Literaturgefluester

2012-10-31

Priessnitz-Preis 2012

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Seit dem ich diesen Blog betreibe haben Angelika Reitzer, Michael Hammerschmied, Andrea Winkler und Richard Obermayr diesen Preis bekommen, der 1994 von Bundesministerium für Unterricht und Kunst gestiftet wurde. Robert Schindel und Gustav Ernst sind die Juroren und er wird um den 27. Oktober im Literaturhaus vergeben, denn das ist der Geburtstag des 1945 in Wien geborenen und 1985 verstorbenen Dichter. Seit 1998 gehe ich, glaube ich, regelmäßig zu den Preisverleihungen, da hat ihn Sabine Gruber bekommen. An die Verleihung an Xaver Bayer, Olga Flor, Gerhild Steinbuch, Thomas Ballhausen, Ann Cotton kann ich mich erinnern.
Er wird meistens an junge experimentelle Dichter oder Dichterinnen vergeben und so habe ich, weil ich das ja gern tue und meistens sehr daneben liege, im Sommer geraten, wer heuer der oder die Preisträgerin sein wird. Auf Sophie Reyer oder Anna Weidenholzer hätte ich getippt und bin da gar nicht so falsch gewesen. Die 1975 geborene Judith Nika Pfeifer hat ihn bekommen und die kenne ich, seit 2009, da war im Literaturhaus das „Laut lauter lyrik Festival“ und da gab es einen Literaturautomaten, wo man sich ein Foto mit einem Gedicht machen lassen konnte und da war Judith Pfeifer eine der Textproduzenten und die damals entstandene Anthologie, in der Gedichte von ihr enthalten sind, habe ich mit Robert Huez auch getauscht und erinnern tue ich mich noch, daß die junge Frau sehr freundlich und sympathisch war. Sonst war sie in den „Lockstoffen“ und in Patrizia Brooks „Radio rosa Reihe“, jedenfalls gibt es ein gleichklingendes Gedicht, in dem pünktlich zur Preisverleihung erschienenen Gedichtband und ist seit zwei Jahren GAV-Mitglied. Es lagen Kolik Hefte auf dem Büchertisch auf und ich überlegte, als ich zu der Preisverleihung ging, ob Judith Pfeifer eine reine Lyrikerin ist oder auch Prosa schreibt?
Ich bin wieder nicht direkt ins Literaturhaus sondern, um den Umweg der Bücherschränke hingegangen und da traf ich in der Zieglergasse Josef Rieser, der mich zu einer Lesung am 8. November und ich ihn im Gegenzug zu meinem Geburtstagsfest einlud.
Im Literaturhaus traf ich Christel Fallenstein, bei der ich das wiederholte. Hahnrei Wolf Käfer kam und noch einige Leute von denen ich es nicht erwartet hätte.
Judith Nika Pfeifer scheint ein großes Fanpublikum zu haben. Barbara Zwiefelhofer eröffnete und als Geschenk gab es zwei Priessnitzgedichte „Entwachung“ und „am offenen mehr“ aus den 44 Gedichte, der edition neue Texte, die auf die Sesseln aufgelegt waren.
Gustav Ernst hielt eine kurze Einleitung, Barbara Hundegger, die den Preis 1999 bekommen hat und von der ich seit dem Symposium zur Sprachkunst weiß, daß sie sehr hohe Ansprüche an die Lyrik hat, hielt die Laudatio und erzählte einiges über die Preisträgerin, die den Preis bekommen hat, weil sie, wie es im Spruch der Jury heißt „Alltagsbeobachtungen zu witzigen frischen unkonventionellen Klang und Wortgebilden arrangiert.“
Dann kamen die Geschenke, wie es Barbara Zwiefelhofer formulierte, Blumen und wahrscheinlich ein Priessnitzbuch und die Lesung der Preisträgerin und sie vermittelte auch viel von ihrer Freude, diesen Preis und die Anerkennung bekommen zu haben, die man ja, wie ich ebenfalls weiß, braucht, wenn man so still und einfach vor sich hinschreibt.
Nachher gab es wieder was zu trinken, ich habe mich mit Christel Fallenstein, Hahnrei Wolf Käfer, Gustav Ernst und Michael Hammerschmied, der auch im Publkum war, unterhalten, bzw. Syvia Petter zugehört, die von einem Short Story Wettbewerb erzählte.
Im Bücherschrank gab es übrigens eine Unmenge von John Galsworthy, dem Nobelpreisträger von 1932, Rororo Ausgaben, zwei davon habe ich auf meine Leseliste von 2015 gesetzt und ein kleines Büchlein über den amerikanischen Roman von 1980 – 1951, was auch sehr interessant ist.

2012-10-30

Bedenkliche Beziehungen

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Publikum

Publikum

LeserInnen und Veranstalter

LeserInnen und Veranstalter

Bedenkliche Beziehungen oder die Sevim-Szenen in der Alten Schmiede, hat mich Reinhard Wegerth ja mit der „Frau auf der Bank“ zu den Textvorstellungen eingeladen und dazu auch noch Anita C. Schaub und Andrea Stift ausgewählt, zwei Autorinnen, die ich ja recht gut kenne.
Anita C. Schaub hat mich 2002 im Literaturhaus beim Tag der „Freiheit des Wortes“, den damals Rolf Schwendter organisierte, angesprochen und zu der „Frauengruppe“ des ersten Wiener Lesetheaters eingeladen, die dann nicht mehr so heißen durfte.

Anita C. Schaub

Anita C. Schaub

Sie hat mich auch für ihr Schriftstellerinnenportraitbuch „Frauen Schreiben“ interviewt und ich treffe sie auch immer wieder regelmäßig, einmal bei einem Lesetheaterabend eines ihrer Bücher, in der Gesellschaft für Literatur oder bei den Poet Nächten, bei denen sie auch schon aus den „Krausen Haaren“ gelesen hat, was glaube ich, ihr drittes Buch ist und eines in dem es um bedenkliche Beziehungen zwischen Frauen und Männer geht.
Sie hat den Leseabend auch begonnen und in ihrem Episodenroman geht es um eine Frau namens Anna, die es nicht leicht in ihrem Leben hat, nämlich als Kind nicht zuviel Liebe und Wärme bekommen. So sucht sie immer zwischen den falschen Männern und einige dieser Episoden hat sie auch gelesen, wo Anna beispielsweise den jungen Mann kennenlernt, der Medizin studiert und gerne in feine Kaffeehäuser geht, es klappt zwischen ihm und Anna genauso nicht, wie mit dem Musiker den Anna bei einem Bierfest kennenlernt, auf dem sie serviert und außerdem gibt es dann noch eine Reihe von verheirateten Männern.

