Literaturgefluester

2012-05-31

Wer ist schon normal?

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:30

So lautete der Titel zu dem Salon Philosophique, dem philosophischen Diskussionsort, den das Anton Proksch Institut für Suchterkrankungen in Kalksburg unter seinem Leiter Michael Musalek und Martin Poltrum 2008 ins Leben gerufen hat und der in der Garbarage für upycling design „Kunst aus Abfallprodukten“, in der Schleifmühlgasse seither regelmäßig stattfindet. Ein paar Mal war ich dort, nicht sehr oft, da ich mich ja nicht wirklich für Philosophie interessiere und meine Zeit, da ich neben meinem psychologisch-psychotherapeutischen Brotberufe ja viel schreibe, lese, blogge und mich literarisch interessiere, einteilen muß, aber dieses Thema war interessant, so daß ich die Veranstaltung zu „20 Jahre Schule für Dichtung“, die es Literaturhaus gab und die ich in meinem Kalender eingetragen habe, ausließ und nach halb sieben in die Schleifmühlgasse gegangen bin.
Ein paar Mal war ich da, bei der ersten und zweiten Veranstaltung, glaube ich, einmal während meines Frankfurter Buchmessensurfings, da ich dachte, daß das jetzt die Gelegenheit ist, mein Glas Wein zu trinken und gesellige Beziehungen auszutauschen und das letzte Mal, glaub ich wieder, als der Nitsch referierte und da war ich besonders aufgeladen, weil mich vorher die Buch-Wien angefragt hat, ob ich für sie bloggen will?. Ich wollte aber nicht anders als für das Literaturgeflüster, Cornelia Travnicek hat dann offiziell gebloggt und ich habe alle Einladungen zu allen Veranstaltungen bekommen und auch meine Gratiskarten und an dem Abend bin ich, glaube ich, auch mit einem Paar ins Gespräch gekommen und das ist ja etwas, was mir nicht sehr oft passiert, weil ich etwas schüchtern bin und offenbar auch nicht über die charismatische Ausstrahlung verfüge, so daß ich in literarischen Kreisen oft übersehen werde. In nicht literarischen, wo nicht ein so großer Konkurrenzdruck herrscht oder ich nicht als Bedrohung wahrgenommen werde, ist das manchmal anders, da werde ich dann manchmal angesprochen, dann rede ich zurück und auch sonst, wenn mir danach ist. Wenn aber nichts zurückkommt, höre ich auch auf, weil ich inzwischen soviel Selbstbewußtsein habe, daß ich mein Glas Wein auch alleine trinken kann. Diesmal hat sich aber die Dame, die sich neben mich setzte, sehr freundlich mit mir unterhalten, so daß ich ihr erzählte, daß ich Psychologin und Psychotherapeutin bin und nebenbei schreibe und das auch zwei Jahre vor meiner Matura so beschlossen habe. Als wir beim Paulus Hochgatterer waren, der ja Psychiater und Autor ist und so manche Stipendien bekommt, was manche Autoren, die vielleicht nicht so viel verdienen, ärgert, begann der Vortrag und der war sehr interessant, ist das ja ein Thema, das mich sehr stark beschäftigt und Michael Musalek, der ihn hielt, ist auch ein brillanter Redner mit sehr viel Charisma und Kalksburg beschäftigt mich derzeit auch ein bißchen, da mein neues Projekt mit dem Arbeitstitel „Ein Glas zuviel“, ja eine Beziehung dazu hat, beziehungsweise Kerstin Wieland, meine Heldin, hin gefahren ist, um ihren Franz zu suchen und dort mit einem Patienten in Gespräch gekommen ist. Das ist die letzte Szene, die ich am Freitag geschrieben habe, bevor ich mich in meinem sehr intensiven Pfingstlesemarathon begeben habe und damit werde ich jetzt weitermachen und das Thema Normalität beschäftigt mich natürlich auch. Obwohl ich auch nicht sehr viel Neues mitgenommen habe. Ein Diskutant hat gemeint, er hätte gelernt, daß man nicht genau sagen kann, was Normalität ist, was Prof Musalek etwas verwirrte, aber ich habe von der statistischen, der subjektiven, der idealen und der fiktionalen Norm, die vorgestellt wurden, ähnliches verstanden.
Was ist normal? War Hitler böse oder psychisch krank? Professor Musalek tendierte, glaube ich, zum ersten und meinte, daß er seine Patienten für nicht böse halte, damit habe ich ein bißchen Schwierigkeiten, weil es ja schon manchmal vorgekommen ist, daß Psychotiker ihren Müttern den Kopf abgeschlagen haben und diesen dann in eine Auslage stellten und einmal hat eine Frau längere Zeit neben ihrer toten Mutter zugebracht, ohne das zu melden und die untersuchenden Psychiater kamen zu dem Schluß, psychisch krank war sie nicht und auch bei dem Attentäter von Oslo, der als Beispiel genannt wurde, weiß ich nicht, ob die Beantwortung dieser Frage ganz so einfach ist? Dazu passen auch gut die Videos, die Thomas Wollinger vorige Woche auf seinen Blog stellte, um das Stendhal-Syndrom zu erläutern, mit etwas einsamen Kommentaren von mir, da der Fredi, der sie anheizte, die seinen dann entfernte.
Der Vortrag und die Diskussion waren aber sehr interessant und als es dann in die Küche zum geselligen Rahmen ging, meinte die Dame neben mir, sie hätte mich erkannt, denn soviele Psychologen, die schreiben, gibt es nicht und nannte meinen Namen.
„Wow!“, das ist ja etwas, was mir nicht sehr oft passiert, denke ich ja sehr oft, ich kann da vier Jahre fast täglich bloggen und von meinem literarischen Frust jammern und niemand merkt es und keinem fällt das auf, aber ich bin ja auch einmal von Salzburg nach Wien autogestoppt, Helmut Zenker hat mich migenommen, seinen Namen nicht gesagt und ich habe ihn erkannt. Das das einmal umgekehrt passiert, ist sehr schön, obwohl es mich nicht weiterbringt und ich eigentlich gar nicht so viel von dem Vortrag erzählen, sondern ihn nur als Aufhänger benutzen wollte, um zu meinem literarischen Leben zurückzukommen und, daß ich Pfingsten so erlesen verbrachte, ist auch nicht ganz der Norm entsprechen, wo in Österreich, glaube ich, jährlich acht oder neun Bücher gelesen werden und ich habe diese Zahl fast in einem Wochenende geschafft und in meiner Strohwitwenzeit meinen SUB ziemlich abgelesen oder jedenfalls ein paar der Bücher meiner Leseliste. Damit ich aber nicht zu übermütig werde, habe ich mir am Freitag bei Haymon noch zwei, von Sepp Mall und Marianne Gruber bestellt, obwohl ich, wenn ich Anfang Juli in meine Sommerfrische aufbreche, ganz gerne bis Buch Nummer 47 kommen würde, weil es die waren, die ich bis Jahresanfang auf die Liste setzte. Ob ich das schaffe oder nicht, weiß ich nicht, es ist auch nicht so wirklich wichtig. Ich mag jedenfalls Bücher, lese gern und viel und freue mich, daß ich mich so reichlich an den Bücherschränken bedienen kann und es Rezensionsexemplare gibt, die ich manchmal bekomme, so daß ich auch aktuell lesen kann. Der Lesemarathon und das hektische Lesen, Buchimie, hineinstopfen und den Inhalt wiedergeben, hat es meine Kurzeitkritikerin JuSophie ja einmal genannt, ist jetzt vorbei und ich werde allmählich wieder in mein mehr oder weniger hektisches Schreibverhalten zurückkommen. Wolfgang Tischer vom Literaturcafe war ja, als er sein Buchpaket zum Tag des Buches verteilte sehr geschockt, als er draufkam, daß die meisten seine Bücher nicht wollten und er quasi in einer Parallelwelt lebt und ist jetzt um sich mit dieser Frage zu beschäftigen zu einem Schülerlesewettbewerb gegangen.
Drei Buchmanuskripte liegen auf Alfreds Schreibtisch und warten auf sein Wiederkommen, was demnächst passieren wird, die „Wiedergeborene“, die „Paula Nebel“ und dann noch „Best oft Literaturgeflüster“ und da habe ich jetzt auch noch den ersten Pfingstartikel dazugegeben und vorgestern hat sich Stephan Eibel Erzberg bei mir gemeldet, der mir manchmal Gedichte schickt und mich sehr überschwenglich lobt, was meiner verkannten Literatenseele gut tut und so habe ich mir gedacht, daß ich ihn fragen könnte, ob er mir ein paar Zeilen für den Beschreibungstext, was das Literaturgeflüster für ihn bedeutet, schreiben will? Bei der „Wiedergeborenen“ und bei der „Paula Nebel“ habe ich die Texte selber geschrieben. Jetzt habe ich gedacht, frage ich ein paar meiner eifrigsten Kommentierer oder suche selbst ein paar Kommentare heraus.
Dann hat mir die Patricia Brooks ein liebes Mail geschrieben und der Stephan hat sofort geantwortet, zwar sehr euphorisch übertrieben, aber ich denke, daß eine, die ohnehin darunter leidet, daß sie so wenig beachtet wird, sich auch einmal etwas Euphorisches aussuchen kann.
Damit bin ich in meinen Schreiberalltag zurückgekommen. Das Bücherlesen wird jetzt vielleicht ein wenig weniger hektisch werden, obwohl ich mir schon die nächsten fünf von meinem Badezimmerstapel herunternahm und es geht ans Weiterschreiben, bzw. ans Korrigeren, wenn mir der Alfred, die drei Bücher, die schon warten, dazu gibt und natürlich die besten Pläne für das „Glas zuviel“, was ich mir von meiner OsterKrise aber mitnehme, ist mehr Gelassenheit, sowie ein gewisses Maß an positiver Resignation, wenn es sowas geben sollte. Ich bin, wie ich bin und schreibe, wie ich kann und manchmal erkennen mich die Leute auch und sagen mir, daß ich schon in der Alten Schmiede gelesen und im Wespennest und im Freibord publiziert habe und nicht nur, daß ich nicht gut schreibe und nie besser werden kann und natürlich habe ich auch meine Zweifel, wenn ich an das neue Buchprojekt denke, wenn man neununddreißig Jahre gehört hat, du kannst es nicht und auch genau weiß, wieviel schon geschrieben wurde, ist es nicht so leicht zu glauben, daß man jetzt das neue unverbrauchte Werk schreiben wird, das auf einmal alle begeistert! Ich werde es aber trotzdem versuchen, so gut ich es kann und wenn ich wieder nur sechs Wochen dazu brauche, ist das auch egal, denn dann geht es sich noch aus, beim Nanowrimo mitzumachen und das möchte ich ja auch wieder einmal tun.

