Literaturgefluester

2023-06-07

Morgentalk am Hauptbahnhof

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:34
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Andreas Steiner, war wie meist nicht ausgeschlafen, als er kurz nach neun, die Wartezone des Hauptbahnhofs erreichte und sich suchend umblickte, um festzustellen, wie das mit den Securities war.

„Ob die Bekannten mit denen er sich regelmäßig in der Wartezone traf, da die Notschlafstellen, die er regelmäßig benützte, um neun ihre Pforten schlossen und sie erst am Abend wieder eröffnenten schon anwesend waren, um den Tag dort zu verbringen oder totzuschlagen?“, fragte er sich und schüttelte verärgert den Kopf.

Ärgerlich das war es. Er war verärgert und unzufrieden mit sich, hatte er in seinem zweiundvierzigjährigen Leben doch nicht mehr geschafft, als an der Flasche zu hängen, die Nächte in einer Notschlafstelle zu verbringen und die Tage meistens am Hauptbahnhof, wenn er dort von der Security nicht wegeschaucht wurde.

Das stimmte nicht so ganz. Denn eigentlich hatte sein Leben recht erwartungsvoll begonnen. War er doch ein guter Schüler gewesen, der das Gymnasium mit links geschafft hatte. Danach hatte er Soziologie und nicht Medizin, Jus oder an der Wirtschaftsuni, wie die Aufsteiger studiert, denn er war ein gesellschaftspolitisch engagierter Mensch, der die Welt verändert wollte, was ihm aber, weil ihm früh ein Kind passiert war, nicht gelungen war. Denn die Frau mit der einige Zeit zusammengelebt hatte, war sehr anspruchsvoll gewesen und hatte für sich und das das Kind hohe Forderungen gestellt, die er mit den befristeten Anstellungsverhältnissen, die als Sohziloge zu bekommen waren, nicht schaffen konnte. So hatte er, bis die Frau ihm hinausgeschmissen hatte, seine Abend öfter mit Kollegen und Freunden in Beiseln verbracht, bis er zum Alkoholiker geworden war und Ingrids und des Jugendamts Unterhaltsforderungen erst recht nicht erfüllen konnte.

Corona hatte ihm dann den Rest gegeben. Da hatte er seine Wohnung verloren. Von Jobs war schon lange keine Rede mehr und so verbrachte er seine Tage regelmäßig in den Wartezonnen am Hauptbahnhof, unterhielt sich mit anderen Sandlern über die Beschissenheit des Lebens und versuchte sich von den Securities, die ihn wegscheuchen wollte, nicht erwischen zu lassen.

„Hallo, Andi! Auch wieder da, hörte er die Stimme des übergewichtigen Robert, der sich schom um halb zehn an seine Bierflasche klammerte und ihm zuwinkte.

Da ging es ihm etwas besser, denn es gelang ihm meistens sich noch ein paar Stunden zurückhzuhalten und in den Notschlafstellen galt ohnehin striktes Alkoholverbot.

„Auch wieder da? Der Erwin kommt auch und der Memet und mit ihm wollen wir vielleicht, damit sich die Securities, die sich immer aufregen und uns nach unseren Tickets fragen, nach Bratislava fahren! Kommst du mit? Machen wir eine kleine Spritztour? Da ist das Bier billiger und die Odnungshüter lassen uns auch in Ruhe?“, fragte der dicke Robert ihn und er schüttelte unentschlossen den <kopf.

„Weiß noch nicht! Keine Ahnung!“, antwortete er zögernd und war fast froh, daß er den schon erwähnten Erwin auftauchen sah, der ebenfalls eine Bierdose in der Hand hielt und sie mit „Hallo, Freunde!“, begrüßte.

„So sieht man sich wieder! Das ist eine Idee! Verbringen wir den heutigen Sonntag in Bratislava und saufen uns ein wenig an! Denn heute ist ein Feiertag, denn ihr habt gestern sicherlich den Parteitag der SPÖ verfolgt, wo sie ihren neuen Vorsitzenden wählten! Was meinst du dazu, Andi? Du bist doch ein Studierter, ein Obersoziologe und kennst dich da sicher aus! Was sagst du zu der SPÖ, die einen neuen Vorsitzenden wählten und dabei eine Frau verscheuchten, weil sie die nächste blau-schwarze Regierung verhindern wollen!“, fragte er ihn und Andreas Steiner schüttelte erneut den Kopf.

„Doch!“, korrigierte er sich dann.

„Den Parteitag habe ich im Fernsehen verfolgt, natürlich, klar und bei der Mitgliederversammlung habe ich auch gewählt, bin ich doch ein Parteimitglied! Bin immer noch, ein aufrechter Sozialist, der immer noch an das Gute glaubt, auch wenn mir, wie auch euch, sehr viel schief gelaufen ist, deshalb bin ich auch verärgert und glaube nicht, daß das billige Bier in Bratislava meinen Frust vertreiben kann! Deshalb bleibe ich, auch lieber hier und lasse euch allein verreisen!“

„Was hast du Andi?“, mischte sich der dicke Robert jetzt wieder ein.

„Warum bist du verärgert? Weil der Doskozil, der scharfe Polizist und nicht der linke Babler gewonnen hat? Mich hat das gefreut, denn einen Linken will ich nicht als Parteivorsitzenden, obwohl ich ohnehin nicht mehr wählen geh! Aber jetzt habe ich jetzt vergessen, du bist ein Studierter und daher ein Marxist und daher enttäuscht, daß der Rechte und nicht der Linke gewonnen hat!“

„Aber der wird die nächste schwarz-blaue Regierung verhindern, hat er geschworen, wenn er Bunderskanhzler wird!“, mischte sich jetzt wieder Erwin ein, der sein Bier ausgetrunken und die Dose in den Mistkübel geschmissen hatte.

Aber lassen wir das Politisieren und vertschüßen und zum Fahrscheinautomat! Sehe ich doch die Security anmarschieren, die sicher unsere Fahrkarten sehen will! Die wollen wir nicht enttäuschen! Wir können sie aber, wenn euch das freut, ihrer Meinung zum Parteitag und dem neuen Vorsitzenden fragen! Das wird ein Spaß ihre Meinung zu hören und wenn ihnen dazu noch ein gewesener Sohziologe seine erklärt, wird das besonders lustig!“, sagte er Andreas Steiner herausfordernd ansehend, der wieder den Kopf schüttelte und sitzen blieb, während sich der dicke Robert und der glatzköpfige Erwin zu den Fahrscheinautomaten entfernten, denn es hatte ihn wirklich sehr verärgert, daß sich wieder der konservative Kanditat und nicht der, der versprochen hatte, sich für alle einzusetzen und dafür zu sorgen, daß alle armen Kinder, ihr tägliches Mittagessen bekamen, die Wahl gewonnen hatten, was vielleicht für ihn und das Kind, um das er sich, obwohl er ihm nicht viel helfen konnte, gut gewesen wäre, obwohl es anders rum besser gewesen wäre, aber vielleicht kann sich das noch ändern….

So das ist ein Text, den ich Sonntagabend aus Impressionen die ich am Beginn unserer Main-Radreise am Hauptbahnhof und den Ergebnissen der SPÖ-Vorsitzenden-Wahl am 3. Juni zusammengestellt habe. Dann ist am Montag den fünften überraschend ein Fehler der Auszählung bekanntgegeben worden, so daß es inzwischen einen anderen Vorsitzenden gibt, worüber ich vielleicht bei Gelegenheit einen satirischen Text schreiben kann.

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2023-05-29

Die Brüder Grimm bekommen Besuch

Es war kurz vor Mitternacht am Hanauer Marktplatz vor dem Naustädterrathaus, als die beiden Herren auf dem berühmten Denkmal sich zu regen begannen und aus einem tiefen Schlaf zu erwachen schienen.

„Hallo Wilhelm!“, sagte der Stehende zu dem neben ihm Sitzenden.

„Was meinst du? Wollen wir wieder unsere Plätze tauschen, um die Touristen, die uns suchen kommen, zu verwirren?“

„Aber nein, Jacob!“, sagte der und schüttelte den Kopf.

„Laß doch diese kindischen Spiele, die sie irgendwo in ihren Führern eingetragen haben, um die Suchenden anzulocken! Laß das doch, das ist genauso Unsinn, wie die roten Schals, die sie uns vor kurzem umgehängt haben! Hast du eine Ahnung, was das bedeuten soll?“

„Nein, Wilhelm!“, sagte Jacob Grimm und hob sich seine Hand suchend vor die Augen.

„Schau einmal! Merkst du was? Wir haben um die Mitternacht besuch bekommen! Schau einmal ,was da angeschlichen kommt!“, fragte er und Wilhelm schob ebenfalls seine Hand vor seine Augen.

„Keine Ahnung, Jacob!“, antworte er dann .

„Oder doch! Ich sehe einen Esel, der einen Hund auf sich sitzen hat, darauf thront eine Katze und das Ganze wird von einen Hahn abgerundet! Natürlich, Jacob! Das sind die Stadtmusikanten, die wir in unserer Märchensammlung beschrieben haben! Aber was wollen sie in unseren Geburtsstädtchen Hanaus, sind sie doch in Bremen zu Hause, weil sie dort ins Ausgedinge wollten! Was meinst du? Sollen wir sie danach fragen?“, wolltee er wissen und sah den Esel energisch nicken.

