das die Ich-Erzählerin, am Anfang ist, allgegenwärtig ist. Von der Großmutter wird erzählt, die die Mutter aus der Küche verdrängt, das Kind trotz Protest der Verwandten immer noch mit der Flasche füttert und diesem, das Schuldgefühle hat, am Ertrinken einer Epileptikerin schuld zu sein, rät, mit der Zunge seltsame Verrenkungen zu machen, um die Polizei abzuwehren.
Denn die Großmutter fromm und gläubig, wie Bäuerinnen so sind, ist in Ravensbrück gewesen und der Vater, der Ich-Erzählerin, der die Todessehnsucht in sich trägt und die Familie damit erschreckt, daß er sich mit einem Gewehr in die Scheune einsperrt oder dem Kind, den Kälberstrick zeigt, an dem er sich erhängen will, wurde von der Gestapo gefoltert, indem sein Erhängen mehrmals simuliert wurde. In diesem Klima wächst das Mädchen auf, geht zum Onkel Fernsehen und erlebt auch den Wohlstand mit, den die Familie langsam macht. Das Haus wird zum Entsetzen der Großmutter neu gebaut, die in das Ausgedingehaus ziehen muß und das Mädchen bekommt ein eigenes Zimmer, allerdings ohne Heizung, weil der sparsame Vater gegen die neumodischen Zentralheizung ist.
Die Ehe des traumatisierten Vaters ist denkbar schlecht, er weiß sich auch nur in den Alkohol zu flüchten, nimmt aber das Kind auf die Motorradfahrt durch die Wälder mit, erklärt ihm dabei, wie es damals mit den Partisanen war und auch auf die Jagd, weil das Kind gut gehen kann.
Dann müssen sie nächtens durch den Wald, der betrunkene Vater verliert die Kontrolle, rollt über einen Hang hinab, das Kind verliert die Taschenlampe und so gehen sie Partisanenlieder singend durch die Dunkelheit, denn das vertreibt die Angst. Später, als das Mädchen schon in Klagenfurt im slowenischen Gymnasium war, der Vater war übrigens dagegen, da wurde das Studium durch die energische Mutter durchgesetzt, die zwar keine Partisanenvergangenheit hat, aber solche Lieder und Gedichte schreibt und nach Wien zum Studium der Theaterwissenschaft gegangen ist, wird sie in der Nacht mit dem Vater am Traktor nach Hause in den Lepenener Graben fahren und als der betrunkene Vater, da einen seiner Anfälle bekommt und im Wald einfach liegen bleiben will, weiß sie sich nur durch den Soldatengruß und durch Militärkommando zu helfen.
Schaurig und stark beeindruckend, was da erzählt wird, da beginnt man auf einmal diesen so unsinnig scheinenden Ortstafelstreit besser zu verstehen und erfährt, wie es damlas mit den Kärtner Slowenen und den Partisanen war.
Zuerst stribt die Großmutter, wird im Haus aufgebahrt, alle Verwandten kommen und halten die Totenwache, später der Vater, die Lagerbücher und die Lagerlöffel werden gefunden und Geschichten erzählt, wie es damals war, als gemordet und gefoltert wurde und das tut Maja Haderlap, die ihr Romandebut auf Deutsch, während sie ihre Gedichte in Slowenisch geschrieben hat, einerseits in einer sehr einfachen kindlichen Art, dann wieder erhöht und abgehoben, so daß ich in den Kritiken lesen konnte, daß das Buch, natürlich eine Erzählung ist, was ich, wenn ich die Biografie der Autorin lese, etwas bezweifle, aber natürlich ist es Literatur, was da entstanden ist, ergreifend zu lesen, eindrucksvoll und interessant.
„Eine Geschichte voller Kraft mit großen poetischen Anspruch“, wie Peter Turrini am Buchrücken schreibt und Peter Handke meint „Maja Haderlap hat eine gewaltige Geschichte geschrieben…Die Großmutter wie noch keine, der arme bittere Vater wie noch keiner, die Toten wie noch nie, ein Kind wie noch keinens.“
Interessant dazu ist nur noch, daß diese Woche in den Tonspuren ein Portrait von Andreas Altmann war, der mit seinem Buch „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ von einer ähnlichen kriegsbedingten Traumatisierung seines Vaters, der danach seine Frau und seine Kinder mißbraucht und gewalttätig behandelt hat, erzählt.
Gewalt und Traumatisierungen scheinen überall zu sein und man kann darüber diskutieren, ob man sich einen Engel, der das Vergessen bringt, wünschen soll. Daß das Kriegsgeschehen in den Sechzigerjahren noch so stark in Kärtnen zu erleben war, hat mich sehr beeindruckt und ich habe mich sehr darüber gefreut, daß endlich einmal eine Österreichin den Bachmannpreis gewonnen hat, war auch bei der Lesung in der Alten Schmiede und habe den Namen Maja Haderlap durch die GAV gekannt, von der Autorin vorher aber nicht sehr viel gelesen.