Andrea Stift

Andrea Stift

Eva Jancak

Eva Jancak

Die zweite Lesende war Andrea Stift und die habe ich ja durch das Literaturgeflüster kennengelernt, habe sie zu den „Mittleren IV“ eingeladen, sie bei den „Wilden Worten“ gehört, ihre Bücher gelesen und sie zuletzt am Donnerstag bei der Ohrenschmaus Jurysitzung gesehen.
Sie stellte ihren Kurzgeschichtenband „Elfriede Jelinek spielt Gameboy“ vor und las daraus eine Geschichte, wo eine Hausfrau aus Villach namens Angie einen Kurt aus Lilienfeld beim Erotik Chatten im Internet kennenlernt, während ihre Kinder Kevin und Marcel in der Schule mit dem Messer auf andere Kinder losgehen, daran konnte ich mit der „Frau auf der Bank“ anknüpfen. Reinhard Wegerth wünschte sich ja die Sevim-Szenen und so suchte ich die erste aus, wo sich die Sevim auf das Geburtstagsfest vorbereitet, kocht und bäckt und auf Bülent wartet und als zweite, die, wo sie am nächsten Tag vom Rathausplatz und der Tanzschule zurückkommt und Karin Leitners Visitenkarte findet. Dann gab es einen Schwenk bis fast an den Schluß, Sevim möchte es noch einmal mit Bülent probieren, da ruft aber Karin Leitner an und teilt ihm mit, daß sie von ihm schwanger ist.

Büchertisch

Büchertisch

Ich hatte ja irgendwie die Horrorvorstellung, daß die beiden vielleicht absagen und keine Leute kommen könnten, dann war es, als ich um dreiviertel Sieben mit meiner Büchertasche eingetroffen bin, aber schon erstaunlich voll, einer der Stammbesucher war da, Margit Heumann und die Frau, die mich im Club Philosophique angesprochen hat und jede Menge anderer Leute, die ich nicht kannte. Vor allem Anita C. Schaub hat ihr Fanpublikum mitgebracht, Arbeitskreis und Lesefrauen waren aber nicht dabei und auch nicht Ruth Aspöck, die ja in Linz im Stifterhaus gelesen hat.
Reinhard Wegerth stellte im Anschluß interessante Fragen, wo man seine Stoffe findet?, ob aus dem Leben erzählt wurde?, ob Elfriede Jelinek wirklich Gameboy spielt? Sie tut es nicht, war aber mit der Geschichte einverstanden und ich habe schon einmal bei Reinhard Wegerths Textvorstellungen gelesen. 2007 hat er mich mit der „Radiosonate“, damals noch in den Hofraum eingeladen. Rudolf Habringer und Werner Schandor waren, glaube ich, dabei.
Leider gibts davon ja noch kein Geflüster, habe ich ja erst 2008 zu Bloggen angefangen. Zum Literaturgeflüster hat mich Reinhard Wegerth aber auch befragt und ich kann gleich das Archiv mit meinen Textvorstellungen nachreichen. Da gabs ja 2009 eine Lesung schon im Schmiedemuseum mit Cornelia Travnicek, Christine Werner und David Schalko und eine vor fast zwei Jahren wo mich Renata Zuniga mit der „Sophie Hungers“ eingeladen hat und da habe ich wahrscheinlich auch meine anderen Textvorstellungen verewigt. 1995 gabs ja eine zu der mich Ruth Aspöck eingeladen hat und in den Achtzigerjahren mit „Marthas Wohnungen“, „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“ und wenn ich mich nicht irre, auch mit den „Hierarchien“, bei denen, die Herbert J. Wimmer moderierte.
Zwei Bücher habe ich verkauft, Alfred hat wieder Fotos gemacht und Reinhard Wegerths Buch, bei dessen Vorstellung ich vor zwei Jahren im Beisl war, habe ich vor kurzem auch gelesen.

2012-10-29

dürfen ist pflicht

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Die 1975 in Bremen geborene, in Berlin und in Wien studiert habende, Petra Lehmkuhl hat einen Berlin-Roman geschrieben und ihn 2011 in der Edition exil herausgebracht, wo sie 2005 den Preis gewonnen und in verschiedenen Anthologien veröffentlicht hat.
Short-Cuts könnte man die kurzen Textchen über Irene und Frau Eber, Thomas, Mama, etc nennen, in der Beschreibung wird es als „krise in berlin-kreuzberg“ bezeichnet und da gibt es die „Frollein Monika“ genannte Ich-Erzählerin, schon etwas älter, Künstlerin und Mitglied des Prekariats, das schon mal die Augen schließt, wenn eine Zahlungsaufforderung kommt und die Rechnung liegen läßt, ansonsten von Vernissage zu Vernissage zieht, Genazino-Lesungen besucht, von den in Aussicht gestellten Jobs als Assistentin bei einem Künstler den Freundinnen spricht und diese sind Frau Eber und Irene, sowie Marlene, die Frollein Monika „Mama“ nennt.
Die Freundinnen treffen sich in Cafes und Kneipen und auch bei Frau Eber, zumindest kommt der Satz „Frau Eber packt den Kuchen aus, den ich mitbrachte, und arrangiert die einzelnen Stücke auf einen Teller“, öfter am Kapitelbeginn vor und dann gibt es natürlich die Beziehungen, seltsamerweise sind das, in dem hippen Prekariats-Berlin hauptsächlich Männer, mit denen die Protagonisten ihre „drei,vier- und fünf-ecksgeschichten“ haben, ist Frollein Monika ja mit Thomas liiert und dann trifft sie in einer Kneipe Andreas, der schon etwas älter und bei dem alles anders ist. Dann geht es rum und die Freundinnen erzählen sich am Stammtisch, wie es Frollein Monika so geht und was sie alles macht, ähnlich wie die Lemuren in Barbara Frischmuths neuen Roman.
Es gibt auch einen Nachbar, der mit „Hey“, grüßt von von dem Frollein Monika nicht genau weiß, welchen Beruf er nachgeht, sie trifft ihn aber einmal auf der Straße umgeben von Polizeigewicht, als „Scheiß SDP“ schreit. Ähnlich politisch wirds, wenn von der ersten Mai Kundgebung erzählt wird, ansonsten bleibts im privanten Freiberuflerbereich, der „altstudenten, die ohne jede moral auszukommen scheint“, wie es in dem kleingeschriebenen Buchrückentext heißt.
Was aber gar nicht ganz zu stimmen scheint, weist der Titel doch auf eine Überforderung der Protagonisten hin, so entzieht sich Frollein Monica auch ihren Dreierschlingen und zieht sich zu „Mamas“ zurück, was die Lemuren wieder betratschen und ganz genau wissen wollen.
Alkohol, Drogen und Depressionen scheinen auch eine Rolle zu spielen, in der Generation für die „freizeit alles ist, weil sie es verpassten firmen und familien zu gründen und ihnen auch für das häuserbauen das geld fehlt“, ein bißchen davon scheinen sie aber schon zu haben. Fließt doch in den Kneipen der Sekt und sie fahren auch öfter mit dem Taxi herum, manchmal nur zu einer Vernissage in die nächste Straße.
Sehr eindringlich, knapp und klar und in kurzen short-cuts Stücken erzählt Petra Lehmkuhl, die Geschichte der Kreuzberger Generation X.
An Sven Regners „Herr Lehmann“ wurde ich dabei zwangsläufig erinnert und auch an Edda Helmkes „Pepsi im Waschsalon“. Bei Kirsten Fuchs „Heile, heile“, weiß ich es nicht so genau, das österreichische Pendant dazu, scheint Angelika Reitzers „unter uns“ zu sein, obwohl die Lehmkuhlschen short cuts knapper und kürzer sind und mir das Berliner Prekariat und die Jugend in der schönen neuen Warenwelt, nicht ganz so erbarumungslos geschildert scheint, wie es etwa Paulo Giordano in der „Einsamkeit der Primzahlen“ macht.
Etwas ist mir noch aufgefallen, Petra Lehmkuhl sprich von Westdeutschland und der D-Mark, obwohl mir die Handlung in der Jetztzeit angesiedelt scheint, hat es vor zwanzig Jahren ja wahrscheinlich dieses Freiberufler-Prekariat noch nicht gegeben, die Arbeits- Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit der jungen Leute aber sicher schon.

