Literaturgefluester

2009-04-29

Die nächsten Lesungen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:36

Wieder eine Lesungsvorschau für den Mai und eine herzliche Einladung an alle, die in Wien wohnen:

1.
Zum Gedenken an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 veranstaltet die Grazer Autorinnen Autoren Versammlung seit vielen Jahren die Lesung zum Tag der Freiheit des Wortes:

Montag 11. Mai 2009 um 19 Uhr im Literaturhaus, 1070 Wien, Zieglergasse 26 A

Mit Walter Baco, Georg Biron, Klaus Ebner, Judith Gruber-Rizy, Christine Haidegger, Christoph Janacs, Eva Jancak, Axel Karner, Rudolf Lasselsberger, Thomas Losch, Mike Markart, Thomas Northoff, Peter Pessl, Dine Petrik, Mechthild Podzeit-Lütjen, Reinhold Schrappenender, Traude Veran und Reinhard Wegerth

Organisation und Moderation: Eva Jancak

2.
Einladung zur Kunst und Kulturmesse „ART Margareten“

am 12. Mai 2009 von 17 -21 Uhr im Amtshaus Margareten, 1050 Wien, Schönbrunner Straße 54, Festsaal 2. Stock

Literaturprogramm:

17.00 Begrüßung
17.20 Elisabeth Chovanec „Lyrik“
17.45 Wolfgang Wenninger „emotion-factory“
18.10 Kunstkolchose ahoj „Globalisiertes Welttheater im Taschenformat“
18.35 Eva Jancak aus „Novembernebel“
19.00 Kurt Raubal „Enten“
19.25 Tanja Ghetta „Kabarett:Schleudertrauma“
19.50 Julya Rabinovich aus „Spaltkopf“
20.10. Haymon M. Buttinger „Rauhe Romanzen“

2009-04-28

Kalter Frühling und neue Bücher

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:20

Beim Literaturquiz und in diversen Schreiblernblogs habe ich mich in der letzten Zeit ein bißchen mit Science Fiction und Vampirromanen beschäftigt. Ich brauche ja auch einiges für meinen „Wirtschaftsroman“, an dem ich immer noch nicht sehr erfolgreich herumdümple und am Freitag habe ich mir bei der „Buchlandung“ vier neue ein Euro Bücher gekauft.
Darunter einen sogenannten Social Fantasy, nämlich „Kalter Frühling“ von Florian Nelle, den ich gerade gelesen habe und der mir vielleicht auch ein bißchen Inspiration geben kann. Denn ich will ja einen Wirtschaftsroman mit Vampirfiguren und Arbeitslosen aus dem vorigen Jahrhundert als Motivationszurufer schreiben und im „Kalten Frühling“ geht es um ein total abgewirtschaftetes Berlin, das sozusagen die allergrößte Finanzkrise schon hinter sich hat. Der Hauptstadtlack ist wieder ab und überall herrscht das Elend und der Klassenkampf, es riecht nach Kohl und dem Mief ungelüfteter Wohnzimmer. Man darf rauchen und telefoniert aus Zellen, die Menschen haben sich aber durch das Abtauchen in virtuelle Realitäten cybertraumabedingte Persönlichkeitsstörungen geholt und die Heldin ist eine Nahkampfsport trainierte Psychologin, die sich genau damit beschäftigt.
Dann gibt es einen Robin Hood, der die großen Spekulanten, ehemalige Bürgermeister, Banker und sonstige Abzocker mit einem Zorro-Zeichen hinmordet und dazu Sprüche aus Ovids „Metamorphosen“ legt.
Es gibt auch eine Nebenhandlung mit entführten Straßenkindern, denen die Phantasie und das Gedächtnis durch den sogenannten Soulvisualizer geraubt werden soll, damit die Firma Virtual Videos bessere Geschäfte macht. Die Polizei ist unfähig oder korrupt und verhaftet stets die Falschen und dann gibt es noch eine Kindergang, die der Nahkampfpsychologin hilft und und das ist interessant, immer wieder schöne Stellen über Bücher, neben all der Langatmigkeit und der oft sehr flüchtig ausgearbeiteten Science Welt.
Da gibt es eine Stelle, wo die Heldin in der Stabi (Staatsbibliothek) das alte Datenregister sucht und da wohnen nun die Ausgegrenzten, die sich, seit die Magazinarbeiter entlassen wurden, eingenistet haben und die Bücher neu ordnen. Ein literarisch anspruchsvoller Social Fantasy Krimi also und es gibt auch ein paar Büchernews zu vermelden.
Heute war ich nicht, wie eigentlich geplant, in der alten Schmiede bei der schwedischen Literatur und auch nicht am Nachmittag bei der Per Olov Enquist Lesung, denn da hatte ich die Stunden, die ich wegen dem Gerstl-Begräbnis verschoben hatte. Habe mir aber vorgenommen, demnächst den „Sekundanten“ zu lesen, denn der war in Edith Broczas Bücherschachteln vom letzten Jahr und gestern waren wir nicht im Kino, sondern in der Hauptbücherei bei der Diskussion zu Robert Misiks „Politik der Paranoia-Gegen die neue Politik der Konservativen“. Da wollte Alfred hin und hatte sich das Buch auch schon gekauft.
Das paßte zu meinem Wirtschaftsprojekt und interessant war auch, daß das Publikum aus dreiviertel Männern und nur einem viertel Frauen bestand, während das sonst ja umgekehrt ist.
Heute habe ich schon wieder ein Buch bei einem Internet Gewinnspiel gewonnen, mal sehen ob es kommt, das bei Lillyberrys Geburtstagsaktion gewonnene ist ja noch nicht da, dafür bekomme ich seit einigen Wochen den fixpoetry newsletter und da gibt es auch Gewinnspiele. Und fünf erste Bücher, die man in der Reihenfolge des Eintreffens seines Mails gewinnen kann.
Nummer zwei war diesmal „Lärchenau“ von Kerstin Hensel und ich dachte mir noch, genau das möchte ich gewinnen, denn ich habe durch die GAV Kerstin Hensel ja kennengelernt, als es die DDR noch gab und als sie 1989 beim Bachmannpreis gelesen hat, war sie dort ja noch als DDR-Autorin. Wir haben einige Zeit lange Briefe hin- und hergeschreiben, Internet gab es damals noch nicht und uns auch ein paar Mal getroffen. Einmal hat sie in der alten Schmiede in Wien gelesen, zweimal habe ich sie in Berlin besucht. Das letzte Mal, glaube ich 1992, dann ist der Kontakt abgebrochen.
Das Buch interessiert mich aber schon. Genau wie ich auch Rudolf Brunngrabers „Karl und das zwanzigste Jahrhundert“ gern nochmals lesen würde. Bräuchte ich es ja für mein Buchprojekt. Ich habe es schon einmal gelesen. Ich glaube auch vor ungefähr zwanzig Jahren, da habe ich es mir von der Valerie ausgeborgt und es ihr leider zurückzugeben. So ist es, wenn man zu ehrlich ist. Die Ruth Aspöck meinte, sie würde es mir nur ungern borgen. Da bleibt nur die Phantasie und ich müßte mir den Leidensgenossen der Sophie Hunger neu ausdenken. Auch nicht schlecht, wenn ich es kann.
Ansonsten bleibt noch anzumerken, Otto Lambauer hat den Rückseitentext für das „Haus“ inzwischen gemailt und Alfred hat den Umschlag gemacht. Der Text muß noch durchgesehen werden, ansonsten hoffe ich, wird es im Mai zwei neue eigene Bücher geben und die Texte, die ich bei meinen nächsten Veranstaltungen lesen werde, muß ich auch noch aussuchen.
Bei der Margareten ART wahrscheinlich den Anfang vom „Novembernebel, wie damals in Vorarlberg und für die „Freiheit des Wortes“ werde ich versuchen das Kapitel „Die roten Schuhe“ aus dem „Haus“ auf fünf Minuten zu verkürzen.