2012-02-24

Ö1 Hörspiel Gala

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:12

Früher hat es „Lange Nacht des Hörspiels“ geheißen und ist wirklich lang gewesen, ich erinnere mich, wie ich einmal mit dem Alfred im Taxi weit nach Mitternacht nach Hause gefahren bin. Lang, lang ists her, da hat es wahrscheinlich noch das Buffet mit dem berühmten Gulasch gegeben, das Konrad Zobel irgendwann zugunsten der Autoren, wie er sagte, einsparte, dann sind die langen Nächten immer kürzer geworden und weil sie jetzt so kurz sind, daß der Name nicht mehr stimmt, wurde es in eine „Ö1 Hörspiel Gala“ umbenannt, in Krisenzeiten, wie diesen gibt es natürlich nicht wieder ein Buffet und ich bin schon das zweite Jahr ganz zufällig hinter Konrad Zobel gesessen, der ja inzwischen in Pension gegangen ist.
Ich war so früh dran, daß ich einen der ersten nicht reservierten Plätze bekommen habe und vorher habe ich die Wohnung und die Fenster geputzt, denn ich bin, Applaus und Tusch für mich, mit dem Korrigieren der „Wiedergeborenen“ schneller als geglaubt und erwartet fertig geworden. Zum Stadtspaziergang zwecks Erkundung des neuen Romanthemas, bin ich noch nicht gekommen, nur gerade auf die Mariahilferstraße zum Libro, um zwei Papierpakete für die Lesungsflugblätter einzukaufen, dabei bin ich der Autogrammsammlerin, die ich öfter bei Literaturveranstaltungen treffe, begegnet und wollte sie schon fragen, ob sie am Abend zu der Gala ins Radiokulturhaus geht und als ich mit den Paketen, der Milch, dem Frufru und den Äpfeln, die ich auch noch kaufte, nach Hause gegangen bin, habe ich die Andrea Sproll vom Lesetheater und die ehemalige Bezirksrätin Brigitte Steininger getroffen, die mich 2002 zu einer Lesung in die Szene Margareten eingeladen hat, die dann nicht stattgefunden hat und die waren dann im Radiokuluturhaus, so daß ich gleich meine Lesungszetteln verteilen konnte.
Ich habs ja schon das letzte oder das vorletzte Jahr geschrieben, die Hörspielnächte werden immer durchstrukturierter und passieren genau nach Programm, diesesmal noch ein bißchen mehr, denn es wurde live gesendet, so daß ich gar nicht hingehen hätte brauchen, aber das habe ich zuerst nicht mitbekommen und am Ort bekommt man auch mehr zum Literaturflüstern mit.
Peter Klein und Doris Glaser haben wieder moderiert und bevor es mit den Nachrichten, um sieben begann, sagte Peter Klein noch, daß es genau um zehn enden wird, also nichts mit langer Nacht, dafür aber volles Programm.
Die Verteilung der afrikanischen Radios entfiel diesmal, dafür gab es die Ö1 Hörspiel Gala Combo mit Wolfgang Puschnig, Paul Urbanek und Wolfram Berger und der letztere sang u. a. einige Joe Berger Lieder in der Vertonung von Ernst Kölz. Dann kam Wolf Wondraschek und hielt eine Laudatio auf das Hörspiel, beziehungsweise erzählte er von einem wunderbaren Programmdirektor, der sich immer von einem Blinden begleiten läßt, seiner Hörspielproduktion und die Sechzigerjahre sind, glaube ich, auch vorgekommen.
Es gab wieder kurz Ausschnitte der zehn Hörspiele, die zu den besten gewählt wurden. Da werden ja immer Programmkarten verschickte, wo man unter den zwanzig Neuproduktionen wählen konnte. Diesmal hatte ich die Karte mit, so kann ich die zehn Favorites flüstern und ein paar der Autoren habe ich schon vorher gesehen. So ist Peter Rosei neben Konrad Zobel gesessen und ein paar Reihen weiter vorn Antonio Fian. Antonio Fians Hörspiel hieß „Hennir“, das von Peter Rosei „Nachricht von Europa.Europa“. Dann gabs noch eines von einem mir unbekannten Julian van Daal „Alles Ausschalten“ und „Die sieben Raben“ von Johanna Tyschautschner, das ist nach dem Buch der Autorin und steht auf meiner Leseliste. „Rampenflucht“ von Michael Dangl, ist auch nach einem Buch und da habe ich den Schauspieler, ich glaube eher früh am Morgen bei „Rund um die Burg“ daraus lesen gehört. „Der Bau“ von oder nach Franz Kafka. „Weiter leben“ nach dem Buch von Ruth Klüger, „Wie Sie ein schlechter Liebhaber werden oder Die Kunst des sexuellen Boykotts“ von Peter Danzinger, „Marie.Ein Fall“ von Susanne Ayoub, die war ebenfalls da und hat mich in der Pause begrüßt und „Kalte Asche“ von Carolina Schutti.
Da ich nicht sehr oft Hörspiele höre, habe ich die meisten nicht gekannt und mich auch nicht an der Auswahl beteiligt, denn ich hätte ja nur für „Niemand da an der Tür“ von Andrea Winkler stimmen können, weil ich da ja im Klangtheater bei der Vorpremiere war. Interessant, interessant, das Hörspiel ist nicht in die nähere Auswahl gekommen oder auch nicht interessant, denn das Publikum hat ja einen anderen Gescmack als die Kritiker, deshalb gibt es seit einigen Jahren auch den Kritikerpreis, wo dann die künstlerisch anspruchsvollen Stücke gekürt werden, sollte man meinen, war auch immer so, diesmal nicht so ganz, denn höre und staune „oder 1 Schuhmannwahnsinn“ von Friederike Mayröcker wurde von dem Kritikersprecher zwar genauso erwähnt, wie „weißes rauschen“ von Sophie Anna Reyer, „Niemand da an der Tür“ aber nicht und gewonnen hat ein Stück von einer mir unbekannten Autorin „Die Hochzeit. Szenen eines Ereignisses vom Lande“ von Elisabeth Putz, die auch die Regie machte und offenbar über die Hochzeit ihrer Schwester ein Hörspiel machte, ein Stück also, das könnte man meinen, eher zu dem Kurzhörspielwettbewerb passen würde, da hat, glaube ich, auch eine der anderen Putz-Schwestern, den dritten Preis gewonnen, es gibt also immer Überraschungen bei den Preisvergaben, dafür bin ich, das verrate ich jetzt gleich mit meiner Schätzung des Hörspiels des Jahres richtig gelegen.
Aber erst wurde die Südtirolerin Gerti Drassl als Schauspielerin des Jahres gewählt, Götz Fritsch hielt die Laudatio und Wolfram Berger gab ein Ständchen. Dann gabs die Pause, wo ich mich mit Gabriele Petricek über die Auswahl des Kritikerhörspiels unterhielt und meine Zetteln verteilte. Danach wurden die Sieger des Kurzhörspielwettbewerb bekanntgegeben und das Siegerstück, das „Kinderwägen“ oder so hieß und sich über die U-Bahnansagen bzw. die Bevölkerungspolitik Chinas lustig machte, gesendet und die drei Publikumssieger bekanntgegeben. Dritter Preis Antonio Fian, zweiter „Rampenflucht“ und erster Ruth Klügers „Weiter leben“.
„Das Publikum hat gut gewählt!“, sagten die Moderatoren und spielten zehn Minuten vom Hörspiel vor, waren das noch Zeiten, als das ganz gesendet wurde, aber um zehn Uhr gabs ja wieder Nachrichten und da mußte die Gala beendet sein, dafür wird es morgen Nachmittag gesendet.
Ich habe ja das Buch gelesen oder überflogen und war auch beim Lesezirkel in der Hauptbücherei darüber und muß sagen, daß das Hörspiel in der Regie von Gotz Fritsch wirklich sehr verdichtet und beeindruckend wirkte, Ruth Klügers Stimme war, glaube ich, auch dabei und so waren alle sehr zufrieden und morgen um zwei werde ich bei GV der IG-Autoren bin und das Literaturhaus ist ja ganz in der Nähe von dem Haus in dem Ruth Klüger die ersten elf Jahre ihres Lebens verbrachte.

