Literaturgefluester

2020-02-29

Fatma

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:18
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Weil ich dem über tausend Seiten Wälzer „Middlemarch“ noch nicht fertig bin, hier eine der vier Szenen, die ich im November, dem „Fräulein No“, in einem Anhang anfügte, um die gewünschte „Nanowrimo-Wortezahl“ zu erreichen, die ich aber anschließend aus dem Text genommen habe:

 

„Fatma Sayan stand im Badezimmer und war damit beschäftigt ihr Kopftuch aufzusetzen. Es war ein schönes Blaues, das sie für heute gewählt hatte, das gut zu ihren Jeans und ihrem T-Shirt passte, auf dem „Fuck Moralists“ stand und der Vater den Kopf geschüttelt hatte, als sie damit in die Küche gekommen war.

„Muß das sein, Fatma? Das sind sehr böse Worte!“, hatte er gemahnt.

„So spricht man doch nicht und zieht sich sowas auch nicht an!“

Ihr lieber Papa, der selber Rechtsanwalt war und sich immer sehr bemühte, einen korrekten Eindruck zu machen, damit man ihm, was sicher nie gelingen würde, für einen echten Wiener hielt und ihm seine iranische Herkunft verzeihen würde. Die Mutter war da anders und aus anderen Gründen mit ihr unzufrieden. Da war es das Kopftuch, das sie seit einigen Jahren so beharrlich trug, weil sie es als Zeichen ihrer Selbstbestimmung betrachtete, das der <mutter nicht gefiel. Denn, die war im Gegensatz zum Vater, der da konservativer war, eine fortschrittliche Frau. Hatte Soziologie studiert und arbeitete auch an der Universität als solche. Ansonsten hielt sie Deutschkurse für Migranten ab und betreute ehrenamtlich einen syrischen Flüchtlingsbuben, der gegen ihr Kopftuch nichts hatte und sich eher darüber wunderte, daß Frau Zarah keines trug und die schien es,  wie sie immer andeutete, nicht zu verstehen, daß ihre einzige Tochter so vehement auf das Tragen eines solchen bestand.

„Im Iran wirst du, seit dort die Mullahs herrschen, deshalb verfolgt, Schätzchen!“, sagte sie dann zu ihr und erklärte zum wiederholten Mal, daß sie und der Vater deshalb aus Teheran nach Österreich geflüchtet waren. Aus dem schönen Teheran, nach dem die Mutter, trotz ihrer Fortschrittlichkeit Heimweh zu haben schien und das sie eigentlich nicht kannte, weil sie, soweit sie sich erinnern konnte, nur zwei oder dreimal in ihrem Leben in der Heimatstadt ihrer Eltern gewesen war. Die Großmutter lebte aber mit zwei Onkeln, einigen Tanten und einer Unmenge von Cousins und Cousinen noch immer dort und die weiblichen Mitglieder der Familie waren verpflichtet, ein solches zu tragen, während sie dieses Symbol der Unterdrückung nie freiwillig aufsetzen würde, sagte sie dann immer mit einem Blick auf ihre Tücher, um hinzuzusetzen, daß sie nicht verstehe, wieso ihr das so wichtig sei und Fatma war eingefallen, daß Gerti Schuster, als sie sich verwehrte, von ihr so angestarrt zu werden, ebenfalls gesagt hatte, daß sie den Fetzen hinuntertun solle, weil er ein Symbol der Unterdrückung wäre. Sie war aber nicht unterdrückt. Fühlte sich nicht so und hielt das Kopftuch, das sie natürlich freiwillig aufsetzte, für ein Symbol der Freiheit und würde sich dieses auch nicht von den Rassisten, von denen sie hier ständig umgeben war, verbieten lassen. Natürlich würde sie das nicht, auch wenn ihr ebenfalls bewußt war, daß das im Iran, in Syrien, Afghanistan und anderen arabischen Ländern anders war und sie natürlich auch gegen die Unterdrückung der Frau und der Meinung war, daß jede selbst entscheiden sollte, was sie auf ihre Haare stülpte und, daß das im Iran, wo man dazu verpflichtet war, weil man sonst von der Sittenpolizei angepöbelt wurde, mußte, wie ihr die Mutter immer brühwarm erzählte und sie ihr auch immer die Videos zeigte, wenn sie schon wieder in der U-Bahn, wegen des Kopftuchs belästigt und beschimpft worden war, sehr wohl nicht durfte, wußte sie ebenfalls und brauchte von der Mutter deshalb auch nicht darüber diskutieren und sie verlangte auch nicht von ihr, daß sie ein solches auf ihre  schönen rotgefärbten Haare stülpte. Natürlich nicht, sie wollte nur selber in Ruhe gelassen werden im Hause Sayan und auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht ständig darüber diskutieren, daß sie das Kopftuch freiwillig trug und keine unterdrückte Tussi, sondern eine engagierte, frauenbewegte Muslima war, die später Menschenrechtsaktivistin werden würde. Dabei hatte die Mutter vorhin beim Frühstück gar nicht soviel gesagt. Denn die Mutter hatte andere Sorgen. Die Großmutter war in Teheran gestorben, wie ihr ihr Onkel Hassan, in dessen Haus sie gelebt hatte, vorhin am Telefon mitgeteilt hatte und sie mußte jetzt mit der Mutter, der Vater hatte berufliche Verpflichtungen und konnte sich nicht so schnell freimachen, nach Teheran fliegen. Der Flug war schon gebucht. In ein paar Stunden sollte er abgehen. Sie mußte ihre Vorlesungen und die Antirassismusgruppe, in der sie heute ein Referat abhalten wollte, absagen. Denn im Iran gingen die Begräbnisse viel schneller, als hier von sich und die Mutter würde sich, wie sie vorhin geklagt hatte, das verhaßte Kopftuch aufsetzen, während man sie dort, da war sie sicher, deshalb nicht anpöbeln würde oder doch vielleicht, weil sie es ja sehr nachläßig trug und es eher als ein Symbol für ihre Freiheit, statt als religiösen Zeichen verstand. Denn eine so strenge Muslima war sie zur Erleichterung ihrer Mutter, die das gar nicht war, nicht. Nur der Vater schien, wie sie merken konnte, immer mehr an seinen Glauben und seiner Herkunft festzuhalten, so daß er sehr bedauerte, sich nicht freimachen und mitfliegen zu können, während die Mutter, wie sie sicher war, das als lästige Pflicht betrachtete. – Das Kopftuch war gebunden. Jetzt noch einmal in die Küche gehen, sich vom Vater verabschieden und mit der Mutter und dem jüngeren Bruder, der sich darüber, daß er schulfrei hatte, mehr als über die Zwangsverpflichtungen nach Teheran reisen zu müssen, freute, mit dem Taxi zum Flughafen fahren und sie freute sich ganz heimlich, wieder nach Teheran zu kommen und die Stadt, die sie kaum kannte und die Familie zu sehen. Versprach dem Vater alle von ihm zu grüßen und ihn wegen seiner Unabkömmlichkeit zu entschuldigen und konnte es sich nicht verkneifen, die Mutter zu fragen, ob sie an das Kopftuch gedacht habe und sie ihr eines leihen solle? Die wurde ein wenig rot vor Ärger. Schüttelte den Kopf und murmelte etwas, das klang, daß sie sie eines in der Reisetasche hätte, es aber vor der Landung im flugzeug ganz bestimmt nicht aufsetzen würde.

