Literaturgefluester

2011-06-06

Anno Literatur Sonntag

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:00

Als ich Sonntagnachmittag beim Korrigieren auf der Terrasse ein bißchen herumsurfte, bin ich auf Sarah Wipauers Blog gestoßen, den ich seit ein paar Wochen verfolge, daß sie um 20. 30 im Cafe Anno liest und da ich ja am Dienstag und am Mittwoch die Literaturveranstaltungen versäumte und ich ihren Text aus der FM4 Anthologie noch immer nicht gelesen habe, habe ich die Woche mit junger Literatur beschließen könnte.
Im Cafe Anno war ich schon einmal, am 23. 2. bei den TextHobelSpänen, sonst geht der Literatur Sonntag, bei dem schon Mieze Medusa und Emily Walton gelesen haben, eigentlich an mir vorbei und das Cafe Anno ist, glaube ich, die Lesebühne der Literaturzeitschrift Radieschen, die auch an mir vorbei gegangen ist, da es sie noch nicht gegeben haben dürfte, als ich meine Texte regelmäßig herumschickte.
Die 1986 geborene Sarah Wipauer von der nicht ganz klar ist, ob sie sich mit „h“ schreibt oder nicht, beim Klagenfurter Literaturkursportrait steht das „h“, bei der „ALSO“-Ankündigung fehlt es, kenne ich durch Cornelia Travniceks Blog, da sie dort gelegentlich kommentiert und in der „How i fucked Yamal“ – Anthologie einen Text hat. Bei der letzten FM4-Ausschreibung ist sie in die Anthologie gekommen, vor drei Wochen hat sie mir einen Kommentar geschickt und am Abend habe in ihrem Blog gelesen, daß sie zum Klagenfurter Literaturkurs eingeladen wurde. Das interessiert natürlich, das YouTube Video, bei dem sie ihren Text vorstellte, klang auch sehr interessant, wie auch ihr Blog, der viel über das Leben in China berichtet, in dem die Sinologie und Komparatistikstudentin, ein Jahr lebte.
Den zweiten Lesenden, Andi Pianka, kannte ich, wie ich dachte, nicht, habe mir aber ergooglet, daß er ein Poetry Slamer ist.
Also bin ich nach halb neun in der Lerchenfelderstraße 132 eingetroffen, habe aber ein leeres Lesezimmer gefunden, so dachte ich, mache ich einen kurzen Abstecher zum Bücherschrank, am 23. 2. habe ich das ebenso gemacht, weil ich nicht zu früh hinkommen und herumsitzen wollte, als ich dann hingekommen bin, war es bummvoll, ich habe Thomas Wollinger, auch eine Blogbekanntschaft, gleich erkannt und Margit Heumann hat mich auch noch angesprochen.
Bei Sarah Wipauer war ich mir eigentlich sicher, daß sie mich nicht kennen wird, sie ist mir aber nachgelaufen und hat mich angesprochen, was ein schöner Beginn einer Bekanntschaft ist. Im Bücherschrank war dann nichts zu finden und als ich zurückkam, hatte es schon begonnen. So habe ich die Begrüssung Rentsniks, ich nehme an, daß sie es war, versäumt, Andi Pianka hatte gerade mit dem Lesen begonnen. Auf der Straße sagte mir Sarah Wipauer, Andi hätte mich auch erkannt und ich habe mich darüber gewundert, dann ist mir aber eingefallen, daß ein Andi P. regelmäßig bei Cornelia Travnicek kommentiert und sich mit ihr über das literarische Leben austauscht, wo ich immer schon den Nachnamen rätselte, vielleicht ist er auch schon auf das Literaturgeflüster gekommen.
Es waren nicht sehr viele Besucher da. Ich habe nur Christian Schreibmüller gekannt und als offenbar der zehnte Besucher eintraf, unterbrach Andi Pianka die Lesung und sagte, er hätte die Wette gewonnen.
Begonnen hat er mit einem apokalyptischen Text und es war sehr interessant, daß seine Texte sehr politisch und sehr anklagend waren. Sehr religionskritisch und mit vielen Anspielungen und Zitaten, „Arigonas Rehäuglein“ kamen vor und als ich dachte, daß ist aber jetzt ein Plagiat, erwähnte er schon den Karl-Theodor zu Guttenberg mit seiner Dissertation. Ein wahre Wortspringerei durch die Weltgeschichte von Marx zu Jesus, etc. Ein Texter für das Volksstimmefest, aber da gibt es ja diesmal eine reine Frauenlesung, in die „Abgeschoben“-Anthologie hätten seine Texte aber auch sehr gut gepasst, auch zwei persönliche kamen vor, wo es um Ängste und die Kindheit ging, der politische Bezug war aber immer da.
Sarah Wipauers Texte waren dagegen poetischer, ein Gedicht las sie auf chinesisch vor und eines handelte von einer Liebe, einem Serotoninabsturz und dem Nachschauen eines Zugs nach Budapest. Dann kam eine Pause, wo ich mich ein bißchen mit ihr unterhielt und ihr meine Bücher zeigte und wieder interessant, sie sagte mir, daß sie auch an einem Nanowrimo teilgenommen hat, dabei einen Roman begonnen hat, mit dem sie das Autorenstipendium bekommen hat, interessant deshalb, weil das ja unter den Literaten als nicht sehr professionell gilt.
Nach der Pause las sie eine sehr poetische Erzählung über eine Announcenbüro und eine Frau, die darin arbeitet, einem Opa, der in einem Boot ertrinkt und der Enkel ruft ständig in dem Büro an, die Frau fühlt sich verfolgt, erzählt Kollegin Nummer 1 und Nummer 3 davon, verwendet Nagelack und Lippenstifte, das alles mit vielen Wortneuschöpfungen, so nennt sie den Anrufer „Bootperversen“ und hat auch ihre Bezeichnungen für Tage und Orte, der Ort, wo die Sonne aufgeht kommt vor und ihr Verlauf wird auch als nicht richtig beschrieben. Als ich mit Sarah Wipauer darüber sprach, erzählte sie mir, sie hätte ihn in China geschrieben und die Fremdheit hätte sie interessiert.
Es war also eine sehr spannende Lesung, leider habe ich mich von Sarah Wipauer nicht verabschieden können, ich wünsche ihr aber alles Gute für Klagenfurt, vielleicht berichtet sie in ihrem Blog darüber, denn das ist sicher interessant.

