Literaturgefluester

2018-05-31

Im Frühling sterben

Filed under: Bücher — jancak @ 00:53
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Jetzt kommt wieder ein Buch von meiner „Backlist“ und eines, das nicht auf der Longlist des dBp 2015 gestanden ist, hat sich das doch Ralph Rothmann verbeten, was im Sommer 2015 für einiges Aufsehen erregte, jetzt aber fast vergessen ist, obwohl im „Frühling sterben“ ein Roman über die letzten Tage des Krieges und das Schicksal zweier siebzehnjähriger Jungen, von denen einer nicht an die Front wollte, ein sehr eindrucksvolles Buch ist, das auf meiner Leseliste landete, weil ich es mir als 2015 auf der „Buch-Wien“ wieder beim ö1 Quizz angetreten bin, aussuchen durfte und da ich ja so viele Bücher auf meiner Liste habe und in letzter Zeit sehr viel Rezensionsexemplare bekomme habe, jetzt erst zum Lesen komme.

Den 1953 geborene Ralph Rothmann, habe ich einmal bei einer „Literatur im März-Veranstaltungen“ kennengelernt und einige Bücher von ihm gelesen, weil er offenbar schon sehr viel geschrieben hat und die kleinen aber feinen „Suhrkamp-TB-Bändchen dann meist um einen Euro zu mir gekommen.

„Im Frühling sterben“ habe ich im Hardcover gelesen und es behandelt, wie auch im Klappentext steht, die Geschichte zweier siebzehnjähriger Melkerlehringe, die im Frühjahr 1945, als keiner mehr an den Endsieg glaubte, sehr zuversichtlich waren, nicht an die Frot zu müssen, denn Melken ist ja eine kriegswichtige Tätigkeit.

Dann wollt Walter, der Vater des Ich-Erzählers, wie man dem Prolog und dem Epilog entnehmen kann, mit seiner Liesl auf ein Tanhzfest und dort blieb, den jungen Burschen nichts anderes übrig, als sich freiwillig zur Waffen-SS zu melden, denn Befehl ist Befehl.

So wurden sie schnell ausgebildet und konnten es immer noch nicht glauben, daß sie sie ausrücken mußten, kamen dann aber nach Ungarn, wo Walter das Glück hatte, nur als Fahrer, sie haben bei ihrer Ausbildung auch den Führerschein gemacht, eingesetzt zu werden, während Fiete oder Friedrich, der das Gymnasium abgebrochen hat, an die Front mußte und weil er das nicht wollte oder auch, weil seine Freundin Ortrud schwanger war, desertierte und die Kameraden hatten dann den Auftrag oder die Ehre ihn zu erschießen, denn Befehl ist Befehl und wer sich weigerte, konnte sich gleich selbst dazustellen, etwas was Liesl ihren walter, als sie ihn ein paar Monate später wieder sah, denn der Krieg war ja bald vorbei und der Iwan oder die Amis schon am Anrücken, so gar nicht glauben wollte.

Aber was sollte man machen, man konnte nicht verweigern, wie Walter ihr Auskunft gab und später, wie im Prolog zu lesen stand, am Alkohol zugrunde ging und auch schlecht hörte und seine Kriegserlebnisse offenbar nie verarbeitet hat.

„In eindrucksvollen Bildern wird das“, wie im Klappentext steht, von Ralph Rothmann beschrieben und jetzt kann man, wenn man will, das Buch mit der Longlist von 2015 vergleichen und raten oder spekulieren, ob es auf diese gekommen wäre und den Preis vielleicht gewonnen hätte.

Ein eindrucksvoller Roman über den Krieg, die Wehrmachtssoldaten und die jungen Burschen, die ohne es zu wollen, an die Front geschickt wurden, ist es allemal und auf der Kritlit, auf der ich ich  vor einer Woche war, hat Robert Streibel auch das wiederaufgelegte Buch eines ehemaligen Wehrmachtssoldaten vorgestellt, dessen Freund zwar nicht desertierte, sondern Widerstand leistete und ebenfalls erschossen wurde.

2018-05-30

Erinnerungen aus der Sackgasse

Von der 1964 in Tokyo geborenen Banana Yoshimoto, die eigentlich mit Vornamen Mahoko heißt, habe ich vor Jahren, ich weiß gar nicht, ob ich vorher oder nachher zehn Tage in Japan war, ihr inzwischen zum Kultbuch gewordenes „Kitchen“ gelesen und den Stil, wie ich mich erinnern kann, ein wenig fremd und eigenartig gefunden.

Nun, das Japanische eben, von dem ich damals wohl noch wenig Ahnung hatte, inzwischen ist die japanische Literatur sehr „in“ geworden. Die Blogger schwärmen sämtlich davon und „Diogenes“ hat jetzt einen Erzähband mit fünf Erzählungen der Autorin herausgebracht, die, wie sie in ihrem Nachwort schreibt und sich wohl auf die japanische Art bei ihren Lesern dafür entschuldigt, alle sehr traurig sind, obwohl oder weil sie von der Liebe handeln.

Nun das habe ich beim „Geisterhaus“ gar nicht so empfunden, da hat mich wohl der Stil und diesmal auf sehr angenehme Art und Weise positiv überrascht.

Die Ich-Erzählerin Setchan, die wohl am Anfang noch sehr jung ist, Tochter eines Restaurantbesitzerpaars, das sie gern einmal übernehmen will, studiert noch auf einer sogenannten „Idioten-Uni“ und da, beziehungsweise beim Jobben lernt sie Iwakura kennen, dessen Eltern haben eine Biskuitrollen-Bäckerei und die soll er übernehmen, will aber nicht so recht. Deshalb ist er sehr sparsam und lebt in einem verfallenen Haus, das bald abgerissen werden soll. Dorthin lädt er Setchan ein und bitte sie für ihn Nabe, das ist, wie ich den Anmerkungen entnehme, ein japanisches Wintergericht, zu kochen. Dort erzählt er ihr, daß in der geräumigen Wohnung, die ehemaligen Hausbesitzer wohnten und  sie oder ihre Geister sind immer noch dort anzutreffen.

Das wird eigentlich sehr einfach und wohl auch, als Symbol für die Familientraditionen und das sich Finden erzählt. Denn Setchan kommt noch einmal dorthin, um für Iwakura zu kochen, was eigentlich ein Symbol dafür ist, daß sie Sex miteinander haben wollen. Da erzählt er ihr, daß er nach Frankreich gehen und dort einen Patisserie-Kurs machen wird. Zum Abschied beschließt sie für ihn oder eigentlich für die Hausbesitzer deren Lieblingsessen Schweinfleisch Curry und  Reisomlett zu kochen  und ihnen zu opfern. Dann geht er dahin und sie sehen sich länger nicht, haben ihre Liebschaften, sie übernimmt das Restaurant ihrer Eltern und als seine Mutter stirbt, kommt er zurück, um mit seinem Vater die Buskuitrollenbäckerei zu übernehmen. Sie heiraten auch und verbringen ihre Hochzeitsreise in Nizza, weil er so gut franhzösisch kann.

Eigentlich eine sehr fröhliche und hoffnungsvolle Geschichte, finde ich und sie hat mich überrascht, weil ich ja  zwischen dem zweiten Weltkrieglesen und vor Mareike Fallwickl so gar nicht auf  japanische Literatur eingestellt war.

Etwas verwirrender fand ich dagegen die Geschichte „Maamaaa!“

Da erwischt eine Verlagsangestellte in der Betriebskantine ein vergiftetes Curry, das ein Mitarbeiter hineinmischte, der vorher eine Autorin stalkte und entlassen wurde. Sie kommt ins Krankenhaus, geht danach aber gleich arbeiteten, ist aber offenbar doch mit ihren Nerven zu Ende, so daß sie einem anderen Autor, dem sie ein Manuskript bringen soll, der sie nach ihrem Befinden fragt, anzuschreien beginnt. Das endet in die üblichen japanischen Entschuldigungsrituale, der Chef rät Urlaub zu nehmen, was sie tut, um dann gleich ihren Verlobten zu heiraten und in die Familiengeschichte mit ihrer Mutter, wie schon der Titel besagt, gleitet das Ganze dann auch noch ab, was mir aber etwas zu aufgesetzt erschien.

