Literaturgefluester

2024-01-13

Der Zahlschein kommt

Filed under: Textbeispiel — jancak @ 00:37
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Erika hatte die Post geholt und sich damit an den Küchentisch gesetzt. Sich eine Tasse Kaffee aufbrühen und die Post aufgemacht.

Da lag neben einigen Werbezettel ein Brief von der OBS, dem ORF-Beitragsservice, vormals GIS, denn da gab es es ja jetzt die Haushaltsgebühr, die jeder zahlen mußte, egal ob er das ORF-Programm konsumierte oder einen Fernseher hatte. Jetzt sollte sie also für etwas zahlen, das sie nicht brauchte und wenn nicht, bekam sie hohe Strafe und konnte dafür sogar ins Gefängnis kommen.

Das waren die Veränderungen der letzten Jahren. Seit der Corona-Pandemie hatte das angefangen, daß von oben diktiert wurde und man keine eigene Meinung und auch keinen Hausverstand haben durfte. Hatte man sich damals auf eine Parkbank gesetzt, konnte die Polizei erscheinen und einen Strafzettel über fünfhundert Euro ausstellen. So war es fast drei Jahre gegangen. Dann waren die Maßnahmen langsam aufgehoben worden und es kam der Angriffskrieg auf die Ukraine. Da konnte man hören, daß man keine eigene Meinung haben durfte, weil man sonst ein Putin-Versteher, ein Schwurbler oder rechtsexem war und das hatten nicht nur einige Freunde, sondern sogar der Bundespräsident und die Neos-Chefin, geäußert.

„Man darf nicht für Russland und gegen die Sanktionen sein!“, hatte der Präsident mit seinem sanften Lächeln gemahnt.

„Denn sonst ist man antidemokratisch und man muß auch wählen gehen!“, etcetera. Dann war die Teuerung gekommen und die Umweltministerin, die angeblich für sich sehr spendabel war und mit ihren Chats durch die Welt reiste, erklärte, daß man den Deckel beim Kochen auf den Topf geben und die Heizung herunterdrehen mußte.

Was war denn das? Sie war doch kein Kind, sondern eine fünfundvierzigjährige Frau, die beim „Billa“ an der Kassa saß und da nur sehr wenig verdiente. Die Miete war schon dreimal erhöht worden, die Energiekosten und natürlich die Waren beim Supermarkt. Da saß sie an der Quelle und bekam den Ärger der Kunden mit.

Sehr wenig verdiente sie und jetzt sollte sie 183 Euro 6o Cent, ihren Jahresbeitrag für nichts bezahlen und das auf einmal, während die, die bisher GIS bezahlt hatten, das weiterhin monatlich tun konnten.

„Verdammt, verdammt und wirklich sehr verrückt!“

Seit der Corona-Krise hatte sich wirklich sehr verändert und es passierten Sachen, die man sich vorher nicht vorstellen hatte könnte.

Jeder Haushalt mußte zahlen. Egal, ob er den ORF konsumierte oder nicht und sie hörte immer, daß das Programm gar nicht so gut war. Es war klar, daß sich in den letzten Jahren etwas verändert hatte. Die Leute hatten die GIS abgemeldet und das Programm gestreamt. Aber da konnte man doch etwas tun und zum Beispiel eine Streamingsperre einführen.

Aber das wollte der ORF nicht, der während der Corona-Zeit sehr sehr einseitig berichtet und die Leute zur Impfung manipulieren wollte und, wie man hörte sich die Manager die größten Gagen auszahlte, während sie schon so bei Null angekommen war und jetzt diese hundertdreiundachtzig Euro zahlen mußte. Sonst wurde sie exekutiert, den Fernseher konnten sie ihr ja nicht nehmen. Aber vielleicht den Laptop und wenn sie nicht zahlte, kam sie ins Gefängnis und verlor vielleicht den Job.

„Verdammt, verdammt und wirklich sehr verrückt!“2“, fluchte Erika vor sich hin und nahm einen Schluck Kaffee, der ihr gar niccht schmeckte. Was sollte sie nur machen?

Zahlen natürlich, damit sich die Manager vielleicht Maßschuhe kaufen durften.konnten. Aber ganz so kampflos würde sie nicht aufgeben. Die hundertdreiundachtzig Euro mußten eingespart werden. Aber wie, was aber was? Wie konnte sie damit die Managerriege treffen, der das wahrscheinlich egal sei würde.

„Sie müßen zahlen, auch wenn Sie murren!“, hatte der Direktor vor einigen Tagen zynisch lächeln gesagt.

Also nie mehr etwas für „Licht ins Dunkel“ spenden. Aber das traf die Falschen. Was konnte sie bei sich einsparen, damit es sich ausging. Denn um Stundung würde sie nicht ansuchen. Nicht betteln und sich erniedrigen. Während die Führungsschicht vielleicht jeden Abend um hundertdreiundachtzig Euro in die Nobellobkale essen gingen.

Also nicht mehr ins Kino und nur mehr das Billigste kaufen. Kartoffel, Reis und Burenwürste und zum McDonald`s gehen. Auch wenn das Kanzlermenü, zum Unwort des Jahres gehen. Aber ein Hamburger mit Pommes frites waren wirklich billig und das konnte sie mitnehmen, wenn sie sich mit einem Plakat „Ich bin gegen die OBS-Gebühr“ vor das ORF-Gebäude stellte.

Ob da die Polizei kommen und sie verhaften würde, wenn sie das tat? Vielleicht bekam sie einen Strafbescheid über fünfhundert Euro und sie konnte sich ein paar Monate nicht satt, sondern nur Kartoffeln und Margarinebrot essen oder mußte die Heizung abdrehen,“ dachte Erika seufzend und trank den Kafffee aus.

„Verdammt, verdammt, man kann gar nicht so viel essen, wie man kotzen möchte!“, dachte Erika wütend und fluchte neuerlich vor sich hin.

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