Literaturgefluester

2014-04-30

Ein Geräusch klopft an die Tür

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:28

„Die witzigsten Sprachpannen aus fünfundzwanzig Jahren Deutschunterricht“, steht noch am Cover des bei „Holzbaum“ erschienenen kleinen blauen Büchlein und der Verlag hat mir geschrieben „Was für ein langweiliges Buch haben wir gedacht, als uns der Autor sein Manuskript zugeschickt hat!“
Mitnichten, nichts davon, die Sprachpannensammlung der Deutschschüler soll vermutlich sehr lustig sein und die gebildeten, davor gefeiten Leser zu Gelächter animieren, obwohl der 1964 geborene Deutschlehrer Werner Vogel, der sich schon an mehreren Schulbüchern probierte und in Anthologien, sowie in der „Edition Innsalz“, in der „Edition Doppelpunkt“ im Verlag „Der Apfel“ etc, publizierte, in seinem Vorwort, herzlich den „Autoren und Autorinnen“ dankt und von „keiner Schadenfreude“, schreibt.
„Und wie in der Sprache ist es doch auch im Leben. Sind nicht unsere Fehler, oft das, woran wir uns später gerne erinnern?“, fragt er weiter und ich, die ich ja nicht gern über die Fehler der anderen lache und daher in Kabaretts sehr oft meine Schwierigkeiten habe, weil mich das Brüllen meiner Nachbarn stört, habe wohl auch zu Fehlern meine eigene Einstellung.
Ich erinnere mich oft und nicht zu ungern an sie, werde auch von meinen Lesern öfter daran erinnert, wenn ich wiedermal Susanne statt Sabine Scholl oder umgekehrt geschrieben habe, oder Autobiografie, wenn es Biografie heißen hätte sollen.
„Was für eine Kleinigkeit!“, denke ich dann bei den Mahnungen der Leser, denen es „dann reicht“ und bin in der Schule, in der Deutschstunde von der von mir sehr verehrten Frau Professor Friedl wohl vor zu stark umrandeten Fehlermeldungen bewahrt worden. Die habe ich, das habe ich schon geschrieben, als sehr tolerant empfunden, deshalb schreibe ich immer noch, daß mit scharfen „ß“ und wiederhole, daß sie nicht schuld war, daß ich kein Stipendium bekommen habe.
Später habe ich dann von den Schularbeiten, die wegen solcher Sachen mit „Nicht genügend“ beurteilt wurden, gehört und den Kopf geschüttelt, auch über die „Beckmessereien“ in den Meistersinger und nicht wirklich geglaubt, daß sowas ernst gemeint sein könnte. Daß sich aber Richard Wagner über den Kritiker Hanslick sehr geärgert hat, habe ich auch in der Schule gelernt.
Und Ernst Jandl, der solchen Beckmessereien in seinen Anfängertagen wohl auch leicht zum Opfer fallen hätte können, war ja ebenfalls Lehrer, zumindestens noch in der Zeit, als „Suhrkamp“ sein „Laut und Luise“ abgelehnt hat und in den „PEN“ habe ich gehört, hätte man ihn auch nicht aufgenommen, deshalb war er 1973 einer der „GAV“ mitbegründer.
Es ist also schwer mit den Stilregeln und Stilbrüchen denke ich, die ich ja immer für eine freie Sprachäußerung und freie Rechtschreibung eintrete, die Kreativität viel wichtiger, als ein strenges Regelbewußtsein halte und an den Kommentaren meiner Leser immer wieder merken kann, daß ich damit offenbar allein zu stehen scheine.
Deshalb auch sehr neugierig auf das Sprachpannenbüchlein eines schreibenden Deutschlehrers, das in fünfzehn Kapiteln aufgeteilt ist und auch immer wieder schöne Illustrationen hat.
Da gibt es „Dramatik pur (Oder „Retter der Not“), Wetterkapriolen“, „Erotik, Liebe und andere Gefühle“, „Physikalische Phänomene“, „Krankheit und Tod“, „Sport und Ernährungswissenschaft“, „Dialoge“, etc, einen „Epilog“ wo Werner Vogel, die Welt-und Zeitgeschichte aus den Aufsätzen seiner dritten und vierten Klassen“ betrachtet und am Schluß den Lebenslauf aus Lehrer und aus Schülersicht „Herr Professor Vogel hat einen immer rasierten Bart und kurze, braune Haar, die bis zu seinen Ohren anschlagen!“
Nun werden meine Leser ein paar Beispiele von mir wollen, mich also durch das Buch geblättert und vielleicht auch noch dazu geschrieben, daß ich die Stilblütenhaftigkeit dabei nicht immer erkannt habe, aber ich habe ja, wie mir meine Leser immer wieder vermelden, kein so besonders gutes Sprachgefühl und angeblich, was ja eigentlich schon eine Ehre wäre, das „allerschlechteste“ geschrieben, was eine meiner Leserinnen, je gelesen hätte.
Als ich mit dem Büchlein fertig war und das ist bei den „Holzbaum-Büchern“ immer sehr schnell geschehen, habe ich mit Erich Hackls hochgelobten Erstling „Autoras Anlaß“ begonnen und war dabei offenbar noch so sehr im Sprachdiktus von Werner Vogels Schülern drinnen, das mir einige Sätze, wie aus seiner Sammlung erschienen.
Meine Leser werden wissen, daß ich dabei Erich Hackl, den ich als sehr wichtigen realistischen Autor schätze, keineswegs diskriminieren will, sondern wahrscheinlich nur zu aufmüpfig bin, um mich an angeblichen Stilblüten zu erfreuen, langweilig habe ich das Buch, aber nicht empfunden, sondern sehr interessant.
„Was führte er nur im Schädel?“, steht da also in der Abteilung Dramatik zu lesen.
„Ich habe gestern eine nette Freundin auf dem Flohmarkt gefunden, lese ich da bei „Erotik, Liebe und andere Gefühle“ und bei „Aus der Geschichte lernen“ kann ich „Männer dieser Welt, versammelt euch!“, finden und dazu nur anfügen, daß das vielleicht auch die Frauen tuen sollten.
„Einer fand den Tod, weil ihn einer tötete“, kann man vielleicht besser ausdrücken, ist aber wahr und wenn ich lese, daß „Diese Krankheit minimalisiert werden muß“, komme ich nicht umhin daran zu denken, daß ich solches regelmäßig in den Nachrichten oder in der Zeitung aus Politkermund hören oder lesen kann und da bin ich auch schon bei den aktuellen Meldungen des Tages, daß nämlich bei den Schulen eingespart werden muß, um die Ausfälle der Banken etc, zu bezahlen.
Vielleicht sollte man dieses Büchlein also auch an das Unterrichtministerium schicken und damit ich als Rezensentin nicht ganz niveaulos zurückbleibe, merke ich noch an, daß ich Ludwig Reiners „Stilfibel“ im Schrank gefunden und gelesen habe.

