Literaturgefluester

2010-09-05

Zweimal Volksstimmefest

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:18
Andrea Maria Dusl

Andrea Maria Dusl

Hilde Schmölzer

Hilde Schmölzer

Gestern und heute gab es das 64. Volksstimmefest auf der Jesuitenwiese im Wiener Prater und die linke Wort Lesung zum Thema „Abgeschoben. Rassismusrepublik Österreich“, dazu gibt es ja sehr viel zu sagen, dennoch habe ich mich für die Hochschulpolitik entschieden, da mir der nicht mehr freie Hochschulzugang sehr am Herzen liegt und mich für die „Der Schmerzansichten der Kätzin Morana“ entschieden, obwohl es Arigona Zogaj, wie man in News und Österreich lesen kann, nicht mehr schaffen wird, bis Schulanfang nach Österreich zurückzukommen und diese Woche im Parlament die Anwesenheitspflicht von Asylwerbern beschlossen wurde und sich die Schwarzen mit den Roten nur noch darüber streiten, ob das jetzt so oder Mitarbeitspflicht heißen wird.
Aus Harland zurückgekommen bin ich gestern nach vier in Richtung Siebensternbühne gegangen, die früher Jura-Soyfer-Bühne hieß und habe Hilde Schmölzer getroffen, die mir zuerst sagte, daß ich zu spät sei, um mir anschließend mitzuteilen, daß es wegen einem technischen Gebrechen erst später anfangen wird.

Ruth Aspöck

Ruth Aspöck

Erwin Riess

Erwin Riess

Die Lesung hat dann um halb fünf begonnen, ich hätte als zehnte lesen sollen. Fünfzehn Lesende standen am Programm, aber Petra Ganglbauer, Stephan Eibel-Erzberg und Traude Korosa sind nicht gekommen, so hat Güni Noggler mit einem Gedicht aus seinem neuen Gedichtband, das er Edith West widmete, die ihm dafür das Vorwort geschrieben hat, begonnen und eine Geschichte gelesen, die mit den Worten „So gesehen hat Frau Zogaj noch Glück gehabt“ begann und ein drittes Reich ähnliches Szenario des Jahres 1915 schilderte, in dem man in ein Arbeitslager kommt, wenn man länger als drei Monate arbeitslos ist und zu Hochzeiten die Memoiren der Maria Fekter verteilt werden und Andrea Maria Dusl, die eigentlich erst später lesen sollen, hat einen Text verlesen, in dem behauptet wurde, das alles nicht geschehen wäre, hätte man Franz Hebenstreit nicht 1795 beim Schottentor hingerichtet, dann verschwand sie. Hilde Schmölzer setzte mit einem Text, der die sexistische Seite des Rassismus beleuchtete fort, während Ruth Aspöck eine andere Utopie des friedlichen Zusammenlebens beleuchtete und da plötzlich auch einige andere, die nach mir lesen sollten, lasen, Erwin Riess mit einem Kapitel aus „Herr Groll und der rote Strom“, Grace Marta Latigo aus ihrem Leben in Wien, befürchtete ich schon, daß ich es nicht mehr schaffen würde, vor dem Regen dranzukommen, ich schaffte es aber, so daß ich meine „Schmerzansichten“ als vorvorletzte las, vor mir haben Helmut Rizy sein Dramolette Nummer vier von den vier Zurückgebliebenen, Wolf Goetz Jurjans der
Spitzenkanditat von Margareten aus einem Roman und Manfred Bauer gelesen, nach mir Benjamin Turecek aus einem Theaterstück und Peter Clar, der junge Dichter, den ich vor zwei Jahren beim Volksstimmefest kennenlernte, wieder zwei sprachlich anspruchsvollene Texte zum Thema.

Fritz Widhalm & Ilse Kilic

Fritz Widhalm & Ilse Kilic

Helmut Rizy, Grace Marta Latigo

Helmut Rizy, Grace Marta Latigo

Nachher gab es Kaffee und Kuchen und ein Sigi Maron Konzert auf der Jura-Soyfer-Bühne. Heute waren wir zuerst im Gartenhaus, dann auf der Mostalm Mittagessen, so daß ich durch einen Stau am Gürtel bedingt, noch später auf die Jesuitenwiese gekommen bin und die Lesungen von Eugen Bartmer, Gerald Grassl und Rudi Lasselsberger versäumte. Ich bin gerade zu der von Lale Rodgarkia-Dara zurechtgekommen, die sehr rasant und flott von einer politischen Paranoia gelesen hat, in die man geraten kann, wenn man als halbe Iranerin in Wien lebt, so habe ich es jedenfalls verstanden. Heute waren überhaupt sehr viele Utopien dran, folgte dann Mieze Medusa, die in ihrer Geschichte in Shanghai um wirtschaftliches Asyl ansuchte und in umgekehrter Weise ein ähnliches Szenario schilderte, wie Güni Noggler, dann folgte noch ein Rap auf Wien zur Wiener Wahl.

Eva Jancak

Eva Jancak

Peter Clar, Benjamin Turecek

Peter Clar, Benjamin Turecek

Mechthild Podzeit-Lütjen hat vorher in einem Text von Ernesto Cardinal von einem utopischen Havanna gelesen, in dem alle glücklich sind, weil es keinen Kapitalismus und Neoliberalismus gibt, das habe ich zwar schon anders gehört, es klang aber sehr beeindruckend und Dieter Schrage schilderte die Erlebnisse eines Piefkes mit dem Amtsrat Wopratatsch von der Fremdenpolizei mit dem er über Fußball diskutierte, weil der ihn immer hinbestellte, da seine Aufenthaltserlaubnis nur für drei Monate galt, der ihm aber durchaus Intelligenz beschied, so daß er studierte, Museumsdirektor und auch Österreicher wurde. Trotzdem bestellte man ihm auf das Amt und wollte ihn, als er nicht kam, sogar aus Österreich abschieben.
Marlene Streeuwitz hat aus einem älteren Buch gelesen und dazu gesagt, daß sich seit dem Erscheinen des Buches die Fremdengesetze verändert haben, so daß die Geschichte nicht mehr stimmt und es auch eine Aufgabe des Künstlers ist, darauf zu reagieren, dann kamen Florian Haderer und vier DialektautorInnen vom Morgenschtean, die sehr beeindruckend waren und am Schluß Rolf Schwendter mit einem Gedicht zur Abschiebepolitik.

Publikum

Publikum

Eva Jancak, Rudi Lasselsberger

Eva Jancak, Rudi Lasselsberger

Dann gab es wieder Kaffee und Kuchen und einen Festpass mit dem man sich eine CD, ein alkoholfreies Getränk und einen Ouzo holen konnte, gab es auch und weil Leselustfrust vor kurzem Michael Köhlmeiers Erzählung „Sunsrise“ besprochen hat, habe ich mir dieses Hörbuch ausgesucht.

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