Literaturgefluester

2010-09-12

Wieder einmal Dichternacht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 06:26
Elfriede Haslehner

Elfriede Haslehner

Poet Night im Kulturzentrum Siebenstern, die Lesetheaterveranstaltung, die glaube ich, auch ihr Zehnjahresjubeläum feiert, wo man sich von vier Uhr Nachmittag bis zwei Uhr früh am nächsten Morgen zusammensetzt und jeweils neun bis zehn Minuten eigene Texte liest. Entstanden ist diese Idee vermutlich, weil man im Lesetheater die Texte anderer liest, ein Drittel der Mitglieder aber Autoren sind. Ich habe jedes Mal gelesen und finde die Veranstaltung, da ich mich bekanntlich sehr für Literatur in allen ihren Formen interessiere, faszinierend. Frau Haidegger hat im Vorjahr einige provokante Kommentare abgegeben, die ich vorgelesen habe. Man kanns so sehen. Ich finde die bunte Mischung von mehr oder weniger bekannten Autoren, Schauspielern und Nichtprofischreibern, die extra dafür etwas fabrizieren aber sehr interessant. Spezial Guests gibt es auch. Diesmal waren das Antonio Fian, Melamar und Nikolaus Scheibner und einige von den neunundfünfzig Programmpunkten sind auch ausgefallen. So hat Nikolaus Scheibner Gerhard Jaschkes Texte gelesen, Christa Nebenführ, Waltraud Haas, Susanne Schneider, Franz Hütterer waren krank bzw. verhindert.
Rolf Schwendter schreibt einen vorher an, man kann sich eintragen, wann man lesen will. Da ich als Marathonbesucherin immer angebe, daß mir das bis Mitternacht egal ist, komme ich meistens als eine der Ersten dran. Da ist es zwar noch ziemlich leer, ich habe es aber hinter mir und kann mich auf die Texte konzentrieren.
Als ich kurz nach vier eintraf, habe ich Krista Kempinger im Schanigarten sitzen sehen, die auf Waltraud Haas wartete und erzählte, daß sie extra aus dem Weinviertel nach Wien gekommen ist. Krista Kempinger ist eine sehr nette GAV Kollegin, die ich schon lange kenne, sie hat aus ihrem Kindheitsprojekt vorgelesen, das sie gerade schreibt.
Drinnen hat mir Elisabeth Chovanec ihr Lyrikbändchen „Feuerland“ gezeigt, das sie sich bei digitaldruck.at machen ließ und das gestern fertig wurde.
Petra Ganglbauer hat gerade gelesen. Dann kam Renate Gippelhauser, die ich nicht kannte und las mit einem jungen Mann eine Mutter-Sohngeschichte in verteilten Rollen und die Schauspielerin Gerda Kamna bot einen Ausschnitt aus ihren Gebrauchstexten, darunter ein Kinderbuch „Waldis schönster Tag“, wo der Dackel Waldi, die Autoschlüßel versteckt und dadurch die Familie samt der Haushaltshilfe gehörig durcheinanderbringt.
Dann kam schon ich mit meinen Kommentaren, kurz darauf erschien ein junger Mann namens Tom und erzählte, daß er sich sehr für Literatur interessiere, deshalb würde er auch dableiben und gelegentlich ein Bier trinken, was er vielleicht so reichlich tat, daß er die Veranstaltung mit seinen Kommentaren störte, das Buch, das er mir abkaufte und sich widmen ließ, hat er auch liegengelassen.
Als ich den Alfred später fragte, wer ihm am besten gefallen hat, hat er auf Tom getippt. Hermann Schürrer, den Andreas Geistlinger in seinem Texten erwähnte, hat glaube ich, bei Lesungen gerne auch einmal gestört. Das war das nicht ganz so Professionelle. Die GAV-Autoren sind das aber sicher und so hat mich Mechthild Podzeit-Lütjen mit einem ihrer poetischen Texte, den sie zum Tod von Brigitte Schwaiger schrieb, sehr berührt. Mechthild Podzeit-Lütjen greift ihre Themen sehr direkt an, so hat sie vor zwei Jahren über Elfriede Haslehners rote Haare einen Text gelesen und beim Osterspaziergang etwas über den Jandlpark.
Helmut Rizy hat angeschlossen und Auszüge aus einer Erzählung gebracht, die mich auch sehr interessierte. Der Ich-Erzähler besucht ein Grab und erzählt von einem Mann, der eines Tages nicht mehr zum Stammtisch ins Wirtshaus kommt, sondern sich in seine Wohnung zurückzzieht, um bis zu seinem Tod seinen ungelesenen Bücher zu widmen. Über Kellers „Grünen Heinrich“ ist er gestorben und das ist eine Idee, die ich ebenfalls verfolge. Mit Ka Ruhdorfer und Nathan Horowitz wurden englische Texte vorgetragen und Anita Schaub las aus ihrem neuen Roman „Schuldbeulen“ für den sie, wie sie mir erzählte, einen Verlag sucht.
Gabriele Afanasor habe ich nicht gekannt, die elegante ältere Dame, die da auswendig Texte über Männer und Frauenfiguren der griechischen Mythologie deklamierte, war aber sehr beeindruckend, um so mehr, da sie einige Male stecken blieb und nachfragte, wie sie weitermachen soll?
Antonio Fian der Spezial Guest, wie früher Elfriede Gerstl und Gert Jonke, hat von seinen Dramoletten, die ausgesucht, die am besten zu einer Poetennacht passen. Also zwei über Rilke. Wolfgang Schüssel kommt auch in einem vor.