2012-05-30

Kleiner Mann – was nun?

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:09

Hans Falladas 1932 geschriebener Roman „Kleiner Mann – was nun?“, stand auf dieser Buchschenkerliste, die es in Deutschland zum Tag des Buchs gegeben hat, 25 Bücher wurden da ja in je dreißig Stück Kisten von Bücherfreunden an Passanten und andere verteilt, meines ist aber der schöne Band eins, der rororo Taschenbuchausgabe von 1950, wobei sich schön nur auf die Ausgabe bezieht, das Leinenbändchen und das schnukkelige Umschlagbild, ein Paar auf einer Bank, er mit Hut und schwarzen Anzug, sie mit langen blonden Locken und weißen Strümpfen, ein Vögelchen singt dazu, mein aus dem Bücherschrank gezogenes Exemplar wirkt dagegen schon ein bißchen abgelesen „Mit den besten Wünschen zum Namenstag, 26. 7. 1960 von ihrem alten Nachbar Moritz Lamm“, hat jemand mit Bleistift und in Kurrent auf die erste Seite geschrieben und Lamm passt sehr gut zu Lämmchen und so heißt auch die Hauptperson, des Romans mit dem Hans Fallada, beziehungsweise Rudolf Ditzen, berühmt geworden ist und mit dem er sehr viel über die kleinen Leute, die Arbeitslosigkeit und Deutschland knapp bevor die Nazis kamen, erzählte und die zeichnen sich schon an, immer wieder wird in dem Buch von ihnen und denn Kämpfen, die sie sich mit den Kommunisten geliefert haben, erzählt und wenn man den Roman gelesen hat, kann man das, was nachher kam, vielleicht auch verstehen, denn wie heißt es auf Seite 283 „Der Mensch ist so, er lernt nichts zu, er macht immer wieder diesselben Dummheiten. Ich auch!“
Beginnen tut es aber fast so romantisch, wie auf dem Titelbild, vor der Praxis des Frauenarztes Dr. Sesam in einer kleinen Stadt. Da wartet Johannes Pinneberg auf sein Lämmchen, gibt es schon als seine Gattin aus und geht mit ihr als Privatpatient zum Herrn Doktor, da kommen sie vor den dreißig Kassenpatienten dran und werden von ihren beschimpft, von der Schwester, aber als Schwiegersohn und Schwiegertochter des Herrn Doktors ausgegeben und Pinneberg gesteht diesen mit roten Ohren, daß sie, was für die Verhütung machen wollen, weil noch nicht soviel Geld. Aber dafür ist es schon zu spät, weil Lämmchen schon im zweiten Monat und der kleine Murkel schon ein bißchen da. Fünfzehn Mark zahlen sie für dies Auskunft und bekommen sie nicht von der Kasse zurück und Pinneberg bietet seinem Lämmchen an, sie zu heiraten. Er ist Angestellter, Buchhalter, gelernter Verkäufer der Herrenmode, sie verkauft auch, kommt aber aus einer Arbeiterfamilie, der Bruder ist Kommunist und der Vater fragt den künftigen Schwiegersohn gleich einmal, ob er bei der Gewerkschaft ist? Ist er und dann geht es mit den Betten und sonstigen Hausrat, statt der Mitgift nach Ducherow, wo er bei einem Getreidehändler arbeitet, aber das ist ein Problem, denn der will ihn mit seiner nicht besonders schönen Tochter verheiraten, so zieht er aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren, den Ring vom Finger und steht am Ende doch ohne Arbeit da. Es gibt aber einen Ausweg, seine Mutter in Berlin, die zwar einen schlechten Ruf und als Bardame gearbeitet hat, aber als Lämmchen ihr schreibt, kommt ein Brief, das Paar soll nach Berlin kommen, sie hat eine Stelle als Verkäufer in einem Kaufhaus für ihn. Das ist zwar ein bißchen gelogen und für das Zimmer mit dem roten Plüschbett, will sie auch hundert Mark Miete haben. Sie hat aber auch einen Freund und der verschafft Pinneberg die Stelle und zahlt auch noch die Miete, denn Pinneberg bekommt als Verkäufer nur hundertsiebzig Mark, wo eer doch mit zweihundertfünfzig rechnete und weil es sich das Lämmchen so sehr wünschte, kaufte er auch noch die Frisierkommode, obwohl man sowas in Zeiten der Bubiköpfe, wie Mamma Mia sagt, gar nicht mehr braucht. Sie bekommen dann auch eine andere Wohnung, über einem Kino, die nur mit einer Leiter zu erreichen ist und im Geschäft ist es auch nicht rosig, denn da wird ein Organisator eingestellt und der führt eine Quotenregelung ein, wenn man nicht für so und so viel Mark verkauft, fliegt man am Ende des Monats hinaus und ich dachte, sowas gibt es erst seit Mc Kinsey.
Das führt natürlich zu Spannungen unter den Verkäufern, das Paar bemüht sich aber sehr und Lämmchen stellt sogar einen Ausgabeplan auf, wieviel sie aus dem gemeinsamen Haushaltstopf für Essen, Rauchen etc entnehmen dürfen und was sie sonst an Kosten haben. Pinneberg hat auch einen Freund unter den Verkäufern und der führt ihn, während Lämmchen im Entbindungsheim liegt, in einem Freikörperclub, was mir nach dem heutigen Geschmack, ein wenig zu übertrieben scheint, aber vielleicht war das damals so in Zeiten, als die Männern noch nicht auf die Entbindungsstationen durften, man zehn Tage dort zubrachte, seine Kinder nur hinter einer Glasscheibe sah und den Müttern eingeschäft wurde, die Kleinen ja durchschreien zu lassen, damit sie sich an das rauhe Leben gewöhnen und nicht verweichlicht werden.
Sie gehen einmal sogar ins Kino, aber dann kommt die große Not, nämlich der neunundzwanzigste und Pinneberg hat seine Quote noch lange nicht erfüllt und da taucht der Schauspieler auf, den Pinneberg im Kino gesehen hat, fragt, ob er Phantasie hat und läßt sich die ganze Konfektion zeigen, nach der sechzehnten Hose sagt er, daß er nur geschaut hat, aber Pinneberg Gratiskarten für den nächsten Film schicken wird und Pinneberg fleht ihn in seiner Verzweiflung an, doch etwas zu kaufen und wird prompt entlassen.
Das Leben geht weiter und wir treffen die beiden mit dem kleinen Murkel, der jetzt schon zahnt in einer Laube an, Freund Heilbutt hat sie ihnen überlassen, aber die ist ein bißchen draußen und man dürfte eigentlich gar nicht in ihr wohnen und Pinneberg muß mehrmals in der Woche aufs Arbeitsamt, sich seine Unterstützung holen, was ihn einiges von seiner spärlichen Unterstützung an Fahrgeld kostet, ummelden kann er sich aber nicht, weil nicht angemeldet und überhaupt. Lämmchen aber, als mutiges Frauchen hält die Familie mit Nähen und Stopfen von Strümpfen über Wasser. Der Mann schaut dabei auf Kind, macht den Haushalt und treibt die Schulden ein „Sagen Sie, Jachmann, soll denn das ewig so weiter gehen, daß die Männer zu Hause sitzen und machen die Hausarbeit und die Frauen arbeiten? Es ist doch unmöglich!“. „Nanu“, sagt Jachmann. „Wieso ist denn das unmöglich? Im Kriege haben ja auch die Frauen die Arbeit gemacht und die Männer haben einander totgeschlagen und jeder hat`s in Ordnung gefunden!“
So geht es also weiter, Jachmann, der Freund der Mutter, die ihr schiefes Geschäft mit Kartenspielen und anderen Inseraten machte und dafür ins Gefängnis kam, gibt es auch noch und er tritt auch als Unterstützer auf, aber Lämmchen will das alles nicht. Sie will rein bleiben, damit ihr kleiner Murkel mal eine heile Welt erlebt. Hat er wahrscheinlich nicht, aber das war 1932 noch nicht so ganz klar oder doch vielleicht, denn am Ende stellt sich noch heraus, daß Pinneberg bei Mandel nicht wegen der Quote entlassen wurde, sondern weil ihn jemand vernadert hat, daß er Naziparolen, wie „Mandel, welch ein Wandel“ und „Juda verecke“ auf die Klotür geschrieben haben soll, aber Pinneberg war unpolitisch und konnte sich zwischen Kommunisten und Nazis nicht entscheiden und am Ende wird alles gut in dem Buch, denn die beiden sind jung, lieben sich und trotzen dem Schicksal, auch wenn Pinneberg vorher als Arbeitsloser vom Schupo vom Gehsteig gedrängt wurde, weil er in die Schaufenster eines Delikatessenladens schaute.
Das Buch, habe ich bei Wikipedia gelesen, konnte auch bei den Nazis erschienen, da wurde nur der Nazi, der in der Getreidehandlung mit Pinneberg arbeitete ein wenig verändert und wohl mehr auf heroisch getrimmt, aber auch sonst hatte Hans Fallada bzw. Rudolf Ditzen, wie er eigentlich hieß, Fallada ist ja ein Pferd in den Grimmschen Märchen, ein bewegtes Leben und wurde 1946 wegen Morphinismus und Alkoholismus in eine Nervenklinik eingewiesen, wo er in schlechten körperlichen Zustand „Jeder stirbt für sich allein schrieb“, das erst vor kurzem bei Aufbau neu aufgelegt wurde. Den „Kleinen Mann“, gibt es auch in dem ehemaligen ostdeutschen Paradeverlag und „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ habe ich vor kurzem gelesen, auch ein interessantes Buch, das viel über das Deutschland der Zwanziger und Dreißigerjahre erzählt, der „Kleine Mann, ist aber leichter zu lesen“ und hat, wie ich zu zitieren versuchte auch einige sehr wahre Stellen. Ein anderes berühmtes Buch über die kleinen Männer der Arbeitslosigkeit habe ich vor einigen Jahren auch gelesen

