Literaturgefluester

2014-09-30

Wildganspreis an Norbert Gstrein

Filed under: Uncategorized — jancak @ 20:49

Jetzt kommt wieder die Zeit der Preisverleihungen und eine Einladung zum „Wildganspreis“, ein Preis, den ich beispielsweise sehr gerne bekommen würde, ist vor zwei Jahren das erste Mal an mich ergangen.
Da hat ihn Arno Geiger bekommen, den ich ja schon von seinen literarischen Anfängen, 1996 bei seiner ersten Bachmannpreis-Lesung“ kenne, voriges Jahr war Olga Flor die Preisträgerin und da bin ich nach der Verleihung in die „Alte Schmiede“ zum Peter Henisch Symposium gehastet und einen Tag vorher oder nachher gab es „Literatur im Musa“ und das gibt es morgen auch, beziehungsweise wurde da Olga Flor, die erste „Veza Canetti Preisträgerin“, ein Preis, den ich ebenfalls sehr gerne…, eh schon wissen, aber ich bekomme ja nicht einmal einen Aufenthalt in einer Autorenwohnung zugesprochen und zur Teilnahme zu Anthologen werde ich außer, beim alljährlichen Volksstimmefest auch nicht eingeladen und morgen werden wir wahrscheinlich nach Harland fahren, weil der Alfred gerade angerufen hat, daß er in Frankfurt zwischengelandet ist und um Mitternacht hier sein wird und dann zu seiner Mutter will und ich muß, ganz richtig, nicht zu jeder Preisverleihung gehen, tue das aber ganz gern, da ich mich ja immer noch sehr für Literatur interessiere und Norbert Gstrein kenne ich, glaube ich, auch seit seiner Bachmannpreislesung.
Damals erschien er mir sehr experimentell und seine ersten Bücher haben „Einer“ und „Anderstag“, das letztere habe ich, glaube ich, einmal irgendwo um einen Euro bekommen, aber noch nicht gelesen.
Dafür „Selbstportrait mit einer Toten“, das habe ich mir von meinem Buchgutschein, den ich bei meinem ersten „Luitpold Stein Preis“ im Jahr 2000, gewonnen habe, eingetauscht und bin einmal spät von einer Supervision im Pflegeheim Klosterneuburg kommend, in die „Alte Schmiede“ gekommen, habe eigentlich gedacht, die Lesung wäre schon vorbei, sie hat aber erst begonnen und ich habe mir das Buch signieren lassen, obwohl ich ja kein Signiertyp bin.
„Die ganze Wahrheit“ habe ich gelesen, ich liebe ja Schlüßelromane und „Die englischen Jahre“ stehen, glaube ich, auf meiner Leseliste und da war ich einmal bei einer Lesung im Literaturhaus, wo der Autor auf einen Fehler in seinem Buch hingewiesen wurde.
Bei einer Lesung von „Wem gehört eine Geschichte“ in der „Gesellschaft für Literatur“ war ich auch einmal und voriges Jahr ist er mit „Eine Ahnung vom Anfang“ auf der Longlist des dBp gestanden.
Ein sehr interessanter Tiroler Autor, der inzwischen in Hamburg lebt und als ich vor sechs in das Haus der Industrie am Schwarzenpergplatz gekommen bin, wurden schon Gläser herumgetragen und Brötchen ausgeteilt, so daß ich im ersten Moment dachte, ich wäre vielleicht zu spät gekommen.
War aber nur das Vorspiel und Margit Hahn habe ich im Publikum gesehen, Barbara Neuwirth, die mit Marianne Gruber in der Jury ist, aber nicht und die Familie Wildgans, die sonst immer vorgestellt wurde, schien diesmal auch zu fehlen.
Arno Geiger war aber da und von der Industriellenvereinigung hat dann bald auch ein Herr eröffnet und erzählt, daß er Gstreins letzten Roman gelesen habe.
Vielleicht gehört das zu den Preisverleihungszeremonien, es gibt auch immer einen Büchertisch und der Laudator Karl Heinz Ott gab dann eine Einführung in das Gstreinsche Werk.
Wo beginnen und wem gehören die Einfälle, war in etwa die Conclusio. Dann kam der Preisträger an Wort und beeindruckte mich in seiner Festrede, die „Die Wolke“ hieß, daß er sich auf Dave Eggers „The Circle“ bezog.
„Wow!“, dachte ich und revidierte einige Vorurteile, die ich eventuell hatte. Aber der Laudator lobte in seiner Rede, auch Norbert Gstreins Vielseitigkeit und das scheint auch zuzutreffen.
Die Rede bezog sich auf die Allmacht der Computer und die Frage, wie weit sie die menschliche Kreativität ersetzen können und schwenkte dann zum „Wildganspreis“ beziehungsweise zu Jorge Borges, der gesagt haben soll, er würde nicht eher sterben, bevor er den Nobelpreis bekäme. Er ist es dann, aber auch sehr alt geworden und Norbert Gstrein, der 1961 geborene, hat jetzt den Wildganspreis endlich erreicht, der, wie ich mich noch an Barbara Neuwirths Worte im vorigen Jahr erinnern kann, ein Preis für die „Mittleren“ also die Autoren zwischen vierzig und sechzig ist.
Norbert Gstrein bedankte sich bei allen Beteiligten und wies auf die im Publkum anwesenden Kollegen, wie Margit Hahn und Arno Geiger hin.
Mich kennt er nicht und Norbert Leser, auch ein eifriger Veranstaltungsbesucher, von dem ich übrigens vor kurzem ein Buch im Bücherschrank gefunden habe, hat er übersehen, aber das ist ja auch eher ein Politiker.
Nachher gab es nochmals Brötchen und kleine köstliche Süßigkeiten. Ich habe mich mit Margit Hahn sehr lange unterhalten und Norbert Gstrein nach dem Namen des Buchs gefragt, wo ein Schriftsteller einer erschöpften Ärztin seine psychische Befindlichkeit erzählt. Er gab mir freundlich Auskunft, daß das das „Selbstportrait mit einer Toten“ ist, so daß ich hier zitieren konnte, ohne erst in meinem Bibliothekskatalog nachzuschauen.

2014-09-29

Phantasie und Wirklichkeiten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:40