„Was du eigentlich auch nicht bräuchtetst!“, hörte sie den kleinen Bruder, der gerade siebzehn geworden war und daher voll in der Pubertät steckte, zu ihr sagen und sie schüttelte den Kopf. Wollte eine verärgerte Antwort geben, wurde aber von der Mutter jetzt auch aufgefordert, vielleicht doch besser das T- Shirt zu wechseln.

„Vielleicht nimmst du ein neutraleres Schwarzes, Fatma! Denn so kannst du nicht zum Begräbnis erscheinen! Das würde nur die Familie erzürnen!“

Also schnell in ihr Zimmer huschen und das T- Shirt wechseln. Sie sah es schon ein, obwohl sie es auch im Flutzeug tun hätte können, dachte sie ein wenig trotzig und  daran, daß sie nun selbst beobachten konnte, ob es richtig war, was ihre Freundinnen  immer erzählten, daß die Frauen mit kurzen Röckchen und Kopftuchlos in Wien einstiegen und mit der Burka  am Ziellort wieder aussteigen würden, was eigentlich auch ein wenig komisch, aber die Folge eines Doppellebens ihrer zwei Identitäten war, was sie bisher nicht sehr gestört hatte, dachte sie und hatte inzwischen ein neutraleres Shirt gefunden und eine dunkle Jacke darüber gezogen, weil man seine Arme in Teheran auch nicht zeigen durfte. Nahm die Reisetasche und nickte, als sie den Vater rufen hörte, daß sie sich beeilen sollte, weil das Taxi schon eingetroffen war.“

So, das war die Füllszene. Drei weitere können noch folgen. Interessant ist dabei, daß aus der Fatma bei mir inzwischen eine Pakistanierin geworden ist und eigentlich  ursprünglich  anders geheißen hat.

 

2020-02-28

Wieder per livestream die Hörspielgala hören

Ich habe ja, glaube ich, schon öfter geschrieben, daß ich kein besonderer Hörspielfan bin, nicht so viel für die Dramatik über habe, kaum ins Theater gehe und mir inzwischen auch kaum mehr die Hörspiel anhöre, die es in Ö1 zu hören gibt.

Eine Ausnahme bildet die jährliche Hörspielgala, die früher einmal lange Nacht des Hörspiels geheißen hat, wo es Gulasch und Wein gegeben hat, man für die Hörspiele live abstimmen,  von Studio zu Studio wandern konnte und das Ganze bis weit nach Mitternacht gedauert hat, da war ich meistens live dabei, inzwischen wurde das schon schön abgespeckt, dauert von sieben bis zehn, wird in Ö1 übertragen, Doris Glaser und Andreas Jungwirth moderieren und ich bin auch meistens hingegangen, habe aber im letzten Jahr spontan beschloßen, mir dasGanze von meinen Wiener Bett per Livestream zu geben, was eigentlich auch sehr gut gelungen ist, besser noch sogar, weil ich mir das Glas Wein, das ich mir inzwischen kaufen müßte, auch auf das Beistelltischchen stellen konnte und heuer hatte ich keine Qual der Wahl, weil schon lange klar, daß wir das Wochenende in Harland verbringen werden und da ist mein Blick fast zufällig vor ein paar Tagen auf die Wahlkarte gefallen, die, glaube ich, den Ö1-Programmen beiliegt oder, die ich so zugeschickt bekommen habe, die ich, weil ich ja die meisten Hörspiele nicht kenne, auch nicht ausgefüllt und abgeschickt habe, aber da ist mir eingefallen,  kann ich mir das Ganze ja in Harland anhören und weiß dann auch worüber ich blogge, weil ich beim Lesen ja immer noch bei „Middlemarch“ bin und mich da durch die über zweitausend E-Book-Seiten quäle.

Aso per livestream in den großen Sendesaal, wo diesmal ,glaube ich, die Festrede weggefallen ist, dafür hat es gleich mit dem im Vorjahr vorgestellten Ö1- FM4- Podcast „Fake news blues“ begonnen, wo zwei Hörspielmitarbeiter ein Studio stürmen, aber von einem Tonmeister dabei behindert werden, begonnen. Die Stimme des Tonmeisters war ein Johannes Silberschneider, der zum heurigen Schauspieler des Jahres gekürt wurde.

Aber das kam erst später, zuerst stellten Doris Glaser und Andreas Jungwirth, glaube ich, aus den siebenundzwanzig Hörspielproduktionen, über die man abstimmen konnte, die besten zehn vor und ich habe mich bemüht auf meinen Wahlzettel alles mitzuschreiben und alles zusammenzubekommen, was mir inzwischen auch gelungen ist.

Fünf Preise, die fünf „Adriennen“, gibt es inzwischen und die ersten zwei gingen an die Gewinner des Kurzhörspielspielwettbewerbes „Take five“, wo man ein fünf Minuten langes Hörspiel, das einen bestimmten Satz enthalten mußte, einreichen konnte.

Da gibt es inzwischen auch noch einen künstlerischen Preis, der von der „Schule für Dichtung“ ausgesucht wurde und dann folgte aus der Liste der Siebenundzwanzig, der „Hörspielpreis der Kritik“ und Überraschung, das kannte ich schon, obwohl ich kein einziges der Hörspiele im Radio gehört, aber spoilere ich wieder, schon was gelesen habe.

Bei dem Hörspieldialog der Ruth Johanna Benrath mit Elfirede Gerstl war ich aber in der“Alten Schmiede“ und Andreas Jungwirth, glaube ich, mich zu erinnern, war auch dabei.

Dann gings, glaube ich, schon in die Pause, wo auch ein paar Hörspieltexte und Musikstücke gesendet wurden und dann wurde, wie schon erwähnt, der Schauspieler des Jahres, Johannes silberschneider, ein sehr akrobatisch wirkender Mensch, 1959 in der Steiermark geboren und mir bisher eher unberkannt füge ich hinzu, geehrt und richtig die Musikeinlagen des Duo „Duscher & Gratzer“ habe ich jetzt vergessen, die aber auch in diesem „Fake news blues“ mitgewirkt haben und mit denen hat Johannes Silberschneider, dann noch einen neu getexteten Hit von Freddy Quinn gesungen und dann gings noch einmal in die Hörspielrunde, das heißt, da habe ich schon wieder was vergessen, nämlich ein Hörspiel von Magda Woitzuk „Im Winter“ und das ist eine Kooperation des Hörspielstudios mit dem „Kunsthistorischen Museum“, denn da konnten offenbar sechs Autoren zu je einem Bild einen Text schreiben, der dann  szenisch aufbereitet wurde.