2009-04-26

Klimmen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:52

Die Erzählung einer WG von Andrea Stift ist wohl mehr eine Erzählung über verletzte Gefühle, Beziehungswechsel, Alltagserlebnisse von beispielsweise einer Essen vorbei schleppenden Mutter deren Sohn gar nicht anwesend ist, Alk und Drugs, vor allem aber über Sex und Rudelficken.
Eine höchst sinnliche Erzählung also, der Reigen des einundzwanzigsten Jahrhunderts, Feuchtgebiete auf steirisch, etc.
„Wenn es nicht bei „Wieser“ erschienen wäre, wäre es wohl ein Beststeller geworden!“, schreibt Werner Schandor weise, andere Rezensenten sehen das sich Austobenmüssen der Jugend in dieser Erzählung, die aus 84 Kurzkapiteln mit trendigen Überschriften besteht.
„Eine wunderschöne eigenbrötlerische Studie über jene Welt der Jugendlichen, von der gesetzte Erwachsene kaum etwas mitbekommen“, meinte Helmuth Schönauer.
Der nicht sofort verständliche Titel kommt vom russischen Wein, denn das sind die Pflanzen, die die esoterische Annabell in zwei raumdominierenden Töpfen in ihrem Zimmer stehen hat.
Annabell konsumiert zum Frühstück Misosuppe und ist mit Martin und der Ich-Erzählerin, die Germanistik studiert und Seminare über Oswald von Wolkenstein besucht oder nicht besucht, zur Schule gegangen.
Zur Wohngemeinschaft kam es, weil sich Annabell in den dauerbekifften Stefan verliebte, die Ich-Erzählerin wohnte noch im Studentenheim, ihr Freund in einer Altbauwohnung mit verdrecktem Klo am Gang. Geld war zwar kaum vorhanden, die Wohnung aber bald gefunden.
Dann geht es los in den vierundachtzig Kurzkapiteln, die von vorn nach hinten springen und von dort wieder zurück.
Die Beziehungen werden ver- und ausgetauscht, Gruppensex und Dreier gehören zur Tagesordnung, Beleidigtsein und verletzte Gefühle und natürlich sehr viel Alkohol und die allerfeinsten Haschischkekse, die von einem Besucher namens Simon gebacken werden.
Schwangerschaft und Abtreibung kommen vor, aber auch sehr schöne Stimmungsbeschreibungen von Prag und Rom, wo die Ich-Erzählerin den abwesenden Stefan sucht, aber nichts mit ihm hat, während sie doch vorher so wütend war, daß Martin, obwohl die Beziehung ohnehin schon lang nicht passt, Annabell am Damenklo beim Kotzen half, während sie es mit einem Typen an der Kirchenmauer versuchte. Es gibt aber auch noch Außenfreunde, der Ire und der Tiroler beispielsweise und Beziehungen, bei denen man sich gar nicht mehr erinnern kann, wer jetzt bei wem die Nacht verbrachte.
Der leicht ironische Ton wird in den Kritiken gelobt, das Darüberstehen über all den elenden Versuchen, sein Leben zwischen Kunst, Drugs, Sex und Alk zu meistern, während das Studium den Berg hinunter geht, die Wohnung aber nach einem Putzplan aus dem Internet mit biologisch abbaubaren Putzmitteln aus der Billigdrogerie gesäubert wird.
Die Sprache ist schön, hat viele stimmige Bilder, sanft und poetisch auf der einen Seite, dann gibt es aber auch die Kraftausdrücke aus der Pornowelt, dem Englischbuch, bzw. der CD-Booklets, vielleicht auch aus dem steirischen Dialekt.
All das ist eine Mischung, wo man nachher nicht recht weiß, wo man ist und auch nicht, wie es den jungen Menschen dieser WG wirklich geht und wie sie den Weg in die Bürgerlichkeit und Spießigkeit schaffen werden?
Als Psychotherapeutin kennt man diese Geschichten aus der Praxis, hat sie in der eigenen Studienzeit an psychisch nicht sehr stabilen Freundinnen erlebt und weiß inzwischen auch, was aus ihnen geworden ist.
Daß Sex und Alk und Drugs ein Thema sind, das gerne gelesen wird, weiß man auch. Man kann herrlich darüber schimpfen, seine Phantasie ausleben, sich begeilen oder was auch immer.
Und wenn es dann noch in einer poetisch schönen Sprache geschieht, hat auch die Literaturgeschichte etwas davon.
Ein Buch für die Erotiknacht bei „Rund um die Burg“ würde ich vorschlagen.
Denn es ist ja sicher interessant, wie die jungen Frauen heute die Sexualität in die Hand nehmen, was sie darüber meinen und wie sie sie beschreiben.
Dazu passt gut das alte Interview mit Elfriede Jelinek über den 1989 erschienenen Roman „Lust“, in dem die Sexualität als Unterdrückung der Frau gesehen wird.
In diesem Buch ist das nicht so, trotzdem geht es, denke ich, weder der esoterischen Annabell, noch der Ich-Erzählerin wirklich gut und die Männer, und das ist interessant, bleiben überhaupt ziemlich schemenhaft.

