Literaturgefluester

2009-05-07

Kurzurlaub

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:20

Am Montag sind wir für zwei Tage nach Bozen gefahren, da Alfred dort eine Security-Tagung hatte. An Büchern habe ich nur „Sofort verhaften“ und nicht darin gelesen, sowie meine Manuskriptmappe und mein Notizbuch mitgenommen. Um vier sind wir angekommen, um fünf ist Alfred in der Universität verschwunden, ich bin allein herumgestiegen und habe bald herausgekommen, daß es am Abend eine Lesung gibt und zwar hat im Waltherhaus der Zeit-Kolumnist Harald Martenstein aus seinen Büchern „Männer sind wie Pfirsiche“ und „Der Titel ist die halbe Miete“ gelesen, da der Eintritt aber sechs Euro kostete, hatte ich nicht vor hinzugehen, bin aber um acht, als ich schon ins Hotel wollte, am Naturkundemuseum vorbeigekommen und dort wurde gerade eine Mineralienausstellung eröffnet. Zwar war das Buffet schon weg, nur der Sacherkuchen wurde gerade angeschnitten und eine Flasche Rotwein hat sich auch noch gefunden und während ich dem Saxophonspieler lauschte, bin ich daraufgekommen, daß fast ausschließlich Männer anwesend waren.
Am Dienstag bin ich an der Etsch entlang und zu der Ruine hinaufmarschiert, bei der Seilbahnstation habe ich eine alte Dame getroffen, die mir bekannt erschien, sie konnte sich zwar nicht an mich erinnern, ich bin mir aber ziemlich sicher, daß es die Dorothea Merl aus Innbruck war, die ich immer bei den IG-Autoren treffe, danach bin ich zum Schloß Runkelstein marschiert und über die Oswald Promenade zur Stadt zurück. Dazwischen habe ich immer wieder geschrieben, fünf Szenen auf fünf verschiedenen Bänken, die ich noch eintippen muß und bin lang in der Althesia-Buchhandlung gesessen und habe in der Südtiroler Literatur geschmökert. Und zwar in den Romanen von Selma Mahlknecht und Anna Maria Leitgeb und in dem Krimi „Mauss“ von Peter Oberdorfer, alles in der Edition Raetia erschienen.
Ich war schon einmal in Bozen und zwar bin ich 1978 mit meinen Eltern mitgefahren, als sie eine Südtirol Busreise machten, bin vorwiegend in der Pension geblieben, um zu wandern, dann bin ich aber mehrmals nach Bozen gefahren, habe dort in einer Buchhandlung Agatha Christie Krimis entdeckt, gekauft und gleich gelesen und in einer Konditorei eine „Brigitte“ mit einem Artikel über Hertha Kräftner gefunden, die damals niemand kannte.
Am Mittwoch sind wir nach einem guten Frühstück wieder zurückgefahren. Das Stadthotel Citta, in dem wir wohnten, ist, habe ich in den Broschüren vom Touristenverband gelesen, bekannt für seine guten Kuchen und die siebenunddreißig Zeitungen, die dort aufliegen und man trifft sich dort den ganzen Tag, zum Cafe, zum Aperitif, zum Lunch etc. Es gab beim Frühstückskaffee neben Erdbeeren und Obstsalat auch eine gute Kuchenauswahl. Der Sachershop hat sich auch gleich neben dem Hotel befunden, aber das nur nebenbei.
Als wir Montag hingefahren sind, habe ich im Leporello erfahren, daß ich am Abend eine Gerstl-Gedenklesung versäume und gestern Abend habe ich die Lesung von Lidio Mosca Bustamante in der Augustin Schreibwerkstatt versäumt, mußte aber meine Mails aufarbeiten.
Heute bin ich früh aufgestanden, weil ich mich zu so einer kostenlosen Werbefahrt ins Parndorf Outlet Center angemeldet habe und so bin ich in vier Tagen beinahe durch ganz Österreich und jeweils ein Stück darüber gekommen, denn die Werbeveranstaltung hat diesmal in Sopron in einem Gasthaus zwischen dem Mc Donald und dem Tesco stattgefunden. Es ging vier Stunden lang um Q 10 Kapseln, dann kam das kostenlose Pörkölt, zum Kaffee gab es eine Tombola, wo man Reisegutscheine gewann, mit denen man sich gleich für die passende Reise anmelden konnte. Das versprochene ungarische Wurstpaket war eine Stange Extrawurst und das vierundzwanzigteilige Extrageschenk für die Käufer eine Tafel Schokolade. Wie sagte Frau Stephanie im Bus mit gewollt ungarischem Akzent „Na habe ich wieder gelernt, alles ist Schmäh!“, als wir schon ins Outlet Center unterwegs waren, wo wir eineinhalb Stunden einkaufen durften.
Meinen Kritikern wird das wahrscheinlich nicht gefallen, aber ich mag diese Werbefahrten, bieten sie doch Stoff zur Inspiration und ich habe schon ganze Bücher damit ausgeschmückt, so handeln ja sowohl „Die begrenzte Frau“ als auch „Die Reise nach Odessa“ von solchen Werbefahrten.
Zu Hause habe ich ein Buch im Briefkasten gefunden. Fein, das von Kerstin Hensel ist schon da, habe ich gedacht, es war aber „Karl und das zwanzigste Jahrhundert“, das mir Alfred bestellt hat und das sollte ich ja lesen, um herauszubekommen, wie sich Karl Lakner schreibt.
Und noch etwas Trauriges, nämlich die Todesmeldung von Monika Jensen, die am 19. April gestorben ist, die eine alte Freundin von mir war und meinen Weg in die Literatur entscheidend mitverfolgte. Zwar war sie eine meiner ersten Kritikerinnen, sie hat mich aber zu der Lesung im Literatureck der alten Schmiede angemeldet, weil ich mich das noch nicht traute und sie hat mich auch in den Arbeitskreis schreibender Frauen gebracht. Kennengelernt habe ich sie in den Siebzigerjahren im Club logischer Denker, wir haben beide Psychologie studiert, sie war in Analyse bei Erika Danneberg und hat damals in dem schönen Margaretenhof gewohnt. Geheiratet haben wir auch im selben Monat, sie war mehrmals bei meinen Geburtstagsfesten, wo auch ihr Mann Michel gelesen hat. In den letzten Jahren hat sich unser Weg verloren, sie war, glaube ich, schon krank und ist nicht mehr aus dem Haus gegangen, während sie ja früher viel unterwegs war. Ich habe aber beim Osterspaziergang mit Christa Mitaroff über sie gesprochen, die den Margaretenhof vorstellte und die ich bei der Monika kennengelernt habe.

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