2012-05-29

Pfingsten II – Bücherkastenlesetour

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:23

Nach dem ich Pfingstsonntag in der Badewanne bei meinem Lesemarathon in Chile und in Rumänien war, bin ich am Pfingstmontag wieder ausgegangen und da hatte ich ja eine Bücherkastenlesetour geplant. So etwas habe ich ja schon vor einem Jahr gemacht, als ich Material für die „Frau auf der Bank“ gesammelt habe, da bin ich von der Zieglergasse in den Hegerpark gegangen und habe ein bißchen beobachtet, was da so passiert. Aber diesmal wollte ich ja lesen und habe das auch schon am Samstag so getan. Mit drei Büchern in der Handtasche mit der Straßenbahn von Schönbrunn in den Prater und dann noch ein bißchen herumgefahren, ganz zufällig waren auch die passenden Bücher dabei, die die nostalgische Wien-Stimmung, auf die man in Schönbrunn ja trifft, noch verstärkten. Aber diesmal hatte ich keine Bücher und keinen Fahrschein. Meine Pfingstlesetour sollte ja abwechslungsreich werden und da es inzwischen auch den „Wortschatz“ am Margaretenplatz gibt, habe ich damit begonnen.
Und ich war, ich gestehe es, sehr neugierig, was werde ich heute lesen? Bei den anderen Büchern stand es ja dank meiner Leseliste schon lange fest und war daher keine Überraschung. Aber am Pfingstmontag war alles offen und der „Wortschatz“ birgt ja manchmal wahre Schätze und manchmal wieder nicht so viel Besonderes und meine Wünsche und meine Vorstellungen, was ich gerne finden würde, habe ich ja auch.
Da wäre ja einmal Hilde Spiels „Kathi auf der Brücke“ oder Hans Weigels „Unvollendete Symphonie“, Vicki Baums „Hotel Berlin“ oder die Anni Bürkl Krimis, Cornelia Travniceks „Chucks“ wäre natürlich besonders fein, ist aber wahrscheinlich noch viel zu aktuell.
Aber ich habe ja schon Ohrhan Pamuks „Schnee“, Paula Köhmeiers „Maramba“ und einige sehr schöne Streeruwitz Bücher dort gefunden und manchmal gibt es wieder nicht so viel und so schien es auch jetzt zu sein. Vor dem Schrank stand ein Mann mit einem Hund und es war nicht viel Aktuelles da, nur eine Vicki Baum, aber nicht das Erhoffte. Trotzdem habe ich danach gegriffen, dann lese ich halt das, als mir ein Cover mit einem blauen Himmel und einer seltsamen weißen Windmühle ins Auge stach.
Was ist denn das? Ein Reiseführer? Ich schlug es auf und las „Wäre am Pfingstsamstag mein Zug nicht mit dreizehn Minuten Verspätung in Karlsruhe angekommen, hätte ich Tamara vielleicht nie kennengelernt“ und disponierte um.
Es war ein Jugendbuch über eine Griechenlandreise, eines fünfzehnjährigen deutschen Mädchens, 1986 geschrieben, also nicht gerade das, was ich sonst lese, aber vielleicht ganz passend für einen Pfingstlesemarathon. Also habe ich mich auf eine Bank beim Schrank gesetzt, bei den meisten Schränken gibt es die ja. Aber um neun Uhr früh noch nicht wirklich viel zu beobachten. So bin ich nach fünfzig Seiten, mit ein paar Schuldgefühlen, was ich da für einen „Schmonsens“ lese und was meine Leser dazu sagen werden, in Richtung Zieglergasse gegangen und bin Leuten, die Tüten mit Frühstückgebäck oder Kaffeebecher trugen, begegnet, was mich auf die Idee brachte, daß man beim Mc Donald, um zwei Euro frühstücken kann und das ich das auch schon immer wollte. Ich hatte zwar schon mein Müsli gegessen und meinen Kaffee getrunken. Aber ein zweites Frühstück kann nicht schaden, dann werde ich meinen Mc Double und meine kleinen Pommes Frites halt später essen. Der Mc Toast entpuppte sich zwar als etwas seltsam aussehende mit Käse und mit Schinken gefüllte Flade, schmeckte aber gut und ich verzehrte sie bei dem kleinen Park, wo die Bezirkrätin Zouboulaki-Rottenberg vor zwei Jahren ihr Fest für Fanny Elsner veranstaltete, weil es bei der U-Bahnstation Pilgramgasse und dem sich dort befindenden Mc Donald keine Sitzplätze gibt und hatte auch noch eine Zeitung gefunden und in der Gratiszeitung-Österreich gab es gleich Günter Grass neues Wutgedicht über Griechenland und das brachte den aktuellen Bezug zu der heiteren Geschichte über das tolle Leben im Land des König Minos, wo man alles auf die leichte Schulter nimmt und immer „Dhem berasi“, „Macht ja nichts!“, sagt. Jetzt macht das alles schon etwas und die Griechen müßen sparen und es geht ihnen nicht sehr gut und ich wanderte weiter in die Zieglergasse. Dort war, wie meistens reger Verkehr. Es gab sehr vielen Taschenbücher, die ich eigentlich auch nicht lese und zwei Männer die sich darüber unterhielten, wo man am besten „Karl May“ bekommt. Denn da gibt es ja offenbar richtige und falsche Ausgaben, der eine wußte Rat und die Frau auf der anderen Seite, die noch ein paar Schachteln Taschenbücher auspackte, fragte „Welchen Karl May wollen sie denn?“
„Verschiede für das Enkerl“, erklärte der Mann und erkundigte sich bei der Frau, ob sie nur Willdwestromane und eine Verlassenschaft zu versorgen habe und ich fand eigentlich auch nicht das richtige, denn Wildwestromane lese ich ja nicht. Dann aber doch etwas, was ich fast übersehen hätte, eine schöne alte Ausgabe aus dem Jahr 1946 von Victor Hugos „1793 Frankreichs Schicksalsjahr“ und ich wußte, was ich als nächstes lesen würde, wanderte aber zunächst weiter, mit Unterbrechungen in dem kleinen Park bei der Hauptbücherei und dann noch bei den Bänken vor einer Moccador-Filiale, wo ich als ich am letzten Feiertag zur Iris hinausmarschiert bin, gesehen habe, daß man dort am Sonntag um neun Euro brunchen kann. Es war aber Montag, und von der Stadthalle kamen mir zwei junge Kellnerinnen und zwei junge Kellner in langen weißen Schürzen entgegen und überquerten den Gürtel.
Die nächste Station war die Grundsteingasse, da schien es auch nichts zu geben, zumindestens nicht für mich. Das junge Migrantenpaar mit den zwei kleinen Kindern delegierte sich aber an den Schulbüchern und ein paar Photografiemonatszeitschiften lagen auch herum, so soll es ja sein und auch sonst war es interessant durch den Brunnenmarkt zu gehen und das leichte Sommerbuch hatte ich bald ausgelesen. Mit dem Victor Hugo und der französischen Revolution tat ich mir dann etwas schwerer und bevor ich mich zu dem vierten Schrank setzte, wo ich ja schon einmal eine Büchertour machte, ging es wieder zum Mc Donald, den Mc Double und die Fritten habe ich dann dort verzehrt. Ein Sackerl mit Mini-Messinos hatte ich mir in dem Billigschokoladen auf der Mariahilferstraße auch noch gekauft und wurde ich wieder fündig. Zwar gab es nicht wirklich etwas für mich zu lesen. Er war aber gut gefüllt, während er das letzte Mal, als ich dort gewesen bin, wirklich fast leer gewesen ist. Diesmal gab es aber die „Duineser Elegien“ von Rilke, ein Materialbuch zu „Siddharta“ und eine „Debatte um Hanns Eisler“ und ich beobachtete, während ich mich mit den Adeligen auf hoher See, die gleich moralische Schießbefehle geben, ein wenig schwer tat und meinen Lunch verzehrte, eine junge Frau mit großen Rucksack, die viel gefunden hat.
Dann war die Runde eigentlich schon zu Ende, ich mit der Revolution aber noch nicht sehr weit gekommen und das Wetter hatte sich etwas verzogen, war aber immer noch sehr gut und, daß es am Rathausplatz Wiens größten Kirtag gab, hatte ich ja schon am Samstag gesehen, als ich mit der Straßenbahn daran vorbeigefahren bin, also bin ich dorthin und habe mich in den Rathauspark gesetzt. Aber da war es ziemlich laut, weil ja eine große Bühne und sehr viel Ringelspiel und so recht kannte ich mich in der französischen Revolution ja nicht aus. Also bin ich weiter ins Museumsquartier, erwischte dort einen dieser Liegesessel und blieb solange, bis der Regen tropfte, da war ich mit dem Buch aber schon fast fertig, ich habs noch rasch unter Dach beim Leopoldsmuseum zu Ende gelesen und bin um fünf nach Haus, um das alles aufzuschreiben und meinen p.t. Lesern zu verkünden, der Pfingstlesemarathon war ein voller Erfolg!
Zwar ist er noch nicht ganz zu Ende, gibt es ja noch den Pfingstdienstag, aber normalerweise fülle ich mir den Dienstag nach Ostern und Pfingsten immer sehr mit Psychologieterminen an. Diesmal war ich unsicher, wie soll ichs machen und dachte, nehme ich den Dienstag noch zum Marathon dazu und lese zwischen meinen Stunden. Dann hat es zuerst ausgesehen, als hätte ich keine. Jetzt wirds aber zweimal Diagnostik und eine Stunde geben und wenn ich zwei Befunde schreibe, werde ich nicht viel zum Lesen kommen. Ein bißchen aber schon vielleicht und dafür wartet ja schon der Fallada im Badezimmer und da ich ja sehr fleißig bin und schon über den Marathon gebloggt habe, kann ich, wenn ich mit der Praxis fertig bin, gleich mit dem „Kleinen Mann“ in die Badewanne steigen und das Buch besprechen, wenn ich damit fertig bin.
Sechs Bücher habe ich inzwischen gelesen. Zwei an jeden Tag und wenn man will, habe ich ja auch schon am Freitagnachmittag mit dem Lesen und dem Besprechen von Aitmatovs „Weißen Dampfer“ und den Beginn der Marlene Streeruwitz damit begonnen und als ich schon bedauerte, daß ich so für mich allein lese und es keinen anderen Pfingstlesemarathon gibt, bin ich gestern Abend darauf gekommen, daß das nicht stimmt und eine Bloggerin zu einem Sonntagnacht-Lesen aufgerufen hat, dem sich viele Blogger angeschlossen haben.