2009-04-25

Vom Gehen und vom Reden

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:17

Am 23. April war der Welttag des Buches, Todestag von Shakespeare und Cervantes, der von der Unesco 1995 ausgerufen wurde.
„Was bringt er?“, hat Anni Bürkl vor ein paar Tagen gefragt, die ihren Blog jetzt sehr professionell neu gestaltet hat.
Nun es gibt das Gratisbuch, das zum vierten Mal von Eveline Polt-Heinzl, der Germanistin, die auch im Literaturhaus tätig ist, sehr liebevoll herausgegeben wurde. Heuer war das Thema der Nahverkehr „Zwischen Stationen“.
Man kann sich dieses Buch gratis in der Buchhandlung holen und wenn der Buchhändler es vom Hauptverband bestellt hat, bekommt man es auch. Manche tun das nicht, weil es etwas kostet und so rennt man herum.
Man kann allerdings auch auch im Internet nachschauen und auf der Margaretenstraße, wo ich diesmal zuerst fragte, war der Buchhändler so nett, mir zu verraten, wer es als nächstes hat. Nämlich „Reichmann“ und „Malota“ auf der Wiedner Hauptstraße, die Buchhandlung „Jeller“ nicht, da habe ich schon vor ein paar Jahren gefragt.
Nach der „Im Gespräch“ – Wiederholung aus dem Jahr 1989 mit Elfriede Jelinek, zu dem Erscheinen ihres Romanes „Lust“, habe ich es dann in der Badewanne durchgeblättert und am nächsten Morgen gab es im Leporello ein Gespräch mit Julian Schutting über das Gehen.
Der, wie er erklärte, ein begnadeter Geher ist, mit Schlapphut und weiten Schritten, da schaut er sich die Hunde und die Menschen an, beobachtet die Vögel und die Kräne, denkt nicht ans Schreiben, sondern freut sich, daß er seinem Schreibtisch entkommen ist und zwei Stunden später, weiß er, wie er weiterschreibt.
Ich gehe ja bekanntlich auch sehr viel in der Stadt herum und z.B. letzten Dienstag auf den Zentralfriedhof.
Besondere Glücksmomente verspüre ich da meistens nicht und auch nicht die berühmte Hormonausschüttung, ein paar Anregungen habe ich mir aber sicher davon mitgenommen. Zum Beispiel die alte Frau mit den beiden kleinen Mädchen, die jetzt Hertha Werner heißt.
Und am Dienstag oder Mittwoch war noch etwas anderes los. Da konnte man bei der Stadt Wien anrufen und sich ein Gratisbuch aussuchen. Ich wählte Erich Lessings Bilder zu Joseph Haydn und die freundliche Dame sagte mir, daß ich das Buch selber in der Lenaugasse abholen muß, weil zu schwer für den Postversand. Zum Glück gab es beim Leiner auch die passende Gratistasche und so hatte ich einen weiteren Mittagsspaziergang diese Woche.
„Wir werden einen Wettbewerb veranstalten, welche der abholenden Damen die schönste Tasche hat!“, scherzte der freundliche Herr vom Pressedienst und der Bildband über Joseph Haydn war wirklich interessant und umfangreich. Ich bin noch eine Weile auf einer Bank gesessen, habe in dem Buch geblättert, aber auch in den Gratiszeitungen „Heute“ und „Österreich“.
Und von einer Frau erfahren, daß auf der Freyung die Jacobs „Zeit zum Reden-Sofatour“ startet. Die Firma Jacobs bringt die Leute zum Reden zusammen, in dem sie rote Sofas auf die Staße stellt, gratis Kaffee ausgibt, der von freundlichen jungen Mädchen, gegen einen Euro Tassenpfand serviert wird und um fünzehn Uhr interviewte die „Gute Gesprächs Botschafterin“ Barbara Stöckl die Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel und den City Festwochen Kurator Markus Huber, der, wie öfter erwähnt wurde, Philosophie studiert hat.
Vom Klang der Stille für die innere Stadt wurde dabei gesprochen und wie wichtig es ist, den Menschen und den Schülern die tradierte Kultur, wie das Ursula Stenzel nannte, näherzubringen.
Die Schüler haben mit Christoph Braendle Kaffehausliteratur gelesen und Texte darüber geschrieben, sind aber auch durch die Innenstadt gegangen, haben dabei Kirchenglocken und Supermarktgeräusche gehört und davon hat auch Julian Schutting gesprochen.
Die Wichtigkeit der Förderung von Kreativität wurde gepriesen, weil damit fünfzehnjährige Schülerinnen höchst literarische Texte zusammenbringen, während immer mehr junge Menschen die Schulen verlassen und kaum lesen können.
Die Kaffeefirma Jacobs verteilte Broschüren mit ihren Aktionsterminen und den Untersuchungsergebnissen, die zeigen, wie sinnvoll das miteinander Reden ist und wie sehr die Menschen in dieser schnellebigen Zeit es schon verlernt haben. Man konnte bei einem Gewinnspiel seine Tips zur Gesprächsführung geben, bzw. aufschreiben, wann man das letzte gute Gespräch geführt hat.
Bei Kaffee geht das besonders gut, erklärte die Jacobs Botschafterin, da habe ich als Psychotherapeutin nichts hinzuzufügen, außer, daß ich das Gespräch, das ich ein paar Wochen vor ihrem Tod mit Erika Mitterer im ehemaligen Antiquariat „Buch und Wein“ in der Schäffergasse geführt habe, als mein persönliches Gesprächshighlight angegeben habe. Jetzt kann ich das Sofa oder ein Kaffeehäferl gewinnen.

