Literaturgefluester

2010-05-31

Bagheria

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:02

In Erinnerung an unseren Sizilienurlaub vor einem Jahr hab ich jetzt Dacia Marainis „Bagheria-Eine Kindheit auf Sizilien“ gelesen, eines der ein Euro Bücher, das ich mir im November, um Roman Gutschs Geburtstagsgutschein gekauft habe.
Die langjährige Lebensgefährtin Alberto Moravias wurde 1936 in Florenz geboren, ging dann mit ihrer Familie nach Japan, wo sie drei Jahre in japanischen Konzentrationslagern interniert war. 1947 ist sie mit ihren Eltern und ihren beiden Schwestern nach Bagheria, in die Villa Valguarnera, in der ihre Mutter, die einer italienischen Adelsfamilie entstammt, großgeworden ist, zurückgekommen, um dort ihre Kindheit, in einem umgebauten Stall zu verbringen.
Später ist sie mit ihrer Mutter nach Palermo und weil sie Sehnsucht nach ihren Vater hatte, zu diesem nach Rom gegangen, wurde Schriftstellerin, Feministin, Lebensgefährtin Alberto Moravias und ist erst später wieder nach Bagheria zurückgekommen, um über ihre Kindheit in Sizilien zu schreiben.
Und schreibt nicht viel davon, in dem 1993 erschienenen Buch, das in Italien mit zweihundertausend verkauften Exemplaren, ein Überraschungserfolg wurde, wie auf dem Buchrücken steht.
Das Buch beginnt mit der Rückkehr der Familie in die kleine Stadt, die Zeit in Japan, die Schrecken und der Hunger in den Konzentrationslagern wird kurz erwähnt und die amerikanischen Marinesoldaten, die die Elfjährige mit Schokoladeriegeln und rot-weiß gestreiften Zuckerstangen überhäufen. Dann geht es mit einem mageren Pferd von Palermo in die Villa, in der sie der sterbende Großvater, die Großmutter, eine Tante und ein Onkel erwarten.
Zwei Jahre lebt die Familie in dem umgebauten Hühnerstall, bis auf einmal der Vater, zu dem sie eine zärtliche und unverstandene Liebe verbindet, plötzlich verschwindet und die Mutter mit den drei Kindern und einem Schuldenberg überbleibt.
Danach wechselt Dacia Maraini das Thema und erzählt von Büchern, die die Geschichte der Stadt beschreiben, von der wunderschönen Kartause in der Villa Butera und der Enteignung seitens der Gemeinde, um die Mitte der Fünfzigerjahre, wo unter dem Vorwand ein neues Schulgebäude zu erbauen, die grünen Lungen Bagherias zerstört wurden.
Dacia Maraini prangert einen Ingenieur Giammanco an, spricht von der Mafia und erzählt von dem sexuellen Mißbräuchen, denen die Mädchen in Italien damals ausgesetzt waren und die sie erst Jahre später in ihren Frauengruppen erkannten.
Jahre später kommt sie aus Rom, an der Seite einer Freundin in die Villa Valguarnera zu Tante Saretta zurück, die wenig später stirbt und die Villa mit all ihren Schätzen den Jesuiten vermachte. Mit dieser geht sie durch die Räume und denkt an die Familiengeschichte, die sehr kompliziert ist.
Haben dort doch Königinnen übernachtet, die ihre Fensterläden mitbrachten, weil sie gerne in abgedunkelten Zimmern schliefen und das Stuckwappen an der Fassade abschagen ließen, weil sie unter keinem fremden Wappen wohnen wollten.
All das steht in dem Buch, daß Tante Felicita geschrieben hat und dann gibt es noch den Roman über die „Stumme Herzogin“ ebenfalls eine Vorfahrin, deren Bild in der Villa hängt, mit dem Dacia Maraini berühmt geworden ist und die Geschichte von der chilenischen Großmutter, die Sängerin werden wollte und ihr Leben lang darunter litt, daß sie diesen Beruf, als Gattin eines Herzogs nicht ausüben durfte und den liberalen Vater, der Ethnologe und Schriftsteller war.
Dacia Maraini erzählt das, während die mit ihrer Freundin durch die Zimmer der Villa geht, um sich zuletzt mit der Tante im Salon zu treffen und sich von einer Frau mit Stöckelschuhen und roten Fingernägeln, die berühmten kleinen Eistörtchen in Blumenform servieren zu lassen.
Dazwischen wird noch die Geschichte der Unterdrückung der sizilianischen Frauen erzählt, die niemals mit einem Mann in einem Zimmer bleiben durften, weil das schon als Aufforderung zur Vergewaltigung verstanden wurde, kurz und flüchtig wird auch der Name Alberto Moravia und die eigene Kinderlosigkeit nach einer Fehlgeburt erwähnt.
Ein interessantes Buch über eine unbekannte, vergangene Welt und einen Teil Siziliens in dem wir nicht gewesen sind.
Dacia Maraini, die als die erste italienische Schriftstellerin gilt, die sich mit Gewalt, Prostitution, Inzest oder lesbische Liebe auf feministische Weise auseinandersetzte, hat, wie ich bei Google nachgesehen hat, sehr viele Bücher geschrieben.
Gelesen hatte ich noch nichts von ihr, ihren Namen aber in den literarischen Sizilienführer, den ich auf die Reise mitgenommen habe, entdeckt.