1793 – Frankreichs Schicksalsjahr

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:18

Mit Victor Hugos, 1874 geschriebenen, letzten Roman „1793 – Frankreichs Schicksaljahr“, ging es beinm Pfingstlesemarathon, nach Frankreich und in die franhzösische Revolution. Denn die in der Zieglergasse gefundene „Buchfolge der Lesergilde“ aus dem Jahre 1946 – „Diese Ausgabe ist nur für die Mitglieder der Lesegilde“ bestimmt, steht noch auf dem leicht vergilbten Papier, ist ein wahres Schmankerl, mit einem sehr schönen fast jugendstilartig wirkenden Buchcover, ja die kurz nach dem Krieg erschienenen Ausgaben, sind manchmal sehr schön.
„Der große französische Dichter – ein ewiger Romantiker, ein Meister der Sprache, ein treuer Sohn seines Volkes, ein weiser Mensch – schuf damit einer großen Zeit ein würdiges Denkmal. Und es ist für uns, die wir es heute lesen, ein neuer Beweis der Unvergänglichkeit der Menschheitsideale. Denn über alles stellt Hugo den Menschen und seine Freiheit – die innere und die äußere.“, steht im Klappentext und es war für die Mitglieder der Lesegilde, wer immer die auch waren, 1946, so kurz nach dem Krieg, sicher interessant vom „Schicksalsjahr“ der französischen Revolution zu erfahren. Heute, sechsundsechzig Jahre später liest man es wahrscheinlich wieder anders und ich tat mir auch, obwohl ich mich ja für die Geschichte sehr interessiere, ein wenig schwer, in die Revolution hineinzuspringen, denn Hugo gibt nicht viele Erklärungen, geht gleich hinein in Medias Res, aber was weiß man schon 2012 in Wien über das Frankreich von 1793, wenn man nicht gerade Historiker ist?
Es beginnt also auf „hoher See“, bzw. im Wald von Saudraie, da finden ein Pariser Bataillone und eine Marketenderin, eine arme Frau und drei kleine Kinder, das kleinste hat sie noch an der Brust, Hunger haben alle und Schuhe gibt es ebenfalls nicht. Sie hat alles verloren, man weiß nicht recht ob sie jetzt für die „weißen“ oder „blauen“ ist und schließt sich den Soldaten an.
Dann gehts auf die See, so heißt die Kapitelüberschrift, da schifft sich ein geheimnisvoller, als Bauer verkleideter, alter Mann in England ein und kommandiert gleich das ganze Schiff, das durch ein Versehen unter geht, der der das veranlaßt, rettet ihn zwar und wird dadurch belohnt, weil er aber schuldig war, ordnet der alte Mann an, ihn zu erschießen. Das wird getan, der alte Mann muß das Schiff verlassen und der, der ihn ans Land rudern soll, ist der Bruder des Erschossenen, der will ihn nun auch erschießen. Der alte Mann, ein Marquis den Lantenac kann den ehemaligen bretonischen Bauern und jetzigen Matrosen aber durch seine Autorität überzeugen und so kommt er zu seinem Schloß, denn er soll ja gegen die Franzosen kämpfen, die ihren König hingerichtet haben. Es gibt aber noch Widerstand, vor allem bei den bretonischen Bauern, es gibt aber auch schon einen Befehl den Marquis zu liqudieren. Der wird durch einen Bettler gerettet und läßt dann aber das Bataillon und die zwei Frauen erschießen, nur die Kinder läßt er auf das Schloß bringen. Die Mutter kommt aber nicht um und sucht in weiterer Folge ihre Kinder und in Paris wird von Marat, Robespierre und Danton, ein ehemaliger Priester dafür bestimmt, den Marquis zu stürzen, der hatte, als er noch Priester oder Hauslehrer war, einen Schüler, der der Neffe des Marquis ist. Der ist jetzt auch Revolutionär, aber so gutmütig, daß er Kinder und Frauen oft laufen läßt, so wird ihm der Priester quasi als Kontrollor vorgesetzt. Sie kommen also alle in das Schloß, der Marquis kann fliehen, die Kinder sollen aber in Brand gesteckt werden. Das verhindert der ebenfalls gutmütige Marquis, dafür soll er hingerichtet werden, nun läßt ihn der Neffe fliehen und als ihn der Kontrolleur dafür hinrichten lassen will, gibt es Widerstand bei den Soldaten. Er bleibt aber hart und erschießt sich selbst.
Ein bißchen rührselig und heldenhaft scheint die Handlung heute im Hier und Jetzt. Nicht ganz leicht zu verstehen, wie ja überhaupt die ganze Revolution, die auch ein großes Blutbad war, nicht so leicht zu verstehen ist.
Und für mich war es natürlich interessant, einen Victor Hugo zu lesen, von dem ich den „Glöckner von Notre Dame“ kennen und dessen „Elenden“ ein berühmtes Musical geworden ist. Über die schöne alte Buchausgabe freue ich mich ebenfalls sehr.