Poetischer die Geschichte der sachlichen Schriftstellerin, einer Buchhändlerstochter, die in ihren Romanen „die Dinge bis in die allerletzen, tiefsten Winkel durchdringen will“.

Da geht es um das Licht und das Wasser und um ihre Jugenderinnerungen an den kleinen Makoto, den Nachbarsbub, der als unehelicher Sohn trotzdem im Hause seines Vaters wohnte, mit ihr befreundet war und die unergründlichsten Gespräche mit ihr führte. Eines Tages war er bei ihr und wollte nicht nach Hause, ihre Mutter rief bei der Familie an, ob er nicht übernachten könne?

„Das geht nicht!“,  sagte die. Das Hausmäüdchen holte ihn ab. Am nächsten Tag war er tot, weil ihn seine leibliche Mutter mit in einem erweiterten Selbstmord nahm.

Dann geht es wieder oder ebenfalls, um die unerfüllte Liebe, denn  Tomo-, die auch schon traumatische Erfahrungen durchlebte, mit Sechzehn wurde sie vergewaltigt und dann wurde ihre Mutter auch noch von ihrem Vater verlassen, das heißt die Sekretärin hatte sich vorgedrüngt und saß schon, bald schwanger, am Kankenbett, als Mutter und Tochter ihn dort nach einem Schiunfall während des Betriebsausflugs besuchen wollten, -ist in einen Mann verliebt, den sie in der Kantine des Hauses in dem sie arbeitet fast täglich sieht. Er sitzt mit seiner Freundin dort, sie wartet, so lange bis die verschwunden ist und dann wird sich vielleicht etwas zwischen den beiden anbahnen oder schiefgehen, man weiß es nicht so genau, meint die Autorin hintergründig und kommt zu ihrer, wie sie schreibt Lieblingsgeschichte, „Den Erinnerungen aus der Sackgasse“, wo  Mimi miterleben muß, daß ihr ihr Verlobgter mehr und mehr entgleitet. Sie ist langsam von Begriff, er arbeitet in einer anderen Stadt und antwortet ihr immer weniger auf ihre Mails. So fährt sie hin, sieht das Auto für das sie ihm das Geld geborgt hat, vor der Türe stehen. Es öffnet die Geliebte und sagt „Tut mir leid, das ist uns so passiert!“

Sie bespricht mit ihren Eltern, daß sie eine Weile allein sein will und zieht in das Haus ihres Onkels, in dem sich eine Bar befindet, die „Sackgasse“ heißt. Mit dem Geschäftsführer dort freundet sie sich an. Er holt sie aus ihrer Traurigkeit heraus und bringt ihr  das Auto zurück und später, schreibt die Autorin werden sie sich wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen, die Erinnerungen und die Gefühle werden aberommer immer vorhanden sein.“

„Fünf starke Erzählungen, herzergreifen und liebeswert!“, steht am Klappentext. Das Buch ist „dem großen Fujiko F. Fujio“ gewidmet, „dem Schöpfer von Doraemon“.

Das das eine Mangaserie ist, die seit Dezember 1969 durchgehenden im japanischen Fernsehen läuft, erfährt man in den Anmerkungen und wer mehr darüber, beziehungsweise über die traditionellen japanischen Süßigkeiten, Zeremonien und Riten erfahren will, dem sind die poetischen und manchmal etwas hintergründigen Geschichten, sehr zu empfehlen.

2018-05-29

Zwei neue Kriegsbücher

Über den Worl War II, seinen Anfang und seine Auswirkungen habe und werde ich letzter Zeit ja einiges gelesen und heute hatte ich, da es sich mit meinen Stunden gerade ausgegangen ist, Frau Elisabeth  wird mich wieder rügen, weil zehn Minuten zu spät in der „Gesellschaft für Literatur“, die Qual der Wahl.

Island Poesie in der „Alten Schmiede“, ein „Exil-Literaturabend“ im Literaturhaus, zu denen ich ja regelmäßig gehe und Dine Petrik und Ditha Brickwell in der „Gesellschaft“ und die erstere hat mich ja zu ihren Veranstaltungen eingeladen, als ich sie das letzte Mal in der Herrengasse traf.

Trotzdem hätte ich eher zum Literaturhaus datiert, aber das Monatsende zahlt, ich muß die Betriebskosten für Juni zahlen und da ich am Freitg wahrscheinlich nicht aus dem Haus komme und es ja auf dem Weg zum Literaturhaus keine Bank Austria mehr gibt, auf den zur „Gesellschaft“, in die „AS“ wäre ich zu spät gekommen und wollte eigentlich auch nicht hin, aber schon, war die Qual der Wahl entschieden und Manfred Müller leitete die Veranstaltung ein, daß beide Bücher der 1941 sowie 1942 geborenen Autorinnen vom Krieg handeln würden.

Dine Petrik, die 1942 im Burgenland geborene, die sich mit Hertha Kräftner beschäftigte und schon sehr viele Bücher, Lyrik, Prosa, Reiseberichte geschrieben hat, saß schon am Leseplt und ihr Buch ist, obwohl Manfred Müller es in seiner Einleitung nicht erwähnte, stark autobiografisch, obwohl man das, wie er später sagte, gar nicht merkt „Stahlrosen zur Nacht. Stophen eines Romans“, heißt das Buch sehr poetisch, bei „Flucht in die Nacht“ war ich bei der Präsentation in der „Alten Schmiede“.

Worüber dieses Buches handelt weiß ich gar nicht mehr genau, vielleicht hat es ein ähnliches Thema, denn Dine Petrik hadert, glaube ich, sehr mit ihrem Schicksal, als eine Nachhzüglerin im Krieg geboren zu sein, der Vater und die Brüder waren eingezogen, die Mutter offenbar sehr streng und dieser Roman erzählt das Warten der Tochter auf den Vater und die Enttäuschung zu erkennen, daß er gar nicht der glorrreiche Held sondern ein Nazi war.

Im anschließenden Gespräche betonte Dine Petrik, wie schwer es ist, die Autobiografie auf das Papier zu bringen, daß das meistens gar nicht gelingt und, daß am Ende das, was dabei herausgekommen ist, Fiktion ist und vieles von dem, was sie erzählen wollte, noch nicht gesagt.

Ditha Brickwell, die 1941 in Wien geborene, die inzwischen in Berlin lebt, die ich meistens bei den GAV-GV sehe und die mich einmal zu ihrer Veranstaltungsreihe einladen wollte und das dann doch nicht tat, obwohl wir uns schon diesbezüglich im Cafe Hummel getroffen haben, hat für ihr neues Buch auch das Kriegsthema gewählt und ein bißchen ist auch dieses Buch „Fedjas Flucht“, das vom slowenischen Bürgerkrieg, der zwischen 1943 und 1945 stattfand, handelt, autobiografisch, zumindest hat Ditha Brickwell einen Teil der Geschichte, wie sie sagte, in eben diesem Cafe Hummel, offenbar ihrem Wiener Stammlokal, erzählt bekommen.

Es geht um drei Brüder, beziehungsweise drei Buben, die 1943 „herumballern“ und dabei offenbar die Nazis auf die Spur nach Lubijana bringen und dann sollen die Soldaten denPartisanen übergeben werden. Die Mutter holt aber ihre Söhne vom Zug heraus und der kleine Fedja, der jüngste, ist es, der diese Geschichte erzählt, beziehungsweise Ditha Brickwell seine Stimme dazu lieh.

Eigentlich ist das Buch ein großes Plädoyer gegen den Krieg und Ditha Brickwell hat, wie sie sagte, zehn oder zwölf Jahre daran geschrieben.

Manfred Müller forderte wieder zum Kaufen und zum Weiterlesen auf. Aber auf mich warten nach Ruth Cerha und Mareike Fallwickl, endlich endlich habe ich das Buch bekommen, mal sehen, ob es mir auch so gut, wie die den anderen Bloggern gefällt, noch „Wien 1938“ der dicken Schinken über den Anschluß an das Nazi Deutschland, so daß ich das wohl auslassen werde, denn man kann ja nicht alles lesen, obwohl das Frau Elisabeth wahrscheinlich nicht gefällt.