2012-02-23

Gedankensplitter und Frühjahrspläne

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:36

Nachdem die Praxisstunden und die Wochendiagnostik so einigermaßen absolviert sind, bleibt Zeit zum Korrigieren, aber auch zum Ordnen und Weiterplanen. Da bin ich immer noch mit Buch 29 und 30 in der Endphase.
„Die Frau auf der Bank“ hat mir der Alfred zum Durchsehen gegeben, ich habe nur eine verschwundene Satzhälfte entdeckt und, daß der Alfred die Absätze bei den direkten Reden weggelassen hat, die ich gerne habe, weil es so leichter zum Lesen ist. Aber das will ich nicht mehr zurückkorrigieren, weil ichs zu mühsam finde und man vielleicht dabei auch was vergißt. Das Umschlagbild haben wir, den Text bringt Sara Wipauer zum Vorbereitungstreffen der Frauenlesung mit, dann kann ich eine Vorschau ins Literaturgeflüster stellen und mich auf das Buch freuen, das wieder sehr realistisch ist und ein Stück Leben von drei vielleicht nicht so priveligierten Frauen schildert, die sich nach vorne kämpfen und der die Verhaltenstehrapeutin ein positives Ende gönnt.
An der „Wiedergeborenen“ habe ich noch zu Korrigieren und befinde mich in der Endphase damit, das heißt, einmal denke ich, jetzt habe ichs, dann finde ich wieder Fehler um Fehler. Am Anfang hat mich das sehr genervt und sogar in ziemliche Verzweiflungen gestürzt, jetzt gehe ich damit lockerer um. Die Fotos aus den alten Schachteln, die ich von meiner Mutter erbte, haben wir am Samstag in Harland fotografiert. Ich habe sie mir zwar noch nicht angeschaut, denke aber, sie ergeben ein schönes Titelbild. Eigentlich bräuchte ich zwei Frauen die mit einem Kind in Dirndlkleidern am Wolfgangssee stehen und eines mit zwei Frauen mit einem Blumenstrauß vor der Universität, das eine aus den Dreißiger-, das andere aus den Fünfzigerjahren. Das genau habe ich nicht, aber ein Dirndlkleidfoto gibt es von meiner Tante Grete und meine Oma hält meine Schwester Ursula im Arm, das war zwar in den Vierzigerjahren, während die Marianne 1950 geboren wurde, aber wer schaut schon so genau?
Den Beschreibungstext habe ich schon geschrieben, das heißt, wenn ich mit dem Korrigieren fertig bin, kann ich die Vorschau mit den Schreibberichten auch in den Blog stellen, mich auf das Buch freuen und überlegen, ob ich, wenn ich Buch dreißig in Händen halte, eine besondere PR Aktion veranstalten will?
Dreißig Bücher beispielsweise verlosen, etc, aber die finden bei meinen täglichen hundertfünzig Lesern und gelegentlichen Kommentatoren wohl kein großes Interesse, obwohl in den nächsten Tagen, wenn mich nicht alles täuscht, der hunderttausendste Besucher zu erwarten ist. Tusch und Applaus für ihn oder sie!
Derzeit habe ich 99.700 Aufrufe und einundzwanzig Artikel muß ich noch schreiben, bis ich den tausendsten Post bekanntgeben kann. Das wird wohl in einem Monat so passieren, obwohl ich derzeit wirklich fast täglich etwas schreibe, wir werden aber am vierzehnten März nach Leipzig fahren und da nehme ich keinen Laptop mit und so werde ich die nächsten zwei Monate wahrscheinlich sehr beschäftigt sein, bevor ich mich dann langsam, langsam an das Planen des Neuen machen kann. Da aber niemand aus seiner Haut herauskann und ich das gar nicht will, habe ich schon einen Namen von einer möglichen neuen Hauptperson im Kopf. Paula Nebel könnte meine Protagonistin heißen, ich liebe ja sprechende Namen, wie man an der „Sophie Hungers“ Debatte sehen kann und wenn ich so die Morgen-oder Mittagsjournale höre, komme ich nicht umhin zu denken, daß das Nächste wieder etwas mit der derzeitigen Situation in Europa und der Wirtschaftskrise zu tun haben könnte. Darüber habe ich zwar schon oft geschrieben, über die konsumverweigernden depressiven Akademikerinnen, die im Rathauspark spazieren gehen und dort den Bürgermeister oder andere Politiker treffen, aber vielleicht finde ich eine Nische oder etwas Neues auf das ich aufspringen kann.
Ich habe also vor, nachdem ich jetzt auch meine Steuererklärung geschrieben habe, mit den beiden works in progress fertig zu werden, dann wieder einen Wohnungsputz zu machen und mich anschließend mit einem Fahrrschein oder auch zu Fuß auf Spurensuche zu machen.
Dazwischen wird die Fahrt nach Leipzig sein, da habe ich mich schon bei Gerlinde Tamerl angemeldet, sie wieder auf ihren Stand zu besuchen, die Frauenlesung, die Lesung im El Speta, die Osterferien und die Lesung in Salzburg, an die wir, da sie an einem Donnerstag ist, noch das Wochenende anhängen. Wenn ich bis dahin mit den den beiden Büchern fertig bin, kann ich mich ab Mai auf die Suche nach dem Neuen machen und eine neue Frauenlesung sollte ich auch organisieren, aber da spüre ich Widerstand, bzw. Resignation und die Frage soll ich mir das wieder noch einmal antun? Lesende suchen, Julija Rabinowich oder Angelika Reitzer könnte ich zwar einladen, Lale Rodgia-Dara habe ich schon gefragt und vielleicht sogar JuSophie oder Margit Heumann, aber dann ist das so mühsam und man weiß nicht, wie wird das mit dem Amerlinghaus? Wird es das dann noch geben und wenn ich mit meinen Zetteln herumlaufe und die Leute sagen alle, können wir nicht, denn da hat meine Großmutter Zahnschmerzen oder so und die berühmteren Lesenden nach der Lesung, was trinken gehen und die nicht so berühmten sitzen lassen, ist das auch nicht sehr motivierend, wie es das auch nicht ist, wenn ich die Daten an die Zeitschrift Buchkultur schicke und im Programm ist dann nur Dine Petrik angegeben.
Andererseits will ich eigentlich nicht aufgeben, würde das auch nicht meinen Klienten raten, habe das aber ohnehin schon so oft getan, mich nicht mehr um Stipendien beworben, meine Texte nicht mehr an die Verlage und die Literaturzeitschriften geschickt, etc….
Wo ich nicht aufgebe ist das Schreiben selbst, denn das praktiziere ich ja sehr beharrlich, dizipliniert und konsequent und so hoffe ich auch auf den großen Wurf beim neuen Projekt. Daß mir mit viel Zeitlassen endlich einmal der große Roman gelingt, der auffällt und beachtet wird, das wäre schon sehr schön und darauf arbeite ich auch hin, weil ich, ganz ehrlich, nicht so ganz verstehe, wieso das ausgerechnet mir nicht zu gelingen scheint.