2012-10-28

Damals und dort

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„Die spannenden Jahre 1970 bis 2000“, vielstimmig erzählt, der 1950 geborene Reinhardt Wegerth, Redakteur und Verlagsmitarbeiter, der jetzt in der Alten Schmiede mit anderen die Textvorstellungen macht, machts in seinem, 2010 bei Sisyphus erschienenen Stimmenroman „Damals und dort“, den ich schon einmal im „Beisl“ hörte, möglich und läßt seine Geschichte von scheinbar unspekulären Dingen, wie „Pyramide wieder entdeckt“, „Küchentür, mit Sprung“, „Kanzleramt bewacht“, aber auch von Personen, wie „Wahlstratege, im Bezirk“ oder “ Polizist, gesetzlich gedeckt, in dreißig Abschnitten, denen immer diese, wie ich sie gerne nennen, E.T.A. Hoffmanschen Kapitelüberschriften, wie „Wie der Autor im Jahr 1970 auf einer griechischen Insel ein hygienischen Problem hat, ein verbotenes Musikstück hören darf und sich über historisch begründete Aversionen einer Amerikanerin hinwegsetzt“, vorangestellt sind, erzählen.
Im Klappentext steht „Lebt als Schriftsteller in Wien und möglichst oft auf klimatisch begünstigten Inseln“, und so fängt es auch 1970 auf einer griechischen Insel an und wir lernen den Strandschläfer kennen, der mit weiter knöchellanger Robe und einer Rolle Klopapier, den schweigenden Dornbusch frequentiert und begleiten diesen dann nach Wien, wo er als Student wegen verbotenen Frauenbesuchs, aus dem katholischen Heim fliegt, sich bei einem Kollegen einquartiert und später eine eigene Basenawohnung mit Gangklo bezieht und mit dem Mitbenützer Schwierigkeiten bekommt, weil er nicht wußte, daß er sein Klopapier und die Klobürste, selber mitbringen muß.
Man sieht, das Klo scheint eine große Rolle zu spielen, sonst studiert der Student, der ein ernsthafter Mensch zu sein scheint, Jus, macht sein Rechtspraktikum und verwirrt einmal auch das Leiberl der Druckerin, weil ein Altachtundsechziger, ja seine Augen auf Frauen werfen muß, der Flattersatz spielt natürlich eine Rolle und die alternative Literaturzeitschrift, die inzwischen herausgegeben wird, wird im Schlafsack zum Postamt transportiert, weil der Redakteur kein Auto hat. Da die Siebziger und Achtzigerjahre sehr politisch waren, wird vom Besuch beim „Alten“, sprich Bruno Kreisky, erzählt, den sieht man auch auf der Titelseite, der für das Literaturmagazin interviewt wird und am Ende kommt eine Volksabstimmung gegen Zwentendorf heraus, und der Mediensektretär, der das erzählt, sinniert verzweifelt „Dass sich der Alte das antut!“ und wiederholt diesen Satz ein paar Mal, wie auch in den anderen Abschnitten diese litaneiartigen Schleifen den Texten einen klaren Ton geben.
Hainburg kommt vor und Tschernobyl über das ich erst vor kurzem anderswo gelesen habe und ein Friedensmarsch, da ist schon eine Frau und ein Kind an seiner Seite und ein Luftballon spielt eine Rolle, der in den Himmel losgelassen wird.
So geht es durch die Jahrzehnte, der Jusstudent wechselt in einen Schulbuchverlag, fährt immer wieder nach Griechenland, in die Türkei nach Mexiko, läßt sich von einem Souvenierhändler ums Ohr hauen und verweigert den Grünen, während des EU-Beitritt, die Zahlung, obwohl er sich doch sonst so sehr für sie engagiert und als Schwarz-Blau die Regierung übernommen hat, geht er zum bewachten Kanzleramt und fragt, ob er hineindarf, um den unterirdischen Gang, wo die Regierung, ja an jenem vierten Februar zur Hofburg hinüberging, um nicht mit Tomaten und Eiern beworfen zu werden, zu besichtigen. Die Wache läßt ihn nicht und so sind wir durch drei Jahrzehnte gerast und wenn man, wie ich in dieser Zeit in Wien lebte, läßt sich auch darüber nachdenken, was man selbst zu dieser Zeit gemacht hat?
Die Idee das Ganze von Gegenständen erzählen zu lassen, macht die Geschichte gut lesbar, die klare Distanz der Sprache fällt auf, an der man beobachten kann, wie der Strandschläfer, zum Studenten, zum Rechtspraktikanten, zum Redakteur und schließlich zum Werbeträger wird.
Spannend auf diese Art und Weise die das Vergangene wiederzuerleben und, daß ich in den Siebzigerjahren einmal mit Bärbl Danneberg, Sigrid Farber und einigen anderen Frauen bei „Frischfleisch und Löwenmaul“ war, um dort unsere Arbeitskreisanthologie „Gewalt gegen Frauen, Frauen gegen Gewalt“, herauszubringen und sich erst im Lauf des Gesprächs herausstellte, daß es nichts mit der Veröffentlichung wurde und ich das Manuskript daher immer noch irgendwo liegen habe, habe ich nicht vergessen, wohl aber, daß ich Reinhard Wegerth wegen dieses Buches an den Bundesverlag schrieb. Der Autor konnte sich aber erinnern und hat mich 2007 mit meinem „Wiener Stadtroman“, in die Alte Schmiede eingeladen, am Montag werde ich die „Frau auf der Bank“ dort vorstellen.