2018-05-28

Undergroundrailroad

Jetzt kommt wieder ein sogenanntes „Backlist-Buch“, also kein Rezensionsexemplar aus der Frühjahrs- oder Herbstproduktion, sondern eines das 2017 den „Pullitzer-Preis“ bekommen hat, im Vorjahr bei „Hanser““ erschien, dann überall bei den Blogs auftauchte und auch bei der „Thalia-Buchhandlung“, die es im Vorjahr bei der „Buch-Wien“ gab, auf dem Bücherstaüel lag, als ich nach meinem Geburtstagsfest, mit dem Büchergutschein von der Anna dort auftauchte und ihn einlösen wollte.

„Ein interessantes Buch, ein wichtiges Thema!“, habe ich wohl gedacht und den 1969 in New York geborenen Colson Wihitehead auch bei der letzten „Literatur im Herbst“ persönlich aus dem Buch lesen gehört und als Kind, ich weiß nicht, genau, ob ich das schon mal erwähnt habe, habe ich wahrscheinlich so mit zehn oder zwölf „Onkel Toms Hütte“ gelesen und war davon tief beeindruckt.

Das könte man vielleicht sentimental oder kitschig nennen und diesbezügliche Einwände haben. Colson Whitehead, von dem ich kürzlich entdeckte, daß ich schon einmal ein Buch von ihm gefunden und auf meinen Bücherstapel liegen habe, tut es, no na, weit moderner, in dem er die Phantasik mit der Realität vermischt und auch ständig zwischen Gegenwart und Zukunft hin und her springt, Ereignisse vorwegnimmt oder wiederholt, was das Lesen nicht unbedingt einfach macht, am Schluß aber ein sehr dichtes Bild überbleibt, was das Buch auf jeden Fall lesenswert macht.

Die „Undergroundrailroad“ hat es auch gegeben, zwar nicht wirklich als Eisenbahn, die unter der Erde herumfuhr und entlaufenen Sklaven in Freiheit brachte, sondern sie war ein Netzwerk von Sklavenhelfer, das sich des Eisenbahnjargons bediente, also von „Tickets“, „Stations“, etcetera sprach, um ihr tun geheimzuhalten oder zu codieren.

Colson Whitehead nimmt es wörtlich und erzählt von den Zuständen des damaligen Amerikas, der Sklaverei, mit einer unheimlichen Brutalität, während es Harriet  Beecher Stowe im neunzehnten Jahrhundert natürlich viel christlicher und sanfter machte.

Es geht in dem Buch im wesentlichen, um die Sklavin Cora , die ihrem Herrn entflieht: „Als Caesar das erste Mal von einer Flucht in den Norden redete, sagte Cora nein!“, lautete so auch der erste Satz.

Denn erinnern wir uns, der Norden Amerikas war liberaler, im Süden herrschte Skaverei und laut Colson Whitehead, der wahrscheinlich auch aus einer solchen Familie entstammt, unglaubliche Brutalität.

Cora, deren Mutter Mabel es als einziger Sklavin jemals gelang ihrem Herrn zu entfliehen und dabei die zehnjährige Tochter zurückließ, weshalb Cora sie entsetzlich haßt, am Schluß des Buches erfahren wir, sie hätte zurückgehen wollen, aber, Perversität des Schicksals oder der Whiteheadschen Phantasie, sie wurde durch einen Schlangenbiß daran gehindert und von den Sümpfen verschlungen, entschließt sich dann doch zur Flucht und benützt dazu die Undergroundrailroad für jeweils eine Station.

So ist ihr erster Aufenthalt in Slouth Carolina und hier werden meiner Meinung nach die Zeiten etwas vermischt, denn das Leben was die freie Bessie, die aber eigentlich der USA gehört, führt, klingt sehr modern und auch interessant, aber das könnte auch an der Übersetzung liegen, denn ich habe ja nicht das Original gelesen, werden hier auch Ausdrücke verwendet, die damals höchst wahrscheinlich nicht üblich waren. So gibt es „Wohnheime für Farbige“, in dem Bessie, wie Cora dort genannt wird, lebt, während in anderen Kapiteln durchaus auch von „Negern“ oder „Niggern“ geschrieben wird.

Bessie wohnt also in einem solchen Wohnheim, das von der freundlichen Miss Lucy geleitet wird, sie arbeitet zuerst bei einer weißen Familie als Dienstmädchen, dann auch ein skurriles Detail aus der Wihiteheadschen Phantasie in einem Museum, wo sie die Entwicklung der Sklaverei darstellen muß, was ihr von Miss Lucy, als Aufstieg, weil man mit ihr so zufrieden war, eingeredet wird. Man sieht schon, Colson Whitehead ist sehr modern und man hat auch in anderen Kapitel den Eindruck, er meint vielleicht nicht nur die Sklavenbewegung, sondern auch den Holocaust oder die Flüchtlingskrise der heutigen Zeit, etcertera, aber davon später.

Erst muß Bessie, auch sehr modern, zur ärztlichen Untersuchung, wo ihr die Vorzüge der Sterilisation eingeredet wird, sie darf sich das zwar überlegen, es wird ihr aber sehr empfohlen, etcetera.

Es kommt dann, als noch von medizinischen Experimenten die Rede ist, die an den farbigen Bewohnern verübt werden, zur Fluchgt mit der Railroad nach North Carolina.

Dort herrscht das blanke Entsetzen. Cora muß sich, wie Anne Frank, wie ich in einer Rezension gelesen habe, auf dem Dachboden verstecken und sieht vom Fenster in einen Park, wo Schwarze zur Belustigung der Bevölkerung aufgehängt werden, während es unten, bei ihren Flüchtlingshelfern zu ständigen Hausdurchsuchungen kommt, denn, wenn man Schwarze versteckt, wird man selbst exekutiert.

Der Gedanke an die Nazis ist da auch mir gekommen. Es geht aber weiter nach Indiana und hier landet Cora auf einer Farm, die einem Schwarzen gehört, der von den Weißen, als ein solcher gehalten wird. Hier gibt es wieder Unterricht und Schulen und es wird auf Diskussionen im Versammlungshaus auch davon geredet medizinische Schulen und andere Fortbildungen für Schwarzeeinzurichten.

Die Weißen halten das natürlich nicht aus und verbrennen, sowohl das Haus, als auch die Bibliothek, in der sich Cora gerne einfindet, um Bücher zu lesen und hier steht auch wieder ein sehr beeindruckender Satz, der einem beuteln und nachdenken läßt:

„Mein Herr hat gesagt, das Einzige, was gefährlicher wäre, als ein Nigger mit einem Gewehr“, sagte er zu ihnen, „wär ein Nigger mit einem Buch“.

Es kommt also wieder zur Flucht mit der Railroad in den Norden. Ob es dort wirklich besser ist, bleibt eigentlich offen oder besser, wir wissen es, wenn wir uns das heutige Amerika anschauen, wo die Schwarzen immer noch sehr diskriminiert werden, es aber auch schon zum Präsidentenstatus oder zu Pulitzerpreisträger brachten.

2018-05-27

Die politischen Bücher

Ich habe, weil ich ja bald zehn Jahre „Literaturgeflüster“ feiern werde, mir schon zu Beginn des Jahres vorgenommen, aus diesen Anlaß immer wieder auf mein Schreiben und meine Bücher hinzuweisen, beziehungsweise einen diesbezüglichen Themenschwerpunkt zu verfassen.

So gibt es die „Depressiven Frauen“, die „Schreibmotive“, die in denen der „Bücherschrank“ eine Rolle spielt, die „Kinderbücher“, die „Bekannten Gestalten“, das heißt die Figuren die in mehreren meiner Bücher vorkommen und so weiter und so fort.

Was gibt es über mein realistisch psychologisches Schreiben noch zu berichten, beziehungsweise welche Themengebiete habe ich vielleicht ausgelassen und wären noch zu ergänzen, bevor ich in circa sechs Wochen mit Sekt und einer Fruth-Torte auf mein zehnjähriges Bloggen anstoßen kann, in dem es ja nicht nur um die gelesenen Bücher geht, da hat sich in den letzten Jahren ja einiges verändert, weil ich inzwischen nicht nur Buchpreisblogge sondern auch Vorschauen lese und die Veranstaltungen, die ich besuche, sondern natürlich um mein unbeachtet gebliebenes Schreiben, das mir sehr wichtig ist, geht und da denke ich, daß eine kleine Zusammenfassung für die mögliche zukünftige Literaturgeschichte nicht schaden kann.