2012-02-22

Ausharren im Paradies

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:32

Nach „Der Hals der Giraffe“ und „In Zeiten des abnehmenden Lichtes“ noch ein DDR-Roman und zwar Renate Feyls „Ausharren im Paradies“, 1992 bei Kiepenheuer und Witsch erschienen, der, wie auf dem Buchrücken steht, 1987 begonnen wurde. Nicht so berühmt, wie die Buchpreisbücher und verglichchen mit dem Ruge und wahrscheinlich auch dem Tellkamp, schildert er das Leben einer Familie in vierzig Jahre DDR weniger schillernd, ironisch und witzig, aber dafür wahrscheinlich authentischer und weil mich das Thema Autobiografie, ja sehr interessiert, finde ich auch Parallelen zu der Autorin. Wurde Renate Feyl ja 1944 in Prag geboren, studierte Philosophie, lebt in Berlin und schreibt Romane und Essays. Ich habe in Harland ein Regal, wo ich die alten DDR-Panoramen sammle, die es früher am Volkstimmefest gegeben hat und dort habe ich auch eine Mappe mit einem uralten Zeitungsauschnitt aus der „Frau“ mit einem Interview einer sehr jungen Renate Feyl, die damals wohl das erste Mal in den Westen kam, der Artikel ist aus den Siebzigerjahren und der „Frau“ etwas über den Sozialismus erzählt und noch eine Erinnerung habe ich an Renate Feyl, habe ich sie einmal in Leipzig im Berliner Zimmer ihren „Radioroman“ vorstellen gehört und sie da auch angesprochen und ihr erzählt, daß Ö1 besser, als die Sender ist, die sie in ihrem Buch beschreibt.
„Ausharren im Paradis“, vierhundertfünzig Seiten dick, gabs im Sommer in der Buchlandung um einen Euro und weil ich den Namen kannte, habe ichs gekauft und dachte eigentlich, es ist ein richtiger DDR-Roman. Er beginnt aber erst nach der Wende und da hat die Heldin Katharina ihre Stelle an dem Institut, wo sie Dozentin war, verloren und erlebt den Fall der Mauer und die neue Freiheit arbeitslos und hantelt sich so antriebslos durch die neuen Zeiten, ärgert sich über ihren Mann Hellberg, der so dynamisch seine Praxis als Zahnarzt aufzubauen sucht und bemüht sich ja nicht mehr als nötig im Haushalt zu machen, um nicht als Hausfrau degradiert zu werden.
So beginnt sie über ihr Leben und vierzig Jahre DDR nachzusinnieren und geht in die Zeit zurück, wo sie mit ihren Eltern, ihrer Schwester Edda und den Großeltern aus der Tscheloslowakei ausgesiedelt, in ein Thüringsches Universitätsstädtchen übersiedelte. Sie kamen aus Prag, wo der Vater, Dr. Kogler, ein früherer Nazi, seine Bücher zurücklassen mußte, jetzt tritt er eine Stelle an der Universität als Slawist an und sagt zu seiner Frau Anna, die aus Stuttgart stammt und eigentlich dorthin will „Im Osten geht die Sonne auf“, deshalb sind sie da und harren aus im Paradies. Vierzig Jahre lange, obwohl sich bald abzeichnet, daß es dort doch nicht so rosig ist. Dr. Kogler ist aber auch ein aufrechter Stalinist, bemüht sich um das Gute und glaubt an den Aufstieg des Sozialismus und als ihm sein Schwiegervater aus dem Westen besucht und ihm von dort Schuhe mit Kreppsohlen bringt, ist er stolz darauf, dann darf er die nicht tragen oder erst viel später, als niemand mehr weiß, daß sie aus dem Westen sind. Dennoch lebt die Familie sehr bürgerlich in Untermiete bei einer Frau Prof. Reimar und Franz Kogler hat auch ziemliche patriachale Ansichten, läßt sich von Frau und Mutter bedienen und in sein Arbeitszimmer, wo er seine Aufsätze und Artikel schreibt, darf man auch nicht kommen.
Die Erzählerin Katharina hat mit ihrer Schwester Edda, die sie mit Mäusen schreckt und sie erziehen will, so manche Schwierigkeiten, dennoch verstehen sich die Schwestern gut und werden, als die Familie nach Berlin zieht auch studieren, Philosophie Katharina, Kunst Edda und sie quälen sich mit dem sozialistischen Alltag ab, wird Katharina doch fast verhaftet, als ein Freund aus Thüringen, der nach Berlin auf Besuch kommt, die Mauer sehen will und als 1968, die Russen in Prag einmarschieren, soll der Vater dagegen unterschreiben, er weigert sich, verliert daher seine Professur, wird aus der Partei geschmissen und bekommt fortan sein Gehalt nur noch so bezahlt. Eddy hat zuerst einen Freund, der sie heimlich aus Westberlin besucht, später flüchtet sie und ruft die Familie vom Flughafen Tegel an und so müßen Mutter und Schwester am nächsten Tag zur Polizei marschieren und die Republikflucht melden.
Katharina hat auch einen Freund, der ein häherer Parteibonze ist, nur leider ist er verheiratet und will sich von seiner Frau nicht trennen und am Institut, in dem Katharina beschäftigt ist, machen die anderen Karriere und dürfen ins Ausland fahren, weil sie sich weigert in die Partei einzutreten. So larviert man sich herum zwischen Anpassung und Widerstand und versucht sein Leben so gut wie möglich zu leben.
Als Annas Eltern sterben, darf sie nicht zur Beerdigung und von dem Fernseher, den sie erbt, muß sie den Westempfang hinausdrehen lassen und ist darüber so empört, daß sie das Kästchen auf den Boden schmeißt,damit es nicht die Parteibonzen bekommen. Katharina heiratet schließlich einen Zahnarzt, Eddy macht in New York Karriere und drei Tage nach dem Öffnen der Mauer ruft sie wieder vom Flughafen Tegel an, kommt auf Besuch und Katharina passt sich langsam an die Wende an, bekommt einen Lehrauftrag in Hannover, so daß sie zwei Tage in der Woche dorthin pendelt und am Schluß des Buches sitzen sie beim Geburtstag des alten Vaters, der über die Wende sehr glücklich ist, nur keine Amerikaner mag und wieder fällt der Satz, daß nur im Osten die Sonne aufgeht.
„Das hast du schon einmal gesagt, vor fünfundvierzig Jahren, als Gretl den Zug nach Bayern nehmen wollte!“