2014-04-29

Zweisprachige Lesung mit Florjan Lipus

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:45

Der 1937, bei Bad Eisenkappel geborene Kärntner-slowenische Dichter ist mir ein Begriff, wenn ich mich nicht irre, habe ich mir den Siebzigerjahren auch den „Zögling Tjaz“ gekauft und gelesen,ich kann das Buch nur jetzt nicht in meinem Bibliothekskatalog finden, es müßte aber in Harland sein.
Als es um das Jahr 2005 diese Diskussion mit dem „Österreich-Koffer“ gab, den eigentlich Günther Nenning herausgeben wollte und der schließlich unter Mithilfe von Robert Schindel bei „Residenz“ erschienen ist, war sein „Die Beseitigung meines Dorfes“ dabei. Ich habe das Buch ein paar Jahre später bei der „Buchlandung“ um einen Euro gekauft und noch nicht gelesen, obwohl ich es mir schon einmal diesbezüglich ins Badezimmer legte, jetzt gab es in der „Alten Schmiede“ die Präsentation des an sich schon 2005 bei „Wieser“ aber jetzt mit einem Nachwort von Peter Handke offenbar wiederaufgelegten Buches „Bostjans Flug“ und so habe ich den großen schlanken Dichter, den ich noch nie bei einer Lesung hörte, kennengelernt und auch Angelika Kaufmann, Lydia Mischkulnig und andere im Publikum gesehen.
„Die Verlage schreiben aus verkaufstechnischen Gründen Roman, es ist aber eher ein Prosastück in elf Teilen!“, erklärte Kurt Neumann in seiner Einleitung und sprach von einem jungen Mann, der in einer waldreichen Gegend aufwächst und den einige Schicksalsschläge treffen, die sich in Motivbögen durch das Buch ziehen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, dürfte der Bostjan eher ein Kind sein, zumindest habe ich das aus der vorgelesenen Passage so entnommen. Die Mutter wird von dem Gendarm plötzlich vom Brotbacken weggeholt und kommt nicht mehr zurück. Das Buch spielt im Krieg hat Kurt Neumann noch angefügt, die Großmutter stirbt, der Vater kommt aus dem Feld zurück, verheiratet sich nochmals und zieht ins Dorf, Bostjan lernt auch seine Liebe, die Mesnertochter Lina kennen und kommuniziert mit den Dämonen, beziehungsweise lebt er in dieser und auch in der dörflichen Welt, wo auch die Straßen sprechen, beziehungsweise Gegenstände eine Stimme bekommen. Eine Sprache von unten erklärte Kurt Neumann weiter und verglich Florjan Lipus mit Marianne Fritz, ein Vergleich, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte, aber ich habe von beiden noch nicht viel gelesen und Florjan Lipus begann dann gleich auf Slowenisch, das ich trotz meines Namens nicht verstand und setzte mit den schon beschriebenen Stellen auf Deutsch fort, sprach bei der Begegnung mit Lina von einem „armen Hascherl“ und auch davon, daß die Großmutter den Buben von der Bildung beziehungsweise von dem harten langen Schulweg zu befrreien versuchte, was für mich auch nicht so nachvollziehbar ist, umsomehr da ich nachgelesen habe, daß Florjan Lipus bis zu seiner Pensionierung 1999, Lehrer an Kärntner Volksschulen war.
Dann gab es ein Gespräch mit Kurt Neumann, der den Motivbogen noch einmal erwähnte, offenbar scheint das Buch mit einer Begegnung mit Lina zu beginnen und auch zu enden. Dazwischen liegt die Verhaftung der Mutter, der Tod der Großmutter und das Überleben mit der Phantasiewelt und auch das Erwachsenwerden höchstwahrscheinlich. Kurt Neumann sprach auch von einem Entwicklungsroman und fragte Florjan Lipus dann nach dem Unterschied zu dem früher entstandenen „Zögling Tjas“, in dem es um das Internatsleben zu gehen scheint und ich fand es sehr spannend den Autor antworten zu hören, daß er eigentlich immer dasselbe, über sich und die Geschehnisse, die es zu verarbeiten gilt, schreibt.
Ju Sophie hat ja einmal mit mir darüber diskutiert, daß man so nicht schreiben dürfe. Ich denke ein Teil der großen Autoren tut das, die die Gebrauchsliteratur schreiben, die mit Plots und Spannungsbögen arbeitet nicht, aber dazu gehört Florjan Lipus nicht und er verneinte auch die Frage, ob das Buch eine Autobiografie wäre?
Er hat aber seine Mutter als Kind verloren, die, während sie Partisanen bewirtete, verhaftet und ins KZ gebracht wurde.
Florjan Lipus erklärte noch dazu, daß sich die Sichtweisen im Laufe des Lebens ändern, das eine Mal erscheint einem der eine Aspekt besonders wichtig, das andere Mal ein anderer.
Dem kann ich mich anschließen, habe ich ja auch schon geschrieben, daß man immer den selben Roman schreiben würde, ein Leben lang. Florjan Lipus brauchte zu diesem drei Jahre, solang hat er daran geschrieben, das Material war aber schon immer da, wurde vorbereitet und aufgearbeitet und es war wieder spannend die Diskussion mit Kurt Neumann zu verfolgen, der ihn mit seinen Theorien überschüttete und der Autor antwortete freundlich „Das weiß ich nicht!“ und sprach von dem Unterschied zwischen den Lesern, die sein Buch lesen müssen, wollen oder dürfen und ihm, der sich damit beschäftigt, weil er die Ereignisse seines Lebens aufarbeiten muß.
Peter Handke hat in seinem Nachwort von der Rebellion geschrieben, die er in dem Buch entdeckt hätte, Kurt Neumann hat die eher im „Zögling Tjas“ gesehen und der Autor beendete den Abend mit Peter Handke, der auch „Lesen Sie das Buch!“, gesagt hat, dem schloß sich Kurt Neumann mit dem Verweis auf den Büchertisch an und ich dachte mir „Was man nicht alles lesen soll!“, mit einem Seitenblick auf meine endlos lange Leseliste.
Ich lese jetzt Hans Falladas “ Bauern, Bonzen und Bomben“, ein Buch das treffend zum herannahenden ersten Mai passt. „Die Beseitigung meines Dorfes“ habe ich auf der Leseliste und werde in Harland nach dem „Zögling Tjas“ suchen, aber wahrscheinlich war es Janko Ferks „Der verurteilte Kläger“, das ich mir damals kaufte und etwas möchte ich noch flüstern, was wieder zu der Frage, was man lesen soll und was nicht?, passt.
Ich bin ja eine, die sich quer durch den Krautgarten bzw. durch die Gegenwartsliteratur liest und dabei Krimis, ChickLits, etc, nicht ausläßt und JuSophie hat sich auch einmal darüber gewundert, daß ich Sophie Kinsella lese. Die „Schnäppchenjägerin“ ist aber das beste Buch über die Kaufsucht, das ich je gelesen habe und wenn man öffentlich zugibt, daß man Krimis oder Frauenbücher liest, wird man leicht schief angesehen.
Das konnte ich unlängst auch im Radio im Zusammenhang mit Stefan Zweigs „Ungeduld des Herzens“ hören und im Literaturcafe gibt es dazu einen Artikel, hat da doch jetzt Sibylle Lewitscharoff, die auch nicht unumstritten ist, eine Art Krimi geschrieben und Iris Radisch hat davon gesprochen, daß man bei Krimis das Niveau hinunterschrauben müsse und die Krimiautoren beginnen sich im Literaturcafe darüber zu empören.
Da habe ich einen Kommentar geschrieben und denke, daß man sich einfach weiter durch den literarischen Krautgarten lesen und sich auch dazu bekennen soll.
Ich lese Florjan Lipus, Sophie Kinsella, Arno Schmidt, etc, alles durcheinander so, wie ich es Bücherschrank finde und es auf meiner Leseliste steht. Und weil ich das schon einige Jahrzehnte tue, habe ich mir schon ein ziemlich breites literarisches Wissen angelesen und bin diesbezüglich so selbstsicher geworden, daß ich auch öffentlich dazu stehen kann.