2010-05-30

Stadtfestliteratur

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:09

Vom Alltag zu den Festveranstaltungen, die dieses Wochenende besonders reichlich stattgefunden haben. So war das Highlight das Stadtfest der Volkspartei in der Innenstadt und das ist heuer mit einer eigenen Literaturbühne im Schweizerhof abgelaufen.
Das Stadtfest, das im ersten Bezirk auf verschiedenen Bühnen stattfindet, besuche ich ja manchmal, wenn ich am Wochenende in Wien bin. Da gibts immer Musik, politische Diskussionen, Straßengaukler, Stelzengeher und auch immer etwas was verteilt wurde, wie ein Gemüsedrink und Gourmetzelte gibt es auch.
Das habe ich Samstag nur rudimentär mitbekommen, hatte ich ja das Programm der Literaturbühne eingesteckt und das hat für mich ja eine Anziehungskraft. Zwar habe ich vorgehabt, mir auch das andere anzusehen, beispielsweise, wenn Andreas Unterweger aus „Wie im Siebenten“ liest, denn den habe ich ja schon im Amerlinghaus gehört und so bin an den Kindern mit den gelben Luftballons und den Windrädern vorbei in den Schweizerhof gegangen, hab mich zuerst auf den Boden gesetzt, bis einer der grauen Hocker frei wurde, mit dem man sich an einen der Tische anlehnen konnte. Thomas Glavinic hat gerade gelesen, bzw. wurde er von Klaus Zeyringer zu den Wienschauplätzen in seinen Büchern interviewt.
„Wien Schreiben“ hieß sein Thema und das war interessant, habe ich da erfahren, daß nicht alle Romane des Grazers in Wien spielen. Der „Kameramörder“ sowieso nicht, denn der spielt am Neudiedlersee, aber „Wie man leben soll“, in einer fiktiven Provinzstadt und erst die „Arbeit der Nacht“ in Wien.
Da rennt der Held Jonas in seiner Panik der letzte Mann der Welt zu sein durch Wien und das kann oder konnte man im Internet nachgehen und „Das bin doch ich“ auch. Da hatte ich ja eine Zeitlang den Verdacht, daß der Autor in der Krongasse leben könnte. Obs stimmt weiß ich noch immer nicht, hat Thomas Glavinic doch betont, daß er bei dem vordergründig so biografischen Inhalt bewußt seine Adresse nicht preis gibt und das „Leben der Wünsche“ spielt wieder in einer ungenannten Stadt, obwohl der Held ja Jonas, wie der Wiener Stadtläufer heißt.
Danach kam Andreas Unterweger, ich hatte meinen Hocker gefunden und beschloßen das Stadtfest sein zu lassen und mich mit der Literatur im Schweizer Hof zu begnügen und das war ohnehin abwechslungsreich. Zogen doch ständig Reisegruppen mit ihren Führern durch oder betraten die Schatzkammer und in der Kapelle fand eine Taufe oder etwas Ähnliches statt.
Andreas Unterweger las bis auf ein Kapitel dasselbe, wie im Amerlinghaus und hat sein Baby mitgehabt, Friedrich Achleitner war schon zu sehen, Mieze Medusa und Markus Köhle, der als nächstes an die Reihe kam.
Der Moderator von Radio Wien betonte, daß Wien liest mehr mit Wienbüchern am 27. Stadtfest angesagt sei, fragte das Publikim, ob es wegen der Literatur gekommen sei und Markus Köhle stellte „Dorfdefektmutanten“, einen Heimatroman vor, der allerdings in Tirol spielt und von einem Hausmeister in einem Raststadl handelt. Dazwischen gab es einen Literaturquiz, wo man ein Erfrischungstüchlein der ÖBB gewinnen konnte und auch ein bißchen Poetryslam. Genau, wie bei Mieze Medusa, die gemeinsam mit Jan Kossdorff unter dem Titel „Donauweiber und Sunnyboys“ als nächstes an die Reihe kam und das war ein bißchen seltsam. Stellte der Moderator doch beide als die Herausgeber des Erzählbandes „How I fucked Jamal“ vor und Mieze Medusa, die das korrigierte, deutete ihre Freude an, sozusagen als halbe Alibifrau beim Stadtfest auserkoren zu sein. Warum sie ihr „Freischnorcheln“ gemeinsam im Duett mit den Sunnyboys“ präsentierte, ist nicht klar, wenn es ein Zeitproblem gewesen wäre, hätte ein Duett Poetry Slam mit Markus Köhle ja viel besser gepasst.
Beide Bücher habe ich schon von den erotischen Nächten bei „Rund um die Burg“ gekannt. Dann wurde es immer voller und eine beherzte junge Frau schob den Tisch weg, um sich mit ihrer Familie draufzusetzen, so daß das Sitzen auf dem Hocker ein wenig schwierig wurde.
Ich blieb trotzdem, danach kam Friedrich Achleitner, der am Sonntag glaube ich seinen achtzigsten Geburtstag feierte und daher letzte Woche viel in Ö1 zu hören war und seine Texte sind sehr interessant. Hat das Mitglied der Wiener Gruppe eine sehr realistische konkrete Sprache mit einer feiner Ironie und das war in den vorgelesenen Wien Bildern gut zu spüren. Es ging immer wieder um Leberkäsesemmeln, obwohl die Spenderleber ja erst beim Star des Abends Wolf Haas angekündigt war. Da sollte es um Backhendl und um Klachlsuppe gehen. Wolf Haas las den Beginn von „Komm süßer Tod“ in Verbindung mit der Spenderleber, danach den von „Silentium“ da gings um Bier und Salzstangerln“, Wien ist auch nicht das große Thema und am Schluß „Der Brenner und der liebe Gott“. Wolf Haas erzählte zwischendurch sehr launig von den Fehlern in seinen Büchern und dem Songcontest, da hatte er ein Autogramm der Gewinnerin im Buch und zeigte es her.
Dann wurden Leberkäsesemmeln verteilt und es war ein intensives Detail des Wiener Stadtfestes, das interessanterweise von einer Grazer Agentur organisiert worden war, obwohl ich das Meiste außer Markus Köhles Roman schon gekannt habe und wieder merken konnte, welche Wirkung, die total stilisierte Sprache von Wolf Haas hat, die ja eigentlich blöd ist, denn ein Primar schaut nie wie ein Baby aus, die Leute lachen aber.
Danach traf ich den Alfred am Naschmarkt, wo im Rahmen der Wiener Festwochen eine lange Nacht im Paradiesgarten mit vielen Konzerten und einer anschließenden Reinigungsperformance mit gemeinsamen Frühstück stattfand.
Aber da brummte schon der Kopf von den vielen Veranstaltungen, so daß ich nur einen Gspritzten getrunken habe und länger die Gruppe „Ret Marut“, des ersten Punkbandgründers der DDR und etwas kürzer Ernst Molden auf der Bühne Fisch gehört habe, der am Vormittag im Klassik Treffpunkt angekündigt war.

2010-05-29

Das alltägliche Leben

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:59
Fritz Widhalm

Fritz Widhalm

Am Freitag gabs im Amerlinghaus die erste öffentliche Vorstellung des Literaturgeflüsters bei dem von Ilse Kilic organisierten ersten Teil des „Alltäglichen Leben“.
Blogartikel hab ich ja schon öfter vorgelesen, bei den Osterspaziergängen beispielsweise und auch ein paar Mal den „Tintentraum“, aber der Blog als Thema war Premiere, noch dazu in einer Veranstaltung, die sich „Das alltägliche Leben“ nennt. Denn ich würde ich ja behaupten, daß das Literaturgeflüster genausowenig mit Alltag zu tun, als meine Texte mit dem Untergrund oder der Subkultur oder doch vielleicht, weil ich ja viel über Randgruppen und Außenseiter schreibe und das Literaturgeflüster ist Alltag, weil ich es fast täglich betreibe und mir sehr wichtig ist.

