Literaturgefluester

2022-06-30

Die Eistaucher

Filed under: Bücher,Uncategorized — jancak @ 00:00
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Jetzt kommt es zum zweiten Roma der in Wien geborenen und zwischen Warschau und Wien aufgewachsenen Kaska Bryla, die ich durch die „Kri Lit“ und „PS-politisch schreiben“ kennengelernt habe und deren „Eistaucher“ in der „Klassenliteraturereihe“ von Sabine Gruber in der „Alten Schmiede vorgestellt wurde.

Ein interessanter Roman und ein interessantes Konstrukt, in dem vieles angeschnitten wird, der magische Realismus, die Zeitmaschine das Hin- und Zurückgehen in den Handlungsträngen, was dann doch nicht so ganz ausgearbeitet wurde. Die zwei Handlungstränge gehen von neun bis eins zurück und von ein bis neun nach vorn hinauf. Ein zehn gibt es auch und es beginnt, daß der Ich-Erzähler Sasa, der in einem Naturschutzgebiet einen Camingplatz betreibt, zu Saisonende von einem Polizisten namens Martin besucht wird, der sich dort einquartiert, die Friedhöfe besucht und man taucht langsam in das Geheimnis der Geschichte ein.

Bei eins beginnt es in einer katholischen Privatschule, ob Wien, der Standort ist, kommt nicht so klar heraus, wo zu Schulanfang drei neue Schüler kommen. Ras, Iga und Jess, die Außenseiter denn Ras oder Rasputin und Iiga haben einen migrantischen Hintergrund. Iga kommt aus Polen, Ras, der immer Schokokriegeln in sich hineinstopft, aus Russland. Jess ist sehr modebewußt und hat die Ferien in Frankreich verbracht, wo sie sich in Tifenn verliebte. Der schöne Sebastian und Rilke-Rainer sind schon in der Schule und bezeichnen sich als die „Avatgarde,“ in die Ras, der für Jess ein Gedicht an Tifenn schreibt, zuerst nicht hineindarf und Iga, deren Vater in Polen arbeitet und nächtens, die ihn betrügenden Mutter durch Telefonarufe kontrolliert. Die Hochbegabte schwänzt die Schule schreibt aber trotzdem gute Noten und dann gibt es noch Franziska Fellbaum, die Französischlehrerin, in die sich Iga und sie in Iga verliebt. Man sieht Kaska Bryla sprengt alle Grenzen. Es gibt Mutproben und einen schulschwänzenden Museumsbesuch, wo dann Goldmünzen in die Taschen der „Eistaucher“, so nennt sich die Gruppe verschwinden und bei Rasputin wird es noch ein bißchen surrealer. Der sieht näämlich Müllberge, die in seinem Zimmer wachsen und ihn verfolgen, hört Stimmen, sammelt Fundstücke, die er beschriftet, darunter einen Zentralschlüßel, den Iga ihm stieht und für sich nachmachen läßt.

Kapitelweise wird das von vorn nach hinten erzählt und Sasa, der Jugendfreund Igas, der in den Neunzigerjahren, wo die „Eistaucher“ Jugendlicher sind, Psychologie studiert, erzählt das zwanzig Jahre später, als der Polizist auftaucht, Tiere verschwinden und sein Hund Fipps schließlich am Spieß gebraten wird und überlegt, ob Martin gekommen ist, um ihn zu rächen?

Denn es gibt nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Franiska Fellbaum und Iga, wo Iga eigentlich die Lehrerin verführt, sie dann mit Jess betrügt, also so etwas, wie ein positives weibliches Monster ist, was vielleicht von Kaska Brylla gar nicht so initiert ist, von mir aber so interpretiert wird und eines Nachts geht die „Avantgarde“ auf die Straße, um verbotenerweise ein Plakat „Ohne Poesie keine Welt“ aufzuhängen, vorher hätte die schulschwänzende und klauende Iga noch von der Schule geschmissen werden sollen, was die Klasse durch Sitzstreiks verhindert hat und beobachtet dabei, wie zwei Polizisten eine Gestalt über die Straße schleifen und dann im Park liegen lassen. Das ist die drogennehmende Maja, die von ihnen vergewaltigt wurde. Die Gruppe bringt sie zu Sasa, holt aber nicht die Polizei, sondern beschließt selbst zu rächen. Dabei kommt auch Franziska Fellbaum um. Am schluß wird auch noch Martin ins Feuer geschmissen und Ronya Rothmann hat am Buchrücken „Die Eistaucher“ beginnt wie ein vorsichtiger Spaziergang über dünnes Eis, in das man jäh einbricht, und schon gerät man in die Fluten, in einen Strudel, dem man sich nicht mehr entziehen kann: spannend wie ein Krimi, zart und brutal zugleich, mit Figuren, die man nicht mehr vergisst, rätselhaft und grandios“, geschrieben und ich füge, interessant, wie die junge Frau, ein Geburtsdatum habe ich nicht gefunden, würde aber aufdie Achtizgerjahre tippen, die Genresgrenzen sprengt. Da denke ich wieder, ich hätte mir das nicht erlauben dürfen oder nicht getraut, vieles anspricht, vieles in Frage stellt. Wie das aber wirklich mit dieser Zeitmaschnie ist, kommt dann aber nicht heraus und wenn man nie in die Schule geht, wird es wohl auch nicht so einfach sein, alle Schularbeiten auf „sehr gut“ zu schreiben, außer man sitzt dann halt zu Hause und lernt allein und warum Iga dort nicht hingehen will, habe ich eigentlich auch nicht verstanden.

2022-06-29

Leseclub mit Schildkröte

Wieder einmal Literaturhaus, wieder einmal großartiger Leseclub und wiedermal gestreamt, da ich wegen der Eigentümerversammlung nicht pünktlich in der Zieglergasse sein konnte, Abrechnen mußte ich auch, aber das ist der Vorteil der Pandemie, daß seither gestreamt werden kann und der großartige Leseclub von Barbara Zeman, die ja auch heuer beim „Bachmann-Preis“d gelesen hat und die den Club, wo sie sich mit einem bildenden Künstler, einem Schauspieler und einem Musikerzusammensetzt, um ein Werk der Exilbibliothek zu präsentieren, ist sehr interessant und Veza Canetti, die Frau des Nobelpreisträger Elias ist das auch.

Ich glaube, ich bin mit ihrer „Gelben Straße“ und dem „Oger“ in den Neunzigerjahren in Berührung gekommen und Judith Gruber-Rizy hat sich ihre bei einem „Tag der Freiheit des Wortes“ angenommen und da auf ihre Pseudnyme „Magd“ und „Knecht“ und auch auf ihre Beziehung mit Elias hingewiesen, die eher schlecht gewesen sein dürfte. Er hat sie betrogen und auch ihre schriftstellerische Tätigkeit verschwiegen, obwohl sie bei der „Masse und Macht“ mitgearbeitet haben dürfte, hat dann dann in den Neunzehnneunzigerjahren Jahren, nach ihrem Tod, der 1963 erfolgte, ihre Werke herausgegeben.

Der „Oger“ und die die „Gelbe Straße“ sind mir, wie erwähnt bekannt, die „Schildkröten“, die Barbara Zeman in ihrem Leseclub diesmal vorstellte nicht. So ist das Streamen ein Glück für mich und mit der „Gelben Straße“ ist wohl die Ferdinandstraße im zweiten Bezirk gemeint, wo Elias und Veza Canetti wohnten und da fanden ja einige Veranstaltungen ihr zu Ehren statt, bei denen ich gewesen sind, und eine Anthologie von Petra Ganglbauer, wo ich aber keinen Text drinnen habe, hat es auch gegeben und die „Gelbe Straße“ wurde auch einmal in der „Schmiede“ als „Grundbuch“ vorgestellt, da hat Julia Danielczyk mitgewirkt, die ja als sie Literaturreferentin wurde auch den „Veza Canetti-Preis“ einführte, der immer an eine Autorin vergeben wird.

So weit zu der 1897 in Wien als Venetiana Calderon-Taubner geborenen, die in der Arbeiterzeitung publizierte und nach dem Anschluß mit Elias Canetti nach London emigrierte, wo sie 1963 starb und nie mehr nach Wien zurückkehrte.