„Jahwohl! Scharf erkannt, wir sind die Stadtmusikanten! Haben aber Bremen verlassen und wollen in den „Hanauer Märchenpfad“ aufgenommen werden! Da gibt es elf Attraktionen! Das Rotkäppchen , den gestiefelten Kater, den König Drosselbart, das Dornröschen und sogar das Schneewittchen, obwohl sich das die Lohrer geknallt und zur Touristenattraktion gemacht haben! Nur wir fehlen, obwohl wir doch auch berühmt sind, genauso bekannt, wie die anderen, das ist doch ungerecht! Und da haben wir gedacht, verlassen wir das schöne Bremen und gehen noch einmal auf Wanderschaft, um uns zu beschweren! Und das tuen wir hiermit!“

„Jahwohl!“, krähte der Hahn.

„“Die Katze und das Hündchen sind auch dieser Meinung! Wir sind in unsere Geburtsstadt Hanau zurückgegkommen und wollen auch hier und nicht nur in Bremen unser Denkmal haben!“

Wilhelm Grimm schüttelte den Kopf und schaute seinen Bruder etwas ratlos an

„Was meinst du, Jacob? Ist das ungerecht? Wahrscheinlich! Ich fürchte aber, wir können da nicht viel machen und euch nichts helfen! Sind wir ja selber stumm und steif auf dieses Denkmal gesetzt und können uns nicht wehren, daß sie uns einen roten Schal umgebunden haben, obwohl wir diese Farbe hassen und keine Sohzialisten sind! Aber seid nicht so unbescheiden! Gibt es doch die Hanauer „Grimm-Spiele“ und da werdet ihr regelmäßig aufgeführt und in Bremen habt ihr euer Denkmal und euren Ruhm! Was wollt ihr allso mehr?“

„Unsere Meinung sagen und uns nicht alles gefallen lassen!“, sagte jetzt die Katze.

„Habt ihr Meisterforscher denn keine Ahnung, daß das heute noch viel nötiger ist, als damals, als sie uns ins Ausgedinge schicken wollten? Das war ungerecht! Wir haben uns gewehrt! Sind berühmt geworden und kommen jetzt zurück, um unsere Stimme zu erheben und wenn wir auch ein Denkmal in Bremen haben, spricht nichts dagegen, uns auch hier ein Bildnis zu geben! Deshalb sind wir da! Unser Denkmal in Bremen ist leer und die Bremer und die Touristen werden Augen machen, wenn sie morgen hinkommen, um uns zu fotografieren und uns nicht mehr finden werden! Und jetzt, Hündchen, was meinst du? Jetzt stellen wir uns hier einfach auf! Der Marktplatz ist ja groß genug! Wir suchen uns ein schönes Plätzchen und werden die Touristen, die morgen euch Sprachforscher besuchen kommen, verwirren! Ich freue mich schon zu erfahre, was die dann sagen oder schreiben werden! Die Stadtmusikanten aus Bremen verschwunden und in Hanu wiederentdeckt! Hey, das wird eine Aufregung geben und ein Spaß! Und jetzt gute Nacht, verehrte Sprachschöpfer! Wir sind von der lagen Reise ein wenig müde und wollen ein Nickerchen machen! Sind auf die morgendliche Entdekcung gespannt und jetzt, Esel los! Such uns ein schönes Plätzchen und euch werte Herren, eine gute Nacht!“

2023-05-27

Drei frauenlose Herren

Es war Mittag, als die drei Herren, alle um die Siebzig, Fahrradhosen, entsprechende Jacken, ein schickes Stirnband oder Kopftuch, um die weißen Haare gestülpt, den Marktplatz erreichten und sich auf einen der dort aufgestellten Restauranttische setzten. Die Räder auf denen die Helme baumelten hatten sie schon abgestellt. Platz genommen und nach der Speisekarte gegriffen.

„Die Atomsphöre verlangt Ruhe!“, sagte der am extrovertierten Wirkende mit dem braunen Stirnband.

„Wenn ich das gewußt hätte, daß du so auf Eile drängst, Alex, hätte ich meine Unterlagen für die Steuererklärung, die ich auf unserer Reise machen wollte, nicht mitgenommen!“

„Brauchst du nicht, Werner! Ich dränge auch gar nicht und du kannst deine Erklärung, wenn wir im Hotel angekommen sind, auch erledigen! Weiß ich doch, daß du, obwohl schon Pensionist noch immer freiberuflich tätig bist!“, sagte der mit Alex angesprochen, der ein Kopftuch, um seine Haare gebunden hatte und einen intellektuellen Eindruck machte.

„Ich komme ja von der Semper Oper und war dort in der Regie tätig!“, sagte er zu dem Dritten in der Runde, der das gerade festgestellt hatte.

„Jetzt bin ich, wie wir alle in Pension und geniesse unere E-Bike Main Tour! Drei Tage sind wir drei Herren schon unterwegs und werden uns noch drei weitere gönnen, bis es wieder nach Hause geht! Aber jetzt schauen, was wir uns Schönes bestellen können? Was meinst du, Werner? Du bist ja als Gourmet bekannt, was würstest du empfehlen?“, fragte er den am extrovertiertest Wirkenden, der seine Radhandschuhe vor sich abgelegt hatte.

Die Speisekarte hatte er schon in der Hand. Blickte hinein und sagte nach einer Weile „Den Schinken mit Brotteig, würde ich euch empfehlen! Und dazu einen gepflegten Silvaner! Aber ihr seid Biertrinker, wie ich in den letzten Tagen bemerken konnte!“ und nickte dem Fragenden zu.

„Du hast recht, Peter genießen wir unsere frauenlose Auszeit! Sechs Tage am Main entlangradeln ohne die holde Gattin, die, weil sie, obwohl ebenfalls schon in Pension, etwas zu erledigen hat und daher nicht mitkommen konnte!! Das muß sich lohnen und das wollen wir geniessen! Aber verzeih, Peter, ich weiß, du bist betroffen, denn du hast deine Hannelore erst vor zwei Monaten durch einen schlimmen Krebs verloren und trauerst, wie ich mir vorstellen kann, noch sehr um sie! Der Alex ist und war ja immer Junggeselle und kann meine frauenlose Freude und kurze Strohwitwerzeit nicht so recht verstehen!“, sagte er launig und nickte der blonden Kellnerin in der rotgestreiften Bluse, die an den Tisch getreten war und „Haben die herrenschon gewählt!“, wissen wollen, zu.

„Haben wir, liebes Fräulein, nicht wahr, Peter und Alex? ich nehme jedenfalls den Schinken im Brotteig und ein Viertel Silvaner und die beiden Herren hier wählen sicher Bier, wenn ich mich nicht irre?“

„Tust du nicht!“, antwortete, der Alex genannte und sagte zu der Kellnerin „Ich nehme den Matjesherig dazu!“ und Peter hatte sich ebenfalls für den Schinken entschieden.

„Eine gute Wahl! Geht in Ordnung! Wird gleich bestellt und serviert!“, sagte die Kellnerin in der hier üblichen Freundlichkeit und der extrovertierte Werner, der inzwischen in sein Handy geblickt hatte, schaute auf und wollte „Was sagt ihr dazu?“, von seinen Freunden wissen.

„Was meinst du? Du liest sicher die Nachrichten! Erzähl uns, was es Neues gibt auf der Welt? Gibt es Nachrichten von den Grünen? Wollen die uns wieder, die Freude auf unser Eigenheim und unser Auto nehmen? Aber damit treffen sie uns nicht! Sind wir doch E-Bikefahrer und das ist, denke ich, erlaubt und freut die Regierung, obwohl der Schinken könnte den Veganern madig aufstoßen! Vielleicht kommen sie auch in diese schöne Schneewittchenstadt, die wir uns, bevor wir weiterradeln, noch ansehen sollten und wollen dem Werner und dem Peter den Schinken ausreden! Aber wenn ich mich so auf den anderen Tischen umsehen, wo die Schaufele und die Bratwürste dominieren, kann ich euch Entwarnung geben! Da hätten sie sicher mehr zu meckern, als bei uns und können, da wir ja brav den Mainz hinunterradeln, mit uns zufrieden sein.

„Beruhie dich, Alex!“, sagte nun der extrovertierte Werner.

Und entspann dich auch, denn militante Veggganer sind keine da! Ich sehe nur an dem Tisch hinten, drei munterte Damen, die sich an einer Flasche Sext erfreuen und dabei viel zu lachen haben und einige Familien, die Käsespätzle essen! Da kommt aber schon die Kellnerin mit meinen Wein und euren Bieren! Also Prost! Geniessen wir unsere neue Herrenfreiheit, die Radfahrt und den Silvaner! Er schmeckt wirklich ausgezeichnet! Den könnte ich euch Biertränker sehr empfehlen!“, sagte er, strich sich mit der Zunge, über seine Lppen und den Bart und nickte den anderen, so wie der freundlichen Kellnern, die ebenfalls „Wohl bekomms den Herren!“, sagte, zufrieden zu.

2023-05-20

Einstimmigkeit in der Aufarbeitungskommission

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:53
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Da saßen sie nun die Experten um den runden Tisch. einberufen von Kanzler Nehammer, um die wirklichen und auch sogenannten Corona-Schäden restlos aufzuklären, um herauszufinden, was da in den letzten drei Jahren gut oder falsch gemacht wurde, um dieselben Fehler nicht noch einmal zu machen, die Gräben, die in dieser Zeit entstanden waren, zuzuschütten und die Bevölkerung zu versöhnen.

„Moment einmal!“, sagte in diesem Augenblick Ministerialrat Auensteiner und ballte seine Hand zur Faust, um gleichzeitig mit seinen runden Brillengläsern und seinen weißen Bart, der ihn ein bißchen wie ein Weihnachtsmann aussehen ließ, väterlich freundlich in die Runde zu blicken.