Robert Eglhofer, Eva Jancak, Rudi Lasselsberger

Robert Eglhofer, Eva Jancak, Rudi Lasselsberger

„Das alltägliche Leben“ ist eine Veranstaltung in zwei Teilen, im zweiten Teil im September, wird unter anderen Ruth Aspöck ihr Tagebuchprojekt vorstellen, die am Freitag mit wahrscheinlich vielen anderen Frauen bei der großen Festveranstaltung im Rathaus zu fünfunddreißig Jahre AUF war. Vielleicht ist Ruth Klüger deshalb nach Wien gekommen, die ich am Donnerstag mit Eva Geber bei den Wiener Vorlesungen im Rathaus gesehen habe?
Robert Eglhofer hat aber seine Besuche bei der langen Nacht der Kirchen unterbrochen und sich „Das alltägliche Leben“ angehört, aber ich habe auch sehr viel von der Sommerfrische und dem literarischen Leben in St. Pölten gelesen. Es war recht gut besucht. Hat Ilse Kilic ja einen großen Freundeskreis und außerdem ihren zweiundfünfzigsten Geburtstag gefeiert.
So habe ich Günter Vallaster, Nikolaus Scheibner, Rudi Lasselsberger aber auch Thomas Havlik, Andreas Renoldner, Thomas Northoff und Susanne Schneider im Publikum gesehen und Rolf Schwendter hat seine Alltagsbetrachtung mit den Ritualen des Lebens wie „waschen, essen, pinkeln, Zähne putzen, Freunde besuchen…“ und Zitaten aus dem Buch „Tag für Tag“ verbunden. Dann ist schon mein Literaturalltag gekommen. Eine Seite Einleitung habe ich dazu geschrieben und mir Donnerstag die neuesten statistischen Daten herausgesucht.

Ilse Kilic, Rolf Schwendter

Ilse Kilic, Rolf Schwendter

426 Artikel, 293 Kommentare, über 30.000 Besucher und die „Sommerfrische“, die „Spurensuche“ und ein paar der lustigsten Kommentare der „Poet Night“ vorgelesen, geendet habe ich mit dem Mail von Konstantin Kaiser zum „Theodor Kramer Preis“ und Ilse Kilic zum Geburtstag gratuliert. Weil das auch zum „Alltäglichen Leben“ gehört und zum Schluß gabs noch ein Geburtstagsständchen von einer Babsi und einem Andi, die ein Lied von einem Sänger vortrugen, der wie Ilse Kilic erzählte, für sie am Besten das Unglück und den Widerstand dieser Welt vereint.

Am Büchertisch

Am Büchertisch

Vorher hat der experimentelle Autor Wolfgang Helmhart seine Alltagsrituale in einem Endlosmonolog von „sie sagt er sagte sie hätte gesagt“ vorgetragen und Ilse Kilic ihren „Sieben Tage“ – Bildtext, von dem es inzwischen auch ein Hörbuch gibt, in dem sie sich mit ihrer Atterseeüberschwimmung und ihrer Krebsdiagnose auseinandersetzt.
Interessant was das alltägliche Leben so anzubieten hat und eigentlich ist auch das experimentelle Schreiben Alltag.
Nachher sind wir noch lang im Hof des Amerlinghauses gesessen, haben getrunken, gegessen, geplaudert. Geraucht wurde auch sehr viel, was ebenfalls Alltag ist und Ilse Kilic hat schon viele interessante Literaturveranstaltungen im Amerlinghaus gemacht. Ein neues Büchlein hab ich auch bekommen, nämlich „das bin ich nicht. das bin nicht ich“ von Ilse und Fritz, das mir Fritz Widhalm schenkte, in dem, wie ich gerade sah, auch viel Alltägliches abgebildet ist.

2010-05-27

Literaturalltag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:43

Gestern war ich mit Alfred im Odeon Theater in dem schönen alten Renaissancestilhaus in dem früher eine Getreidebörse war und jetzt die Literatur im Herbst Veranstaltungen stattfinden. Dreißig Jahre GAV wurde dort, glaube ich, auch gefeiert. Gestern gab es „School of Night“ eine Tanzveranstaltung des Serapions Ensembles unter der Leitung von Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits bei der sehr viele Kubaner und Südamerikaner mitwirkten.
Vorher habe ich an meinen Texten korrigiert. „Heimsuchung“ ist druckereifertig. Bei „Mimis Bücher“ gibts noch ein paar Fehler, bevor es der Alfred zur Satzgestaltung bekommt und die Namen, der zum Lesen in Klagenfurt Auserwählten, gibts unter www. bachmannpreis.at auch zu sehen.
Drei Österreicher sind darunter, von denen ich Verena Rossbacher, die am Leipziger Literaturinstiut studierte, bisher für eine Deutsche hielt. Die Männer sind Thomas Ballhausen, bei dem ich bezüglich Milena Verlag ein Vorurteil hab und der mir, als er 2006 den Priessnitz-Preis bekam, nicht so besonders aufgefallen ist und Josef Kleindienst, von dem es ein Bild im Schmiedemuseum gibt, man sonst aber, wenn man bei google sucht, hauptsächlich Infos über den ehemaligen F Polizei Gewerkschafter findet.
Von den anderen ist mir nur die deutsche ebenfalls in Leipzig studierende Judith Zander bekannt, weil sie Texte im Wespennest und Manuskripten hat und könnte nach dem Bekanntheitsgrad also nur auf Verena Rossbacher als Gewinnerin tippen. Hätte bekanntlich ganz andere Autoren vorgeschlagen und werde das Preisgeschehen sicher interessiert verfolgen.
Ob daraus wieder eine Parodie entsteht, wird sich zeigen, die bereits vorhandene, werde ich mit der „Heimsuchung“ an Gustav Ernst schicken, vielleicht kann er sie für „Kolik“ brauchen.
Ansonsten habe ich gestern Texte vom Zettelpoeten Helmut Seethaler bekommen, der mir gelegentlich etwas schickt und wegen einer seiner Aktionen im Museumsquartier eine bedingte Verurteilung bekommen hat. Bei facebook gibt es eine schöne Seite, wo man diesen Teil der Literaturgeschichte ausführlich nachlesen kann.
Die Coveridee für „Mimis Büchers“ gibt es inzwischen auch. Da habe ich ja an eine Collage aus den Schokoladenschleifen gedacht, da steht aber „Ohrenschmaus“ statt „Zungenkuß“ darauf. Dann gedacht mir von der Anna ein schematisiertes Frauengesicht mit einem Buch vor der Nase zeichnen zu lassen, den Otto ersucht, ob er nicht jemanden aus seinen Malgruppen fragen kann, bis mir eingefallen ist, daß ich mir das „Ohrenschmaus“-Prospekt selber vor die Nase halten kann. Der Alfred fotografierts. Ich schreibe „Mimis Bücher“ drauf, druck es aus, wickle es um ein Buch und knall es mir nochmals vor die Nase.
Heute morgen gabs im Rahmen der Bezirksfestwochen Mariahilf ein Frühstück mit kulinarischen Köstlichkeiten und dem Bericht der Bezirksvorsteherin über bevorstehende Bezirksaktivitäten. Da bin ich neben einer Mimi ohne Downsyndrom gesessen, die mir erzählte, welche Festwochenaktivitäten sie besuchen wird, während sie ihre Medikamente eingekommen hat. Ein Gespräch mit Elisabeth Zoumboulakis-Rottenberg gab es auch.
Nachher hatte ich Mails von Frans und Hannah zu beantworten, Frans den holländischen Freund, den ich kenne, seit ich mit zwanzig nach meiner Matura, mein erstes Work Camp im psychiatrischen Krankenhaus Westpark Hospital, Epsom, England, machte und der mich eigentlich zur Blogvorstellung im „Alltäglichen Leben“ besuchen wollte und ein Verehrer des Literaturgeflüsters, nämlich Stephan Eibl-Erzberg hat sich auch gemeldet und mir ein aufbauendes Mail geschickt.
Heute gibts noch eine Diagnostik und am Abend eine Wiener Vorlesung zum Thema „Was Sie schon immer über Autismus wissen wollten: Von Asperger bis zukünftige Entwicklungen“, was ja meinen anderen Identitäsanteil betrifft.
Vielleicht wirds trotzdem literarisch, hat mir Ruth Aspöck, als sie mich vorigen Mittwoch besuchte, um gemeinsam nach St. Pölten zu fahren, ja erzählt, daß sie gerade von einem Emmigrantenstammtisch zurückgekommen ist, wo besprochen wurde, eine eventuelle NS-Vergangenheit zu outen.