Soweit so gut und der Leseclub wurde diesmal mit Musik von Sophia Blenda vorgestellt und die Textproben aus den „Schildkröten“ wurden von der Burgschauspielerin Safira Rubens gelesen.

Barbara Zeman, führte wie immer durch das Leben Veza Canettis und den Roman, der in der <nazizeit spielt, wo Eva und Andreas Kain nach dem Anschluß nach London flüchten, während ein Nazi in ihre Wohnung einzieht, die Schildkröten stellen ein Symbol für die Unterdrückung der Juden dar und Veza Canetti verwendete in ihrem erst 1999 erschienen, aber schon kurz nach ihrer Emigration geschriebenen einzigen Roman auch viele Tiersymbole. Interessant, interessant. Jetzt muß ich das Buch nur noch finden, damit ich es lesen kann.

2022-06-28

Preis der Literaturhäuser an Sasha Marianna Salzmann

Den „Preis der Literaturhäuser“ der vom „Netzwerk der Literaturhäuser“ vergeben wird, gibt es, glaube ich, seit 2002.

Er wird oder wurde in Leipzig am Freitag auf dem „Blauen Sofa“ vergeben. Da gab es dann Wein und Brezel bevor wir zu den Hundertmarks gefahren sind. Der Preisträger bekommt eine Lesereihe durch die Literaturhäuser und bis vor ein paar Jahren war das Wiener Literaturhaus nicht dabei.

„Warum nicht?“, habe ich Silvia Bartel einmal gefragt und sie hat mir „Das ist eine gute Frage!“, geantwortet.

Und die war, daß das Literaturhaus nicht in diesem Netzwerk war. Das hat sich vor ein paar Jahren geändert und so war ich bei ein paar Literaturhausveranstaltungen, wo die Preisträger vorgestellt wurden.

Bei einer vor Corona, war ich, glaube ich, nach oder während Corona war dann Marlene Streeruwitz, die Preisträgerin und das letzte Jahr, glaube ich, Ingo Schulze an der Reihe und diesmal war die 1985 in Wogograd geborene und seit 1995 in Deutschland lebende Sasha Marianna Salzmann die Autorin im Gorki Theater war und mit ihren zwei Romanen auf der Long-bzw Shortlist des dBps gestanden ist.

„Außer sich“ und „Im Menschen muß immer alles herrlich sein“. Ich habe beide Bücher gelesen und war, glaube ich, nicht so begeistert.

Sasha Marianna Salzmann ist aber eine sehr engagierte junge Frau, die, wie der Moderator Florian Baranyi anmerkte, sich nicht an der Mehrheitsgesellschaft orientiert und vor kurzem einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung über die Ukrainie geschrieben hat.

Sie hat aus ihrem letzten Buch einige Stellen gelesen und dann mit Florian Baranyi über das Cover ihrer Bücher diskutiert und verraten was sie bedeuten sollen.

„Im Menschen muß immer alles herrlich sein“, wurde, glaube ich, in siebzehn Sprachen übersetzt. Hier bedauerte Sasha Marianna Salzmann, daß das wahrscheinlich auf Russisch nicht passieren wird. Es waren nur sehr wenige Leute im Literaturhaus, lag wahrscheinlich auch daran, daß Anne Weber mit Sabine Scholl in der „Alten Schmiede“ war und die ist die „Buchpreisträgerin von 2020“,vielleicht lag es aber auch an der Hitze und ich habe, wie geschrieben, die Bücher schon gelesen und die junge Frau auch interessant gefunden, auch wenn ich mit ihrem rasanten Stil meine Schwierigkeiten habe.

2022-06-27

Korrespondenzen über das Schreiben

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 23:00
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Im Jahr 2016 hat die „Alte Schmiede“ die Saison mit einer Reihe „Was ist gute Literatur?“ begonnen, wo Kurt Neumann verschiedene Autoren und Literaturwissenschaftler, mich natürlich nicht, einlud über die gute Literatur zu diskutieren.

Was das ist, habe ich noch immer nicht verstanden, obwohl ich mich ja nachweislich sehr damit beschäftigte, nur daß meine offenbar nicht dazu zählt oder auch nicht, ich sehe das anders und jetzt ist bei „Matthes und Seitz“ ein Buch darüber entstanden.

Über gute und schlechte Literatur“ was den Dialog zwischen Thomas Stangl und enthält und das wurde heute in der „AS“ vorgestellt. Der Doyen ist erschienen und hat mit Anne Weber darüber geplaudert, daß Reisen jetzt eine schlechte Idee ist, weil wegen einem Cluster bei der „Aua“ werden viele Flüge abgesagt, aber da Anne Weber in Paris lebt, wird ihr das nicht erspart geblieben sein.

Was ist gute und schlechte Literatur? Das werde ich wohl nie wissen , sondern einfach alles quer durch den Gemüsegarten lesen. Aber das Thema über das sich Thomas Stangl und Anne Weber ausgetauscht haben, war sehr interessant und da kann ich, die schlechte Schreiberin, auch einiges dazu sagen und werde das auch tun.

Der 1966 geborene Thomas Stangl, der den ersten „Alpha“ ,gewonnen hat, versteht sich glaube ich, als politischer Autor, obwohl ich ihn sehr kompliziert empfinde und die in Frankreich lebende 1964 geborene Anne Weber hat 2020 mit „Anette ein Heldinnenepos“ den vorletzten „Deutschen Buchpreis“ gewonnen und jetzt den der Leipziger BM in der „Sparte Übersetzung“ und das war auch das Thema über das die Beiden geschrieben haben. Wie schreibt man über gelebt habende Figuren?

Thomas Stangl hat das einmal getan und Anne Weber in ihrem „Heldinnenepos“.

Ja, wie schreibt man darüber und kann man oder darf man das? Eine interessante Frage und da kann ich aus meiner Erfahrung anmerken, daß ich mich am Anfang sehr stark an reale Vorbilder gehalten habe. So bin ich beispielsweise mehrmals mit der Bruni auseinandergeraten, weil ich sie als Vorbild für eine meiner Figuren verwendet habe. Sie war dann empört und in den „Hierarchien“ habe ich die WG des Martins und der Gerlinde verwendet. Aber das war kein Roman über die Bruni ,sondern sie war nur das Vorbild einer meiner fiktiven Figuren und über real lebende Personen habe ich auch geschrieben.

In den „Dreizehn Kapitel“ über Ernst Schwarz, auf den ich über das Buch das „Gesprengte Grab“ gestoßen bin und da treffe ich sicher auf die Beerkung von Anne Weber, daß sie Johann Wolfgang Goethe in einem Roman oder Biografie über ihn womöglich nicht erkennt oder aufschreit, das war doch ganz anders und da fällt mir die Biennale vor ein paar Jahre im Breitenseer Kino ein, wo eine Runde von Starliteraturkritiker auf dem Podium saß und über Gerhad Rühm diskutierten und der saß im Publium und wollte dazu etwas sagen, durfte das aber nicht.

Wenn ich über eine reale existierende Person schreibe, werde ich, auch wenn ich das nicht will, immer subjektiv sein, geht ja gar nicht anders. So habe ich der „Unsichtbaren Frau“ auch über Sebastian Kurz ,geschrieben und ihn so beschrieben, wie ich denke, daß er ist.

Interessant war auch die Feststellung, daß ich, wenn ich über historische Person, beispielsweise über August von Goethe, wie das Anette Weber einmal tat, schreibe, wahrscheinlich scheitere, wenn ich ihn so beschreiben will , wie er war. Irgendwo fiel der Satz, es ist einfacher ihn in die heutige Zeit zu verlegen. Das meine ich, wird wahrscheinlich so passieren, ob ich es will oder nicht, sollte aber nicht angestrebt werden und Anette Weber merkte noch an, daß sie sich in August von Goethe verliebt hätte und das sie einmal etwas über ihren Vater geschrieben hat, was der nicht wollte.

