Literaturgefluester

2009-08-30

Der elfte Mann

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:36

„Der elfte Mann“ von Erich Loest passt gut zu meinen Literaturerlebnissen dieser Woche, obwohl der 1969 erschienene Roman des ehemaligen DDR-Autors von einen Fußballspieler handelt und ich gedacht habe, Bücher über Fußball interessieren mich nicht.
Ich habe es von der St. Pöltner „Thalia“-Abverkaufskiste, bzw. dort umgetauscht, weil Alfred mir ein Buch doppelt besorgt hat.
Jürgen Hollstein hat ein schußstarkes linkes Bein und einen hellen Kopf, studiert Physik und muß sich entscheiden, ob er in die B-Liga, zum Fußballehrgang und in die bulgarische Sonne oder mittels des sozialistischen Begabtenförderungsprogramm, ja sowas gab es in der DDR, in zehn Jahren das Forschungsinstitut für Baustoffe und Bautechnologie in Kliethendorf übernehmen will, weil der Staat voraus denkt und in der Zukunftsvision vom Jahr 2000 viel gebaut werden wird …
Das ist die Grundhandlung der 295 Seiten, dazwischen baut Erich Loest, der 1926 in Sachsen geboren, 1957 verhaftet wurde und aus politischen Gründen sieben Jahre im Zuchthaus saß, ein wahres Panaroma eines kritischen und dennoch liebevoll gezeichneten DDR-Lebens der Sechzigerjahre auf.
So schwankt der Vorzeigestudent zwischen seiner Freundin Renate, einer Schuhverkäuferin, die sich vom Friseur Düskin für einen Frisierwettbewerb die Haare silbergrau färben und ein resedagrünes Kleid schenken läßt und dem Lilamädchen Kat Biber, der Geschichts-Studentin, mit der er immer im Bus zur Uni fährt.
Es gibt den Journalisten Göhke, der wegen einer Karriere bei der Fußballzeitung sein Germanistikstudium sausen ließ. Jetzt trifft er sich des Abends mit Hollsteins strengen Physikprofessor und einen Architekten, während an seiner Frau Christine ein Krebs diagnostiziert wird, die Ärzte ihr darüber keine Auskunft geben und man auch den DDR-Schwestern nach der Aufnahme am besten zwanzig Mark in die Hand drückte.
Aber auch der Musterprofessor Bernskohn, der einmal der drittjüngste Professor der DDR war, hat so seine Sorgen, entdeckt doch seine Gattin Gerda das Tagebuch der pubertierenden Tochter im Wäscheschrank und in dem steht nicht nur „Vati ist doof“, sondern auch, daß Karin mit ihrer Freundin Sigrid auf Diebstour geht, im Kaufhaus Aufbau schon für mindestens hundert Mark geklaut hat, darunter Strümpfe, die die Mutter zum Geburtstag bekam.
Und Hollstein leidet, weil er keinen Käse zum Abendbrot bekommt, weil es in den HOs nur Eckerlkäse gab und den mag der Student nicht.
Ein erstaunlich offenes, erstaunlich liebevoll und sprachlich exzellent geschriebenes Buch, vom dem im Nachwort steht, die dtv-Ausgabe, die „Thalia“ abverkaufte, ist 1992 erschienen, daß Loest, als er 1964 aus der Haft entlassen wurde, magenkrank war und, weil er sich immer schon für Fußball interessierte, beim Sportklub „Lokomotive“ Kontakt knüpfte. Ein Jahr lang war er dort beim Training und ebensolang in den Hörsälen des Physikalischen Instituts der Uni Leipzig.
1969 ist das Buch beim Mitteldeutschen Verlag Halle herausgekommen und hat die Zensur ohne Schwierigkeiten passiert. Den geplanten DEFA Film haben die Fußball-Funktionäre aber sabotiert. Das was in dem Buch steht ist wahr, nur eines steht nicht darin, daß nämlich einmal im Monat ein Onkel mit dem Geldköfferchen zu den Spielern kam.
Wenn er das geschrieben hätte, wär das Buch nicht erschienen, schreibt Loest im Februar 1992 in der dtv-Ausgabe, der 1981 die DDR verließ, nach der Wende aber wieder nach Leipzig zog.
Wenn das Buch heute geschrieben würde, würden sich in dem Köfferchen wahrscheinlich die neuesten Doping-Spritzen bzw. Ampullen befinden und mir hat das Buch sehr gut gefallen und noch ein Bonmot am Schluß.
In der Entscheidungsphase, Hollstein hat sich natürlich für die Physik entschieden, geht er mit Kat zu einem Literaturvortrag, dort fragt die schöne Studentin, welchen Satz man als erstes in jeder Fremdsprache lernt?
Ist es „Herr Ober, ein Bier?“ oder doch „Proletarier aller Länder…?“
Aber nein „Ich liebe dich!“ natürlich, schreibt Kat auf einen Zettel.
„Auch das noch!“, seufzt Hollstein.