2012-05-28

Mit leichtem Gepäck

Filed under: Uncategorized — jancak @ 18:20

Wie geraten Bücher zu einem, bzw. nach welchen Kriterien entnehme ich sie den offenen Bücherkästen? Monika Buschs „Mit leichtem Gepäck“, wäre mir höchstwahrscheinlich entgangen, hätte ich nicht heute meinen Pfingstlesemarthon gemacht und mir dafür ein Buch zum sofort Lesen auswählen wollen. Eine Vicki Baum ist mir ins Auge gefallen und dann als ich schon weggehen wollte, der blaue Himmel, das Meer und die weiße strohgedeckte Windmühle auf dem Cover. Name und Titel sagten mir nicht viel. Was ist das für ein Buch, ein Reiseführer?
Ich schlage es auf und lese „Wäre am Pfingstsamstag mein Zug nicht mit dreizehn Minuten Verspätung in Karlsruhe angekommen, hätte ich Tamara vielleicht nie kennengelernt“ – Was zu dem anderen Satz „Hätte ich nicht während meines Pfingstmarathons, hätte ich dieses Buch höchstwahrschein nicht…“, hinüberschwenkt und ich habe umdisponiert.
Hätte ich nicht, wäre mir wahrscheinlich auch nicht viel entgangen, denn ich bin ja eigentlich schon zu alt für ein Jugendbuch und ein solches ist es ja. 1986 erschienen und es handelt von der füfnzehnjährigen Christiane, die an besagten Pfingstsamstag ihre Schwester Andrea, die Krankenpflegeschülerin in Freiburg ist, besuchen will und den Zug versäumt. Während sie wartet und sich ärgert springt ihr der Name „Bad Wiesenstein“ ins Auge und sie erinnert sich, daß dort ihre Großmutter lebt, die sie nicht kennt, weil sie bis vor kurzem im Ausland lebte, bzw. ihren spießigen Eltern zu leichtsinnig ist.
Mal eine Umkehrung des gewohnten, Christiane wird jedenfalls neugierig, telefoniert der Schwester, daß sie später kommt und steigt in den Zug. Sie findet die Adresse der Großmutter gleich, die flotte Frau, die ihr öffnet, hält sie zunächst für die Haushälterin oder Pflegerin. Es ist aber Grandma herself, die sich wahnsinnig über den Besuch der ihr unbekannten Enkelin freut.
Ist Omi doch jung Witwe geworden und hat sich dann einen Künstler zum Freund genommen, der ihrer spießigen Tochter nicht genehm war und Christiane hält diesen „Leo“ zuerst auch für das Hündchen der Oma, denn das diese einen Lover hatte, kann sie sich nicht vorstellen.
Die Oma serviert exotisches Obst, Kiwis und Avocados z.B., läßt auch etwas von einer Jugendliebe namens Antonio durchblicken und schwärmt vom leichten Leben, das König Minos in Griechenland führte, dann trennen sich die beiden vorerst, Christiane fährt zu Schwester weiter, die schlechter Stimmung ist, weil sie in ihrem Krankenhaus am Montag ein Fieberthermometer zerbrach, Dienstag beim Anblick eines Verbandwechsel schlappmachte und fast einem Patienten statt einem Schlafmittel ein Abfuhrmittel brachte und dann noch den Chefarzt mit „Herr Doktor“ ansprach. Christiane überredet sie sich trotzdem mit ihren Kollegen am Abend zu treffen und sich auch dafür ein neues Kleid zu kaufen und als sie wieder heimkommt, gibt es auch dort schlechte Stimmung, denn ihr Vater, ein Versicherungsvertreter hat eine Polizze verschlampt und soll den Schaden nun ersetzen. Kann er aber nicht, hat er doch erst einen Kredit für das neue Auto aufgenommen. Da fällt Christiane die Großmutter Tamara ein, die sie inzwischen dicke Oma nennt, weil sie nicht zunehmen will und die verkauft dann einen antiquarischen Schreibtisch und fährt im Sommer mit Christiane nach Kreta um mit ihr das „minoische Leben“ auszuprobieren. Das heißt, alles mit leichten Gepäck anzugehen, aber Christianes schwermütige Mutter packt ihr natürlich einen ganzen Koffer warmer Westen und Pullover ein, weil es ja auch in Griechenland regnen kann, die läßt die Oma aber in einem Schließfach zurück und so kommen die beiden Damen leicht in Heraklion an und Christiane ist erst einmal enttäuscht, weil diese Stadt ist nicht so schön. Die Oma mietet aber ein Auto und so fahren die beiden auf der Insel herum, immer auf der Suche nach Omas Jugendliebe, die sie vor vierzig Jahren dort kennenlernte. Christiane ist begeistert, schwimmt zwar mal ein Stück zu weit hinaus, bekommt auch einen Sonnenbrand, trinkt aber ihr erstes Schückchen Wein, sowie ihren ersten Ouzo und verliebt sich fast in einen jungen Schnösel namens Fabian, der der größte Schauspieler werden will und den heiligen Antonio finden sie nur in einer Kirche und lernen dabei die giriechische Gastfreundschaft kennen, denn der grauhaarige Herr, der jeder alten Dame „Frollein, ich dich kennen!“, zuruft und sich dann den Wein bezahlen läßt, ist es nicht. Christiane macht aber doch die Bekanntschaft eines französischen Jungen der es ernster zu nehmen scheint, gerät beim Schmuggeln von „alten Scherben“ fast den Zöllnern in die Händen, aber die nehmen es dann auch leicht. Die Schwester wird doch nicht Krankenschwester, weil sie dafür zu empfindlich ist und die Oma kehrt zu ihren Leo nach Mallorca zurück, aber irgendwann werden sie und Christiane sich sicher wiedersehen und das Interessante an dem leichten Buch über das Wunder Griechenlands ist, wenn man es mit dem vergleicht, was wir heute über die Griechen und ihren Schuldenstand denken. Da hat man wohl etwas vielleicht zu leicht genommen. Aber heute haben wir 2012, Christiane wird vielleicht bald auch schon Oma sein und mit ihren Enkeln auf Urlaub fahren und Günter Grass hat die Welt schon wieder mit einem Gedicht erregt, das diesmal „Europas Schande“ heißt und sich mit Griechenland beschäftigt.