2012-10-27

Ein besonderer Mensch

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Die Erinnerungen an den 1987 verstorbenen Lynkeus-Herausgeber Hermann Hakel, die ich im April in der Gesellschaft für Literatur bekommen habe, wurden 1988 von der Hermann Hakel Gesellschaft herausgegeben und „setzen sich aus Beiträgen von zwei Dutzend Zeitgenossen unterschiedlichen Alters, Standes, Berufs und Wohnorts, sowie biographischen und bibliographischen Zeittafeln, Fotos und Abbildungen von Briefen und Karten bekannter Schriftstellerkollegen zusammen.“
Beginnen tut es mit einem Bild und einem Zitat Hakels: „Ich bin als Schriftsteller kein großes Talent, ja noch nicht einmal ein mittelmäßiges, aber ich bin ein besonderer Mensch!“
Und das stimmt höchstwahrscheinlich, denn ich habe von dem 1911 in Wien geborenen, schon sehr viel gehört und in den Siebziger oder Achtzigerjahren wahrscheinlich auch meine Texte an den „Lynkeus“ geschickt und wenn ich mich nicht irre, sie mit einem nicht einmal so unnetten Brief zurückbekommen.
War Hermann Hakel ja einer der literarischen Entdecker, der mit Hans Weigel unter anderen Herta Kräftner, Ingeborg Bachman etc, förderte und er hatte nicht nur viele Freunde, die in den Buch ihre Nachrufe abdruckten, sondern auch eine Menge Feinde und so kann ich mich erinnern, daß Dine Petrik, als sie im Jänner ihr Herta Kräftner Buch vorstellte, sich durchaus kritisch ihm gegenüber äußerte und genauso negativ war wohl auch Erika Danneberg, die ich durch den Arbeitskreis schreibender Frauen kenne, eingestellt, die von 1949 bis 1958 mit ihm verheiratet war. War ich ja vor einigen Jahre bei der Präsentation einer Werkausgabe, die nach ihrem Tod von ihrem Nachlaßverwalter Raimund Bahr, in der Gesellschaft für Literatur vorgestellt wurde und da hat, glaube ich, Emmerich Kolovic oder Richard Kovacecic, die mit Gerhard Amanshauser diesen Nachlaßband herausgegeben haben, von den Schwierigkeiten erzählt.
Ein schwieriger Mensch also und das Buch beginnt auch mit einer autobiographischen Skizze Hakels, in der er erzählt, daß er ein kränkliches Kind war, das durch eine Diphterie und einen Sturz, im ersten Weltkrieg ein Auge verlor und einen verkürzten Fuß hatte, so daß er sich durchs Leben humpelte.
Er hat viel gelesen, sich mit Dichtern angefreundet, schon 1935 eine Anthologie herausgebracht und die Volkshochschule Zirkusgasse besucht. 1939 emigrierte er nach Italien und kam 1947 nach Wien zurück, wo er Vorstandsmitglied des PEN-Clubs wurde, eine Literaturzeitschrift gründete und die jungen Dichter zu fördern begann.
Die zwei Dutzend Zeitzeugen erzählen dann von ihrer Begegnung mit Hermann Hakel, der in Wien verschiedene Wohnungen hatte und, als er schon alt und krank war, seine Besucher im Pyjama und Schlafanzug empfing. Einige der Zeitzeugen, von denen ich viele nicht kannte und von denen einige auch schon verstorben sind, äußern sich auch kritisch, daß Hakel, der sehr viel gesprochen haben dürfte, sich durch seine Kritik viele Feinde machte, wird in dem Buch auch erwähnt, andererseits scheint er für die Literatur gelebt zu haben, auch sehr freigiebig und ein großer Förderer gewesen zu sein.
Sein Nachlaßverwalter Emmerich Kolovic, den ich von der Gesellschaft für Literatur und vom Literaturhaus kenne, beginnt die Erinnerungen mit den Aufzählungen der Träume, irgendwo wird auch erwähnt, daß Hakel einige Tage vor seinem Tod träumte von seiner Mutter angerufen worden zu sein, die ihn fragte, wann er denn endlich zu ihr käme?
Andreas Okopenko hat einen Artikel, der schon 1975 in den Protokollen abgedruckt war, in dem er sich auf die literarische Lage nach dem zweiten Weltkrieg bezieht und die Namen derjenigen aufzählt, die Hakel gefördert hat, Aichinger, Busta, Celan, Dor, Eisenreich, Federmann, Ferra, Fried, Lebert, Mayröcker und Toman, waren dabei.
Der zweite der Hakel-„Buam“, wie es an anderer Stelle heißt, der 1930 geborene Richard Kovacevic beschreibt auch seine lange Beziehung zu Hakel, dem er 1953 einige Kurzgeschichten schickte.
Der AZ Redaktuer und Schriftsteller Hans Heinz Hahnl scheint ein besonderer Hakel Verehrer gewesen zu sein, der es sehr bedauerte, daß der Staat keine Ehrungen und Preise für ihn hatte und er hat auch in der AZ zu seinem siebzigsten Geburtstag und seinen Nachruf geschrieben.
Hans Raimund beschreibt beschreibt ebenfalls ausführlich, wie er Hermann Hakel einmal im Monat besuchte und von seinem „Witz und seiner Menschenkenntnis“ beeindruckt war. Er beschreibt einen „Salon“ bei ihm, wo er von den beiden Baam, die Redakteure Kolovic und Kovacevic, die er nicht auseinanderhalten konnte, aufgefordert wurde, Klavier zu spielen, damit sich der Meister beim Reden nicht überanstrengte, was aber nicht geholfen hatte.
Einige Lynkeus-Ausgaben werden erwähnt und einen Vortrag 1984 in der Alten Schmiede über die Zeitschrift, zu dem Kurt Neumann Hakel eingeladen hat. Raimund erwähnt auch, daß Hakel Kreisky für einen Erzfeind und auch von Jandl und von Thomas Bernhard nicht sehr viel gehalten hat, dafür war er aber von der Lyrikerin Ulla Hahn sehr begeistert und hat sie in seinen Salon eingeladen.
Von den jüngeren Zeitzeugen ist der 1968 in Salzburg geborene Sohn Gerhard Ammanshauser Martin zu erwähnen, der von den Besuchen Hakels und der Schachtel Ildefonso schreibt, die er ihm regelmäßg schenkte. Evelyn Adunka hat auch ihre Hakel Erinnerungen und ganz besonders interessant sind für mich die Nachrufe, wo Hakels Beziehung zu Jean Amery erwähnt wurden, da ich da ja erst vor kurzem bei einem Grundbuch in der alten Schmiede war.
Am Schluß des Buches gibt es Briefe von Hermann Hesse, Ernst Jünger, Max Mell, Albert Paris Gütersloh, etc und ich fand den Erinnerungsband, da ich mich ja sehr für die Literatur der letzten Jahrzehnte interessiere, äußerst spannend und denke, daß Hermann Hakel wohl wirklich ein widersprüchlicher Mensch gewesen sein muß, der sowohl Anhänger, als auch Feinde hatte, etwas konservativ gewesen sein dürfte, aber wenn man seine Ansichten über das Schreiben betrachtet, wieder äußerst modern war, so hat er doch vom Schreiben mit allen Sinnen gesprochen und seine Schüler auch auf die Straße zum Beobachten geschickt.
Er scheint auch ein großer Lyriker gewesen zu sein und als ich in meiner Leseliste nachgeschaut habe, habe ich eine Anthologie „Jiddischer Gedichte“ gefunden, die er übertragen hat, die ich auf meine Leseliste setzte.