2009-08-29

Lauter Geheimberichte

Filed under: Uncategorized — jancak @ 16:51

Wieder was gelernt in meiner Endsommerfrischeneinöde, nämlich, daß sich für den deutschen Buchpreis weder der Durchschnittsleser noch der Durchschnittsbuchhändler interessieren. Es gibt zwar eine Tauschbörse im Raum Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und die berichtet auf ihren Seiten „Thalia“ in Bonn hats liegen und haben sonst das Gleiche wie ich erlebt und der Dünenwanderer, der diese Erfahrung schon im Vorjahr machte, ließ sich ein Presseexemplar in die Dünen schicken und stellte es ins Internet, damit es sich die Glücklosen anschauen können und die Twittergemeide um Leselustfrust möchte gern die ganze Liste der 154 eingereichten Titeln haben und scheiterte bislang an irgendeiner Verschwiegenheitsklausel.
Dabei ist das noch relativ einfach, denn wenn man auf die Seite von deutscher Buchpreis de geht, steht, daß alle Verlage, die Mitglied beim Deutschen, Österreichischen oder Schweizer Hauptverbandes bzw. Börsevereins sind, zwei Titel vorschlagen dürfen. Jetzt lautet natürlich die Frage, wer ist dort Mitglied?
Da die österreichischen Verlage mit Listenbücher Residenz und Droschl heißen, die deutschen Hanser, Rowohlt, Suhrkamp, usw. werden es wohl die großen sein. Das Ganze soll sich ja, wenn ich es richtig verstanden habe, an die literarisch interessierte Masse wenden, die zu Weihnachten Bücher kauft. Nur scheint sich die eher für Stephenie Meyer, Sebastian Fitzek und Dan Brown zu interessieren oder Krimis zu lesen und der ehrenwerte Versuch, die Leser bis Weihnachten auf die zwanzig besten Bücher einzustimmen, an der Selbstbehaltfrage bzw. an dem Bemühen, das Büchlein anzeigenfrei zu halten, gescheitert zu sein.
Leselustfrust fragte, wurde Julya Rabinovichs „Spaltkopf“ eingereicht? Wahrscheinlich nicht, ist das Buch doch schon 2008 erschienen, hat aber die Buchprämie vom BUMOK bekommen.
Wenn man Leselustfrust liest, erfährt man überhaupt sehr viel vom Wiener Literaturleben, nämlich, daß offenbar 3000 Personen zu der Wolf Haas Lesung am Donnerstag ins Museumsquartier gekommen sind. Es gibt auch einen Link, mit dem man sich ein Standard Video darüber ansehen kann. Ich habs getan, war ich Donnerstag ja auf dem Land und da habe ich dann von dem sehr launigen Langlistensteher gehört, warum es einen neuen „Brenner“ gibt, weil nämlich nicht der, sondern nur der Erzähler im letzten Buch gestorben ist und ich muß gestehen, daß ich das, obwohl ich „Das ewige Leben“ gelesen habe, nicht mitbekam.
Auf dem Video gibts auch keine Lesung aus dem Buch, sondern Haas verlas die Standard Postings zu dieser Frage.
War „Das Wetter vor fünfzehn Jahren“ vielleicht so schlecht oder hat er durch die Wirtschaftskrise Geld verloren?
Und wenn man in der Sommerfrischeneinöde zu www.lillyberry.de geht, erfährt man, daß sich die im schönen Rostock, ein Lesezeichen von jokers.de schicken ließ, auf dem die fünfzig Bücher stehen, die man bis zu seinem Tod gelesen haben soll!
Da wird nun wohl nicht nur Leselustfrust aufschreien, daß fünfzig Bücher viel zu wenig sind, aber die fünfzig angeführten Titel sind auch sehr verwirrend, führen nämlich von der Bibel, über den „Ulysses,“ zu „Harry Potter“, „Rebecca“ und „Der göttlichen Kömödie“ und Lillyberry äußerte auch ziemlich freimütig von welchen Büchern sie auf dieser Liste noch nie etwas gehört hat.
Bei meiner Langlistenbuchrecherche bin ich aber auch auf etwas anderes gekommen, nämlich das, was auch das literaturcafe.de, zu erregen scheint.
Es gibt ja, wie ich in den letzten Tagen wieder mal erleben konnte, relativ wenige, die sich für den deutschen Buchpreis interessieren, aber doch einige, die gern schreiben, bzw. veröffentlichen wollen, das nicht können und an die wenden sich dann gern die Zuschußverlage und zocken sie ab und da hat es eine Testaktion gegeben.
Da haben nämlich drei Autoren von der 42er Autorengruppe unter ihnen Tom Liehr, einen Autor namens Rico Beutlich erfunden, der angeblich einen Fantasy-Romann geschrieben hat und neun bewußt sehr schlecht geschriebene Seiten, an sechs Zuschußverlage, wie R.G. Fischer, Frieling, Wagner, Novum, bzw. den Frankfurter August von Goethe Verlag, geschickt. Es kam, wie es kommen mußte, alle sechs Verlage waren begeistert, wollten bis zu dreißigtausend Euro für das schlechte Manuskript, den Fantasy-Roman in der Dadaismusreihe herausbringen und merkten nicht, daß die restlichen Kapitel aus anderen Romanen stammten.
Weil ich mir ja meine Bücher selber mache und mir auch elf davon bei Novum drucken ließ, geht es mir nicht ganz so gut, mit diesen Berichten.
Zwar bin ich auch gegen die Abzocke von Autoren, die nicht so gut wie Wolf Haas schreiben oder sich vermarkten können, bin aber auch gegen die Häme, die sie erfahren müssen, wenn sie trotzdem ein Buch veröffentlichen wollen.
Der Satz „Jetzt saß er da ohne Butter“, in dem bemüht schlechten Manuskript, gefällt mir zum Beispiel ganz gut und ich denke immer noch, man soll Leuten, die schreiben wollen und keinen Verlag finden, nicht immer mit Horrorgeschichten über diese Zuschußverlage drohen, sondern ihnen sagen:
„Macht euch eure Bücher selbst, wir interessieren uns dafür, schauen sie an und sagen euch auch, wie man es besser machen kann!“
Wieder ganz schön naiv, ich weiß und weil ich vielleicht auch so eine bemühte fleißige Dilettantin bin, die mit der Häme überbleibt, mich aber für den deutschen Buchpreis interessiere, wage ich mich an einen Geheimtip und gebe meine Prognose ab, wer in Frankfurt auf der Messe den Preis gewinnen, bzw. vorher auf der Shortlist stehen wird.
Ich tippe auf Herta Müller für den deutschen Buchpreis und auf Sibylle Berg, Wolf Haas, Ernst-Wilhelm Händler, Anna-Katharina Hahn und Terezia Mora für die kurze Liste. Da fehlt noch Brigitte Kronauer, ich weiß, auf die habe ich bei meiner Schätzung vergessen. Ich habe aber ohnehin in einer Rezension gelesen, daß „Der Mann schläft“ von Sibylle Berg eine Enttäuschung sein soll.
Mal sehen, wie falsch oder richtig ich mit meiner Schätzung liege, wenn das jetzt ein Gewinnspiel wäre, würde ich pro richtigen Tipp das Buch bekommen, so bleibt mir nur darauf hinzuweisen, daß unter den zwanzig Auserwählten sehr viele ehemalige Bachmannpreisgewinner bzw. Teilnehmer sind, was wieder ein Tipp für Cornelia Travnicek wäre, zu versuchen, dorthin zu kommen, ihre Bücher würden aber dann wahrscheinlich auch nicht in den Buchhandlungen liegen …
Ich schließe mit der Mitteilung, daß man schon weiß, wer die neue Erich Fried Preisträgerin, sein wird, denn da hat sich der einzige Juror Josef Winkler für die in Berlin lebende Esther Dischereit entschieden, von der ich, da muß jetzt ich eine Bildungslücke eingestehen, noch nie etwas gehört habe.

2009-08-27

Nachtrag zur Buchrecherche

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:07

Ich bin ja sehr beharrlich und außerdem hat Cornelia Travnicek gestern einen Bücherblog entdeckt, nämlich „Hedoniker“ smoel.wordpress.com, der ein zehn Punkte Programm herausgegeben hat, woran man eine gute Buchhandlung erkennt und hat selbst den „Schubert“ in St. Pölten als gutes Beispiel gegen die Großhandelsketten angeführt.
Da war ich ja bei meiner nicht erfolgreichen Bücherrecherche und so habe ich noch einmal unter „Lesebuch zur Longlist“ nachgeschaut, denn im Internet steht schon was darüber:
Nämlich, daß der Börseverein, das 150 Seiten starke Buch, mit Leseproben, Autorenportaits und einem Essay von Georg M. Oswald herausgibt. Buchhandlungen konnten es ab Juli beim MVB bestellen und müssen je nach Menge 0.95 – 1.50 Euro pro Buch zahlen und bei „Dünenwanderer“ wird es unter dem Titel „Ein Buch, ein richtiges Buch“ Hier gibts mal nix zu meckern …, in schwarz und orange auch vorgestellt.
„Dünenwanderer“ hofft, daß es seine Leser findet, weil es, wenn er es richtig verstanden hat, nicht umsonst ist, sondern eine Schutzgebühr von 2.50 verlangt wird.
Irgendwo habe ich noch etwas von einer Auflage von 45.000 und einem kostenlosen Buch gefunden, aber es kann sein, daß es sich da, um die Auflage von 2008 gehandelt hat, von der ich geglaubt habe, daß es sie nicht gegeben hat.
Jetzt gibt es ein Buch und es ist, laut „Dünenwanderer“, sehr schön geworden, nur ich bekomme es nicht!!!
Also meine Antwort, was ich unter einer guten Buchhandlung verstehe, ich habe sie auch „Hedoniker“ geschrieben:
„Ein guter Buchhändler, eine gute Buchhändlerin wissen, was der deutsche Buchpreis und das Lesebuch zur Longlist 09 ist und sagen mir, wenn sie mich nicht kennen und ich nicht ihre Stammkundin bin: „Wissen Sie, da müssen wir einen Selbstbehalt zahlen, aber wir bestellen es Ihnen gerne für die Schutzgebühr von 2.50!“
Das wars dann und es bleibt das Unbehagen, daß die gutgemeinte Absicht, eine breite Öffentlichkeit mit den Buchpreisbüchern vertraut zu machen, am Selbstbehalt und Desinteresse gescheitert ist, die trotzdem Interessierten laufen frustriert herum und nehmen das Nichtwissen des Durchschnittbuchhändlers mehr oder weniger hämisch zur Kenntnis!
Zum Öffnen der Bucherauszüge bei libreka.de braucht man einen E-Reader oder Adobe Digital Editions und selbst damit geht es angeblich nicht, im Internet bekomme ich die Informationen aber trotzdem locker und schade nur, daß sich mein guter Einduck, den ich von „Thalia“ St. Pölten, hatte, verwischte, weil mich die Dame gestern, als ich ihr mein Mail aus Frankfurt zeigte, ziemlich unhöflich stehen ließ und nur sagte, daß sie bei der Messe nichts bestellt, was wieder interessant ist, denn der Vorjahrsreader, von dem ich jetzt erst erfahren habe, daß es ihn gegeben hat, wurde von Thalia gesponsert.
Außer Spesen also nichts gewesen, ich frag mich nur, was macht der Börseverein mit den 45.000 schönen Büchern? Falls also eines überbleibt oder mir einer meiner Leser sagen kann, wo man es bekommt, ich bin für Informationen dankbar!
Und was die Ungeduld betrifft, da hat Wien live einmal die Meinung seiner Leser wissen wollen und dafür ein Buch versprochen, 2005 oder so war das.
Es ist nicht gekommen, jetzt habe ich nochmals nachgefragt und Fred Rumpls „Jäger auf Hasenjagd“, wurde mir gleich zweimal zugeschickt. Ich habe das zweite zurückgeschickt, wenn es ein anderes Buch gewesen wäre, hätte ich es behalten und der Dreck an der Traisen wird auch langsam weniger, was ebenfalls sehr gut ist, weil bei dieser Hitze sicher bald die Ratten kommen!
Was ich wieder nicht verstehe, warum nehmen die Jugendlichen ihre leeren Bierdosen, Badeschlapfen und kaputten Zelte nicht einfach selber mit?
Und jetzt lasse ich den deutschen Buchpreis und mache mich ans Korrigieren.