Magda Woitzuks Stück steht auch auf der Liste der ausgewählten zehn und da war dann noch Josef Winkler Brief an seinen Vater dabei mit dem er 2018 zu meiner überraschung mit den „Österreichischen Buchpreis“nicht gewonnen hat, in der Hörspielropduktion hat Johannes Silberschneider aber wieder dem alten Winkler seine Stimme geliehen, während es noch die eines sechsjährigen Kindes gab. Aber ich greife schon wieder vor, Platz drei beim Publikumvogting war ein Stück über die Familie von Otto Grünmandl mit dem schwierigen Namen „Hhersky Brod – ein ferner Name“, Platz zwei dann die „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“ von oder nach Christine Lavant und da kann ich wieder spoilern, das ich da zwar weder das Buch gelesen habe, noch das Hörspiel hörte, aber im Literaturhaus bei der Lavant- Ausstellung war und dann noch bei einer zusätzlichen Veranstaltung, wo es auch über die „Aufzeichnungen“ ging und Platz eins, fast habe ich mir es schon ausgerechnet, weil ich Josef Winkler im Publikum sitzen gesehen habe, war „Lass dich heimgeigen, Vater, oder Den Tod ins Herz mir schreibe“ und da habe ich erst jetzt erfahren, daß der Brief an den Vater urspüglich für das Burgtheater geschrieben wurde und dann erst bei „Suhrkamp“ als Buch herausgekommen ist. Der kleine Oskar kam mit josef Winkler, Johannes Silberschneider und der Regisseurin auf die Bühne, erhielt die „Schöne Adrienne“ und schüttelte entschloßen den Kopf, als ihn Doris Glaser fragte, ob er einmal Schauspieler werden will?

Dann gabs noch ein Abschiedsständchen und vor zehn war die heurigen Hörspielgala, die mir ,ich schreibe es gleich hinzu, um keine Mißverständisse auszulösen, diesmal sehr gut gefallen hat, zu Ende, das Siegerhörspiel ist Morgen, am Samstag, um zwei zu hören, der Gerstl-Dialog glaube ich am Sonntag im Kunstradio oder werden da die Kurzhörspiele gesendet?

Das weiß ich jetzt gar nicht so genau. Man kann es aber in der Programmschiene sicher nachlesen.

Es war ein sehr interessanter Abend und Hörspiele sind natürlich auch interessant, besonders wenn es dabei um literarische Vorbilder geht.

2020-02-27

luna luna

Nun kommt das erste Belletristik Buch das heuer für den „Leipziger Buchpreis“ nominiert ist. Das ich mich für den, beziehungsweise dessen Bücher bisher nicht sonderlich interessierte, aber schon einige gelesen habe, habe ich schon geschrieben, aber das Interessante am „Leipziger Buchpreis“ ist vielleicht, daß da Bücher nominiert werden, die in Frankfurt keine Chance haben.

So hat doch 2015 Jan Wagner mit einem Lyrikband gewonnen, ob das heuer der 1984 in Überlingen geborenen Maren Kames mit ihrem Langgedicht „luna luna“ ebenso geht, weiß derzeit wahrscheinlich nicht mal die Jury, die Konkurrenz zu Lutz Seiler, Ingo Schulze, den großen Romanciers und Leif Randt bzw Verena Günter ist aber wahrscheinlich groß und ich muß sagen, ein sehr schönes Buch aus dem kleinen „secession-Verlag“, das wahrscheinlich sonst an mir vorbei gegangen wäre, das auch locker für den „Preis der schönsten Bücher“ nominiert werden könnte.

Denn ein schwarzer Leinenband, silbrig steht „maren kames luna luna“ am Cover. Dann kommen rosa Zwischenseiten mit dem Klappentext zur Tetbeschreibung: „Luna Luna ist ein dunkler Text. Rasant, rasend und atemlos spricht er von tief innen aus dem weit offnen Gaumenraum heraus. Es geht um die dünne Wand zwischen Traum und Trauma, um dünne Haut, um eine Gans aus Pappmache und den Bären, den sich eine aufbindet, um sich gegen den Wind zu schützen“  und den biografischen Angaben und dann weiß auf schwarz gedruckt in konsequenter Kleinschrift in drei oder vielleicht noch mehr Teilen, das Langgedicht, das zumindestens bei mir mehr einen optischen Eindruck machte, als daß ich wirklich verstanden hätte, um was es hier geht.

Aber das ist wohl bei den Gedichten überhaupt und bei den experimentellen Texten im speziellen so.

Die drei Teile haben die Titel:

„1 scheiße und einskatz“ 2 krieg (wieso) 3 liebe (wieso)

und dann kann man Zeilen lesen, wie

„habe mir einen bären aufgebunden, am rücken, gegen den wind, aber es kommt keiner (kein wind° und niemand) und liebt mich“ im ersten Teil.

Eine Gans aus Pappmache und der bewußte Bär tauchen, wie im Klappentext auf und immer wieder eine Mathilda. Es gibt immer wieder eingestreute graphische Seiten, Fußnoten und einen Soundtrack gibt es am Schluß auch.

Immer wieder englische Texte, auch ein bißchen was auf japanisch.

Im zweiten Teil wird Schillers „Ode an die Freude zitiert:

„seid umschlungen, millionen

diesem kuß der ganzen welt

brüder überm sternenzelt

muß ein lieber vater wohnen“

„sind das prognosen oder gebete“ schreibt wohl Mares Kames dazu.

Helene Fischers „atemlos durch die Nacht in der Inszensierung von Christoph Marthaler, auf der Volksbühne Berlin, 2014 folgt erst später.

Gereimt wird manchmal auch ein bißchen:

„die band packt ein, es regnet hämmer, es regnet nägel,

und es stimmt, es ist zeit

für all die waisen, all die züge, die entgleisen“

Am Schluß gibts den schon erwähnten Soundtrack und eine Danksagung „Für meine Mama, unsere katzen und Clowns (=Opa, Oma, Opa u. Oma). und bezüglich Maren Kames kann ich noch erwähnen, daß sie 2014 beim Literaturkurs in Klagenfurt war und außer ihren „Hypnotischen Nachtgesang“, wie deutschlandfunkkultur.de, das Langgedicht nennt, auch noch „halb taube halb pfau“, 2016 ebenfalls bei „Sesession“ veröffentlicht hat.

Bei „Amazon“ gibt es derzeit zwei Einträge. Eine mit fünf Sternen bewertete, während ein anderer „Schade ums Geld“ geschrieben hat. Dem kann ich nicht zustimmen, denn es ist ein sehr schönes, sehr poetisches Bändchen, für mich eine Entdeckung. Mal sehen, wie es Maren Kames in Leipzig geht? Ich wünsche ihr jedenfalls viel Erfolg!

2020-02-26

Dollfußs Monolog

Oder das „Plädoyers eines Märtyrers“ eine Grosteskte des 1963 in Leoben geborenen Historikers und Juristen Werner Anzenbergers, der das literarische Psedonym Peter Veran gewählt hat und das Literaturhaus mit einer Menge steirischen oder auch anderen Politikerm gefüllt hat.