Wieder einmal „Textvorstellungen“ in der „Alten Schmiede“, diesmal moderiert von Renata Zuniga, die mich ja für den 2. 12. auch zu solchen eingeladen hat und unter dem Motto „Phantasie und Wirklichkeiten“, drei sehr starke Texte von drei Frauen, von denen mir zwei schon bekannt waren, die nur scheinbar und auf dem ersten Blick nicht zusammenpassten, präsentierte.
Denn was ist Phantasie und Wirklichkeit, das „Mädchen von Ravensbrück“ von Susanne Ayoub, wo ich schon einmal bei einer Lesung war, ist wahrscheinlich nicht erfunden.
Aber keine reine Biografie, wie die Autorin betonte, sondern, weil sie in einem „Ravensbrück-Gedenkverein“ Mitglied ist und zu den diesbezüglichen Sitzungen geht, eine Mischung von vielen Geschichten, die des Mädchens Leni, das in für ihre Mutter Widerstand in einer kommunistischen Gruppe leistet, verahftet, verhört und gefoltert wird, sich eine Phantasiegestalt ausdenkt und nach dem Krieg in eine Ausstellung geht, wo sie Informationen über ihren damaligen Folterer bekanntgibt, nur leider hatte der einen falschen Namen.
Erfunden höchstwahrscheinlich auch nicht viel an der Geschichte von Christl Greller „Stiegenhäuser“, die im Erzählband „Im Narrenturm“ enthalten ist und die von einem Stiegenhaus erzählt, wo man in der Nacht Geräusche hört, die Schritte von einem Zeitungsausträger wahrscheinlich, ein Mann aus dem nahen oder fernen Osten, ein Flüchtling, Gastarbeiter oder Asylant, wie das halt so ist und die Leute herkommen, die die schlechtesten Jobs machen und dann wiederholt sich die Geschichte, geht Haifa, Beirut und Ramalla und immer sind es dieselben Stiegenhäuser, nur manchmal sind sie mehr oder weniger angeschossen und haben nur mehr Treppen, aber keine Wände und auch keine Austräger, die ihre Zeitungen hinauftragen und der Kreis schließt sich und kehrt wahrscheinlich wieder nach Wien zurück, wo es der Sohn einer der Frauen in einer der Städte ist, der seine Zeitungen in das heile Haus schleppt, die Angst ist aber überall gleich und Kriegserinnerungen, vielleicht an Ravensbrück wird es vielleicht auch hier noch geben.
Christl Greller hat, wie Renata Zuniga erzählte, einen Preis dafür bekommen und ich habe den dramatischen Aufbau als sehr originell und spannend empfunden, was auch für die dritte Geschichte, der mir bisher unbekannten Dorothea Nürnberg gilt, die wahrscheinlich mehr der Phantasie zuzuordnen ist, aber vielleicht auch nicht ganz und auch an dieser Geschichte, war für mich Realistin etwas faszinierendes, warum bin nicht ich auf diese Idee gekommen, aber ich bin ja eigentlich keine Katzenfreundin, obwohl ich manchmal Katzenbücher lese und am „Katzenfasching“ teilnehme, schamanisch bin ich auch nicht und das ist wohl der Ursprung von „Gatito der kleine Katzenprinz“ und die Autorin ist Katzenmutter beziehungsweise Liebhaberin und der Gatito, was auf Spanisch Kätzchen oder Kater heißt, ist wohl auch wirklich und gehört zum Haushalt der Autorin und ich dachte nach den starken Kriegsgeschichten, was soll jetzt das Märchen vom gestiefelten Kater? Habe mich geirrt und war fasziniert von der Idee, daß da eine Katze herumgeht und ihre Aufgabe darin sieht, einer depressiven Pianistin, einem dementen Pensionisten und einem kleinen Mädchen zu helfen und ich glaube auch, das passiert in der Wirklichkeit, kann passieren, obwohl mir, ich wiederhole, der schamanische Hintergrund fehlt und ich von den Indianern in den Regenwäldern und ihren Beziehungen zu Tieren keine Ahnung habe und so haben diese drei Texte doch sehr gut zusammengepasst und man sieht wieder, wieviel an guter Literatur und guten Einfällen, jenseits des Mainstreams und der Listendiskussion passiert und daß es gut ist, sich dafür zu interessieren, weil da zu Einfällen kommt, beziehungsweise sehr interessante Geschichten und Texte kennenlernen kann.

2014-09-28

Ich halte mir diesen Brief wie einen Hund

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:44

Ich weiß nicht genau wann und wo ich den 1961 in Graz geborenen Mike Markart kennengelernt habe, er hat jedenfalls bei der ersten von mir organisierten „Tag der Freiheit des Wortes-Veranstaltung“ 2001 im NIG gelesen und da hat Evelyne Haas mich auf sein Talent aufmerksam gemacht und die Elfi hat ihn auch einmal sehr gelobt. Seither hat er mehrere Romane geschrieben und jetzt ist in der „Edition Keiper“ der dritte Teil seiner, wie am Buchrücken steht „seltsamen autobiografischen Trilogie“ herausgekommen, die am 16. September in Graz vorgestellt wurde.
Dorthin zu fahren ist ein bißchen weit, deshalb habe ich das Buch in zwei Tranchen in der Badewanne gelesen, was passt, denn Wasser spielt in dem Roman ohnehin eine große Rolle, über dem es im Klappentext weiter heißt „Die Handlung ist genauso unberechenbar wie das Leben selbst. Das Resultat ist ein Text, der von schrägen Ideen, abgründigen Humor und feiner Poesie getragen wird und dadurch die Literatur radikal aufbricht“.
Ein bißchen Kafka und Thomas Bernhard ist dabei zu spüren, vom ersteren wahrscheinlich mehr als vom zweiten und was der Realistin in mir, am meisten gefällt ist die scheinbar leicht zu lesende Art, der scheinbare Gegenwartsbezug in den mehr oder weniger kurzen aneinandergereihten einundsiebzig Kapiteln, die manchmal nichts, manchmal wieder mehr miteinander zu tun zu haben scheinen.
Mehrere Erzählstränge scheint es zu geben und mehrere Personen, die erzählen, zwei „ichs“ ein „er“, etc, die ineinanderüber zu gehen scheinen und es beginnt mit einer kleinen Frau, die im Leben und in der Familie des Ich-Erzählers mehrmals gesehen worden ist.
Es gibt auch ein Kochbuch das damit in Verbindung steht, das von der Mutter des Erzählers zu dem Sohn gelangte mit seltsamen Rezepten und seltsamen Indigrenzien, davon ist später mehr zu lesen, aber dann stehen die Zutaten in einem handgeschriebenen Buch, der Freundin des Erzählers, auf die er eifersüchtig ist und ergeben eine sehr packende Erzählung.
Der Erzähler ist also Schriftsteller oder auch nicht, irgendwo später steht, er hätte das Schreiben aufgegeben, weil es sowieso sinnlos ist, schreibt aber mit roten Stiften, geht aus dem Haus, um eine Tintenpatrone einzukaufen und gerät dadurch in eine Zugsentführung oder war es anders?
Natürlich, denn er stand am Fenster und sah, daß seine Freundin Marina von seinem Rivalen Ludwig unterm Regenschirm nach Hause begleitet wird, das macht ihn so rabiat, daß er beschließt ihr einen Brief zu schreiben, obwohl sie ohnehin ständig anruft und sogar im Zimmer zu schlafen scheint, als er das Haus verläßt, um den Brief aufzugeben, aber wo?
Die Postämter vermeidet er, Briefkästen findet er nicht, so daß er einen Zug besteigt, um ihn an einer Haltestelle doch irgendwo einzuwerfen, was wieder sehr verwirrend ist, „denn“ und das ist wahrscheinlich ein Realitätsbezug „die Situation der Bahnhöfe hat sich wie die Situation der Briefkästen in den letzten Jahren verändert“
Aber schön der Reihe nach, es beginnt also mit der kleinen Frau, deren Spur sich später in dem Buch verliert und den Kochrezepten mit den seltsamen Zutaten, dann geht es in den Süden, an das Meer, denn der Ich-Erzähler hat ja einmal beschlossen, das Spazierengehen und das Meer zu seinem Beruf zu machen, dazu passt wahrscheinlich ganz gut, daß Mike Markart, wie ich einer Presseaussendung entnehme, ein Stipendium in Venedig hatte und jetzt einen Aufenthalt in Rom haben wird.
Aber auch in der Grazer Innenstadtwohnung des Erzählers geht es seltsam zu, wird der doch vom Schatten eines Baumes irritert, den er dann in der ganzen Stadt suchen geht, Sturm kommt auf und das Wasser tropft von den Decken und wird durchs Fenster wieder hinausgeweht, wie gut, da ein Schlauchboot zu haben, mit dem man sich retten kann.
Aber der Ich-Erzähler, der es sich auch zur Aufgabe macht, ins Innenleben zu verschwinden und ein wenig zwanghaft zu sein scheint, schließlich konnte er sich trotz hohen IQ die Wochentage nicht merken, hat eine Zeitlang alle Autos gezählt, bis er das, als genauso sinnlos, wie das Schreiben, aufgab, hat da wahrscheinlich schon längst auf der Suche nach einem Briefkasten das Haus verlassen und „Wie-„, werden meine Leser vielleicht fragen, „-hängt das mit dem titelgebenden Hund zusammen?“
Der liebe Leute, ist sterbensalt, gehört dem Nachbarn namens Berger, der Held trifft ihn, als er mit seinem Brief das Haus verläßt und weitere poetisch bedrückende Szenen, wie die wenn er ins Cafehaus geht, dort sich etwas bestellen muß, aber nichts trinken möchte und daher den Ristretto ganz ganz kurz haben will, gibt es auch.
Ein wahrhaft poetisches Buch und für eine, die ja ein wenig Schwierigkeiten mit den wohl ebensfalls als ein wenig sinnlos empfundenen Worträuschen hat, angenehm leicht und oberflächig realistisch zu lesen, obwohl ja nichts in dem Buch das wirklich ist, denn wer hat schon eine kleine Frau gesehen und fährt im Schlauchboot in seiner Wohnung herum und auch das Osterfeuer pflegt man sich wohl nicht auf einen Berg zu holen und Seegurken zum Osterschmaus zu essen, während die anderen von Eiern, Würsten und Schinken träumen….