„Moment einmal, Kollegen, um etwas klar zu stellen und in kein Mißverständnis hineinzulaufen! Meiner Meinung nach bräuchte es diese Kommission gar nicht, denn seien wir uns ehrlich, wir haben alles richtig gemacht und Millionen Menschenleben gerettet! Was hätten wir auch tun sollen als die Nachrichtenen aus Wuhan kam und die Bilder von Bergamo, als Impfdosen einkaufen, was, wie wir wissen, ohnehin nicht so einfach war, die Bevölkerung vor sich selbst schützen und den Notfallsplan ausrufen? Alles richtig und meinetwegen bräuchten wir gar nicht darüber diskutieren, was nur unnötiges Geld kostet, die Bevölkerung weiter berunruhigt und die Opposition, diese Rechten und Schwurbler, dazu anstachelt, weiter Öl ins Feuer, wie man an der blauschwarzen Regierung in St.Pölten sieht, zu schütten! Vollkommen unnötig, da einen Entschädigungsfond einzurichten, um den Menschen, die die Gesetze und den geforderten Meter Abstand nicht eingehalten haben, die gerechte Strafe, auch wenn sie sich jetzt als verfassungswidrig herausgestellt hat, zurückzuzahlen! Wie kommen denn die anderen dazu, die sich brav an die Vorschriften, auch wenn sie ihnen vielleicht unsinnig erschienen, gehalten haben? Die müssen sich durch eine solche Aktion doch verarscht und verhöhnt vorkommen! Also sollten wir das in unseren Protokoll vermerken!“, sagte er energisch und blickte das blonde Fräulein Stögermüller, das eifrig nickend vor ihren Laptip saß und dieses führen sollte, energisch an.

„Sehr richtig!“, war nun eine Stimme zu hören, die einer mittelalten dauergewllten Dame mit Brille und und einer zweireihigen Perlenkette, gehörte. Frau Professor Sieglinde Mayerhoff, die schon den früheren Kommissionen angehört hatte und außerdem noch den Vorsitz in einigen Pharmafirmen hatte.

„Sehr richtig, auch wenn der Kanzler sicher damit recht hat, daß man der unzufriedenen Bevölkerung, die sich, wie man immer hört, durch den Angriffskrieg in der Ukraine, den darauffolgenden Sanktionen und den Teuerungen, das Essen und die Heizkosten nicht mehr leisten kann, ein paar Brocken zu Beruhigung hinwerfen müssen, denn wenn die dann aufgehetzt, von den Blauen,, in ihren Frust, diese wählen und wir im nächsten Jahr, wenn die Wahlen kommen, vielleicht einen blauen Bundeskanzler haben, der uns schon einen Untersuchungsausschuß angedroht hat, wäre das auch nicht gut, nicht wahr!“, sagte auch sie energisch und blickte in dieser Art den Ministerialrat an, der nun seinerseits „Sehr richtig, Frau Kollegin!“, sagte, sich die Lippen leckte und nach dem bereitstehenden Wasserglas griff.

„Sehr richtig und was haben wir denn eigentlich aufzuarbeiten, wenn doch alles, wie eben festgestellt und hundertfach erwiesen, richtig war! Es gibt dringendere Probleme! Da bin ich Hunderpro ihrer Meinung, geschätzte Kollegin! Die Kinderarmut, die Teuerung, die Klimakrise und den Verlust der Werte der Sitten, wie man an den Schulen und ihren Lernergebnissen sehen kann! Die Kinder können nicht mehr richtig lesen! Haben alle Disziplin verloren, schlurfen in Jogginghosen herum, werfen mit Schimpfwörtern und vielleicht sogar mit Messern und Fäusten herum und die Lehrer können sie nicht mehr bändigen! Da waren doch die Lockdowns und die Schulschließungen ganz gut! Die Kinder sind zu Hause vor ihren Laptops gesessen, haben von ihren im Homeoffice werkenden Müttern überwacht, brav ihre Aufgaben gemacht! Die Straßen waren leer! CO2 wurde eingespart! Es hat Ruhe und Ordnung geherrscht, während es jetzt nichts als Ärger und Unruhe gibt! Klimakleber, die auf den Straßen sitzen und den Verkehr lahmlegen! Streikende Menschen vor den Sozialläden, weil sie sich das Essen nicht mehr leisten können, obwohl mit einiger Unterstüzung, die der Bundeskanzler in seinen Armutverhinderungskommisskionen anbietet, alles in wunderschönster Ordnung ist! Die Menschen sind geschützt und gesund! Die Pandemie haben wir durch unsere Maßnahmen hervorrangend in den Griff bekommen und wir haben sogar noch überzählige Impfdosen lagernd, die wir gar nicht brauchen können, obwohl-!“, sagte er jetzt, einen kurzen Moment ratlos wirkend und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

„Obwohl das vielleicht ein Punkt wäre, den Sie in Ihrem Aufarbeitunsprotokollh vermerken können, liebes Fräulein Stögermüller! Die Impffreudigkeit der Bevölkerung läßt nach! Sie will sich einfach, durch die negative Propaganda wahrscheinlich aufgehetzt, nicht mehr freiwillig impfen lassen! Die Impfpflicht, die ich unter uns, für eine hervorragende Initiative hielt, um die Durchimpfungsrate zu erhöhen, ist ja leider durch die Demonstrationen derSchwurbler gescheitert, nicht mehr immunisieren lassen, so daß die vorsorglich bestellten Impfdosen überblieben, was bei der Opposition wieder Widerstand erregte und einige kritische Zeitungsartikel zur Folge hatte, daß sie weggeweorfen werden müßen, was auch nicht gut ist und schlechte Stimmung erzeugen könnte! Dagegen müßte wir etwas machen und in unseren Protokoll vermerken, Fräulein Stögermüller, daß es gut und wichtig wäre, die Impfbereitschaft zu erhöhen und vielleicht wieder eine diesbezügliche Kampagne starten, damit die Bevölkerung gut geschützt, satt und zufrieden nach dem Sommer in den Winter gehen kann und dann vielleicht auch die erhöhten Bezin und Heizungskosten geduldiger hinnimmt! Denn die Gesundheit, da wird mir die Frau Professor zustimmen, ist das Wichtigste! ist die Bevölkerung gut geschützt, wird sie vielleicht auch zufriedener! Die restlichen impfdosen werden ordnungsgemäß verwendet und aufgebraucht! Da kann sich dann kein aufmüpfiger Zeitungsfritze dagegen aufregen und wir haben unsere Pflicht und Schudigkeit getan, wenn Sie das so in ihrem Protokoll vermerken, Fräulein Stögermüller, können wir das dem Bundeskanzler als gewünschtes Resultat weitergeben und wir können essen gehen!Denn ich muß gestehen, geschätzte Kollegen und Kolleginnen, ich bin ein wenig hungrig und mein Magen knurrt! Die anstrengde Sitzung hat mich dazu gemacht! Aber jetzt ist alles geordnet und aufgearbeitet! Wir haben unsere Pflicht getan und alles gut unter Dach und Fach gebracht! Nicht wahr, geschätzte Kollegen, das meinen Sie doch auch!“, wiederholte er nochmals zufrieden. Sah in die Expertenrunde, die zustimmend nickten und schon ihre Unterlagen zusammenklappten und strich sich nochmals über seinen weißen Bart.

2023-05-05

Die Verbesserung von ganz Österreich

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:06
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Jetzt kommt ein kleiner Nachtrag, eine Mißerfolgsmeldung oder auch ein Lückenfüller. Denn die „Schule für Dichtung“ deren Newsletter ich beziehe, seit ich einmal eine diesbezügliche Veranstaltung besucht habe, hat zu Jahresbeginn zu einen Literaturwettbewerb aufgerufen, wo der Siegertext beim Österreich-Schwerpunkt in Leipzig auf der berühmten Schaubühne Lindenfels, wo ich nicht war, weil ich den Preis nicht gewonnen habe, präsentiert werden sollte.

Und obwohl ich mich eigentlich nicht mehr an Ausschreibungen beteilige, früher habe ich das sehr viel und sehr oft getan, habe ich mich hingesetztfr, den Text geschrieben und natürich nicht gewonnen, ganz klar und eindeutig. Weil wahrscheinlich sprachlich nicht gut genug, zu wenig experimentell und das Corona-Thema, kommt auch noch vor und jetzt brauche ich, weil ich inzwischen täglich blogge, einen Artikel, daher liebe Leser und Kritiker wieder ein Textbeispiel, wo ihr mir, wenn ihr wollt, Feedback geben könnt. Ihr könnt meinetwegen auch die Wörter nachzählen, es waren ohnehin nur dreitausend Zeichen erlaubt. Besser wäre es aber, wenn ihr euch auf den Inhalt konzentriert und wir darüber diskutieren können.

Leider habe ich keine Ahnung, wer den Preis gewonnen hat und wieviele Autoren sich daran beteiligten. Die Doris Kloimstein hat es, glaube ich, also voila, das ist mir dazu eingefallen:

„Die Verbesserung von ganz Österreich“

„Österreich muß besser werden, das ist einfach, kurz und bündig, knapp und klar. Ganz Österreich oder zuerst mit einem Viertel, einem Neuntel, etcetera, beginnen, was höchstwahrscheinlich leichter erreichbar ist.

In diesen angstgeschüttelten, manipulativen Zeiten, ist das überhaupt sehr wichtig, ganz einfach, richtig und sehr klar.

Österreich verbessern, aber wie machen wir das? Schöner soll es werden. Das ist klar und gar nicht zu bestreiten. Aber wie oder was? Das weiß der stinknormale Durchschnittsösterreicher, die Durchschnittsösterreicherin, um ordnungsgemäß zu gendern nicht. Das lernen wir nicht in den Schulen. In Zeiten, wie diesen, wo der Literaturunterricht gesundgeschrumpft wurde, sowieso nicht. Orientieren wir uns also an der Literatur und nehmen wir uns ein Beispiel an ihren Helden.