Thomas Stangl scheint ein Kafka-Fan zu sein und hat seine Bografien gelesen und noch etwas war interessant, nämlich die Frage, daß manche Autoren behaupten, daß ihre Figuren machen was sie wollen. Also quasi ein Eigenleben haben. Das habe ich, glaube ich, einmal bei der Präsentation von „Kolibri“ erlebt und nicht verstanden.

Interessant, daß Anne Weber sagte, sie würde das auch nicht tun, sie ist aber keine wirkliche Romanautorin und Thomas Stangl meinte dann, das, was wahrscheinlich stimmt, daß das nicht die Figuren sind, sondern sich die <handlung während des Schreibens einfach verändert.

Ich hätte es für Koketterie gehalten und „Quatsch!“ dazu gesagt. Also ein interessantes Thema über das man sich seine eigenen Gedanken machen kann, für eine selber Schreibende und interessant ist auch, daß Thomas Stangl gerade einen Roman über seine Großmütter geschrieben hat und da Schwierigkeiten hatte, alles preiszugeben, während er da bei einem chinesischen Kaiser keine Hemmungen hatte und Anne Weber merkte am Schluß an, daß sie morgen mit Sabine Scholl ihr „Heldinnenepos“ in der „Schmiede“ präsentiert haben.

„Wenn Sie Zeit haben kommen Sie!“, forderte die Moderatorin Johanna Öttl auf. Ich merke gleich an, werde das wahrscheinlich nicht tun, denn Erstens habe ich das Buch schon gelesen und dann auch noch von der lieben Doris zum Geburtstag bekommen und zweitens wird im Literaturhaus Sasha Marianna Salzman lesen, die den „Preis der Literaturhäuser“ bekommen hat, die auch schon auf den dBp-Listen stand.

2022-06-26

Wieder normaler Bachmannpreis?

Eigentlich wollte ich am Mittwoch ins Literaturmuseum gehen und der Lesung von Thomas Arzt zu lauschen. Dann habe ich mich nach meiner vier Stunde auf die Terrasse gesetzt und begonnen meinen vierzehn Jahre „Literaturgeflüster-Artikel“ zu konzipieren und habe mich dann entschlossen doch zu Hause zu bleiben und mir die „Bachmannpreis-Eröfnung“ wieder live zu geben, der heuer zum sechsundvierzigsten Mal stattfindet und seit 2019 wieder normal, also live vor Ort, wenn die Autoren auch, als sie sich angemeldet haben, glaube ich, geimpft sein mußten.

Aber der Impfschutz läßt, wie ich immer höre, ja derzeit nach, die Zahlen steigen wieder an und ich interessiere mich ja bekanntermaßen sehr für den „Bachmann-Preis“.

Hätte sehr gern dort einmal gelesen, obwohl ich wahrscheinlich schrecklich durchfallen würde, also „ersparen mir die Juroren die Einladung“, habe aber schon viel darüber geflüstert -und auch schon ein paar „Bachmannpreis-Texte“geschrieben.

Am Samstag kann ich gleich spoilern wird wieder einer von mir erscheinen, und jetzt also die Eröffnung und da gibt es diesmal wie ich ebenfalls hörte, wieder einige Veränderungen, so daß die eingeladenen Autoren diesmal im Garten und nicht im Saal. Cecile Shortmann und Christian Ankowitsch moderierten beide und die Peisvergabe soll auch nicht mehr live stattfinden. Aber soweit sind wir noch nicht.

Zuerst gab es die üblichen Eröffnungsreden. Die Politiker wurden interviewt, die Sponsoren vorgestellt und mußten sagen, welche Bücher sie lesen und welche Autoren sie lieben?

Musik gab es auch. Dann marschierten die Juroren ein, da gibt es diesmal, glaube ich, keine Änderungen oder ja Insa Wilke ist die Vorsitzende, die dann eine Rede hielt und Cecile Shortmann loste mit dem Notar im Garten die Lesereihenfolge aus.

Da kann ich gleich verraten, daß Hannes Stein von dem ich schon einiges gelesen habe, am Donnerstag beginnen wird und Elias Hirschl von dem, ich hoffe, bald zu seinem „Salonfähig“ zu kommen als letzter und Anna Baar, die glaube ich, auch schon einmal gelesen hat, hielt die Festrede.

„Die Wahrheit ist eine Zumutung“ und da begann sie, die, glaube ich, auch in Klagenfurt aufgewachsen ist, mit der Jugend der Ingeborg in der Henselstraße. Dann kam sie zu Franz Wurst, dem Kindersychiater, der als ich Psychologie studierte mit Andreas Rett und Hans Asperger top of the state war, dann war er aber in mehrere Mißbrauchsskandale verwickelt und soll auch seine Frau ermordet haben und Anna Baar enthüllte diese Grausamkeiten am Beispiel eines kleinen bettnäßenden Felix und den Skandal mit den Babyficker hat es auch einmal gegeben.

Diesmal gibt es wahrscheinlich keine solchen und Hannes Steins Text „Die königliche Republik“, den ich wegen eines Erstgesprächs größtenteils versäumte, löste unter der Jury größere Verwirrtheit aus. Ist das jetzt ein journalistischer oder realistischer Text, ist der magische Surrealismus wirklich gut getroffen oder ist es vielleicht doch ein betucht altmodischer Text aus den Siebzigerjahren?, obwohl Klaus Kastberger irgendwo darin Donald Trump erkennen wollte.

Man könnte vermuten, die Jury hat vielleicht die drei Stein-Bücher nicht gelesen, weil so etwas wahrscheinlich zu erwarten war und dann kam die 1970 im Wuppertal geborene Eva Sichelschmidt mit dem „Körper ihrer Großmutter“. Ein sehr berührender Text über das Sterben einer über hundertjährigen Frau, der mir gut gefallen hat.

Dann folgte der mit bisher unbekannte 1989 geborene und sowohl in Wien als auch in Berlin lebende Leon Engler mit seiner „Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten“, der eine Zugfahrt nach Karlsruhe und seine Ankunft dort eines Schauspielers beschreibt.

Dann kam es das Pausenprogramm im Garten, das mit einem Kurzfilm über Teresa Präauer eingeleitet wurde und dann über die Diversität in der Literatur, also Autoren mit nicht deutscher Muttersprache, den Schwierigkeiten in der Buchbranche tätig zu werden und der, die durch die Pandemie entstand, diskutiert wurde.

Dann kam zum thema passend, der 1987 in rumänien geborene Alexndru Bulucz, der mit „Einige Landesgrenzen weiter östlich, von hier aus gesehen“ genau das thematisierte. Kamen doch Redewenungen wie „Gott ist kein Zigeuner, aber auch kein Eisenbahner“ und „Das Licht am Ende des Tunnels kann auch immer ein entgegenkommender Zug sein“, vor. Sehr aktuell, wie auch das Gassparen, das in der Jugend des Autors wohl angesagt war.

Nach der Diskussion in der ich mich auch zu der Pressekonferenz zur Aufhebung der Impfpflicht, hurrah, switschte, ging es zu dem 1975 geborenen und in Hamburg lebenden Andreas Moster, dem „Silberriesen“ von einem Vater las, der sich um sein kleines Kind kümmern muß.

Am Freitag begann es dann mit der Lesung, der 1980 geborenen Ana Marwan, die ich schon beim Bloggerdebutlesen kennenlernte. Ihr Text heißt „Wechselkröte“ und handelt von einem einsamen Ich, das sich für den Besuch des Briefträgers Blusen bestellt, deren Freundinnen keine Zeit haben und das Internet ihre einzige Verbindung nach außen ist, obwohl sie manchmal mit der neuen Bluse einkaufen fährt, sich zuerst einen Baum und dann eine Kröte bestellt und schließlich schwanger wird oder diese visualisiert. Ein starkes Stück einer Einsamkeitsbeschreibung und FFP2 Masken kommen auch dabei vor. Danach wurde sehr wild darüber diskutiert, wie der Text zu interpretieren ist, ist die Frau eine Eremitin, hat sie sich aufs Land zurückgezogen, gibt es einen Mann, der am Schluß zurückommt, so daß sie sich schließen zum „Absaugen“ entschließt?