2009-04-23

W.G. Sebalds „Orte“

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:14

W.G. Sebald, der Name ist mir ein Begriff, auch wenn ich nicht genau weiß, woher.
Wirklich gelesen habe ich von dem 2001 verstorbenen Autor nicht viel.
Aber ich tippe mal auf Anthologien, vielleicht auf die, die man früher in Deutschland zum Welttag des Buches (der sich wieder jährt) bekommen hat oder auch von den Hörbuchproben, er könnte auch einmal bei einer „Literatur im März“ Veranstaltung gewesen sein.
Ich habe mir jedenfalls im Literaturhausprogramm die Veranstaltung angestrichen.
„Film/Lesung/Gespräch“ und es war eine Offenbarung.
Eine Begegnung mit dem Dichter des Todes, der von diesem Thema besessen war und gern Friedhöfe besucht hat. Wenn das nicht passt!
Thomas Honickel hat einen Film darüber gemacht „Sebald. Orte“, der zum ersten Mal in Österreich gezeigt wurde. Clemens J. Setz hat aus „Schwindel.Gefühle“ gelesen und Bonmots eines jungen Dichters von sich gegeben, der sein zweites, sehr dickes Buch, vor ein paar Wochen im Literaturhaus vorgestellt hat. Dann gab es noch ein Podiumsgespräch mit den beiden und mit Marcel Atze von der Wien-Bibliothek, das Günther Eisenhuber vom Residenz-Verlag geleitet hat.
Ich habe viel erfahren. Denn eigentlich habe ich von dem 1944 in Allgäu geborenen Dichter, der fünfunddreißig Jahre in England gelebt hat, Literaturwissenschaftler war und in den letzten zehn Jahren vor seinem Tod literarisch sehr bekannt geworden ist, nicht viel gewußt.
Mit „Germanistenprosa“ wurde er beschimpft, war umstritten, hat sich offenbar sein ganzes Leben mit dem Schuldgefühl, 1944 in Deutschland geboren, glücklich aufgewachsen und erst zwanzig Jahre später begriffen zu haben, daß der Vater Nazi war, herumgeschlagen. (Darüber habe ich auch im „Haus“ geschrieben und heute wieder korrigiert.)
W.G. Sebald hat es intensiver getan. Am intensivsten wahrscheinlich mit dem Roman „Austerlitz“, der sich mit der Suche nach der Erinnerung beschäftigt, aber auch in den anderen Büchern. Da sucht einer nach dem Sinn des Lebens und kommt darauf, es gibt ihn nicht. Und eigentlich schreibt er von sich selbst.
In dem Stück das Clemens J. Setz aus „Schwindel.Gefühle“ gelesen hat, geht es um zehn Tage in Wien, in denen der Autor oder Ich-Erzähler, Marcel Atze erklärte, in diesem Fall ist es dasselbe, den ganzen Tag spazieren geht, in der Leopold- Inneren- und Josefstadt und sich nur in Cafes aufhält aber nicht mit der Straßenbahn zu fahren traut und das so intensiv betreibt, bis ihm die Schuhe in Fetzen von den Füßen fallen und ihm der Hotelportier seltsam nachschaut, dann fährt er nach Klosterneuburg und geht mit Ernst Herbeck in Kritzendorf spazieren.
Es geht um Spiegelungen und Verschlüsselungen und permanente Begegnungen mit schon Toten, die wichtige Hinweise geben, die man nur erkennen kann, wenn man sich intensiv mit dem Werk beschäftigt.
So fährt der Erzähler von Austerlitz z.B. mit dem Bus nach Theresienstadt, um dort Hinweise über seine Mutter zu bekommen und sieht im Bus Casanova, der vor einer schwarzen Wand einen seiner Romane schreibt, was dann ein Hinweis auf Auschwitz ist.
Clemens J. Setz hat auch ein erlebtes oder gut erfundenes Spiegelerlebnis gebracht. Er fährt im Zug nach Wien ins Literaturhaus und hört eine Sebald CD, dann steigt er um in Bruck und sieht einen Mann, der genau wie der tote Dichter aussieht und als er sich umdreht, ist er verschwunden.
„Natürlich glaube ich nicht, daß das der Geist W.G. Sebalds war!“
Und ich beschäftige mich in meinem Wirtschaftsroman ja auch gerade mit solchen Spiegelungen. So könnte Franka Stein auch eine Friedhofsgeherin sein.
Es war also ein sehr interessanter Abend, der einem Dichter gewidmet war, der, wie Robert Huez in seiner Einleitung erwähnte, in Österreich noch nicht so rezipiert wird.
Nachher gab es Wein und ein interessantes Gespräch mit der Bibiane und Sascha Manowicz, den ich fragte, ob er nicht beim Begräbnis war oder ich ihn übersehen habe?
Er hat nichts davon gewußt, hat er mir geantwortet. Dabei war es im Standard und die GAV hat die Parten ausgemailt.

2009-04-21

Gerstl-Begräbnis

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:08

Obwohl ich jedem erzählt habe, daß ich nicht auf das Begäbnis gehe, weil ich Stunden habe und am Nachmittag auch die zweite Vorbesprechung für die Margaretner Kunst-und Kulturmesse „ART-Margareten“ stattfindet, habe ich heute Vormittag kurzfristig umdisponiert, zwei Stunden verschoben, auf die Sitzung verzichtet und bin in Richtung Zentralfriedhof aufgebrochen.
Das heißt, vorher habe ich noch eine Szene meines Wirtschaftsromanes geschrieben, die 3. Felix Baum Szene ist es, glaube ich. Und ich weiß schon wieder etwas weiter.
Leider hatte ich nur ein Notizbuch aber keinen Kugelschreiber in der Tasche (weil die erst beim Taschner war und daher ausgeräumt), das heißt, ich muß mir jetzt noch was aufschreiben, damit es nicht verloren geht.
Denn ich will den ausrangierten Postbeamten mit Valerie auf eine Reise gehen lassen und Sophie Hunger findet am Donaukanal zwei Leidensgenossen nämlich Franka Stein und Karl Lackner, die sie fortan begleiten und für das ganze will ich mir diesmal wirklich viel Zeit lassen, damit etwas Neues entstehen kann.
Denn Ungeduld ist meine Schwäche und etwas woran ich noch arbeiten kann.
Das Thema Schreibblockaden scheint auf den Blogs ohnehin das große Thema, denn ich habe in den letzten Tagen zwei Artikel gefunden, einer von einer Siebzehnjährigen und deren Ratschläge zielen auch in die Natur und raten zum Spazierengehen.
Aber ich wollte über das Begräbnis schreiben. Ein langer Weg auf den Zentralfriedhof und dann noch lang in die Halle habe ich gedacht, weil das beim Pataki-Begräbnis und dem der Valerie auch so war, daß man vom zweiten Tor endlos zu der Halle gegangen ist.
Die Halle 2 war aber viel näher und so war ich früh daran, konnte mich ins Kondolenzbuch eintragen und habe auch einen Platz bekommen.
Viele Bekannte, die meisten schwarz gekleidet, ich bin bei dem hellen Leiberl geblieben, weil erstens nicht katholisch, zweitens nicht verwandt und so besonders befreundet waren wir auch nicht.
Rolf Schwendter hat für die GAV gesprochen, Elfriede Jelinek eine Rede geschickt, Renald Deppe hat die Musik gemacht, viele Gedichte und berührende Worte der Tochter, die erzählte, daß sie sich mit ihrer Mutter erst in der letzte Woche besonders verbunden und nahe gefühlt hat. Die Enkelkinder haben sich über die vielen Anwesenden gefreut, weil das die Oma gewollt hätte.
Franz Schuh wies auf die Armut der Fünfziger- und Sechzigerjahre hin, die auch ein Ehrenbegräbnis nicht wettmachen kann.
Es gibt da ja die Geschichte von der Wohnung die nicht heizbar war und dem Beamten, der meinte, daß kein Anspruch auf eine Gemeindewohnung besteht, weil man ja auch im Park oder im Cafehaus schreiben kann, worauf sie nach Berlin gegangen ist.
Kurt Neumann hat Gedichte gelesen und Herbert J. Wimmer, dann ging es mit Elfriede Haslehner und Mechthild Podzeit-Lütjen vorbei am Grab der Heidi Pataki zu der Beerdigung.
Ich glaube, das war ziemlich genau vor drei Jahren, daß dieses Begräbnis gewesen ist. Als ich alle Hände gedrückt hatte, bin ich wieder zum Grab der Valerie gegangen, denn die liegt ja im Ehrengrab ihres Mannes und das ist genau neben dem von Hermann Schürer. Ob das Wilhelm Szabo freuen würde?
Eine Frau fragte,“Wer wird denn hier begraben?“
„Aha, die Dichterin, das habe ich schon gehört.“
Als ich das letzte Mal da war, haben einige Reporter oder Amerikaner das Falco-Grab gefilmt.
Das war der Abschied von der kleinen leichten Dame, die wie ich hörte, am Schluß nichts mehr essen konnte und ein Baum werden will.

