Literaturgefluester

2011-10-27

Am Literaturschiff

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:31



Am Montag gab es im Morgenjournal einen Bericht über die MS-Stadt Wien und dem „Literature in Flux“-Projekt „A literary Journey along the Danube, from Ruse to Vienna“. Kristina Pfoser berichtete von dem Literaturschiff, daß am dreiundzwanzigsten September in Bulgarien aufgebrochen ist und über Rumänien, Serbien, Kroatien, Ungarn, Slowakei am sechsundzwanzigsten Oktober in Wien ankam und in der heurigen Literatur im Herbst- Veranstaltung ihren Abschluß findet.
Mit einer speziellen Bordkarte, die die Alte Schmiede ihrem September-Programm beilegte, konnte man die letzte Station mitfahren und einen Tag ein schwimmendes Literaturhaus live erleben. So bin ich mit dem Alfred früh aufgestanden, daß wir am acht am Schwedenplatz in einen Bus einsteigen und um zehn in Bratislava mit dem Schiff ablegen konnten.


Zweiundsechzig Autoren haben in diesem Monat, glaube ich, auf dem Schiff gelesen, einige sind die ganze Zeit mitgefahren und ich denke, es ist eine tolle Idee, die osteuropäische Literatur noch ein bißchen bekannter zu machen und sich mit Gedichten, Romanen, Erzählungen etc mit der Donau zu beschäftigen.
Ganz so neu ist diese Idee zwar nicht und auf der anderen Seite, nämlich von Wien nach Bamberg, hat sie Ruth Aspöck schon 2007 aufgegriffen und ist mit dem Rad diese Strecke in drei Wochen abgefahren, wo es jeden Tag ein einem Ort eine Lesung aus einem in ihrem Verlag entstandenen Buch gab. Wir sind von Ybbs bis Regensburg mitgefahren und ich habe in Vilshofen, die „Donaugeschichtenbücher“ vorgestellt und während dieser Radkarawane ist uns auch die Idee gekommen, vielleicht im nächsten Jahr in die andere Richtung zu fahren.


Das wurde zumindestens mit dem Rad nicht verwirklicht, Ruth ist die Strecke mit dem Schiff inzwischen, glaube ich, auf den Spuren Grillparzers nachgefahren und ich habe in „Und trotzdem“ meine Helga Schwarz nach dem sie ihre Krebsdiagnose bekommen hat, mit dem Rad die Donau bis ans Schwarze Meer hinunter fahren lassen.
Jetzt haben das die Autoren getan und sich in Lesungen und Symposien mit der Donauliteratur und ihrer Geschichte beschäftigt und es gab auf der MS Stadt Wien auch ein dichtes Lesungsprogramm und ich habe einige Bekannte getroffen, die ich gleich auf mein literarisches Geburtstagsfest eingeladen habe oder die Einladung wiederholte.
Die erste Stunde von zehn bis elf verbrachten wir mit Kaffee trinken und auf dem Deck beim Betrachten der Landschaft, dann ging es in das sogenannten Cafe der Literaturzeitschriften, denn da gab es einen Raum mit einem Tisch voll Literaturzeitschriften, die man sich zur freien Entnahme aussuchen konnte, eine eigene Tragtasche mit dem „Literatur in Flux“-Aufdruck gab es auch. Es wurde das Projekt „visegradliterature.net“ vorgestellt, wo ungarische Gedichte in verschiedenen Sprachen übersetzt wurden. Im zweiten Veranstaltungsraum sollte um halb zwölf unter dem Titel „Graue Donau, schwarzes Meer“ ein Gespräch mit Dana Grigorcea, Erwin Riess und Erich Klein stattfinden, da aber alle drei nicht erschienen sind, moderierte Walter Famler allein, las ein Stück aus Dana Grigorceas Donauroman vor und erzählte, daß die Autorin nicht auf das Schiff zurückgekommen ist, bei der vorigen Veranstaltung wurde von einer slowakischen Autorin erzählt, die in Bratislava dem Schiff nagewunken hätte und deshalb ihr Gedicht nicht lesen könne und Dana Gricorcea, die auch am Abend am Programm stand, sollte dann erzählen, daß sie von ihrer Besichtigungstour durch Bratislava ein bißchen zu spät zurückkam und auf sich aufmerksam machen wollte, die Autoren winkten aber ahnungslos zurück. Noch war es aber nicht soweit, erst passierten wir die österreichische Grenze und kamen wir an dem berühmten Felsen vorbei, den alle fotografieren wollten.