2014-09-27

Zweimal Kultur Herbst Neubau

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:27

Und am Nachmittag ging es weiter mit den Literaturveranstaltungen, normalerweise halte ich mir diesbezüglich den Samstag eher frei, beziehungsweise gibt es da meistens nicht so viel, aber heute ging es rund, so haben mich Ilse Kilic und Petra Ganglbauer mehrmals zu einer Veranstaltung ins „Institut für Schreibpädagogik“ eingeladen, es gab den zweiten Teil des Symposiums der „Schule für Dichtung“ im Literaturhaus und Andrea Stift hat mich auch zu einer Veranstaltung „Stift und Stift“ ins Amerlinghaus eingeladen.
Also bin ich zuerst in das Literaturhaus marschiert, wo das Symposium „Der Tod des Autors“ im Rahmen des Neubauer Kulturhebstes weiterging und zwar spielte da der Kurator eine etwas entfremdete Fassung des Donauwalzers, von Beethoven war, glaube ich, auch was dabei und hielt dann einen Vortrag auf den Diletantismus, das stößt mir ja immer auf, wenn mich jemand für eine Dilettantin oder eine Hobbyautorin hält und bezüglich der Blogs habe ich da ja einen eigenen Artikel geschrieben, man kann das aber auch durchaus für positiv halten und wenn man den Autor schon ins Jenseits geschickt hat, ist das vielleicht auch so. Aber das war erst die Einleitung, dann kam K.T. Zakravsky, Theoretikerin, Performancerin, Schriftstellerin, die sich jenseits von männlich weiblich hält, deshalb wahrscheinlich auch kein Vorname und etwas zum „Autor als Räuber“ erzählen sollte, sie tat es auf Englisch und auf Tonband in sieben Tranchen und dazwischen hatte man eine halbe Minute Zeit sich zur Diskussion zur melden und der Inhalt war in etwa, das sowieso alles gestohlen ist, so daß es deshalb kein Copyright zu geben braucht und, daß die Autorin das weibliche Schreiben als Parodie empfindet und sich eher an Vorbilder wie Thomas Bernhard und Heimito von Doderer hält.
So weit, so what und wahrscheinlich, wie auch oft betont als Provokation und zum Widerspruch anregend gemeint. Mir rauchte aber der Kopf und ich wollte ohnehin ins Amerlinghaus zur Lesung von Linda und Andreas Stift, den beiden Cousinen, denen ich in meinen Blog schon manche Artikel gewidmet habe und die im Kulturherbst ein Projekt mit Namen „Erinnerungen sind Knotenpunkte“ eingereicht haben.
Was ist damit gemeint? Stefan Laube sollte das in seiner Einleitung erklären, im wesentlichen ging es aber um neue Texte der beiden Autorinnen und spannend, das sie Cousinen sind, spannend, daß sie in der Stiftgasse lesen, obwohl beide ja von einem steirischen Weingut herkommen und davon handelten auch beide Texte.
Zufall, wie mir Andrea Stift anschließend erklärte, denn Linda Stift las aus einem Work in Progress, wo die Protagonistin, nachdem ihr Kind ausgezogen ist, in das großmütterliche Haus zurückkehrt und dort über ihre Kindheit nachdenkt und Linda Stift tut das in schönen, fast ausufernden Bildern, da zieht sich die Großmitter am Samstag ihr Sonntagskleid an und setzt sich damit vor den Fernseher um sich den Heinz Conrad anzusehen und in der Nacht schläft sie mit Lockenwicklern und da nistet sich einmal ein Mäuslein ein und gebärt in der Haarpracht viele kleine Mausekinder.
Linda Stift neigt zu Übertreibungen und ihre Cousine stellte ihr neues Buch „auf Watte“ vor und das handelt auch von einer Tochter, die ihre alkoholkranke Mutter besuchen geht und von einer Großḿutter und einem Weingut handelt es ebenfalls.
Da gab es dann nachher Wein zu trinken und Gespräche und es ging sich auch noch aus ins Literaturhaus zurückzukehren, wo gerade eine Diskussion mit der Lyrikerin und Netzverlegerin Daniela Seel stattfand. Dann folgte noch ein englischer Vortrag von einem Canadischen Star namens Christian Bök, der nicht mit Gott verwechselt werden will und der seine Gedichte als „Xenotext Experience“ versteht, was zu einer lebhaften Diskussion führte.
So weit so waht und die Hälfte des Symposiums versäumt, um sich in der anderwärtigen österreichischen Literatur umzusehen und trotzdem etwas davon mitbekommen, denn die Schule der Dichtung macht es experimentell und im Netz gibt es einige spannende Experimente und ich bin ja, obwohl handylos und eine eifrige Nützerin der Bücherschränke einen großen Teil meiner Zeit im Netz unterwegs und der Autor, die Autorin, denke ich, ist lebendiger als je zuvor, gibt es ja immer mehr Leute die schreiben und Dank der neuen Möglichkeiten auch publizieren wollen und H. C.Artmann mit seinem poetischen Akt gibt es natürlich auch und der wurde im gestrigen Einleitungsvortrag auch erwähnt.