Zukunftspläne

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:31

Ein paar Ideen fürs Weiterschreiben, während ich so dahindümple, mich an meiner Endlosleseliste eher langsam hinunterlesen, mehr oder weniger eifrig an der „Anna“ korrigiere und der Alfred mit der „Brüderschaft“ auch nicht so recht weiterkommt, gibt es schon.
Da den Satz, daß ich nicht so viel und so schnell schreiben soll, also korrigiere ich eher langsam und über Bücher und alte Leute soll ich ja auch nicht schreiben und manche lachen ja, wenn ich ihnen erzähle, daß die „Anna“, das vierunddreißigste Selbstgemachte werden wird, zumindest hatte ich bei diesem „Literatur-Slam“ das Gefühl, daß das nicht so gut angekimmen ist, als ich mich freimütig outete. Gewonnen hat dann eine Sechzehnjährige mit einer Fantasygeschichte.
Nun da war ich am falschen Ort, aber an die richtigen scheine ich nicht hinzukommen und die Ideen, die ich da vage vor mich hinentwickle, betreffen eher Kurzgeschichten, beziehungsweise, einen Kurzgeschichtenband.
Da gibt es ja schon zwei, das „Best of“ und das „Best of II“, alle noch vom „Novum“ gedruckt. Das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“, das nach meiner Krise, vor zwei Jahren entstand, könnte man auch als eine solche bezeichnen.
Nun habe ich jetzt gar keine Krise, es geht nur nichts weiter, jede Woche drücken ein oder zwei meiner Leser die „Gefällt mir-Taste“ und alle zwei, drei, vier Wochen bekomme ich einen Kommentar von der Ruth, dem Rudi, dem Robert oder jemand anderen.
Mit dem „Literaturgeflüster“ bin ich also auch nicht in den Literaturbetrieb hineingekommen, obwohl es am Anfang fast so ausgesehen hätte. Denn da kommentierte mir der Otto eifrig und eine Handvoll interessierte Leser hatte ich damals auch.
Jetzt dümpelt das so dahin, Resignation macht sich breit. Ich bewerbe mich nicht mehr um ein Stipendium, schicke meine Sachen nicht mehr zu Verlagen, sondern mache sie seit 2000 selbst, offenbar trotz der Selbstpulishertendenz, die sich langsam breitmacht, nicht das, was mich weiterbringt hat, obwohl, seit dem ich das „Literaturgeflüster“ betreibe und das feiert bald seinen sechsten Geburtstag,sechzehn Bücher einschließlich der zwei noch nicht erschienenen, entstanden sind. Und da sind meiner Meinung nach einige gute wie das „Haus“, die „Mimi“ etc, mit spannenden Themen, darunter. Mit der „Radiosonate“ war ich sogar in Ö1, aber sonst ist seither nicht sehr viel passiert.
Gerhard Jaschke hat meine „Erinnerungen an Helmut Eisendle“ im „Freibord“ gebracht und Robert mich fürs „Etcetera“ interviewt und damals habe ich für die GAV noch den „Tag der Freiheit des Wortes“ organisiert, zu dem ich jetzt nicht einmal mehr eingeladen werde und die „Mittleren“ gemacht. Jetzt reiche ich wegen mangelnder Ressonanz, könnte man so sagen, bei der GAV keine Veranstaltungen mehr ein, sondern flüstere mein literarisches Leben in die Welt und werde das wahrscheinlich zunehmend resignierender weitertun und auch weiterschreiben. Aber die Ideen, die ich derzeit habe, gehen vom tausend Seiten Magnus Opus, an dem ich zehn Jahre arbeite und das mir, weil ich zunehmend schneller werde, ohnehin nicht gelingt, etwas ab.
Ein Kurzgeschichtenband also vielleicht. Da war ja schon die Idee bei den „Dreizehn Kapiteln“, einen reigenartigen Roman von einer Person zur anderen zu spinnen. Eine eher kürzere Erzählung, die ich auch ganz spannend finde, ist daraus geworden. Jetzt habe ich gedacht, ich schreibe einfach so Geschichten von einer Person oder eine Beobachtung ausgehend vor mich hin, arbeite meine Träume ein und sammle sie zusammen, um eben nicht nur immer von alten Leuten und von Büchern zu schreiben, wenn mir schon nichts anderes einfällt.
Ein paar Studiengeschichten wären vielleicht ganz spannend. Eine, das weiß ich schon könnte „13. 3. 2033“ heißen und es könnte dabei wieder um „Todesarten“ gehen, aber damit habe ich mich schon in der „Radiosonate“, die sehr lang geworden ist, beschäftigt.
Ansonsten weiter lesen und zu Veranstaltungen gehen. Nächste Woche habe ich ja eine von der GAV veranstaltete Lesung, die Lesung beim „Volksstimmefest“ und bei der „Poet Night“ wird es wohl auch noch geben und vielleicht eine Einladung zu den „Textvorstellungen“, aber sonst geht nicht viel weiter und nachdem ich nur mehr blogge und selber publiziere und das bisher, über das Selbstgedruckte in einer fünfzig Stück Auflage, wo ich immer zwei Bücher in der Handtasche trage, bin ich noch weiter weg vom Literaturbetrieb und scheine als nicht sehr Literarisch zu gelten.
Etwas anderes fällt mir aber nicht ein, beziehungsweise, hat das, was mir bisher eingefallen ist, nicht sehr viel geholfen. Etwas Postives kann ich bei diesem neuerlichen Resignationsbericht aber schon vermelden, in diesem Jahr hat noch keiner gestänkert und vermeldet, daß das sehr schlecht oder trottelhaft wäre, was ich schreibe, was ich eigentlich auch nicht glaube, das es das ist, sondern sehr ehrlich und höchstwahrscheinlich für die Erfolgsgeneration, die ja immer schöner, besser, größer sein muß, um aufzufallen, nicht sehr interessant. Es ist aber so, wie es ist und ich tue so gut, wie ich kann, hätte bezüglich der „Bruderschaft“ und der „Anna“ gerne mehr Rückmeldung und Aufmunterung, kann aber auch nichts machen, wenn das nicht kommt und nur die Ideen für einen möglichen nächsten Kurzgeschichenband kommen lassen, aber vielleicht fällt mir noch etwas anderes ein.

2014-04-28

Ich war ein häßliches Mädchen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:47

„Ein charmanter Liebesroman der Autorin von Desiree“, steht auf dem Umschlag des Fischer TB von 1976. Annemarie Selinko hat ihn 1937, noch vor „Morgen ist alles besser“ und „Heute heiratet mein Mann“ geschrieben und ich habe den offenen Bücherschränken wieder sehr für die Bücher zu danken.
„Desiree“ habe ich, als „Napoleon-Vereherin“, wahrscheinlich noch als Hauptschülerin oder war es schon in der Straßergasse gelesen. Ansonsten keine Ahnung von der Autorin, bis mich Evelyne Polt-Heinzl in ihrem Buch „Zeitlos“ auf sie aufmerksam machte und dann die Bücherschränke kamen.
„Chick Lit“ aus den Neunzehndreißigerjahren habe ich wahrscheinlich schon einmal geschrieben. Bei „Wikipedia“ steht etwas von „erfolgreichster deutscher Unterhaltungsschriftstellerin neben Vicki Baum.
Von der habe ich auch schon eine ganze Bücherzahl angesammelt, die ich nach und nach ablesen werde.
Und die 1914 in Wien geborene und 1986 im Kopenhagener Exil verstorbene Autorin ist sicher interessant, weil sie erstaunlich freizügig schreibt, so lassen sich ihre „süßen Mädeln“ schon 1930 entjungfern und wenn sie dann plötzlich Baumschmerzen bekommen, steht nirgendwo, ob im Spital von Kitzbühel jetzt eine Blinddarmoperation oder eine Abtreibung passierte, aber wieder schön der Reihe nach. Da ist Anneliese, Tochter aus einer verarmten Familie, die so tun muß, als ob sie Geld hätte, dabei hat die Mutter Kopfschmerzen, weil sie nicht weiß, wie sie die fünfzig Schilling für das Dienstmädchen aufbringen soll und der Vater beschließt nur die Mutter mit der Tochter Inge an den Wörthersee zu schicken und mit Annemarie ins Strandbad zu gehen, weil man sich eine Sommerfrische nicht leisten kann. Was soll werden? Inge natürlich reich heiraten, aber Anneliese, die ein „häßliches Entchen“ ist und gerade mit ach und weh die Matura schaffte, soll vielleicht einen Handelsschulkurs besuchen oder die Mutter entlasten, damit die das Dienstmädchen entlassen kann.
Da kommt die reiche Tante daher und lädt Anneliese quasi als Maturageschenk in ihren Salon ein und dort ist auch Claudio Pauls, Schauspieler und Schriftsteller und Schwarm aller Wienerinnen.
Die „häßliche“ Anneliese bekommt ihn gar nicht zu sehen, so sehr drängen sich alle um ihn. So geht sie zum Buffet, schnappt sich die Brötchen und zieht sich damit in des Onkels Arbeitszimmer zurück. Dort steht eine Kognacflasche und die Achtzehnjährige fängt ihn zu trinken an. Da kommt der Schwarm aller Schwärmerinnen, ist selber schon ein bißerl angeduselt, damals trank das Trinken und das Rauchen in den Romanen noch für schick und beginnt mit dem Entchen ein ähnliches Experiment anzustellen, wie Professor Higgins mit Eliza Doolittle.
Das heißt, er sagt ihr, sie kann ja einmal in eine kleine Hotelbar kommen, um ihn zu treffen. Der Vater schickt sie aber auf die Handelsakademie, um sich nach den Abiturentenkurs zu erkundigen. Sie fragt den Herrn Pauls oder Clau, die er genannt wird, was sie machen soll? Er lehnt die Verantwortung ab, vermittelt ihr aber einen Job als Kassiererin in einem Strickwarengeschäft auf der Kärntnerstraße für achtzig Schilling im Monat und die legt sie an, die Eltern und die Schwestern sind entsetzt, denn wenn jemand davon erfährt, bekommt Inge nie mehr einen reichen Mann, in dem sie einen Nobelfriseur und einen Kosmetiksalon aufsucht.
Dort wird gefärbt, elektrisiert, geharzt, etc und wahrscheinlich, wie ich vermuten würde, die jugendfrische Haut des jungen Mädchens zerstört, aber vielleicht macht sich Annemarie Selinko auch ein bißchen über den Schönheitswahn der damaligen Frauen der besseren Gesellschaft lustig.
Anneliese kassiert also, sagt immer brav „Vielen Dank, gnädige Frau!“
Von acht Uhr früh bis sechs Uhr abends macht sie das, dazwischen geht sie zum Automatenbuffet und in die Hotelbar, wo Claudio mit seinem Gefolge, seinem Verleger, einen Kritiker und immer einer schönen Frau, hofiert.
Anneliese nennt er das „Entchen“, seine erste Begleiterin, Frau Markovsky, eine reiche Wienerin verkuppelt er dann ausgerechnet mit jenen reichen Mann, den eigentlich Inge heiraten wollte. Dann fährt er nach London zu einer Uraufführung, beauftragt das Entchen, ihre Geschichte aufzuschreiben und kehrt mit einer wie ein Weihnachtsbaum behängten Tänzerin nach Wien zurück. Als die auf Anneliese eifersüchtig ist, Frau Markovsky war sie noch egal, erkennt sie, daß die teuren Friseur und Kosmetiktermine schon was geholfen haben und beschließt eine Frau zu werden.
Dazu lernt sie einen Thomas von Bley beim Hausball einer Freundin Inges kennen, der sie Baby nennt, nach dem Theaterbesuch, wo ausgerechnet Claudio Pauls spielt, sie in seine Absteige führt, die sich die Herren der Gesellschaft für ihre kleinen Mädels halten und als es einmal zum Tanzen auf den Cobenzel geht, führt sie ihn in die Gesellschaft von Pauls ein, der auch dort oben mit seinem Gefolge sitzt.
Die beiden Herren beschließen das Küken soll ihre Stelle in dem Geschäft aufgeben und über Silvester geht es mit Thomas nach Kitzbühel zum Schifahren. Dort kommt es zu den schon erwähnten Magenkrämpfen und Anneliese läßt Pauls herholen, mit dem sie wieder gesund geworden, Kitzbühel verläßt, ihm ihre Memoiren übergibt, auf die er handschriftlich auf die letzte Seite „Ich bin sehr glücklich, alle Leute gratulieren mir zu der hübschen Frau und ganz unten uns sie war ein häßliches Mädchen schreibt“