2009-08-26

Dreck an der Traisen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 12:27

Alle unter Siebenundzwanzigjährigen, die ja noch bis 30. August bei Schreibbar 09 über die Events des Sommers schreiben und insgesamt 900 Euro gewinnen können, hatten in der vorigen Woche, Gelegenheit dazu, denn da gab es in St. Pölten die „Frequency“ und da bin ich am Donnerstag an der Traisen durchgefahren, bzw. habe ich mein Rad an der Security vorbei durch das Eingangsgitter geschoben, lange hinter einem Polizeiauto, das auch sehr langsam fahren mußte, da von allen Seiten hunderte Jugendliche herbeiströmten, die Bierkisten schleppten, ihre Zelte auf der Wiese hatten, vor diesen und in der Traisen auf Campingstühlen saßen, viele mit Papptäfelchen in der Hand, mit der sie die Radschieberin mit „hot hot!“ anfeuerten!
Man hörte Englisch und deutsches Deutsch „Ihr Österreicher sagt auch halb vier?“ und am Abend war es bei geschlossenem Fenster, sieben Kilometer weiter, sehr laut.
Am Freitag sind wir zum Glück mit Alfreds Wandergruppe in das Dachsteingebiet und zum Gosaukamm gefahren, als wir Sonntag Abend zurückkamen, waren die Zelte weg und am Montag auf dem Wiener Rathausplatz las ich in „Heute“ oder „Österreich“, welch ein Erfolg, das Festival zu dem Zigtausende an die Traisen stürmten, geworden ist und sich der Bürgermeister freute, der am liebsten jedem Besucher einen Meldezettel überreicht hätte.
Als ich heute zu meiner Longlistlesebuch-Recherche an der Traisen nach St. Pölten fuhr, war der Dreck noch da.
Hunderte von Müllsäcken, Bierdosen und auch kaputte Zelte, sowie eine Zahnbürste auf Weg und Wiesen, beim Bootshaus wird schon geräumt, nach dem Steg sind die Säcke bereits zusammengepackt, dazwischen schauts noch schmutzig aus und die einsamen Männer fischen sich ihre vollen Bierdosen aus dem Müll. Die achtzig Reinigungskräfte, die derzeit an der Traisen putzen, kosten der Stadt kein Geld, kann man in der Gratiszeitung lesen und bei meiner Buchrecherche war ich wieder erfolglos.
Nämlich bei „Schubert“ freundlich, bei „Thalia“ weniger, Fazit: „Wir wissen nicht, haben nicht und interessieren uns auch nicht dafür!“ und das Besondere an der Geschichte ist, daß ich mir das, was wahrscheinlich in dem Promotion Büchlein steht, leicht und locker im Internet besorgen kann.
Bei libreka.de kann ich es mir gratis herunterladen und www.zintzen.org hat auch eine sehr schöne Textzusammenstellung, nur lese ich Buchauszüge halt nicht gerne über den Computer, was wieder eins zu null für das Buch, bei der Debatte Buch oder Internet, spricht und dann frage ich mich natürlich, wieso gibts überhaupt ein Lesebuch, wenn außer mir keiner davon weiß und es haben will?
Nun gut, es ist noch Sommer und ich möchte meinen Lesern Interessantes über das Lesen und das Schreiben bieten.
Ansonsten ist Cornelia Travnicek von ihrer Skandinavienreise zurückgekommen und promotet ihr neues Buch „Fütter mich“. Da warte ich auch auf das Rezensionsexemplar, mal sehen, ob es kommt und wie Cornelia Travnicek warte auch ich nicht gerne und muß es trotzdem ununterbrochen tun.
Zum Beispiel auf die Entscheidung bezüglich „Traumtintenwettbewerb“, da bin ich auch schon ganz gespannt, was aus diesem ersten Schreibwerkstattwettbewerb geworden ist?
Ansonsten war es eine schöne Sommerfrische, mit einigen interessanten Ereignissen und vielen Artikeln und ich habe mich jetzt doch entschlossen, obwohl nächste Woche noch Ferien sind, am Dienstag in Wien zu bleiben, denn da gibts am Mittwoch die Präsentation von Antonio Fians neuem Buch zum Thema „Schlaf“ und am Donnerstag die Abschlußveranstaltung der Podium Sommerreihe in der alten Schmiede mit Susanne Ayoub und Erika Kronabitter und da ich schon ein Monat bei keiner literarischen Veranstaltung mehr war, lockt das natürlich sehr.
Zu lesen habe ich gerade Erich Loest „Der elfte Mann“ begonnen, das will ich noch besprechen, bevor ich mich in die neue Saison begebe.
Ja und bei „Thalia“ in der Kremsergasse liegt ein Gratisleseheft zu den Büchern von Susan Elizabeth Phillips genannt SEP zu ihren Büchern, ihren Lieblingsrezepten, samt einer exclusiven Kurzgeschichte auf, was auch bezeichnend ist.