2010-05-25

Das Protokoll

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:35

Das Protokoll“ ist der Debutroman des Nobelpreisträgers Jean Marie Gustave Le Clezio mit dem er 1963 den Prix Renaudot bekommen hat. Ich habe die 1987 erschienene DDR Ausgabe gelesen, dem ein Vorwort oder Brief des Verfassers vorangestellt ist, in dem der sehr ergebene J.M.G. Le Clezio berichtet, daß er zwei geheime Ambitionen hat. Erstens wollte er einen Roman schreiben, in dem er, nachdem der Held im letzten Kapitel stirbt oder wenigstens die Parkinsonsche Krankheit bekommt, eine Flut von anonymen Schmähbriefen erhält und dann einen in der großen Conan Doyle Nachfolge. Er entschuldigt sich für die Unrichtigkeiten und Tippfehler und die Geschichte des jungen Adam Pollo, der sich in ein verlassenes Haus am Meer einquartiert und nicht recht weiß, ob er vom Militär oder vom Irrenhaus kommt, sich später aber postlagernde Briefe von seiner Mutter holt, die davon schreibt, daß er das Elternhaus nach einem Streit mit dem Vater wegen einer zerbrochenen blauen Schüssel verlassen hat, beginnt.
Er hat die bügerliche Existenz jedenfalls verlassen, besetzt das Haus, geht am Strand spazieren, beschreibt ein gelbes Heft mit Briefen an eine Michele, mit der er sich auch trifft und die ihn mit Geld und Zeitungen versorgt.
Sonst hat er seltsame Erlebnisse mit Hunden und Ratten, die er erschlägt und kauft bei Zoobesuchen Bananen von einer zahnlosen alten Frau, die er selber ißt, statt sie, wie vorgesehen an die Affen zu verfüttern.
Er hält ihr und allen anderen, die er trifft Monologe und stellt philosophische Fragen nach dem Sinn der Welt, als wäre er ziemlich unversehens in sie hineingeworfen worden, andererseits vertritt er wieder relativ chauvinistische Ansichten und unterhält sich mit Michele darüber, ob er sie vergewaltigt hat oder nicht?
Er streunt herum, betrinkt sich, weil er keinen Rotwein verträgt, zerstreitet sich mit Michele und flieht vor der Polizei um dann, wie man in einer dem Buch eingefügten Zeitungsseite lesen kann, als Geistesgestörter aufgegiffen und in Irrenhaus gebracht zu werden.
Der Roman nouveau, wie man das, glaube ich, nennt, besteht überhaupt aus unterschiedlichen Textgattungen, so gibt es chemische Formeln, Tabellen, Unterstreichungen und Durchgestrichenes und am Ende blüht Adam, wie in der DDR Beschreibung steht, im Irrenhaus auf, das er als Ort der Gebogenheit und des friedlichen Einvernehmens erkennt.
In Wahrheit wird er von einer weißgekleideten Schwester angehalten, sein Bett zu machen und den Boden zu kehren und unterhält sich während der Visite mit den Studenten über den Sinn des Lebens, während er auf der letzten Seite, wie schon von Le Clezio angekündigt, dahindämmernd das Schlimmste zu erwarten hat.
So weit der Debutroman des späteren Nobelpreisträgers und damals Dreiundzwanzigjährigen, der Literatur studierte und Lektor war, mit dem Buch, wie beschrieben über die Grenzen Frankreichs berühmt wurde, obwohl ich den Namen vor 2008 nicht kannte und es damals auf Deutsch nur einen einzigen Roman gegeben hat.
Beim Lesen ist es mir ein bißchen seltsam gegangen. Gestern habe ich den Stil sehr deprimierend und distanziert gefunden, so ähnlich, wie „Warten auf Godot“, das Erzählen des dumpen Toren von der Unwirklichkeit der Welt. Später ist es verständlicher geworden und es ist natürlich toll, daß einem mit dem ersten Roman gleich der große Wurf gelingt und noch toller, wenn später der Nobelpreis kommt, obwohl ich nicht sehr sicher bin, ob sehr viel Leser den Namen kennen und gestern bei einem Gewinnspiel einer Bücherbloggerin mitgemacht habe, die drei Nicholas Sparks Romane verlost und verlangt, daß man seinen Lieblingsautor nennt. Hundertdreißig Kommentare hat sie inzwischen bekommen. Kerstin Gier, Joanne Rowling, Sebastian Fitzek, Nicholas Sparks, ect. waren die genannten Namen, Jean Marie Gustave Le Clezio war, glaube ich, nicht dabei.

2010-05-24

Wieder eine kleine Vorschau

Filed under: Uncategorized — nagl @ 23:31

Heimsuchung oder halb eins

Die vorliegende Erzählung ist im Rahmen des Nationalen Writing Months 2009 entstanden, bei dem 97.766 Autoren versuchten, innerhalb des Monats November einen Roman von mindestens 50.000 Worten zu verfassen.