2012-02-21

Nochmals Schweizer Literatur

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:31

„Nachspüren und Anverwandeln“, war das Thema des fünften Abends der zweiten Lieferung der Kontrapunkte, die Alte Schmiede hat immer sehr diffizile Überschriften zu ihren Veranstaltungen, die ich meistens nicht so ganz nachvollziehen kann. Aber diesmal hats gepasst, bei der Lesung von Katharina Geiser und Dragica Rajcic und von Katharina Geisers Jung und Jung Roman „Diese Gezeiten“, habe ich schon bei Ex Libris gehört.
Eine historische Biografie, ein Stück Geschichte über die Insel Jersey, die von den Nazis besetzt wurde, wo zwei Stiefschwestern, Künstlerinnen aus Paris lebten, Widerstand betrieben, Flugblätter verteilten, verhaftet und zum Tod verurteilt wurden.
Ein Stück Geschichte das von den Historikern nicht so wahrgenommen wurde, erklärte der einleitende Literaturkritiker Michael Cerha und Kurt Neumann wollte von der 1956 geborenen Autorin wissen, ob sie zu dem Stoff über die Pariser Künstlerszene von der Lucy Schwob und Suzanne Malherbe kamen oder von der Insel Jersey gekommen sei.
„Die Stoffe kommen zu mir!“, antwortete sie und erzählte, daß sie ihren Sohn auf der Insel besuchte, sich dort am Friedhof eine Lieblingsbank suchte, von der man gut das Meer sah, dann ging sie ins Museum, sah dort die Photgrafien der Künstlerinnen, erfuhr die Geschichte und auch, daß das Grab der beiden, ein paar Meter hinter der Bank lag.
Sie hat es dann sehr poetisch nacherzählt und las ein paar Stellen vor, wo die beiden Frauen, einer Liebe wegen, 1937 auf die Insel kamen, dann wurden sie verhaftet und im Gefängnis ungewöhnlich liebevoll von den Gefangenenen und den Wärtern betreut.
Das zweite Beispiel der neuen Schweizer Literatur war ebenfalls sehr interessant, dabei wurde Dragica Rajcic 1959 in Kroatien geboren und lebt seit 1991 als freie Schriftstellerin und Lehrbeauftragte in Zürich und ihre Anverwandlung heißt „Warten auf Broch“, ist im Studien Verlag erschienen und eine komplett andere Textform, im Programm steht etwas von einer nur teilweise regelkonformen angewandten Sprache und das Ganze scheint eine Annäherung einer Schriftstellung an das Schreiben, ihre Gedanken über das Leben und das Auseinandersetzen mit Schriftstellern zu sein.
Nicht nur Broch, sondern auch Rilke, Musil, die Bachmann und andere Schriftsteller kommen in dem Text vor.
Dragica Rajcic wurde gebeten, sehr langsam zu lesen und las eine Stelle, wo sie in Wien über Broch recherchierte, sich über die den Muff der Monarchie, wenn ich das richtig verstanden habe, wunderte und darüber, daß es in den Buchhandlungen nichts von Broch, dafür aber den Briefwechsel Bachmann-Celan zu kaufen gab.
Dragica Rajcic hat auch immer wieder aus dem Leben Brochs zitiert, von der Textilfabrik geschrieben, die er führen konnte, aber doch verkaufte, sie zitierte, das Titelbild des „Tod des Vergils“ und erklärte, daß das erschienene Buch nur ein Teil des Textes ist, den sie in Amerika geschrieben hat, dann sagte sie noch etwas, daß sie gern mit Broch über das ewige Leben diskutieren würde, das dann aber doch weggelassen hat.
Interessant, interessant, was alles geschrieben wird, von dem man meistens nicht viel erfährt, mich interessiert natürlich das nicht Regelkonforme der Rajcicschen Schreibweise, weil ich das ja auch sehr gerne täte, mich aber doch anpasse.
Es waren nicht sehr viele Zuhörer da, es gab auch keinen Botschafter und keinen Wein, nur den Büchertisch, so daß ich das Rajcic Buch eine Weile studieren konnte.