2009-08-25

Lesebuch zur Longlist Deutscher Buchpreis 09

Filed under: Uncategorized — jancak @ 19:23

Neulich in den Wiener Buchhandlungen, weil ja, wie man immer hört, die Beratung in den Buchhandlungen viel besser, als bei den großen Ketten ist und einem der geschulte Buchhändler ein maßgeschneidertes Leseprogramm anbieten kann.
Das benütze ich zwar nicht, weil ich das meiste aus den Ein-Euro-Kisten ziehe, bin aber heute Vormittag in Richtung Morava gegangen, um mir das bewußte Lesebuch zu holen, das es ab Samstag in den Buchhandlungen geben soll, wie bei www.deutscher-buchpreis.de nachzulesen ist. Unter www.buecher.at, der Seite des österreichischen Hauptverbandes steht das auch.
Also auf in Richtung Morava, da ich mich bei Anna Jeller nicht recht fragen traute, da sie diese Liste vielleicht als zu konventionell betrachtet und sich möglicherweise lieber an die Hotlist der Indepent Verlage hält, wie ich dachte.
Dort wo einmal die Zentralbuchhandlung war, habe ich zuerst gefragt. Denn gesehen habe ich das Büchlein nicht. Die Buchhändlerin war sehr freundlich, hat mich aber nach dem Namen des Buches gefragt und gemeint, da gäbe es viele Buchpreise, aber sofort mit der Bemerkung, daß sie das auch interessieren würde, auf der Hauptverbandsseite nachgeschaut und gemeint, sie würde sich erkundigen und mich anrufen, bzw. mir das Buch zurücklegen.
Sonst hätte sie noch nichts davon gehört, daß es so etwas gäbe. Also weiter in die Wollzeile, dort dasselbe Nichtwissen.
Nun gut ich kann ja auf den Anruf warten, vielleicht ist es auch zu früh, wenn die Longlist erst am 20. August bekanntgegeben wurde, muß ich nicht unbedingt zur Brigitte Salanda rennen, sondern kann, wie geplant, den Friseur besuchen.
Da ich aber auf der Wiedner Hauptstraße sowieso an den beiden Buchhandlungen vorbei mußte, die, wie mir der Buchhändler auf der Margaretenstraße im April sagte, das Geschenkbuch zum Tag des Buches hatten, bin ich dort hineingegangen.
Bei der ersten hat es ziemlich lang gedauert, bis mich die Buchhändlerin verstanden hat, bzw. ich ihr erklärt hatte, was die longlist des deutschen Buchhandels ist, denn da gibt es viele Aktionen und man kann nicht bei jeder mitmachen, sie hatte aber den Computerausdruck mit den zwanzig Namen ohnehin an der Kassa liegen und mir auch die Telefonnummer des Hauptverbandes aufgeschrieben, denn wenn ich in der Grünangergasse anrufe, werde ich sicher schnell Auskunft bekommen, bei wem und wann ich das Buch haben kann!
Das habe ich auch gedacht und so bin ich in die zweite Buchhandlung zwar hineingegangen, aber gleich hinaus, als ich keinen Buchhändler gesehen habe und nach dem Friseurbesuch bei einer ebenso freundlichen Dame beim Hauptverband angerufen, der ich auch erklären mußte, wo sie die Informationen über den deutschen Buchpreis finden kann, auf ihrer Seite oder schauen wir gleich bei deutscher-buchpreis.de und, daß ich nicht ein bestimmtes Buch von der Liste, sondern das Lesebuch zum deutschen Buchpreis haben will.
Sie hat mir nachgeschaut, aber nicht herausgefunden, wer es hat, bzw. wohin ausliefert und mir die Mailadresse eines Pressesprechers des deutschen Börsevereins, der das Buch herausgibt, gegeben.
Den habe ich dann angemailt und auch bald die Antwort bekommen, daß Buchhandlungen bei Interesse den Reader von der MVB in Frankfurt beziehen können, er mir aber auch nicht sagen kann, ob und welche Buchhandlungen in Wien das tun.
Ich kann mir aber das Werk digital unter www.libreka.de/promo zum Lesen auf den Rechner hinunterladen.
Da war ich schon, aber wenn ich morgen nach St. Pölten komme, kann ich ja bei „Schubert“ oder vielleicht auch bei der Großhandelskette „Thalia“ in der Kremsergasse fragen.
Denn das Leben ist sehr kompliziert und der Buchhändler kann sich nicht um alles kümmern.
P.S 1 Falls das hier ein Wiener Buchhändler liest, der den Reader hat, wäre ich für Rückmeldung dankbar.
P.S 2 Ich tausche ihn auch gerne gegen ein Buch von mir.

Schreiben lernen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:41

Über das Schreiben lernen bin ich meiner treuen Leserin noch eine Antwort schuldig. Ich habe zwar immer wieder auf diesen Seiten ein paar Andeutungen gemacht, wie ich zum Schreiben lernen stehe, da wir uns aber noch im Sommerloch befinden, das Ganze zu einem Artikel zusammengefaßt. Wieso ich Schreibratgeber lese, wollte Frau Heidegger wissen und ob ich glaube, daß man damit das Schreiben lernen kann?
Ja, aber ich kann es schon ein bißchen, was nicht heißt, daß ich nicht glaube, daß ich solange ich schreibe, weiterlernen werde und ich beschäftige mich auch sehr damit, weil es mich interessiert und ich wahrscheinlich wegen der fehlenden Anerkennung sehr davon besessen bin.
Als ich vor sechsunddreißig Jahren mit dem literarischen Schreiben begann, war man der Meinung, daß man es nicht lernen kann und die kreativen Schreibeschulen gab es nur in England und Amerika.
Aber natürlich muß man es trotzdem irgendwie lernen und das habe ich auch getan.
Nach meiner Matura, 1973, habe ich sehr euphorisch, die erste Erzählung hingelegt, ich glaube, es ging um eine Hure und um eine Nonne, natürlich nie veröffentlicht und auch nicht korrigiert, aber zu Ende geschrieben und sogar ziemlich flüssig. Dann war ich einige Jahre ziemlich allein, bis ich 1979 in den Arbeitskreis schreibender Frauen gestoßen bin, der irgendwie ein Vorläufer von dem war, was man heute Literatursalon nennt. Bei Anni Bürkl muß man aber zahlen, beim Bund demokratischer Frauen war es gratis, dafür ein bißchen politisch ausgerichtet und die Kritik, die dort geübt wurde, war, würde ich behaupten auch nicht konstruktiv. Da war ich ein paar Jahre und habe ansonsten ziemlich allein vor mich hingeschrieben. Denn es gab ja niemanden, der mir sagte, wie man es macht. Dann bin ich irgendwann auf dieses Fernstudium der Axel Andersson Akademie oder so gestoßen und habe mir die Unterlagen zuschicken lassen, natürlich ohne daran zu denken, das wirklich zu buchen.
Die fünzehn goldenen Regeln des Schreibens, die man da bekam, habe ich aber sehr studiert.
Dann kamen meine ersten Veröffentlichungen und mein erster Preis bei diesem Jugend und Volk Wettbewerb dieses frauenspezifischen Kinderbuches „Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen“, meine GAV Mitgliedschaft und 2000 habe ich das erste Mal einen der hinteren Luitpold Stern Preise gewonnen und bin von der Gewerkschaft zu einer Schreibwerkstatt eingeladen worden, zu der ich ca. eineinhalb Jahre gegangen bin, obwohl ich damals schon schreiben zu können glaubte, fand es aber trotzdem interessant. Evelyn Haas hat es moderiert und auch mitgeschrieben, es gab immer ein Thema bzw. einen Schreibimpuls, alle haben es dann vorgelesen, es wurde geklatscht, nicht kritisiert, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Es war zum Beispiel eine Frau dabei, die sich schwer beim Schreiben getan hat, aber keiner hat ihr gesagt, daß sie schlecht schreibt, das war auch nicht nötig, finde ich.
Petra Öllinger habe ich dabei getroffen, die inzwischen eigene Schreibwerkstätten macht. Denn das machen jetzt viele Autoren, ihr Wissen in Volkshochschulen an Interessierte weiterzugeben und man kennt inzwischen auch die kreativen Writingkurse aus Amerika.
Mein erstes und einziges Schreiblernbuch, das ich mir gekauft habe, ist das von James N. Frey „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ und dann habe ich mir einmal auch aus Leipzig „Das Nähkästchen erfolgreich schreiben“, der Cornelia Goethe Akademie, eines vielleicht umstrittenen Zuschußverlages samt Schreibfernkurs mitgenommen. Dafür habe ich auch einmal ein kostenloses Stipendium gerade nicht gewonnen.
Dann hat mich Erika Kronabitter 2005 zu dieser Text und Kritik Werkstatt nach Vorarlberg eingeladen, wo man einen Text vorgelesen hat, der im kleinen Kreis diskutiert wurde, nicht öffentlich, wie in Klagenfurt und ehe ichs vergesse im Jägermayrhof in Linz, veranstaltet im Rahmen des Max von der Grün Preises zur Literatur der Arbeitswelt, war ich 1987 auch einmal bei einer solchen Textwerkstatt.
Beide Schreibwerkstätten waren interessant und ich habe viel gelernt dabei. In Vorarlberg habe ich aus den „Fluchtbewegungen“ gelesen, in Linz meine „Slavica“ Geschichte, mit der ich 1989 nach Klagenfurt zum Preis der Arbeit eingeladen wurde und wieder nicht gewonnen habe.
Inzwischen gibt es, wie erwähnt, an den Volkshochschulen viele Schreiblernkurse, es gibt die Schule für Dichtung, das Leipziger Literaturinstitut, aber das gab es schon DDR Zeiten und gibts jetzt wieder unter Josef Haslinger und richtet sich an die professionell Schreibenden, man wird ausgewählt, wie beim Klagenfurter Literaturkurs und da kommt dann auch die Nähe zu den Verlagen dazu und daß man, wenn man dort ist, wahrscheinlich leichter beim Bachmannpreis lesen darf.
Inzwischen gibt es auch das Internet und die literarischen Blogs und die verfolge ich seit zwei, drei Jahren ziemlich intensiv, denn da gibt es einiges Interessantes.
Anni Bürkls Texte und Tee oder die Schreibwerkstatt bzw. Jaqueline Nagls schriftsteller-werden.de z.B., die habe ich schon oft erwähnt. Im vorigen Jahr habe ich das „Ein Roman in einem Jahr“ Projekt vom Autorenhaus Verlag verfolgt und interessant gefunden.
Interessant ist auch der Blog von Julia Kröhn und da gibt es einen ziemlich aktuellen Artikel in dem sie beschreibt, daß es beim Schreiben um die Kondition geht. Die Idee, damit reich und berühmt zu werden ist ja schnell da. Aber dann sitzt man vor dem leeren Blatt, merkt seine Grenzen und gibt entweder auf oder macht weiter, solange bis man es kann und das tue ich seit sechsunddreißig Jahren und bin damit schon ein schönes Stück vorangekommen, aber natürlich liegt höchstwahrscheinlich noch ein genauso schönes Stück vor mir. Ich freue mich darauf, schreibe bemüht und fleißig weiter und bin wahrscheinlich eine Grenzgängerin in Sachen Literatur, eine zwischen E und U.