Wenn jemand noch keine Ahnung hat, was und wie ich schreibe, die realistisch psychologischen Themen spielen bei mir eine große Rolle, so schreibe ich, Kunststück, bin ich ja vom Brotberuf Psychotherapeutin und auch schon über sechzig, die depressiven alten Frauen eine Rolle, ich habe aber auch über das Schreiben mit Downsyndrom geschrieben, das Transgenderproblem betrachtet, in „Kerstins Achterl“ über das Trinken geschrieben, das Sterben spielt eine Rolle, Alzheimer, Demenz und und und…

Und dann gibt es die politischen Büchern, die bis jetzt vielleicht unbeachtet gebliebens ind, obwohl ich mich für eine sehr politische Frau halte und diese Themen haben, glaube ich, bei mir immer eine mehr oder weniger große Rolle gespielt.

So habe ich mich beispielsweise schon vor achtzehn Jahren, im Jahre zweitausend in der ersten blau schwarzen Wende, in der „Viertagebuchfrau“ mit den ersten hundert Tagen der damaligen blauschwarzen Regierung beschäftigt und um den Bogen zu schließen, in meinen bis jetzt vorletzen erschienen, dem sogenannten Bibliotheksgespenst oder „Vor dem Frühstück kennt dich keiner“ geht es auch darum und in beiden Büchern spielt die Obdachlosigkeit eine große Rolle, in der „Viertagebuchfrau“, wo eine Therapeutin mit ihrer Klientin, die verschiedenen politischen Stimmungen schwarz rot blau grün durchgeht, gibt es eine Felizitas Fee, die schöne Obdachlose, die mit dem blauen Politiker Franz Gruber ein Verhältnis eingeht, im Bibliotheksgespenst gibt es die Dorothea Wewerka, die in der Hauptbücherei wohnt und dort des Nächtens in der von der Bibliothek ausgeschiedenenen „Viertagebuchfrau“ liest.

In „Das Salz in der Suppe“, eine Erzählung, die in den „Schreibweisen“, meinem zweiten Digi-Buch, geht es auch um eine politische Dystophie die in Folge einer rechten Diktatur entstehen kann.

Und die unveröffentlichte Erzählung „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ in der es wie in der „Reise nach Odessa“, wo Anselma Fuchs im Stadtpark einen konservativen Politiker kennenlernt und ihn in Odessa, wo sie für ihren Nachbarn etwas erledigen muß, wiedertrifft, geht, ist nach oder während der sogenannten „Waldtheimdebatte“ so um 1988 entstanden, aber da ist die Politik vielleicht nur ein Detail am Rande, wie auch in der sogenannten „Flüchtlingstrilogie“, den drei Romanen, wo es eine bekannte Gestalt, nämlich die syrische Flüchtlingsfrau Fatma Challaki geht.

Aber im Teil eins, der „Pensionsschockdepession oder Selmas Kopftuch“ geht es eigentlich, um eine depressive Frau, die ihre Bücher auflesen will, die trifft die fünfzehnjährige Jasmin Bilic im Park und wird in ihre Geschichte, ihre Freundin Selma ist verschwunden, weil sie mit Kopftuch nicht mehr in die Schule gehen kann und gerät in die Fänge eines radikalen Imams, der siemit einem IS-Kämpfer verheiraten will, verwickelt.

Und Teil zwei und Teil drei waren eigentlich als Sommerbuch und als Adventkalender gedacht, aber Teil zwei habe ich im Sommer 2015 begonnen, wo es nicht nur die Griechenland-, sondern auch die Flüchtlingskrise gegeben hat und so hat sich dieses Thema bei mir entwickelt, Fatma Challaki ist mit dem Boot nach Lampedusa und mit dem Zug nach Traiskirchen gekommen und hat Kontakt mit ihrer Brieffreundin Sandra Winter aufgenommen, die auch eine Freudnin der Nika Weihnachtsfrau ist und so wurde auch der Adventkalender, im November 2015 als Nanowrimo geschrieben, sehr politisch und politisch ist es bei mir dann auch gleich weitergangen, hat sich doch in Österreich sehr viel bewegt, was 2016 eigentlich als eine sehr harmlose Bundespräsidentenwahl begonnen hat. Die war dann doch nicht so harmlos, hat doch nicht nur El Awadalla dafür kanditieren wollen, nein, sie wurde auch im <himmel beobachtet, wo sich Stefan Zweig mit Heimito von Doderer und Anne Frank im Wolkencafe trafen, während auf Erden die iranischstämmige Germanistin Zarah Sharami ein Stück über Stefan Zweig und Heimitito von Doderer geschrieben hat, das sie mit zwei Freunden, den Bosnier Zoran Simic und dem Exil RussenJurij Abrahamovic in einem Studentenheim aufführen will und um die Bundespräsidentenwahl beziehungsweise deren Wiederholung geht es in  „Nicht berühren oder Notizen zur Romanentstehung“ auch.

Dann kam das Bibliotheksgespenst in meinem Schreiben und in der Realität die vorgezogenen Neuwahlen 2017, seit einigen Monaten blau schwarz II oder besser türkis und darüber geht es in der „Unsichtbaren Frau“ , aber die ist noch nicht fertig und muß noch korrigiert werden, ist aber auch ein hochpolitisches Buch, weil da ja eine prekäre Germanistin, die eigentlich eine Blogfigur ist, des Nächtens Vladimir Putin, Donald Trump oder Rezep Erdogan aufsuchen will, um ihnen die Leviten zu lesen, aber eigentlich nur, bis auf das Ende, nur zu dem reschen feschen Minister Basti kommt.

Das Buch wird höchstwahrscheinlich nicht bis zum Bloggeburtstag fertig werden und von der Viertagebuchfrau habe ich zwar noch ein paar Restexemplare, kann aber, weil ich ja damals noch nicht bloggte, nicht sehr viel diesbezüglich verlinken.

Bei der „Zugsteigerin oder die Reise nach Odessa“ ist das ebenso, blieben, also für den Bloggeburtstag und das diesbezügliche Gewinnspiel, das es dann vielleicht geben wird nur

„Die Pensionschockpension oder Selmas Kopftuch“

„Die ereignisreichen Sommererlebnisse vier prekärer Literaturstudentinnen“

 „Nika Weihnachtsfrau“

„Nicht berühren oder Notizen zur Romanentstehung“ und

„Vor dem Frühstück kennt dich keiner“

Fünf Bücher über die ich für Interessierte ein oder zwei Fragen stellen könnte, also wer was gewinnen will , in den Vorschauen und den Schreibberichten kann man über die Bücher und die Entstehungsgeschichten nachlesen, erfahren, wo und wann ich daraus schon gelesen haben und wenn fünf Bücher für zehn Jahre schreiben zuwenig sind, kann ich mir bis dritten Juli ja noch etwas ausdenken oder auf die anderen Themengebiete und die Schwerpunktberichte verweisen, wo man sich auch in mein Schreiben einlesen kann.

Die Bücher gibt es, soweit sie noch nicht vergriffen sind, auch bei mir zu kaufen und es ist vielleicht auch noch Zeit, mir, wenn man das will, eine Rezension zum Geburtstag zu schenken,  sich an den schon bestehenden Leserunden zu beteiligen oder neue zu eröffnen.

2018-05-26

Drei Todesfälle

Nun wird er also nicht mehr, wie immer spekuliert und darüber gelächelt, daß er angegeblich jedes Jahr am Tag der Nobelpreisvergabe zu Hause bleiben und auf den Anruf warten würrrde, den Nobelpreis bekommen und das nicht nur, weil der, da die Kommission zerstritten und Skandal geberutelt, diesen heuer nicht vergeben wird, denn der 1933 in Newark geborene große Amerikaner, Philip Roth, ist am 22. Mai in New York gestorben.

Von der Literatur, beziehungsweise dem Schreiben, hat er sich schon 2012 zurückgezogen. Ich habe von ihm, obwohl ich  die großen amerikanischen Literaturvorbilder, weil mir zu sexlastig, nicht so gerne mag, einige Bücher gelesen. Auf seine Spur bin ich vor einigen Jahren gekommen, als es die „Libro-Bestselleraktion“ gab.