Erlesenes Pfingsten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:55

Zum Pfingsten einen Lesemarathon machen, das heißt, die drei vier Tage nichts als Lesen, darüber bloggen und das vielleicht auch ein bißchen aufmotzen und zu zelebrieren, habe ich mir in meinem Strohwitwendasein ja heuer vorgenommen, weil ich früher mit den logischen Denkern zum Pfingsttreffen nach St. Gallen gefahren bin und wenn wir in Harland sind mit dem Rad nach Nußdorf an der Traisen. Wenn der Alfred auf Urlaub ist, geht das nicht, so war ich da einmal während eines Bachmann-Symposium auf deren Spuren unterwegs und voriges Jahr hat die Galerie Splitter zu einer besonderen Veranstaltung eingeladen. Diesmal ist mir der Lesemarathon eingefallen, denn das wollte ich schon immer machen und meine Bücherberge, zu denen mich die offenen Bücherschränke und andere Gelegenheiten ja verführen, verlocken ja auch mehr zu lesen.
Was ist ein Lesemarathon? Die Bücherblogger haben offenbar dasselbe Probleme ihre SUBs abzubauen und rufen so gelegentlich, meistens am Tag des Buches, aber auch zu anderen Gelegenheiten dazu auf. Im vorigen März wollte ich schon bei einem mitmachen, da war der Alfred glaube ich in Spanien, aber dann war ich so im Fluß des Schreibens der „Zwillingswelten“ drinnen, daß ich das nicht dafür unterbrechen wollte, aber heuer hats gepasst. Bin ich ja mit der „Paula Nebel“ früher als erwartet fertig geworden, die Texte für das „Literaturgeflüster-Buch“ warten auch schon auf den Alfred und mit dem „Glas zuviel“ habe ich zwar schon angefangen, bin aber noch nicht wirklich so weit hineingekommen, daß es unter den Fingern brennt, bzw. habe ich mich schon sehr darauf gefreut.
Drei Tage nichts als lesen und darüber schreiben, kann ja für eine biblophile Literaturbesessene genauso ein Erlebnis sein, wie wenn andere teure Urlaube buchen, segeln oder tauchen gehen. Man muß es nur genau planen und zu Pfingsten hat man ja auch drei oder sogar vier Tage dazu Zeit. Wie macht man das, damit man das auch für das Literaturgeflüster ein bißchen aufbereiten kann? Die Idee dazu ist mir schon bald gekommen und die passenden Bücher stehen ohnehin auf meiner Leseliste, zumindestest hat sich bald abgezeichnet, daß es Marlene Streeruwitz „Verführungen“, Friedrich Torbergs „Tante Jolesch“ , Antonio Skarmetas „Das Mädchen mit der Posaune“, Dan Lungus „Das Hühnerparadies“ und vielleicht noch Hans Falladas „Kleiner Mann, was nun?“ werden könnten.
Denn wieviele Bücher liest man an einem verlängerten Wochenende und wie gehe ich das genau an? Packe ich die Bücher in die Tasche und fahre damit mit der Straßenbahn in Wien herum, beziehungsweise setze ich mich in den Park damit oder lese ich zu Hause, wie das ja bevorzugt tue, in der Badewanne, im Bett oder auf der Terrasse? Beides hat sich bald herausgestellt, denn Pfingsten ist ja lang und so habe ich gestern, die Streeruwitz, die ich schon am Freitag zu lesen angefangen habe und den Torberg eingepackt und bin damit in Wien herumgefahren und da ich bei meinem letzten Recherchetag, vor einer Woche am Kahlenberg und auf der Donauinsel war, haben sich bei mir schon ein paar andere Wien-Schmankerln angesagt, bzw. geplant, diesmal in Schönbrunn zu beginnen, dann vielleicht nach Rodaun und noch in den Prater hinauszufahren. Da hatte ich noch keine Ahnung, daß ich das mit zwei Wien – Büchern tun werde, die ja hervorragend dazu passen und auch ein bißchen das Wien-Klischee beschreiben, die echten und die falschen Sachertorten, die Cafes etc.
Ins Cafe Central und in das Sacher bin ich zwar nicht gegangen, da bin ich, wie meine Leser wissen, zu geizig oder auch zu konsumverweigernd, aber inzwischen gehe ich bei meinen Wien-Tagen ganz gerne in den Mc Donald „essen“ und nehme mir nicht mehr meine Brote mit und vor allem in Schönbrunn trifft man ja die Wien Touristen, die Italiener und Japaner und wenn man denen nach, auf die Gloriette geht, ist das Lesen der Marlene Streeruwitz noch einmal so schön.
Den Torberg habe ich in der Prater Hauptallee, vor der Geisterbahn und in der Straßenbahn gelesen und das hat mich auch, vor allem weil das Wetter sehr schön war, in eine besondere Stimmung gebracht. Am Sonntag bin ich zu Hause geblieben und habe „Das Mädchen mit der Posaune“ und „Das Hühnerparadies“ hauptsächlich in der Badewanne gelesen, besprochen habe ich es auf der Terrasse und im Bett und mir dazwischen Zuchini gebraten und sie mit einem beim Hofer gekauften Pizzatäschchen mit Gurken- und Karottensalat gegessen. Zwei Bücher pro Tag gehen sich also bei einem Lesemarathon locker aus und so habe ich meinen SUB wirklich ein bißchen abgebaut, es gibt aber noch den Pfingstmontag und da habe ich zur Belohnung etwas ganz Besonderes vor, nämlich eine Bücherkastentour, das heißt, wenn das Wetter mitspielt, von einem Schrank zum anderen zu wandern, mir daraus ein Buch zu nehmen und mich dort, wo es Bänke gibt, zum Lesen hinzusetzen. Da kann ich gleich ein paar Beobachtungen machen und beim Hegerpark gibt es auch einen Mc Donald, wo ich mir einen Mc Double und eine kleine Portion Pommes frites kaufen kann. Einen Gutschein für einen verbilligten Cafe und eine Erdbeerschnitte habe ich auch.

2012-05-27

Das Hühnerparadies

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:55

„Das Hühnerparadies“, ein falscher Roman aus Gerüchten und Geheimnissen, von Dan Lungu, aus dem Rumänischen übersetzt von Aranca Munteanu ist der erste, von inzwischen drei bei Residenz erschienenen Romanen, des 1969 geborenen Autors.
„Ein rasantes Schelmenstück aus der rumänischen Provinz, wo der Geist Ceausescus durch die Geschichten der Dorfbewohner spukt und die versprochene Zukunft noch auf sich warten läßt“, steht auf der Buchrückseite und ich habe von dem Autor das erste Mal 2009 gehört, als er in der Hauptbücherei die „Rote Babuschka“ das zweite bei Residenz erschienene Buch vorstellte, das dritte „Wie man eine Frau vergißt“, habe ich im Dezember 2010 gelesen.
Mit Schelmenstücken tue ich mir wahrscheinlich schwer, auch mit denen aus der postkommunistischen Provinz, weil ich nie so genau weiß, wie ernst ich das zu nehmen habe.
Der Kommunismus ist also fast vorbei in der Akazienstraße und von der und ihren Bewohnern wird in zehn Kapiteln erzählt, wo das erste zum Beispiel die Überschrift hat „In dem sich Frau Milica Zugang zum Haus des Oberst verschafft, das Fräulein Veronica Geambasu Besitzerin eines „unehelichen Embryos“ wird und in Relu Covalciucs Garten seltsame Dinge passieren“, solche Kapitelüberschriften, die ich von E.T.Hofmann kenne, gehören offenbar zu Schelmenromanen und es wird auch gleich in das Buch hineingesprungen.
In der Akazienstraße gibt es nämlich das Haus eines Oberst, der nicht so recht in die Gemeinschaft passt, er hat sich zu den Rentnern und den Arbeitslosen, die seit dem Sturz des Regimes dort wohnen, vorher waren sie Genossen und angestellt, eingekauft und, wie die neugierige Frau Milica erzählt, teure Teppiche und Bilder in seinem Haus, während die anderen nichts haben oder eigentlich doch, denn ein bißchen trauern sie dem verlorenen Regime nach oder haben sich noch nicht so ganz an das neue des Liberalismus gewöhnt und ihr Autor macht sich über all das auch ein bißchen lustig.
So kommt die neugierige Frau Milica unter dem Vorwand telefonieren zu wollen, in das Haus des Fremden und erzählt dann allen, wie toll es eingerichtet ist und die sind zuerst neugierig, dann fallen sie über die Erzählerin her und vom Fräulein Veronica heißt es zuerst, sie ist schwanger, dann das sie heiratet und später erfährt man, die Schwangerschaft war nur ein Vorwand, damit sie heiraten durfte.
Im zweiten Kapitel geht es zurück in den Kommunismus, denn Herr Mitu erzählt, vielleicht im „Zerknautschten Traktor“, dem Wirtshaus, wo sich alle Männer treffen, wie er einmal in die Stadt gefahren ist, um den Genossen Ceausescu zu sprechen und, wie ihn der bewirtet und beschenkt hat. Das ist jetzt vorbei und die Straßenbewohner wissen nicht so recht, ob sie sich über den „Erschossenen“ freuen sollen oder nicht. Denn damals konnte man zwar nichts in den Geschäften kaufen, man hatte aber Geld und die Sachen, die man zum Leben brauchte, hat man sich an seiner Arbeitsstelle organisiert. Jetzt hat man die verloren und findet sich im „Zerknautschten Traktor“ zu Klatsch und Tratsch und erzählt sich die sonderbarsten Dinge.
So wird im dritten Kapteil beispielsweise berichtet, daß dort, wo jetzt das Haus des berühmten Oberst steht, der im „Traktor“ höchstens Mineralwasser oder Fruchtsaft trinkt, während die anderen Wodka saufen, ein Misthaufen war, der von den Behörden zugeschüttet wurde, weil die Siedlung eigentlich abgetragen werden sollte und die anderen warten schadenfroh darauf, daß in sein Haus Risse kommen.
So wird Kapitel an Kapitel aneinandergereiht in denen, satirisch liebevoll, die postkommunistischen Käuze vorgestellt werden, die es offenbar nicht nur in der Welt der Tante Jolesch gegeben hat, auch wenn das Herrn Torberg wahrscheinlich ärgern würde. Es gibt sie auch in der postkommunistischen Provinz, wo sich Herr Relu Covalciuc, ein Hühnerparadies wünscht und dann in arge Bedrängnis gerät, als plötzlich in seinem Garten die Regenwürmer auftauchen und kein Mensch genau weiß, wo genau sie herkommen. Gut, Herr Covalciuc säuft auch soviel, daß ihm der Arzt schon den Tod prophezeit, aber die Regenwürmer sehen auch die anderen und kommen herbei, um sie anzustaunen und im „Zerknautschten TraKtor“ wird schon besprochen, ob man sie nicht vielleicht den Westlern verkaufen kann, denn die lassen sich ja alles andrehen und das soll man ja im Postkommunismus. Am Ende waren es dann die Männer von der staatlichen Strom und Gasversorgungsgesellschaft, die irrtümlich ein paar Stromstöße durch den Garten schickten enttäuscht und wir haben noch ein paar andere schräge Typen kennengelernt, die Frau Vera Socoliuc zum Beispiel, die sich aus Bukarest in die Akazienallee eingeheiratet hat und sich nun auf das Sterben vorbereitet, vorher hat ihre Schwiegermutter sie aber zu dem Brunnen geschickt, wo es Wasser gibt, wo die Bohnen erst weich werden, wenn man ein paar rostige Nägel hineingibt, Herrn Petrica, der jetzt verbittert ist, aber vorher ein begehrter Schildermaler war und die schönsten Obst, Gemüse oder Milchabbildungen auf Etiketten malte oder Frau Aurora Spataru, die ihre Finger unentwegt bewegen muß, so daß sie gratis Pullover strickt, wenn man ihr dafür Wolle gibt und wenn man das nicht tut, die schon gestrickten wiederauftrennt, zu mindestens erzählt sie das im Fernsehen, in dem sie schon einmal in einer Sendung über kurioses aus allter Welt aufgetreten ist und man hat ein bißchen, was über den Rumänischen Postkommunismus gelernt, der wahrscheinlich gar nicht so lustig ist, wie ihn Dan Lungu schildert, obwohl man, wie Alexandre Fille auf der Rückseite meint, „Das Hühnerparadies unbedingt lesen muß“, da „dieser witzige Erstroman viel über das Rumänien von gestern und heute aussagt.“