Als nächstes kam der 1977 in Teheran geborene und in Berlin lebende Behzrad Karim Khani und brachte, wie es Insa Wilke nannte, mit seinem „Vae Victis“, eine Genre-Knastgeschichte. Der Autor wurde von Philipp Tengler eingeladen und die Diskussion schien wieder einmal die Diskrepanzen zwischen ihm und den übrigen Juroren widerzuspiegeln, wo man, glaube ich, aufpassen muß, daß sich das nicht negativ auf den Text und dessen Autor niederschlägt, der mir eigentlich gut gefallen hat, obwohl er in einem Gefängnis spielt und daher die dortige Gewalt schildert, die man natürlich als klischeehaft empfindet kann.

Der nächste Autor Usama Al Sharmani wurde und das ist eine interessante Reihenfolge 1971 Bagdad geboren, erzählte in seinem Portrait viel über sich und die arabische Sprache. Der Text des in der Schweiz lebenden heißt „Portrait eines Verschwindens“ und handelt, wie man schon vermuten konnte, vom Aufwachsen im Exil und den Erinnerungen an die Kindheit, an die analphabetische Großmutter und deren Freundin, die die einzige Apothekerin im Ort war.

In der Mittagspause gab es wieder einige Autorenportraits, darunter Tanja Maljartschuk, die auch einmal in Klagenfurt gelesen hat und Anna Baars Festrede wurde auch wiederholt.

Die nächste Leserin war die 1981 in Eisenstadt geborene Barbara Zeman die von Brigitte Schwens-Harant eingeladen wurde und einen Text namens „Sand“, der von einer Italienreise mit einem Josef handelt, vortrug. Ein Krebs wurde diagnostiziert, das Buch einer russischen Autorin gelesen und Kriegserinnerungen reflektiert.

Als letzte Leserin performte dann mit Bart und amerikanischen Akzent, die 1982 in Bonn geborene und in Berlin lebende Mara Genschl einen Text, der „Fenster zum Hof“ hieß und brachte damit etwas Action ins Geschehen und in die Diskussion, da hatte ich aber zwei Stunden, so daß ich Lesung und Diskussion versäumte und bin danach zuerst zum „Augustin-Hoffest“ und dann in den „Republikanischen Club“ gegangen, um dort ein Gespräch über Lyrik zu anzuhören.

Am Samstag ging es mit der 1988 in Fulda geborenen Leona Stahlmann weiter, die mit roten Zopf, rosa gestreifter Bluse und beiger Latzhose im Schneidersitz auf den Teppich saß, der auf der Lesebühne im ORF-Garten aufgelegt war und von einem „Ganz vermeidbaren Wunder“ las, in dem sich eine Leda vor einer Kirche in Venedig befindet und über sich, ihr Kind und über die Klimakatastrophen, die sie umgeben, reflektiert, mir durch ihre schöne poetische Sprache auffiel und von Mara Delius als Text aus der Klimafiktion bezeichnet wurde. Dann wurde noch mit Philipp Tingler darüber gestritten, ob der Text kitschig ist oder nicht und Kaus Kastberger thematisierte, wie seltsam es ist, über Klimakatasthropen in schöner Sprache zu schreiben, während einem das Wasser schon zum Hals steht.

Dann kam der 1985 in Düsseldorf geborene und in Wien lebende Clemes Bruno Gatzmaga, der an der Fleischerei Ringl in der Gumpendorferstraße vorbei zum „Forellenquartett“ im Wien-Fluß angeln geht, dann zum Stadtpark kommt und dort eine Dose Sardinen isst, ein herrlicher Clip. Sein Text heißt „Schulze“ und beginnt, damit „dass Herr Schulze am Morgen hochschreckt und bemerkt, dass er in die Unterhose uriniert hat.“, was seinen Alltag gehörig durcheinander bringt, obwohl er einen wichtigen Pressetermin hat und die Jury dann über die Schwächen des weißen alten Mannes diskutierte.

In der Mittagpause kam dann Katja Gasser, die am Donnerstag noch in der „Gesellschaft“ ihre Lieblingsbücher vorstellte und sprach über ihre „Gastlandpläne“. Es gab ein Portrait von Robert Prosser und Marie Therese Kerschbaumer, die manchen, obwohl grand dame, der österreichischen Literatur, wie die Cecile Shortmann vermutete, manchen unbekannt sein wird. Gabor Fonjad trat auf und zwei Kritiker die erzählten, daß es ihnen schnurzegal ist, ob sich eine Dame einen Schnurrbart ins Gesicht pickt. Das denke ich nicht, denn sie fällt damit auf und hebt sich sich von den anderen Lesenden ab und das ist denke ich ungerecht, wenn beispielsweise Joachim Meyerhoff, der Burgschauspieler, seine Texte performiert, während sich ein experimenteller Autor, vielleicht beim Lesen schwer tut und seine Texte herunterstottert.

Dann kam der 1989 in Seligenstadt geborene Juan S. Guse, der wie Cecile Shortmann moderierte, seine Lesung als soziologisches Experiment betrachtet und las auf Einladung von Insa Wilke vom „Fall des Druckabfalls“, der in einem abgeschirmten Basislager im Taunus spielt, wo das Literaturhaus Frankfurt ein Stipendium ausgeschrieben hat und nach Vermißten gesucht wird.

Der letzte Leser, der 1994 geborene Elias Hirschl, Slammeister, „Priessnitz-Preisträger“ und laut Alfreds Vorhersagen „Bachmann-Sieger,“ ließ sich in seinem Portrait eine Pizza liefern und sein Text „Staublunge“ beginnt auch mit einem gelieferten Mittagessen. Dann schreibt der Ich-Erzähler, der Dates mit einem Jonas hat, verschiedene Artikel, über die besten Filme oder Power-Couples des letzten Jahres und läßt sich eine vegetarische Pho vom Tiger-Imbiss liefern. Ein Text über Start-ups und prekäre Arbeitsverhältnisse in einem atemlosen Tempo, von dem jungen Mann in schwarzer Jacke und T-shirt mit roten Fingernägel perfekt vorgetragen, der in eine Katastrophe übergeht.

Ein grandioser Text, den ich wahrscheinlich auch empfehlen und dafür abstimmen würde und das könnte ich auch ab Samstag drei. Allerdings würde ich dazu ein Handy brauchen und habe mir das die letzten paar Jahre vom Alfred dafür ausgeborgt. Aber jetzt ist der auf einem Parteitag der Grünen und kommt wahrscheinlich erst nach acht zurück.

Also nur hier gebloggt, daß ich mich jetzt noch mehr auf das Lesen von „Salonfähig“ freue und auch noch den Text von Hannes Stein, der mich auch sehr interessiert, fertig lesen muß. Der von Mara Genschl hat mir nicht so gefallen und ich habe auch den Klagenfurt-Bezug nicht gesehen.

Also für den Samstag fertig, als ich 1996 in Klagenfurt war und am Samstagnachmittag mir „Minimundus“ angesehen habe, war ich enttäuscht, daß nicht alle Texte eine Preischance hatten, sondern es eine Shortlist gibt und ich war mit dem Text von Jan Bremer der dann auch gewonnen hat, nicht einverstanden und heuer ist ja alles anders.

Die Autoren lesen mit oder ohne 2G im Garten, Wolfgang Tischer vom „Literaturcafe“ ist schon wieder abgereist, um auf einem Festival zu moderieren und eine Shortlist gibt es, soviel ich verstanden habe, auch nicht mehr, sondern die Juroren haben einen bis vier Punkte zu vergeben und wer die meisten Punkte hat, gewinnt.

Um elf wird der Preis am Sonntag dann vergeben und das wird auch neu sein, daß ich erst später wissen werde, wer gewonnen hat oder mir die Verleihung erst nachher ansehen werde, denn die Ruth hat da wieder ein Privatissimum und nachher wenn ich es recht verstanden habe, eine Art Sommerempfang in ihrer neuen kleinen Wohnung und mir bleibt der Nachmittag statt mir „Minimundus“ anzusehen oder im See zu schwimmen, zum Donauinselfest werde ich auch nicht hinauswandern, Zeit für mein Schreiben und meine Bücher, denn da habe ich jetzt zwar wieder eine Szene geschrieben, weiß aber sonst noch immer nicht weiter, stecke mit dem Non-Plot, den ich habe fest, während ich in diesem Jahr ja schon drei Corona-Texte geschrieben haben, die mir auch gefallen, aber jetzt stecke ich fest, denke nicht mehr Corona, da müüßte ich ja die geimpfte Steffi Schuster über den Fall der Impfpflicht und die neuerliche Einführung der Maskenpflicht, die wahrscheinlich kommen wird, reflektieren lassen und ob ich mit der Rosa Horvath und der Sun-Jong wirklich weiter komme ist mir auch nicht klar.