2009-08-23

Die Gleichgültigen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:23

Auf der Hofpürglhütte habe ich an diesem Wander-Wochenende „Die Gleichgültigen“, des 1907 geborenen und 1999 verstorbenen, italienischen Dichters Alberto Moravia zu Ende gelesen, eine Aufbau-Verlag Ausgabe aus dem Jahr 1979, die Alfred von seinen DDR Aufenthalten nach Hause brachte, ein besonderes Detail der Lesegeschichte des 1929 erschienenen Debutromanes eines Zweiundzwangjährigen, der mit dieser psychologischen Charakterstudie über Nacht berühmt wurde.
Im Klappentext der DDR Ausgabe wird angemerkt, daß der Roman, obwohl er mit keinem Wort die Politik erwähnt, als gründliche Verdammung der faschistischen Diktatur zu verstehen ist und ich war, wie schon geschrieben, von den starken Bildern und der präzisen Beschreibung der Mutter Mariagrazia, die mit ihren Kindern, der fünfundzwanzigährigen Tochter Carla, dem wahrscheinlich jüngeren Sohn Michele, ihrem Liebhaber Leo und ihrer dicken Freundin Lisa, in einer gutbürgerlichen Villa, am Rande Roms, ein gutbürgerliches Leben zu leben versucht, sehr beeindruckt.
Man speist, plaudert, zieht sich um und plant die Abendgestaltung, Tantztees, Theaterbesuche, Bälle, obwohl das nicht so einfach ist, denn das Pirandello Stück „Sechs Personen suchen einen Autor“ wäre zwar sehr interessant, kann aber von Mariagrazia nicht besucht werden, da es sich um eine Volksvorstellung handelt.
Mariagrazia spricht ihren Liebhaber, den offensichtlich wohlhabenden Geschäfts- und Lebemann Leo Merumeci per „Sie“ und mit seinen Nachnamen an, gleichwohl macht sie ihm ständig Vorhaltungen und ist sehr eifersüchtig.
Berechtigt, denn der Liebhaber hat nichts anderes im Kopf, als die schöne Carla zu verführen, die ihrerseits an ihrem Geburtstag beschließt, ihr Leben zu verändern, aus den bürgerlichen Bahnen auszubrechen und sich Leo hinzugeben. Dann gibt es noch Michele, Student wahrscheinlich, der herausbekommen hat, daß die Familie ruiniert, d.h. von Leo abhängig ist und ihm das mit einer Hypothek belastete Haus, wahrscheinlich überlassen muß …
Am nächsten Tag wird Carlas Geburtstag gefeiert, Leo kommt mit einem teuren Geschenk und zwei Flaschen Sekt, mit denen er Carla betrunken machen will, um sie leichter in sein Bett zu bekommen.
Es wird getafelt und die Geburtstagstorte gegessen, die Mutter wünscht sich einen reichen Ehemann für die Tochter, aber wer heiratet ein armes Mädchen?
Da gibt es zwar die reiche Familie Berardi mit ihren Sohn Pippo, die die Mutter auf ihren Ball einlädt, aber Carla will sich ja mit Leo im Gärtnerhäuschen treffen, der spinnt im Kopf die schönsten Phantasien der Verführung, die in der Realität daran scheitern, daß die betrunkene Carla kotzen und die Verführung bis nach dem Abendessen verschoben werden muß.
Während man sich auf den Ball bei den Berardis vorbereitet, zerstreitet sich die eifersüchtige Mutter mit Lisa, die Michele, den sie verführen will, erzählt, daß sie Carla auf Leos Schoß sitzen sah.
Der kauft sich einen Revolver, schmiedet den Plan, Leo umzubringen und phantasiert, wie er sich vor Gericht verteidigen wird, bevor er in Leos Wohnung fährt und dort prompt Carla im Schlafzimmer trifft. Er schießt, nur leider hat er die Patronen vergessen, Leo bietet Carla die Heirat an, die sie auch bereit ist, anzunehmen, aber jetzt will Michele sie daran hindern, hat er ja in seinen Phantasien, um die Villa und den Wohlstand nicht zu verlieren, Leo Carla längst als Geliebte angeboten.
Ein starkens Buch in einer starken Sprache, mit sehr beeindruckenden immer noch aktuell erscheinenden Bildern, obwohl sich inzwischen nicht nur das Frauenbild, sondern auch der reale Sozialismus verändert hat.
Moravias Männerphantasien spiegeln zwar durch und auch seine Vorstellung von Moral, interessant ist aber trotzdem, daß Carla nicht nur als verführtes Opfer, sondern auch in ihrer Lust an der Verführung beschrieben wird.
Ein bißchen langatmig wirkt das Buch vielleicht. Zuviele Beschreibungen, zuviele Phantasien, wo wir heute ja viel schneller und viel abgebrühter sind.
Die psychologische Studie mit ihren starken Bildern besticht aber immer noch und auch die starke Gesellschaftskritik, die es schafft, die Mißstände aufzuzeigen, ohne das Wort Politik zu erwähnen. Moravia macht es in Andeutungen, in dem er in einem Nebensatz erwähnt, daß sich die bankrotte, in Geldfragen unerfahrene, boshafte, zänkische Mutter, nicht unters Volk mischen und sich daher auch in keine Mietwohnung begeben will.
Der bürgerliche Schein wird mit allen Mitteln, auch mit denen der Illusion, versucht aufrecht zu erhalten. Es wird verführt, gelogen und betrogen in dieser Gesellschaft der Gleichgültigen, am Ende verkleiden sich alle in ihre schönsten Masken und fahren zum Ball, um ihr Leben und ihre Liebhaber zu genießen.
Und weil wir wieder eine Wirtschaftskrise haben und sich die Gesellschaft, wie man hört, zu einem konservativen Bild zurückentwickelt, ist dieser 1929 geschriebene Roman wirklich zu empfehlen, so daß ich nur raten kann, nachzusehen, ob er nicht ungelesen im Bücherregal steht, bzw. sich antiquarisch oder auch in einer aktuellen Ausgabe erwerben läßt.