2014-09-26

Tod des Autors und FM4-Preis

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:49

Derzeit findet der KulturHerbstNeubau statt, offenbar ein Pendant des Siebenten zu den Wiener Festwochen und da hat mich Andrea Stift schon seit längeren zu einer Lesung am morgigen Samstag ins Amerlinghaus eingeladen und im Literaturhaus gibt es Freitag und Samstag ein Symposium der Schule für Dichtung „Der Tod des Autors – reloaded, denn das hat in den Sechzigerjahren im Original Roland Barthes gesagt und jetzt ist der Autor wieder anders, nämlich im Netz im verschwinden und die „Schule der Dichtung“ ist etwas, weil ich ja nicht sehr konkret oder experimentell schreibe, etwas was meinem Gedächtnis fast entschwunden wäre.
Obwohl mich Christian Ide Hintze, der Gründer vor Jahrzenten einmal angerufen hat um etwas von meinen Arbeitskreis schreibender Frauen zu erfahren.
Christian Ide Hintze ist vor einiger Zeit gestorben, der jetzige Leiter heißt Fritz Ostermayer, der das Festival auch kuratierte, mir war der Name völlig unbekannt, weil ich ja an den Klassen der Schule im Internet oder in der Mariahilferstraße nicht teilnehme, aber Julian Schutting engagiert sich, glaube ich, dort sehr und als es „Rund um die Burg“ alt noch gab, trat dort immer zu Mittag die Schule für Dichtung auf und brachte mir bei, wie das experimentelle Dichten gehen könnte, beziehungsweise gab es immer spannende Performances und jetzt ein Festival im Literaturhaus und weil soetwas subventioniert sein muß, gab es zuerst Begrüßungsreden, der Bezirksvorsteher Blimlinger trat auf, die Kulturbeauftragte der Stadt Wien Julia Danielczyk von der ich ja gerne die Einladungen zu den Preisverleihungen der Stadt Wien bekäme und Robert Stocker in Vertretung des Bundesministers, der auch Ostermayer heißt und hielten Zusatzreferate.
Fritz Ostermayer erklärte dann, wie das mit den toten Autor zu verstehen sei, in den Sechzigerjahren glaubte man diesen nicht mehr nötig zu haben und jetzt im Netz scheint man ihn nicht mehr zu brauchen, beziehungsweise gibt es neue Inhalte und neue Publikationsformen, Fritz Ostermayer erzählte von einem Roman, der in zwanzig Sprachen übersetzt wurde, von Englisch auf Deutsch, auf… bis er wieder Englisch wurde und dann fragt man sich, ob der Autor seinen Roman wiedererkennt oder ob die Übersetzer nicht längst etwas anderes daraus gemacht haben und es ist interessant, die Mona Lisa ist für jeden auf der Welt gleich, die Symphonien sind es auch, bei der Literatur ist das aber anders, denn da kann es sein, daß „Schuld und Sühne“ auf einmal anders heißt, während im Original, der Titel gleichbleiben wird und wir lesen auch etwas anderes, wenn die Bücher alle paar Jahrzehnte neu übersetzt werden. Ein interessanter Aspekt, der mich beschäftigt, seit ich Übersetzerveranstaltungen besuche.
Im Literaturhaus kam dann das Einleitungsreferat, die sogenannte Grundsatz Lecture vom Literaturwissenschaftler und Musiknarr Johannes Ullmaier aus Mainz und das war sehr interessant und brillant vorgetragen, bzw. auch optisch aufbereitet, denn auf der Bühne hing ein Weihnachtsmann, das war der Autor, über ihn die göttliche Distanz, auf der anderen Seite ein paar Pappteller, das waren die Leser und die Kritiker und dazwischen gab es Tafeln wie Plagiat, etc.
Das war vielleicht ein wenig kitschig dargestellt, das Grundsatzreferat war das weniger, denn es gab erstens einen Schlagabtausch mit Fritz Ostermayer „Der Autor lebt – der Autor ist tot“, zweitens viele interessante Aspekte und eine Graphik gab, die das menschliche Leben und seine Verbesserungen durch Prothesen schilderte, das Internet ist eine solche, der Buchdruck auch und während Autoren, wie Peter Handke immer mit der Hand schreiben werden, gibt es im Netz die E-Books und die Massenware, Historienkitsch etc nannte es, glaube ich, Johannes Ullmaier, während die Schulde für Dichtung das experimentelle Dichten lehrt, etc.
Dann gabs eine Pause, mit Büchertisch, Wein und Gespräche, Ruth Aspöck war da, Wolfgang Helmhart und der Lehrer aus Retz, aber auch Nika Pfeifer und einige Studenten der Sprachkunst habe ich im Publikum gesehen. Dann kam „Traumawien“ und es ging mit einer literarischen Performance los, bzw. einer Vorstellung eines Verlags, den es im Netz gäbe und da nimmt sich die Gruppe Texte von Daniel Kehlmann beispielsweise, schickt sie durch einen Allgorithmus und macht einen neuen Text daraus, daran spannte sich eine Diskussion, die vor allem ich initierte, denn meines Wissen gelten die Urheberrechtsbestimmungen auch im Netz, obwohl die Autoren auf dem Podium meinte, daß sich die jungen User nicht darum kümmern würden.
Die Anwälte von Daniel Kehlmann würde ich vermuten, werden das wahrscheinlich tun. Helene Hegemann hat sich nicht darum gekümmert, ihr Verlag mußte es schon tun und den Leipziger Buchpreis hat sie dann auch nicht bekommen.
Eine interessante Diskussion und schade, daß Gerhard Ruiss, der da ja eine ganz andere Meinung hat, nicht mitdiskutierte.
Dann ging es weiter bis nach neun, aber ich habe die Veranstaltung mit dem Lehrer verlassen, um ins „Phil“ in die Gumpendorferstraße hinunterzugehen, denn da wurde wieder einmal der „FM4-Preis“ vergeben, eine Veranstaltung die ich ja, seit Cornelia Travnicek darüber bloggte mehr oder weniger verfolge.
2009, wo sie ihn zum zweiten Mal gewonnen hat, traute ich mich zu den vielen jungen Leuten ins „Phil“ nicht hinein, ließ mir aber von Jürgen Lagger, die „Wortlaut-Anthologie“ geben, dann war ich ein paar Mal nicht bei der Preisverleihung, voriges Jahr bin ich, glaube ich, auch vom Literaturhaus, wo Angelika Reitzer den „Stößl-Preis“ bekommen hat, ins „Phil“ gegangen und der „FM4-Preis“ ist sehr interessant, weil da sehr viele, meist sehr junge Autoren teilnehmen, diesmal gab es glaube ich an die achthundert Einsendungen, eine Vorjury wählt die besten zwanzig, die werden dann auf zehn reduziert und die kommen in die „Anthologie“, die ersten drei Preisträger bekommen ein bißchen Geld und dürfen ihre Texte lesen, der beste Text kommt in den Standard und, ich glaube, auch in den „Volltext“, Goodie-Taschen und Buchgutscheine gibt es auch.
So habe ich Anna Weidenholzer, Valerie Fritsch, Martin Fritz und noch viele andere kennengelernt, ein paar der Autoren trifft man dann später beim Bachmannpreis wieder.
Voriges Jahr war Katharina Tiwald bei den Gewinnern, heuer habe ich von den zwanzig niemanden gekannt und, ich glaube, es waren auch keine Profis bei den Preisträgern.
Das heißt, das weiß ich doch nicht so genau, denn der dritte Preisträger, Paul Klammbauer, 1986 in Linz geboren, unterichtet kreatives Schreiben in Hildesheim und er beschäftigte sich in seinem Text mit dem Literturbetriebszirkus“.
Sehr spannend und der FM4-Preis kam darin vor, das Thema war diesmal „Haarig“, das habe ich bei dem Text gar nicht sosehr mitbekommen, der zweite Preisträger Lukas Lengersdorff, 1990 in St. Pölten geboren, der jetzt Psychologie studiert und laut seiner Angabe seit seiner Matura zum ersten Mal einen Text fertig schrieb, beschäftigte sich da in „Samson“ mit einem Paul, der sich für seine Matura die langen Haare abschneiden mußte, weil ihn sonst sein Vater das Studium in Amerika nicht bezahlt hätte.
Nach diesen zwei Texten wurden die sieben anderen Preisträger vorgestellt und konnten sich ihre „Goodie-Taschen“ abholen und am Schluß kam der Sieger, wieder ein Mann, im letzten Jahr gab es, glaube ich, drei Siegerinnen, Christoph Strolz 1979 in Tirol geboren, der seine Familie bis zur Oma zur Preisverleihung mitbrachte und seinen Text „Meine Schwester“, wo sich plötzlich alles pelzig anfühlt und die Haare wachsen, sehr gekürzt hat.
Dann wurde noch die Anthologie präsentiert und eine Party mit Musik gab es auch und es war wieder sehr voll im Phil, Berührungsängste hatte ich diesmal nicht, aber auch keine Bekannten getroffen, mich aber mit einem der Vorjuroren sehr gut unterhalten, der mir ein bißchen etwas über die Texte und das Durchschnittsalter der Einreichenden erzählte.