Also vielleicht das Plot Board vornehmen und versuchen neu zu konzipieren, denn wenn ich jetzt wieder eine Pensionistin einen Roman oder eine Studie schreiben lasse, wiederhole ich mich ja oder in meinen Büchern lesen und mir vorstellen, wie es mir in Klagenfurt damit gehen würde?

Und dann am Sonntag zu der neuen Art der Preisverleihung. Da wurde ja an der bisherigen Abstimmung immer kritisiert, daß manche Autoren durch alle Runden durchgerutscht sind und am Schluß ohne Preis dagestanden sind oder gerademal den Publikumspreis bekommen haben.

Diesmal also eine Liste mit Punkten und der Justiziar hat aus einem Kuvert die Namen der Gewinner Leon Engler, Juan S. Guse, Alexandru Bulucz vorgelesen. Der Publikumspreis ging an Elias Hirschl, eine Stimme war dabei dann doch von mir und wem das alles zu männerlastig ist, den kann ich verraten, daß Anna Marwan, den Haupt und Bachmannpreis gewonnen hat und Wolfgang Tischer hat wieder für den besten Juror abstimmen lassen. Da habe ich erneut für Klaus Kastberger, der mir irgendwie sympathisch ist gestimmt, aber leider ist der inzwischen auf Platz sechs gelandet. Nur mehr Vea Kaiser, die irgendwie umstritten ist, lag hinter ihm, vor ihm lag der immer kontrovers und in Opposition diskutierende Philipp Tingler, Brigitte Schwens-Harrant wurde vom Publikum am meisten geschätzt. Michael Wiederstein, Mara Delius und Insa Wilke, die Juryvorsitzende, die auch noch eine kurze Rede gehalten hat, folgten.

Das war es dann für dieses Jahr. Wer mag kann sich noch einmal in meinen „Bachmanntext“ einlesen und auf die „Gestohlenen Jahre“ freuen, die im nächsten Jahr, wenn der nächste „Bachmannpreis“ vergeben wird, hoffentlich schon erschienen ist und eine kleine Vorausfreude auf nächste Woche, wo ich vierzehn Jahre „Literaturgeflüster“ feiern werde, kann ich auch schon verkünden.

2022-06-25

Simon Bauers Bachmanntext

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:00
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Zum Auftakt des heurigen „Bachmann-Preises“, der wieder ganz, wie gewohnt in Klagenfurt stattfinden wird, gehe ich ein bißchen in die Zukunft oder gebe eine Kostprobe aus den „Gestohlenen Jahren“:

„Eins, zwei, drei G, hipp, hipp, hurrah, testen, testen, testen, positiv, negativ positiv. Natürlich haben wir das brav getan. Vier, fünf, sechs, sieben und dann gab es noch zwei G in der Literatur. Geimpft oder genesen war da die Devise und sollte so sein. Ein hygienisch reiner Text und ganz sterile Immunität. Nur so darfst du dich bewerben und sollst du schreiben. Also, lieber Autor, liebe Autorin, laß dich brav impfen, wenn du im Literaturbetrieb erfolgreich sein willst. Denn sonst bist du out und an den Rand gedrängt. Giltst als literarisch unterbelichtet und wenn du vielleicht auch noch auf eine dieser Corona-Demos gehst, bist du endgültig verloren. Giltst als rechter Nazi und wirst ausgeschieden. Also halte dich an unsere Regeln und laß dich dreimal impfen. Dann kannst du deinen Text einreichen, darfst ihn vielleicht lesen und sogar gewinnen. Bei den Juroren ist das ebenfalls so. Da gilt auch ein lupenreiner Literaturgeschmack. Nur mehr solches ist gefragt und wird zugelassen. Die Sterilität der Literatur ist unser Forschungsgegenstand. Ist hipp hurrah modern geworden und ich wäre wieder einmal übergeblieben, wenn ich schon geschrieben hätte“, tippte Simon Bauer in den Laptop und atmete tief durch. So würde es gehen. So würde er den Text verfassen und sich damit um den hehren „Bachmann-Preis“ bewerben von dem er sich erinnern konnte, daß Angela ihm vor fünf oder sechs Jahren erklärte, daß das das Eingangstor für junge Autoren in die Literatur sei. Das hatte ihm damals im Gegensatz zu Angela, die er in Verdacht hatte, daß sie heimlich schrieb, nicht sehr interessiert. Hatte nicht im Traum daran gedacht, Literat zu werden. Hatte das im Gegenteil, er gab seine Vorurteile zu, etwas für Schwächlinge oder junge Frauen gehalten. Wirtschaftsjurist wollte er damals werden. Die Rektorin der WU hatte das aber verhindert und ihn Anfang Februar 2022 vertrieben. Ein paar Wochen vorher mußten die Teilnahmebedingungen für den begehrten Preis ausgeschrieben worden sein.

„Aber nur mit 2G. Etwas anderes ist nicht zugelassen und wollen wir nicht hören. Schon gar keinen Roman oder Erzählung, die sich kritisch mit der Covid-Situatuin auseinandersetzen. Das werden wird nicht hören. Also keine Schwurblerliteratur, denn die wollen wir nicht lesen und lassen sie nicht zu.“

Diese Vorsucht war zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich schon unbegründet, denn die hoffnungsvollen Jungautoren und Jungautorinnen, zu denen vielleicht auch ein paar Sprachkunststudeten zählten, waren vermutlich schon so traumatisiert oder angepasst, daß sie nicht im Traum daran dachten, sich kritischh zu diesem Thema zu äußern. Schrieben stattdessen über die Erlebnisse ihrer Groß- und Urgroßeltern, die diese vor langer Zeit in Sibirien einmal erlebten oder von Blumen und Bienchen. Setzen sich vielleicht überhaupt nur mit der Sprache auseinander und geimpft waren sie, wenn sie irgendwo lesen oder ein Stipendium in Anspruch nehmen wollten, sowieso. Das war schon lange selbstverständlich und keine Frage wert. Die paar Außenseiter, die ihre Poetry Slams auf Antimaßnahmen-Demos vortrugen waren out und kamen diesbezüglich nicht in Frage. Die reichten höchstwahrscheinlich gar nicht ein. Drohten höchstens sich den Wettbewerb zu entziehen. Den würden sie selbstverständlich boykottieren, hatten sie vielleicht auf ihren Blog oder auf Facebook, geschrieben. Aber ihn hatte das damals nicht interessiert. Wenn er ehrlich war, hatte er im Jänner 2022 von den verschärften Teilnahmebedingungen nichts mitbekommen und keine Ahnung gehabt, daß er einen diesbezüglichen Text verlassen sollte. Die Zeiten hatten sich geändert. Jetzt konnte, durfte, sollte er darüber schreiben. Damals war es verboten gewesen und hatte ihn auch nicht beschäftigt. Denn im Juni 2022 , wo der Wettbewerb stattgefunden hatte, war er durch Slowenien getingelt und hatte keine Ahnung von dem Geschehen gehabt. Es hatte ihn so wenig interessiert, daß er die hehre Veranstaltung nicht einmal boykottierte und sich die Lesungen der vollgeimpften Jungautoren, die von Blumen, Bienen und in schöner Sprache von den Erlebnissen ihrer Großväter im zweiten Weltkrieg berichteten, nicht angehört. Die waren wohl ordnungsgemäß auf die neue Art und Weise abgewickelt worden, obwohl es da schon wieder Sommerlockerungen gegeben hatte. Kein Wort von Corona und der Maßnahmenpolitik. Vom Angriffskrieg der Russen in der Ukraine, der zu diesem Zeitpunkt stattgefunden hatte, war wahrscheinlich schon geschrieben worden. Aber nicht von den Jungautoren, die ihren 2G konformen Text schon vor Kriegsbeginn einreichen hatten müssen. Die jungen Autoren und Autorinnen hatten gelächelt und gestrahlt und die Siegerin oder der Sieger, da hatte er noch immer keine Ahnung, wer das gewesen war und musste sich erst informieren, hatte wahrscheinlich mit einer schwarzen oder weißen FFP2-Maske versehen, den Juror, der die Laudatio hielt, ein Küsschen auf die Wange gedrückt und von ihm ein solches entgegengenommen.