Damals gab es noch keine offenen Bücherschränke, ich war aber schon immmer eine Büchersammlerin und es war für mich, da etwas schüchtern, auch eine gute Übung in die Filiale zu gehen und nach dem Buch zu fragen. Denn war es auf der Bestsellerliste und nicht in die Filiale, hat man es geschenkt bekommen. Das hat beim „Amerikanischen Idyll“ zwar etwas und einige Nachfragen gedauert, aber das war mein erster Roth, den ich damals, das war Ende neunzig, gelesen habe und damals habe ich den Philiph sogar noch mit dem Gerhard verwechselt, beziehungsweise nur den letzteren wirklich gekannt.

Drei Todesfälle heißt der Artikel in dem ich wieder etwas allgemeiner über die Literatur und meine Ansichten über das literarische Geschehen schwatzen möchte und der Erste von dem ich erfahren habe, war der 1933 geborene Tom Wolfe, von dem ich 1989 sehr eifrig und sehr beeindruckt, das „Fegefeuer der Eitelkeiten“ gelesen habe.“

Der ist auch ein großer Amerikaner und am 14. Mai gestorben. Davon habe ich, glaube ich, durch „Lit 21“ den Mega-Literaturblog erfahren, der die wichtigsten literarischen Blogartikel zusammenfaßt.

Philip Kerr, der große Schotte, 1956 in Edinburgh geboren, von dem ich das „Wittgensteinprogramm“ gelesen und den ich sogar einmal bei einer dieser Kriminächte in der Hauptbücherei  gesehen habe, ist  schon am 23. März, in London gestorben. Davon habe ich aber,  glaube ich, erst vor ein paar Tagen durch einen Booktuber gehört, der in seinem Nachruf eine Zusammenfassung seiner wichtigsten Bücher gegeben hat, die er, wie er dazu sagte, sehr gemocht hat.

Mir hat das „Wittgensteinprogramm“, glaube ich, gar nicht so sehr gefallen, habe aber noch ein paar anderer Kerr-Bücher auf meiner Liste beziehungsweise mal im Schrank gefunden. Mal sehen, wann ich zum Lesen komme, das ist ja bei mir nicht immer so einfach, aber der Tod, der drei bekannten internationalen Autoren von denen ich einiges gelesen und gesammelt habe und den jüngeren der drei sogar einmal selbst gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt.

Von Tom Wolfe, den man nicht mit dem anderen großen Amerikander, Thomas Wolfe, von dem ich „Schau heimwärts Engel“ in der Altausgabe gelesen habe, verwechselt sollte, was mir ja immer sehr leicht passiert, weil ich auf Philip Kerr ja auch erst durch Judith Kerr, deren „Rosa  Kaninchen“ ich vor langer Zeit im Radio hörte, gekommen bin, beziehungsweise deshalb im Bücherschrank nach dem „Wittgensteinprogramm“ gegriffen und gedacht habe, das ist vielleicht ein Verwandter, habe ich auch noch einige ungelesene Bücher.

Mal sehen, ob ich sie lesen werde. Es ist aber sicher gut, sich von den drei großen Schriftstellern zu verabschieden, in dem man an sie und an die Bücher, die man von ihnen gelesen hat, denkt und sich vornimmt, die ungelesenen zu lesen, obwohl das angesichts der Bücherflut von der wir umgeben sind, sicherlich nicht so einfach ist, aber vielleicht nehmen die Büchhandlungen, die Bücher der drei von der Backlist und legen sie auf ihre Hauptstapel auf.

Bei Philip Roth, dem bekanntesten der drei, wird das wohl so sein. Zumindest hat Gunnar Kaiser, dessen Debut ich kürzlich gelesen habe, das schon mit dem „Menschlichen Makel“, den ich ebenfalls gelesen habe,  getan und das Buch in seinem „Kaiser TV “ besprochen.

Zu viele Bücher

Filed under: Büchergeschichten — jancak @ 00:38
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Es gibt zu viele Bücher kann man immer  wieder auf den Blogs lesen, wo dann, wie das etwa zum diesjährigen Tag des Buches bei „Buchrevier“ geschah, die Verlage dazu aufgerufen werden nur mehr ein oder zwei neue Titel pro Saison herauszubringen, beziehungsweise, die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt alternierend nur mehr alle zwei Jahre zu veranstalten.

Etwas dem ich sehr ambivalent gegenüberstehe, beziehungsweise hätte ich da vor ein paar Jahren noch gesagt oder geschrieben, so ein Blödsinn, denn es ist ja sehr schön, daß so viele Leute schreiben und eigentlich interessiert mich alles und ich möchte auch möglichstst alles lesen.

Was sowohl stimmt, als auch nicht stimmt. Denn, das es viel viel mehr Bücher gibt, als man lesen kann ist sicherlich richtig. Hundertfünfzig schaffe ich etwa in einem Jahr und and die siebzig- achtzig- oder vielleicht sogar neunzigtausend erscheinen jährlich. Das kann kein Mensch lesen, natürlich klar.

Daß mich die meistens Bücher aber immer noch interessieren und ich sie lesen will, ist ebenfalls klar und ich tue mir mit Aufforderungen, daß man Bücher ruhig abbrechen soll, weil sie vergeudete Lebenszeit darstellen, wenn sie einem oder einer nicht gefallen, immer noch sehr schwer, beziehungsweise lehne ich sie ab und lese alle Bücher zu Ende.

Das heißt, eines habe ich einmal abgebrochen, weil mir der Inhalt zu gewaltvoll war, wenn ich sie, wie den Arno Schmidt beispielsweise nicht mehr verstehe, überfliege ich sie oder blättere sie rasch zu einem Ende. Ich verreiße nicht und weiß auch eigentlich gar nicht, was schlechte Bücher sind?

Zumindestens ist bei den tausend, die ich in den letzten zehn Jahren meines Blogs besprochen habe, kein solches, wie man  leicht nachprüfen kann.

Das heißt, es sind natürlich welche darunter, die von besserer und nicht so guter literarischer Qualität sind, das heißt Erzählende, Experimentelle, Krimis, Chick Lit, Fantasy, etcetera und es sind weche darunter, die mir gut und welche, die mir weniger gut gefielen, weswegen sie noch lange nicht schlecht sein müßen.

Ich weiß inzwischen auch ungefähr mit welchen Autoren ich vielleicht weniger anfangen kann, das sind meist die zu lustigen, den Sedaris beispielsweise oder auf Österreich bezogen, die Bücher von Radek Knapp und Martin Amanshauser beispielsweise, obwohl bei des letzteren Reiseberichten trifft das auch nicht zu.

Und ich lese mich eigentlich durch alle Generes, das heißt, stimmt auch nicht ganz, ich lese bevorzugt Gegenwartsliteratur oder überhaupt Literatur, aber wenn sie älter als hundert Jahre ist interessiert sie mich dann vielleicht nicht mehr so sehr, die der Zwischenkriegszeit aber wohl und ganz besonders. Ich lese auch aber weniger Krimis und Liebesromane und bei Phantasy, Horror und Sciece Ficton setze ich eher aus, wie wohl auch bei der erotischen Literatur, obwohl ich sie probiert habe., in dem es immer Bücher gegeben hat.

Ich lese, obwohl ich immer schreibe, daß ich das eigentlich nicht so mag auch Experimentelles und bevorzugt, den psychologischen Realismus, die Politik und die Systemkritik, wenn man das so zusammenfassen kann und ich habe, glaube ich, immer schon gerne gelesen und Bücher gesammelt.

Und bin auch in einem sozialistischen nicht sehr bürgerlichen Haushalt aufgewachsen. Ein richtiger Arbeiter war mein Vater nicht, die Mutter schon, die hat zuerst gestickt und dann geputzt. War der Vater doch Referent der Büchergilde Gutenberg und wenn man Parteimitglied war, haben die „Kinderfreunden“ den Kindern ein Buch zu Weihnachten unter den Christbaum gelegt. So daß ich mit Ferdinand Bruckner und Vera Ferra Mikura aufgewachsen bin und obwohl keine öffentliche Büchereibenützerin, da habe ich mit den pädagogischen Ansätzen der älteren Bibliotkarinnen eher schlechte Erfahrungen gemacht, habe ich in derHauptschule die Schulbibliothek benützt und in der Straßergasse einmal, während eines Schikurses bei dem ich nicht mitgefahren bin, begeistert der Frau Professor Friedl beim Aufräumen der Schulbibliothek geholfen.