2014-04-27

A Mörda Frühling

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:56
Eva Rossmann

Eva Rossmann

Clementine Skorpil

Clementine Skorpil

Das „Morawa-Krimifestival“ gibt es schon seit zwei Jahren im Schauspielhaus, ich bin, glaube ich, erst heuer durch Klaudia Zotzmanns-Facebookseite, die jetzt auch einen Krimi veröffentlicht hat, darauf aufmerksam geworden, dann habe ich mich noch bei einem Gewinnspiel beteiligt und am Mittwoch dem „Tag des Buches“ vom „Morawa“ auch zwei Eintrittskarten für den Samstag zugeschickt bekommen.
Denn das Krimifestival mit dreißig österreichischen Autoren ist zweitägig und, daß die österreichischen Krimiautoren sehr gern und sehr viele Veranstaltungen machen, habe ich schon herausgefunden.

Sigrid Neureiter

Sigrid Neureiter

Herbert Dutzler

Herbert Dutzler

So gibt es ja die Krimicafehausnacht schon seit ein paar Jahren, wo an vielen Veranstaltungsorten gleichzeitig gelesen wird, so daß man nur eine oder zwei Veranstaltungen davon besuchen kann. In der Hauptbücherei gibt es auch so eine Veranstaltungsreihe, da war ich im vorigen Jahr, es gibt den „Leo Perutz-Preis“ und wahrscheinlich noch einiges anderes.
Krimis werden auch gerne gelesen und ziehen offenbar auch zahlendes Publikum an. So war es im Schauspielhaus auch ziemlich voll, als wir um sechs dort eingetroffen sind.

Claudia Rossbacher

Claudia Rossbacher

Manfred Baumann

Manfred Baumann

Sigrid Neureiter im rosa Kostüm oder Jacke hat eröffnet und ein bißchen was zu der Veranstaltung erklärt, die vor zwei Jahren von Gerhard Loibelsberger gegründet wurde, die in verschiedene Themenblöcke gegliedert war, wo immer drei Autoren bzw. Autorinnen je fünfzehn Minuten lasen, dann ertönte eine sehr schrille Sirene, wenn sie noch nicht fertig waren. Danach gab es eine kurze Pause und einen vollbestückten Büchertisch mit all den Krimis gab es natürlich auch.
Der erste Block hieß „Ladies Crime“ und da begann Eva Rossmann, die von Sigrid Neureiter als große Krimiautorin vorgestellt wurde, so daß sie gleich zu Beginn ihre Größe outete, ich glaube 1.78, einen Zentimeter größer als ihr Vater, ein Spiel das dann von einigen Autoren wiederholt und abgewandelt wurde.

Thomas Schrems

Thomas Schrems

Reinhard Badegruber

Reinhard Badegruber

Eva Rossmann las aus „Männerfallen“, ein Buch das ich schon gelesen habe, habe ich ja bis auf „Unter Strom“ alle Rossmann-Krimis gelesen, ein Privileg, das ich bei den anderen Autoren so nicht anführen kann. Trotzdem habe ich sehr viele gekannt, von einigen schon etwas gelesen oder sie auf Veranstaltungen kennengelernt, so wie Clementine Skorpil, die ich ja im Juni bei der Krimi-Veranstaltung in der Hauptbücherei traf und da hat sie, glaube ich, aus demselben chinesischen Krimi aus den Neunzehnzwanzigerjahren, wo eine aufmüpfige Großmutter ihre in ein Kurtisanenhaus verschleppte Enkeltochter sucht und dabei einen kommunistischen Studenten kennenlernt.

Susanne Schubarsky

Susanne Schubarsky

Manfred Rebhandl

Manfred Rebhandl

Die PR-Beraterin Sigrid Neureiter habe ich, glaube ich, noch nicht sehr gekannt. Sie hat aber zwei Krimis, die in Südtirol spielen, aus dem letzten, wo es um einen Kongreß über Oswald von Wolkenstein, im Schloß Tyrol und einen ermordeten Maler geht, hat sie ein Stück gelesen.
Der zweite Block hieß „Alpenkrimis“, da begann Herbert Dutzler, den ich schon bei einer „Kriminacht“ im „Morawa“ hörte. Jetzt las er aus „Letzte Bootsfahrt“. Ein Altausseer-Krimi wo es wieder um den „tolpatschigen“ Erimittler Gasperlmaier geht, in dem Stück, das er las, geht der mit seiner Mutter, die gerne am Freitag einen Fisch essen will, sich aber ein Schnitzel bestellt, weil sie immer das gleiche wie ihr Sohn nimmt. Dann kam Claudia Rossbacher und die kenne ich auch, weil ich ja einmal einen „Amazon-Gutschein“ gewonnen habe und mir da „Drehschluss“ bestellte, das Buch war aber noch nicht lieferbar, da habe ich auf „No plot, no problem“ umdisponiert, weil ich da ja das erste Mal beim „Nanowrimo“ mitmachte, das Buch auch nicht bekommen und schließlich zu Reinhard Badegrubers „Die erste Geige spielt der Tod“, der auch einer der Initatoren bzw. Moderatoren des Festivals war, gegriffen.
Claudia Rossbacher hat mir aber als ich das bloggte, kommentiert und das schade gefunden, so daß es mir der Alfred schließlich kaufte. Inzwischen hat sie vier Steirerkrimis geschrieben.