„Heimsuchung oder halb eins“, bezieht sich darauf und ist eine Erzählung über das Schreiben, Blogs, den Nobelpreis und aufstiegsorientierte Jung- und Erfolgsautorinnen geworden.

Ausgangslage ist der grippale Infekt der Protagonistin Hanna Held, die während ihre Nachbarin Ayten Akmaz zum ersten Mal nach zwanzig Jahren zum Begräbnis ihres Großvaters nach Istanbul fliegt, sich in eine freiwillige Quarantäne begibt und hier in Kontakt mit ihren Blog-Bekanntschaften kommt…

So ungefähr wirds werden, mein „Nanowrimonovel“, an dem derzeit noch zu korrigieren ist, bis der Text an die Druckerei gehen kann.
Ein bißchen was zum Probelesen wird bald unter www. jancak.at zu finden sein.
Lesungen daraus gibts am 1. Juni zwischen 18 und 22 Uhr bei der 2. Margaretner Kunst- und Kulturmesse, im 2. Stock der Bezirksvorstehung Margareten, 1050 Schönbrunnerstraße 54 und bei den Mariahilfer Frauenwochen am 4. Oktober um 19 Uhr im Festsaal der Bezirksvorstehung Mariahilf, 1060 Amerlingstraße 11.
Vorbestellungen nehme ich entgegen, wer ein Rezensionsexemplar für eine Besprechung auf seinem Blog oder sonstwo haben will, bitte bei mir melden, tauschen tu ich auch.
Das Buch wird wieder bei digitaldruck.at erscheinen und ich schicke es dann herum für Rezensionen in Zeitschriften und einen Lesungstermin und werde es diesmal nicht vorher bei Kitab, Resistenz, Arovell oder wo auch immer versuchen.
Bei meinen letzten beiden Bücher habe ich noch jeweils einen Versuch gemacht, weil, wie auch manche Kommentare zeigen, es offensichtlich eine sehr abartige und perverse Angelegenheit ist, sich seine Bücher selber drucken zu lassen.
Ich glaube das nicht und im Musikbetrieb ist das, wie ich immer wieder höre, auch üblich, nur bei der Literatur sehr schwer, ich weiß und habe es erfahren.
Glaube aber nach wie vor, daß es bei einem Buch darauf ankommt, was drinnen und nicht welcher Verlagsname darauf steht und weiß auch, daß ich mir sehr leicht eine ISBN Nummer kaufen und einen Verlagsnamen daraufschreiben kann.
Der Hauptverband des Buchhandels bietet zur Buch Wien kostenlose Seminare zur Eigenverlagsgründung an, seit ich einmal eines besuchte, weiß ich, daß der Hauptverband mit den Selbstdruckern keine Schwierigkeiten hat. Wahrscheinlich sind sie seine besten Kunden.
Aber sonst ist es sehr schwer, das weiß ich auch und schreibe, weil ich sehr ehrlich bin, auch darüber, wundere mich über nichts oder nur ein bißchen, daß es mir so schwer fällt, einen Verlag zu finden.
Daß ich schlecht schreibe, glaube ich nicht mehr, werde aber mit niemanden, der anderer Ansicht ist, darüber streiten.
Früher habe ich meine Manuskripte viel und ziellos herumgeschickt und auch schon darüber geschrieben.
Bei den „Hierarchien“ glaube ich, zweiundvierzigmal, dann habe ich einen Brief an Ministerialrat Unger mit der Absicht es selbst zu machen und dem Antrag auf einen Druckkostenzuschuß von 15.000 Schilling geschickt und das am nächsten Tag Jack Unterweger nach Stein geschrieben, der mir sofort ein Formular schickte, daß er es machen will.
So sind die „Hierarchien“ in einer fünfhundert Stückauflage in der Edition Wortbrücke mit einer ISBN Nummer erschienen, der Alfred hat von der Druckerei die Schachteln abgeholt, die teilweise immer noch in Harland stehen, fünfzig Stück hat mir, bzw. Jack Unterweger, die Stadt Wien abgekauft. Dann habe ich für meine weiteren Bücher wieder keinen Verlag gefunden, obwohl ich die Manuskripte wieder ziellos und ein bißchen schüchtern herumschickte.
Bis zu „Tauben füttern“ hab ich das gemacht. Aber die „Wiener Verhältnisse“ hat Alfred schon bei Digi Druck machen lassen und mir zum Geburtstag geschenkt. Ich war begeistert.
„Wow, so schön, so schnell und billig!“ und keine Ahnung gehabt, gegen was für Windmühlen ich anrennen werde.
Es allen erzählt, was zur Folge hatte, daß die Bruni dorthin ging, einen Verlagsnamen draufschrieb und mir, als in der Autorensolidarität ihr Bild mit mir erschien, erklärte, daß das ihren Ruf schade, mit einer Eigenverlagsdruckerin abgebildet zu sein.
Es gibt auch Orte, wo man dann nicht lesen darf, in den PEN wird man angeblich nicht aufgenommen, aber dort will ich ohnehin nicht hin und dürfte es auch nicht, weil ich GAV-Mitglied bin und, daß man in der IG nicht Mitglied werden kann, stimmt nicht, auch wenn ich das schon hörte.
Ich habe in der Alten Schmiede aus meinen Digitalbüchern gelesen und Rezensionen in Literaturzeitschriften, wie im „Podium“ gibt es auch. Die von Robert Eglhofer in der „Litges“ hat ein mir unbekannter Verlinker inzwischen in Wikipedia verlinkt und Janko Ferk wird die „Krisenwelt“ für das Literaturhaus rezensieren.
Jetzt muß ich bei der Heimsuchung noch die letzten Fehler finden, dann wirds das einundzwanzigste Digiatalbuch, auf das mich mich schon freue.
Ob es gut oder schlecht ist, werden die Leser feststellen, vielleicht bekomme ich ein paar Rezensionen zum zweiten Jahrestag des Literaturgeflüsters.