Dann habe ich maturiert, schon zwei Jahre vorher beschloßen,Psychplogie zu studieren und zu schreiben, bin nach der Matura sehr stark in einer philosophischen oder Weltveränderungskrise gewesen und habe mir Bücher gekauft und gekauft. Rilke, Nietzsche, Schopenhauer, Freud, etcetera, all das, was ich gekannt und in der Schule gehört habe und bin erst etwas später zur zeitgenößischen Literatur übergegangen.

Habe die dann aber regelmäßig gelesen, später mit dem Kaufen aufgehört, getauscht und die offenen Bücherschränke benützt und allmählich mit den Anfragen von Rezensionsexemplaren angefangen, beziehungsweise wurde ich zunehmend angefragt.

Zuerst geschah das eher durch die österreichischen Verlage, denn als Buzzaldrin 2013 mit dem Buchpreisbloggen angefangen hat, habe ich mich, obwohl ich das auch sehr gerne gemacht hätte, noch nicht getraut, die deutschen anzufragen. 2015 habe ich das dann getan und die Bücher zum größten Teil erhalten und seit ich das mache, bekomme ich die Herbst und Frühjahrsvorschauen und weil ich da ja immer begeistert bin und schlecht nein sagen kann, ist meine Leseliste angewachsen und angewachsen, betziehungsweise komme ich derzeit kaum mehr dazu meine Backlist zu lesen, das heißt die ungelesenen Bücher, die ich schon in den Regalen habe oder beispielsweise in den Schränken und in den Abverkaufskisten finde.

Ich möchte nicht sagen, daß das ein wirkliches Problem für mich ist. Es ist eher keines, obwohl ich eigentlich schon weiß, daß ich, wenn ich beispielsweise, wie geschehen „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse,“ ein Buch, das ich mich schon immer interessierte, in den Bücherschrank gefunden habe, oder Hilde Spiels „Kati auf der Brücke“ mir vor einer Woche auf der KritLit um fünf Euro kaufte, höchstwahrscheinlich nicht lesen kann. Weil die Bücher auf der Leseliste in zehn Jahren landen würde und ob ich dann noch lesen kann und werde, ist fraglich, noch dazu, wo ich wegen der Rezensionsexemplare zum Abwarten der anderen Liste nicht wirklich komme und die Bücher dann schon seit ein oder zwei Jahren zum Jahresende herunternehme. Dafür habe ich anderes, die Neuerscheinungen, gelesen und kann die dann in den Bücherschränken liegen lassen, was auch nicht schlecht ist.

Ich lese alle Rezensionsexemplare, die ich bekommen, bei den anderen Blogs habe ich gemerkt, daß das gar nicht mehr so ist und die schreiben, wie kürzlich „Herzpotensial“ auch etwas davon, daß das Bloggen sie in die Nähe eines Bücherburnouts brachte, beziehungsweise ihr Leseverhalten veränderte.

Letzteres stimmt für mich, obwohl ich da von keinem unter Druck setzen sprechen und das auch nicht negativ meinen würde, auch. Aber natürlich fühle ich mich verplichtet Rezensionsexemplare zu lesen und zu besprechen. Ich bespreche aber jedes Buch, das ich lese, schon weil ich meine Besprechungen, Rezensionen würde ich sie nicht nennen, als meine persönliche Erinnerungsstützte betrachte. Deshalb spoilere ich auch sehr und fordere niemanden zum Lesen oder Kaufen der Bücher auf und fühle mich den Verlagen, auch wenn ich angefragt habe, auch nicht verpflichtet und ich kann auch schreiben, daß da eigentlich überhaupt kein Druck kommt.

Den scheinen sich die Blogger vielleicht selber zu machen und wenn ich, was jetzt nicht mehr so oft möglich ist, weil der „Morawa“ um halb sieben statt um sieben schließt, durch eine Buchhandlung durchgehe, um in die „Alte Schmiede“ zu kommen, schaue ich mir die Bücherstapeln an, freu mich, wenn ich das und das Buch schon glesen habe und fühle mich ein bißchen unwohl, wenn ich es beispielsweise auch gerne haben aber noch nicht bekommen habe, was derzeit eigentlich nur bei Ljuba Arnautovics „Im Verborgenen“, so ist, weil ich mir „Wiesengrund“ beim Literaturhausflohmarkt gekauft habe und jetzt auch nicht weiß, wann ich es lesen werde, außer wenn es auf die Bp-Liste kommt, dann werde ich es vorziehen und das Mareike Fallwickl Buch soll jetzt doch zu mir kommen und ist schon unterwegs.

Und ich habe, was man vielleicht ein bißchen, als unter Druck setzen verstehen könnte, von Jänner bis jetzt  Rezensionsexemplare gelesen und nur vier Bücher von meiner Backliste, obwohl ich da an die fünfzig sehr Interessante stehen habe. Voriges Jahr war das auch so, da habe ich auch von Mai bis Mitte August die Liste so gut es ging, hinuntergelesen, denn im August habe ich  schon wieder brav die dBp und die östBp-Liste angefragt und ein paar Verlagsschauen habe ich mit meinen Wünschen auch bekannt gegeben.

Das wird heuer auch so sein, daß ich, wenn ich Glüück oder Unglück habe, ich stehe da wirklich in der Mitte und habe vorige Woche auch noch ein paar Rezensionsexemplare angefragt, bis August mich durch meine Bücherschrank und Aberkaufsschmankerln lesen kann.

Im August fahren wir eine Woche in die Schweiz und da liegen schon einige diesbezügliche Bücher im Bad. Die Buchpreisbücher werde ich wieder anfragen, höchstwahrscheinlich, hoffe aber, daß ich bei den fünzig Rezensionsexemplaren, die ich dieses Jahr schon gelesen habe, einige darunter sein werden und ein paar Vorschauen habe ich auch ausgefüllt und da fällt mir das Zurückkhalten ja immer schwer, weil mich, wie schon erwähnt, eigentlich alles interessiert und ich gerne alles lesen will.

Das mittelt sich dann aus, weil nicht alles zu mir kommt und ich die Backlist dann im Dezember oder so gegen die, der neuen Liste austausche, denn, daß ich da was Tolles liegen lassen, bringe ich, ich habe es probiert, nicht zusammen und denke auch, warum sollte ich das?

Es gibt wichtigere Probleme, als daß ich zuviele Bücher bei mir  stehen habe und unter Druck setzen sie mich nicht, so daß ich keinen Verlag auffordern möchte, weniger zu verlegen und auch niemanden, weniger zu schreiben, weil ich ja mit Recht fürchte, daß ich es bin, die dann, weil es so viele Bücher gibt, auf meine Anfrage, ob ich ein Rezensionsexemplar schicken soll, abgelehnt werde.

Das heißt, das tue ich nicht wirklich, schreibe bei meinen Buchpromotionen aber immer, daß ich welche verschicke und die Idee einer Leserunde bei einem neuerschienenen Buch würde ich auch gern aufrechterhalten und da habe ich ganz vorsichtig, ein paar Leute angefragt und die besagten ausweichenden Antworten bekommen, daß man eben leider leider nicht alles lesen kann.

Das kann ich natürlich auch nicht, lese mich aber gerne kreuz und quer durch den Büchergarten, fahre  nicht schlecht dabei und habe meistens immer interessante Bücher entdeckt, so daß ich eigentlich, auch wenn ich die Übersicht vielleicht nicht immer habe und mich erst kürzlich darüber wundere daß ich von Colson Whitehead schon ein Buch habe und auch eines von Jaroslav Rudis, es nicht bedauere, daß es soviel Bücher gibt und eigentlich auch nicht fürchte, in ein Bücherburnout zu kommen und selbst, wenn, gibt es sicher viel Schlimmeres als das.