2012-10-26

Jurysitzung und Nanowrimopläne

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:00

Am Donnerstag war wieder Ohrenschmaus-Jurysitzung – Literatur von und für Menschen mit Lernbehinderungen, den Preis, den es jetzt zum sechsten Mal schon gibt und diesmal war die Jury, die inzwischen aus Barabara Rett, Niki Glattauer, Heinz Janisch, Ludwig Laher, Felix Mitterer, Andrea Stift und mir besteht, fast vollständig.
Über die Verteilung der drei Preise haben wir diesmal lang diskutiert und auch die Kategorien hin- und hergeschoben, bis wir uns schließlich auf einen Lyrik, Prosa, Lebensberichtpreisträger und einen Sonderpreis für einen besonders schönen Textzyklus einigten und die Kategorien für das nächste Jahr offen ließen.
Ich darf wieder die Laudatio für den Prosapreisträger halten, den ich eigentlich für den Lebensbericht vorgeschlagen habe, die Preisverleihung wird am 3. Dezember um achtzehn Uhr im Museumsquartier sein, ich lade alle, die jetzt neugierig sind, welcher von den hundertachtundvierzig eingereichten Texten gewonnen hat, herzlich zum Kommen ein.
Und jetzt geht es ins Wochenende, das durch den Nationalfeiertag, diesmal ein verlängertes ist. Eigentlich würden ja die KritLit, die Kritischen Literaturtage unter dem Motto „Bücher statt Panzer“ auf dem Programm stehen, die diesmal am sechsundzwanzigsten und siebenundzwanzigsten Oktober in der Brunnenpassage am Yppenplatz stattfinden, da ich wegen „Rund um die Burg“, einer psychologisch-psychotherapeutischen Fortbildungsveranstaltung und der GAV-GV aber schon länger nicht in Harland war und der Alfi wegen seiner Eltern jede Woche hinausfährt, habe ich umdisponiert, muß ich ja nicht überall sein und werde diese und die nächste Woche ein verlängertes Wochenende dort verbringen, was mir gut tun wird, ist es in der letzten Zeit ja sehr hektisch gewesen.
Den verzögerten Veranstaltungsbeginn habe ich sozusagen nachgeholt und bin jetzt regelmäßig Montag bis Mittwoch auf einer Veranstaltung gewesen, dazu meine Bücherberge abgelesen, so daß ich jetzt schon länger wieder voraus blogge, aber auch sonst war ich sehr aktiv.
Daß ich mit „Kerstins Achterl“ fertig geworden bin und somit wieder am Nanowrimo teilnehmen werde, habe ich schon geschrieben. Die „Paula Nebel“ ist am Mittwoch auch gekommen und die Ideen für ein neues Buchprojekt, das den Arbeitstitel „Zum Sterben sollte man zu Hause sein“, haben wird, sind auch schon gekommen. Da kamen die ersten Einfälle, als ich einmal im Radio von den Antiaging- Seniorenresidenzen hörte, wo sich die Oberschicht über hundert dahinverjüngt und mit der Realität um sich herum nicht viel Kontakt hat. Das dachte ich, könnte ich wieder mit einer meiner Alter-Ego-Figuren verbinden, einer vielleicht auch schon über neunzigjährigen Volkshochschuldozentin oder Ghostwriterin, die sterben will aber nicht kann, weil es noch soviele Bücher aufzulesen gibt und die dann von den Ereignissen, um sie herum ins Leben zurückgeholt wird. Ihre Nachbarin könnte Pflegehelferin in dieser Seniorenresidenz sein, sie kommt durch ihr Kind mit ihr in Kontakt, lernt den achtzig oder doch schon hundertjährigen Kasimir Konstantin kennen und die Handlung beginnt…

Die die meinen Blog regelmäßig und auch vielleicht meine Bücher lesen, werden wissen, daß das alles nicht so neu ist, sondern Themen sind, die ich schon mal angerissen habe.
So ganz klar, über was ich da schreiben will, ist es mir auch noch nicht, sondern wieder so eine vage Idee und, daß ich wieder einmal beim Nanowrimo mitmachen will, schwebt mir auch schon lange vor. 2009 habe ich das ja mit der „Heimsuchung“ gemacht, es hat mir großen Spaß gemacht und ich habe gelernt, das es für mich kein Problem ist in einem Monat fünfzigtausend Worte zu schreiben. Darüber bin ich ich hinweg, das kann ich, diszipliniert bin ich auch. Mein Problem ist eher, meine Hemmungen zu überwinden, an etwas dran zu bleiben, ein bißchen in die literarische Überhöhung hineinzukommen und Aufmerksamkeit damit zu finden etc.
Das mit der Hemmung ist durch das Bloggen eindeutig besser geworden, das „Das kann ich ich nicht, das ist nicht gut genug, ect!“, wird natürlich durch das mangelnde Feedback immer wieder neu bestätigt und so gesehen ist für mich der November auch kein guter Nanowrimo-Monat, denn da gibt es ja die Buch-Wien, für die meine Dauerkarte schon reserviert ist, um dort, wo ich jetzt stehe weiterzukommen, wäre Zeitlassen, statt Hudeln besser, das weiß ich schon, aber der Nanowrimo, ist für mich eine Art Erlebnisurlaub, wie die Tage der offenen Tür beim Writersstudio, das Bachmann– und das Buchmessensurfing, etc.

Wenn es sich schon ausgeht, werde ich teilnehmen, das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ aufschieben und ich glaube, daß die zwei Krisen, durch die ich in diesem Jahr gegangen bin, mich auch selbstbewußter gemacht und meine Schreibblockaden ein bißchen überwinden ließen.

Natürlich weiß ich, daß ich mir besser Zeit lassen sollte, aber ich kann ja auch im Dezember weiterschreiben, es reicht im November die fünfzigtausend Worte zusammenzubringen und das kann ich, glaube ich, und bis zum ersten November kann ich ein bißchen Ideen sammeln, damit ich nicht sofort in dieselben Fahrwasser kommen und vielleicht doch etwas Abgehobeneres, Neueres zusammenzubringen, ich werde mich jedenfall bemühen, da ein Stückchen weiterzukommen.
Ansonsten könnte ich mit meiner Leseliste in Schwierigkeiten geraten, habe ich 2009 zwar den Nanowrimo schon am neunzehnten Tag geschafft, in diesem Monat aber nur zwei Bücher gelesen und wenn ich jetzt alles, was ich mir vorgenommen und auch noch zum Geburtstag gewünscht habe, lesen will, sollte ich zwölfeinhalb Bücher im Monat schaffen.
Das sind Sorgen, ich weiß, denn eigentlich klappt ohnehin alles gut und es ist ja schön, wenn ich über die Ziele des Nanowrimo, der ja ist, einfach seine Hemmungen loszuwerden und Plotlos vor sich hinzuschreiben, um vorerst Quantität zu schaffen, schon darüber bin, ich bräuchte die Qualität, ich weiß, das kann ja mein Ziel sein und irgendwie ist die Vernetzung mit den vielen Nanowrimoschreibern, ja auch ganz schön.
Ich bin also gespannt und werde den November für etwas Neues nützen, ganz egal, wie lange ich dazu brauche und wenn es etwas Abgehobener wird, ist das schön und natürlich ganz besonders, wenn meine Fangemeinde, wenn es eine gibt, das bemerken und mich ermutigen oder Feedback sollte.
Und hier das Nanowrimoarchiv 2008 , 2009 1 2 3 4 5 6 7, 2010