Das Mädchen mit der Posaune

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:49

„Das Mädchen mit der Posaune“, von Antonio Skarmeta ist „ein Feuerwerk der Poesie“ oder, wie die Süddeutsche schreibt „eine anrührende und politische Geschichte, aus der eine tiefe Liebe zu Chile, seinen Menschen und seiner volkstümlichen Muusik spricht“ und der 1940 in Chile geborene Antonio Skarmeta, ist für alle, die es wie ich vor kurzem, nicht wissen, der Autor, des unter dem Titel „Il Postino“ verfilmt und berühmt gewordenen Romans „Mit brennender Geduld“, in dem es um Pablo Neruda geht. In „Das Mädchen mit der Posaune“, geht es um Magdalena oder wie sie sich nach der Großmutter und dem Großvater nennt Alia Emar Coppeta und ihre Gechichte wird, wie das bei den Lateinamerikanern üblich ist, mit viel magischen Realismus erzählt, so daß man sich oft gar nicht recht auskennt und die Kritiker es sogar unliterarisch nennen. Es ist auch sehr ineinandergeschachtelt. In die Geschichte der Ich-Erzählerin werden Briefe und Dokumente von Journalisten eingeschoben, einer ist Roque Pavlovic und der beginnt damit, daß er im Dezember 1944 mit dem malizianischen Einwanderer Stefano Coppeta auf den Stufen seines Ladens saß und da begegnen sie einen Mann mit einer Posaune, an der ein kleines Mädchen hängt und ihnen erzählt „Glenn Miller ist tot“ und das Mädchen ist Alia Emar Coppeta, die Autorin von „Das Mädchen mit der Posaune“.
Dann geht es los mit der Geschichte von der kleinen Magdalena, die bei ihrem Großvater aufwächst, aus Europa kommt, keine Mutter und keinen Vater hat uns sich nicht recht auskennt, wie das mit ihrer Herkunft ist. Auf der Flucht vor den Nazis ist sie nach Antofagasta gekommen, der Vater war ein Partisan, die Mutter ist gestorben und die Großmutter Alia Emar hatte angeblich nichts mit dem Großvater und war vielleicht doch dessen große Liebe und dann gibt es noch einen Bruder des Großvaters, der ins Meer gesprungen ist, dort umkam oder vielleicht doch im gelobten Land Amerika landete und dort ein Filmproduzent oder etwas anderes geworden ist.
Die kleine Magdalena wächst jedenfalls beim Großvater auf und der raucht zuviel, so daß seine Lungen Schatten haben, er hat auch Arthritis, so muß er bald seinen Laden aufgeben und nach Santiago ziehen, auch auf seinem Motorrad kann er nicht mehr fahren und als er stirbt, wird Magdalena weiter von Jovana aufgezogen, das ist schon die Zeit, wo Magdalena Sonntags immer ins Kino geht und dann mit ihren Freunden die Szenen der amerikanischen Filme nachspielt. Am Begräbnistag des Großvaters gibt es „KingKong“ und Magdalena setzt es durch in die Vostellung zu gehen. Da wächst dann der Traum später, wenn sie groß ist und Matura hat, nach Amerika zu gehen. Sie nennt sich zu diesem Zeitpunkt um und ihr Freund Pedro Pablo Palacios tut das auch und will fortan nur mehr New York genannt werden.
Es ist aber eine sehr politische Zeit, als Magdalena vierzehn ist und ihr Spanischlehrer, der sich inzwischen mit Jovana befreundet hat, ist das auch und sagt allem Bourgeoisen den Kampf an und will die Schüler, die nichts als Amerika im Kopf haben zu Revolutionären machen, ist der doch mit Dr. Allende befreundet und Magdalena wird auch, obwohl sie ja nach Amerika will, dessen Wahlkämpferin. Sie bekommt auch ein amerikanisches Luxusauto geschenkt, vermietet es und wird von Pedro Pablo schwanger und am Schluß hat Salvator Allende die Wahl gewonnen, keiner geht nach Amerika, sonder das politische Leben mit dem kleinen Jose Palacios Coppeta auf den Schultern beginnt.
Antonio Skarmeta mußte 1973 nach dem Militärputsch sein Land verlassen und ging nach Deutschland ins Exil. 1989 ging er wieder nach Chile zurück, von 2000 bis 2002 war er Botschafter in Deutschland.

2012-05-26

Die Tante Jolesch

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:24

Es geht gleich weiter mit dem Wienbezug, den Grundbüchern und den Klassikern, ist Friedrich Torbergs „Tante Jolesch“ ja auch ein Buch aus dem Bücherkasten, das ich erst nicht lesen wollte, weil ich den „Untergang des Abendlandes in Anekdoten“, für ein Klamaukbuch gehalten habe, die berühmten Zitate, wie „Alles was ein Man schöner als ein Aff ist“ oder „Gott soll einem hüten vor allem was noch ein Glück ist“, waren schuld, daß ich dachte, das interessiert mich nicht. Dann war ich vor ein paar Jahren in der Torberg-Ausstellung im Jüdischen Museum, wo ich meinen Schirm verlor und voriges Jahr war es bei den Grundbüchern in der Alten Schmiede, so daß ich dachte, das ist eigentlich doch interessant, denn Geschichten aus den Dreißigerjahren faszinieren mich sehr und es geht nicht nur, um eine Tante und ihre witzigen Aussprüche. Geht es auch nicht, denn es zeichnet ein Bild von einer untergegangenen Welt, die es nicht mehr gibt. Torberg wurde, wie er in seinem Vorwort beschreibt, 1908 in Wien geboren und war, als die Monarchie unterging, zehn und und dreißig, als es Österreich nicht mehr gab und er zuerst in die Schweiz flüchtete. Das Buch wurde, glaube ich, 1977 geschrieben und ich erinnere mich auch, daß sie in der Alten Schmiede sagten, daß es die Verlage nicht haben wollten, weil sie dachten, das interessiert doch niemanden mehr. Dann wurde es so ein Erfolg, gehört zu den Grundbüchern und den geflügelten Worten und zeichnet in Andekdoten ein Wien, das ich, als 1953 geborene, nicht mehr gekannt habe und Torberg setzt in seinen Kapiteln, den untergegangenen Menschen, seiner Familie, Freunden, aber auch Künstlern, Schriftstellern, Schauspielern, etc. ein Denkmal. Es gibt verschiedene Kapitel, die alle Facetten beschreiben. Nach dem Geleit, wird die Tante Jolesch beschrieben und erklärt, daß sie sich aus mehreren Typen zusammensetzt, das reale Vobild aber 1932 gestorben ist und sie entstammt dem jüdischen großbürgerlichen Milieu, das in Wien oder Prag lebte, in beiden Städten ist auch Torberg aufgewachen, in Häusern, wo man die Schneiderin und den Friseur kommen ließ und schon einmal snobistische Ansprüche hatte, die dann in einer eigenen ebenfalls untergegangenen Sprache ausgedrückt wurde. Die wird dann im „Excurs über das Wörtchen „was“ beschrieben. „Onkel, Neffen, Rabbiner und komische Käuze“ kommen vor.
Ein Kapitel widmet sich dem Bridgespielen, das in den Dreißigerjahren in den Kafeehäusern offenbar fleißig betrieben wurde. Eine Andektode gilt dem alten Schwarz, dessen Tochter das auch tun wollte, aber eine Frau „spielt nur Bridgespielen“, sagt der Vater, so haben sie sich getrennt, der Krieg hat sie wieder zusammengebracht.
Dem Kaffeehaus sind natürlich auch einige Kapitel gewidmet, in Wien gab es da ja das Griensteidl, das Cental, das Herrenhof und das Prager Tagblatt und seine Redakteure sind ebenfalls sehr wichtig. Viele inzwischen vergessene Namen tauchen auf und dann wieder die, die man kennt. Franz Molnar ist ein Kapitel gewidmet, Alfred Polgar, Egon Kisch, etc, tauchen immer wieder auf. Im Anhang gibt es ein paar schon in den Fünfzigerjahren erschiene Artikel, so wird die Konditorei Demel genau beschrieben, die Demelianerinnen mit ihren schwarzen Kleidern, die „haben schon gewählt“, sagen und wer ein echter und ein falscher Demelianer ist, die echten wurden schon als Kind von ihren Großeltern, dort eingeführt. Die Geschichte von der echten und der falschen Sachertorte und den Tortenstreit gibt es und da ist interessant, daß das die Streeruwitz in ihren „Verführungen“ auch erwähnt und die schildert ja ein bißchen das untergegangene Wien, was ich ein bißchen klischeehaft empfand. Aber natürlich interessiert es mich zu hören, wie es damals war, obwohl es ja nicht unbedingt meine Welt ist und der Herr Torberg auch ein bürgerlicher, wahrscheinlich konservativer Dichter war, der in den Siebzigerjahren das Kulturleben prägte und vielleicht auch einiges verhindert hat, was ich gern gehabt hätte, interessant aber, daß ich beide Bücher an dem Tag gelesen habe, als ich in Wien lesend herumgefahren bin und zufälligerweise auch sehr klischeehaften Orte, nämlich Schönbrunn mit all den Wien Touristen und den Prater, der ja auch ein Wienträchtiger Ort ist, dafür aussuchte und bin froh, daß ich sie auf meine Leseliste nahm, denn das untergegangene Wien interessiert mich sehr, wenn ich auch weiß, daß es auch ein anderes gegeben hat, nämlich das der Arbeiter und der armen Leute und das interessiert mich ebenfalls.