2009-08-20

Lange Liste

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:42

Nach soviel Selbstlob aber auch Beschäftigung mit den eigenen Grenzen, bin ich gestern prompt abgestürzt und lustlos auf der Terrasse mit den grünen Korbstühlen gesessen und es hat in mir gedacht „Das schaffst du nicht, das ist nicht neu und originell, denn über den Donaukanal hast du ja schon oft geschrieben und auch über die Büchergilde-Gutenberg Sammlung deines Vaters und wen interessiert ein alter Mann, der sich mit einer arbeitslosen Lektorin trifft und, daß ein achtundvierzigjähriger ausrangierter Postbeamter mit einer Messie-Frau nach Bratislava fährt und von ihr ein schüchternes Küßchen bekommt, während sie immer wieder auf die Uhr sieht und die altkluge kleine Clarissa einen dreibeinigen Stoffelefanten in den Kindergarten schleppt…? Alles nicht originell, dazu meine einfache Sprache, meine Rechtschreibung und und und …“
Da habe ich wieder herumgegooglet und bin daraufgekommen, die lange Liste aus der im September sechs Namen ausgewählt werden, aus der dann einer oder eine den deutschen Buchpreis bekommt, gibt es schon.
Unter www.deutscher.buchpreis.de kann man sie sich ins Zimmer holen, ab Samstag soll es heuer so ein Buch mit den Namen, Textauszügen und Hintergrundinformationen in den Buchhandlungen geben und bei www.libreka.de kann man sich die Auszüge ab heute auf seinen Computer oder E-Reader laden.
Da war ich natürlich abgelenkt, bzw. weiter deprimiert, denn so weit werde ich es wahrscheinlich niemals bringen, so daß ich, bevor ich mich wieder an das Korrigieren mache, ein bißchen darüber philosophieren will.
Denn das ist ja interessant und auf jeden Fall sehr medienwirksam. Da reichen 79 Verlage, die Mitglied beim deutschen, schweizer oder österreichischen Buchhandelsbörsenverein sind, 154 Titel ein, sieben Jurymitglieder darunter Iris Radisch und Daniela Strigl sichten sie, wählen zuerst zwanzig, später sechs heraus, eine oder einer bekommt, wenn er im Oktober nach Frankfurt fährt, 25.000 Euro, das Buch wird sich gut verkaufen, während die vielen anderen, die nicht auf der Liste stehen, überbleiben.
Darüber habe ich schon im Vorjahr diskutiert, eigentlich absurd aus 154 oder natürlich noch mehr Büchern, das angeblich beste auszuwählen?
Wenn man aber daran denkt, daß der Durchschnittsleser fünfzig Bücher im Jahr liest, die meisten weniger und die Leselustfrustbetreiberin zweihundert, ist das nicht absurd. Denn für sie gehen sich die zwanzig Langlistenfavoriten aus, sie las zwar gerade einen zehn Jahre alten Ernst Molden Krimi, der Durchschnittsleser hält sich an die sechs bzw. das Preisbuch, der Buchhandel freut sich, Sigrid Löffler schimpft, weil die wirklich besten Bücher wieder übergeblieben sind und ich werde nur lesen, was ich geschenkt bzw. um einen Euro bekomme.
Man kann sich aber, wie Leselustfrust meint, auch selber an die Nase nehmen und über den Tellerrand schauen.
Ich versuche es mit dem Literaturgeflüster und die zwanzig Namen habe ich mir angeschaut. Vier davon gehören österreichischen Männern und, um mich oder den Zufall zu loben, über die Hälfte habe ich in den letzten Tagen geschrieben, nämlich über Thomas Glavinic und Clemens J. Setz, die mit „Das Leben der Wünsche“ und „Die Frequenzen“ auf der Liste sind.
Dann stehen noch Thomas Stangl mit „Was kommt“ und Wolf Haas mit seinem neuen Brenner-Krimi darauf. Da kann man natürlich fragen, warum nur Männer? Und wieso der neue Henisch und Robert Menasse nicht und überhaupt, wo bleibt die Frau Mayröcker mit ihrem „Scardanelli“?, obwohl man das der alten Dame wahrscheinlich nicht mehr zumuten soll, wieder auf einer Liste zu stehen und überzubleiben, da sich ihre Lyrik höchstwahrschlich nicht so für die Massen verkauft. Interessant, Daniel Kehlmanns „Ruhm“ ist auch nicht dabei.
Und ich hab mich geärgert, denn sowohl Thomas Stangl, als auch Clemens J. Setz haben ihre neuen Bücher im April im Literaturhaus vorgestellt und ich bin zu beiden Lesungen nicht gegangen, weil ich lieber schreiben wollte …
Sonst gibt es das Feinste vom Feinsten, nämlich Sibylle Berg, Anna Katharina Hahn, Herta Müller, Therezia Mora, Ernst Wilhelm Händler u.u.u. Selber nachschauen bzw. sich das Lange Listen Buch holen.
Nun ja, auf dieser Liste werde ich nicht stehen, ich kann es nicht verändern und sollte trotzdem schauen, daß ich meine Sprache und das, was ich kann, so hinbekomme, daß im nächstes Jahr ein schönes Digitalbuch daraus wird. Das wäre dann mein Zwanzigstes, hurra!“ Ansonsten gibts schon das Programm für das Linke-Wort am Volksstimmefest und wenn man unter www.linkes-wort.at nachschaut, kann man auch meine neuen Bücher finden.
Christoph Janacs und Erika Kronabitter haben mich per mail zu ihren Lesungen in der Prückl-Sommerreihe eingeladen. Da bin ich ja beleidigt, weil ich dort nicht lesen darf und wollte trotzdem zu der Abschlußlesung am 3. September in die alte Schmiede gehen. Das Volksstimmefest ist aber erst am 5. und 6. und ich habe meistens meine Sommerfrische damit beendet. Ich könnte also eine Woche länger Ferien machen oder gewissenhaft, wie ich bin, schon am 1. September in Wien bleiben, in die alte Schmiede gehen und mich mit Erika Kronabitter treffen.
Mal sehen, auch das muß ich noch nicht entscheiden.
Und sonst, Stammleser haben es schon erraten, habe ich über die Namensfindung weiter nachgedacht und bin auf eine Lösung gekommen, die ganz einfach ist. Denn da die Sophie eine Ich-Erzählerin ist, kann es dank der Fallschreibung so bleiben, niemand kann mich klagen und denen, die fragen, kann ich erklären, warum das nichts mit der Musikerin zu tun hat.
Im ganzen Text spricht nur Franka Stein Sophie mit ihren Nachnamen an und die wird halt Sophie Hungers sagen. Man sieht, wie mich das beschäftigt und es ist auch interessant.
Jetzt gehe ich in die Badewanne und werde Alberto Moravia „Die Gleichgültigen“ lesen, was ein wirklich starkes Buch ist, auch wenn es Männerphantasien auf ein langvergangenes italienisches Frauenbild spiegelt, sollte man es gelesen haben! Ich besprechs als nächstens, bis morgen werde ichs wahrscheinlich nicht schaffen und da morgen wieder Wanderwochenende ist, wo ich vielleicht auch Otto Lambauer sehe, gibts vermutlich ein paar Tage kein Literaturgeflüster, wenn nicht was passiert, was ich unbedingt schreiben muß.