Was haben wir da in Sachen Freundlichkeit? Den großen Thomas Bernhard und sein Herumgeschimpfe natürlich. Denn der ist das große Vorbild der österreichischen Gegenwartsliteratur. Das klingt logisch, damit werde ich bestimmt den großen Preis gewinnen und eine Musterösterreicherin werden.

Also, Österreich ist ein fürchterliches Land. Das Fürchterlichste vom Fürchterlichsten und wenn es erst fürchterlich genug ist, ist die Verbesserung erreicht. Wir haben schon gewonnen und uns über unsere deutsche Geschwister erhoben.

Oder nein, in Zeiten, wie diesen, ist es das Geschimpfe nicht. Zumindest wünscht sich das die Hobbyliteratin. Damit will sie es nicht machen und es geht auch um die Sicherheit.

Österreich wird besser, wenn es sicherer ist und dafür haben wir den Datenschutz und die digitale Überwachungsindustrie. Gesünder muß es ebenfalls werden und deshalb muß die allgemeine Impfpflicht her. Wieder halt und abgebrochen, Hobbydichterin oder bist du eine Schwurblerin? Dann bist du schon disqualifiziert und von allen Diskussionen ausgeschlossen. Also halten wir uns an die Freiheit und die ist eine Tochter der Kunst, hat schon der hehre Friedrich Schiller gesagt. Aufgepasst, eine Tochter hat er geschrieben und kein Sohn. Das ist nur seine Ode, die, die Menschheit zu Brüdern machen will. Also wieder gendergleich und wenn ich eine Ehrenösterreicherin werde, werde ich die Bundeshymne mit den Töchtern singen, weil ich eine solche bin.

Also hoffen wir bezüglich der Österreichverbesserung, daß bei der nächsten Wahl kein Freiheitlicher gewinnt, der Österreich zur Festung macht.

Freiheit schöner Gottesfunke, Töchter des Elysiums und wir feiern freudentrunken all die schöne Verbesserung.

Österreich besser machen, toleranter werden, wieder miteinander reden und nicht nur nach schärferen Gesetzen rufen, sondern auf Eigenverantwortung vertrauen.

Und um den guten alten Oswald Wiener nicht zu vergessen, denken wir am Schluß, als aufrechte EU-Menschen, auch wenn wir in Niederösterreich oder Vorarlberg leben, an Mitteleuropaund machen auch dieses ein bisschen besser.“

2023-03-03

Nach drei Jahren endlich wieder maskenlos Straßenbahn fahren

Kaum zu glauben, jetzt bin ich ziemlich genau drei Jahre nicht mehr mit der Straßenbahn gefahren.

„Verrückt!“, würde wahrscheinlich ein unbefangener Leser, vom Nordpol vielleicht oder vom Mond kommend denken.

„Wie kann das sein?“

So verrückt ist das gar nicht. Denn ich bin auch früher, da vormals aus Sparsamkeitsgründen oder auch, um in der Stadt zu flanierenn und da literarische Eindrücke zu sammel, viel zu Fuß gegangen. Bis zum Zentralfriedhof oder nach Schönbrunn vielleicht.

Das haben wahrscheinlich manche auch für verrückt gehalten. Ist aber wahrscheinlich auch gesund und mein Mittel Sport zu begtreiben, wie das Fensterputzen in der eigenen Praxiswohnungen.

Gesund ist ja das Thema. Im Jahr 2019 bin ich meines Knöchelbruchs wegen eher viel mit den Öffis ,gefahren und im Februar 2020, als ich das auch noch machte, bevor Gerüchte aufgekommen sind, daß man des Virus wegen vielleicht doch nicht in die volle Straßenbahn einsteigen soll, habe ich mich noch gewundert daß der 13 A andere Runden fährt und die UBahn wurde und wird ja immer noch gebaut.

Dann kam der dreizehnte März 2020, glaube ich, der erste Lockdown, als man überhaupt nur mit einer Berechtigung in die Öffis durfte und seither hat die Maskenpflicht ja angehalten, obwohl man ja damals hörte, das ist ein ähnlicher Grippenvirus und die meisten werden gar nichts davon spüren nur die vulnerablen Gruppen, die wir schützen wollen, sind davon betroffen, aber dann wurde man von den Parkbänken weggejagt.

„Bleiben Sie zu Hause!“, war überall zu hören. Die Spielplätze und die öffentlichen Parkanlagen wurden in Wien abgesperrt.

Für ein paar Wochen, wenn es da ein wirklich gefährliches Virus gibt, wo da die Leute auf der Straße umfallen, ist das gerechtfertigt, na klar.

Aber, daß das drei Jahre lang geht, hat wohl damals kein Mensch geglaubt und für einen schlechten Scherz gehalten oder für den falsch Film. Und es kam dann auch zur Lockerung der Maßnahmen und Kanzler Kurz hat das Ende des Tunnels angekündigt, das man mit Maske, Tests und Impfen, wenn es die dann gibt, erreichen wird.

Dann kam der Herbst 2020 und Lockdown zwei bevor im Dezember dann Showgeimpft wurde. Dann wurde gleich das drei G beziehungseise testen testen propagiert, solange man nicht geimpft ist, denn dann ist die Pandemie, für die ein Impfangebot hatten, vorbei.

Das habe ich auch gedacht und bin zu Fuß und nicht viel aus dem Haus gegangen, sondern eigentlich nur auf Demos und auf die Bank, um meine <kontoauszüge abzuholen.

Dann kam der nächste Herbst und der Rücktritt Kurz und Kanzlers Schallenbergs Kampfansage, die Zügel enger zu schnallen, 3G am Arbeitsplatz, Lockdown für Ungeimpfte und die allgemeine Impfpflicht, weil die Schwurbler sich nicht impfen lassen wollten.

Dann kam zum Glck Omikron und das was eigentlich die meisten Hausärzte wußten, daß sich ein Virus hinunter mutiert.

Aber nein, das stimmt nicht, hieß es pötzich und es ist auch falsch, daß man mit seinen Abwehrkräften etwas dagegen ausrichten kann.

Nur die Impfung hilft.

Na klar, wenn man nicht aus dem Haus kommt, keinen Sport betreiben kann, sondern nur mit dem Bier und den Solettis vor dem Fernseher sitzt dann nimmt man zuund da habe ich schon einige Beispiele gesehen und dann gehört man vielleicht auch zu den Risikopatienten, die das Virus leichter trifft. Aber das hat sich dank Omikron ja abgeschwächt, so daß die Maßnahmen im Vorjahr langsam wieder aufgehoben wurden.

Überall nur in Wien natürlich nicht. Denn da scheint es Differenzen zwischen dem Bürgermeister und der Bundesregierung gegeben zu haben, die ja auch einmal den Rücktritt des Stadtrats Hacker gefordert hat, so hat sich der Bürgermeister quergelegt und schon im Sommer 2021 viel strengere Maßnahmen als anderswo gefordert, so daß ich bei den Ö-Tönen hinter dem Absperrzaun gestanden bin.

War mir eigentlich egal, da ich ja nach NÖ ausweichen konnte und so freute ich mich nach Ostern 22„, das ich wieder in die „Alte Schmiede“ und ins Literaturhaus hinkonnte und da bin ich auch früher zu Fuß gegangen.

Kein Problem. Wenn ich da an einen Bus oder einer Straßenbahn vorbeikam und bei einer Station hineinsehen konnte, habe ich ich immer nachgeschaut, wieviele Leute sich an die Regeln hielten und Masken trugen.

Es waren, glaube ich, achtzig Prozent. Na klar, denn wenn man erwischt wurde, mußte man fünfzig Euro Strafe zahlen, obwohl es ja unlogisch war, denn wenn man mit dem Zug von St. Pölten oder woanders nach Wien hereinkam, mußte man an der Stadtgrenze die Maske ausetzen, obwoh der virus sich im Zug ja schon verbreitet hatte, aber wenn man argumentierte, daß das unlogisch war, hieß es, wir müssen uns daran gewöhnen. Also auch im Sommer Maske oder von von Oktober bis Ostern.

Aber Minister Rauch blieb da zum Gück stur und so war alles normal, bis auf Wien und jetzt wurden die Maßnahmen überhaupt schon für beendet erklärt.

Interessant ist zwar, daß die Zahlen im Moment wieder steigen. Aber wir werden mit dem Virus leben müssen. Also gab der Bürgermeister bekannt, ab Ende Februar wird es auch in Wien normal, weil die Verkehrsbetriebe, glaube ich, ablehnten die Maskenpflicht in ihre Hausordnung zu übernehmen.

Also, hurrah, hurrah, wieder Steraßenbahn fahren und damit vielleicht wieder mit den Öffis über die Donau ins Werkl im Goethehof zum Open Mike kommen und mich nicht mehr vom Alfred mit dem Auto dorthin fahren lassen, denn da ist mir der Fußweg zuviel. Die Fahrscheine waren seltsamerweise auch noch gütig und die fünf Tage im November, wo ich je zweimal in den Prater und zur „Buch-Wien“ pillgerte, habe ich ganz ehrlich als sehr anstrengend empfunden.

Also das normale Leben feiern und schauen was sich da in den Öffis ereignet und wo und, wie die Masken fallen. Denn ich habe, daß sich die Leute da immer noch die vielleicht schon Wochen alten weißen Kaffeefilter aufsetzen, am Schluß schon sehr absurd empfunden, weil es eben nicht logisch ist und nur weil es der Bürgermeister sagt, ja noch nicht verhältnismäßig sein müß, was er eigentlich medizinisch begründen sollte.