Ich gratuliere für das keimfreie Stück 2G-Literatur! So soll es sein und wollen wir es haben!“, hatte damals wohl der Veranstalter gesagt. Das war jetzt vorbei und längst vorüber. Als wäre es nur ein schlechter Traum gewesen. Man konnte, durfte, sollte darüber schreiben. Die Traumatisierungen überwinden und das würde er tun, dachte Simon und blickte in den Laptop, der sich mit seinem Text gefüllt hatte.

Karl Kasterer konnte sich freuen und er würde nach Barbara suchen, wenn er nach Wien zu seiner Lesung kam oder vielleicht schon früher. Er würde an Moritz schreiben, der vielleicht noch in der Albertgasse wohnte oder vielleicht auch nicht. Denn die Jahre waren vorübergegangen und Moritz und Angela wahrscheinlich mit ihrem Studium fertig, wie das vermutlich auch Barbara war. Die war an ihrer Adresse nicht mehr zu erreichen. Das hatte er in den letzten Jahren irgendwann herausgefunden und gehört, daß ihre Eltern gestorben waren und sie bei ihrer Tante oder Großmutter lebte, von denen er keine Adresse hatte oder wieder falsch. Die Großmutter war Allgemeinmedizinerin. Ihre Ordination wäre also zu finden. Aber höchstwahrscheinlich gab es die Praxis nicht mehr, denn die Großmutter in Pension, wenn nicht Barbara ihre Praxis übernommen hatte. Aber ihren Turnus konnte sie noch nicht abgeschlossen haben. So schnell ging sich das nicht aus, dachte er und blickte noch einmal auf den Schirm.

„Eins, zwei, drei, vier oder fünf G. Wie das auch bei der Impfung war, obwohl wir jetzt schon wissen, daß die vielleicht doch nicht ganz hält, was versprochen worden war. Geimpft, geboostert oder genesen. Nur so kann es sein. Nur so dürfen die schönen Worte zu uns dringen. Cero-Covid ist angesagt und unser Ziel, obwohl sogar die Chinesen und die Australier herausgefunden haben, daß das vielleicht nicht möglich ist und Omikron, das noch im Juni 2022 herrschte, auch die Geimpften ansteckend. Vielleicht verbreitete sich das Virus also auch im hehren ORF-Theatersaal. Da aber die jungen Leute nicht schwer erkrankten, machte das nichts aus und da sie alle geimpft und geboostert waren, sowieso nicht. Also viele sterile schöne Worte. Null-Covid der Literatur ist die Losung. Geimpft, geboostert und genesen. Positiv, negativ, positiv soll es sein und ich halte mich ebenfalls daran oder auch nicht. Denn ich bin ein Außenseiter, der Literatur und immer noch ungeimpft. Sitze aber trotzdem vor Ihnen, lese Ihnen vor und freue mich, wenn es Ihnen gefällt!“, tippte Simon Bauer in den Laptop und schaute zufrieden vor sich hin.

Und hier gibt es schon einen „Bachmannpreis-Text“, der sich auf 2009 bezieht.

2022-06-24

Lyrik lesen-Gedichte im Gespräch

Nach den zwei Wochenenden, die ich mit experimentellen Lyrik-Festivals verbracht habe und dem Lyrik-Bändchen von Angelika Stallhofer noch einmal Lyrik und zwar in „Republikanischen Club,“ der seit Jänner ja eine neue Adresse hat. Denn dort stellte Werner Anzenberger oder Peter Veran, einer der Namen dürfte ein Pseudonym sein und der Autor im Brotberuf in der OÖ-Arbeiterkammer tätig, seinen zweiten Gedichtband „Rüttelflug“ vor und diskutierte mit Stephanie Grünberger darüber.

Die Lehrerin Christine Hulatsch hat eingeleitet und der Musiker Tony Puisztai auf der Gitarre gespielt. Als ich vom „Augustin–Hoffest“ kommend, wo ich eine Käsekrainer gegessen und mich Anton Blitzstein unterhalten habe, etwa zwanzig Minuten vor sieben auf der Fischer-stiege eingetroffen bin, waren nur ein paar Damen anwesend und haben sogar davon gesprochen, die Veranstaltung auf den Herbst zu verschieben.

Dann kamen doch ein paar Freunde und Verwandten der Auftretenden, ich war, glaube ich, die Einzige , die den autor nicht gekannt hat und die während dem Programm gekommen ist. Als ich aber im RC meine „Unsichtbare Frau“ vorstellte, habe ich mir meine fünf Zuhörer auch selbst angeschleppt oder zumindestens vier davon.

Die Veranstaltung war eigentlich sehr genau geplant. Zuerst die Einleitung und die Vorstellung, dann führte Stephanie Grünberger in die Lyrik von Werner Anzenberger oder Peter Veran ein und das war interessanterweise ein sehr philosophisches Gespräch.

Das Buch ist auch illustriert und da scheint es, um Falken zu gehen, denn das ist ein Leblingsvogel des Autors und so gab es auch ein gleichnamiges Gedicht und dann führte Stephanie Grünberger durch die einzelnen Kapiteln. Da ging es um den Abschied, um das <leben, um den Narziß und das Echo, etcetera. Der Auto kommentierte immer zuerst und las dann den entsprechenden Text, den sich Stephanie Grünberger wünschte.

Dazwischen gab es Gitarreklänge und am Schluß las der Autor noch ein Gedicht der Moderatorin und pries sein Buch an.

Zum Verkauf lagen zwar keine auf, sie würden aber zugeschickt. Gespräche zum Wein hat es wahrscheinlich auch gegeben und allgemein die Konkurrenz zum Donauinselfest bedauert.

Ich bezweifle aber, daß sonst mehr Leute gekommen wäre, finde es aber schön, einen sehr selbstbewußten, belesenen Lyriker kennengelernt zu haben, wie ich es ja auch sehr schön finde, daß sehr viele Leute schreiben und Sybille Summer hat dann noch gemeint, daß sich die „Republikanischen Club- Autoren“ mehr für politische Themen, als für Lyrik interessieren, was natürlich schade ist, es war aber trotzdem ein sehr interessanter Sommerabend, an dem sehr viele Fest stattgefunden hatten, zumindestens ist der Alfred auf drei gegangen.

2022-06-23

Wieder mit Snacks und Bowle

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:39

Während man sich in Klagenfurt wahrscheinlich zum Empfang nach Loretto begab, bin ich wieder einmal in die „Lese.Auslese“ in die „Gesellschaft für Literatur“ gegangen, wo Katja Gasser und Cornelius Hell mit Manfred Müller über die Lieblingsbücher der Saison diskutierten und Leseempfehlungsveranstaltungen sind, meine Leser wissen es wahrscheinlich nicht unbedingt das, was ich bevorzugt besuche , weil ich denke, daß es besser ist, die Bücher selbst zu lesen, als sie mir empfehlen zu lassen.

Bei der Lese.Auslese, den zwei Veranstaltungen der „Gesellschaft“ jeweils zu Ende der Saison, einmal vor Weihnachten, einmal im Juni mache ich aber eine Ausnahme, denn da gibts entweder Punsch und Kekse oder Bowle und Solettistangerln. Das heißt es gab, denn in den letzten zwei Jahre war ja Pandemie bedingt damit Sense und die Veranstaltungen zum Teil gestreamt oder man mußte mit Maske sitzen und seinen zwei oder drei G-Ausweis zeigen. Aber heuer, am Tag wo die Zahlen zwar wieder gestiegen, aber hurrah ,hurrah, die Impfpflicht offenbar endgültig abgeschafft wurde, gabs wieder Bowle und dazu Stangerln und, als ich den Hof des Palais Wilczeks betrat, strömte vor mir die Leute sozusagen hinein. „Uje!“, habe ich gedacht und Christl Greller, die mit Hut vor dem aufzug stand, zugewinkt.

