Literaturgefluester

2010-12-28

Auf den Spuren Mayor Bronsteins

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:41

Oder eigentlich umgekehrt bin ich gestern zu Alfreds alter Freundin Ingrid nach Neuwaldegg hinausgewandert, denn der tat das ja von seiner kalten Dornbacher Wohnung zuerst in seine Polizeidienststelle und dann nach Margareten, um kurz vorm Zerfall der Monarchie, den Mord am Fräulein Feigl aufzuklären und Andreas Pittler, habe ich inzwischen ergooglet, wurde in Wien-Dornbach geboren und ist mit zwei Wochen nach Margareten übersiedelt, wo er seither lebt, daher die Lokalkenntnisse, bei mir ist das sehr ähnlich. In der Wattgasse aufgewachsen, als Studentin zuerst in die Otto Bauergasse gezogen, die früher, glaube ich, Kasernengasse hieß, danach über die Gumpendorferstraße in den fünften Bezirk gekommen und weil uns die Ingrid, mit der und deren israelischen Bekannten, wir das Jahr 2010, am Heiligendreikönigstag sozusagen begonnen haben, zum Jahresende eingeladen hat und ich eine bekannte Spaziergängerin bzw. Stadtflaneurin bin, dadurch bekommt man Inspiration, gesund soll es auch sein und erspart das Fitnessstudio, machte ich es umgekehrt, obwohl die Straßenbahnen fuhren und die Elektrizität funktionierte und schaute mir noch einmal die beleuchteten Christbäume an, einige Frauen hatten sehr glitzernde Mützen. Kalt war es auch, der Schnee aber schon ziemlich weg und soviel ins Kaffeehaus, wie Mayor Bronstein gehe ich nicht, obwohl ich mich sehr für die Geschichte und auch den Beginn des vorigen Jahrhunderts interessiere und noch etwas war anders. Mayor Bronstein hatte noch keine offenen Bücherschränke und, daß die mich sehr interessieren, habe ich schon gestern geschrieben. Da gestern auch viel vom Umtauschen nicht passender Weihnachtsgeschenke die Rede war, habe ich gedacht, schaue ich mir an, ob ich vielleicht Originalverpacktes in Weihnachtspapier finde. So war es nicht, der Bücherschrank in der Zieglergasse aber trotzdem voll und sehr bevölkert und Spurensuchen konnte ich auch. Erkenne ich doch gleich, ob vorher meine Freundin Ruth Aspöck dort war und die Bestände ihrer Edition versorgte. Wems interessiert, Doris Kloimsteins „Kleine Zehen“ habe ich gesehen. Schnell hingehen, vielleichts ist es noch dort, denn das habe ich schon vor Jahren gelesen und eine Rezension für Thalia oder Amadeus geschrieben, die allerdings nicht veröffentlicht wurde.
Es haben auch noch andere ihre zeitgenössischen Buchbestände ausgeräumt, die Parteischule der KPÖ hat sich beispielsweise Gustav Ernsts „Frühling in der Via Condotti“ entledigt, na klar, der neue Gustav Ernst erscheint schon im Februar und ich habe wieder etwas für meine Leseliste. Ludwig Roman Fleischers „Aus der Schule“, Roman aus dem Jahr 1999 gab es auch, da war ich, wenn ich mich nicht irre, bei der Weihnachtspräsentation im Literaturhaus vor elf Jahren.
Dieser Schrank war also belebt, während der andere ziemlich einsam im Schatten des Brunnenmarkts lag und ein paar Elisabeth Gürt Ausgaben anzubieten hatte und ich bin den Brunnenmarkt in Richtung Hernals hununtergewandert. Ob Mayor Bronstein so gegangen ist, weiß ich nicht, meine Mutter ist dagegen am Freitag oft auf den Brunnenmarkt spaziert und hat mich mitgenommen und da haben wir meine Volksschullehrerin, eine strenge ältere Dame mit einem späten Kind, die in der Nähe wohnte, manchmal getroffen und die Hauptschule Geblergasse ist auch nicht weit entfernt. An der bin ich schon sehr lange nicht mehr vorbeigegangen, erinnerte mich also an die Gefühle der Zehn bis Vierzehnjährigen, die am Morgen am Gymnasium vorbei, nur in die Hauptschule mußte und die Akademikerin, die in den Siebzigerjahren unter Kreisky problemlos studieren konnte, dachte gestern wieder einmal nicht sehr freundlich an die ÖVP mit ihrer Gesamtschulphobie, der als Heilmittel gegen schlechten Pisa-Resultate, nichts als ein beschränkter Hochschulzugang und der Satz, die Eltern seien schuld, weil sie zuviel Fernsehen, einfällt. Das betrifft die Nichtfernseherin nicht und lesen kann ich auch. So ging ich durch die Kalvarienberggasse, wo es, als ich in die Hauptschule ging, den Christkindlmarkt gab. Beim Zehnerwagen bin ich in den 43 eingestiegen, um nicht zu spät zur Ingrid zu kommen, in einen modernen Großraumwagen und habe an die alten Straßenbahnwaggons gedacht, an die ich mich noch erinnern kann. Die, die zu Zeiten Mayor Bronsteins fuhren, werden noch anders ausgesehen haben.
Die Ingrid wohnt zwischen dem Gemeindebau in der Wattgasse und dem Gartenhäuschen am Almweg,so daß ich die Gegend von meinen Kindertagen kenne und auch früher oft gegangen bin, ist Vegetarierin und TCM-Medizinerin, die von ihrem Vorruhestand erzählte. Ich erzählte ihrem israelischen Freund vom dritten Roman meiner Weihnachtsbuchempfehliung nämlich Doron Rabinovicis „Andernorts“ und von David Grossmann, der heuer in Frankfurt deutscher Friedenspreisträger wurde. Es gab sehr viel zu essen und schöne leise Musik und nachdem wir zur Gänze mit der Straßenbahn zurückgefahren sind und dabei den 13A versäumten, wollte ich gleich meinen Blogeintrag schreiben, nur leider funktionierte das Internet schon wieder nicht, auch ein Segen, den sich Mayor Bronstein ersparte.
Das elektronische Abrechnen mit der Krankenkassa ging gerade noch und, daß Peter Kreisky, der Sohn Bruno Kreiskys, der am 22. Jänner hundert wird und, wie ich im Radio hörte, von H.C. Strache am FPÖ Parteitag groß gefeiert werden soll, gestorben ist, habe ich auch noch gehört. Peter Kreisky habe ich in den letzten Jahren immer wieder wo getroffen, in der Rahlgasse bei den Elternsprechtagen, auf einer Demo oder in Eva Brenners „Fleischerei“ mit der er befreundet war.
So bin ich wieder ins Einundzwanzigstejahrhundert zurückgegkommen, wo man ganz einfach das Licht und die Heizung aufdrehen kann und nur ein bißchen flucht, wenn das Internet nicht funktioniert und seine Aktivitäten für ein paar Stunden lahm legt. Andreas Pittlers „Chuzpe“ werde ich somit in das noch nicht gelieferte Regal einräumen, es hat, dank Klaudia Zotzmanns Adventkalender, Weihhnachten 2010 bereichert, dann ein paar Stunden und meine nicht-elektronische Abrechnung machen, bevor es wieder aufs Land geht.

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