2010-05-23

Im Westen nichts Neues

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:29

Erich Maria Remarques 1929 erschienener Roman „Im Westen nichts Neues“ soll, wie im Vorwort steht „weder Anklage noch Bekenntnis sein, sondern den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam.“
Und ist die Geschichte einiger Neunzehnjähriger, die sich, weil ihnen der Klassenlehrer Kantorek in den Turnstunden so lange Vorträge hielt, geschlossen beim Bezirkskommando zum Kriegsdienst meldeten.
Da sitzen sie nun nach der Essensfassung auf ihrem Luxusklo, den aus Holz getischlerten Einzelkästen, die an den Seitenflächen Handgriffe haben, so daß man sie bequem zusammenstellen und auf dem Deckel eines Margarinefasses Skat spielen kann: der kleine Albert Kropp, der am klarsten denkt und deshalb erst Gefreiter ist, Müller V, der Schulbücher mit sich herumschleppt und vom Notexamen träumt, Leer mit dem Vollbart und der großen Vorliebe für Mädchen aus dem Offizierspuff und der Ich-Erzähler Paul Bäumer, in dessen Heimatschreibtischlade angefangene Dramen und Gedichte liegen, die es auch nicht immer so gut haben und ihren vollen Magen nur dem Umstand verdanken, daß statt der erwarteten hundertfünfzig Mann nur achtzig vom Angriff zurückkamen und einer von Lehrer Kantoreks eisernen Helden stirbt auch im Lazarett, während Müller seine Stiefel bekommt, die später auf Paul Bäumer übergehen, denn von den von Remarque beschriebenen Soldaten, kommt keiner zurück.
Es hätte sie auch, wie wir heute wissen, keine besonders rosige Zukunft erwartet, die jungen Männer, die fast noch Kinder waren oder auch nicht, wurden sie doch, bevor sie an die Front nach Frankreich kamen, vom ehemaligen Briefträger Himmelstoß schikaniert und gedrillt, so daß sie ihr Kindsein verlernten und alle kleinen Männer hassten, weil von denen die Gewalt und die Dummheit ausgeht und hanteln sich nun heldenhaft durch den Krieg, ohne aufzubegehren und zu desertieren, vorläufig jedenfalls.
Liegen im Schützengraben, kämpfen mit den Ratten, stehlen Gänse, braten Ferkeln, um sich zu überlegen, ob es besser oder schlechter ist, sich vor dem Angriff den Bauch vollzustopfen, weil man damit zwar satt, der Bauchschuß nachher aber fürchterlich ist. Träumen von weißgekleideten Mädchen auf vergessenen Theaterplakaten, schwimmen in der Nacht mit Brot im Gepäck zu französischen Frauen, die sie „pauvres garcons“ nennen, gehen auf Heimaturlaub, werden verwundet und trauen sich im Lazarettzug mit ihren Läusen und den verschmutzen Uniformen nicht sich in die saubere weiße Bettwäsche zu legen.
Trotzdem ist das Lazarett kein Honiglecken, gerät man dort doch den Stabsärzten in die Hände, die sehr schnell amputieren und genauso schnell wieder tauglich schreiben, weil man auf der Front nicht viel laufen muß. Sie hanteln sich ahnungslos und doch unendlich weise durch die Schlachten, die jungen Männer, die nur sich und ihre Freundschaft haben, weil sie ja in einem Alter sind, wo die Beziehung zu den Müttern schwächer wird, die zu den Frauen noch nicht stark genug sind.
Kommt der Kaiser auf Besuch, bekommen sie schöne Uniformen, die ihnen später wieder weggenommen werden und im Gespräch kommen sie darauf, daß es den jungen Franzosen und den jungen Russen auch nicht anders geht und man ihnen in der Schule wahrscheinlich das Gleiche eingeredet hat.
So vergeht die Zeit und der Herbst 1918 kommt heran, in dem sich Paul, der inzwischen der letzte seiner Klasse ist, nach dem Waffenstillstand und etwas Ruhe sehnt. Der soll bald kommen, dann wird er zu seiner Mutter, wenn sie noch nicht am Krebs verstorben ist, seiner Schwester und seinem Vater nach Hause fahren und überlegt, was dann werden soll, weil er sich ja wurzellos fühlt und keine Ziele mehr hat?
Die Antwort auf diese Frage braucht er nicht mehr „fiel er doch im Oktober 1918 an einem Tag, der so ruhig und still war an der ganzen Front, daß der Heeresbericht sich nur auf den Satz beschränkte, im Westen sei nichts Neues zu melden…“
Ein Entwicklungsroman wie „Crazy“ oder „Paradiso“ und doch ganz anders.
Erich Maria Remarque wurde 1898 in Osnabrück geboren und ist 1970 in Locarno gestorben.
„Im Westen nichts Neues“, gilt als Antikriegsroman und eine der besten Beschreibungen des ersten Weltkrieges. Ich kann mich erinnern, daß der Dichter Wilhelm Szabo, den ich bei unseren Arbeitskreistreffen in den Siebzigerjahren öfter traf, mir das Buch aus diesem Grund empfohlen hat.
„Arc de Triomphe“ und „Der Funke Leben“, die die Gräuel des zweiten Weltkriegs beschreiben, habe ich schon früher gelesen.