Uje, uje, aber dann doch einen Platz bekommen, obwohl die Prominenz einströmte. Marianne Gruber ist zwei Plätze neben mir gesessen. Kurt Neumann hätte ich mit Maske fast nicht erkannt, die Frau Schmidt- Dengler war da, der Ralph Klever, der Semier Insaif, die Katharina Tiwald und und und…

Nun ja, seit zwei Jahren wieder Bowle oder ein Sommerfest, wie Manfred Müller später sagen sollte und dann feiert die „Gesellschaft“ ja ihr sechzigjähriges Jubiläum und hat zu diesem Zweck das ganze Jahr eine monatliche Festveranstaltung, ein paar davon habe ich mir inzwischen gegeben und die „Lese.Auslesen“ gehören offenbar dazu und einen Fächer, um sich die Hitze abzuhalten gab es auch und neben der Leseliste eine Karte, wo man seine persönlichen Buchempfehlungen abgeben konnte.

Was ist mein Leblingsbuch? Da würden mir spontan zwar nordische Bücher, den Volter Kilpi, den Jon Fosse und den Tarej Vesaas einfallen. Gemeint sind aber Bücher, die in den letzten sechzig Jahren erschienen sind und da zwar wahrscheinlich österreichische. Also habe ich mich für die Elfriede Jelinek und die „Kinder der Toten“ entschieden. As ich jetzt auf meine Bücherliste schaute, wären mir noch die Gedichte von Peter Paul Wiplinger eingefallen und um der Veranstaltung vorzugreifen, hat Katja Gasser Ilse Aichinger und Cornelius Hell Thomas Bernhard angegeben. Aso bin ich nicht so falsch gelegen und jetzt zur Bücherliste. Da wurden acht vorgestellt, vier von Katja Gasser, die jetzt das Österreichprogramm auf der nächsten Leipziger Buchmesse zusammenstellt und vier von Cornelius Hell, der gerade einen litauischen Lyriker übersetzt hat und vorige Woche in den „Gedanken für den Tag“ zum neunzigsten Geburtstag von Elfriede Gerstl sprach.

Da wäre also Anna Baar, die gestern in Kagenfurt die Festrede gehalten hat und deren „Nil“ ich gelesen habe, mit dem ich glaube ich nicht so viel anfangen konnte. Jetzt wurde der „Divan mit Schonbezug“ vorgeschlagen. Das sind Erzählungen oder politische Texte. Dann steht Christoph W. Bauers Lyrik „an den hunden erkennst du die zeit“, die, ich ,glaube ich, schon in Krems hörte, auf der <liste und das einzige Buch, das ich schon gelesen habe ist Georgi Gospodinov ZeitZuflucht“.

Von Robert Musil wurde ein Vortrag empfohlen, den er 1937 gehalten hat und der „Über die Dummheit“ heißt. Ein kleines Büchlein, aber sehr zu empfehlen, wie Katja Gasser meinte, weil wir jetzt ja auch in einer Zeit der Dummheit leben könnten.

Von der 1952 geborenen Waldviertlerin Evelyn Schlag habe ich schon länger nichts gehört oder gelesen, obwohl ich viele Bücher von ihr habe. Hier wurde „In den Kriegen“ empfohlen, das interessanterweise bei „Hollitzer“ erschienen ist, den Verlag, wo ja auch Luis Stabauer seine Bücher verlegt und das geht es um den Krieg in der Ukraine von 2014 und da gehen drei Leute auf eine Wallfahrt, um einen toten Soldaten zu ehren. Cornelius Hell lobte die schöne Sprache und meinte, daß das Buch nicht so leicht zu lesen ist, weil es wenig Plot und Handlung hat.

Von der Lyrikerin Siljarosa Schletterer werden wir noch viel hören, versprach Katja Gasser. Da bin ich sehr gespannt und ihr Band heißt „azur ton nähe.flussdisktate“ und ist bei „Limbus“ erschienen. Das dickste Buch wurde wieder von Cornelius Hell empfohlen und stammt von einer ungarischen Autorin. Andrea Tompa heißt sie und ihr Buch „Omerta“ und von Daniel Wissers Erzählband „Die erfundene Frau“ habe ich auch schon einiges gehört und es wurde von Katja Gasser, die es auch in Leipzig auf dem „Blauen Sofa“ vorstellte, sehr empfohlen.

Das war es und dann kam der Feierteil, die Masken, die zum Teil getragen wurden, fielen. Es gab die Bowle, die köstlich war und Gespräche und da habe ich mich bei Manfred Müller erkundigt, warum ich, als ich mich damals an dem Gewinnspiel zu Schreibart Online beteiligen wollte, mein Mail nicht angekommen ist und habe keine klare Auskunft bekommen, warum das bei mir nicht ging. Aber jetzt kann ich mit meiner Buchempfehlung vor Weihnachten wahrscheinlich auch ein Buch gewinnen, also seien wir gespannt.

2022-06-22

Es geschah im November

Jetzt kommt ein Buch, das ich, das heißt, einen Auszug daraus bei Stephans Teichgräbers Festival kennenlernte und, daß mir kurz darauf von Barbara Brunner angeboten wurde.

„Es geschah im November“ in dem die 1963 geborene Alena Mornstajnova den Versuch unternommen hat, die Geschichte umzudrehen. Was wäre wenn die Novemberrevolution von 1989 nicht geklappt hätte und der Sozialismus in Tschechien geblieben wäre?

Bei der Lesung fragte ich mich noch, was dann gewesen wäre und konnte mir die Handlung nicht vorstellen. Habe aber begierig das Leseangebot angenommen und das Buch begeistert gelesen. Ein paar Fragen bleiben, denn das, was nach Alena Mornstajnova nach 1989 in der damaligen tschechoslowakischen Republik passiert wäre, ist wahrscheinlich das, was dort vorher passierte und das was vielleicht in China oder Nordkorea passiert. Vor 1989 wahrscheinlich, denn die sozialen Überwachungssysteme hat es damals nicht gegeben und in Alena Mornstajnovas Buch, das bis 2019 geht, ist das Internet auch verboten oder den obereren Sicherheitsschichten vorbehalten.

Die andere Frage ist, was sich Alena Mornstajnova beim Schreiben dachte, die das Buch wahrscheinlich während der Pandemie geschrieben hat und ich habe die darin beschriebenen Zustände natürlich mit denen von heute, der Scharfstellung der Impfpflicht beispielsweise oder dem Verbot auf Demonstrationen bei Covid verdächtigen Personen, beispielsweise, verglichen.

Es beginnt auch ganz erwartbar im November 1989. Da sind Marie oder Maja und Joska oder Josef, die in einem tschechischen Provinstädtchen leben und dort gerade die Wohnung renovieren. Die Kinder haben sie zu den Großeltern gebracht. Sie waren auch bei einigen Demos und dann wird in der Nacht plötzlich an der Tür gehämmert und die beiden aus dem Bett im Nachthemd und mit nackten Füßen in den zu großen Stiefel in die Lastwägen gestoßen und Marie sieht Joska nie wieder. Marie ist die Tochter eines Ingenieurs, der zum Lagerarbeiter degradiert wurde. Deshalb hat sie nicht Medizin studieren dürfen, sondern konnte sich nur zur Krankenchwester ausbilden. Sie hat zwei Kinder, das eine ist von einem Chefarzt, das zweite, die Tochter Lenka ist von Joska und es gibt in dem Buch immer wieder geschwärzte Briefe, die Marie aus dem Gefängnis an das Töchterlein geschrieben hat.

Sie glaubt sie bei den Eltern in guten Händen. Der Sohn wurde vom Chefarzt schon nach wenigen Tagen abgeholt, der mit ihm und seiner Frau in den Westen flüchtete. Lenka wurde wegen Unzuverläßigkeit der Großeltern in ein staatliches Heim gebrafht und sollte dort zu einer mustergültigen Sozialistin erzogen werden, während Marie zu zwanzig Jahre Gefängnis verurteilt wurde.