schöner tot sein

ein baum werden
vögel zu gast haben
das wär was
worauf man sich freuen könnte

aus „Mein papierener Garten“, Gedichte und Denkkrümel, das ich bei Judith Gruber-Rizys Frauentagslesung Mütter und Tochter vorigen Jahr wahrscheinlich gegen „Und Trotzdem“ mit ihr getauscht habe, aber leider bisher noch nicht dazu gekommen bin, es zu lesen. Denn die ganzen Gedichte, die sich mit dem Tod beschäftigen sind darin enthalten. Das obige, das auch auf den Partenzettel abgedruckte, 2005 geschriebene, aber auch „schöner sterben“, und

„es wird licht, es wird Ostern“

…ich glaube fest daran
daß es auch april wird
auch wenn ich nicht mehr da bin….

2003 geschrieben, wenn ich das früher gewußt hätte, es hätte noch besser zum Osterspaziergang gepasst.

2009-04-20

Scardanelli

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:35

„Mit Unterthänigkeit, Scardanelli!“, soll Friedrich Hölderlin seine letzten Briefe unterzeichnet haben. So steht es im Alte Schmiede-Programm und so hat es heute dort eine Frau einer anderen erklärt. Und Marcel Beyer hat sein Eröffnungsreferat immer wieder mit den Sätzen „Wenn ich Scardanelli lese, dann denke ich an …!“ eingeleitet. Ich hatte um sechs Uhr eine Stunde. Um sieben stellte in der alten Schmiede Friederike Mayröcker ihren neuen Gedichtband vor. Und ich wußte, das heißt, daß ich, wenn ich die zwei Stationen mit einmal umsteigen mit der U-Bahn fahre und fünf oder zehn Minuten verspätet hinkomme, irgendwo eingepfercht unter Menschenmassen am Gang stehe und nichts sehen werde.
So war es bei der Saisoneröffnung 2007, würde ich einmal schätzen, da ist es mir ähnlich gegangen. Ich habe mich zentimeterweise nach vorn gedrängt und bin am Schluß noch lange geblieben, habe die Leute, die mich nicht oder schon grüßten, an mir vorbeigehen lassen und das Mayröckerische Stammpublikum beobachtet. Elfriede Gerstl war dabei, damals und hat ein paar Tage später gelesen, da war es dann nicht ganz so voll und eine Klientin von mir hat ihr eine Rose gebracht.
Elfriede Gerstl fehlte also und ich glaube auch Herbert J. Wimmer, die anderen waren da. Angelika Kaufmann, Elfriede Haslehner, Julian Schutting, Bodo Hell, neben letzterem bin ich gestanden, als es mir gelungen war, mich bis zum Saaleingang zu drängen, als die Mayröcker dann ein ihm gewidmetes Gedicht gelesen hat, habe ich ihn hautnah beobachten können.
„Scardanelli“ ist ein Gedichtband mit Hölderlin Bezug, vierzig Gedichte, die imaginierte Begegnungen mit dem großen Dichter schildern, der sechsundreißig Jahre in einer Turmstube in Tübingen lebte, entnehme ich dem Programm.
Marcel Beyer sprach in seiner Einleitung von bella donna, der schwarzen Tollkirsche, der Kunst der Heilkräuter und der Apotheker. Ein Gedicht, das Frau Mayröcker las, handelte vom Sterben und davon, daß sie eine Rose und keine Kränze haben möchte und eigentlich noch nicht sterben will, weil das Leben zu kurz für alles ist, was noch zu machen ist.
Eines war natürlich wieder E. J. gewidmet. Ich stand neben einer Frau, an die sich zwei kleine Mädchen drückten, die mehr oder weniger geduldig zuhörten, während die Studentinnen teilweise am Boden saßen und als sich der alte Mann, der seine Tage im Wienerwald verbringt und dort offenbar auch Kräuter sammelt, mit diesen im Rucksack und seinen Wanderstock durch die Menge drängte, offenbar in dem Bestreben wegen seiner Gebrechlichkeit doch einen Sitzplatz zu bekommen, ist ihm das nicht geglückt, er wurde nur an das andere Ende geschickt. Aufgeregt hat sich aber niemand und ich denke, er, der Außenseiter, der zum literarischen Stammpublikum zählt, hat genau zu diesen Texten und in diese Stimmung gepasst.
Hölderlin war wahrscheinlich auch ein Außenseiter und ein literarisches Original, Frau Mayröcker ist eine große Dichterin und neben mir stand Anfangs eine Rucksackträgerin, die zwei Buttons stecken hatte, „Ich bin das Publikum“ und „Ich kann lesen“ ist darauf gestanden.
Soweit ein paar Gedankensplitter zu einem großen Abend, der sehr kurz war oder auch nicht, denn ich bin, während Friederike Mayröcker signierte, noch lang herumgestanden und habe mit einer Frau gesprochen, die ich vom Lesetheater kenne, die vom dramatischen Zentrum kommt, wo sie die Körperarbeit erlernte, die sie jetzt den Frauen zur Selbstverteidigung in Volkshochschulen beibringt.
Ich kann natürlich ein paar Friederike Mayröcker Bonmots beisteuern, die ja ganz in der Nähe, nämlich in der Zentagasse wohnt und deren Zettelwohnung inzwischen Legende und Ausstellungsstück ist.
Ich kenne sie von der GAV und von Lesungen, war bei ihrem Fest vor einigen Jahren in Mürzzuschlag bzw. Neuberg an der Mürz, das inzwischen schon Legende ist. Die Feste für Ernst Jandl, Gerhard Rühm und Friederike Mayröcker, die ich erleben durfte. Sie hat ihr Buch „brütt oder die seufzenden Gärten“ vorgestellt, Wendelin Schmidt Dengler hat eingeleitet und es gibt ein paar schöne Fotos. Bei einem stehe ich unter einem Mayröcker-Bild in der Mayröcker Ausstellung im Kunsthaus Mürz, das hat der inzwischen verstorbene Johann Barth geknipst, der ein großer Fotograf war.
Ich habe ein paar Mayröcker-Bücher und einem meiner Bücher ein Motto von ihr vorangestellt: „Da hat man sich sein gesamtes Leben für die Literatur eingesetzt und es kommt noch immer nichts heraus dabei!“.
Das ist ein Satz, der passt, für mich jedenfalls. Für Frau Mayröcker nicht. Sie hat einen großen Fankreis und wenn man nicht rechtzeitig erscheint, bekommt man keinen Platz.
Das wußte ich, bin trotzdem gekommen und bereue es auch nicht.