Andreas Pittler

Andreas Pittler

Stefan Slupetzky

Stefan Slupetzky

„Steirerblut“ habe ich, glaube ich, auch auf der Leseliste. Aus „Steirerkreuz“ hat sie gelesen und dazu erklärt, daß es in einem fikitiven Ort um Mürzuschlag spielt, wo eine blinde Frau ihren Peter sucht, der dann schließlich an den Füßen erhängt mit seinem Hund an der Seite im Wald aufgefunden wird. Ja, Claudia Rossbacher hat immer sehr drastische Bilder, ich kann mich noch sehr lebhaft an die Stelle in „Drehschluss“ erinnern, wo die Heldin schon am Fleischerhacken hängt und gerade noch in letzter Sekunde gerettet werden kann.
Manfred Baumann habe ich wie Thomas Schrems nicht gekannt. Der erstere kommt glaube ich aus Salzburg, ist auch Kabarettist und hat daher seine „Drachenjungfrau“ entsprechend dramatisch vorgetragen. Da geht es glaube ich um ein Casting wo der „Austria-Marketenderinnen-Award“ vergeben werden soll und eine der Kanditatinnen wird ermordet im Dirndl ohne Schuhe aufgefunden und ihre kleine Schwester schießt auf den Bürgermeister mit Pfeil und Bogen während der Veranstaltung, die trotz Todesfall weitergeht.
Die dritte Abteilung, wo Thomas Schrems begann, hieß Kurzgeschichten und da gibt es auch Krimianthologien „Tatort Kaffeehaus“, „Tatort Heurigen“, „Tatort Würstelstand“ beispielsweise, in der Pause habe ich auch eine Frau mit fünf Büchern, worunter sich zwei solche Anthologien befanden, gesehen, die sie sich von Claudia Rossbacher signieren ließ.
Thomas Schrems las seine Kurzgeschichte aus „Tatort Würstelstand“, die in Favoriten spielt und von einem Witwenmörder handelt, das ist eine scharfe Wurst, die an einem dortigen Würstelstand verkauft wird, beziehungsweise werden Wettessen abgehalten und der Meister der Wettesser geht dabei ins Knie, beziehungsweise läßt er sein Leben vor dem „Sechserwagen“.
Mit Reinhard Badegrubers Text „Der Bertl Onkel liegt unter Tisch“ aus der noch nicht erschienenen Anthologie „Tatort Heurigen“ wurde es dann genauso lustig, beziehungsweise Wienerisch. Da geht eine Familie Sonntags zum Heurigen und Reinhard Badegruber, der in Oberösterreich geboren wurde trug den dabei verwendeten Wiener Dialekt auch sehr treffend vor.
Ob ich Susanne Schubarsky schon kannte, weiß ich jetzt gar nicht so genau, ihr Text „Bist deppart Oida“ von einer arbeitslosen Stripperin, die vom AMS zum Putzen in eine Luxusvilla geschickt wurde, war ebenfalls sehr lustig und hat mir auch sehr gut gefallen.
Dann kam wieder eine Pause und dann kamen drei mir schon bekannte Herren, nämlich Manfred Rebhandl mit seinen Brunnenmarkt-Krimis, den ich das erste Mal im Leipzig hörte, dann hat er den „Perutz-Preis“ gewonnen, auch beim „Bücherschrank“ gelesen und stellte jetzt „In der Hölle ist für alle Platz vor“ aus dem ich glaube ich, schon bei der letzten „Buch-Wien“ ein bißchen was hörte.
Und Andreas Pittler, der mit seinen Mayor Bronstein ja historische Krimis schreibt, die vom ersten Weltkrieg bis nach 1945 gehen, auch schon für den Perutzpreis nominiert war, habe ich bei Klaudia Zotzmanns Advent-Gewinnspiel einmal „Chuzpe“ gewonnen, das mich sehr beeindruckt hat. Jetzt ist der Krieg zu Ende und Mayor Bronstein in das zerbomte Wien zurück gekommen, trifft einige wieder an, muß sich von der reschen Hausmeisterin dasselbe sagen lassen, was auch der Herr Karl meinte, daß es ein Glück für ihn war, im Ausland gewesen zu sein, während sie die letzten zwei Jahre immer in der Nacht in den Luftschutzkeller mußte und nach verstecken SS-Männern scheint er auch zu suchen.
Dann sollte eigentlich Gerhard Loibelsberger kommen, von dem ich zwar nicht die „Naschmarktmorde“ aber „Reigen des Todes“ gelesen habe, aber der hat inzwischen einen Preis bekommen, so las Stefan Slupetzky für ihn.
Am Sonntag geht es weiter mit Gerhard Loibesberger, Klaudia Zotzmann und noch sechzehn anderen in sechs Abteilungen, von denen ich wieder einige sehr gut und einige weniger oder noch gar nicht kenne.
Ein wenig wundert mich auch, daß Anni Bürkl, die ja inzwischen schon vier oder fünf Krimis geschrieben hat, ihre „Teekrimis“ um Berenike Reuther nicht vorstellt, da sie ja Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ ist.
Wir werden einen Radausflug an die alte Donau machen und einige Krimis, die ich sehr gerne lese, obwohl ich selber keine schreiben will, stehen auch auf meiner Leseliste, beziehungsweise habe ich auch am Freitag einige von Donna Leon gefunden.