2012-02-20

Super Sad True Love Story

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:10

„Zum Schreien komisch. Wenn es nicht so realistisch wäre“, schreiben ZDF Aspekte und „George Orwell trifft Woody Allen“, titelt Welt am Sonntag über Gary Shteyngarts „Super sad true love story“, den Roman, auf dem ich im Herbst oder Sommer auf diversen Blogs, als Buch aufmerksam wurde, „das in einem Amerika in sehr naher Zukunft, nächsten Dienstag, wer weiß?“, spielt, in dem alles den Bach hinuntergeht oder schon gegangen ist und das schwer zu lesen ist, ich hab die deutsche Übersetzung gelesen, obwohl der Alfred auch das englische TB, das viel billiger war, kaufte.
Der 1972 in Leningrad- St. Petersburg geborene und mit seinen Eltern in die USA emigrierte, jüdisch russische Gary Shteyngart, macht sich in dem Buch, würde ich sagen, über das Amerika in dem er lebt, lustig, in dem er es überzeichnet und in den Abgrund schickt.
Am nächsten Dienstag ist die USA jedenfalls heruntergekommen und verschuldet, in den Krieg gegen Venezuela gezogen und wartet auf die Rettung der Chinesen, in New York zieht die Nationalgarde herum und holt die übergewichtigen Amerikaner aus dem Flugzeug und wenn man mit dem Zug oder der Fähre fahren will, muß man die Kontrollen ableugnen und gleichzeitig akzeptieren. Es gibt keine Bücher mehr, weil sie stinken und der neununddreißigjährige Lenny Abramov, wohl der letzte Tagebuchschreiber, hat einen Entschluß gefaßt, er will nicht sterben.
Das glaubt er auch nicht zu brauchen, arbeitet er doch für das humane Kapital, das ist eine Firma, die reichen Alten das ewige Leben verspricht und das das tut er zu Beginn des Buches in Rom, weil er da ein Jahr auf Auslandsaufenthalt war. Er ist gerade dabei, wieder in die Staaten zurückzufliegen und muß dazu nur vorher in die Botschaft gehen und dort über seinen Äppärät, den alle haben und ohne den man nicht leben kann oder will, einem Otter erklären, ob er mit einer Italienerin Sexualkontakt hatte, als er das zugibt, stürzt der Computer ab und Lenny begibt sich auf die Party dieser Italienerin und lernt dort die vierundzwanzigjährige in Amerika aufgewachsene Koreanerin Eunice Park, schön, schlank, konsumsüchtig, von ihrer Familie abhängig, katholisch und auch noch sehr hilfsbereit, kennen und verliebt sich in sie.
Das Buch ist in zwei abwechselnden Strängen geschrieben, der erste ist Lenny Abramovs Tagebuch, der zweite Eunice Parks Global Teens Account, da kommuniziert sie mit ihrer Grillbitsch genannten Freundin Jenny Kang und ihrer Schwester Sally und Mummy Chung Won hält der Tochter ihre schlechten College Noten vor.
Eunice studiert Images und Selbstsicherheit und nach und nach kommt man in den Sog des Buchs hinein, das tatsächlich an George Orwell erinnert, der wird sogar erwähnt oder auch an „Fahrenheit 451“ und schwer zu lesen ist es, denn die meisten der eingewanderten Amerikaner sprechen kein richtiges Englisch und die Jugend verwendet ohnehin nur Abkürzungen, man lädt seinen Imagefaktor auf, versucht sein Colesterin zu vermeiden und ist ständig überschuldet, weil man ja konsumieren soll.
Lenny kehrt also in die USA, zu seinem Chef, Joshie Goldmann zurück und macht sich einen Überlebensplan, er will auch an dem Verjüngungsprogramm teilnehmen, hat aber zuwenig Geld dazu und vorerst haben ihm die Newcomers in der Fima auch den Schreibtisch weggenommen. Die nette Sekretärin füttert ihn aber mit Blumenkohl und er beschließt Eunice zu sich zu holen, die auch kommt. Ihre Familie ist zwar dagegen, daß die Vierundzwanzigjährige zu dem alten weißen Juden zieht, der eine ganze Wand stinkiger Bücher hat und „Krieg und Frieden“ und Milan Kundera liest. Eunice ist aber in Lennie verliebt und nur darüber schockiert, daß er zuwenig putzt. Er nimmt sie zu seiner Familie mit und besucht auch die ihre, Eunice gibt ihn aber als Mitbewohner aus und die Familie ist entsetzt, weil er ein Loch im Socken hat.
Lenny macht weiter Pläne, sein Chef und seine Freunde wollen Eunice auch kennenlernen, dazu muß er sie erst überreden und ihr auch ein neues Kleid kaufen, weil sie ja überschuldet ist, dann bricht aber nicht nur der totale Krieg aus, die Vermögensschwachen haben den Central- und noch andere Parks besetzt und die altruistische Eunice hat dem entlassenen Soldaten David auch noch Essen und alte Äppäräte gebracht, der Chef, der sich inzwischen verjungen ließ, ist von Eunice Jugend total beeindruckt und will mit ihr malen und zeichnen. Während man zu ahnen beginnt, was sich da anzubahnen beginnt, bricht die totale Katastrophe aus, alle Äppäräte brechen zusammen und Joshie Goldmann, stellt sich heraus, während die Besetzer in den Parks überwältigt werden und die Chinesen alles erobern, gehört mit zu den Verschwörern und während er noch Brot und Wasser in den Wohnblock liefert, damit Eunice, die armen alten Menschen versorgen kann, beginnt er schon den Wohnblock zu evakuieren, um das Gelände neu aufzuteilen und das große Geld zu machen. Die schöne Eunice will er natürlich haben und sie entscheidet sich auch für ihn, ihre Eltern sind begeistert, Lenny wird zu seinen ausquartiert und schreibt in sein Tagebuch, daß er nun doch sterben möchte.
Dann wendet sich das Blatt wieder und Lennys Tagebuch wird in Peking und New York herausgegeben und in den letzten Kapitel beschreibt er, daß auch Joshua alt und krank gestorben ist und sich Eunice einem Jüngeren zuwandte, nur Lenny scheint noch eine Zeit überlebt zu haben, während Amerika unterging.
Ein wirklich beklemmendes Buch mit seinen Zukunftsszenarien vom nächsten Dienstag, wo alle nur im Facebook und am Handy hängen, das ich fast in einem Zug durchgelesen habe, obwohl ich mir schon ein paar Mal dachte, daß es eigentlich eine etwas banale Übertreibung ist und ich mich, die ich so verzweifelt gegen meine Rechtschreibfehler kämpfe, aber in ganzen Sätzen schreibe, ein bißchen über die Sprachverstümmelung und bewußte Pidguinsprache in einem Rowohltbuch wunderte und das Krisenszenario macht in einer Zeit, in der wir die Krise vor der Haustür oder in den Medien haben, auch etwas depressiv, wenn der Roman auch ein Plädoyer für das Buch ist und zum Nachdenken anregt. Ob die begeisterten jungen oder auch älteren Leser, die Katastrophe, der wir vielleicht auch in Europa entgehen steuern, aufhalten können, bezweifle ich allerdings.