2009-04-18

Ezählperspektiven

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:23

Heute wieder mein aktueller Schreibbericht. Der ist in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen.
Wie schaut es also aus, in der Schreibwerkstatt der Eva Jancak, einer, wie ich gerne sage, seit sechsunddreißig Jahren schreibenden Frau?
Bettina Balaka, hat mich an dieser Stelle einmal unterbrochen und gemeint, sie würde schon immer schreiben. Also gut, schreiben habe ich nicht in der Schule gelernt, sondern bei einem Herrn Aschenbrenner, zu dem mich meine Mutter vorher, weil ich einen Stigmatismus hatte und der mir die richtige S-Aussprache offenbar solange mit Büchern beibrachte, bis ich sie lesen konnte. Ab da hab ich auch geschrieben, literarisch aber erst ab dem Zeitpunkt meiner Matura. Da kann ich mich erinnern, daß ich das ein- zwei Jahre vorher festgelegt habe. Und seither nicht mehr aufgehört. Obwohl die Feedbacks eher negativ waren.
1978 habe ich mich getraut, die mir gut erscheinende Erzählung „Einladung zum Tee“ zwei Freunden zu zeigen und habe in meiner Erinnerung, daß sie endlos darüber nörgelten und als Schlußsatz sagten, „Du schreibst schlecht, ich kann dir aber auch nicht sagen, wie es besser geht!“
Das verfolgt mich immer noch. Nach zwanzig Büchern und nicht zu wenigen Beiträgen in Anthologien und Literaturzeitschriften.
Elfriede Haslehner war mir eine strenge Kritikerin, die letzte, die mir sagte, daß sie ihre Schwierigkeiten mit meinem Schreiben hat, war bekanntlich Christa Nebenführ.
Ich denke aber, nicht nur als Psychotherapeutin, daß jemand, der sechsunddreißig Jahre unaufhörlich schreibt, gar nicht schlecht sein kann. Vielleicht schreibt er nur anders und wenn man gleich schreit, „Das interessiert mich nicht!“, kann es sein, daß man es nicht bemerkt!
Am Anfang habe ich sicher schlecht geschrieben, wie auch Daniel Kehlmann für seinen ersten Text nicht gleich den Nobelpreis bekommen hat, aber vielleicht mehr Lob und Aufmunterung.
Ich hatte auch sicher sehr mit der Hemmung zu kämpfen und den Stimmen von außen und innen.
„Darfst du das überhaupt? Oder tue ich dem hehren Goethe nicht etwas an, wenn ich es selbst versuche?“ – O-Ton Andre Heller aus einem Ex libris Interview oder, wie mir einige Leute sagten „Es müssen ja nicht alle schreiben!“
Alle nicht natürlich, nur die, die es wollen und ich will!
Bis es aus mir herausgeflossen ist, hat es Jahre gedauert. Am Anfang war ich sehr verkrampft und bin es vielleicht noch immer. Ich kann mich erinnern, daß wir einmal bei Valerie Szabo-Lorenz gesessen sind, die erzählte, daß die Ideen nur so aus ihr heraussprudeln und sie beim Schreiben einer Geschichte schon an die nächste denkt. Wow, habe ich gedacht, das würde ich auch gern tun.
In den letzten Jahren ist es so gewesen. Ich habe geschrieben und geschrieben, so daß seit 2000 fast zwanzig Bücher erschienen sind.
In den letzten Jahren habe ich meist einen Roman und eine kürzere Erzählung in einem Jahr herausgebracht. Diesmal habe ich für die „Radiosonate“ länger gebraucht. Dafür ist das „Haus“ fast geisterhaft schnell aus mir herausgeflossen. Beide Texte sind noch unveröffentlicht.
Bei der „Radiosonate“ warte ich, weil ich es versprochen habe, eine Verlagsantwort bis Ende des Monats ab. Das „Haus“ hat noch der Alfred in Bearbeitung und ich habe mich im Februar ausgebrannt gefühlt.
Dazu kamen noch einige Schwierigkeiten mit der Bezahlung meiner Honorare, die sich aber geklärt haben dürften und die Meldungen zur Wirtschaftskrise, die auch nicht besonders stimmungsaufhellend sind und auch meine Schwierigkeiten mit dem Literaturhaus, die eine Entscheidung nötig machen.
Da habe ich mich in den Literaturquiz geflüchtet und war mit Schuldgefühlen ein paar Wochen weg.
Wußte zwar, daß ich das wahrscheinlich brauche, aber auch, mich holt niemand heraus, wenn ich es nicht selber tue. Nachdem klar war, daß ich nicht wirklich weiter als 282.900 Punkte (aufgerundet) komme, habe ich sehr unkonzentriert mit dem Konzept des „Wirtschaftsromans“ (Arbeitstitel) begonnen. Mit einem schlechten Gefühl, denn es ist dasselbe Muster.
Andererseits ist es die Eva Jancak, das, was ich kann und bin und vielleicht darf ich mir aus diesem Grund erlauben, daran zu bleiben.
Der Peter Clar schreibt auch nicht viel anders, er traut es sich aber und ist sehr selbstbewußt. Ich bin es nicht, war es schon gar nicht mit 29 Jahren. Wer weiß, wo ich heute wäre, wenn ich damals soviel Selbstbewußtsein gehabt hätte, habe ich vorgestern dem eifrigen Mailsender Stephan Eibel mitgeteilt und heute gibt es schon achtzehn Seiten und neun Szenen.
Es gibt die, in die neue Freiheit entlassene Lektorin Sophie Hunger und die Nebenstränge der Hertha Werner und des Felix Baum.
Peter Pessl hat bei seinem Himalaya-Roman Reisegefährten aus der Vergangenheit eingeführt, bei mir denke ich, könnte es eine Franka Stein sein, die Sophie Hunger am Donaukanal begegnet oder sich dort ausdenkt, die dann die entsprechenden Durchhalteparolen gibt.
Vampire sind ja derzeit in, man denke nur an die Stephenie Meyer Debatten, aber auch an einige Fragen im Literaturquiz, die mich zu dieser Idee brachten.
Zu Ostern habe ich damit begonnen und bis zur Karwoche eher lustlos vor mich hingedümpelt, die beiden Abende in der alten Schmiede haben mir aber etwas Aufwind verschafft und gestern habe ich, weil ich zu einem Supervisonsgespräch ins Donauspital mußte, in der U-Bahn und im Donauzentrum zwei Szenen verfaßt und bin nun wieder zuversichtlich.
Und um meinen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, es gab natürlich auch ein paar Leute, denen meine Texte gefielen, einer davon war Gerald Bisinger, der mir 1987 oder 1988 geraten hat, mein „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ doch an Jochen Jung zu schicken und auch meinen „Brief an die Herren der Akademie“ in der „Rampe“ und in einer seiner ORF-Sendungen brachte und das ist auch eine Vampirgeschichte.
Das ist der Übergang zu Elfriede Gerstl-Bisinger, an deren Ehrenbegräbnis am Dienstag, 14 Uhr, am Zentralfriedhof, Halle 2, ich nicht teilnehmen kann, weil ich Stunden habe und es auch die Besprechung für die Margaretner Kunst- und Kulturmesse gibt und was den „Wirtschaftsroman“ betrifft, da haben natürlich schon andere längst darüber geschrieben.
Elfriede Jelineks „Kontrakte des Kaufmanns“ wurde im Akademietheater gelesen und in Köln gerade uraufgeführt und Robert Menasses „Faust“-Version kommt nächsten Samstag im Staatstheater Darmstadt heraus.
Versteige dich nicht so, wird jetzt wahrscheinlich Elfriede Haslehner sagen. Ich bleibe aber trotzdem daran.