2018-05-25

Doppelzüngige Kremser Pointen

InKrems gibt es nicht nur das NÖ-Literaturhaus  in Stein, wo ein Teil der „Literatur und Wein“ stattfindet und die Kunstmeile mit der Minoritenkirche, wo eine zeitlang der „Kramer-Preis“ vergeben wurde, es gibt auch die Galerie „Kultur Mitte“ in der oberen Landstraße, wo ich höchstwahrscheinlich durch die Ruth hingekommen bin.

Jedenfalls hat sie dort eines ihrer Bücher vorgestellt, mit dem Robert Reisetexte gelesen und auch einmal eine Freundin hingebracht, die über die Mutter von Liszt referierte. Das letzte Mal war ich, glaube ich, anläßlich der Ausstellung zu „April in Stein“ dort, bekomme aber regelmäßig die Einladungen, die gleich in Doppelpack zu mir kommen und und in zwei Wochen stellt die Ruth dort ihr neues Buch vor, da ist aber der Alfred in Amerika und ich in Wien beim „Augustin-Grillfest“ höchstwahrscheinlich.

Aber heuer sind wir wieder mal am Freitag nach Harland gefahren, weil der Alfred vorher eine Vorlesung hatte und da habe ich eine Einladung zu einer Ausstellungseröffnung, kombiniert mit einer Buchpräsentation gekommen und weil ich ja in einem gewissen Rahmen sehr neugierig bin, habe ich dem Alfred vorgeschlagen,  hinzufahren und meine letzte Stunde so gestaltet, daß ich um fünf fertig war.

Denn der ehemalige Schuldirektor WilhelmMaria Lipp, 1955 in St. Pölten geboren, hat seinen ersten Gedichtband mit humoristischen Versen herausgegeben und das mit den Illustrationen des  1947 in Krems geborenen Zeichners Leo Leitner, der schon  2002 an Krebs verstorben ist, verbundern und da dessen Kinder jetzt einen Leo Leitner Förderverein gegründet und ein Werkverzeichnis herausgegeben haben oder werden, wurden seine Werke heute in der Galerie Wien Mitte präsentiert und die war sehr voll mit der Kremser Society.

Der Bürgermeister, der einmal Leo Leitners Arzt war, sowie die Tochter des Zeichners hielten einleitende Worte, Franz Kral der Galerie- Obmann, erzählte seine Schmankelrn zu dem Kremser Original, wie er ihn vorstellte und der Autor gab aus den vier Abteilungen seines Bandes jeweils Kostproben zum besten, die wie er es selbst bezeichnete, irgendwo zwischen Wilhelm Busch und Eugen Roth angesiedelt sind.

Also nicht unbedingt mein Literaturgechmack, aber ich schaue ja, wie ich immer schreibe, gerne über den Tellerrand. So hatte ich kein Problem damit und die Zeichnungen haben mir zum Teil auch sehr gut gefallen.

Es gab anschließend von der Tochter gestiftet, ein buffet mit großen Schinken und Bratenplatten, während es sonst ja eher Brötchen gibt und der Wein zur Selbstbezahlung ist. Diesmal war sogar ein Faß Bier aufgestellt, aber das ist nichts für mich, da ich mich ja fast auschließlich an Rotwein halte und während ich meine Bratenbrötchen gegessen habe, ist mir die KritLit und die Buchpräsenation von Robert Streibel zur Louis Mahrers „Bora“ eingefallen und ich dachte, ich könnte  Franz Kral nach ihm fragen, denn der war oder ist ja  kommunistischer Gemeinderat und Louis Mahrer war Kommunst und als ich diese Namen aussprach, wurde mir gleich sein Sohn Wolfgang gezeigt, der mir sehr viel und freundlich von seinem Vater erzählte und als ich dann wieder zu meinem Platz gegangen bin, um meine Brötchen weiterzuessen, habe ich entdeckt, daß hinter mir ein Plakat hing, das auf die Buchpräsentation und Ausstellungseröffung zu Louis Mahrers „Bora“ hinweis, die im April 2017 stattfand.

Da habe ich sicher auch die Einladung bekommen, aber nicht weiter beachtet. Man sieht die Stadt Krems ist eine kulturelles Fundgrube und wenn man aufmerksam genug ist, bekommt man auch die weniger bekannten Strömungen mit.

Zu Ruths Lesung werde ich wie schon erwähnt nichtbesuchen, bin aber gespannt, ob sie auch die Kremser  kulturelle Elite anzieht, aber wahrscheinlich muß sie da ihre Freunde mitbringen und ich habe ich Buch auch schon gelesen.

2018-05-24

Schreckliche Gewalten

Jetzt kommt Buch fünf von meiner Backlist in diesem Jahr, um dieses Buchhandelsfachausdruck zu verwenden, den ich eigentlich nicht mag und Buch achtzen des dBp 2017, während die dBp-Jury 2018 zu der interessanterweise auch der „Kaffehaussitzer“ gehört, der ja den „Buchblog-Award“ gewonnen hat und schon bei den offiziellen Buchpreisbloggern war, also diese große Ehre nicht mehr gewinnen konnte.

Ich blogge ja seit 2015 für mich selbst und  die deutschen Buchpreisbücher 2017 und habe jetzt auch alle, siebzehn schon im vorigen Jahr beim offiziellen Lesen, mir Jakob Noltes „Schreckliche Gewalten“ zum Geburtstag schenken lassen und Buch neunzehn und zwanzig,  „Schlafende Sonne“ und Flugschnee“ habe ich im Jänner bekommen, als wir zum Umtrunk der zum Geburtstag bekommmenen Riesenflasche geladen haben und „Schreckliche Gewalten“ des 1988 geborenen Jakob Nolte, leider gibt es in dem „Matthes & Seitz-Bändchen“ keine biografischen Angaben, so daß ich das erst googlen mußte, das im Vorjahr auf der Longlist stand, ist sicher ein sehr interessantes Buch.

Ob es leichter oder schwerer zu lesen, als Lehr „Schlafende sonne“ ist, wird sich, wenn überhaupt, erst nächstes Jahr entscheiden. Es ist aber nicht, wie ich irgendwie dachte, ein Wehrwolfroman, sondern Nolte wird mit Schwitters und dem jungen Georg Klein verglichen, von der experimentellen Sorte und auch der berühmte Satz, der vor einem dreiviertel Jahr überall herumschwirrte:  „Eines Nachts verwandelt sich Hilma Honik in ein Monster und tötet ihren Mann. Ihre Kinder sind von nun an fortan auf sich selbst gestellt. Iselin entscheidet sich dafür in Bergen zu bleiben und Edvard bereist die Ränder der Sowetunion auf dem Weg nach Afghanistan“, steht nicht am Anfang des Buches, wie ich dachte oder in einigen Rezensionen gelesen habe, sondern am Buchrücken und damit ist eigentlich schon alles gesagt oder gar nichts, denn es ist, wie wahrscheinlich schon aus dem bisher Geschriebenen klar wird, kein Buch von dem man den Inhalt so einfach herunterspoilern kann.

Es scheiden sich an ihm auch die Geister, wurde es von einigen doch als sehr toll von anderen wieder als eher enttäuschtend bewertet. Je nach dem von welcher Seite man kommt wahrscheinlich. Hat man sich einen spannenden Wehrwolfroman erwartet, ist man enttäuscht, liebt man Kurt Schwitters oder Georg Klein ist man das wahrscheinlich auch und ruft noch immer: „Warum stand es nicht auch auf der Shortlist oder hat sogar den dbp 2017 gewonnen?“

Ich bin wieder in der neutralen Mitte. Habe mir, ich gebe es zu, etwas anderes erwartet, habe aber vor kurzem Wandeler-Deck und zwar noch nicht Schwitters, aber schon Georg Klein gelesen, habe wie beim „Buch der Zahlen“ nicht viel verstanden. Aber irgendwie immer den Eindruck, daß das ein sehr interessantes Buch ist, das ich da lese und es mir deshalb auch zum Geburtstag gewünscht, da ich es von „Matthes&Seitz“ nicht bekommen habe.

Es ist auch außerlich ungewöhnlich „Schreckliche Gewalten und Jakob Nolte“ steht ganz klein und ganz oben am Cover, „Roman und Matthes & Seitz Berlin“ ganz klein unten. Sonst gibt es ein schwarzes Viereck, das bunt umrandet ist, hinten den oben zitierten Satz und Schande über „Matthes & Seitz“, weil mich das ja immer sehr stört, keine biografischen Anfgaben.