Also habe ich es am Mittwoch sehr genossen mit der U- Bahn ins Rathaus zu fahren. Habe ich geglaubt und es war auch interessant in der U 4 zu beobachten, daß da die meisten schon maskenlos fuhren und OE24 hatte am Morgen erhoben, ob die Leute überhaupt wussten, daß sie schon ohne fahren dürfen?

Sie wußten es und einige sagten „Ich halte mich noch eine Zeit daran!“

Kein Problem und ich habe auch von meinen Klienten öfter gehört, daß sie sich darüber ärgerten, daß manche Leute so rücksichtslos oder sorglos wären und die Regeln nicht einhielten. Aber die Welt ist verrückt und wir sollen die Spaltung ja überwinden. Dann habe ich die U2 gesucht und bin ein bissen Stiegen hoch und wieder hinuntergelaufen, bis ich kappiert habe, die gibt es seit einem Jahr nicht mehr und gestern bin ich auch am Rückweg von der Pizzeria an der diesbezüglichen Baustelle vorbeigelaufen.

Wenn man sich vor den Virus schützen will, soll und kann man ja Maske tragen, schallt es überall, das ist erlaubt! Vielen Dank für die Eigenverantwortung und richtig, da gibt es auch noch das Vermumungsverbot. Also ganz schön kompliziert und wie mans macht macht mans falsch und am Rückweg vom Rathaus am Mittwoch über den Eistraum zum Ring gegangen und dann mit der Straßenbahn zum Bus gefahren und alles problemlos passiert. Man kann sogar wieder beim Fahrer ein und aussteigen.

Die Pandemie ist also vorbei, hurrah, hurrah. oder vielleicht doch nicht so ganz. Das heißt die Pandemie schon, die soll sogar aufgearbeitet werden, damit die ÖVP nicht befürchten muß, daß die sogenannten Impfverweigerer alle die FPÖ wählen. Eigentlich blöd, daß man in dieses Eck gerät, wenn man die Maßnahmen für übertrieben hielt, was sich jetzt ja als richtig herausstellt.

Da soll es eine Versöhnungskommision geben. Da gibt es auch schon Widerstand. So will sich Minister Rauch, den ich eigentlich für vernünftig halte, dagegen ausgesprochen haben, sich mit den Impfgegner zu versöhnen.

Muß er auch nicht, obwohl er als Minister eigentlich unparteiisch und für alle da sein sein sollte. Wird also nicht viel herauskommen. Die Politiker werden sich an den Experten abputzen und sagen „Wir haben es gut gemeint und es nicht besser gewusst“ und sich ein paar Experten suchen, die dann dafür verantwortlich waren und seit cirka einem Jahr sind wir ja in eine zweite dritte oder vierte neue Angstwelle hineingerutscht.

Zuerst der Krieg und dann die Inflation oder war es umgekehrt? Denn, daß das dreimal wöchentliche Testen, die Corona-Entschädigungen, die Lockdowns und und uns was kosten, ist auch ganz klar und die Meldungen, daß die Mieten, der Strom, das Gas, etcetera unbezahlbar sind. Der Karfiol vier euro kostet, die Butter doppelt soviel, als vorher, etcetera, so daß man man wählen kann, ob man essen oder heizen will, Angst auslösen, ist ganz klar und Angst isst nicht nur die Seele auf, sondert behindert das logische Denken.

Der sogenannte Pöbel hat also Angst und kann nicht mehr logisch denken. Ganz egal, ob er jetzt mit oder ohne Maske Steraßenbahn fährt und dazwischen wird schon das neue Krisenermächtigungsgesetz vorbereitet, wo jederzeit eine Krise ausgerufen, eine Impfpflicht eingeführt und vom Bundesheer kontrolliert werden kann.

Nie wieder, könnte man denken. Das erste Mal sind wir auf die Panikmachen hereingefallen und haben uns das drei Jahre gefallen lassen, obwohl eigentlich bald schon klar war, daß der Kaiser keine Kleider hat. Jetzt müssten wir aufpassen, daß uns das nie wieder passiert. Ich bin diesbezüglich etwas pessimistisch. Aber jetzt die alte Normalität genießen und die Traumatisierungen aufarbeiten, die Schäden aufarbeiten und die Gräben zuschütten.

In meinen Büchern kann man das alles nachlesen und das sollte man auch, höre ich doch allethalben, wie schnell man das Unangenehme vergisst.

2023-01-27

Vorschau auf „In den Wolken leben oder das soziale Kreditsystem“

Wieder ein neues Buch, im vorigen Jahr geschrieben, im neuen erschienen, wo ich ein bißchen nach China gegangen bin oder mir das soziale Kreditsystem und was hier davon zu spüren angesehen habe.

Ein bißchen hat die Wirklichkeit die Geschichte inzwischen schon überholt, weil die Nullcovidstrategie in China inzwischen auch gescheitert ist und das Bild am Cover von der chinesischen Mauer, hat der Alfred, der mir wieder beim Erscheinen geholfen hat, auf einer seiner Reisen geschossen.

Neugierig geworden?

Auf der Website gibts noch eine größere Vorschau zu finden. Die Leseprobe gibts auch im Blog, habe ich eine oder sogar drei Stellen aus dem Buch schon bei der letzten „Poet Night“ und beim „Open Mike“ im „Werkl am Goethehof“ gelesen.

Jetzt habe ich schon viel über das Buch verraten, so daß ich gar nicht so genau weiß, was ich für mein traditionelles Gewinnspiel fragen soll?

Aber machen wir es leicht, für den, der das Buch lesen will oder auch ein bißchen schwerer, denn ich verlinke natürlich auch die Schreibberichte, in denen man ein bisschen den Entstehungsprozeß nachvollziehen kann. Also:

  1. In welcher Konditorei, die in dem B uch auch eine Rolle spielt, ist mir die Idee zu der Steffi Schuster gekommen?
  2. Wie heißt die junge Chinesin, um die sich ein wenig kümmert?
  3. Wen lernt sie in der Konditorei noch kennen und von wem wird sie besucht?

Nach Erscheinen des Buches, was hoffentlich recht bald passiert, löse ich die Gewinnspielfragen auf.

Es wird dann wieder eine Leserunde geben, wo man über das Buch diskutieren kann.

Auf rege Anteilnahme und Feedback werde ich mich freuen und bin diesbezüglich schon sehr gespannt.

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Kein Schreibbericht aber eine meiner drei Johanne Amudsen-Geschichten, zu denen mir die Idee in Kroatien gekommen ist und die dann auch die österreichische Buchpreisliste bespricht und die auch in dem Buch vorkommt. Gibt es auch noch hier.

2022-12-25

Weihnachten bei Jelleweils

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:24
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Und jetzt als kleines Weihnachtsgeschenk eine Kostprobe aus meinem letzten „Nanowrimo“, den ich gerade korrigiere, der sowohl zu Weihnachten spielt und zu Silvester endet.

Aus „Flora Fauns Bürgerberge oder ein Freund kehrt zurück

„Der heilige Abend war herangekommen und Flora suchte im Kasten nach ihrem schwarzen Kleid, das sie lange nicht getragen hatte. Hatte die Nachbarin sie doch eingeladen mit ihr und Jürgen Weihnachten zu feiern.

„Fein!“, hatte Jürgen ausgerufen, der dabei gestanden war.

„Tun Sie das, Frau Faun! Nur keine falsche Bescheidenheit! Denn mit der Mam allein ist es langweilig! Sie denkt an meinen Wundervater! Spielt mir seine CDs vor und verlangt von mir, daß ich „Stille Nacht“ und ein Weihnachtsoratorium hinunterspiele!“

„Du wirst doch unseren Gast ein paar Lieder vortragen?“, hatte Agathe Jelleweil prompt eingeworfen, so daß Flora sie unterbrochen hatte, um sich zu erkundigen, ob sie, wie vorgenommen hatte, vermehrt spiele?

„Dann kann ich vielleicht von Ihrer Kunst etwas hören!“, hatte sie gesagt und die Nachbarin hatte verlegen genickt, während Jürgen vorlaut „Tu das, Mam, damit die Frau Faun hören kann, ob du besser als ich spielst?“

„Sei nicht so frech, Junior!“, hatte Agathe Jelleweil eingeworfen. – Flora hatte ihr Kleid angezogen, stand jetzt im Badezimmer und ordnete ihr Haar. Ein bisschen Lippenstift aufgetragen, etwas Parfum verspritzt und nach den vorbereiteten Geschenken greifen. Für Jürgen hatte sie ein Fußballalbum ausgesucht und für Agathe Jelleweil eine Karte für das Silvesterkonzert im Musikverein. Damit Jürgens Plan sie mit seiner Mutter ins Konzerthaus zu schicken von vornherein gescheitert war. Agathe Jelleweil konnte das Konzert unabhängig davon besuchen, ob Paul Hofbauer, die kleine Leonie oder ihre Mutter Karten schickten? Das war noch ungewiss und es war noch Zeit dazu. War der Silvester doch erst in einer Woche. Jetzt war der heilige Abend und Jürgen, der einen schwarzen Anzug mit einer roten Masche trug, öffnete auch gleich und rief laut „Fein, daß Sie gekommen sind! Dann wird das Weihnachtsfest nicht so öd, wie im letzten Jahr, wo es für uns zwar keinen Lockdown gab, sich mein Vater aber nicht gemeldet hat! Das war zwar zu erwarten, die Mam hat es aber doch getan und mich aufgefordert brav zu üben, damit ich ihn mit meiner Musikdarbietung überraschen kann!“

„Du wirst uns doch heute zu „Stille Nacht“ begleiten?“, fragte Agathe Jelleweil hoffnungsvoll, die ebenfalls ein Festagskleid trug und mit einem Glöckchen in der Hand aus dem Wohnzimmer trat.