2009-04-17

Erzählmuster I und II

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:13

Zwei Abende in der alten Schmiede mit vier interessanten Erzählern und zwei Erzählerinnen.
Am Mittwoch begann es im Schmiedemuseum mit Peter Pessl, der aus dem zweiten Teil seiner Himalaya-Aufzeichnungen „Das weiße Jahr“, eingeleitet von Christine Huber, gelesen hat. Und das ist ein interessanter Text, ein sprachphilosophischer Himalaya-Reiseführer oder einer in konkreter Poesie.
„Was kann man damit machen?“, hat Christine Huber gefragt.
„Man kann das Buch nehmen und damit zum Himalaya fahren!“, hat Peter Pessl geantwortet und alle haben gelacht.
Es ist aber noch komplizierter, denn in dem Text gibt es einige Reisegenossen, die alle sinnigerweise mit dem Buchstaben P. wie Pessl anfangen, aber römische Renaissancemaler oder etwas ähnliches sind und es gibt auch eine Art Tagebuch mit einer Beschreibung von Orten, von denen der Autor nicht verrät, ob er das Ganze nicht erfunden hat und an dem Tag nicht vielleicht ganz woanders war.
Peter Pessl war jedenfalls ein halbes Jahr in der Gegend und plant vier Bücher darüber zu schreiben, weil ihm die Sprache wichtig ist.
Mit Peter Pessl, der sich für mein Kommen extra bedankte, habe ich ein Buch getauscht, allerdings nicht die Himalaya-Aufzeichnungen, sondern einen im fröhlichen Wohnzimmer erschienenen und mit Ilse Kilics Zeichnungen versehenen Kriminalroman „Der Brief mit der Aufschrift“. Peter Pessl ist einer den ich schon lange kenne, aber eigentlich noch nichts von ihm gelesen habe, er ist aber Stammgast beim „Tag der Freiheit des Wortes“ und seine Hörspiele kenne ich auch.
Dann gabs einen Ortwechsel, nämlich in das literarische Quartier und da las Peter Clar aus seiner Prosa „Nehmen Sie mich beim Wort“, erschienen im Sonderzahl Verlag und das war eine Überraschung. Zwar kenne ich Peter Clar schon von der letzten Volksstimmefestlesung und auch von einem Elfriede Jelinek Symposium, weil er Mitarbeiter beim Jelinek-Forschungszentrum ist.
Er hat aber einen neuen frischen Ton und ist ein sehr selbstbewußter junger Mann, der 1980 geborene, der offensichtlich ausgezogen ist, um die die Erzählung zu zertrümmern. Es geht um X und Y, eine Frau und einen Mann. Der Mann spaziert die Hütteldorferstraße hinunter und der Erzähler gibt sich selber ständig Anweisungen und glänzt in Sprach- und Wortkaskaden.
Einer, wie ich mir dachte, der sich das Buch „Wie schreibt man einen verdammt guten Roman“ aufgeschlagen hat, um die Schreibschulen damit zu karikieren und wahrscheinlich auch, um mit seiner Gelehrsamkeit zu glänzen, die ihm offensichtlich Freude macht, es hat mich aber auch an Karen Wiborgs Blogroman „Sechzig Grad“ erinnert. Und ist vielleicht auch eine Sprachmonatage, im Sinne der Jelinek, die, wie der Autor anmerkte, ihm sehr im Ohr liegt, ein Hund der am Jupiterweg wohnt oder dorthin in Pflege gegeben wird, kommt beispielsweise vor und dann meinte der Autor abschließend, daß es trotz gegenteiliger Bemühung viel zu erzählend geworden ist. Jetzt schreibt er einen Text, mit dem er den Kriminalroman zertrümmern will, der dann vielleicht doch einer werden wird.
„In zehn Jahren haben wir einen großen Erzähler!“, habe ich Stephan Eibel Erzberg gemailt und der war der dritte des ersten Abends mit seinem Roman „Sofort verhaften“, den ich schon sehr gut kenne. Im vorigen Mai gab eine Nonstopaufführung in Hubsi Kramars Kleintheater. Ich war nicht dort, weil es Eintritt kostete, führte darüber aber einen regen Briefwechsel mit Stephan Eibel und im Dezember war er diesbezüglich in „Von Tag zu Tag“ und hat sich dabei eine Klage der F-Partei eingehandelt, die diese aber, wie ich hörte, wieder zurückgezogen hat.
Der Roman ist sehr interessant, einerseits politisch, andererseits tauchten bei seiner Lesung Leute auf, die ich von den Psychiatrie Fortbildungen des AKHs bzw. von den Supervisoren-Reflexionsrunden kenne.
Lydia Mischkulnig hat die Lesung eingeleitet, Stephan Eibel Erzberg brillant diskutiert und Lydia Mischkulnig war am zweiten Tag als erste dran.