2014-09-25

Buchdebuts

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:18

Ich gehe ja nicht so gerne auf Veranstaltungen, wo ich das Buch schon kenne, aus Zeitgründen, beziehungsweise um die Vollständigkeit der Berichterstattung tue ich das, mache aber Ausnahmen und komme dann auch meistens drauf, Neues über das Buch erfahren zu haben und die Autorenpersönlichkeiten sind ja auch ein starker Eindruck, der das Gelesene ergänzt und so bin ich heute auch in die „Alte Schmiede“ gegangen, obwohl ich Karin Peschkas „Watschenmann“ schon gelesen habe, aber Constantin Göttferts Debut interessierte mich und dann gehe ich auch gern zu Angelika Reitzers Veranstaltungen, obwohl sie bei ihren „Textvorstellungen“ inzwischen auch sehr bodenständig schreibende Autoren einlädt und nicht mehr nur die ganz exclusiven Literaturtalente, wie das eine Zeitlang so war, so daß ich die Veranstaltungen in meiner Blogberichterstattung regelrecht gesammelt habe.
Beide Bücher Karin Peschkas „Watschenmann“ und Constantin Göttferts „Steiners Geschichte“ haben mit dem Krieg zu tun, erklärte Angelika Reitzer in ihrer Einleitung und beide Autoren, füge ich hinzu, waren mir schon bekannt.
Karin Peschka habe ich bei einer von Angelika Reitzers exclusiven „Textvorstellungen“, vor ungefähr drei Jahren, wie sie in ihrer Einleitung erklärte, das erste Mal gehört und dann Anfang des Jahres in der „Kolik-Lounge“, dazwischen kam der „Wartholz-Preis“ und Angelika Reitzer erkärte auch das Romangeflecht sehr genau, was ich sehr hilfreich fand, weil ich so meine eigenen Eindrücke überprüfen konnte, denn das ist ja ein wenig schwierig mit den schillernden Nachkriegsgestalten und den Traumatisierungen, die man in den Fünfzigerjahren wohl nicht so genannt oder erkannt hätte.
Karin Peschka erklärte dann auch sehr genau welche Stellen sie lesen würde und wurde von Angelika Reitzer nach der Romanentstehung gefragt, was ich auch sehr interessant fand.
Den zweiten Autor, den 1979 geborenen Constantin Göttfert, der in Leipzig studierte und Wien lebt, habe ich, glaube ich, auch bei einer von Angelika Reitzers „Textvorstellungen“ gehört, wenn ich mich nicht irre zusammen mit dem Michael Staravic und da ist mir seine Thomas Bernhard Nähe aufgefallen, die ich auch jetzt wieder fand und der bei „C H Beck“ erschienene Roman ist sehr umfangreich und wurde von Angelika Reitzer wieder sehr genau erklärt.
„Steiners Geschichte“, die Geschichte einer Vertreibung von Karpatendeutschen aus der Slowakei, aufgehängt an einem Paar, Ina und Martin, die sich in dem Roman offenbar von einader trennen. Ina ist schwanger und hält die Nähe zu ihrem Partner nicht aus. Es geht um eine seltsame Wohngemeinschaft, in die dann Martin zieht, aber acnh um den Großvater, den Herrn Steiner, der von seinem Hof aus Limbach auf die andere Seite der March vertrieben wurde, dort hängt die Fahne der Gegend im Zimmer und als Martin offenbar das erste Mal von Ina mitgenommen wird, herrscht eine seltsame Atmosphäre.
Diese Stelle hat Constantin Göttfert auch gelesen. Der Großvater Steiner liegt auf der Bank und greift von dort nach dem Ölguglhupf, niemand spricht außer Martin, der aus Verlegenheit von seinem Studium erzählt und dann auf die Slowakei zu sprechen kommt, was bei der Großmutter zu einem Emotionsdurchbruch führt. Dann kam noch eine Stelle über Heimat und Heimatlosigkeit, wo Constantin Göttfert anmerkte, daß es ihm schwer fiele, das nachzuempfinden, dann las er aber, daß Ina sich lange ihrer Identität nicht sicher war, sie ist Österreicherin, aber im Wohnzimmer gibt es eine andere Fahne und da denke ich, daß es vielen Türken wahrscheinlich ähnlich geht, sie sind in Österreich geboren, sprechen zu Hause aber eine andere Sprache und welche Identität haben sie nun?
Bei den Karpaten- oder Sudetendeutschen kommt dann noch dazu, daß sie sich ja eigentlich, obwohl slowakische oder tschechische Staatsbürger, als Deutsche fühlten, obwohl sie nie in Deutschland waren.
Das Leben ist schon sehr kompliziert und der Roman scheint auch so aufgebaut.
Angelika Reitzer erwähnte etwas von einem Roadmovie, denn die schwangere Ina scheint nach Limbach zu gehen und die verlorene Heimat zu suchen und findet nur eine Ruine, wo Obdachlose hausen und Jugendliche Parties feiern.
An dieser Stelle gab es sehr viel Lachen im Publikum, ich fand es wieder nicht so lustig, kenne den Autor aber nicht persönlich und habe daher vielleicht die persönlichen Hintergründe nicht verstanden, über die seine Freunde kicherten.
Ein interessanter Roman scheint es aber zu sein und ich habe mich in letzter Zeit auch sehr viel mit dem deutschen Reich beschäftigt, so daß ich diese Variante ergänzend empfande, obwohl es, wenn ich es richtig verstanden habe, eher um Inas und Martins, als um Steiners Geschichte zu gehen scheint, beziehungsweise hat sich Angelika Reitzer von Constantin Göttfert auch eine Fortsetzung der von Inas gewünscht, um mehr über sie zu erfahren.

2014-09-24

Neue Lyrik aus Österreich

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:33

Jetzt habe ich mich doch für die „Alte Schmiede“ und die „Neue Lyrik aus Österreich“, die Folgereihe von der „Grasl-Reihe“, die es, glaube ich, herausgegeben von Alois Vogel übers „Podium“ sehr lange gegeben hat und die jetzt von Sylvia Treudl, Hannes Vyoral und Nils Jensen wiederbelebt wurde, entschieden, denn die zweite Tranche wurde heute in der „Alten Schmiede“ vorgestellt.
„Lyrik, die Königsdisziplin der Literatur!“, wie es Kurt Neumann in seiner Einleitung nannte, ich bin keine Lyrikerin, lese aber manchmal Gedichte und blogge auch über diverse Veranstaltungen, wie die „Dicht-Feste“ oder die „Poliversale“, die es ja in der letzten Saison in der „Alten Schmiede gab.Heute und gestern habe ich mich auch durch hundertachtundsiebzig „Ohrenschmaus-Texte“ durchgewühlt, wo einige Gedichte dabei waren.
Eigentlich hatte ich etwas anderes in meinen Kalender aufgeschrieben, in der Hauptbücherei gab es finnische Literatur und in der Wien-Bibliothek heute oder morgen was über den ersten Weltkrieg, aber dann doch den zweiten Jahrgang Lyrik, im ersten Jahr war, glaube ich, Gerhard Ruiss dabei und vier Bände werden im Jahr gemacht, wie Sylvia Treudl, die moderierte, erklärte.
Sie hat sich für die vier Bändchen bzw. Autoren auch je ein, relativ kompliziertes Motto ausgedacht und erklärte, daß pro Jahrgang junge mit älteren Autoren gemischt würden und so war die jüngste auch Jahrgang 1993, eine sehr junge Frau und eine sehr starke lyrische Stimme, Lydia Steinbacher in Waidhofen an der Ybbs geboren.
„Silex“ heißt ihr Gedichtband, sie ist auch Malerin und das Motto war „Polierter Stein mit flugteuglichen Schwingen“.
„Schlafloser Herbst“ „Die Tauben“, „Der Winter“ einige ihrer Gedichte.
Eine Stimme, die man sich merken sollte, vielleicht werde ich noch etwas von ihr hören, Richard Wall, den ältesten in der Runde, kenne ich von der GAV, 1953 geboren, lebt er im Mühl-und im Weinviertel und seine Gedichte handeln von Füchsen und von Bergen, vom Holzhacken und von Weitra.
Von Wilhelm Szabo eigentlich nicht, den hat nur Sylvia Treudl in ihrer Einleitung erwähnt, daß er bis zu Erschöpfung Holz gehackt hätte, um seiner Depression zu entkommen, was ihm nicht gelungen wäre und das Motto hat auch etwas Fuchsiges und Heidelbeerträucher kommen , wie das am Land so ist, darin vor.
Dann wieder eine Frau, Isabella Breier, 1976 in Gmünd geboren, eigentlich sollte es also neue Literatur aus Niederösterreich heißen, mit diversen Preisen und Stipendien versehen und sie hat, wenn ich mich nicht irre, wie Gerald Jatzek der vierte im Bunde beim letzten Volksstimmefest gelesen, der ist 1956 geboren und hat seine Reisegedichte schon auf der Jesuitenwiese vorgetragen, mit Gitarre begleitet und da war das Lied von dem Lastwagen, das die Leichen durch die Wachau rollt ein sehr starker Eindruck.
Isabella Breier war da mit „Anfang von etwas“, wahrscheinlich poetischer, Sylvia Treudl sprach von geballter Wut in ihren Werken und Gerald Jatzeks Reisegedichte haben den Titel „Die Lieder riechen nach Thymian“, das erste handelte von Zypern, da war ich auch einmal mit Mann und Tochter und habe die Fluggutscheine dazu bei einem Literaturwettbewerb zum Thema „Wasser“ glaube ich, gewonnen, man sieht so ganz unbedarft bin ich also trotz abschlägigen Bescheid der „Literarmechana“ doch nicht, dann kam, glaube ich, ein Lied über Triest und am Schluß die übers unfreiwillige Reisen.
„Am Weg nach St. Pölten steckt er im Stau, ein Sarg aus Metall rollt durch die Wachau!“
Stark und beeindruckend und durchaus unterschiedlich die neuen lyrischen Stimmen, die Sylvia Treudl auch zum Weiterlesen empfahl.