Richard Weihs

Richard Weihs

Richard Weihs hat gesungen und über den Wahlkampf der Grünen erzählt, wo er im sechsten Bezirk Bezirksrat ist, da gibt es im Standard im Kommentar der anderen die „Grußbotschaft eines Basiswapplers“.
Hahnrei Wolf Käfer, der glaube ich, kein GAV-Mitglied, aber ein im Lesetheater bekannter Autor ist, hat sich ebenfalls mit dem Thema Altern auseinander gesetzt.
Die Bruni las aus ihrem neuen Buch eine Geschichte, die ich schon kannte. Elfriede Haslehner Gedichte. Dann kamen Ilse Kilic, Fritz Widhalm, Gerhard Ruiss. Gerhard Ruiss erzählte, daß er seine Wolkenstein-Nachdichtungen, das erste Mal bei einer Poet-Night vorgetragen hat, um auszuprobieren, wie sie ankommen. Und Astrid Wiesenöcker, die ein Sozialstück über „Freibäder“ hatte, das alle zum Lachen brachte, hat einen Erzählband bei der Edition Art Science präsentiert und ihre Bücher, wie ich neben sich aufgelegt.
Beppo Beyerl, der glaube ich, PEN Mitglied ist, las etwas über den Meidlinger Friedhof, bzw. über zwei dort Begrabene, den Schulreformer Otto Glöckl und den Einbrecherkönig Schani Breitwieser.
Um oder vor Mitternacht kam Ruth Aspöck mit ihren Gedichten dran. Ich war sehr müd und habe oft gegähnt, so daß ich, als nach David Czifer eine Pause war, gegangen bin und nun nicht weiß, ob Thomas Northoff, Renate Zuniga und Christian Katt gelesen haben.
Christian Schreibmüller und Christa Mitaroff habe ich aber gesehen und Rolf Schwendters Schlußgedicht versäumt, was sehr schade ist. Werner Grüner, der, wie ich zu den Marathonbesuchern zählt, hat sich noch mit einem Topfenstrudel gestärkt, um bis zum Endphase durchzuhalten und auch einiges Interessantes aus seiner Sammlung vorgetragen.