Zweifelsfälle für Fortgeschrittene

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:12

„Wolfgang Fritz erzählt den beruflichen Werdegang des Buchhalters Taras Vanyocki und die Alltagsgeschichte der Kleinbürger in der zweiten österreichischen Republik ohne Abschweifungen und mit einem fast heiteren Blick auf diese „Zweifelsfälle für Fortgeschrittene“ – ganz in der besten Tradition der Wiener Volkskomödie“, steht am Buchrücken des 1981 in der Collection S. Fischer erschienenen Büchlein vom „Offenen Büchschrank“, das ich vor zwei Jahren fand und ich stellte mir etwas Experimentelles dabei vor, erschien doch in derselben Reihe Marianne Fritz „Die Schwerkraft der Verhältnisse“, das ich mir in den Achtzigerjahren kaufte und Marianne Fritz ist ja eine experimentelle nicht gerade leicht zu lesende Autorin.
Auf der Homepage des 1947 in Innsbruck geborenen Autors, der in Wien jahrelang im Finanzamt und dann im Finanzministerium tätig war, bzw. in „Wikipedia“ habe ich gefunden, daß er mit Marianne Fritz verheiratet war.
„Zweifelsfälle für Fortgeschrittene“ war sein erstes Buch, es gibt noch Weitere, denn die literarische Arbeit, steht auf der Homepage war für den Beamten immer sehr wichtig und seine Werke sind auch feinsäuberlich in wissenschaftliche und literarische Werke aufgeteilt.
Unter Wissenschaftliche fällt dann „Die Geschichte von Hans und Hedi – Chronik zweier Hinrichtungen“ und davon habe ich schon einmal im Literaturhaus gehört und die „Zweifelsfälle für Fortgeschrittene“ erinnerten mich ein bißchen an Canettis „Blendung“.
Ist der Taras Vanyocky ja ein bißchen, wie der Büchernarr Kien, vor allem aber ist er klein und dürr, hat ungepflegte Haare und trägt seit Jahren denselben Mantel, den ihm seine geschiedene Lintschi einmal zu Weihnachten schenkte und er hat eine Heidenangst vor Frauen, ist er mit seiner Lintschi, die schließlich das Bett mit ihrem Liebhaber teilte und ihn auf die Kautsch (wird so geschrieben) hinausexportierte, doch sehr eingefahren.
Jetzt lebt er im zweiten Bezirk in einem kleinen Zimmer, ist seit Jahren arbeitslos und geniert sich dafür, geht nur am Samstag ein Achterl zu seinen Stammwirten trinken und davor fürchtet er sich auch, gibt es in dem Haus doch eine Frau Lucie, fünfzig wie er und die hat ihm einmal auf einen Kaffee eingeladen.
Seither traut er sich nicht aus dem Haus, damit sie ihm nicht erwischt, denn er ist sehr schüchtern und sagt immer „Sehr wohl, Herr Chef!“
Als er sich aber einmal auf sein Achterl aufmachen will, gerät die Frau Lucie vor der Basena draußen mit einer Türkin in Streit und flüchtet vor ihr, die Türkin holt ihren Mann oder Bruder herbei, die zerreißen Taras Mäntelchen und die Lucie bringt ihm dann den von ihrem Seligen, aber der ist ihm viel zu groß und zu weit.
So weit so gut und auch ziemlich lustig, weil sich Wolfgang Fritz ein wenig über das Wiener Klischee und diese Beamtenmentalität lustig zu machen scheint und er dreht auch die Geschlechterverhältnisse um.
Der Buchhalter ist zwar sehr ordentlich und pedantisch und verlangt sogar vom Maronibrater eine Rechnung und er war auch im Jahr 1947 oder so, der beste in der Handelsschule, aber fleißig ist eigentlich die Frau Lucie, die putzt und wäscht und lädt den Herrn Taras immer ein, aber der macht eine Zeitlang nichts, als vor ihr zu flüchten.
Er wird auch ziemlich oft zusammengeschissen, von den Gästen im Wirtshaus, von seinen Chef, er findet schließlich doch eine Stellung in einem sehr windigen Betrieb, traut sich dort nicht zu essen und auch nicht aufs Klo zu gehen und wird dann von seinem Chef als Betrüger hingestellt, so daß sich Taras vor Angst fast anmacht und aus dem Fenster springt, als die Luzie ihn holen kommen will.
Er glaubt, sie ist die Vorhut der Polizei, die haben ihn aber schon als harmloses Würstl vergessen, der Taras muß aber ein Jahr ins Krankenhaus, dann wird er im Rollstuhl entlassen, heiratet die Lucie, die sich inzwischen in seinem Stammwirtshaus als tüchtige Kellnerin verdingt und die Lintschi, Taras Ex ist inzwischen auch zur Amtsrätin im Finanzamt aufgestiegen.
Eigentlich ein lustiges Buch und das Augenzwinkern, mit dem es beschrieben wird, ist auch zu spüren,da macht sich ein noch junger Mann über die die österreichische subalterne Kleinbürgerlichkeit lustig, übertreibt schamlos dabei und ist am Ende doch erstaunlich modern und gibt es nicht bei Ingrid Noll auch so ein Ende?
Aber so bösartig ist die Frau Lucie gar nicht, die ist eigentlich eine gute Seele, nur der Taras ist ein subalternes ängstliches Würstl, mit seinem „Jawohl, Herr Chef!“ und seine Angst vor Autoritäten, die ihm sogar das Sterbebett seiner Mutter versäumen läßt.
Ein gar nicht experimenteller Roman, sondern einer, der mit den Wiener Klischees spielt, sie übertreibt und ins Lächerliche kippt, dabei manchmal auch an Nestroy erinnert und dann gar nicht so unmodern damit ist.
Spannend einen mir bisher fast unbekannten Autor kennenzulernen, obwohl der, wie ich seiner Homepage weiter entnahm, in der Josefstadt lebt und auch GAV-Mitglied ist.

2014-04-26

Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:00

Zwei Erzählungen von J. D. Salinger, dem berühmten Schöpfer des „Fänger im Roggen“, von dem alle sprechen und es vielleicht, wie den „Mann ohne Eigenschaften“ oder den „Ullysses“ nicht gelesen haben. Ich habe das Buch während eines Workcamps im „Westpark Hospital“ in den frühen Siebzigerjahren einmal in Händen gehalten, der Alfred hat es und es steht auch auf einer Leseliste und von Jerome David Salinger, 1919 bis 2010 habe ich einmal gehört, daß er sich nach seinem Erfolg, sehr zurückgezogen hat.
Das Rowohlt Taschenbüchlein aus den Jahr 1985 habe ich im Schrank gefunden und jetzt ergooglet, das J.D. Salinger außer seinem Kultroman noch mehrere Erzählungen über eine Familie Glass geschrieben hat, der vorliegende Band gehört dazu.
Da erzählt der Erzähler Buddy, Sohn einer Artistenfamilie von seinen sechs Geschwistern, Seymour ist sein Bruder und die erste Erzählung beginnt mit der Erinnerung, daß der Bruder der kleinen Schwester Franny als sie Mumps hatte, ein buddistisches Märchen vorlas, an das sie sich später erinnern konnte, obwohl sie erst zehn Monate war.
Die Kinder sind alle in einer Radiosendung „Das kluge Kind“ aufgetreten und haben sich dadurch ihr Studium verdient und als der Erzähler dreiundzwanzig ist, wird das Jahr 1942 geschrieben und er ist zur Armee eingezogen, da bekommt er eine Nachricht von einer seiner Schwestern, sein Bruder Seymour heiratet und er soll nach New York City zur Hochzeit kommen.
Er bekommt von seinem Vorgesetzten drei Tage Urlaub, findet sich in der Wohnung ein, wo der Treffpunkt ist, wird zum Türsteher auserkoren und soll Leute in einen Wagen einweisen, er steigt dann selber ein, gibt sich den Mitfahrenden zuerst nicht als der Bruder zu erkennen, die anderen gehören zur Familie der Braut und schimpfen über den Bräutigam, er soll der Braut gesagt haben, daß er zu glücklich wäre zur Hochzeit zu erscheinen, soll sie auch geschlagen haben, das er schizoid oder homosexuell sei, wird vermutet.
Der Wagen steckt im Stau wegen einer Parade und kann nicht weiter. Schließlich steigen alle aus, um in einem Restaurant was zu trinken und zu telefonieren, das ist aber geschlossen, so gehen sie zu der Wohnung, in der der Erzähler mit Seymour und einer Schwester wohnt, mixt die Getränke, entdeckt im Badezimmer eine Nachricht der Schwester „Hebt den Dachbalken hoch, ihr Zimmerleute, denn gleich kommt der Bräutigam einher, größer noch als ein großer Mannn…“
Er entdeckt auch Seymours Tagebuch und zieht sich damit auf das Klo zurück. Schließlich mixt er die Getränke und die Brautführerin kommt mit der Nachricht zurück, daß alles in Ordnung ist und der Bräutigam die Braut entführt hat. So verlassen alle bis auf einen wieder die Wohnung und der Erzähler kann weiterlesen.
Vor dem zweiten Text „Seymour wird vorgestellt“ wird in den Amazon-Rezensionen gewarnt, weil eine Anekdotensammlung ohne Handlung und der Text als „Qualitäts- und Leistungsabfall“ beschrieben, was ich nicht beurteilen kann, weil ich noch keinen anderen Salinger-Text gelesen habe.
Der Bruder Buddy bemüht sich nach dem Selbstmord Seymours über ihn zu schreiben und tut das in einer sehr theoretischen Art, zitiert dabei Kafka und hält auch eine Zwiesprache mit den Lesern, reflektiert über das Prosaschreibe. Dann beschreibt er den Kinderdarsteller wieder, schreibt über seine Kleider, seine Stimme, seine Frisiergewohnheiten, etc.
Dazwischen gibt es einige Unterbrechungen. Der letzte Satz nachdem der Vorstellungsversuch ge- oder auch mißlungen ist, lautet „Aber jetzt ins Bett. Rasch. Rasch und bedächtig.“
Und ich bleibe wieder etwas ratlos zurück, denn ich bin ja keine Salinger-Spezialistin.
Daß das Buch schwer zu lesen ist, habe ich mir, nach dem, was ich von ihm wußte, schon gedacht und deshalb den „Fänger im Roggen“ bisher auch vermieden.
Jetzt bin ich auf das Buch gespannt und habe vor allem, die zweite Geschichte, nachdem mir ähnlich wie beim Arno Schmidt, die Handlung entglitt, nur mehr überflogen.
Wahrscheinlich müßte man sich auch hier mehr und viel genauer mit dem Autor beschäftigen, von dem ich offenbar das letzte Buch in der Reihe der „Seymour-Erzählungen“ erwischte, die „Amazon-Rezensenten raten auch mit den anderen Büchern zu beginnen und sind wahrscheinlich ebenfalls keine Salinger-Spezialisten.
Nur einer, der den Text positiver beurteilt, bedauert, daß es keine Beispiele von der chinesischen und japanischen Lyrik, die Seymour geschrieben hat, gibt.
„Vielleicht hat sie Salinger ja noch in petto, man munkelt ja daß er 90% seiner Schreibe vor der Veröffentlichung bewahren will“, meint er, in der 1999 geschriebenen Rezension. Ein Wunsch, der sich wahrscheinlich nicht mehr erfüllt lassen wird…
In Wikipedia habe ich noch gelesen, daß J. D Salinger gut Deutsch gesprochen, 1937 einige Zeit in Wien war, dort die Judenverfolgung miterlebte und auch eine Ausbildung in einem Schlachterbetrieb absolvierte.