Die Kapitel schwenken bald zu Lenka oder Magdalena, Magda genannt, die das sozialistische Erziehungssystem erlebt. Es wird den Kindern immer wieder eingebleut, daß sie die Hoffnung für morgen sind. Dafür müßen sie sich nach den Regeln verhalten und alle anderen verraten, die das nicht tun und es wird ihnen auch vorgesagt, daß ihre Eltern sie verraten und sich nicht um sie gekümmert hätten, so daß der Staat das für sie tut.

Die Zimmergenossin Jana ist anderer Ansicht und verrät Magda daß ihre Mutter einmal mit ihr flüchten mußte aber von einer Erzieherin verraten wurde und Magda wird auch Zeugin, wie die kleine Zuzana von ihrer Mutter während eines Spaziergangs entführt wird.

Die Kinder werden älter und Jana gründet ,um Gutpunkte zum Studieren zu bekommen, einen Leseclub, da müssen die Bücher von der Erzieherin gegengezeichnet werden und als die Kontrolle kommt, wird der inspizierende Genosse Zeuge, wie einer der Zöglinge ein Referat über ein verbotenen Buches herunterstottert, so daß die Erzieherin versetzt wird.

Das war eine Intrige einer anderer, die einmal eine Verbrennung bei Lenka verursachte, als sie zwang ins zu heiße Wasser zu steigen und bei den Büchern ist interessant, daß eines, ein erlaubtes „Die junge Garde“ von Fadejew ist und das hat Stephan Teichgräber in seinen Revolutionsworkshop besprochen, während das Verbotene, das die Erzieherin ihre Stelle kostete „Die Kinder vom Arbat“ von Anatoli Rybakow stammt.

Lenka wird Kinderbuchautorin und Chefredakteuerin in einem Kinderbuchverlag und bekommt von Jana eines Tages die Adresse ihrer Mutter zugesteckt. Die wurde 2004 auf Bewährung entlassen und zur Arbeit in einen Schweinestall in ein Grenzdörfchen gestreckt. Wohnt dort aber ein bei einer alten kräuterkundigen Frau, die sie in die Kräuterkunde einführt und ihr das Haus verkauft. Das ist deren Tochter nicht recht. So kommt es zu recht „unsozialistischen Intrigen“ und als Lenka, die Mutter besucht, kommt es zu Mißverstännnissen, denn die ist ja sehr mißtrauisch und die Briefe, die ihr Marie schickt, bekommt sie auch erst nach fünf Jahren, als sie ihre alten Sachen im Verlag abholt, weil sie inzwischen im Mutterschaftsurlaub war und, als die Gerüchte, um Marie zu stark werden, versucht sie mit ihrem nunmehrigen Lebenspartner in den Westen zu flüchten und wird dabei erschossen und das Buch endet ganz optimistisch in dem sich Lenka zum dreißigsten Jahrestag der niedergeschlagen Revolution mit einer Kerze in der Hand zu den Demonstranten stellt.

Ganz so versöhnlich wird das nicht sein, denn dann ist ja ihre mustergültige Karriere zu Ende aber mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl ich immer noch nicht ganz verstehe, was Alena Mornstajnova damit ausdrücken wollte, da wir ja trotz erfolgreicher Revolution nicht wirklich in einem Schlaraffenland der Freiheit leben.

2022-06-21

Aus der Werkstatt des gemeinsamen Schreibens

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 22:54
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Heute habe ich mich eigentlich in die „Alte Schmiede“ streamen wollen, dann war ich aber mit dem Erstgespräch, um sechs, früher fertig und konnte mit einem etwas flauen Gefühl hingehen, denn was ist, wenn sie mich wieder hinausschmeißen?

Man hört ja allethalben, die Maske muß wieder her, dann hatte diesmal sogar Johanna Öttl keine mehr umgebunden und das Programm war durchaus interessant „Im Bauch des Plotwals“ Andrea Grill, Hanno Millesi, Barbara Rieger und Michael Stavaric ist da gestanden und man hat unwillkürlich an eine Anthologie gedacht.

Mitnichten die vier Autoren, von denen ich von jeden etwas oder mehr gelesen habe, haben sich irgendwie auch pandemiebedingt zusammengesetzt, um gemeinsam einen Roman zu schreiben und das finde ich, vor allem, weil ich die vier, die sich auch als Bauschreiber bezeichneten, als experimentelle Mittelschreiber einschätzen würde und dann setzten sie sich zusammen und planen ein Experiment oder nein, das haben sie widerrufen und, ich denke, an die literarischen Experimente, die ich kenne, da war ja einmal Tilman Rammstedt mit „Morgen mehr“ und mein Kurzgeschichtenroman würde ich auch, als soetwas bezeichnen und, daß zwei Autoren gemeinsam einen Krimi oder ein anderen Buchprojekt schreiben, ist auch nicht so ungewöhnlich.

Das betrifft meistens die Genreliteratur und interessant die vier haben auch von einem unterhaltsamen Projekt auf hohen Niveau, das sie mit ihren Projekt schaffen wollten, gesprochen. Keine Anthologie, aber ein gemeinsames Buch und da ist es wichtig, daß jeder seine indivuduelle Schreibweise behalten kann und Johanna Öttl hat in ihrer Einleitung auch die unterschiedlichen Schreibweisen der vier betont. Michael Stavaric leitete ein und hat, was ich nicht so ganz verstanden habe, das Ganze auch einmal mit einem Lyrikprojekt versucht.

Daran knüpfte sich die Frage, ob man Lyrik im Kollektiv leichter als einen Roman schreiben kann? Das, glaube ich, nun nicht und kenne eigentlich auch keine Lyrik Gemeinschaftsprojekte wohl aber das gemeinsame Romanschreiben und dann kam, was mich auch ein bißchen erstaunte, der Plot, den Hanno Millesi vorstellte und zwar geht es da, um ein Flugzeug und die Stewardesse Nadine, heute heißt das, glaube ich, Flugbegleiterin, kommt darauf, das Entertainmentprogramm fehlt und das ist in einem Flugzeug, wie diesen offenbar sehr wichtig, um die Kunden nicht zu verlieren und so denkt sie sich aus, daß die Passiere das übernehmen und die anderen unterhalten sollen.

Daraus einen spannenden Plot im Sinne der Romanschule und des Romanfahrplans zu machen, erscheint mir zwar fraglich, aber Andrea Grill hat dann ein bißchen was aus dem Mailwechsel der vier gelesen, damit man sieht, wie da vorgegangen wurde? Es sollen auch Gastautoren einbezogen werden, eine davon ist Petra Piuk.

Barbara Rieger, die später in das Projekt eingestiegen ist, erzählte etwas von ihrer Motivation, die sie zum Mitmachen veranlaßte und dann kamen die Textproben, nämlich, wie die Stewardesse Nadine, da ist noch nicht so ganz geklärt, ob die wirklich so heißen soll, die ehemalige Rockerin Vanessa überzeugt bei dem Projekt mitzumachen.

Im Oktober soll es eine Fortsetzungsveranstaltung geben und interessant ist auch, die Sesselreihen waren diesmal zweigeteilt und auf der einen stand „Reseviert für Studenten!“

Offenbar waren da auch ein paar gekommen und die fragten nach den demokratischen Entscheidungen?

„Die sind Shit und gibt es nicht!“, formulierte Michael Stavaric in etwa. Aber eigentlich geht es um die individuellen Stimmen. Ob da jetzt kapitelweise geschrieben wurde und, ob es immer jemanden gibt, der das dann korrigiert, scheint auch noch nicht so klar zu sein, nur, daß jeder eine Person hat, die er auszuarbeiten hat und das ist dann leichter, meinte Michael Stavaric, als sich auf das Ganze zu konzentrieren und da Autoren meistens Einzelkämpfer sind, ist es vielleicht ganz gut es mit einem Projekt zu versuchen.

Ich bin auf die Fortsetzungsveranstaltung gespannt und auch, ob ich da noch ohne Maske hinkann? Aber wahrscheinlich wird weiter gestreamt.

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