„Schön, daß Sie gekommen sind, Frau Faun! Ich freue mich, Sie als Gast zu begrüßen! So daß ich mich für das neuliche Mittagessen revanchieren kann! Es hat, glaube ich, gefruchtet! Jedenfalls bemühe ich mich mich zu bessern! Also werde ich das Lied spielen, wenn der Jürgen nicht will! Wie werden wir es machen? Wollen wir die Kerzen anzünden oder zuerst essen? Es gibt Kabeljau mit Kartoffelsalat! Weihnachtskekse habe ich auch besorgt! „, sagte sie und Flora ergänzte „Ein paar Vanillekipferln habe ich mitgebracht!“, während Jürgen laut ausrief, daß er sich für die Geschenke entscheiden würde.

„Was meinen Sie dazu, Frau Faun? Das wollen Sie sicher auch, daß die Mam uns nicht auf die Folter spannt? Denn dann schmeckt das Essen nicht, wenn man verärgert ist und ich will schon meine Fußballschuhe sehen und herausfinden, ob es wieder eine CD vom Supervater ist, die unterm Christbaum liegt? Davon habe ich schon genug und die interessieren mich nicht so sehr! Machen wir es so und ich verspreche Mam, daß ich „Stille Nacht“ hinunterklimpern werde! Das habe ich für dich geübt! Das ist mein Weihnachtsgeschenk, um dir eine Freude zu machen! Was sagen Sie dazu, Frau Faun? Bin ich nicht ein Supersohn, der seiner Mutter eine Freude macht? Das hätten Sie mir doch geraten?“, rief er wieder vorlaut. Flora gab Agathe Jelleweil das Kuvert, die Schachtel mit den Keksen und Jürgen sein Geschenk.

„Das wollen Sie vielleicht unter den Christbaum legen und ich bin mit allen einverstanden! Freue mich Sie spielen zu hören, da ich es nicht selber praktiziere! Bin aber früher mit meinem Jugendfreund öfter in die Oper gegangen! Jetzt habe ich mich auf das Lesen verlegt und da kann ich eine Weihnachtsgeschichte vortragen!“, sagte sie und Jürgen rief schnell „Aber erst nach dem Essen! Dann machen wir das Kulturprogramm!“

Dann war er in das Wohnzimmer gestürmt, wo neben dem Flügel der Christbaum stand. Agathe Jelleweil läutete mit dem Glöckchen. Dann setzte sie sich an das Klavier, begann „Stille Nacht“ zu spielen und teilte die Geschenke aus, wo wirklich die Fußballschuhe für Jürgen zu finden waren und eine CD von seinem Vater.

„Die habe ich damals im Konzert für dich gekauft!“, sagte sie ein wenig schuldbewußt und bedankte sich bei Flora für das Ticket.

„Aber das soll unser Geheimnis bleiben! Heute sprechen wir nicht darüber!“, sagte sie und zeigte mit der Hand auf ihren Mund, um danach auszurufen „Jetzt gehen wir zu Tisch! Ich hoffe es schmeckt! Ich wünsche guten Appetit! Trinken Sie Bier oder Wein, Frau Nachbarin? Für den Jürgen habe ich Apfelsaft vorbereitet!“

So das war das Schmankerl. Das Weitere kann man dann, wenn das Buch erschienen ist, lesen. Die Ungeduldigen können aber auch im Monat November die jeweiligen Nanoberichte nachlesen und für die anderen gibt es wieder meinen Adventkalender, die „Nika, Weihnachtsfrau“, die im November 2015 auch während des „Nanos“ entstanden ist.

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Fortsetzung folgt und ein Corona-Weihnachtsmärchen, ein Weihnachtsgedicht und Kekse soll es auch noch geben.

2022-12-11

Punschtrinken und elftes Nika-Fenster

Das Punschtrinken hat bei mir ja Tradition. Seit ich einmal bei der „Grünen Erde“ ein Rezept gefunden habe, mache ich mir den selbst und mit der Anna sind wir regelmäßig auf den Spittelberg oder anderswo hingegangen.

Dann ist die Anna nach Harland gezogen und Corona mit den Lockdowns ist auch einmal gekommen. 2020 waren mir mit der Ruth im Dezember am Greben und haben uns dort den Punsch von einem Würstelstand geholt. Dann hat sich das herumgesprochen und man mußte beides getrennt kaufen. Wein oder Tee und dann ein Fläschchen Rum und damit fünfzig Meter weiter weggehen.

Was mir heute besonders skurril erscheint und im Vorjahr gab es ja den Lockdown für Ungeimpfte und Kurzfristbundeskanzler Schallenbergs Wunsch für ungemütliche Weihnachten für diese Personengruppe. Das heißt die Christkindllmärkte waren offen. Man mußte aber um hinein zu kommen, seinen Impfpaß vorweisen und als sich herausstellte, daß man am Karlsplatz auch einen zweiten Punsch für den ungeimpften Freund kaufen konnte, wurde das sehr geahndet.

Ich bin in dieser Zeit einmal auf einer Demo gewesen und da gesehen, daß ich beim Würstelstand am Karlsplatz einen Glühwein bekommen habe, der mir sehr beflügelt hat, aber heuer ist alles anders.

Die Pandemie vorbei oder auch noch nicht so wirklich. Die Chritkindlmärkte aber offen und da hat die Anna gesagt, ich will mit der Lia auf den Karlsplatz, weil man da am Stroh spielen kann. Also ist sie heute zum Mittagessen zu uns gekommen und gestern Samstag hat die Lisa, die einmal auf die Anna aufgepasst hat, den sechsten Geburtstag ihrer Krimibuchhandlung gefeiert. Da gab es Sekt, Brötchen und Kekse. Die Krimiautorin Edith Kneifl war da und ich kann über meine übliche Adventaktionen reflektieren, die sich im Laufe meines Bloggerlebens irgendwie verändert haben.

So gibt es das Adventwandern ja nicht mehr und der „Ohreschmaus“ wird auch zu anderen Zeiten vergeben. Das Punkschtrinken und das Kekseessen gibt es aber auch noch und die Leseauslese und Morgen werde ich mich nochmals auf den Karlsplatz begeben und dort die Iris treffen und ein neues Adventkalenderfenster mit der Nika in dem wir uns in das Jahr 2015 begeben, gibt es auch:

„Freitag 11. Dezember

Am Freitag war wieder Fatma Challaki mit ihrem blauen Kopftuch aufgetaucht, hatte ihr schüchtern zugewinkt und sich neben Hassan Arawani gesetzt. Dort war sie eine Zeitlang geblieben und hatte, soweit Nika es beobachten konnte, nichts getan. Sie hatte nicht die Hand des jungen Irakers, der nach wie vor ausdrucklos vor sich hinstarrte, genommen und gestreichelt, was sie, wie Nika von ihrer Freundin Sandra wußte, als aufrechte Muslima nicht durfte. Sie hatte nicht auf ihn eingeredet, sondern saß nur stumm da, starrte ebenfalls vor sich hin, beziehungsweise das Treiben der weihnachtlich dekorierten Einkaufsstraße an, die sich langsam zu füllen begann und auf den dritten Adventsamstag zustrebte.

„Wow!“, hatte sie am Montag ausgerufen, als sie mit Sandra gekommen war, um mit dem jungen Iraker zu sprechen.

„Ist das schön! Bei uns in Damaskus kennen wir das alles nicht! Feiern wir doch nicht Weihnachten, nur das Fastenbrechen! So schön geschmückte Kaufhäuser gibt es bei uns nicht und auch nicht solche Kostüme!“, hatte sie mit einem Blick auf Nikas roten Anzug gesagt und schnell hinzugefügt, wie um sich vor ihr nicht zu blamieren „Obwohl ich schon von Santa Claus und die amerikanischen Weihnachtsfilme im Fernsehen gesehen habe und uns Professor Schachinger immer „Stille Nacht!“, vorspielte!“

Das gab es jetzt nichts zu hören. Da war die Kaufhaushausleitung streng, wie Widerling Seidler erklärt hatte, als er sich gestern in der Kantine neben sie gesetzt hatte.

„Das gibt es bei uns nicht! Das sparen wir für die Festtage und die Wohnzimmer auf, obwohl man die diesbezüglichen Kassetten natürlich bei uns kaufen kann!“

Dafür spielten sie in dem Kaufhaus „Leise rieselt der Schnee“ und „Jingle bells“.

Ließen diese Kassetten den ganzen Tag laufen und manchmal drang der Ton bis auf die Straße hinaus und war aus den Lautsprechern der benachbarten Geschäften zu hören.

„Lassen Sie sich davon nicht irritieren!“, hatte Widerlich Seidler noch geraten, versucht nach ihrer Hand zu greifen, die sie schnell wegzog und Jessica hatte, als sie das letzte Mal gekommen war, um Max Schröders Einkäufe zu besorgen, auch von Weihnachtsliedern gesprochen. Denn der schien ihr wieder einen Fünfeuroschein gegeben zu haben. Den hatte sie vor ihrer Nase geschwenkt, nachdem sie sich neuerlich aus ihren Sack bedient hatte und hinzugefügt, daß sie sich dafür eine Weihnachts-CD kaufen würde.

„Da kann die Mama nichts dagegen haben, wenn ich in ihrer Abteilung vorbeischaue und ihr zuwinke, denn ich habe einen Einkaufssack in der Hand, werde ihr den Inhalt aber nicht zeigen.

„Denn weißt du, Weihnachtsmannfrau!“, hatte sie gesagt und war für einen Augenblick so rot geworden, wie ihre „Pippi Langstrumpf-Zöpfe“.