2014-09-23

Vom Trostkaffee zur Kriminacht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:50

Ruth Aspöck hat mich ja dazu animiert, mich bei der Literarmechana um einen Aufenthalt in der Autorenwohnung in Venedig zu bewerben.
„Klingt spannend!“, habe ich gedacht, am Freitag kam aber die Rückmeldung, daß mein über vierzigjähriges literarisches Ouvre noch nicht umfangreich genug sein, aber wahrscheinlich waren es die selbstgemachten Publikationen, die mich an dem Erfolg behinderten, das habe ich dann der Ruth mit dem Zusatz gemailt „Und da dachte ich, ich schreibe ohnehin schon viel zu viel!“, was mir ja der Alfred immer sagt und auch Robert Eglhofer in seiner „Laudatio“ zu meinen sechzigsten Geburtstag betonte und sie mailte zurück, sie würde mich gerne auf einen Trostkaffee einladen.
Nun brauchte ich diesen eigentlich nicht, weil ich die Rückmeldung eher lustig fand und mich über die „Borniertheit“ bezüglich des Selbstgemachten auch nicht mehr aufrege, bin aber diese Woche Strohwitwe, weil der Alfred mit dem Karli immer noch auf der chinesischen Mauer spazierengeht.
Also gerne und so bin ich um halb zehn in Richtung Burggasse, natürlich am „Wortschatz“ und am offenen Bücherschrank in der Zieglergasse vorbei gewandert und hatte für die Ruth eigentlich kein passendes Mitbringsel, denn die „Brüderschaft“ habe ich ja dem Robert schon bei der letzten Schreibgruppe übergeben.
Also habe ich das „Log“ in dem die Rezension über das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ drinnen ist, eingepackt, aber ob das die Ruth interessiert und dann fand ich im „Wortschatz“ zuerst Shani Boianjus „Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst“, ein Rezensionsexemplar aus dem Jahr 2013, das mir von den diversen Blogs bekannt erschien und in der Zieglergasse lag dann Max Blaeulichs „Unbarmherziges Glück“, nun fantasiere ich ja immer von den schönen Büchern, die ich dort gern finden würde, die Theodora Bauer, die Nadine Kegele, die neue Streeruwitz vielleicht, daß aber ein gerade vor ein paar Wochen erschienes Buch dort aufliegt, hätte ich nicht wirklich erwartet und dann habe ich es schon gelesen und besprochen!
Aber vielleicht interessiert sich die Ruth für Max Blauelich dachte ich und dann hätte ich gleich das passende Geschenk!
Ich hoffe sie hat es wirlich getan, ich kann das Buch jedenfalls empfehlen und dann gab es ein Frühstück mit Ei, Neuburger, Käse, Topfenkolatschen etc und natürlich interessante literarische Gespräche am Vormittag, hatte ich ihr ja von meinen Termin in der „Alten Schmiede“ zu erzählen, also eigentlich einen Trost nicht wirklich nötig, obwohl mein ewiges literarisches Abseits stehen, schon sehr ärgerlich ist und ich es auch nicht wirklich verstehe, daß ich nur, weil ich meine Bücher selber mache, jetzt wirklich und ewig weg vom Fenster sein soll?
Die Leute können ja in sie hineinschauen, so schlecht sind sie nicht, denke ich immer wieder, wenn ich etwas lese und, daß kann ich eigentlich auch, aber gut, ich kann es nicht ändern, daß es aber so schwer, beziehungsweise unmöglich ist, in den Literaturbetrieb hineinzukommen, hätte ich mir vor vierzig Jahren eigentlich nicht gedacht!
Die Ruth hat aber schon den Rohtext für ihr neues Buch fertig und in der Nacht die ersten Ideen für das nächste konzipiert, etwas das mir auch nicht unbekannt ist und als sie dann losmarschierte, um sich zu einem Interview zu treffen, bin ich in meine Praxis gegangen, um eine Stunde zu machen, beziehungsweise mich durch die „Ohrenschmaustexte“ zu lesen.
Die Jurysitzung wird da am 14. Oktober sein und die Preisverleihung am 1. 12 und am Abend beziehungsweise Nachmittag begann in Wien die Kriminacht, eine Veranstaltung die es seit einigen Jahren in Cafehäusern, Biubliotheken und anderen Orten gibt und für die ich eine Einladung in die „Wien-Bibliothek“ erhalten habe, wo Edith Kneifl ihr neuestes Buch „Endstation Donau“ vorstellte.
Die Einladung habe ich schon vor einigen Wochen bekommen und mich angemeldet, so daß ich mich für das Programm zu den anderen Veranstaltungen gar nicht so sehr interessierte, heute oder gestern haben sie aber, glaube ich, im Radio gesagt, daß irgendwo Donna Leon liest und es noch viele andere Veranstaltungen gibt.
Wie ich zum Krimi stehe, habe ich ja schon öfter geschrieben, gerade habe ich einige gelesen, der „Perutz Preis“ wurde vor kurzem an Eva Roßmann vergeben und das Writersstudio bietet inzwischen auch das Krimischreiben an.
Bei ein paar früheren Kriminächten war ich auch schon und jetzt also in die „Wien Bibliothek“ marschiert, was passte, weil ich ja einiges von Edith Kneifl, die wie ich Psychologin ist und wir glaube ich, auch zur selben Zeit studierten, gelesen habe, weil mir der „Haymon-Verlag“ einige Zeit lang seine Vorschauen und Rezensionsexemplare schickte.
Diesmal gab es keinen Polizeieinsatz vor dem Rathaus und auch keine Feste im Innenhof nur eine Frau erzählte eine andere, daß sie die Eva Rossmann Krimis nicht mehr so mag, weil sie immer nach dem selben Schema geschrieben wären, etwas, das mir meine Tochter Anna auch schon mal sagte. Ich habe sie ja, wie ebenfalls schon geschrieben, fast vollzählig gelesen und Sylvia Mattl-Wurm leitete auch bald ein, daß es schon einige Kneifl- Präsentationen im Rathaus gegeben hätte, weil sie in ihren zwanzig Büchern öfter Wien als Schauplatz hat.
Edith Kneifl las gemeinsam mit einem Hannes Gastinger und das Buch hat wieder Katharina Kafka als Heldin, die diesmal auf einen Kreuzschiff die Donau hinunter fährt und einen Wien Handlungsstrang gibt es auch. Das verladen nämlich zwei schräge Burschen einen Sack in ein Boot beim Mexikoplatz und sie kellnern dann auch bei einem Bürgermeisterempfang im Rathaus und erleichtern dabei ein paar Damen um ihre Ringe und ihren Schmuck.
Das hat Edith Kneifl wie sie sagte, erfunden, als Bürgermeistertochter war sie aber einmal bei so einem Empfang dabei und nachher hat es wieder Wein und Brot gegeben. Die Krimiautorin Sabina Naber, von der ich heute auch ein Buch im Schrank gefunden habe, habe ich dabei gesehen, sonst aber wieder keine Stammgäste, aber die Kriminacht ist vielleicht ein genauso außergewöhnliches Ereignis, wie es die Wien-Woche vorigen Mittwoch mit der Migration im Wartezimmer war und ich werde mich die nächsten zwei Tage wieder in die „Alte Schmiede“ begeben“, am Freitag wird dann der neue „FM4-Preisträger“ im „Phil“ vorgestellt und eine Veranstaltung im Literaturhaus gibt es auch.