2014-04-25

Joseph Roths Legende

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:45

Ich gehe ja eher selten zu Lesetheaterveranstaltungen, als ich aber nach einem Programm für den Freitag suchte, bin ich auf das „Amerlinghaus“ und Joseph Roths „Legende vom heiligen Trinker“, veranstaltet von Kurt Raubal gestoßen und wußte, wo ich den Abend verbringe, denn Joseph Roth ist ja ein besonderer Dichter, zu dem ich eine besondere Beziehung habe, über die ich schon geschrieben habe.
Nämlich aufgewachsen mit dem „Radetzkymarsch“ im elterlichen Schlafzimmer bzw. Wohnzimmer, als dort noch der Bücherschrank stand.
In den frühen Siebzigerjahren bin ich auf die Verfilmung gestoßen und habe mir gedacht „Ach, wie langweilig und nur eine einzige Frau!“, eine Meinung die sich erst allmählich änderte.
Aber als der Meister einen runden Geburts- oder Sterbetag feierte und ich mir eigentlich keine Bücher mehr kaufen wollte, bin ich nicht umhin gekommen, mein Wort zu brechen und habe mir drei kleine TB-Bändchen besorgt, dafür habe ich die „Kapuzinergruft“ beim Stattersdorfer Flohmarkt liegen lassen, weil ich dachte, daß ich es schon hatte und das Literaturhaus hat mich auch mit einigen Veranstaltungen bzw. einer Ausstellung versorgt. Mit dem Otto habe ich dann auch ein bißchen darüber diskutiert, der ja alles von ihm lesen wollte.
Ich habe den „Radetzkymarsch“ inzwischen gelesen und „Die Flucht ohne Ende“ und die „Legende vom heiligen Trinker“ glaube ich, teilweise auch schon mal als Hörspiel gehört und dann habe ich mir ja eine eigene ausgedacht, als es einmal „Auf Werbefahrt mit Joseph Roth“ ein Stückchen nach Ungarn ging.
Also nach sieben Uhr aufgebrochen und weil ich so wenige Bücher habe, den Umweg über den „Wortschatz“ und die Zieglergasse gemacht.
Im „Wortschatz“ gab es ein besonderes Schmankerl, nämlich eine alte DDR-Anthologie mit dem Titel „Carmen“ und Texten zum spanischen Bürgerkrieg und in der Zieglergasse räumte gerade eine elegante Dame, eine Donna Leon Sammlung ein, so daß ich meine Krimilücken ergänzen konnte und die habe ich dann auch gleich im „Amerlinghaus“ wiedergetroffen, wo sie mich sehr freundlich grüßte.
Ansonsten waren nicht sehr viele Leute da, außer den zwei Lesenden, Lotte Loebenstein und Michaela Stankovsky steht im Programm und Kurt Raubal gab es noch einen lesenden Mann und Musikbegleitung gab es auch.
„Die Legende vom heiligen Trinker“ 1939 geschrieben ist „Roths letztes Werk“ steht im Programm und es ist ein sehr gespenstisch logisches oder auch unlogisches Stück, vor allem wenn man es mit Roth eigenem Tod, der ja offensichtlich kurz darauf erfolgte und der auch ein „heiliger“ oder auch ein „unglücklicher“ Trinker war und wenn ich mich nicht irre, nicht den schönen Tod gestorben ist, den er seinem Andreas, beziehungsweise allen Trinkern wünschte.
Denn da geschehen Wunder um Wunder in der Legende in Paris, wo die Chlochards unter der Seinebrücke schlafen, darunter auch ein eleganter Mann, der dem heruntergekommenen Andreas zweihundert Frances anbietet, er soll sie der kleinen Therese am Sonntag in einer Kirche zurückgegeben.
Das verändert Andreas Leben, er beginnt sich zu waschen und zu rasieren, kauft sich in einem Bistro einen Kaffee und findet dort eine Arbeit für weitere zweihundert Frances. Ein paar Tage trinkt er nur mäßig und schläft in billigen Hotels, dann macht er sich am Sonntag auf in die Kirche, kommt aber zu spät, trifft seine ehemalige Geliebte wieder, mit der vertrinkt er das Geld, beziehungsweise geht er ins Kino, findet aber in der Brieftasche, die er sich früher gekauft hat, tausend France. Aber auch den nächsten Sonntag versäumt er, denn da trifft er einen alten Kumpel, der das Geld von ihm haben will, ein ehemaliger Schulkollege, der ein berühmter Fußballer geworden ist, schenkt ihm einen Anzug und mietet ihm ein Zimmer. Das Geld verprasst er mit einer Schönen im Nebenzimmer. Der elegante Herr gibt ihm noch einmal Zweihundert. Er kommt wieder zu spät und da kommt das Fräulein Therese im blauen Kleid ins Bistro, will das Geld aber nicht haben, sondern steckt ihm selber eines zu und als er es vertrinken will, trifft ihn der Schlag und man trägt ihn statt ins Spital in die Sakristei, wo er verstirbt.
„Wenn doch alle Trinker einen so schönen Tod hätten!“, lautet der letzte Satz und Joseph Roth ist, glaube ich, als er zusammengebrochen ist, im Armenspital falsch behandelt worden und einen elendiglichen Tod gestorben, so daß einer bei diesem letzten Satz das Gruseln überkam. Es war eine sehr schöne Lesetheateraufführung, wo ich dem Mann mit der starken Sprache und der Sehnsucht nach der Donaumonarchie wieder ein Stückchen näherkam.