2012-10-25

Mord mit Nachschlag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:33

So knapp vor dem Nationalfeiertag gibt es die Reden zur Nation der Wiener Literaturhäuser, wo die bekannten Namen, Bodo Hell, Peter Waterhouse, Richard Obermayr, etc von den literarischen Institutionen eingeladen werden. Die Gesellschaft für Literatur lud Peter Waterhouse in den Asylgerichtshof und ich habe mich dafür angemeldet, aber ich will ja nicht gerne meinen Personalausweis abgeben und mich durch eine Sicherheitsschleuse begeben und außerdem bin ich gar kein Waterhouse-Fan und weil ich derzeit schon wieder mit meinen Buchbesprechungen und Veranstaltungsbesuchen um Tage voraus blogge, dachte ich, bleibe ich zu Hause und lasse lieber eine meiner Rezensionen erscheinen. Dann kam eine Karte mit einem bunten Fliegenpilz von Irene Wondratsch, die Kurzkrimis mit Rezepten „Schon wieder einer tot“ geschrieben hat und mich zur Präsentation in die Galerie Kadinsky einlud und ich disponierte um, umso mehr, da ich heute mit den Korrigieren von „Kerstins Achterl“ fertig geworden bin und im November beim Nanowrimo mitmache und, wie werde ich es dann mit dem Bloggen und meiner Leseliste machen?, die auch immer voller wird, denn ich habe ja Irene Wondratsch am Samstag im Gasthaus „Pfudl“ um ein Rezensionsexemplar gebeten, Ruth Aspöck hat mir inzwischen ihr „Grillparzer-Buch“ geschickt, in der Edition Zwischenwelt ist ein Briefband von Ulrich Becher erschienen und Konstantin Kaiser hat mir gemailt, daß er mir gerne ein Rezensionsexemplar schickt, also wieder die Quadratur des Kreises, um die ich mich ja zu reißen scheine. Aber ich kenn Irene Wondratsch ja schon lange, ich glaube, ich habe sie bei der Geburtstagslesung von Ruth Aspöcks fünfzigsten Geburtstag im Amerlinghaus kennengelernt und dann auch ihre zwei Bücher gelesen, die sie in der Editon die Donau hinunter hinausbrachte.
„Paris im Fieber“, lag, glaube ich, beim Volksstimmefest einmal in einer Gratiskiste der Zentralbuchhandlung und „Eine Haus, eine Spur, ein Roman“ hat mir Ruth Aspöck bei einem literarischen Buisnesslunch bei ihr übergeben und sie auch während der Dichterradkarawane in Grein im Cafe Blumensträußl daraus lesen hörte, bei den Mittleren IV hat sie gelesen und ihr Handtaschenbuch „Lippenstift und Notfallstropfen“ hat sie mir auch einmal gebracht.
Also bin in die Galerie Kandisky, die in einem Durchhaus zwischen Neustiftgasse und Lerchenfelderstraße angesiedelt ist, gegangen. Wenn ich zum Klinischen Mittag ins AKH gehe, komme ich daran vorbei und vor Jahren war ich dort auch schon bei einer Lesung, bei der sich Petra Ganglbauers Schreibgruppe vorstellte. Ruth Aspöck ist mir ganz elegant mit Hut entgegengekommen und ich habe gestaunt, wie voll die Galerie Kadinsky war, ich werde wahrscheinlich am Montag nicht so viele Leser haen, aber sei es drum und nicht neidig werden. Es gab schon im Voraus was zu trinken, der Verleger des Oktoberverlags, bei dem Irene Wondratsch schon die „Lippenstift-Anthologie“- herausgebracht hat und der eine Krimi Reihe „Mord mit Nachschlag“ hat, hat begrüßt und dann hat die 1948 in St. Pölten geborene Irene Wondratsch mit dem Lesen begonnen.
Der erste Krimi „El destino del coracon“ spielte im Ärztemilieu, da hat ein kleiner HNO Arzt, gibt es sowas überhaupt, eine enorm tüchtige Chirurgin als Ehefrau und eine Krankenschwester als Geliebte und weiß nicht, wie er von der trefflichen, die noch dazu Primaria wird, loskommen soll.
„Du mußt sie umbringen!“, rät ein Freud, dann scheint sie aber ihm das Gift ins Glas zu kippen oder steht jedenfalls teilnahmslos dabei, als ihm die Herzkrämpfe plagen, als er sie im Bett mit einem Lover ertappt.
Bei „Needles und Pins“ geht es um einen Angestellen oder Angestellte, der oder die von der strengen Chefin geplagt wird, so daß er oder sie zu einer Vodoo Puppe greift. Das Rezept dazu war Huhn in Voodoo Sauce, vorher war es das „Gespickte Herz“, die dritte Geschichte handelte in einer Galerie während einer Vernissage. Da beneidet ein erfolgloser Maler einen berühmten und malt ihn während er sich besauft, in Todespose, der Maler stirbt dann auch zufällig und der andere wird berühmt. Das Rezept dazu lautet „Schinkelkipferl“ obwohl die gar nicht in der Geschichte vorkamen, da wäre Wein oder Bier passender gewesen und die letzte Geschichte handelt von einem Koch, der von einem Fisch in die Schlagader gebissen wird oder überhaupt von aggressiven Fischen.
Siebzehn Kurzkrimis, an denen mir besonders gefiel, daß die Morde keine wirklichen waren und nachher gab es Brötchen ich habe mich ein bißchen mit den Bekannten unterhalten. So war zum Beispiel Ditha Brickwell da und eine Frau, die ich von der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft kannte. Mit der ausstellenden Künstlerin, denn es gab in der Galerie natürlich eine Ausstellung, die gestern eröffnet wurde, habe ich mich lange unterhalten, sie ist auch Lebensberaterin und Kunsttherapeutin und hat auch Gedichte geschrieben und Ruth Aspöck, die am Montag eine Lesung in Linz hat und demnächst nach Salzburg fährt, um für ihr neues Buch zu recherchieren, ist, wie meistens, bald gegangen. Ich habe allen die „Paula Nebel“ gezeigt, die heute aus der Druckerei gekommen ist.