Ein tolles Buch sechsundachtzig Jahre nach den Februarkämpfen erschienen und ein bißchen zu spät, um den zwölften Feburar zu würdigen, aber nicht nur Afdolf Hitler ist in „Er ist wieder da“, ein Buch das ich noch lesen muß, zurückgekommen, auch Engelbert Dollfuß, der vm 1932 bis 1934 österreichischer Bundeskanhzler war und im Juniputsch der Nationalsohzialisten 1934 ermordert wurde, ist laut Werner Anzenberger zurückgekommen, beziehungsweise wurde er aus seinem Hietzinger Grab exhuminiert und in den Gerichtssaal gestellt, wo er der Frau Rat sein ganzes Leben erzählt und am Schluß ganz ganz sicher ist, daß er freigesprochen wird.

Sein Leben und seine politischen Ambitionen und da entpuppt er sich sowohl als Dauerredner, als auch als allwissender Erzähler, denn er weiß sehr viel, nicht nur über die „sozialistischen Weiber“, wie die Adelheit (Popp) steht dann irgendwo angemerktoder die konservative Hildegard (Burian), die den Frauen eine Verordnung für Garten und Küche bescherte und sich der Engelbert darüber wunderte, wozu sie dieses denn brauchen, als auch über das Ibiza-Video und den Kurzzeitvizekanzler, der ja heute seine Aschlermittwochrede hält in der er verkünden wird, ob er auch wiederkommen wird und Hannes Hofbauer sein Verleger moderierte und kommentierte den Monolog des ebenfalls sehr redegewandten Autors. Nachher gab es Brötchen,  Getränke und Gespräche. Ich habe mich mit einer steirischen Politikerin sehr lange unterhalten, die mir auch erzählte, daß Werner Anzenberger auch in Leipzig lesen wird und ich kann noch anmerken, daß ich vor langer Zeit Paula Wallischs „Ein Held stirbt“, ein Buch, das ich im Bücherschrank meiner Eltern in der Wattgasse gefunden habe, gelesen habe, das Werner Anzenberger auch erwähnte und weil es heuer am 12. 2. ja nichts Politisches gab, ist diese Groteske sehr zu loben und  jetzt muß ich nur noch schauen, ob ich sie im schrank einmal finde.

2020-02-25

Andras Forgach vor den gläsernen Vorhang

Bei der vorletzten Leseauslese haben Cornelius Hell oder Katja Gasser Andras Forgach „Akte geschlossen“ vorgestellt und sehr gelobt.

Ich bin nach Hause gegangen, habe mir Fritschs Tagebücher und Damir Ofcinas „Zwei Jahre Nacht“ bestellt und mir das bei dem in 1952 in Budapest geborenen Theatermacher und Übersetzter verkniffen und dann doch damit geliebäugelt.

Stephan Teichgräber es als Lektüre für sein Centrope-Workshop vorgeschlagen, dann aber bei der nächsten Leseauslese Janos Terey „Budapester Überschreitungen“ angefragt und nicht bekommen, beziehunsweise mir etwas später Geörgy Dragomans „Scheiterhaufen“ aus meinen Regalen gesucht und jetzt, da ich mich an das „Leipziger Buchpreislesen“ machen und inzwischen die Bücher auch schon ungefragt bekomme, habe ich ohnehin keine Lesechance, aber trotzdem begeistert in die Gesellschaft gepilgert, als ich erfuhr, daß dort Andras Forgach aus dem gläserenen Vorhang schauen würde und dafür die Stabauer-Lesereihe im Siebenstern und eine sicher ebenfalls interessante „AS“ Veranstaltung ausgelassen.

Wieder bin ich zu spät gekommen, Frau Elisabeth wird mich rügen, weil wieder, wie fast jeden tag in dieser Woche eine sechs Uhr Stunde und als ich den Lesesaal erreichte, war Cornelius Hell schon bei der Vorstellrunde, der ORf hat gefilmt und ich habe fast nur mehr einen Platz in der ersten Reihe mehr bekommen und das Buch ist interessant oder auch nicht beziehungsweise nicht wirklich etwas Neues, daß da ein Sohn nach dem Tod der Mutter ihre Geheimdienstakte entdeckt und erkennt, sie war eine Spionin oder ein Spitzel der Staatssicherheit.

Da habe ich ja gerade erst ein solches Buch gelesen und hier ist die Geschichte besonders brisant, denn Andras Forgach Mutter war eine Jüdin die zwar die Religion nicht besonders hoch gehalten hat, aber aus Israel nicht der Liebe wegen nach Budapest gekommen ist, eine überzeugte Kommunistin oder Stalinistin war und Andras Forgach hat das Buch in einigen Teilen geschrieben und aus diesen gelesen.

Begonnen hat er im Jahr 1982, als die Mutter sechzig war und sich mit drei Herren oder Genossen von der Staatssicherheit in einer Konditorei in Budapest traf, die ihr eine Tischdecke und einen Blumenstrauß überreichten und sie auch nötigten sich ein süßes Stückchen zu ihrem Tee zu bestellen.

Dann kamen zwei Briefe, die der Vater im Jahr 1947 an die Mutter geschrieben hat und danach ein Teil des Nachwortes in dem Andreas Forgach beschrieb, was die Erkenntnis, die geliebte Mutter war ein Spitzel, aus ihm machte.

Der Autor hat überhaupt sehr viel und sehr launig in sehr guten Deutsch über die Entstehungsgeschichte erzählt und nun kann ich raten, mutmaßen oder vermuten ob das Buch jemals zur mir kommen wird? Interessant wäre es  allemal.

Und ich kann was das „Selfpublishing“ und die Diskrimierung, daß man damit nicht überalle lesen kann, betrifft, anmerken, daß ich das in der „Gesellschaft“, die sich ja auch dieser Meinung angeschloßen hat, zweimal am Faschingdienstag, als dort einige Zeit lang, der Dichterfasching stattfand, gelesen habe.

Da sollte man sich kostümieren, anschließend hat es ein Krapfenbuffet gegeben, Marianne Gruber hat eine Dompteurkostümjacke getragen und jeder konnte honorarlos lesen.

Gemeint waren wahrscheinlich lustige Stanhzerl. Es sind aber natürlich die Autoren gekommen, die ihre Werke präsentieren wollten und das sonst nicht können.

Ich habe das erste Mal, das war, glaube ich, 2005 die Opernballszene aus der unveröffentlichten Erzählung „Zwischen Hütteldorf und Heisligenstadt“ gelesen, die mit den Namen Marianne, eine der dortigen Protagonistennen, die aber nichts mit Marianne Gruber zu tun hat, begann und alle lachten.

Das zweite Mal eine Szene aus dem „Wiener Stadtroman“, wo sich die beiden Therapeuten, glaube ich, im Cafe Sperl treffen, worauf mich Claudia Erdmann angesprochen hat und sich für den Text interessierten.