„Ich kaufe mir die „Stille Nacht!“

Als sich Nika neugierig erkundigt hatte, warum ihre Mama, das nicht wissen durfte, hatte sie die Achseln gezuckt, vor sich hingegrinst und den Kopf geschttelt.

„Weil sie den Kopf und die Ohren voll hat, von der Weihnachtsmusik, die sie zwei Monate den ganzen Tag lang hören muß, wenn sie ihre Handschuhe verkauft! Dann hat sie genug davon und es gibt bei uns am Vierundzwanzigsten zwar Geschenke, einen Weihnachtsbaum und einen Truthahn, wie sich die Leute in Amerika einen braten! Meine Mama ist da ganz modern! Aber keine Weihnachtsmusik und das finde ich blöd! Ich verstehe zwar, daß ihr das auf die Nerven geht! So kaufe ich mir das Lied von meinem Wichtellohn, spiele es, wenn ich am Samstag allein zu Hause bin und gehe der Mama nicht auf die Nerven, daß ich auf der Mariahilferstraße herumlümmle und dich belästige! Ich muß aber doch dorthin! Onkel Max braucht mich und dann nehme ich das Lied mit, zünde die dritte Adventkerze an und spiele es ihm vor!“, hatte sie gesagt. Nika hatte „Wie romantisch!“, gedacht und war ein wenig gerührt von den Wünschen, der energischen „Pippi Langstrumpf-Wichtelfrau“.

Fatma Challaki und Hassan Arawani waren das nicht und sie hatte trotz des roten Anzugs und der Mütze auch keine Zeit dazu. Denn sie war beschäftigt, war es doch schon Freitag Mittag, die Büros bbegannen sich zu leeren, sowie die Schulklassen und alle stürmten auf die große Straße.

„Hallo!“, hörte sie da auch eine Stimme, die ihr bekannt erschien.

„Ich bin wieder da und habe Sie nicht vergessen! Sie brauchen mich gar nicht so erstaunt anzusehen oder können Sie sich wirklich nicht an mich erinnern?“, fragte Joe Prohaska höhnisch und schaute sie so böse an, daß Nika eine Weile nicht wußte, was sie antworteen sollte?“

Hatte Ruth ihr doch erst gestern wieder erzählt, daß er nicht nachließ, sie mit seinen Wünschen zu verfolgen und jetzt war eine Sozialarbeiterin bei ihr gewesen, die ihr erklärt hatte, wie wichtig für ein Kind der Vater sei und daß sie froh sein solle, daß Joe Prohaska sich als solcher zur Verfügung stellte und nicht, wie andere Männer, einfach verschwand, wenn die Lust befriedigt war und, daß das Gericht Vera höchstwahrscheinlich nicht gestatten würde, Zoe-Philipa zu adoptieren, denn ein Kind braucht Vater und Mutter und nicht zwei Frauen als Bezugspersonen.

„Das ist immer noch der Stand der Wissenschaft, obwohl die Lesben und die Frauenbewegung uns etwas anderes glauben machen möchte!“, hatte sie zu Ruth gesagt und sie offenbar genauso streng angeschaut, wie Joe Prohaska sie jetzt musterte.

„Na, klar!“, antwortete Nika daher genauso unfreundlich, wie sie es bei Widerling Seidler.

„Sie sind der Mann, der sich unbedingt, um Ruths noch nicht geborenes Kind kümmern will! Das haben Sie mir das letzte Mal erzählt! Sie sagten das auch meiner Schwester, die davon nichts wissen will und ich weiß es bereits! Kann Ihnen aber nichts weiterhelfen! Meine Schwester ist nämlich, wie Sie vielleicht schon merken konnten, sehr eigensinnig und wird sich von mir nicht überzeugen lassen! Außerdem habe ich keine Zeit und darf, wenn Sie es wissen wollen, mich mit Ihnen auch nicht unterhalten! Keine Privatgespräche am Arbeitsplatz! Mein Chef ist da sehr streng, hat überall seine Spione, die mich überwachen und ich möchte, da ich eine prekäre Studentin bin, meinen Job nicht verlieren! Seien Sie also so verständnisvoll, das einzusehen! Haben Sie übrigens keine Arbeit, weil Sie am Vormittag auf die Mariahilferstraße kommen können? Aber wenn Sie arbeitslos sind, leben Sie wahrscheinlich von der Grundsicherung und haben gar kein Geld, die Alimente von Zoe-Philipa zu bezahlen, so daß Sie froh sein sollten, daß Ruth darauf verzichtet! Ich an Ihrer Stelle würde ihr dankbar sein und nicht zum Jugendamt laufen, um sie selber einzuklagen!“, sagte sie schärfer, als geplant und dachte schuldbewußt „Uje, uje! Da habe ich wohl über das Ziel hinausgeschossen!“

Er würde beleidigt sein und verschwinden. Aber er schaute nur verblüfft und fing zu lachen an.

„Gut gebrüllt, Weihnachtsfrau! Aber nicht getroffen, weder ins Schwarze, noch ins Weiße! Denn ich bin, wenn Sie es wissen wollen, freiberuflicher Schauspieler und, als solcher offensichtlich so begehrt, daß ich immer amerikanischen Vorbildern meine Synchronstimme leihen kann und auch öfter in Werbefilmen auftrete! Daraus kann und werde ich die Alimente für meine Tochter bezahlen, denn ich bin, auch wenn Sie es mir nicht glauben, sehr pflichtbewußt und drücke mich nicht um meine Verantwortung! Ein Kind braucht Vater und Mutter! Das hat man mir am Jugendamt bestätigt, von dem ich gerade komme! Ich werde meine Alimentationspflichten erfüllen und trotzdem nicht verhungern und wenn Sie jetzt denken sollten, daß Honigwerbung und solche für Markenautos oder Whisky keine künstlerischen Tätigkeiten sind, kann ich Sie etwas Besseres belehren und lade Sie und auch Ihre Schwester gern zu einer Vorstellung ein!“, sagte er und hielt ihr zwei Theaterkarten hin.

„Nächste Woche ist Premiere und es wird „Faust“ gespielt! Ich bin der Heinrich, der die Welt ergründen will und nicht der „Mephistopheles“! Darauf lege ich Wert, obwohl das eine Traumrolle ist! Ich bin aber „Faust“ und das ist eine gute Rolle! Auch wenn ich in einem Kellertheater und noch nicht an der Burg auftrete, wird es für die Alimente reichen, das können Sie Ihrer Schwester ausrichten Und nun nehmen Sie schon die Karten, wenn Sie nicht wollen, daß ich Sie verfolge!“

Nika schultere ihren Sack, um ein Stückchen weiter die Straße hinabzugehen.

„Das würde ich nicht raten, denn ich werde mich bei meinen Chef bescheren, daß Sie mich bei meiner Arbeit hindern und mich belästigen! Der ruft die Polizei und läßt Sie von hier entfernen!“, rief sie drohend. Dann blieb sie vor einem erschrocken dreinschauenden Mädchen stehen und griff in ihren Sack.

„Willst du ein Geschenk von der Weihnachtsfrau? Du mußt dich vor dem Herrn da vorn nicht fürchten! Der ist ein Schauspieler und probt für seinen Auftritt! Aber ich habe etwas Süßes für dich! Was ist dir lieber! Möchtest du ein „Stollwerck“ oder ein „Naps“?“

Und hier, soweit schon vorhanden, das was bisher geschah: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10.

2022-12-03

Das dritte Nika-Türchen

Hier wieder ein Kapitel aus der „Nika-Weihnachtsfrau“, die ich im Rahmen des fünften „Nanowrimos“ im Jahr 2015, dem großen Flüchtlingsjahr geschrieben habe. Die Idee war aber schon früher da und es gibt auch schon ein paar Vorstudien und einen Text, den ich in der damaligen Schreibgruppe geschrieben habe:

„Donnerstag 3. Dezember

Im Adventkalender war diesmal ein metallglänzender Kochtopf mit einem braunen Holzkochlöffel zu bewundern. Das passende Weihnachtsgeschenk für alle Mamis. Damit sie ihren gähnenden Ehemännern und quengelnden Kindern zu Mittag ein gutes Süppchen vorsetzen konnten, bekamen sie diese Gabe mit einem Küsschen unter den Christbaum gelegt. Wo waren die Kaufhausleiter oder die Adventkalendererfinder? Steckten sie noch allesamt im vorigen Jahrhundert? In den Fünfzigerjahren, wo der Krieg verloren, die Stadt wieder aufgebaut und die Mamis mit Stöckelschuhen und Petticoats vor ihren Gasherden standen, dem Papi und den Kindern ein Süppchen rührten, als wäre inzwischen kein halbes Jahrhundert vorbeigezogen, in dem die Frauen durch den Feminismus und das Wirtschaftswunder kurzfristig beruflich erfolgreich waren und heute als prekär beschäftige Praktikantinnen jobbten oder als schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose vom sogenannten Service von einer Scheinfirma in die andere vermittelt wurden? Nika hatte den Glanzkochtopf einen bösen Blick zugeworfen, dann auf die Uhr geschaut und ihre Milchbrotschnitte hastig mit einem Schluck Kaffee hinuntergespült, der so heiß war, daß sie sich daran verbrannte. Sie musste auf die Mariahilferstraße, um als prekär beschäftigte Weihnachtsfrau, ihre Werbezettel verteilen und die lüsteren Blicke von Herrn Widerlich ertragen, der sich nicht erblödete, ihr auf die Straße zu folgen. So hatte er sie gestern mit Harald Schwabeneder in den „Asia-Schnellimbiß“, der schräg gegenüber lag, verschwinden sehen. Was nichts machte, denn es war schon zwölf gewesen. Zeit für ihre Mittagspause. Also die rote Mütze abgenommen, Herrn Widerlich angegrinst und „Ich gehe in die Pause!“, gesagt. Dann war sie ihrem Traummann nicht auf die Hochschwabspitze, sondern zu den asiatischen Nudeln gefolgt. Hatte sich in der vollen Imbißbude eine kleine Portion „Chicken Noodles“ und ein Cola in der Hoffnung, daß ihr Traummann zahlen würde, bestellt und sich vorgenommen, den Kantinengutschein, der in ihrer Hosentasche steckte, später einzulösen. Wenn sie Glück hatte, war er im nächsten Jahr noch gültig und sie konnte im Jänner ein gutes Mittagessen verzehren, wenn ihr Job und der Weihnachtstrubel vorüber waren. Jetzt hatte sie erst einmal den Schrecken verdauen müssen, daß ihr Traummann für den „Standard“ schrieb und sie zu dem Mord in Veras Klo befragen wollte. Dem sogenannten Mord. Denn sie glaubte keine Sekunde, daß Ruth Peter Kronauer ermordet hatte, weil Joe Prohaska, der „One Night-Vater“ ihrer noch nicht geborenen Tochter nicht einsehen wollte, daß sie zwar ein Kind, aber keinen Mann zu ihrem Glück benötigte. Das konnte sie ihrem Traummann, der sich als Reporter entpuppte, nicht gut erklären. So hatte sie nur „Was wollen Sie von mir?“, gefragt und sich mit ihren Stäbchen eine Ladung Nudeln in den Mund geschoben. Hoffentlich war er nicht auch so ein Schmierenschreiber, wie, der von der Gratiszeitung „Heute-Österreich“, die sie auf dem U-Bahnsitz fand, denn die U-Bahn war diesmal pünktlich gekommen.

