Literaturgefluester

2011-12-10

Ein mörderisches Wochenende

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:58

Obwohl ich ja nicht wirklich Krimis schreiben will, weil ich keinen Mord erfinden, planen und ausführen lassen will, hat mich das kleine lila bei BoD erschiene Heftchen „Ein mörderisches Wochenende“ von der 1967 in Berlin geborenen Petra Steinke, die Schauspiel, Germanistik, Linguistik und Psychologie studierte und Dozentin an der Volks- und Fachhochschule ist oder war, interessiert, als ich es vor ca einem halben Jahr im offenen Bücherschrank gefunden habe und zum Lesen aufbewahrte, bis ich mit dem Korrigieren „Der Frau auf der Bank“ fertig bin, denn das ist schon so eine Tradition, daß ich mich bevor ich etwas Neues beginne in eine Art „Schreibklausur“ begeben. So habe ich Angela Leinens „Wie man den Bachmannpreis gewinnt“ das vorletzte Mal gelesen und die Skripten von Louise Doughty „Ein Roman in einem Jahr“ habe ich mir für diesen Zweck auch schon mal hervorgeholt und natüŕlich den Klassiker James N. Frey „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, den ich fast auswendig kann. Ein bißchen Theorie und Praxis kann nicht schaden, habe ich mir gedacht, als ich mit dem dreiundsechzig Seiten Büchlein in die Badewanne gestiegen bin und es war auch ein sehr lehrreiches Vergnügen, denn die dreiundsechzig Seiten enthalten sehr viel gestraffte Information.
„Arbeitsbericht über ein Wochenendseminar zum Schreiben von Kriminalromanen“, lautet auch der Untertitel und das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Die ersten neunundzwanzig Seiten befassen sich mit der Theorie, hier wird erklärt, was ein Detektivroman und ein Thriller ist und daß es Zwischenformen gibt.
Interessant der Hinweis von Raymond Chandler, daß man einen Kriminalroman von hinten nach vorne konzipieren muß, um den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten. Also nichts mit einfach Losassoziieren, wie ich es ganz gerne tue. Petra Steinke scheint überhaupt eine Anhängerin der Struktur und des Szene für Szene planens zu sein und gibt auch genaue Anweisungen für den Spannungsbogen, auf welcher Seite Spannung vorkommen soll und wie sich das Ganze steigern muß und empfiehlt für den Anfang drei Spannungsschleifen für einen Roman von hundertfünfzig Seite, da man ja auch die Verlage nicht überfordern soll.
Zuerst erzählt sie aber ein bißchen was über den Detektivroman und führt hier Beispiele vor allem von Agatha Christie an, wieder interessant, daß es hier unbedingt einen Mord geben soll und sie führt auch beliebte Orte von Agatha Christie an, die Insel, das Hotel, das Flugzeug, der Zug etc.
Dann gibt einen Detektiven und ein Opfer und natürlich auch einen Täter ganz klar.
Wer jetzt vor soviel Theorie ein bißchen Bammel bekommt, sei auf den zweiten Teil verwiesen, bzw.auf den sehr spannenden Eingangstext, wo eine Lehrerin mit ihren Skripten auf dem Fahrrad zur Schule fährt und darüber stöhnt, daß sie zu spät kommen wird, denn im zweiten Teil wird es sofort praktisch und zwar haben die Teilnehmer des Wochenendseminars in diesem offenbar einen Roman konzipiert. Der braucht natürlich eine Hauptperson und die muß man kennen, wissen, wie sie heißt, wo sie wohnt, was sie gerne ißt, etc, wie man auch den Ort kennen soll, an dem die Handlung spielt, bzw. die auswählen, die einen vertraut sind.
Die Teilnehmer haben sich für einen Schulroman entschieden und dann die Handlung aufkonzipiert. Es wird in der Schule ein Lehrer ermordet, ein Schüler wird verdächtigt, die Lehrerin glaubt das nicht und bricht in die Wohnung des Toten ein, um wichtige Indizien zufinden. Das wird „Kampfszene“ genannt und es wird auch ein Beispiel gegeben. Köstlich die Lehrerin wird von einem kleinen Hund, der sich dort befindet, angegriffen, den sie dann in eine Schublade steckt.
Ob die Szene von allen oder von jedem eine extra geschrieben wurde, ist nicht ganz klar. Das Programm klingt aber sehr dicht und wenn man das konkrete Schreiben üben will, ist der Besuch eines solches Seminars sicher zu empfehlen und es ist auch bestimmt interessant, sich für einen Krimi eine mögliche Handlung mit Protagonisten, Opfer, Spannungsbogen etc auszudenken und dann Szene für Szene aufzuschreiben.
In dreiundsechzig Seiten bleibt das nur angedeutet, es gibt aber auch Hinweise, wie das Manuskript aussehen soll, daß man dann an die Verlage schickt und den Rat nicht ungeduldig zu werden, wenn es nicht gleich klappt, denn die Lektoren werden ja von Manuskripten überhäuft und vor allem auch viele Hinweise auf Kriminalromane, in die man sich vorher einlesen kann oder soll.
Ermutigend der Hinweis im Einleitungskapitel „Lesen, verstehen, selbst schreiben!“
Das Buch hat auch viel Aufforderungscharakater das zu tun, schade, daß ich nicht so gerne Krimis schreibe, „Tauben füttern“ und „Tod eines Jurymitglieds“, waren ja nicht wirklich solche, aber vielleicht läßt sich für mein nächsten Romanprojekt trotzdem etwas mitnehmen.

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