2020-02-24

Über Peter Weiss

Ich bin ja keine Peter Weiss Spezialistin, kann mich aber erinnern, daß ich, als ich das erste Mal etwas über den „Tag des Buches“ mitbekam und da in die Buchhandlungen aufbrach, um mir mein Gratisbuch zu holen, beim „Hintermayer“, glaube ich, aus einer Kiste, ein Buch von oder über ihn herausholte.

Ob es die „Erimttlung“ oder die „Asthetik des Widerstandes“ war oder ein anderes, das sein Leben und sein Werk beschreibt, weiß ich jetzt gar nicht mehr so genau.

Ich habe auch nichts von ihm gelesen, aber als der Alfred mir sagte, daß er heute eigentlich zu einer Lesetheateraufführung mit Christa Kern gehen wollte, habe ich mich durchgesetzt und bin in die „Alte Schmiede“ gepilgert, wo Kathrin Röggla und Birgit Müĺler-Wieland mit  Günther Stocker über den 1916  bei Potsdam geborenen und 1982 in Stockholm verstorbenen Autor und Maler referierte und ich kann gleich sagen, ich habe es nicht bereut, so gut Christa Kern vielleicht auch gewesen ist, denn das Zwiegespräch, der beiden Dichterinnen von denen ich schon einiges gelesen habe mit dem Universitätsprofessor war sehr interessant.

Obwohl ich wegen meiner sechs Uhr Stunde etwas zu spät gekommen bin und gerade den Professor sagen hörte, daß er, weil wahrscheinlich nicht so bekannt, in das Leben Peter Weiss einführen will, was er dann sehr ausführlich tat.

Die beiden Autorinnen wurden wahrscheinlich schon vorher von Johanna Öttl vorgestellt und, daß es am Sonntag eine Filmaufführung von Peter Weiss „Abschied von den Eltern“ im Künstlerhaus gegeben hat, habe ich erst durch das Programm erfahren und die  1971 in Salzburg geborene Kathrin Röggla kenne ich, glaube ich, seit 1996, als ich in der Jury für das Nachwuchsstipendium war.

Ich habe auch einmal mit ihr in Salzburg, bei diesem „Sichten und Vermichten-Symposium“ gelesen. Sie hat dann mit ihren dokumentarischen Romanen einen steilen Aufstieg gemacht, einige von ihren habe ich gelesen und von der 1962 in Schwanenstadt geborenen Birgit Müller-Wieland habe ich das deutsch Buchpreisbuch „Flugschnee“ gelesen, weil es mir der Otto einmal schenkte.

Die erste Fragen von  Günther Stocker an die Peter Weiss-Kennerinnen lautete, wie sie zu ihm gekommen sind und was sie von ihm gelesen haben und da berichtete Birgit Müller-Wieland von einer Vorlesung und die einmal ein Student hineinstürzte und aufgeregte mitteilte Peter Weiß ist gestorben. Alle waren betroffen, sie hatte von ihm noch nicht viel Ahnung und da kann ich von einer Buch-Wien berichtetn, wo mitgeteilt wurde, daß das mit Ilse Aichinger so passiert ist, von der ich allerding schon einiges gelesen und gehört hatte.

Im Sommer 1982 hat dann das Arbeiterkind mit zwei Freunden die „Ästhetik des Widerstands“ gelesen, was seither zu ihrem Lieblingsbuch wurde, während Kathrin Röggla bekannte, daß sie den Text nach hundertzwanzig Seiten abgebrochen hat und ich, den Sommer 1977 mit Heimito von Doderers „Dämonen“ verbrachte, was mich damals auch ein sehr wichtiges Buch war.

Birgit Müller-Wieland hat auch ihre Disserataion über Peter Weiss geschrieben und die Peter Weiss-Gesellschaft mitbegründet und als Lesestelle hat sich sich die „Ästhetik“ ausgewählt und das gelesen, wo Üeter Weiss Kafka. als einen Arbeiterliteraten bezeichnete.

Kathrin Rögga las dagegen aus einem Buch über Orte und da beschrieb Peter Weiss Auschiwitz, als einen für ihn prägenden Ort.

Sehr interessant, die Veranstaltung und sicher anregend sich mit Peter Weiss  „Ästhetik“ oder seiner Person zu beschäftigten.

Och lese aber gerade sowohl George Eliots „Middlemarch“ als auch Cornelia Travniceks „Feenstaub“, habe heute vier Bücher, darunter zwei unverlangte bekommen und kann nur hoffen, daß die Leipziger Buchmesse nicht wegen des Corona-Virus, das schon bis Italien vorgedrungen ist, abgesagt werden wird.

Die Veranstaltung war aber sehr interessant und ich kann nur betonen, daß es sehr lohnend ist in die „Alte Schmiede zu gehen.

2020-02-23

Bei den IG-Autoren

Filed under: Literaturbetrieb,Veranstaltungen — jancak @ 13:49
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Generalversammlung der IG-Autoren, deshalb sind wir ja einen Tag früher aus Hinthertal abgefahren, die Ruth, die länger geblieben ist, wird wohl erst am Sonntag zu der Wahl zustoßen, aber ich bin ja ein gwissenhafter Typ und gehe eigentlich immer zu den IG-Autoren, seit dem ich einmal vor zig Jahren als Einzelmitglied nominiert wurde und diesmal war es auch besonders wichtig, denn ich habe ja einen Antrag wegen Selfpublishing gestellt, weil die IG ja grundsätzlich alle Autoren vertritt für die Selfpublisher, wie Gerhard Ruiss immer sagt, nichts machen kann, aber da nennt er es Eigen oder Selbstverlag und das hatte ja früher ein Schmuddelimage und war, glaube ich, den Zuschußverlagen zuzuorden oder wird das immer noch.

Bis vor zehn Jahren war das ja, glaube ich, so, daß das Selberverlegen, das letzte war und man das nur machte, wenn man keinen Verlag fand und das stimmt ja auch, ich habe bis auf die „Hierarchien“ in der „Edition Wortbrücke“ keinen gefunden, obwohl ich, bis 2004, glaube ich, meine Mansuskripte immer mehr oder weniger ausschickte, bis zweiundvierzig Mal habe ich das, glaube ich, getan, von „Rowohlt“, „Suhrkamp“, angefangen über „Residenz“ „Haymon“ bis zum „Resistenz-Verlag“ und keiner hat es machen wollen, bis der Alfred die „Wiener Verhältnisse“, 2000, glaube ich, selber machte und sie mir zum Geburtstag schenkte.