4 Kommentare »

  1. ich bin schon fleißig am mimis-bücher-lesen! (soviel zum vorsatz, die angefangenen vier anderen bücher mal fertigzulesen 😉 ) die neugierde hat mitten in der nacht doch überwogen. witzig ist auf jedenfall das under-construction-mise en abyme am cover. und zur H-frage: das passiert so phasenweise und mein argument zur verwirrung ist, dass dann wenigstens die literaturwissenschaftler der zukunft ein bisschen mehr zu recherchieren haben. (im prinzip ist es einfach aus dem problem entstanden, dass man genug oft sagen kann, wie es richtig ist & trotzdem fehler unterlaufen: irgendwann wird man müde. dann sagt man: ist egal, oder nach tageslaune mit/ohne.)

    Kommentar von s. — 2011-06-06 @ 16:35 | Antworten

  2. Ja, das ist sehr schön sich das auszusuchen und die Literaturwissenschaftler rätseln lassen, ich weiß, Cornelia Travnicek hat diese Frage schon einmal gestellt, aber da mir das sehr oft passiert, daß sich meine Leser rühren, wenn ich ein „n“ weglasse oder eine Susanne mit einer Sabine verwechsle, wollte ich daraufhinweisen, daß mir die unterschiedlichen Schreibweisen aufgefallen sind, ansonsten ist es sicher ein Akt der Freiheit sich nicht festlegen zu lassen, man könnte ja auch sagen, in meiner Geburtsurkunde steht es so.
    Ich hoffe „Mimis Bücher“ gefallen und die hatscherten Sätze und die eventuellen Rechtschreibfehler sind nur ein Hinweis, es selber besser zu können, noch eine Frage, was ist ein „under-construction-mise en abyme“?
    Ich habe mir den Umschlag einfach ausgedruckt und ihn über ein anderers Buch gestülpt, sieht man zwar, wie meine Tochter kritisch anmerkte, eine andere Idee wäre gewesen, mir von einem Down-Betroffenen den Umschlag zeichnen zu lassen, war mir aber zu umständlich

    Kommentar von Eva Jancak — 2011-06-06 @ 17:56 | Antworten

  3. mimis bücher haben mir gestern wieder eine stunde schlaf geraubt, aber ich musste es fertiglesen. es war also spannend und unterhaltsam! rechtschreibfehler hab ich gar keine gefunden, irgendwo ist mir ein beistrich aufgefallen, glaube ich. die auflösung der handlungsstränge scheint irgendwie so unvermeidlich, ein wenig ist es schade, dass es so kommt, wie es kommen muss – wobei die sandra&kathi-verbindung wie ein bonus wirkt, erwarten tut man es doch nicht. die handlung ist aber schön sauber gearbeitet, die menschen von außen auch… die innenansicht hab ich schon vermisst… gerade bei mimi wär es wirklich interessant gewesen, abseits von dem, was man durch die begegnung im buch von ihr erfährt. ach & „die hundert Stofftiere, die Mimi auf ihrem (* ui, da hab ich doch jetzt glatt einen fehler gefunden, aber erst beim zweiten mal lesen) Bett stapelte, könnten sie überlegen lassen, ob das zu einer fünfundzwanzigjährigen Schriftstellerin passt“ haben sich aus identifikationsgründen bei mir festgehakt, das vorurteil möchte ich nämlich hiermit entkräften, das ist schon okay so, mit den stofftieren (wobei es sich ja hier doch eher um nur ein tier und sonst um eine erdbeere und einen brokkoli mit gesicht handelt) 😉 – besonders gefallen haben mir auch mimis direkte reden, die wirken schön lebendig und echt.

    „under-construction- mise en abyme“, weil das cover ja eigentlich sowas sein sollte (http://de.wikipedia.org/wiki/Mise_en_abyme), aber man merkt, dass es nur der versuch eines solchen ist. (mit bildbearbeitungsprogrammen, vielleicht auch simpleren, könnte man das glaube ich, auch irgendwie zusammenbasteln) – aber vielleicht liegt der reiz des covers gerade darin, dass es kein fertiges mise en abyme ist.

    Kommentar von s. — 2011-06-07 @ 22:48 | Antworten

  4. Es ist ja auch eine besondere Schriftstellerin und die Tiere befinden sich, glaub ich, im Kinderzimmer in der elterlichen Wohnung.
    Vielen Dank für den Rückmeldung und die schlaflosen Lesestunden, mal sehen, ob mir das mit Innensicht noch mal gelingt, bei der Szeme mit der Ergotherapeutin und dem Malen hätte ich aber gedacht, daß das getroffen ist, zumindest ist das meine Vorstellung darüber.
    Viel Spaß bei Menasse, Schoch, Setz und XU und natürlich auch in Klagenfurt, ich werde das ja im Internet verfolgen und meinen Senf dazu abgeben und bin auch gespannt, wie Sie es erleben.
    Und wenn Sie nichts dagegen haben, schnorre ich Sie einmal um einen Buchrückentext an

    Kommentar von jancak — 2011-06-07 @ 23:54 | Antworten


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