Literaturgefluester

2014-04-20

Dinge, die wir heute sagten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:21

„Es gibt keine Kneipe in Bresekow. Es gibt überhaupt nichts. Es ist das Zentrum des Nichts, das sich kurz hinter Berlin auftut und bis Rostock nicht aufhört. Ein hässliches Endlein der Welt, über das man besser den Mund hält!“, steht auf der Rückseite von Judith Zanders Debutroman, mit der die 1980 in Anklam geborene, auch so ein Ex-DDR-Dörflein , die beim Bremer-Buchpreis und beim Bachmannpreis gelesen hat, glaube ich, auf der Shortlist des dBp gestanden hat und über das was man nicht sagen kann oder schon sagt, an die fünfhundert Seiten verliert, an denen ich jetzt einige Badewannensessions gelesen habe.
Und es passiert nicht viel in Bresekow Vorpommern, die alte Anna Hanske stirbt und um ihren Tod herum ranken sich die Stimmen, Romy und Ella sprechen, zwei Gymnasiastinnen, die Enkelgeneration, dann gibt es Ingrid, Anna Hanskes Tochter, die mit Mann und Sohn aus Irland zum Begräbnis kommt und der Paul sieht haargenau wie der Beatle aus, für den die schüchterne Romy schwärmt und das ist lange nach der Wende.
In den einzelnenen Stimmen, die die Namen der jeweiligen Protagonisten tragen werden diese Passagen erzählt, in Monologform und dann gibt es noch Chöre und manche Passagen davon sind auch noch in Platt, für Leute außerhalb von Vorpommern wahrscheinlich schwer zu verstehen und so habe ich manche Kapitelauch sehr packend, spannend empfunden, wie die wie die schüchchterne romy zu ihrem Musiklehrer geht, weil sie für ein Referat Muskaufnahmen braucht und man, sie, glaubt, er wird sie jetzt mißbrauchen, nein nichts, er gibt ihr nur ein Buch über die Komponisten des zwanzigsten Jahrhunderts, weil sie über Schönberg referieren will und ein Buch über die Beatles für eine Kollegin oder die Stelle, wo ihre Mutter Sonja, die Jugendclubleiterin im Dorf, Romy ein Tagebuch schenkt und sie aus ihrer vermeintlichten Kontaktlosigkeit herausholen will, an anderen habe ich dann wieder drüber gelesen und die Handlung ist eigentlich banal und in ein paar Sätzen aufzuzählen.
Anna Hanske hat in der Kriegszeit noch den stotternden Peter aufgenommen, ihr Mann und später auch ihre Tochter sind in den Westen gegangen, Ingrid ließ ihr den behinderten Henry zurück, der zuerst von den anderen ausgelacht wird, später eine alte Frau erschlägt und daher in der Psychiatrie untergebracht wird.
Ellas Vater Hartmut, einen Lehrer, gibt es auch und den Pastor Wietmann.
Dann gibts die Elpe, das ist die landwirtschaftliche Genossenschaft, bzw. der Jugendclub und wie schon im Beschreibungstext steht, sonst nicht viel.
Ein wenig scheint das 2010 erschienene Buch auch Sasa Stanisic „Vor dem Fest“ erinnern, die dörfliche Idylle könnte auf jeden Fall ähnlich sein.
Judith Zander, die noch Gedichte geschrieben hat, hat für das Buch auch einen Preis bekommen. Den Gedichtband, habe ich, wie den Roman, vom „Thalia“ 3.99 Abverkaufsstoß und beide Bücher sind auch im März im Foyer des Gohliserschlößchen gelegen, als Judith Zander dort, wahrscheinlich aus ihrem Gedichtband, vor Kerstin Hensel gelesen hat.
Ich habe mir ein bißchen schwer mit dem Buch getan, weil ich nicht sicher bin, ob ich nicht vielleicht etwas überlesen habe, es ist aber sicher sehr sorgfältig gearbeitet, Judith Zander war auch am Leipziger Literaturinstitut und Bücher über die Ex-DDR interessieren mich auch und es ist auch sehr interessant, was eine, die 1989 gerade in der Volksschule war, zwanzig Jahre später darüber zu schreiben weiß.

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