2010-05-22

Pfingstbericht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:41

Diese Woche habe ich einige Mails und Kommentare von Autorenkollegen bekommen. So hat O. P. Zier freundlicherweise die Verlagsvorschau des Residenzverlags zu meinem 31 Bücher Artikel gestellt. Rudi Lasselsberger wollte von mir wissen, wie ich zu Blog und Homepage gekommen bin und Stephan Eibel Erzberg hat mein Geflüster über seine Lyrikbände gelesen.
Es ist ja immer interessant Rückmeldung auf die Berichte zu bekommen, weil sie meine Sicht erweitern, so hat Ruth Aspöck ihre Eindrucke von der St. Pöltner Jubläumslesung gegeben und Konstantin Kaiser hat mich per Mail eine konsequente Diariumschreiberin genannt.
Das ist es, denke ich und davon werde ich am Freitag im Amerlinghaus beim „Alltäglichen Leben“ berichten, um noch einmal alle Interessierten zur ersten öffentlichen Vorstellung des Literaturgeflüsters am 28. 5. um 20 Uhr in der Stiftgasse 8, 1070 Wien einzuladen.
Aber erst scheint mich ein verregnetes Pfingsten zu erwarten, das wir wieder in Harland verbringen. Da fahren wir ja meistens mit dem Rad nach Nussdorf an der Traisen, wo es im Schloßhof ein schönes Pfingstfest mit einer Weinverkostung gibt. Auch sonst habe ich einige schöne Pfingsterinnerungen, wenn sie auch nicht unbedingt literarisch waren. Die ersten Kindheitserinnerungen habe ich an einen Strauß Pfingstrosen aus dem Garten am Almweg Nummer fünf und als ich noch Studentin oder schon junge Psychologin war, bin ich einige Jahre mit Herrn Lembacher, Hansi Berger und dem Club logischer Denker zum Pfingsttreffen nach St. Gallen in die Steiermark gefahren, wo sich eine meiner ersten Lieben entwickelte.
Dann kam der Alfred und wir sind, als ich noch in der HNO-Klinik arbeitete, auf den Hochschwab gewandert, das war mein erster Hochschwab Besuch mit einer vier Tagestour mit Hütten und Wege, die wir seither nicht mehr besuchten und gegangen sind und über das alte Schiestlhaus habe ich mich schon damals gewundert.
Ein zweites Mal wollten wir zu Pfingsten auf den Hochschwab, als in Mürzzuschlag gerade das Fest für Friederike Mayröcker war. Da hat mich der Alfred von dort abgeholt. Ich kann mich erinnern, daß Gerald Bisinger mit seiner Frau auf der Mürzzuschlager Hauptstraße war, als er gekommen ist. Weil es sehr geregnet hat, haben wir auf den Göller umdisponiert und sind dann überhaupt gleich nach Harland gefahren.
2006 war der Alfred mit dem Karl unterwegs und in Wien das große Ingeborg Bachmannsymposium mit einem geführten Stadtspaziergang und der Ausstellung im Palais Palfy, wo zu ihrem achtzigsten Geburtstag, das jetzt erschienene Tagebuch „Schreiben gegen den Krieg“ schon vorgestellt wurde. Daran habe ich auch sehr schöne Erinnerungen an schöne Gespräche, am Nachmittag bin ich ein bißchen im Wienerwald herumgewandert, mit dem Bus auf den Kahlenberg gefahren und den Leopoldsberg nach Nussdorf in Wien hinuntergewandert. Letztes Jahr waren wir in Sizilien und sind erst am Pfingstmontag zurückgekommen.
Jetzt sind wir wieder in Harland, ich habe mir als Lektüre etwas sehr Ates und Berühmtes, nämlich „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque vorgenommen und gestern einen Besuch von Elisabeth Pratscher von leselustfrust gehabt, die mir freundlicherweise „Die Bücherdiebin“ vorbeibrachte, damit ich sie mir nicht aus dem Bücherschrank ergattern muß. Das ist ein sehr dickes Buch, an dem ich vermutlich ähnlich lang, wie an den „Wohlgesinnten“ oder dem „Turm“ kiefeln werde und am offenen Bücherschrank hängen jetzt zwei große Zetteln mit einer Mahnung an einen weißhaarigen älteren Herrn, der die Bücher gleich stapelweise entfernt haben soll.
Das hat bei mir, die ich Büchern auch nur schwer widerstehen kann, ein ungutes Gefühl ausgelöst, weil die weißhaarigen alten Herren, die sie stapelweise nach Hause schleppen, vielleicht eine verstopfte Wohnung haben, aber sicher zu den sozial Schwachen gehören und vielleicht sehr einsam sind. Wenn sie die Bücher lesen und sich darüber freuen, können sie, die von mir gebrachten gerne haben, denke ich und ansonsten wäre ein Zettel mit „Bitte nicht mehr als drei Bücher auf einmal und auch einmal etwas bringen!“, ein freundlicherer Hinweis auf klare Regeln, an die man sich halten soll.
Da ist „Die Bücherdiebin“, die laut Frau Pratscher gar keine ist, vielleicht ein passendes Buch zum Thema Bücherliebe, ich bin gespannt und habe am verlängerten Wochenende noch einiges zu korrigieren und zwei Bücher mit denen ich fertigwerden will.
Ansonsten habe ich mir gerade auf der Seite http://www.bachmannpreis.at die Namen der Stipenditaten des heurigen Literaturkurses angeschaut. Es sind wieder nur neun, darunter sieben Deutsche und zwei Schweizer, was ich schon ein bißchen seltsam finde, daß nur eine in Berlin lebende, in Lepzig studierende und als Deutsche geführte Österreicherin darunter ist, da ich auf Anhieb einige Namen unter Fünfunddreißigjähriger nennen könnte, man bräuchte da ja nur zu den von Angelika Reitzer organisierten Textvorstellungen gehen und schon hat man was man braucht. Beim Lehrgang für Sprachkunst studieren auch einige Talente. Vielleicht sollte man Ferdinand Schmatz empfehlen hinzugehen, bei der Akademie ist er, glaube ich, sowieso beschäftigt. Cornelia Travinicek hat schon vor zwei Wochen geschrieben, daß sie schon wieder nicht genommen wurde.

2010-05-20

Etcetera-Jubiläumslesung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:02

Am Mittwoch war die Jubiläumslesung fünfundzwanzig Jahre literarische Gesellschaft St. Pölten mit gleichzeitiger Präsentation des 40. ecetera Viertelhefts im Stadtmuseum St. Pölten und da ich in dieser Zeitschrift ein sehr schönes Portrait habe, sind wir mit Ruth Aspöck nach St. Pölten hinausgefahren.
Eigentlich lag die Heftpräsentation ja sehr ungünstig, nämlich mítten in der Woche und da Alfreds Eltern nicht mehr solange aufbleiben sind wir gleich wieder zurückgefahren. Es war eine sehr festliche Veranstaltung und der Saal in dem Stadtmuseum in der Prandtauerstraße beim Rathausplatz war auch sehr voll.
Bürgermeister Stadler hat mit der Bemerkung eröffnet, daß es nicht stimmt, daß es in St. Pölten kein kulturelles Leben gibt.
Die Zeitschrift der literarischen Gesellschaft trägt auch den Untertitel „Literatur und so weiter“, dann kam Eva Riebler auf das Podium und erzählte ein bißchen die Geschichte der Litges und des Etceteras, das aus dem Limes hervorgegangen ist und von Günther Stingl und Alois Eder mitbegründet wurde. Dann machte Doris Kloimstein aus dem Limes ein @cetera und engagierte sich sehr lang für die Zeitschrift, bis sie nach Brasilien ging und Eva Riebler, die neue Obfrau wurde, der Klammeraffe verschwand, die Zeitschrift eine Literaturarena gründete, einen Poetry Slam veranstaltete und viele Veranstaltungen machte.