Die Undankbarkeit der Kinder

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:09

Weiter geht es mit der „Edition Keiper“ und einem Erzählband des 1954 in Graz geborenen Wolfgang Pollanz, den ich schon in der „Alten Schmiede“ hörte.
„Die Undankbarkeit der Kinder“, zwölf Geschichten mit einem Ich-Erzähler, der wie am Buchanfang und am Buchrücken steht „völlig frei erfunden ist und die Geschichten an den Haaren herbeigezogen wurden“, wurden schon in der Freitagmittagleiste in Ö1 vorgestellt, wo ich sie nicht hörte, aber neugierig auf den Erzählband wurde, der einen ähnlichen Namen, wie der von Alois Hotschnig trägt, der noch auf meiner Leseliste steht und wie das mit der Autobiografie und dem Schwören, daß das alles ganz bestimmt ganz erfunden wurde, habe ich eine eigene Meinung, da man ja vieles dann mit der Biografie des Autors, der Autorin vergleichen kann und es ist eigentlich auch egal, weil man ja nur über das schreiben wird können, was man aus irgendeiner Perspektive kennt.
Die Geschichten haben also einen Ich-Erzähler und der schlüpft in verschiedene Rollen, in „Der Himmel über Sankt Pankraz“ ist es ein in Berlin lebender Musikclubbesitzer, da scheint es einige Parallelen zu dem Musiker Wolfgang Pollanz zu geben, der einen ganz altmodischen Brief bekommt, der ihn in seine südsteirische Heimat, die er eigentlich ganz vergessen hat, heimholt und in der zweiten Geschichte, „Der Abreise“ ist es ähnlich. Da ist das namenlose Ich ein Fotograf und trübsinnig, sitzt irgendwo bei Gewitter in einer Wohnung, in dem Stadtviertel wurden schon die Keller überschwemmt, betrinkt sich mit Weißwein in den er Melonen schneidet und denkt an seine Kindheit zurück, in die er auch fahren soll, weil er den Auftrag angenommen hat, dort die Bahnlinien zu fotografieren.
Im „Haus“ kommt das Ich auch von weit her in das Dorf der Kindheit zurück, hat das Haus der Großmutter geerbt und sitzt in diesem nun im Winter, hat, wie Lorenz Langeneggers Held, das Handy abgeschaltet, so daß ihm keine Anrufe von seinem Chef erreichen können und wird, wie am Buchrücken steht, ein Gefangener seiner selbst, man kann das vielleicht auch weniger dramatisch interpretieren, aber Literatur hat eben abgehoben zu sein, um als solche zu gelten, vielleicht kommt es deshalb auch zur Entfremdung vom Ich.
Laut Klappentext soll Geschichte vier einen Hypochonder schildern, da tröpfelt Blut in die weiße Klomuschel einer Bahnhoftoilette und der Erzähler begibt sich zu einer Untersuchung, denkt an den Vater zurück, der an Darmkrebs verstarb und an eine Reise mit ihm nach Italien, wo der Großvater auf den Schlachtfeldern das Leben verloren hat.
In „Undankbarkeit nichts als Undakbarkeit“, geht es um Familientreffen, die alljährlich zum Geburtstag, der inzwischen neuzigjährigen Mutter abgehalten werden und dahin muß man kommen, ob man will oder nicht. Das Ich hat versucht es zu vermeiden und mit seiner Frau eine Reise nach den Kanadischen Inseln zu buchen.
„Undakbarkeit nichts als Undakbarkeit!“, sagte da empört die Mutter, der der Erzähler unterstellt, daß ihr eigentlich diese Familienfeste „auch fürchterlich auf die Nerven gehen würden!“
In „Mein Onkel und der Mond“ reist der Ich-Erzähler in die Kindheit zurück, wo er mit seinem Bruder, die Ferien bei den Salzburger Cousinen namens Inge und Anneliese verbrachten, die sich gerade einer Ohrenanlegeoperation unterzogen, so daß sie mit ihnen den ganzen Tag DKT spielten, obwohl sie lieber gewandert wären oder gebadet hätte. Um den Musikgeschmack der Zeit, es ist die, wo die Amerikaner gerade den Mond bereisten, geht es auch, aber die Plattensammlung der Cousinen war nur sehr fragwürdig und die Großmutter der Buben ließ das Ö3- Hören nur ganz selten zu. Der Onkel läßt die Kinder jedenfalls die Mondlandung im Fernsehen bis Mitternacht ansehen und hat, während er Furzgeräusche vrn sich gibt, seltsame Theorien, wie man am Mond überleben kann.
Dann gehts wieder in die Sechziger-Siebzigerjahre und zu den ersten Banderfahrungen. Wir treffen die Salzburger Cousinen wieder und einen Cousin der einen Job in London erwischt, so daß er den beiden Bandgründern, all die bunten Klamotten, die man dafür haben mußte, schicken kann. Für sowas brauchten sie keinen Zoll zu zahlen, nur blöd, daß der Gemischtwarenhändler die Langhaaren dann für Damen hält.
In „Hand anlegen“ geht es übers Wichsen, eine berühmte Knabenfantasie und dann wird gereist, wie das in den Sechziger- Siebzigerjahren so üblich war, zuerst nach Italien mit den Eltern, dann nach Griechenland durch ganz Jugoslawien durch vorbei an den Schlaglöchern und den bettelnden Kindern und Kroatien und den Balkankrieg gab es auch.
„Die unvollständige Aufzählung aller meiner Ängste“, ist vielleicht die am Buchrücken zitierte Hypochondergeschichte, die ich schon früher ortete, vielleicht aber auch nicht, geht es da ja eher um die allgemeinen Ängste eines bekennenden Homophobikers.
Und über Mangel an Wasserleichen kann die reale oder fiktive Biografie des Autors auch nicht klagen. Zum Schluß kommt dann die Titelgeschichte, die etwas surreal ist, wir treffen die Mutter wieder, die dem Sohn hochbetagt gesteht, daß der eigentlich der Abkömmling eines Wurstfabrikanten ist, nur blöd, daß das Konterfei, das sie ihm als Beweisstück zeigt, die Züge von Clark Gable hat. Und einen Feuerwehrkommadanten und seine Dirndl tragende Gattin als Nachbarn, die für Recht und Ordnung sorgen, gibt es in der Geschichte auch.
Spannend die zwölf nichtautobiografischen Erzählungen, in denen man viel über die wilden Sechzig- und Siebzigerjahre, ihren Musikgeschmack, die Südsteiermark und vielleicht auch über das Leben des Autors erfahren kann.

2014-04-24

Alexia Weiss im Republikanischen Club

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:00

Der Donnerstag ein Tag der Veranstaltungskollusionen, aber eigentlich war es klar, ich gehe ins „Andino“ zur Präsentation von Luis Stabauers „Wann reisst der Himmel auf“, dem ich ja sein Buch abgeschnorrt habe und der mich schon im Februar auf die Veranstaltung aufmerksam machte und dann gab es noch in der Hauptbücherei Schweizer Literatur mit Dorothee Elmiger, die ich ja sehr mag, in der „Alten Schmiede“ präsentierte, glaube ich, das „Podium“ seine neue Reihe und dann gab es wahrscheinlich auch noch einiges andere und ob wir da der Anna ihren dreißigsten Geburtstag feiern, war auch nicht ganz klar.
Dann sah ich im Republikanischen Club präsentiert Alexia Weiss ihr neues Buch „Endlosschleife“, die ich durch Anni Bürkls Blog kenne, bzw beim Frankfurt Surfing oder sonstwo von ihr hörte und habe umdisponiert, mich bei Luis Stabauer entschuldigt, der sein Buch ja auch in der „Alten Schmiede“ und da noch gemeinsam mit Marlen Schachinger und Judith Gruber-Rizy präsentiert und bin in die Rockgasse marschiert.
Dort war es sehr leer, nur eine Handvoll Damen war anwesesend dann erschien Alexander Emanuely, den ich von den Veranstaltungen der „Kramer-Gesellschaft“ kenne, mit der 1971 geborenen Autorin, stellte sie vor und erklärte, daß es mit ihr schon einige politische Veranstaltungen in der Rockgasse gegeben hätte. Jetzt präsentierte sie ihr zweites oder drittes Buch und in „Endlosschleife“ geht es um die jüdischen Sammelwohnungen, beziehungsweise um eine Fanny, eine siebzigjährige in New York lebende Graphikerin, die plötzlich daraufkommt, daß ihr Vater gar nicht ihr Vater war, denn der ist in einem KZ umgekommen und eine viel jüngere Hannah gibt es auch, die lebt in einer ehemaligen Sammelwohnung, will dort eine Gedenktafel anbringen, was aber am Widerstand der Hausbewohner scheitert und kommt dann irgendwie nach New York, verliebt sich in Fannys Sohn Ben, die sie nicht leiden bzw. nicht verstehen, wie man im Naziland Österreich leben kann.
Nun glaube ich nicht unbedingt, daß es in Össterreich nur Juden und Nazis gibt, meine Eltern waren beispielsweise Sozialdemokraten und, daß es Sammelwohnungen gab, in die man die Juden vor der Deportation umquartierte, habe ich gewußt, gab es ja 2003 im Freud-Museum auch eine Ausstellung „Freuds vertriebene Nachbarn“.
Alexia Weiss hat nicht gewußt, daß die Wohnung, in der sie lebte, eine solche war und hat dann ein Buch darüber zu schreiben angefangen, das sehr interessant zu sein scheint und eine lebhafte Diskussion mit den cirka zehn Zuhörerinnen, die es schließlich wurden, gab es auch.
Wein und was zum Knabbern und ich habe wieder eine neue Autorin kennengelernt, die auch journalistisch für den „Wiener“ arbeitet und meint, daß ihr in einem Berliner Verlag erschienenes Buch ein reines Nischenprogramm sei. Ich habe ihr die „Alte Schmiede“ empfohlen und bin jetzt sehr gespannt, ob ich einmal dort in den „Textvorstellungen“ etwas von ihr hören werde.

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