2012-02-18

Faschingssamstags-Gedanken

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:59

Nachdem am Donnerstag der Ball der Bälle stattgefunden hat, der an mir, wie eigentlich der ganze Fasching, ziemlich spurlos an mir vorübergegangen ist, nur über Baumeister Lugners Leiden an seinen schlechten Logen, habe ich bei meinen Blicken in die Gratiszeitungen, die ich mir bei meinen Wegen in die Alte Schmiede mitnehme, erfahren und in der Bezirkszeitung war das Bild der jungen Dame anbgebildet, die ihn heuer dorthin begleiten durfte.
Mich regt der Ball der Bälle nicht so auf, habe aber, als, 1988 war das wahrscheinlich, im Zuge der Waldheimdebatte, die Opernballdemo ins Leben gerufen wurde und ich gerade „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ geschrieben habe, eine Szene dort spielen lassen. Da tanzt der Pressesprecher des Kanditaten mit einer jungen Dame und von der Decke rieseln Flugblätter, die ihn empören. Die Erzählung ist unveröffentlicht geblieben, weil es den Digitaldruck offenbar noch nicht gab. Es gibt aber Auszüge in verschiedenen Zeitschriften, wie zum Beispiel im „Log“ und ich habe auch ein paarmal daraus gelesen, das letzte Mal am ersten Wiener Dichterfasching in der Gesellschaft für Literatur, wo man sich verkleiden sollte, es Krapfen gab und jeder, der das wollte, honorarlos lesen durfte.
Weil die Freundin des Kanditaten zufällig Marianne, wie Marianne Gruber heißt, haben alle gelacht, weil sie offenbar einen Bezug zu ihr sahen und noch ein Detail fällt mir ein, bevor ich zum Fasching zurückkomme. In dieser Zeit, als es die DDR noch gab, habe ich durch die GAV und durch Christine Haidegger vermittelt, mit Kerstin Hensel zu korrispondieren begonnen, die hat mir ein paar DDR-Literaturzeitschriften geschickt und ich ihr das Manuskript von zwischen „Hütteldorf und Heiligenstadt“, das ich, weil es Gerald Bisinger sehr gut gefallen hat, ein zweitens Mal zu Jung und Jung nach Salzburg schickte, was diesen sehr empörte und Kerstin Hensel schrieb mir etwas von einer feinen Ironie, die ich zuerst nicht ganz verstand, dann fiel mir ein, daß eine Szene an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei spielt und ein paar Reflektionen des bürgerlichen Kanditaten zum Sozialismus hat und ich wunderte mich, daß der Text angekommen ist.
Der Dichterfasching, auf dem ich zweimal gelesen habe, war aber einer meiner wenigen Faschingsfeste und auch auf Bälle bin ich ich nicht sehr oft gegangen. Ich verkleide mich nicht und esse höchstens einen Krapfen, der heute vielleicht auf den Straßen verteilt wird, da aber Schnee in Harland liegt, werde ich nicht zum Radfahren kommen und das Faschingwochenende eher ruhig und beschaulich beim Korrigeren und beim Bloggen verbringen.
Die alten Fotos und das alte Tagebuch meiner Mutter werde ich für das Coverfoto der „Wiedergeborenen“ heraussuchen und habe jetzt die vom Alfred erstellte Endfassung der „Frau auf der Bank“ durchgelesen und bin nur auf einen fehlenden Satzteil gekommen. Das heißt, das mein siebenundzwanzigstes IndieBuch bald fertig werden könnte, wenn ich den Beschreibungstext habe, werde ich die Vorankündigung, Foto, Text und Schreibberichte wieder ins Literaturgeflüster stellen und Sara Wipauer habe ich gebeten, den Text zum Vorbereitungstreffen der „Mittleren“ mitzubringen, wofür ich jetzt schon anfange, die Zetteln für die Lesung am 21. 3. im Amerlingaus zu verteilen. Ein zweites Lesungsflugblatt, nämlich das zur Doppellesung im „El Speta“ mit Rudi Lasselsberger am 4.4. trage ich auch schon in meiner Tasche und nachdem ich mich im Mai und auch bei meinem Jahresrückblick sehr beklagte, 2011 nur wenige Lesungen zu haben, wird das 2012 vielleicht ein bißchen anders. Jedenfalls stehen derzeit vier Lesungen auf meiner Lesungsliste und Nicole Engbers von der anderen Buchmesse, die ja nächsten Sonntag zum dritten Mal stattfinden wird, hat mir geschrieben, daß ich wieder beim Literature-Slam mitlesen darf. Denn da mußte man sich heuer bewerben, voriges Jahr habe ich mich bei der IG-GV spontan bei Margit Kröll am Samstag oder Sonntag angemeldet. Diesmal mußte man das bis 15. Februar tun und wenn sich mehr als fünf Leser melden, werden die bevorzugt, die noch nicht gelesen habe. Also habe ich pessemistisch gedacht, wird nichts werden, wurde von Nicole Engbers angenehm enttäuscht und als ich auf die facebook Seite des anderen Buches ging, wurde ich noch einmal überrascht, denn da gibt es ein Video, wo man eine Minute meine Lesung aus „Mimis Bücher“ vom vorigen Jahr hören kann. Ich lade alle ein, die wissen wollen, wie gut oder schlecht „Mimis Bücher“ wirklich ist, hineinzuhören und lade auch ein, nächsten Sonntag zur anderen Buchmesse in die Seidengasse zu kommen und mitzustimmen, denn bei einem Slam gewinnt der, der die meisten Stimmen hat, also kann ich Fans und Zurufer brauchen.
Aber auch am Faschingswochenende passiert Literatur und zwar in der Schloßgärtnerei Wartholz in Reichenberg an der Rax, wo zum fünften Mal ein Literaturwettbewerb stattfindet, wo die Jury Katja Gassner, Bernhard Fetz, Konstanze Fliedl und Franz Schuh aus 749 Einsendungen zwölf Autoren aussuchten, von denen ich nur Andreas Unterweger und Sascha Kokot kenne, lesen dürfen. Günter Kaindlsdorfer wird moderieren. Inzwischen habe ich erfahren, daß ihn die 1981 in Eisenstadt geborene Barbara Zemann gewonnen hat. Vor zwei Jahren war das Christian Steinbacher, da hat auch Katharina Tiwald gelesen.
Früher hätte ich da auch eingerecht, wenn ich davon erfahren hätte, jetzt habe ich begriffen, daß ich da wahrscheinlich nicht ausgewählt werde, weil die literarischen Insider und Literaturmacher einen anderen Literaturgeschmack haben und schicke auch nicht mehr bei der Floriania und beim Otto Stoeßlpreis ein, die dann meistens Andrea Winkler, Richard Obermeier, Andrea Grill etc gewinnen und Andrea Winkler war diese Woche wieder bei den Gedanken für den Tag zu hören. Andrea Winkler hat, glaube ich, den ersten Wartholzer Literaturpreis mit einer Geschichte aus „Drei vier Tönen“ gewonnen.
Und beim Literaturcafe kann man für den Preis der Leipziger Buchmesse abstimmen. Da wurden im Bereich Belletristik Anna Katharina Hahns „Am schwarzen Berg“, von der ich einige Erzählbände habe, Thomas Steinackers „Das Jahr an dem ich aufhörte mir Sorgen zu machen“, Sherko Fatahs „Ein weißes Land“, von dem ich auch einiges Ungelesens habe, Jens Sparschuhs „Im Kasten“ und Wolfgang Herrndorfs „Sand“, von dem ich vor kurzem „In Plüschgewittern“ besprochen habe, ausgewählt. Ein Österreicher ist diesmal nicht dabei, voriges Jahr waren es zwei und da hat überraschend Clemens J. Setz und nicht Arno Geiger gewonnen. Wer heuer gewinnt werden wir in einem Monat wissen. Ich werde darüber berichten, wenn ich aus Leipzig zurückgekommen bin, mich jetzt auf meine Literatur konzentrieren und wünsche allen, die das Faschingwochenende auf Masken- und anderen Bällen verbringen werden, viel Vergnügen!