Während des Mittagessen im Restaurant und auch sonst ein paarmal spielte die Tschuschenkapelle. Am Nachmittag ging es weiter mit verschiedenen Lesungen. Spannend so viele Donauromane vorgestellt zu bekommen. Der Slowake Michal Hvorecky hat einen besonders interessanten geschrieben, wo die Amerikaner offenbar die Donau beherrschen und Luxuspensionisten dort Kreuzfahrten machen lassen, während das Personal so stark evaluiert wird, daß es nur mehr „Haben Sie einen excellenten Ausflug gemacht?“, sagen kann. Excellent war auch das Erleben der Einfahrt durch die Schleuse und die Ankunft am Brigittenauer Sporn. Das war um sechs und und sieben gab es die Abschlußveranstaltung mit Erwin Riess und seinen „Groll und der rote Strom“ und dem Roman, der in der Schweiz lebenden Dana Grigocea, die inzwischen mit dem Zug nach Wien gefahren ist. Die Veranstaltung war öffentlich, das heißt man konnte auf das Schiff kommen und zuhören, ohne mitgefahren zu sein, was einige auch taten.
Anschließend gab es eine Diskussion, wo Walter Famler auf die gesellschaftskritischen Ansprüche der Autoren Bezug nahm und Erwin Riess, der aus dem Roman schon beim vorletzten Volksstimmefest gelesen hat, betonte, daß für ihn Haltung und Stellung beziehen wichtig ist.
Danach konnte man noch ein bißchen auf dem Schiff bleiben und Walter Famler lud zu den Folgeveranstaltungen ein. Geht es ja am Donnerstag in der Alten Schmiede mit der Uraufführung von Laszlo Vegels „What Is Yugolslawia?“, der auch auf dem Schiff gelesen hat, weiter und am Freitag mit der Eröffnung der „Literatur im Herbst“ im Odeon-Theater, wo einige der Autoren wieder lesen werden.

3 Kommentare »

  1. Hallo, liebe Donaufreunde und -freundinnen!
    Ich hatte zu viel um die Ohren, um an diesem spannenden Projekt mitzumachen. Einerseits freut es mich, dass die Donau (endlich wieder) auch als kultur- und literaturübergreifendes Projekt gesehen wird – nicht nur seit Hubert von Goisern auf die europäische Kulturhauptstadt Linz aufmerksam gemacht hat, sondern genauso gerne lese ich die Glossen von Erwin Riess, den ich und der mich Jahrzehnte lang kennt. Doch „erfunden“ habe ich das Thema Donau und Literatur mit meiner Verlagsgründung „Edition die Donau hinunter“ im Jahr 1992, ein Verlag, der mit mir in Pension gegangen ist. Dennoch hätte ich mich gefreut, bei dieser Sache mit eingebunden worden zu sein – aber es war eben nicht. Pioniere und Pionierinnen werden nie wirklich geschätzt.
    Wer an mir als Autorin Interesse hat: meine homepage ist: http://www.donauliteratur.at

    Kommentar von Ruth — 2011-10-27 @ 19:57 | Antworten

  2. P.S.: Danke, liebe Eva, dass du mich nichtz vergisst, was meine Donauliebe betrifft.
    Ruth

    Kommentar von Ruth — 2011-10-27 @ 19:58 | Antworten

  3. Ja, wir sind auch die Donau hinaufgeradelt und deine Karawane der Dichter war eine Superidee, wenn wir mit unseren grünen Wimpeln auch nur eine kleine Gruppe waren, hatten wir doch wunderbares Wetter und es war schön durch die österreichische und deutsche Landschaft zu radeln, obwohl Rumänien, Bulgarien, Serbien, Ungarn, Slowakei auf dem Schiff oder auch auf dem Rad natürlich viel „exotischer“ ist und die Literatur dieser Nationen kennenzulernen ist auch sehr interessant.
    Ich habe dich gestern übrigens vermißt, wolltest du nicht zur Abendveranstaltung kommen?

    Kommentar von Eva Jancak — 2011-10-27 @ 21:27 | Antworten


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