Inzwischen habe ich fast fünfzig selbstgemachte Bücher, die genaue Zahl vergesse ich immer, es sind  auch immer einige in Vorbereitung, ich lasse sie mir fünfzigmal drucken, verzichte auf die ISBN-Nummer und würde sie aber trotzdem gerne bei Lesungen präsentieren und bei Preisen einreichen, beziehungsweise einen „Buchpreis“ damit gewinnen, geht aber nicht, denn „Selfpublishing“ ausgeschloßen, heißt es da ja meistens und das heißt es auch bei den Rezensenten, zumindestens hat das Doris Kloimstein so gesagt, daß sie  nicht wüßte, wie und wo, man, die unterbringen könnte und das stimmt ja auch, denn, wie heißt es ja so schön „Selfpublishing wollen wir nicht!“, obwohl sich das Bild in Deutschland ja schon so ungefähr vor zehn Jahren geändert hat, weil dort ja „Amazon“ den „Selfpublishern“ Tür und Tore geöffnet haben und seither, die Selbstverleger boomen, alle drei Monate ein neues Buch auf den Markt schmeißen und damit erst recht, die Ausschreibungen und Wettbewerbe überfordern, die sich dann die Kritierien suchen, um die Einreichungen zu beschränken und, wie heißt das so schön beim „Bachmannpreis“  oder wo auch immer, „Selfpublishing wollen wir nicht!“

Aber ich greife vor, noch sind wir nicht so weit, noch kam zuerst das Frühstücksbuffet und die Begrüßung, sowie die Feststellung der Beschlußfähigkeit und dann wurde ein Antrag nach dem anderen besprochen, von denen Gerhard Ruiss  betonte, daß es diesmal viele wären, so daß es von einer Stunde Mittagspause unterbrochen, wo es wieder die tradtionellen Würstln gab, ein dichtes Arbeiten war und ein Antrag war meiner, der ziemlich am Schluß besprochen wurde.

Vorher ging es noch um die neue Regierungsbildung und was sich die Autorenschaft von der grünen Staatssekretärin Ulrike Lunacek erwarten kann und die Rolle des Deutschunterrichts in den Schulen wurde auch besprochen.

Dann kam, wie schon erwähnt ein Antrag der Doris Kloimstein, die eine bessere Unterscheidung zwischen den Verlags- und den Zuschußverlagen wünschte, weil diese oft nicht mehr so leicht zu erkennen sind.

Natürlich, denn ich kann mir ja die ISBN-Nummer kaufen und „Eva“, „Erika“ oder was auch immer Verlag darauf schreiben und auch wenn man eine ISBN-Nummer hat, heißt das ja noch lange nicht, daß man das Buch dann in der Buchhandlung bestellen kann.

Die „Hierachen“ haben ja eine solche und da habe ich  noch einige Schachteln in Harland stehen, sie erst vor kurzem in das neue Bücherregal umgeräumt und beschloßen, da jetzt immer eines in die Telefonzelle in Altmannsdorf bzw. in die bei der „Seedose“ zu legen, wenn ich da vorüberkomme.

Dann durfte ich meinen Antrag vortragen, bekam den Vorschlag, daß ich eine „Selfpublisherplattform“ gründen soll, aber das ist ja, glaube ich, nicht das was ich will.

Ich will mehr Anerkennung für meine Bücher, will daß sie beachtet werden und gebe ja jetzt bald mein „Vorlaßbuch“ heraus, wo man sich ja auch ein bißchen über „Mein Schreiben, meine Bücher“ informieren kann und denke und das habe ich gerade Margit Heumann als Kommentar geschrieben, steter Tropfen höhlt den Stein und jetzt kommen ja auch Selfpublisher zu den Generalversammlungen und mit denen kann ich mich, Plattform hin, Plattfrom her, wirklich ein bißchen verbünden, obwohl ich ja eigentlich nichts weiter, als den Zusatzparagraphen bei Ausschreibungen „Selfpublishing wollen wir nicht!“,  abschaffen, was mir, wie ich fürchte, so bald nicht gelingen wird, bin aber beim Abendbuffet mit zwei netten Kollegen ins Gespräch gekommen, habe einer ein Buch gegeben, mit der Doris Klomstein noch ein bißchen geplaudert und die Sylvia Treudl gefragt, ob ich mich bei „Literatur und Wein“ , weil ich ja darüber blogge, vielleicht auch, wie in Basel akkreditieren könnte?

Am Sonntag gab es dann noch ein paar Anträge, darunter die  Hochhausdebatte bezüglich der Weltkulturerbediskussion, die Gerhard Ruiss schon ein paar Jahre diskutiert und dann die Wahl.

Renate Welsh, Peter Turrini und Anna Migutsch wurden wieder als Präsidenten und Vizepräsidenten bestätigt, die anderen wiedergewählt. Ich habe mich für das Schiedsgericht gemeldet. Mit jemanden noch über das Selfpublishing diskutiert, dann ging es nach Hause, weil Margit Kröll, die in den letzten Jahren immer die Einladungen zur anderen Buchmesse, die ja auch irgendwie etwas selbstgemachtes war, diesmal nicht gekommen war.

2020-02-22

Winterurlaub mit literarischen Splittern

Ich bin ja kein Winterurlaubstyp, das heißt keine Schifahrerin oder Snowboarderin, trotzdem bin ich mit dem Alfred, als die Anna  klein war, mit ihr und ihm öfter im Februar nach Obergail in Kärnten ins Lesachtal gefahren, wo wir mit einer Gruppe Leuten ein Bauernhaus benützen und dort gemeinsam kochen konnten.

Der Alfred ist mit der Anna schifahren gegangen, ich bin meistens im Haus geblieben, habe gelesen und geschrieben, gelegentlich einen winterlichen Spaziergang gemacht und einmal sind wir nach Bruneck gefahren, als dort Josef Haslinger gelesen hat.

An das Jahr 2000 kann ich mich auch noch gut erinnern, wo alle wegen der schwarz blauen Wende in höchster Aufregung waren und sogar diskutiert wurde, ob jetzt nicht der  “ Bachmannpreis“ umbenannt werden sollte, was ich im Radio mithörte, während ich einen Text für den „Augustin“ „Widerstand beim Zwiebelschneiden“ schrieb, der glaube ich sogar mehrmals veröffentlicht wurde.

Einmal sind wir auch mit der Iris in ein Hotel in Oberndorf in Tirol zwischen St. Johann und Kitzbühel gefahren, da habe ich meine „Geschichten vom lieben Gott“ geschrieben, die eigentlich auch recht erfolgreich waren, während die Anna mit dem Alfred und den anderen schifahren war und ich im Fernsehen oder im Radio dann am Abend immer von den Schiunfällen hörte, die in dieser Zeit passierten.

Jetzt hat uns die Ruth eine Woche nach Hinterthal in Salzburg eingeladen, weil sie dort in einem Hotel Club ein Appartement hat, das sie einmal im Jahr eine Woche lang benützen kann.

Der Alfred, der inzwischen nicht mehr schifährt, wollte zuerst gar nicht so recht, ich dachte mir aber, daß ich das als eine Art Schreibaufenthalt benützen kann.

Eine Woche Schreib und Leseurlaub sozusagen, habe das „Fräulein No“ und fünf Bücher eingepackt und wir sind am Sonntag losgefahren, obwohl wir schon am Samstag fahren hätten können, aber da hatte der Alfred eine Veranstaltung der „Grünen“, so bin ich auf ein Symposium über „Künstliche Intelligenz“ in die „Sigmund Freud Uni“ gegangen und wir sind erst am Sonntagnachmittag in Hinterthal bei Maria Alm angekommen.