2014-09-22

Von Ludwig Harig zu Erwin Riess

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:59

Die Saison im literarischen Quartier der „Alten Schmiede“ hat wieder begonnen und so werde ich diese Woche einige Abende dort verbringen und losgegangen ist es für mich heute mit einer Doppelveranstaltung, nämlich zuerst mit einer „Stunde der literarischen Erleuchtung“.
Herbert J. Wimmer, ein Stammgast dieser Veranstaltungsreihe stellte eine Publikation des 1927 in Sulzbach an der Saar geborenen Autors, Ludwig Harig, nämlich „Sprechstunden für die deutsch französische Verständigung und die Mitglieder des gemeinsamen Marktes – ein Familienroman“, 1971 im Hanser Verlag erschienen vor und erklärte dazu, daß nur mehr wenige Leute den Autor kennen würden.
Stimmt, der Name erschien mir bekannt, mehr aber nicht, aber in einer Reihe mit Helmuth Heissenbüttel den ich auch schon einmal in einer „Stunde der literarischen Erleuchtung“ hörte und Paul Wühr, einem Jandl-Preisträger, wie ich glaube.
Hörspielautor und Erfinder von Hörspielen mit O-Ton, so gab es eines oder zwei mit dem Namen „Staatsbegräbnis“ und das bestand aus O-tönen vom Adenauer bzw. Ulbricht Begräbnissen.
Hanno Millesi hat auch einmal so was gemacht, gab es ja einmal vor einer „Langen Nacht des Hörspiels“ einen Protest mit einem Polizeieinsatz und er hat dann das Material genommen und in sein eigenes, wie ich glaube, viel weniger politisches Hörspiel eingebaut. Der ORF hats dann gesendet, bei dem Protest ging es um die Halbierung der Autorenhonorare.
Bei Ludwig Harig ging es um die deutsch französische Verständigung und Herbert J.Wimmer las zwei Kapitel daraus vor, wo sich eine französische Familie mit einem deutschen Fritz unterhielt und dabei wortjongliert, wortwiederholt oder auch nur einfach Binsenweisheiten, wie Fräulein Susanne spielt Klavier aneinandergereiht wurde.
Kurt Neumann forderte zum Vertiefen bzw. Kaufen des sprachphilosophischen Werkes auf, am Büchertisch gabs die Werkausgabe. Dann leider wieder eine Stunde Pause bis es mit dem sechsten „Groll“ von Erwin Riess weiterging. Die ließ sich zwar problemlos für einen Spaziergang durch die Innere Stadt nützen, aber mein Romanprojekt heißt ja nicht mehr so und spielt dort eigentlich auch nicht und der 1957 geborene Erwin Riess bildete auch ein Kontrastprogramm zu dem Experimentellisten Ludwig Harig, ist er ja ein sehr politischer und sehr realistischer Autor, der seine „Groll-Kolumnen“, glaube ich, in der Volksstimme hatte, am Volksstimmefest auftritt, Kurt Neumann sprach in der Einleitung aber auch von Montagetechniken und anderen Dingen, die im sechsten Groll „Herr Groll und das Ende der Wachau“, anders als bei den Vorgängern wäre.
Herr Groll ist ja, wie Erwin Riess ein Rollstuhlfahrer und ein Proletarier und wird von dem Hietzinger Soziologen und Dozenten auf seinen Fahrten, wo er die Gesellschaft analysiert, begleitet und ich habe noch keines der Bücher gelesen, wohl aber Erwin Riess einmal auf einem Donauschiff aus seinem Vorgänger lesen gehört.
Diesmal gehts in die Wachau, hat Groll ja zwei Aufträge bekommen, einmal soll er für einen Amerikaner einen Roman über die österreichischen Zustände schreiben, dann wieder für eine Heurigengesellschaft forschen, das Ganze spielt in einem Hitzesommer und ist viel autobiografischer als die Vorgänger, denn der Groll kommt offenbar zum Erwin Riess und der berichtet über seine Jugend und dem Aufwachsen in Krems, es kommen auch Portraits in dem Buch vor, das nicht, wie ich glaubte, ein Krimi, sondern eher ein Schelmenroman ist.
So begegnen die beiden immer wieder russische Oligarchen in einer Luxuslimusine, in der Frau erkennt Groll seine Jugendliebe Helga, die mit Fünfzehn mit einem entführten Kind verschwunden ist, die KZ-Lager um Krems spielen ein Rolle und noch eine Reihe anderer Skandale.
Kurt Neumann nannte es ein Textkonvolut, Erwin Riess meinte, in der Einleitung viel über sein Werk gelernt zu haben und eine Frau im Publikum lobte den persönlichen Bezug.
Interessant vielleicht einmal einen „Groll“ zu lesen, in die Kolumnen habe ich mich ja eingelesen und Erwin Riess, wie gesagt auf den Volksstimmefesten und bei anderen Veranstaltungen bis hin zu den legendären Volkstheater-Widerstandslesungen im Jahr 2000 gehört und mich wird auch bald in der „Alten Schmiede“ zu hören geben, denn als ich am Nachmittag eine meiner Stunden machte, rief mich Renata Zuniga an und lud mich mit meinen „Dreizehn Kapitel“ zu einer Lesung in den „Textvorstellungen am 2. Dezember ein und am 1. Dezember wirds im Museumsquartier um achtzehn Uhr, die „Ohrenschmaus-Preisverleihung“ geben, dazu sind heute 178 sicher sehr schöne Texte zu mir gekommen, die ich mir bis zur Jurysitzung am 14. Oktober anschauen kann.