2012-02-17

Der Tod wirft lange Schatten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:21

„Der Tod wirft lange Schatten“, ein Buch aus dem offenen Bücherschrank von Veit Heinichen, 1957, in Deutschland geboren, in Triest lebend, wo auch seine berühmten Krimis spielen, geht weit in die Vergangenheit zurück.
Ich habe mir einmal einen von Alfred zu Weihnachten gewünscht, dann den falschen bekommen, nämlich „Die Toten vom Karst“, ich glaube, ich wollte, den mit den Schönheitsoperationen und habe mir auch da ein bißchen schwer beim Lesen getan.
Im vorigen Jahr ist der neunte Krimi „Keine Frage des Geschmacks“, der von diesem berühmten Kaffee handelt, erschienen, da habe ich mich zwar bei einem Gewinnspiel beteiligt, aber nichts gewonnen, so ist der vierte Krimi, das zweite Heinichen Buch, das ich gelesen habe und es beginnt langsam und bedächtig, hat viele Handlungsstränge, einen etwas ungewöhnlichen Ton und man kennt sich nicht recht aus.
Zuerst wird von einem jungen Mann und einer jungen Frau erzählt, die einen Ausflug machen, in einer Trattoria essen, dann bekommt man heraus, daß es um eine junge Australierin geht, deren Vorfahren aus dem armen Triest auswanderten, jetzt ist eine Tante gestorben und Mia hat ein Haus und ein Lager voller Waffen aus dem zweiten Weltkrieg geerbt.
Es gibt auch einen Kriminalkommisar, nämlich Proteo Lauretti, der nicht ganz sympathisch ist, zumindest kann er seinen Assistenten nicht leiden und beschimpft auch seine Sekretärin, die nackt baden geht und gerne kurze Röckchen trägt. Seine Tochter wurde beim Sex im Auto erwischt, was in Triest offenbar verboten ist, so solls der Papa richten und der Sohn ist ein begnadeter Koch, aber auch ein militanter Tierschützer mit verbotene Aktionen und solche gibt es genug in dem Buch, die nicht alle zusammenhängen.
Mia hat jedenfalls bald zwei Verehrer, den Sohn der Nachbarin und einen zwielichtigen Notariatsgehilfen und es wird wieder ein Toter im Karst gefunden, der an einem Ohrring erstickte und außerdem ein Damenslip. War es Mia oder nicht?
Der Kommissar ist aber auch mit anderen beschäftigt, so mit zwei alten Fällen aus den Siebzigerjahren, denn der, dem das Waffenlager einmal gehörte, wurde ermordet. Alte Akten werden gewälzt, die bis in den Krieg zurückgehen, so daß man auch viel über die Geschichte erfährt, der Kommissar geht aber auch am Meer, wo seltsame Boote fahren, für die sich der Geheimdienst interessiert, tauchen und dann gibt es noch einen alten Gerichtsmediziner, der mit einem Hund in den Restaurants sitzt und dort die taubstumme Russin Irina kennenlernt, die von der Bettlermaffia schikaniert wird und ihm Schlüßelanhänger oder Stofftiere verkaufen soll.
Sie hat aber eine Mappe alter Dokument und einen Gepäckaufbewahrungsschein zu einem Koffer voller Geld gefunden. So gerät der alte Mediziner in die Sache, der auch ein schlechtes Benehmen hat, seine Memoiren schreibt und sich um die kleine Irina kümmert und am Schluß wird es richtig spannend, da bekommt der Kommissar eine neue Assistentin, die gut turnen kann, Mia versucht nach Australien zu entwischen, während Irina von einer Branka entführt wird, die auch noch eine Rolle spielt und Geldkoffer wiederhaben will, Irina und Dr. Galvano landen im Spital und der Dr. bietet dem Commissario, den er doch gar nicht leiden konnte, das Du-Wort an.
Dazwischen gibt es noch einige spannende Szenen und brillante Milieuschilderungen, so zum Beispiel die, wo Sohn Marco seiner Schwester und ihrem Freund Santo, den er auch nicht leiden kann, erklärt, was man alles aus Fischen machen kann, Mittelmeer-Sushi und Tempura z.B, während die sie nur gegrillt essen wollen und die Party am Abend, wo sich Dr. Galvan mit einer alten Griechin streitet, die sich dann noch als engagierte Tierschützerin entpuppt oder die wo sowohl der die Taubstummenmaffia, die Glatzen, als auch die Polizei und Branca, den Gerichtsmediziner bewachen und voneinander erzählen.
Spannend, spannend, ein bißchen was von Triest und seiner Geschichte zu erfahren, einmal vor vielen Jahren, waren wir mit einer sehr kleinen Anna zu einem Osterwochenende dort und Veit Heinichen habe ich wieder erfahren, hat einen etwas rauhen Ton und sehr viele Handlungsstränge, die sich mit sehr vielen Zufällen kunstvoll ineinander vermengen.

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