Vorher haben wir in Bischofshofen Mittag gegessen, einen alten Bauern in der Gaststube beobachtet, der als literarischen Vorbild dienen könnte und der Alfred hatte die Idee, daß wir ja, die Margot Koller besuchen könnten, weil die Stadt Salzburg ja nur achtzig Kilometer entfernt liegt.

Die haben wir dann Sonntag Abend in dem Bistro, wo die Ruth und ihr Sohn Martin immer Abend essen  und ich einen roten Spritzer oder einen „Hugo“ trinke, angerufen und sie ist am Montagvormittag tatsächlich gekommen, so daß wir mit ihr, der Alfred, die Ruth und ich, der Martin ist ja der einzige Schifahrer der Gruppe im Urslauerhof Mittag gegessen haben, der ein ausgezeichnetes Restaurant mit einer ausgezeichneten Küche hat, so daß es mich dort noch öfter zu den Mittagsmenüs hinzog.

Literarische Gespräche zwischen den meist holländischen Gästen, die Ruth liest ja im März bei der Margot Koller in Salzburg gemeinsam mit dem Julian Schutting. Ihr neues Buch wird auch bald erscheinen und am Dienstag, als wir von einer nächtlichen Schishow, die mir gar nicht so gefallen hat, in Maria Alm zurückkamen, ist es noch einmal literarisch geworden, denn da habe ich ein Mail von  Erika Kronabitter bekommen, das sie an die „Loosräume“ gerichtet hat, weil sie dort wegen des Kinderschändervorwurfs an den Architekten ihre Anmeldung zu der Führung zurückzog und ihren Protest öffentlich aussendete.

Daran schloß sich dann gleich die Debatte bezüglich Peter Handke an, denn wir fahren ja schon einen Tag früher, als notwendig zurück, weil am Wochenende die GV der IG Autoren ist und die GAV- Vorstandsstitzung mit dem anschließenden Jour fix im Cafe Ritter ist am Donnerstag auch.

Die Vorstandsitzung würde nur die Ruth betreffen, zum Jour fix bin auch ich eingeladen, da wir aber erst am Freitag zurückfahren, werden wir ihn versäumen, dort wird aber auch ein Brief von Bettina Balaka bezüglich Peter Handke diskutiert und bei mir sind einige E-books bezüglich des „Leipziger Buchpreises“ eingetroffen, von dem ich heute morgen schon „luna luna“ ausgelesen habe.

Eine schöne Winterlandschaft gibt es zu bewundern, wenn man aus dem Fenster sieht, mit der Ruth sind wir zweimal am Bach entlang durch den verschneiten Wald gegangen.

Einmal war ich mit dem Alfred in Saalfelden und in Zell am See. In Saalfelden gibt es eine Buchhandlung, wo ich „Walter Nowak bleibt liegen“ um fünf Euro und den neuen Stefan Slupetzky kaufen hätte können.

Aber ich bringe morgen wahrscheinlich ohnehin drei ungelesene Bücher nach Wien, beziehungsweise zuerst nach St.Pölten zurück.

Das „Fräulein No“ habe ich einige Mal durchkorrigiert und sogar gedacht, wenn ich im „Geflüster“ eine Artikellücke hätte, könnte ich einen oder mehrere der vier Füllszenen, die ich letztlich aus dem Text weggestrichen habe, sozusagen als Schmankerl veröffentlichen.

Einen Bücherschrank in dem einige von Ruths Büchern zu finden sind, gibt es in der Hotellobby auch und so ein Winterurlaub ist, glaube ich, sehr erholsam und  literarisch zu benützen, auch wenn man nicht schifahren geht und jetzt geht es noch einmal zum Urslauerhof zum Abendessen oder einen Hugo trinken, bevor es nach Wien zur Generalversammlung der IG Autoren geht, wo ja mein „Selfpublisher-Antrag“ behandelt werden soll.

Die Ruth bleibt noch einen Tag länger in Hinterthal und wird wahrscheinlich erst am Sonntag zur Wahl im Literaturhaus erscheinen.

Der Autor Ror Wolf ist, kann ich noch anmerken, am Montag gestorben, wie mir der Verlag mitteilte.

2020-02-21

Zwei Mütter sind eine zuviel

Filed under: Bücher — jancak @ 00:58
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Jetzt kommt der neue Roman, der in Vorarlberg geborenen, in Wien und in Nürnberg lebenden Margit Heumann, die ich, glaube ich, durch Thomas Wollingers „Texthobel-Schreibwerkstadt“ kennengelernt habe, sie öfter bei Veranstaltungen sehe und, die mir auch ihre Bücher zum Lesen gibt.

Das Jugendbuch, so würde ich es einordnen, ist schon 2017 erschienen, aber irgendwie neu herausgekommen, auf jedenfall stellt Margit Heumann  es demnächst auf einer Lesung vor und es behandelt ein sehr wichtiges Thema, nämlich das der Adoption, mit all ihren Schwierigkeiten, wenn man plötzlich daraufkommt, daß man zwei Mütter hat oder, daß die Mutter, die man hat, nicht die richtige echte ist oder sich die echte plötzlich meldet oder einem die falsche im Zorn oder in Krisenzeiten zurückgeben will,  beziehungsweise das Adoptivkind vielleicht verhaltensauffällig und schwierig ist, etcetera.

Ein Thema, das die Psychologin natürlich sehr interessiert und wahrscheinlich sehr viel jugendliche und andere Leser auch und Margit Heumann bettet es sehr gekonnt in eine Familiegeschichte ein, die  mit einer sehr adjektivreichen Sprache erzählt wird, beziehungsweise sich mit dieser langsam und allmählich, die Handlung entblättert.

Denn zuerst kommt einmal ein Interview mit Adoptivmüttern, das ich eher an das Ende des Buches gestellt hätte, dann fliegen wir mit Juna nach San Francisco. Die ist Flugbegleiterin und hat einen alleinfliegenden Jungen zu betreuen, den sie dort seiner Mutter zu übergeben hat und man merkt schon, da stimmt etwas nicht, Juna hat Probleme und ist unaufmerksam und im nächsten Kapitel lernen wir ihre Tochter Danica kennen, die mit einem Pferd Turnier reiten soll, Margit Heumann ist Pferdeexpertin, merke ich an und die Schwierigkeiten mit ihrer Mutter hat und mit ihr nicht skypen oder telfonieren will.

Nach und nach gleiten wir hinein in das Geschehen und ich habe jetzt erst mitbekommen, daß Danica, die Adoptivtochter, erst sechzehn ist und mit ihrem jüngeren Bruder, dem leiblichen Kinder von Juna und Hennig auf einem Ponyhof lebt, der dem Vater gehört und die echte  oder Biomutter, wie sie sich oder Margit Heumann sie nennt, Emilija aus dem Kosovo hat Briefe an die Tochter geschrieben.