Offenbar hatte sich kein Drogensüchtiger oder depressiver Flüchtling auf die Schienen geworfen und über den vom Dienstag hatten die Zeitungsfritzen noch immer zu schreiben.

„Asylwerber stürzte sich auf U-Bahnschienen! Geschockter Fahrer musste sich in Psychotherapie begeben!“, stand da zu lesen und am Titelblatt war immer noch der Tote auf Veras Klo zu sehen. Daneben wurde gefragt, wieso es Therapeuten gab, die sich nicht scheuten, vom Steuergeld auch Täter zu behandeln? Kronauers Stieftochter, Andrea H. mit einem Balken vor den Augen, erklärte der Zeitung, daß sie fände, daß ihr Stiefvater besser im Gefängnis statt in einer ambulanten Therapie aufgehoben wäre und sie nun erleichtert sei.

„Denn jetzt kann er mir nichts mehr tun und ich kann endlich wieder schlafen!“

Trotzig hatte sie noch hinzugefügt, daß sie sich nicht schäme, nicht traurig über seinen Tod zu sein.

„Hat ihn die Stieftochter erschlagen?“, hatte Nika Harald Schwabeneder gefragt, der von ihr wissen wollte, ob ihr der Job, als Weihnachtsfrau Spaß mache und wie ihr Verhältnis zu ihrer Schwester sei?

„Sehr gut! Ruth ist eine ausgezeichnete Menschenrechtsaktivitstin und hat sicher nichts dagegen, Tätern eine zweite Chance zu geben! Deshalb glaube ich auch nicht, daß sie den Klienten ihrer Freundin erschlagen hat! Was wollen Sie von mir?“

„Mißverstehen Sie mich nicht!“, hatte er beruhigt und sie mit seinen schönen grauen Augen so intensiv angesehen, daß sie rot und verlegen geworden war.

„Es ist etwas anderes, daß mich zu Ihnen führt und damit wir nicht aneinander vorbeireden, ich bin ein Schulfreund Ihrer Schwester! Ruth hat mich angerufen und mich gebeten, mich dem Fall ein wenig seriöser anzunehmen und nicht alles den Kollegen von „Heute-Östewrreich“ zu überlassen!“

„Ach so!“, hatte sie geantwortet und war wieder rot geworden.

„Ich bin mit ihrer Schwester aufs Gymnasium gegangen. Gemeinsam haben wir maturiert, dann hat sie Jus, ich Publizistik studiert! Ich habe geheiratet, sie sich den Frauen zugewandt und nun ist sie schwanger und hat Schwierigkeiten mit dem Vater ihres Kindes, der nicht einzusehen scheint, daß sie keine Beziehung zu ihm haben will!“

„Was hat das mit Peter Kronauer zu tun?“, hatte Nika wissen wollen und Harald Schwabeneder fragend angesehen.

„Nichts oder sehr viel! Denn wenn sich meine Kollegen damit befassen und das auf ihre Schlagzeilen bringen, könnte es für Ruth beziehungsweise für ihre Freundin unangenehm werden!“, hatte er geantwortet. Das war, wie sie auf Seite drei der Gratiszeitung sah, auch geschehen.

„Psychotherapeutin ist Lesbe!“, stand da nämlich groß geschrieben und ein Bild von Ruth und Vera, die eng aneinandergeschmiegt an einem Sandstrand standen, war auch abgebildet.

„Vera M. und Ruth H. auf Sommer-Honeymoon“, war darunter zu lesen. Weiter wurde erklärt, daß die Menschenrechtsaktivistin, die am Westbahnhof Mäntel für arme Flüchtlinge verteilte und ihr Rechtswissen gratis zur Verfügung stellte, im fünften Monat schwanger sei! Dann war noch ein Bild eines braunhaarigen Schönlings mit Nickelbrille zu sehen, der sich bitter beklagte, von Ruth ausgenützt worden zu sein, die sich zwar mit ihm in seine Wohnung begeben hatte, aber offenbar nur seinen Samen wollte.

„Ist das nicht aus ein Mißbrauch?“, hatte die Zeitung ihre Leser befragt, die Nika weggelegt hatte und ausgestiegen war. War sie doch schon in der Neubaugasse angelangt. Sie musste den Personaleingang nehmen, in ihren Weihnachtsmannanzug schlüpfen, die Mütze aufsetzen und ins Magazineursbüro hetzen, um den Jutesack aufzufüllen.

„Guten Morgen, Frau Magister!“, hörte sie eine vertraute Stimme und sah Klaus Seidlers widerliches Grinsen.

„Fünf vor neun, sehr brav und gestern sind Sie, wie ich mir berichten ließ auch pünktlich von ihrer Mittagspause zurückgekommen! Da haben Sie unser gutes Kantineessen verschmäht! Wie konnten Sie nur? Ich dachte, die Geisteswissenschaftler sind alle arme Schlucker! Offensichtlich stimmt das nicht! Aber ich beschwere mich nicht, denn selbstverständlich haben Sie das Recht, Ihre Mittagspause zu verbringen, wo Sie wollen, vorausgesetzt, Sie sind wieder pünktlich an Ihren Arbeitsplatz! War das Ihr Freund, mit dem ich Sie weggehen gesehen habe?“, wollte er weiter von ihr wissen. Sie schüttelte den Kopf und versuchte ihm nicht allzu unfreundlich zu erklären, daß das eine Sache war, die ihm nichts anging, als ihr Blick auf die Gratiszeitung mit dem Bild von Veras Praxis fiel, die er in der Hand hielt.

„Ist das die Freundin Ihrer Schwester?“, wollte er wissen und zeigte anklagend auf das Foto mit Ruth und Vera.

„Wie kommen Sie darauf?“, fragte sie zurück. Denn er sollte ihr schon erklären, wieso er wußte, daß Ruth H. ihre Schwester war und er scheute sich auch nicht zu antworten, daß ihn die Zeitungsfritzen natürlich angerufen und auf ihr Verhältnis mit den Mordverdächtigen hingewiesen hätten! Gab es keinen Datenschutz? Sie würde Ruth danach fragen und nickte vorerst zu der schleimigen Mitteilung, sie brauche sich keine Sorgen machen, denn das Kaufhaus kenne keine Sippenhaftung! Sie könne natürlich, vorausgesetzt, daß sie weiterhin pünktlich sei, ihre Zettel verteilen.

„Und Ihre Schwester ist wirklich eine Lesbe und bekommt von einem Mann, den sie nur einmal gesehen hat, ein Kind?“, wollte er von ihr wissen, starrte auf ihren roten Mantel, unter dem er ihren Büstenhalter zu suchen schien und erkundigte sich grinsend, ob er sie zum Mittagessen einladen dürfe?

„Dazu komme ich in die Personalkantine, Herr Seidler!“, bemühte sie sich wieder einigermaßen freundlich zu antworten.

„Und nütze meine Gutscheine aus! Der Herr, mit dem Sie mich gesehen haben, war natürlich auch ein Journalist, der das Gleiche von mir wissen wollte und wenn der Platz neben mir frei ist, kann ich Sie nicht hindern, sich daraufzusetzen! Vielen Dank, daß Sie und Ihre Geschäftsleitung so gütig sind, mich nicht mit einem Todesfall in der Praxis der Freundin meiner Schwester in Verbindung zu bringen! Und falls Sie es wissen wollen, ich habe Peter Kronauer mit meinen Weihnachtssack nicht erschlagen und ihm auch kein „Naps“ oder „Stollwerck“ in den Mund gesteckt! Ich habe auch nichts dagegen, daß Triebtäter therapiert werden und jetzt muß ich auf die Straße! Es ist schon zwei nach neun! Die Kinder und die Mamis warten und Sie wissen, daß ich mich anstrengen und pünktlich sein muß, damit ich keinen Schlechtpunkt abbekomme!“

So, das war es im Dezember 2015 wo man den Flüchtlingen noch einigermaßen freundlich gegenüberstand und man in den Öffis auch noch keine Masken tragen mußte.

Der Romananfang ist hier zu finden 1 2.

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