25 Jahre LitGes

25 Jahre LitGes

Ingrid Reichel präsentierte eine ausführliche Power Point Präsentation mit sämtlichen Autoren, die in der Zeitschrift publizierten, mein Bild mit dem grünen Leiberl und der Sonnenbrille vom Osterspaziergang erschien, leider war mein Name falsch geschrieben und Cornelia Travnicek wurde mehrmals als engagiertes Nachwuchstalent erwähnt.
Dann las Klaus Ebner seinen vier Viertel Essey, Robert Eglhofer, der stellvertretende Obmann, seine vier Viertel, die im Rendlkeller begannen und in der Litges endeten.
Doris Kloimstein war nicht da, obwohl sie Ehrenmitglied werden sollte, Wolfgang Mayer König wurde es und der Wiener Beppo Beyerl mit tschechischen Wurzeln las noch seine Trinkertypologie dazu.
So war die Lesung lang und anstrengend, bis das Buffet eröffnet wurde. Bürgermeister Stadler ist aber die ganze Zeit dageblieben.
Wolfgang Mayer König flüsterte mir zu, daß ihm mein Portrait gefallen hätte, eine Dame fragte mich, ob ich öfter ins Stifter Haus käme, da war ich aber nur während unserer Donauradkarawane 2007.
Es gab Wein und Auftrichbrote und interessante Gespräche.
Zdenka Becker erzählte von ihren Erfahrung mit der literarischen Gesellschaft, ich machte die Bekanntschaft einer sehr alten Frau, die einmal im St. Georgs College in Instanbul unterrichtet hat. Eva Riebler gab mir noch drei Ecetera Nummern und Alfred entdeckte einige Schulkollegen.
Sehr festlich und feierlich im schönen Museumsrahmen. Dann sind wir wieder nach Wien zurückgefahen, weil Alfreds Eltern schon schliefen. Als die erste in Hindu erschienene Österreich Anthologie vor vielen Jahren in St. Pölten präsentiert wurde, haben wir Amrit Mehta in seine Wiener Pension zurückgebracht und ihm vorher noch kurz Alfreds Eltern vorgestellt, die sich bei ihm erkundigten, ob er Englisch sprechen würde.
Inzwischen ist Zdenka Becker vollständig auf Hindu übersetzt und das letzte Buch von Peter Rosei und als der Residenzverlag kürzlich fragte, welches Buch das sei, habe ich prompt auf Zdenka Becker getippt.
Es war also eine sehr schöne Veranstaltung, einmal etwas anderes als das Literaturhaus oder das literarische Quartier der alten Schmiede, da ich unter der Woche nur im Sommer in St. Pölten bin.

2010-05-18

Marlen Haushofer trifft Paul Celan

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:44

Natürlich nicht wirklich, denn die beiden sind sich, obwohl beide 1920 geboren und 1970 verstorben, soviel man weiß, nie im Leben begegnet. Also nur in einer Lesetheaterveranstaltung im Literaturhaus mit dem Untertitel „Eine Begegnung jetzt“, dafür aber mit Erni Mangold als Ehrengast, Eva Fillip, Martin Heesch, Harald Jokesch und Friedemann Kluge bestens besetzt. Helga Golinger, die auch noch mitgelesen hat, hat die Dramaturgie gemacht, Renee Kellner die Rauminstallation, Edith Leitner und Malin Joy Porzer haben musiziert und die Bezirksvorstehung hat unterstützt, also wahrscheinlich etwas Geld hergegeben.
Eine Veranstaltung bei der es sich lohnte, sehr früh hinzugehen, um noch einen Platz zu bekommen und es war auch sehr voll.
Eine Collage aus den Texten zwei berühmter Dichter, die einen Krieg und höchstwahrscheinlich sehr viel Traumatisierung erlebt hatten. Celan der Vernichtungsmachinerie des dritten Reiches gerade noch entkommen, aber trotzdem so verstört, daß er sich 1970 nach zwei Mordversuchen an seiner Frau das Leben genommen hat und Marlen Haushofer, die Tochter eines Försters, die im oberösterreichischen Frauenstein geboren wurde, in Wien Germanistik studierte, in Steyr einen Zahnarzt heiratete, sich von ihm scheiden ließ, aber trotzdem weiter in seiner Praxis arbeitete und in Wien von Hans Weigel literarisch gefördert wurde. 1970 ist sie an Krebs gestorben und in ihren Texten wie „Die Wand“, „Die Tapetentür“ oder „Die Mansarde“, ist wahrscheinlich genausoviel Verstörung, wie bei Paul Celan zu finden, auch wenn es ein wenig leiser und vielleicht nicht so auffällig ist.
So sagte mir Ingeborg Reisner auch als erstes, sie könne sich gar nicht vorstellen, wie die beiden zusammenpassen.
„Ich schon!“, antwortete ich und war gespannt auf den Abend, der hervorragend aufgebaut war. Die grande dame Erni Mangold saß in der Mitte, die drei Herren in schwarz hinter oder neben ihr, jeder vor seinem Mikrofon auf einer Bank oder vor einem Tisch und die beiden anderen Frauen an der Rampe, dann lasen sie und wiederholten auch die Texte, so daß schwer auseinanderzuhalten war, was jetzt von wem war und woraus die Texte stammten.
Marlen Haushofers „Wand“ habe ich erkannt und auch die Stelle von dem kleinen Vogel zu dem die Mutter nicht mehr kommt und vielleicht auch ein paar Zitate und die Gedichte waren von Celan, hat mir Helga Golinger später gesagt, die mir keine genauere Auskunft geben wollte.
Es war aber beeindruckend und sehr gut aufgeführt. Ein bißchen habe ich auch mitgeschrieben, wie zum Beispiel, „Ich habe nur ein begrenztes Talent zum Schreiben aber innerhalb dieser Grenzen habe ich es zur Meisterschaft gebracht“ und dann die Stelle, wo Marlen Haushofer höchstwahrscheinlich Schwierigkeiten mit dem Schlafen hat oder „Der Tod ist nichts, was man fürchten muß, nur die Schmerzen entwürdigen den Menschen!“
Eine sehr beeindruckende fiktive Begegnung der beiden großen Dichter, ein bißchen mehr Information woraus die Texte stammen, hätte zwar nicht geschadet, man kann und soll das Ganze aber vielleicht auch nachlesen und ich habe ja einen Gedichtband von Paul Celan und von Marlen Haushofer, die Biografie von der Daniela Strigl.
Danach war es noch nicht aus, obwohl sich alle verbeugten und die Ehrengästin auch verschwand, denn kurz vor der Tür, wo man zum Buffet gelangte, gingen die Schauspieler auf einmal im Kreis und begannen erneut die Texte zu rezitieren und im Hintergrund lief ein Film in dem die meisten Texte noch einmal projiziert wurden und zwei Schauspieler, ein Mann und eine Frau, sich mit Sesseln hinter eine Glasfassade zurückzogen und Menschen liefen mit schnellen Schritten eine Straße hinab.
Danach verbeugten sich nochmals alle, außer Erni Mangold und das Buffet wurde eröffnet.
Silvia Bartl ging, obwohl ja außer Dienst, mit dem Gästebuch herum, ich habe mich lange mit Susanne Schneider unterhalten, Elfriede Haslehner begrüßt, die Zetteln zu meinen zwei nächsten Veranstaltungen verteilt und Rolf Schwendter schon vorher etwas zu dem Rainer Kunze Gesprächsbuch gefragt, was sich auf ein Interview mit Wolfgang Kraus und Zitate bezüglich der Erich Fried Gesellschaft bezogen hat.

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