3 Kommentare »

  1. Ja, das abgekaufte, gewidmete und liegengelassene Buch von Eva Jancak hab ich
    liegen sehen, dort auf dem schmalen Fensterbrett, von wo aus man in den Vortragsraum des Siebenstern hinein spechten kann. Dachte sogar daran, es mitzunehmen. Doch vielleicht hat es ja der Käufer versehentlich vergessen. Ich hab nicht so viel gehört. Tat mir schwer mit dem Zuhören. Auch weil da die Kreuzschmerzen sind und schon allein das Sitzen eminente Aufmerksamkeit erfordert hat. Wie schafft das nur Rolf Schwendter von 4 bis 2 ?
    Ilse Kilic (ein Bekannter, den ich im Siebenstern-beisl nach langen Jahren mal wieder getroffen habe, hat mich ja gefragt, ob Ilse Kilic mit dem türkischen Filmemacher gleichen Nachnamens verwandt sei) hat sich und uns eine eigentlich alte Frage gestellt: Ich weiß nicht, was soll Ich bedeuten. Oder wurde das zweite Ich im Satz klein geschrieben? (Und zuerst hat sie, um genau zu sein, folgende Frage ans Publikum gestellt: Hat jemand eine Lesebrille für mich? Worauf hin meine schmale bifokale Sehhilfe von einem frechen Herrn aus den ersten Reihen ziemlich sofort als mögliche Vortragslesebrille für Ilse Kilic ins Auge gefasst wurde).
    Schade, dass ich das Freibad-Stück nicht mitbekommen habe, denke ich jetzt, wo ich davon lese/höre. Ich sprach mit meinem alten Bekannten und seinen Freunden am Tisch über Splash-Diving, Unterwasser-Rugby und Arschbomben im Sommerbad am Laaerberg.
    Das Thema „Dialekt-Sterben“ wurde von uns kurz angeschnitten. Wir unterhielten uns aber nicht über neue sprachliche Entwicklungen wie zum Beispiel das Weglassen von Artikeln in Sätzen wie: „Hast Du Handy?“
    Um halb zwei war ich k.o.
    Bin dann das erste Mal mit einer U-Bahn um DIE Zeit z´Haus gefahren. War quasi eine Premiere! Die Zwischenbilanz von Günter de Bruyn, meine momentane Lektüre, habe ich noch aufgeschlagen beim Warten auf das Einsteigen und Ankommen, und dadurch überraschte Blicke geerntet. Konzentrieren konnte ich mich aber nicht mehr auf die geschriebenen Worte.
    Schön, dass es die Poet-Night gibt!
    Und pardon für mein derzeitig stark reduziertes Aufnahmevermögen.

    Kommentar von Liesl Elisabeth Steger — 2010-09-12 @ 14:38 | Antworten

  2. Da haben Sie offenbar ohnehin sehr lange ausgehalten. Mir tuts nachher immer leid, wenn ich früher weggehe, in der Situation selbst denke ich, die anderen hören mir ja auch nicht zu. Aber man versäumt etwas und wenn es nur die Erkenntnis ist, non stop dabei gewesen zu sein.
    Schauen wir einmal, ob ich das nächste Woche bei „Rund um die Burg“ schaffe. Kommen Sie da auch?

    Kommentar von jancak — 2010-09-12 @ 15:28 | Antworten

  3. hallo, es ist jetzt fast einen monat später.
    ich konnte auf ihre frage nicht antworten. tauche wieder einmal auf und möchte kurz von meinem gestrigen besuch der lesung von margret kreidl und lucas cejpek berichten. es war am text stand am naschmarkt stand nummer 87. und es war eine premiere, denn margret und lucas haben gemeinsam nicht nur aus dem buch „der geschmack der fremde“, das die beiden herausgegeben haben, gelesen, sondern auch gemeinsam aus „laute paare“ von margret kreidl.
    sie mussten gar nicht laut sprechen, weil sie gut mit sprechtechnik ausgerüstet waren.
    cejpek ist ein tschechischer name und heißt was, unter anderem und im geographischen Sinn: zipferl. und: „das zäpfchen ist gesenkt. der kehlkopf stellt sich tief. das ist im körper. es gibt auch ein echo, das im körper ist. ich singe.“ (aus: gegensätze 4, literarische theorie, margret kreidl -meine stimme und ute wassermann -sitz der stimme)
    liebe grüße
    est

    Kommentar von Elisabeth Steger — 2010-10-05 @ 21:20 | Antworten


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