Das Buch besteht dann ähnlich, wie das Cover aus überschriftlosen Kapitel oder Abschnitten, die zwischen einer Zeile und mehreren Seiten variieren und aus zwei Teilen, der erste „Honik“ genannt, so heißt besagte norwegische Familie und einen kürzeren zweiten, die zwischen „Frühling“,“Sommer“, „Herbst“ und „Winter“ unterscheidet und das Leben einer Hyänenfamilie in den afhghanischen Bergen schildert.

Man sieht nochmals, es ist sehr kompliziert und es wird auch im ersten Teil munter hin und hergesprungen und von besagter Wilma Honik ist eigentlich sehr wenig die Rede. Es kann aber sein, ich habe etwas überlesen, denn das Buch springt hin und her. Namen werden ein und wieder ausgeführt, Geschichten erzählt und die Gewaltgeschichte, um auf den Titel zurückzukommen von den Neunzehnsechzigerjahren aufwärts, das besagte Ereignis passierte, glaube ich, 1974 in dem norwegischen Städtchen Bergen, zitiert, den Terroranschlag von München 1972 beispielsweise, Flugzeugentführungen, den schwarzen September und auch Schwesterchen Iselin, die sich ja für Bergen entschied, gründet eine Wohngemeinschaft und setzt sich hier mit zwei anderen Frauen für die Rechte der Prostiutierten ein, in dem sie sie als Geisel nimmt, während der Bruder von Riga aus über Kiew und odesser nach Afghanistan will, sich da auch mit zwei Männern zusammentut und ein norwegisches Flugzeug entführt und dabei einen Anschlag macht.

Es passiert aber auch viel Banaleres in dem Buch. Eine Kuh wird entführt und es wird, glaube ich, auch behauptet, daß die Erde eine Scheibe ist und der Mond im Inneren hohl ist.

Pessoa und Mandelstam werden zitiert. Über Pessoa steht auf Seite zweihundertvierunddreißig „Pessoa war ein loses Kollektiv von Vielschläfern, Protopunks und Hysterikern, deren Hauptwerk  das Buch der unsichtbaten Langweile, eine recht aufwendiger poetisierte  Alltagsbeschreibung darstellt. Aphorismen, wie „Der Besitz besitzt den Besitzer“ oder „Ein Roman ist die Geschichte dessen was nie war“ machten es der Intellegenzia der Partei einfach, sie für ihre Sache umzudeuten.“

Und über Mandelstam heißt es: „Ossip Mandelstam war ein russischer Schriftsteller. Er schrieb Gedichte gegen alles, wofür Stalin einstand (sowohl als Politiker als als Mensch). Mandelstam unterstellte Stalin beispielsweise, dass er Himbeeren mochte. Mandelstam konnte auch nichts mit diesem Schnurrbart anfangen oder dem Gulag oder der Tatsache, dass er seine Meinung nicht ändern durfte. Er verfasste Gedichte gegen die Unterdrückung. Daraufhin kam er in Gefängnis und wieder ins Gefängnis und starb im Dezember 1937 unter den entsetzlichen Bedingungen eines sowetischen Arbeitslager. Heutzutage gilt er als einer der wichtigsten Vertreter der höheren russischen Zensur.“

Es gibt aber auch Haikus oder was sich Noltes Protagonisten darunter vorstellen, wie:

„Dümmer als

Schlau Fauler

Als Wach“    oder

„Viele Dinge

Wären

Romantisch“

oder die Beschreibungen des Inhaltes der Rucksäcke, die Iselin und ihre Gefährten auf ihre Exkursionen mitnehmen:

„Moiras Rucksack

-2 Maschinenpistolen

-3 Kurvenmagazine a 30 Patronen

-2 Sturmmasken

-1Beutel für Wertsachen

-Unterwäsche

-Brems Tierleben, Band 2: die Vielfüßler, Insekten und Spinnenkerle (1915“)

Und so weiter und so fort. Ich könnte hier noch seitenlang interessante Textstellen anführen, der „BH“ wird beispielsweise mit dem Begriff des „Metiers“ verglichen. Es wird erklärt, was ein „Brimborium ist und „Zwei Arten zu sterben“:

„Peng peng peng

bla bla bla“

Man sieht, es ist wirklich kein herkömmlicher Werwolfroman. Wahrscheinlich nicht einmal eine Satire darauf. Aber sicher ein interessantes Buch, was wieder einmal die Bandbreite der besten belletristischen Neuerscheinungen eines Jahres deutlich macht und nun lese ich auf meiner „Backlist“ weiter.

Da steht ja noch sehr viel Interessantes darauf, warte auf weitere Rezensionsexemplare und bin natürlich auf die Longlist des dBp 2018 schon sehr gespannt und rate, wieviele Bücher ich davon schon gelesen habe werde…?

Und um noch auf einen Bloggerartikel zu reagieren, wieviel Druck das Bloggen machen und, wie sehr es einem die Freude am Lesen nehmen kann, den ich bei „Herzpotenal“ kürzlich las.

Nein, ich bin nicht davon betroffen. Ich lese immer noch neugierig und begierig über den Tellerrand und schreibe oder spoilere dann meine Besprechungen für mein persönliches Erinnerungsarchiv eher locker hinunter, weil mich die Flüchtingkeitsfehler, die ich dabei vielleicht übersehe, eigentlich nicht wirklich stören und ich mich auch immer noch darüber freue, wieviel Bücher es gibt und, wie unterschiedlich man schreiben kann.

 

2018-05-23

Haut, ein Stück

Oder ein Stück Haut oder eine trans-poetik-performance, die Marion Steinfellner, Herbert J. Wimmer und der experimentelle Musiker Michael Fischer nun schon zum fünften Mal im Literaturhaus aufführen.

Nach Wasser, Lich, Wald, Salz, war jetzt die Haut ein lebenswichtiges Element, wie Barbara Zwiefelhofer in ihrer Einleitung erklärte, an der Reihe und die Sessel waren wieder an den Rand gestellt.

Herbert J. Wimmer und Marion Steinfellner in schwarz und die Performance wird offenbar immer professioneller, so lagen diesmal kleine rote Einladungskarten auf, so daß ich die Textschnipsel von da hoffentlich fehlerfrei übernehmen kann:

„haut ist eine tanzkonstante

haut ist eine augenblicksschlange

ein lippenhautkörper

ein lippenkörper

 

wo und wie stark: spüren

wo und wie stark: mitteilen

 

schlangenkörperhaut

ich bin ein augenblick

klangsamtschlängelnd

ich ist ein augeblick

 

my skin is your blanket

your skin is my blanket“

Aneinandergeschmiegt Körper an Körper, stehend oder sitzend mit ausgestreckten Beinen wurden diese Textpassagen und auch andere, obwohl es diesmal, glaube ich, etwas weniger Textlastig, als früher war, performiert.

Dann kam, das war, glaube ich, auch eher neu eine länger Tanzeinlage von Herbert J. Wimmer bevor sich Marion Steinfellner ihrer Hose und ihres Oberteils entledigte und sich von Herbert J. Wimmer mit Packpapier einhüllen und zukleben ließ.

Eine wilde Tanzperfomance, der Buthotänzerin folgte, die schon vorher das Publikum in Deutsch und Englisch zum Mittanzen aufgefordert hat.

Drei Stücke wurden diesbezüglich ausgewählt und wenn ich mich nicht irre, war die Tanzbeigeisterung diesmal etwas verhaltener als im letzten Jjahr und nachher standen alle rauchend auf der Straße, wenn man sich nicht am Büchertisch die Wimmer Bücher anschaute, sich die „Kolik„kaufte in der die Texte der letzten vier Performances enthalten sind, die sicher eine spannende experimentelle Literaturvariante sind, beziehungsweise sich die Ausstellung von Alfred Goubran und dem Fotografen Gerhard Maurer „WO ICH WOHNE BIST DU NIEMAND“, die es im Literaturhaus derzeit gibt, anschaute und vorher war ich noch, damit ich es nicht vergesse, bei meinem zwei Personen Workshop in der Spengergasse und da sind wir mit dem George Orwell, bis zur Seite sieben gekommen, um alle im englischen Original enthaltennen Metaphern und poetischen Vergleiche aufzuspüren.

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