Verführungen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:34

Das nächste Buch auf meiner Leseliste und das erste meines Pfingst-Lesemarathons ist Marlene Streeruwitz „Verführungen“, ihr 1996 erschienener Roman, der noch den etwas seltsamen Titel „3. Folge Frauenjahre“ trägt, weil es die ersten beiden Folgen offenbar nicht gibt. Das Buch habe ich, glaube ich, an dem Tag gefunden, als der Bücherschrank im Hegerpark eröffnet wurde, es aber nicht gleich auf die Leseliste gestellt, denn Marlene Streeruwitz lesen ist schwierig, lautete das Vorurteil. Für 2012 habe ich es dann doch getan und inzwischen warten noch einige Streeruwitz Romane, habe ich im Wortschatz, ja einige sehr interessante Bücher „Lisas Liebe“, „Majakovskiring“, Jessica 30″ gefunden und die „Schmerzmacherin“, die mich inzwischen auch sehr interessiert, bei der literarischen Soiree gewonnen. „Partygirl“ habe ich bei Buchlandung einmal um einen Euro gekauft und gelesen und einen Roman zum Prekariat hat es im Internet auch einmal gegeben, den ich eifrig verfolgte. Zählt Marlene Streeruwitz ja neben der Jelinek zu den berühmtesten österreichischen Autrinnen, um bei den sozialkritischen zu bleiben und wenn ich manche Streeruwitz Argumentationen in Interviews nicht folgen und verstehen konnte, „Verführungen“ war eigentlich sehr einfach zu lesen, besteht es ja aus sehr kurzen Sätzen „Helene mußte in die Schule“, „Die Geschirrspülmaschine war kaputt“, „Das Cafe Sacher war leer“, wird etc, die Handlung aneinandergereiht und hat gleich einen fulminaten Beginn. Da wird die Hauptperson, die dreißigjährige Helene Gebhart, die zwei Kinder hat, von ihrem Mann getrennt lebt und sich versucht als Assistentin einer PR-Agentur durchzuschlagen von ihrer Freundin Püppi aus dem Bett geholt „Helene müße zu ihr kommen. Sofort. Dringend“, weil die offenbar immer wieder Selbstmordversuche macht, Helene läßt die Türe zu der Wohnung der Großmutter, der Mutter ihres Ḿannes, die nebenan lebt, offen und fährt los, genau werden die Straßen und die Polizeiautos, die sie dabei trifft beschrieben, in der Wohnung sitzt das thailändische Kindermädchen am Boden und ein Freund Püppis, ein Kunsthändler beugt sich über das Bett der vierjährigen Tochter, während Püppi in der Badewanne sitzt und telefoniert. Dann kommt noch ein Mann, nämlich Jack the Ripper, denn Püppi sogar heiraten will, später verschwinden dann ihre Diamantringe.
Dabei hat Helene andere Sorgen, hat sie ja jung geheiratet, wegen der Kinder ihr Kunstgeschichtestudium aufgegeben, dann hat sie Gregor, ein Mathematiker mit seiner Sekretärin betrogen und jetzt ist er nicht da. Helenes Eltern wissen noch immer nicht, daß sie getrennt sind, die Kinderbeihilfe kommt immer noch auf sein Konto und die Bank macht Helene das Leben schwer, denn sie kann nicht mit Geld ausgeben, geht ins Sacher oder in den Stadtpark essen und bezahlt 1989 schon mal fünfzig Schillig für eine Melange, außerdem hat sie einen Freund, einen Musiker, der Schwede genannt, der dauernd von Italien zu ihr kommt und sie für sich bezahlen läßt, so daß Helene schon einmal ihren Schmuck ins Pfandhaus trägt. Trotzdem macht viel für ihre Kinder, zwei Mädchen, von denen eine ständig den Daumen im Mund hat, die zweite sich in Turnen nicht traut, die Füße in den Ringen hängend über den Kopf zu geben, weshalb die Turnlehrerin eine Psychotherapie empfiehlt. Die Schwiegermutter kümmert sich einerseits um die Kinder, andererseits gibt es Schwierigkeit mit dem Telefon, das sie nicht bezahlen will und der Göttergatte Gregor taucht nur auf, um Helene zu befehlen Kaffee zu kochen und wenn sie sich weigert, sie zu beschimpfen. Er droht ihr auch ihr die Kinder wegzunehmen und will, als Helene dann doch zu einem Anwalt geht, fünfzehntausend Schilling Miete, wenn bei ihr in seiner Wohnung ein Mann lebt, hat er ja einmal den Schweden bei ihr getroffen.
In der PR-Agentur geht es auch um obskure Aufträge, da soll ein Magnetpflaster beworben werden, wofür Nacktaufnahmen nötig sind, die Helene organisieren muß und die Sekretärin hat eine Katze mit Leberkrebs von deren Sterben sie Helene immer wieder erzählt. Der Stil ist sehr realistisch, dann wieder ein bißchen altmodisch, an die Bachmann, vielleicht sogar an Joseph Roth oder Friedrich Torberg erinnernd. Verkehrt ja Helene ständig im Hotel Sacher, im Kalb ect. Sie ist auch die Tochter eines Ministerial- oder Regierungsrat der in Hietzing lebt, also aus dem gehobene bürgerliche Milieu, trotzdem zeigt es sehr deutlich die Unterdrückung der Frau und Helene wird einerseits sehr passiv naiv geschildert, so läßt sie sich von ihren Männern ausnützen. Andererseits stragelt sie sich ab, dem Mutterideal nachzukommen, mit Geld kann sie nicht umgehen, sie trinkt auch sehr viel, nimmt Medikamente, hat aber auch ständig Regelschmerzen und blutet dem kindergelähmten Physiker, der diese Magnettherapie erfunden hat, den Sessel voll. Sie bekommt nach dem Liebesakt auch mal eine Fieberblase und muß vom Schweden geretten werden. Es gibt auch wieder sehr packende eindrucksvolle Szenen, zum Beispiel, die die Sekretärin und ihre kranken Katze beschreiben und was den Torberg betrifft, der als nächstes auf meiner Leseliste steht, da ist interessant, daß beide die echte Sachertorte beschreiben, die unter der Glasur Marmelade hat, während die falsche in der Mitte aufgeschnitten wird. Ein bißchen Wien-Klischee für die deutschen Leser gibt es also auch und ich war überrascht über den realistischen Stil, so ähnlich schreibe ich nämlich auch, wenn auch die bürgerlichen Klischees wahrscheinlich fehlen und bin der Streeruwitz ein bißchen näher gekommen, so daß ich mich schon auf das Lesen der anderen Bücher freue.

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