2012-10-24

Drei russische Dichter

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:41

Drei russische Dichter in der Alten Schmiede, nämlich Oleg Jurjew mit seiner Frau Olga Martynova aus Frankfurt und dann noch Wjatscheslaw Kuprijanow, Erich Klein moderierte und die Alte Schmiede war wieder sehr voll. Eine Schulklasse, dann wahrscheinlich die russische Gemeinde und auch ein paar bekannte Gesichter, Lukas Cepek, der Lehrer aus Hollabrunn, die alte Dame, die mich immer so irritiert ansieht,etc.
von dem 1959 geborenen Oleg Jurjew habe ich vor kurzem ein Poem gelesen, jetzt ging es um den bei Jung und Jung erschienenen Gedichtband „In zwei Spiegeln“, in dem offenbar ein Querschnitt seines Schaffens einthalten ist.
Erich Klein moderierte, daß Oleg Jurjew, der 1991 nach Deutschland gekommen ist, einige Romane geschrieben hat und zitierte dann, glaube ich, Musil, der gesagt haben soll, daß ein Proasist selten Gedichte schreiben kann, während das ungekehrt möglich ist, was ich nachvollziehen kann, aber den Unmut des Dichters erregte, der meinte, daß er seine Prosa anders als die Lyrik schreibt und Kurt Neumann knurrte, daß man nicht jeden Unsinn nachsagen muß.
Oleg Jurjew erzählte aus der Zeit, wo er in Leningrad nicht gedruckt wurde, aber einem Dichterkreis angehörte, der Wohnungslesungen veranstaltete und sich im Samisdat-Verfahren verbreitete. Zwei solche Alben zeigte er her und las auf russisch seine Gedichte, die von Kurt Neumann auf Deutsch vorgetragen wurden, dabei erzählte er, wie er einmal in Dalmatien Urlaub machte und aufs Meer schaute, da kam ein Schiff daher und er überlegte, was das wohl verkünden würde? Dann ist der „Tod des Vergils“ daraus geworden.
Olga Martynova, die letzte Bachmannpreisträgerin, die nach ihm kam, war noch interessanter, ist der bei Droschl erschienene Gedichtband von „Tschwrik und Tschwirka“ offenbar ein Nebenprodukt ihres 2009 auf der Longlist stehenden Romans „Sogar Papageien überleben uns“ und da geht es um russische Dichter aus den Zwanzigerjahren, Charms und Vvedenskij beispielsweise und das hat sie offenbar zu Gedichten angeregt, die diesem Sprachspiel angelehnt waren und sie sagte, daß ihr das sehr großen Spaß gemacht hätte und es dabei um „Sinn“ und „Unsinn“ geht.
Wer sind Tschwirik und Tschwirka? Zwei Fabelwesen, die auf die Welt gekommen sind, um sie sich anzusehen und man nicht sicher ist, ob sie sie nicht vielleicht selbst erschaffen haben. Es gab auch ein paar Stellen, wo es um die Briefe der russischen Dichter ging und dann noch um früher erschienene Rom Gedichte.
Oleg Jurjews und Olga Martynovas Gedichte sind auf Russisch geschrieben und von Elke Erb und Olga Marynova übersetzt, die Prosa schreibt Olga Martynova, glaube ich, auf Deutsch.
Der dritte Dichter war ein bißchen älter und mir unbekannt. Wjatscheslav Kuprijanow, 1939 geboren, der auch Übersetzer ist, las aus seinem Band „Verboten“
In der Diskussion ging es darum, wie weit seine Lyrik politisch und ob er satririsch ist, es scheint ein Nachwort zu geben, wo er meint, daß Leute, die nicht mehr lesen, ihre Nationalität verlieren und das passt, genau, wie das im Samisdat verlegte, ja irgendwie zu der Diskussion, die wir heute über die Veränderung des Buches führen. Und die Erzählungen über den illegalen Dichterkreis und den Wohnungslesungen passt zu Kazimierz Brandys „Warschauer Tagebuch„, das ich gerade lese. Geht es dabei doch auch um fliegende Vorlesungen, die in Warschauer Wohnungen 1980 abgehalten wurden und um Hausdurchsuchungen, mit denen sie verhindert werden sollten.

2012-10-23

Vor dem fünfundsiebzigsten Geburtstag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:43

Julian Schutting hat bei Jung und Jung ein neues Buch herausgegeben „Die Liebe eines Dichters“ – Alles gute zum Geburtstag steht bei dem Verlagsinserat im Alten Schmiede Programm, wurde er doch am 25. 10. 1937 in Amstetten geboren und so gab es in der Alten Schmiede am Montag eine Veranstaltung zu Ehren des Dichters, die mit Martin Kubaczeks Zusammenfassung und Ergänzung der Ergebnisse des Julian Schutting Collloquiums der Alten Schmiede 1910, das mit Franz Joseph Czernin, Klaus Amann und Astrid Graf stattfand, begonnen hat.
Da war ich bei einem Teil dieser Veranstaltung, vor kurzem auch bei einer Schutting-Gruber Leser in der Gesellschaft für Literatur, beim letzten Volksstimmefest hat er gelesen und auch sonst war ich schon bei einigen Veranstaltungen und habe einige Bücher gelesen, von denen es inzwischen, glaube ich, fast vierzig gibt.
Die Alte Schmiede war daher auch gut besucht, Gerhard Jaschke, der Verleger, Ingeborg Reisner, Angelika Kaufmann, einige Stammbesucher und, ich glaube, auch eine Schulklasse, Kurt Neumann leitete den dreiteiligen Abend ein, nach Martin Kubaczek, von dem ich auch schon einiges gelesen habe und ihn in der Alten Schmiede hörte, kam die Lesung aus Julian Schuttings neuem Buch, die er liebevoll einleitete und erklärte, die Geduld der Zuhörer nicht überstrapazieren zu wollen.
Ein Buch über „Die Liebe eines Dichters“ muß sehr poetisch sein, was Julian Schutting ohne Zweifel ist, ein Arrangeur der Sprache, wo die Grammatik, wie Martin Kubaczek in seiner Zusammenfassung erklärte, scheinbar nicht stimmt und dann doch vollendet ist und so haben mir diese Sprachspielereien, auch sehr gut gefallen, wo Julian Schutting in poetisch schönen Worten schildert, wie er mit seiner Liebe den Tag verbringt, sie dabei in ein Burgfräulein verwandelt, einem Vogel das Leben rettet, eine Rose ist eine Rose zitiert und von einer alten Dame berichtete, die er in ihrem Rosengarten traf, am Schluß kam noch das Erlebnis in der Straßenbahn mit dem Satz, daß man seinen Sitzplatz den anderen überlassen soll, was den Sprachkünstler zu Wortspielereien veranlaßte, um die Lesung, wie er sagte „lustiger zu beenden“, dann kam der dritte Teil, nämlich eine Ausstellung in der Zeitschriftengalerie „Blickrichtungen – Denkrichtungen“, neun Collagen aus ausgewählten Fotografien des Dichters, deren Zusammensetzung, ich schon am Freitag während des kulturpolitischen Arbeitskreises ein bißchen miterleben konnte.
Julian Schutting erklärte ein bißchen etwas zu seinen Fotos, die auch die Entstehungsweise seiner Texte nachempfinden lassen. Da gab es eine Serie von Fäßern, die zu einer Collage zusammengestellt waren und Büsten, die der Dichter in einem Heldenpark fotografierte und darüber sinnierte, wie man sie auch anders zusammenstellen hätte können, ähnliches galt für die Christuskreuzungen am Kapuzinerberg in Salzburg, eine Pferdecollage und eine von Dächern, etc gab es auch.
Sehr interessant und poetisch und an Julian Schutting gefällt mir seine feine vorsichtige Art, kann ich mich ja erinnern, daß er einmal bei einer Neuaufnahmediskussion einer GAV-GV dafür eintrat, daß alle Bewerber in die aufgenommen werden, als ich damals vergeblich zu der Alpha Preisverleihung wollte, ist er gerade vor mir zu spät gekommen, einmal in der Gesellschaft für Literatur bin ich es, glaube ich und dann so weit hinten gestanden, daß ich kaum etwas gesehen habe und bei der Schule für Dichtung, bzw. bei den diversen Sprachakademien unterrichtet er auch und Thomas Wollinger hat ihm, der bei ihm Kurse besuchte, seine „Archäologin“ gewidmet, die Erklärungen zu seinen Collagen hat er übrigens auch charmant unterbrochen, um eine ältere Dame zu küssen, die aus Klagenfurt zu der Veranstaltung gekommen ist, nachher konnte man sich das Buch signieren lassen und ich wünsche Julian Schutting, den ich noch als Jutta kennenlernte, alles Gute!