2009-08-19

Thomas Glavinic

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:37

Gleich ein zweiter Artikel, hat doch Leselustfrust das neue Buch von Thomas Glavinic „Das Leben der Wünsche“ besprochen und da flüstere ich lieber, bevor ich es vergesse, wenn ich bis morgen warte.
Der 1972 in Graz geborene Autor ist auch noch ein eher junger Mann und mit seinen inzwischen sieben Romanen, ein Star in der jüngeren Literaturszene. In „Boboville“ kommt er vor und das Interessante an ihm ist, daß er, so weit ich weiß, einer der ersten war, die jeden ihrer Romane in einem anderen Stil schreiben, sozusagen am Reißbrett komponieren.
„Karl Haffners Liebe zum Unentschiedenen“ war 1998 der erste, dann kam 2000 „Frau Susi“.
Beide habe ich nicht gelesen und damals auch nicht viel von ihnen und dem Autor mitbekommen.
Das wurde mit dem „Kameramörder“ 2001, ein Krimi, wie Leselustfrust anmerkt, anders. Darin geht es darum, daß sich zwei Paare in einem Haus am Land zum Osterurlaub treffen, den Schinken vorbereiten etc., gleichzeitig wird im Fernsehen ein Video übertragen, das zeigt, wie ein paar Kinder von einem Täter gezwungen werden, in den Tod zu springen.
Die Paare diskutieren darüber, das Fernsehen erörtert, ob man sowas zeigen soll oder muß und am Schluß stellt sich heraus, daß einer der beiden Männer, ich glaube, der Ich-Erzähler, der Täter war. Hervorragend konzipiert, ich war bei einer Lesung im Literaturhaus und habe mit dem Autor sehr emotional diskutiert, weil ich ihm sagte, daß ich das nicht lesen will und auch nicht finde, daß man sowas beschreiben sollte. Das Publikum hat mich als zu emotional betroffen abgestempelt, das Buch hat sich gut verkauft. Spätestens jetzt war Thomas Glavinic berühmt, hat wieder seinen Stil gewechselt und mit „Wie man leben soll“ einen Roman im Sinn der Ratgeberliteratur, ich glaube, über einen Schwächling und Unsympathler, der sich in diesem Stil „man soll oder so“ durch das Buch hantelt und seine Tanten umbringt etc. … geschrieben. Ich habe ein Stück bei „Rund um die Burg“ gehört. Der nächste große Erfolg war vor drei Jahren „Die Arbeit der Nacht“. Ein düsterer Roman schreibt Leselustfrust, es geht um einen Jonas, der eines Morgens munter wird und darauf kommt, er ist alleine auf der Welt, alle anderen sind verschwunden. Auch das habe ich nicht gelesen und dann kam es vor zwei Jahren.
Ich hatte mit „Wilder Rosenwuchs“ gerade wieder eine Satire über den Literaturbetrieb und das erfolglose Schreiben geschrieben. Franziska Link, Mitglied einer Germanisten-WG, in der alle unter den prekären Arbeitsverhältnissen leiden, putzt bei einem alten Germanistikprofessor und schreibt einen Roman über eine Frau, die der Bachmann ähnlich sieht und im Mistkübel ein abgelehntes Manuskript einer Maria Schneider findet, von dem sich dann herausstellt, daß es das schon als schwedischen Bestseller gibt.
Ich schreibe öfter über solche Verwechslungen und höre dann, daß man das nicht darf, weil es niemanden interessiert und ich nicht so larmoyant vor mich hinjammern soll und als ich das schon beinah glaubte, kam der junge Erfolgsautor daher und schrieb mit „Das bin doch ich“ eine Satire über den Literaturbetrieb und über einen Autor der Thomas Glavinic heißt, ein Hypochonder ist, einen Roman „Die Arbeit der Nacht“ geschrieben hat, auf die Veröffentlichung wartet, dabei im 5. Bezirk und seinen Szenelokalen herumstolpert, im Rabenhof liest und von seiner Mutter mit Informationen beliefert wird, wie hoch oben sein Freund Daniel Kehlmann jetzt schon auf der Bestsellerliste steht.
Er ist damit sogar auf die Shortlist des deutschen Buchpreises gekommen und ich war verwirrt, denn ich habe ja gedacht, darüber darf man nicht schreiben. Noch mehr hat mich verwirrt, daß der Autor offenbar in meiner Nähe wohnt und die Buchpräsentation fand auch in dem Lokal an der Ecke statt. Da habe ich fast gedacht, er hätte die Idee über den Literaturbetrieb zu schreiben von mir und vielleicht sogar meine weggeschmissenen Manuskriptseiten aus dem Müllcontainer geholt. Inzwischen denke ich, er wird von selber daraufgekommen sein und wenn man einen großen Namen hat, darf man auch darüber schreiben. Dann ist es interessant, denn die Dusl hat ja, wie Leselustfrust ebenfalls anmerkte, mit „Boboville“ den Fortsetzungsroman geschrieben, der spielt auch im fünften Bezirk und in seinen Szenelokalen, Thomas Glavinic und Thomas Maurer kommen vor und die drei haben auch das Lesefest der Buch-Wien im Museumsquartier im letzten Jahr eröffnet.
Wer wird den dritten Roman dieser Serie schreiben?, hat Leselustfrust gefragt und ich habe, glaube ich, auf Klaus Nüchtern getippt.
Nun hab ich ja auch einiges über den fünften Bezirk und das erfolglose Schreiben, aber das lockt nicht die Massen zu Anna Jeller.
Diesen Roman habe ich gelesen und bevor ihn mir Alfred schenkte, auch bei Libro in St. Pölten durchgeblättert, schon um Ähnlichkeiten zu entdecken. Waren natürlich keine. Aber die Buchhandlung Jeller kommt in beiden Büchern vor und der Unterschied zu mir ist wahrscheinlich auch, daß ich mit Herzblut darüber schreibe, während die sich lustig machen.
Jetzt gibt es ein neues Glavinic-Buch, leselustfrust.wordpress.com hat es gestern besprochen und sehr viel Wissenwertes über den Autor und seine Bücher angefügt und es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, um einen Jonas, die Fortsetzung aus der „Arbeit der Nacht“ vielleicht, der auf einer Parkbank einen seltsamen Mann trifft, der ihm seine Wünsche erfüllen will.
Er nimmt das nicht ernst und rennt dadurch ins Chaos, weil plötzlich alle um ihn sterben und am Ende schwimmt er mit seiner Freundin Marie im Meer davon. Das hab wohl ich jetzt ein wenig flapsig zusammengefaßt, ohne das Buch zu kennen.
Leselustfrust nennt den Roman düster, meint man soll oder muß ihn mehrmals lesen, um alle seine Möglichkeiten und Anspielungen zu verstehen und zitiert Kafka.
Klingt sehr interessant, ich werde in den nächsten Wochen sicher mehr darüber hören.
Ich könnte dazu anmerken, daß es beim „verrückten Traum der Thea Leitner“ auch um das Wünschen geht. Da verspricht eine gute Fee der erfolglosen Autorin, daß ihr ab nun alles gelingt, sie wacht auf, ihr einziger Klient sagt ab, sie will ihr Manuskript kopieren, geht auf die Bank, hebt ihr Erspartes ab und fährt nach Salzburg, landet im Starverlag und verliebt sich in den Lektor …
Ja, ich wechsle meinen Stil und meine Themen nicht so schnell. Böse Zungen könnten wieder vom Dilettantismus sprechen und meine drei Wünsche habe ich auch parat, wenn ich zufällig die gute Fee auf einer Parkbank treffen sollte, während ich mein Manuskript korrigiere.
Also weghören, denn ich wünsche mir wirklich den Nobelpreis, das Charisma mit allen gut auszukommen und als dritten Wunsch, daß sich alle an die zehn Gebote halten, also nicht lügen, morden, stehlen, schwarzfahren oder Steuer hinterziehen, das mit der Unkeuschheit sehe ich nicht so genau und gläubig bin ich ebenfalls nicht.
Also wieder sehr naiv, das ist wahrscheinlich auch ein Unterschied zu Thomas Glavinic, Daniel Kehlmann und Andrea Maria Dusl, die das vermutlich nicht sind.