Eingeleitet von Alexandra Millner, mit der ich mich länger unterhalten habe. Lydia Mischkulnig, deren ersten Roman „Halbes Leben“ ich vor Jahren einmal bei einer „Rund um die Burg“-Veranstaltung gewonnen habe, ist eine Sprachkünstlerin der poetischen Art, die sehr eindrucksvoll beschrieben hat, wie bei ihr das Entstehen von Sprache entsteht und alles dreht sich um das Sterben. Das ist das große Thema in allen ihren Texten und die vorgelesene Geschichte „Untergang einer Hauptperson“ war auch sehr beeindruckend und wieder ging es um Erzählperspektiven, war das ja das Generalthema der beiden Abende und so hat auch Eugenie Kain in ihrem „Schneckenkönig“, einem Erzählband mit einer gleichnahmigen Geschichte, die ich schon einmal bei einer „Linken Wort“ – Lesung gehört habe, auch eine Erzählung, in der die Musen der Erzählerin Schreibanweisungen geben, die es dann aber doch nach ihrem Kopf macht. Sie war aber sicher die realistischste Schreiberin der beiden Abende.
Der letzte Erzähler war Clemens Berger mit seinen Erzählungen „Und hieb ihm das rechte Ohr ab“, der von dem ihm einleitenden Lektor auch sehr intensiv nach seinen Erzählperspektiven und Ich-Erzählern befragt wurde, wobei der Autor allerdings charmant lächelte und sich um die konkreten Antworten drückte.
Zwei interessante Abende also, bei denen viel zu lernen war und ich sicher einiges für die eigene Schreibarbeit mitnehmen kann, die es auch noch gibt.
Und bei Anni Bürkl gab es am Mittwoch ihren ersten „Schreibsalon“, wo, wie sie auf ihrem Blog beschreibt, das Thema „Wie verfolge ich ein größeres Schreibprojekt“ behandelt wurde.

2009-04-15

Die Haut retten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:24

Für heute eine Kurzrezension des gerade zu Ende gelesenen Kurzromanes von Anja Tuckermann, Reclam 2002, einer 1961 geborenen, in Berlin lebenden Autorin, die für Kinder, Jugendliche und Erwachsene schreibt und dafür schon viele Preise bekommen hat, in dem es um die Schwierigkeit mit dem Andersartigen zu leben, geht.
Zu Beginn hat Joschi, der einmal Karlas Untermieter war, sie verlassen, um zu seinen Eltern nach Amerika zurückzufahren und herauszufinden, wo er in Zukunft leben will.
Joschi, der jüdische Musiker, der nach Berlin gekommen ist, weil er hier mit seiner Musik noch immer Geld verdienen kann, es in diesem Deutschland aber, Anfang der Neunzigerjahre, wo die Mauer gefallen ist und das Reichsratgebäude auf einer einstmals schönen Wiese gebaut wird und der die deutschen Frauen nicht auszuhalten scheint.
Dabei hat er bald eine Beziehung mit der Journalistin Karla angefangen, die wegen ihrem Sohn Adem, der einen türkischen Vater hat, Deutschland nicht verlassen will.
So geht es hin und her, mit der Haßbeziehung, aber auch dem nicht Loslassen können, in einem Deutschland der Döner Kebab Stände und der Schulkinder, von denen sich die Lehrerin wundert, daß sie der Journalistin schließlich doch so viel zu erzählen haben.
Joschi fühlt sich in diesem Deutschland als Jude verfolgt und wirft der deutschen Frau das ständig vor, verbietet ihr in Holland Deutsch zu sprechen, tut es doch und will auch nicht, daß sie sich für die jüdische Kultur interessiert.
Man spürt die Schwierigkeiten, miteinander umzugehen und zu leben, nach all dem, was in der Geschichte an Kränkungen und Traumatisierungen geschehen ist.
Und dabei hat sich dieses Deutschland inzwischen sehr verändert. Die Mauer ist gefallen, es ist voll von Immigranten und die ehemaligen jüdischen Bewohner kommen nur noch als englisch sprechende Touristen zu Besuch.
Es beginnt, wie schon beschrieben, vier Tage nachdem Joschi Karla verlassen hat und geht weiter mit Rückblendungen und Träumen, aus denen man nach und nach die Liebesgeschichte, die Kränkungen und Verletzungen erfährt.
Karla wartet auf Joschis Anruf, der auch kommt und er kommt auch zu ihr zurück und erkundigt sich bei ihr, weil ihm das Loslassen offenbar nicht so einfach fällt, ob er sie heiraten soll, worauf sie keine andere Antwort hat, als ihm mitzuteilen, daß ihr Großvater Mitglied der NSDAP war, nachdem sie vorher ihre Ahnentafel erforschte, um jüdische Vorfahren zu finden.

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