2012-10-22

Ihr blöden Weiber

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:09

Da bei mir alles gerne chronologisch geht, kommt jetzt die Besprechung von Friederike Kretzens „Ihr blöden Weiber“, einen Tag nach der von „Planet Wermut“, denn dieses Buch habe ich ja im Bücherschrank gefunden, als ich zu der Oksana Sabuschko Lesung in die Hauptbücherei gegangen bin, wie man im Blog nachlesen kann. Und die 1956 in Leverkusen geborene und in der Schweiz lebende Friederike Kretzen ist mir ja keine Unbekannte, habe ich doch 2009 „Ich bin ein Hügel“ gelesen“ und sie im Februar während des Schweiz Schwerpunktes in der Alten Schmiede aus ihrem damals noch nicht erschienenen Roman „Natascha, Veronique und Paul“ lesen hören und habe mir da natürlich den 1993 erschienenen, dritten Roman der Autorin sofort aus dem Schrank genommen, obwohl ich beim Lesen der Sprachkünstlerin, ähnliche Schwierigkeiten, wie bei den Büchern von Richard Obermayr und vielleicht auch bei Andrea Winkler hatte, was ja nicht verwunderlich ist, war Friederike Kretzen ja Tutorin beim Klagenfurter Literaturkurs und hat vielleicht dort einmal auch gelesen und das Thema des Buches wäre auch etwas, was mich sehr interessieren müßte, geht es ja um drei alte Frauen und es hat mich auch interessiert. Nur habe ich nicht sehr viel damit angefangen, weil es wieder einmal ein Buch ist, das ich nicht sehr verstanden habe. So habe ich mich beim Lesen an den Klappentext gehalten und das was dort steht, ist auch sehr einleuchtend.
Da gibt es drei alte Schwestern, Sophie, Louise und Maritta, die älteste hat Geburtstag und lädt dazu ihre Verwandten, in das Haus, in dem sie schon mit ihren Eltern lebte, zur Geburtstagsjause ein. Louise die Mittlere ist blind und lebt in einem Altersheim, sie macht sich auf, der Einladung zu folgen und dann gibt es noch Maritta die jüngste, die ihre Wohnung offenbar vermüllt und mit Lebensmitteln angeräumt hat, so daß sie nur mit Hilfe eines Seils aus Strumpfhosen den Ausgang findet. Trotzdem macht sie sich mit einem Handwägelchen, Bus und Bahn auf zu der Schwester, sie kommt aber nie dorthin. So warten Sophie und Louise auf sie, kochen Heringsalat, essen den Geburtstagskuchen, empfangen den Besuch der Cousins und Cousinen und weil Friederike Kretzen eine Sprachkünstlerin ist, springt sie von einem Bild zum anderen und läßt sie in vielen Assoziationen ihr Leben wiederleben.
„Ihr blöden Weiber!“, dieser Ausruf stammt vom Cousin Ernsti, der nicht zur Geburtstagsparty kommen will. „Und wißt ihr, was unser einziger Cousin, Ernsti, als Grund schreibt? Nie an einem Freitag, was für eine Zumutung. Weißt du nicht, daß freitas das Schicksal meiner Mutter schief über meinem Stern von Afrika hängt? Ihr blöden Weiber!“ und weil Friederike Kretzen auch noch Dramaturgin ist, gibt sie ihrem Roman einen dramatischen Aufbau, so gibt es einen „Zuckerkrieg“ genannten Prolog, der klar macht, daß die drei Schwestern ihr Leben sozusagen, wie in einem Zirkusstück spielen werden.
„Avanti, die Trompete bitte. Drei alte Schwester, Louise, Sophie, Maritta. Alles ist immer so schnell gegangen, sagen sie, Gewohnheit. Dazu lächeln sie und setzen sich hin fürs erste, so gut es geht. prost. Langsam wird es kalt auf der Bühne“ und ein Nachspiel, das wieder mit „Avanti, die Trompete bitte. Das darf nicht wahr sein. Die haben ihre Kostüme vergessen, Schlampen, elende“, beginnt.
Im Klappentext steht etwas von „aberwitzigen Einfällen und intellektuellen Lesevergnügen“ geschrieben.
„Doch zugleicht macht der Roman das Auseinanderklaffen der Vorstellungswelten der unterschiedlichen Lebensalter bewußt und erträglich“, wird noch hinzugeschrieben und „Friederike Kretzen verdichtet die Zurichtungen einer weilblichen Biographie zu einer Art szenischen Imaginationstheater“ und am Titelbild sitzt dann noch eine Superfrau, mit dem Telfonhörer am Ohr, einem schwarzen Häubchen, prallen Busen und einer Art rosa Motorradhose.
Ups, da habe ich offensichtlich viel nicht mitbekommen, beziehungsweise nichts anfangen können und vor allem habe ich auch die Beschimpfungen der weiblichen Biographien nicht verstanden.
Warum muß man alte Frauen „Blöde Weiber und Schlampen“ nennen? Ich täte es nicht und schieße auch nicht in Worträuschen mit Bildern und Assoziationen umher, wenn ich meine ganz banalen Alltagsgeschichten von meinen alten Frauen, wo ich ja gerade wieder ein „Cover“ gesehen habe und den Sanktus, daß das Buch druckereifertig ist, gegeben habe. Schade nur, daß das offenbar einen höheren Stellenwert, als mein „Alltagsschreiben“ hat, sehr schade sogar, denn ich denke, daß das Beschreiben des Lebens alter Frauen und Männer sehr interessant sein kann und, daß ich dazu keine Worträusche und kein szenisches Imaginationstheater brauche, aber Literatur ist eben sehr vielfältig und es ist auch interessant, wie unterschiedlich es sich über dieses Thema schreiben läßt.

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