2014-09-21

Kastelau

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:44

Kann man aus Wikipediaeinträgen, Fußnoten, literarischen Texten, transkripierten Interviews, Tagebucheinträgen etc einen Roman schreiben?
Der 1946 in Zürich geborene Dramaturg, Regiseeur und Redakteur Charles Lewinsky, der beispielsweise an Filmen, wie dem „Traumschiff“ arbeitete, hat es getan und ist mit seinem Roman „Kastelau“ auf die Longlist des dBps gekommen.
Ein Buch, das sehr gelobt wurde und wie ich in den Rezensionen und Besprechungen lesen konnte, uns den Unterschied zwischen Lug und Trug, Wahrheit und Fälschung, manchmal bis an den Rand des Klamauks erklärt.
Der Filmprofi Charles Lewinsky tut das mit der an sich sehr banalen Geschichte von dem Filmteam, das sich Ende 1944, als in Berlin die Bomben fielen, in den fiktiven Ort Kastelau, in der Nähe von Berchtesgaden absetzt, und um nicht zerbombt zu werden oder an die Front zu müssen, -einen angeblich kriegswichtigen Film zu drehen, aber leider reichen die Requistiten und die Darsteller nicht, so daß dabei getäuscht und geschummelt werden muß und dann tut das der Autor auch noch selbst auf Seite elf und in den Fußnoten, als er erklärt, seinen Roman aus den von „Samuel Anthony Saunders hinterlassenen Unterlagen“ zusammengestellt zu haben und „Innerhalb der Texte habe ich – abgesehen von der Übersetzung ins Deutsche – keine Änderungen vorgenommen. Wo es mir angebracht schien, habe ich in Fußnoten erkärende Anmerkungen hinzugefügt. C.L“
Dann gibt es noch eine Adresse „302 East Melnitz“
„Erwischt!“, schreien die Literaturwissenschaftler, denn „Melnitz“ ist der Titel von Lewinskys vorangegangenen Roman, aber diesen Ort scheint es wirklich zu geben, „http//www. cinema.ucla.edu“ wahrscheinlich nicht, die liebe Eva hat an dieser Stelle aber nachgegooglet, ob es einen Samuel Anthony Saunders gibt, denn manchmal scheinen in den Fußnoten auch sehr bekannte Schauspier- und andere Namen, wie beispielsweise Luis Trenker, sowie Filmtitel, auf, die es gegeben zu haben scheint.
Wirklichkeit und Fälschung liegen eben nah beinander und dem Profi scheint es Spaß gemacht zu haben zu täuschen, obwohl was weiß man schon so genau, 1944 war man wahrscheinlich froh zu überleben, hat das geprobt, ohne groß an das Wort Täuschung gedacht zu haben und im Nachhinein sieht vieles anders aus…
So beginnt der Roman auch 2011 und nicht, wie im Klappentext beschrieben, 1944, denn da läuft ein verkrachter Filmwissenschaftler und Besitzer einer heruntergekommenen Videothek mit einer Spitzhacke in Los Angeles auf den „Walk of Fame“ und schlägt damit auf den Stern des Schauspielers Arnie Waltons ein, die Polizei kommt dazu, schießt ein bißchen und Samuel Anthony Saunders erliegt dann politisch korrekt einem Schlaganfall, den er daraufhin bekam und der Roman, beziehungsweise die Materialsammlung beginnt.
Kann man aus Recherchestücken einen spannenden Roman schreiben, wiederhole ich und füge hinzu, was ich schon in den Rezensionen gelesen habe, Charles Lewinsky ist es sehr routiniert gelungen, Spannung aufzubauen, obwohl er die Karten auf den Tisch legt und man gleich am Anfang das Ende weiß.
Trotzdem kommt man in die Geschichte und sieht das Kriegsende ganz plastisch vor sich, obwohl es sich in dem ganzen Buch um Nebenschauplätze handelt. Die Juden sind schon alle fort, der Krieg fast verloren, nur ein Filmteam setzt sich ab.
Was dabei passiert, wurde von manchen als Klamauk empfunden, mir fällt das Lachen über Dinge, die gar nicht lustig sind, bekanntlich schwer, so habe ich das Buch auch nicht lustig empfunden und mir im dritten Drittel des Buches, die 2010 entstandene Verfimung des „Jud Süß“ mit Tobias Moretti in der Rolle des Ferdinand Marian angesehen, da der Originalfilm ja verboten ist.
Samuel Anthony Sauners schreibt jedenfalls seine Dissertation über den berühmten Schauspieler mit deutschen Wurzeln, einem Widerstandskämpfer, wie seiner Biografie zu entnehmen ist, reist dazu nach Deutschland und kommt in die Kneipe einer alten Frau mit Narbe, die ihr Lokal mit alten Filmauschniten dekoriert hat und die erzählt ihm die Geschichte, wie sie als junges Mädchen bei der UFA war, in den Filmen gerade mal „Ja, Gnädige Frau, nein, gnädige Frau!“, sagen durfte, aber einmal mit dem Star Walter Arnold, wohl zu verhüllen, daß der eigentlich ein Homo war, gemeinsam auf einem Titelblatt zu sehen war.
Es gab einen Drehbuchschreiber namens Werner Wagenknecht, mit einem Wikipediaeintrag, dem man entnehmen kann, daß sein Roman „Stahlseide“ 1933 auf dem Scheiterhaufen brannte. 1944 hat er Berufsverbot, bzw. schreibt er unter falschen Namen Drehbücher für die UFA, eines heißt „Lied der Freiheit“ und soll ein Napoleonschinken werden, aber da fallen schon die Bombe über Berlinn und man setzt sich, wenn es geht, ab.
Einer von Wagenknechts Texten, der zuerst zu Saunder und dann zu Lewinsky bekommen ist, heißt auch „Servatius beim Onkel Doktor“ das ist der Regisseur der Truppe und erzählt, daß er von einem Arzt, ein falsches Attest haben will, was der ihm aber verweigert.
So entsteht der Plan mit zwei Filmautos, die anderen galten ja als kriegswichtig, nach Kastelau zu fahren und am dortigen Schloß den Film zu drehen. Nur leider wird der größere Bus auf der Autobahn von Bomben getroffen und es kommt nur ein kleines Filmteam mit einem tauben Tonmeister, dem Schauspieler Walter Arnold, der jungen Tiziana Adam, die Saunders das alles erzählt, dem UFA Star Maria Maar, die mit der zweiten Frau von Hermann Göring befreundet ist, Werner Wagenbach, dem man für das Umschreiben des Drehbuchs braucht und einigen anderen in dem verschlafenen Bergdörfchen an, quartiert sich im „Watzmann“ ein und muß vor dem Ortsgruppenleiter Heckenbichler so tun, als drehe man einen Film, obwohl man gar kein Material mehr dazu hat und der Ort auch kein Schloß, wo man die Napoleonischen Truppen aufmarschienen lassen könnte.
So muß Werner Wagenknecht umschreiben und Titi bekommt so gar eine große Rolle und es passiert auch noch einiges andere in dem kleinen Dörchen, bevor im Mai die Amerikaner kommen.
Zuerst wird zu Weihnachten ein Weihefestspiel in der Kirche aufgeführt, denn wird im Keller des Gasthauses ein Deserteur entdeckt und der Schauspieler Walter Arnold der, der als Arnie Walton im „Walk of Fame“ eingraviert ist, wird verhaftet, weil er mit dem Sohn des Bäckers eine homosexuelle Beziehung hatte.
Das alles steht aber nicht in seiner Biografie und so bekommt Saunders, als er von Deutschland zurück ist und aus Wagenknechts Material und den Interviews mit Titi eine wunderabare Dissertation geschrieben hat und schon von seiner Uni Karriere träumt, Schwierigkeiten.
Der Professor lehnt die Dissertation ab und als er sie in Buchform veröffentlichen will, kommen die Rechtsanwälte mit Drohbriefen und beweisen, kann er seine Entdeckung auch nicht wirklich, denn es gab ja zu wenig Filmmateria, und die zusammengeschnittene Fassung, in letzter Minuten, als schon die weißen Tüücher über die Hakenkreuzfahnen gestülpt wurden, hat Walter Arnold noch das Drehbuch umgeschrieben und einen Widerstandsfilm daraus gemacht, -taucht erst sehr viel später auf, als Arnie Walton schon gestorben ist und Saunders das Buch jetzt schreiben könnte, aber jetzt will es keiner mehr haben und in eine Videothek geht auch keiner mehr, da man sich ja alles viel einfacher im Internet hochladen kann.
So deponiert der Enttäuschte die Kopie in einem Schließfach nimmt die Hacke, marschiert los und Charles Lewinsky hat einen sehr spannenden Roman geschrieben, der es zwar nicht auf Shortliste schaffte, aber durch Claudia vom grauen Sofa und das Longlistlesen zu mir gekommen ist, wofür ich der Losfee sehr danke, weil sonst Buch und Autor an mir vorbeigegangen wären und jetzt kann ich es mir noch ein bißchen besser vorstellen, wie es 1944 und 45 vielleicht gewesen ist.

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