Rechtschreibfragen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 02:27

Über die Rechtschreibung, die alte und die neue und, wie ich dazu stehe, habe ich auf diesem Blog noch nicht geschrieben.
Es ist aber wichtig, ich habe dazu eine Meinung und die hat sich im Laufe meines Schreiberinnenlebens auch verändert.
Ich mache viele, viele Rechtschreibfehler, meinte Frau Heidegger und das meinte anno 1972 oder so, auch Frau Professor Friedl in der höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe in der Wiener Straßergasse. Sie hat den Kopf geschüttelt und gesagt „Da kann ich Ihnen wirklich nur ein minus sehr gut geben!“, hat es gut gemeint und mir in weiterer Folge damit wahrscheinlich einige Stipendien vermasselt.
Oder natürlich nicht, denn ich bin für mich selbst verantwortlich und habe damals auch sehr selbstbewußt, individualistisch gedacht, die Rechtschreibung ist egal, ich schreibe, wie ich will!
Daß das in einer Gesellschaft wie dieser sehr schwer ist, habe ich erst viel später begriffen, logisch erscheint es mir immer noch und als Ansatz ist es das, zu dem ich stehe, obwohl ich mich nicht mehr daran halte!
Denn dann kam die inzwischen sechsunddreißigjährige Schreiberfahrung und auch die Rechtschreibreform und die österreichische Autorenschaft hat sich der neuen Rechtschreibordnung ja ziemlich geschlossen verweigert.
Es kam auch der Computer, nicht das Rechtschreibprogramm, das verwende ich nicht.
Ich bin außer individualistisch aber auch sehr ehrgeizig und genau, machte eine Verhaltenstherapieausbildung, lernte in meinem Therapeutinnenleben, daß Menschen mit Ängsten und Depressionen Strukturen und Haltegriffe brauchen und in meinem Schreiberinnenleben gewöhnte ich mir an, in ein paar Monaten einen Rohtext zu verfassen und dann ein halbes Jahr lang daran zu korrigieren.
Was mache ich in dieser Zeit, werden meine Leser fragen?
Ich lese mir den Text solange durch, bis ich damit zufrieden bin und so habe ich mir in den letzten Jahren auch eine ziemlich genau Rechtschreibung nach der alten Ordnung mit einigen Adaptionen erarbeitet und auch einen Duden auf meinen Schreibtischen liegen. Einen ganz alten, aus der ehemaligen DDR und da schaue ich dann nach, in der letzten Zeit immer mehr bei Google.
Die S-Schreibung, die Fälle und die Beistriche verweigere ich noch immer. Das korrigiert mir dann der Alfred.
Ansonsten bin ich in den letzten Jahren sehr genau geworden, denke mir zwar manchmal, „Hallo, du wolltest dich doch nicht an Rechtschreibregeln halten?“
Und meine Liebe zur Literatur hat sich sicher bei der Frau Professor Friedl entwickelt, bzw. hat sie wohl den Grundstein dazu gelegt. Mit ihren langen Leselisten, auf denen neben Schiller und Goethe auch die Namen Anton Wildgans, Max Mell, etc standen.
„Lesen Sie das alles!“, hat sie gesagt, dann war das Schuljahr zu Ende, die Matura da und ich habe auch viel gelesen.
Im Sommer 1973 oder 1974 „Den Mann ohne Eigenschaften“ und sicher nicht verstanden, aber auch Jahre gebraucht, um die Geschichte hinter den Namen Wildgans, Mell etc. zu begreifen, um das mal so auszudrücken, weil ich keine Ahnung von der politischen Sozialisierung der Frau Professor Friedl habe, die schon lang gestorben ist und eine sehr gute Lehrerin war!
Inzwischen habe ich mir dieses Wissen erarbeitet, neunzehn Digitalbücher (und eins in der Edition Wortbrücke, eines beim Fischer TB Verlag und eines bei ORAC) geschrieben und, wie ich aus einigen Rückmeldungen weiß, mache ich wenig Fehler.
Aber natürlich viele viele in der alten Rechtschreibordnung mit dem falschen S, den Fällen und meinen emotional gesetzten Beistrichen. Der Alfred korrigierts, das scharfe ß gebe ich nicht her und ansonsten glaube ich immer noch, man soll so scheiben, wie man will.
Weiß, daß ich damit gegen Windmühlen renne, denn ich will gleichzeitig perfekt und ohne Fehler sein!
Wer löst mir diesen Widerspruch? Vielleicht ist es auch keiner! Oder sagen wir mal so, ich kann damit leben und nun wieder zum aktuellen Korrigierbericht, denn damit geht es mir ganz gut.
Bei der „Radiosonate“ vor einem Jahr kann ich mich erinnern, daß ich eine Zeitlang sehr lustlos war, das ist jetzt nicht der Fall und zu 80% gefällt es mir auch. Ein paar holprige Stellen sind zwar noch drin, aber eigentlich nur wenige.
Daß es mit der „Verwinklerung“ der Sprache nicht klappen wird, haben sich meine Stammleser wahrscheinlich ohnehin gedacht. Das liegt mir nicht, ich bin eine realistische Schreiberin. Es ist aber viel Dialog enthalten und auch eine Handlung, die sich weiterentwickelt, auch die Charaktere verändern sich.
Eher einfach strukturiert, das liegt wohl an meiner Person, an meinem Literaturbegriff und daran, daß ich mich für Randgruppen interessiere und für die, die nun wissen wollen, ob es eine Sophie Essen, Sophie Hunger, etc. werden wird?
Da habe ich einen Kompromiß gefunden, denn der Hinweis hat schon gepasst. Wenn ich zu Anni Bürkl nach Gars am Kamp gefahren wäre, hätte ich genau das diskutiert und so wird aus der Sophie Hunger eine Sophie Hungerer werden.
Vielleicht nicht ganz so schön und für das nächste Mal nehme ich mir vor, auch da ein wenig genauer zu sein, denn ich bin ein impulsiver Typ, ich nehme, was ich höre und habe dann das Problem!

Nächste Seite »

Bloggen auf WordPress.com.