Jedes Jahr einen zum Geburtstag, die vor ein paar Wochen in Deutschland wo das Ganze spielt, angekommen sind.

Hennig und Juna haben sie Danica erst nach ein paar Wochen übergeben und jetzt ist die stinksauer auf Juna, die sich auch Vorwürfe macht und die Tochter mit ihren Emotionen bedrängt, während der Vater etwas besonnener ist und „Warten wir mal ab!“, rät.

Nach und nach immer von den Briefen unterbrochen, dringen wir ein in die Geschichte, erfahren vom Anruf, der Klinik oder des Sozialpädagogen vom Jugendamt, nachdem der bürokratische Aufwand erledigt ist: „Wir haben ein Kind für Sie!“, das das zwanzigjährige Zimmermädchen Emilija Petrovic, das sich ziemlich unerfahren mit einem Gast vergnügte und dann schwanger wurde, zur Adoption freigegeben hat und dann wieder in den Kosovo zurückkehrt.

Juna und Henning waren sehr aufgeklärte Adoptiveltern, haben Danica die Adoption nie verheimlicht. Das zweite leibliche Kind ist dann, wie das so üblich sein soll, erstaunlich schnell nachgekommen, Danica war auch entsprechend eifersüchtig auf den jüngeren Bruder.

Jetzt umsorgt sie ihn liebevoll und lernt mit ihm Englisch. Es gibt auch einen Großvater, der im Rollstuhl sitzt und eine beste Freundin, den ersten Rausch, die Wut auf die Mutter, eine mütterliche Putzfrau und als wir beim letzten Brief angekommen sind, wo die leibliche oder erste Mutter, die wieder als Flüchtling nach Deutschland zurückgekommen ist, schon ungeduldig drängt, daß Danica sich melden soll, haben sich die Wogen geglättet, das Tunier ist herangekommen, eine Katze ist vorher auch noch verschwunden und glücklich wieder aufgetaucht, Danica ist Juna nicht mehr böse und am Ende taucht, die Großmutter mit einem Onkel auf, schließt Danica in ihrer Arme und, daß Emilija schon verstorben ist und die Großmutter die Briefe nach Deutschland schickte, woher sie die Adresse hatte, wurde mir nicht ganz klar, nachdem das Jugendamt keine Informationen herausrückte und sich Danica, obwohl man das in Deutschland und vielleicht auch in Österreich, ab vierzehn machen, kann auch nie fragend dorthin wandte, ist irgendwie ein Wermuthstropfen der Geschichte, vielleicht auch der Kniff Margit Heumanns, um weiteren Komplikationen, die ja schon der Titel verspricht, zu entgehen.

Es ist aber sicher sowohl spannend, als auch wichtig und lehrreich, sich mit dem Thema Adoption auseinanderzusetzen, so daß ich das Buch allen jüngeren und auch älteren Lesern nur empfehlen kann.

2020-02-20

Metropol

Filed under: Bücher — jancak @ 00:24
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Der neue Roman des deutschen Buchpreisträgers von 2011 Eugen Ruge, der wieder von seiner Familie, besser von seiner Großmutter Charlotte handelte, einer deutschen Kommunistin, die in Moskau 1936 und 1937 in dem berühmten Hotel Metropol festgehalten wurde und von Tag zu Tag miterleben mußte, wie einer von den anderen Parteigenoßen, die auch zwangseingewiesen wurden, verschwand.

Es beginnt mit einem Besuch im „Russischen Staatsarchiv für soziopolitische Geschichte“, wo Ruge sichden Akt der Großmutter ausheben ließ und dann gekonnt, die Fakten mit der Fiktion verbindet.

Weiter gehts  mit den berühmten Schauprozessen, wo alle Angeklagten, die unglaublichsten Taten gestehen und dann hingerichtet werden und Charlotte, die mit ihrem zweiten Mann Wilhelm unter falschen Namen auf einer Kreuzfahrt ans schwarze Meer unterwegs ist, liest in der Prawda von einer der Hinrichtungen und gerät in Bedrängnis, denn sie haben  den Hingerichteten ein Grammaphon verkauft, was offenbar schon ausreicht, um in Ungade zu fallen.

Dem Buch sind Originaldokumente beigelegt, die die Briefe enthalten, die das Ehepaar zu seiner Rechtfertigung schrieb, trotzdem werden sie  in das berühmte Jugendstilhotel eingwiesen und Ruge schildert sehr anschaulich die Lebensbedingungen, die dort herrschten und das Mißtrauen, das die Genossen untereinander hegten.

Charlotte ist eine aufrechte Kommunistin, die mit Sommerschuhen durch das winterliche Moskau wandert, wo man in der Prawda neben den Schauprozessberichten immer wieder lesen kann, daß Genosse Stalin, das Leben für alle wieder ein Stückchen schöner und bunter gemacht hat.

Sie ergattert auch Winterschuhe und geht damit ins Bolschoitheater. Leider sind die Sohlen aus Pappe, so daß sie die Schuhe von einem illegalen Schuster reparieren lassen muß, was in der aufrechten Kommunistin Schuldgefühle und auch erste Zweifel aufkommen lassen.

Ein Detail am Rande ist, daß Lion Feuchtwanger, der ja  den Schauprozessen beiwohnte und auch das berühmt berüchtigte Jubelbuch über „Moskau 1937“ geschrieben hat, eine Zeitlang Charlottes Zimmernachbar war.

Zuerst müßen sie sich, um die Lebensmittel anstellen. Später bekommen sie das Personalessen im Hinterteil des Restaurant von einer unfreundlichen Kellnerin hingeknallt und es gibt in dem Buch noch zwei weitere Handlungsstränge, einer davon ist einem Richter gewidmet, der Schmetterlinge sammelt, sich gegenüber seiner Frau nicht durchsetzen kann, aber dreitausend Todesurteile unterschrieben hat, der andere behandelt, das Schicksal einer Sekreätrin, die  bei den zu Tode verurteilten ist.

Charlotte und ihrMann werden verschont und 1937  nach Frankreich ausgewiesen, wo sie später zuerst nach Mexiko und dann in die DDR kamen, wo Ruge seine Großmutter kennenlernte und erst spät über seinen „Buchpreisroman“ zum Aufarbeiten ihres Schicksals gekommen ist.

Ein interessantes Buch, das die Zustände in Moskau in der Stailinzeit sehr eindringlich wiedergibt.

Julian Barnes hat „Im Lärm der Zeit“ ja etwas Ähnliches am Schicksal von Schostakowitsch versucht.

Ljuba Arnautovich, die in Rußland geboren wurden, weil ihre Eltern nach dem Februarkämpfen nach Rußland geschickt wurden, hat  über ihre Großmutter geschrieben und vom „Leidensweg“ von Alexej Tolstoi, der ja glaube ich auch den Schauprozessen beiwohnte, habe ich auch zwei Bände gelesen, die ja die Zeit nach der Oktoberrevolution schildern.

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