Literaturgefluester

2014-01-20

In Memoriam Ernst Kostal

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:19
Elisabeth Musitz

Elisabeth Musitz

Ottwald John

Ottwald John

Der am 23. April 2013 verstorbene Ernst Kostal wäre am 20. Jänner siebzig Jahre alt geworden. Kennengelernt habe ich den Germanisten, Philiosophen und Dichter, der sich auch in der Antipsychiatriebewegung sehr einsetzte in der GAV und einige Male, viermal wäre es gewesen, meinte Karin Jahn, während der Gedenklesung im Weinhaus Sittl, bei dem von ihm organisierten „Wahnsinnsymposium“ im Literaturhaus, bei dem auch Peter Campa, Hanno Millesi, Karin Jahn, etc mitmachte und Hilde Langthaler hat einmal ein Hörbuch von einer Veranstaltung herausgebracht, mitgemacht, bis die GAV-Veranstaltung auch der Literaturhausumstrukturierung zum Opfer fiel und am Montagabend gab es die erste Gedenklesung aus seinem Werk, nämlich vorwiegend aus seinem bei „Grasl“ erschienenen Gedichtband „Zeit-Hemisphären“ zu dem Hans Weigel das Vorwort schrieb.
Ich habe gar nicht gewußt, daß Ernst Kostal, der glaube ich, auch bei den von mir organisierten zum „Tag der Freiheit des Wortes-Veranstaltungen“ mitgemacht hat, soviele Gedichte geschrieben hat, habe ich ihn doch hauptsächlich als Theoretiker und Antipsychiatrieaktivist gekannt und ihn auch gelegentlich, wenn ich beispielsweise zum klinischen Mittag gegangen bin, auf dem Weg dorthin getroffen und einmal hat mich Ottwald John, der auch diese Veranstaltung mitorganisierte, bzw. einleiete, gefragt, ob ich etwas von ihm gehört hätte?
Da hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Jetzt habe ich erfahren, daß er die letzten Jahre sehr krank und pflegebedürftig war und über sein Leben habe ich bei der Veranstaltung auch einiges erfahren, was ich noch nicht wußte.
1944 mitten im zweiten Weltkrieg als Sohn einer jüdischen Mutter und eines sich im Krieg befindenen Vaters geboren.

Christoph E. Exler

Christoph E. Exler

Edith Müller

Edith Müller


Ottwald John erzählte etwas, das die schwangere Mutter in einer DDT-Fabrik zwangsverpflichtet gewesen wäre und davon, daß die Mutter und die Großmutter den Kinderwagen bei Bombenalarm in den Luftschutzkeller hinuntergetragen hätten, was ihn, wie er meinte, für sein weiteres Leben geprägt hätte, worauf eine Dame im Publikum energisch widersprach, weil das damals ja alle so erlebt hätten.
Der Vater ist verstorben, als der kleine Ernstl zehn war, der ein guter Schüler war, wie er auch in einem seinem Gedichte beschrieben hat „in meinen jungen Jahren war ich wirklich musterlich“.

Ernst Kostal hat dann Germanistik und Philosophie studiert, weil er das Schreiben lernen wollte, über Paul Celan dissertiert und zu trinken angefangen, weil er die Erfahrung machte, daß er dann weniger schüchtern wäre und sich die Frauen anzusprechen traute.
Vom Alkohol ist er dann nicht mehr wirklich losgekommen, was ihm seine Universitätskarriere kostete, obwohl er schon an seiner Habil geschrieben hat. Psychiatrieerfahrungen kamen dann auch noch dazu. Ich kann mich erinnern, daß ich einmal auf einem Schizophreniekongreß gewesen bin, wo Ernst Kostal referierte, bzw. ein Film über ihn gezeigt wurde.
Nach Ottwald John, kam Elisabeth Musitz, seine Lebenspartnerin, mit der er auch den Sohn Adrian hatte, der vertonte Gedichte vortragen hätte sollen, aber für die Schule lernen mußte, bzw. sich das doch noch nicht so zutraute.

Ottwald John

Ottwald John

An die GAV-GVs, wo Ernst Kostal von seinem gerade geborenen Sohn erzählte, der ihn forderte, kann ich mich auch noch erinnern.
Elisabeth Musitz las auch ein ein Psychiatriemanifest vor und Ottwald John erzählte von Lesungen in dem legendären „Poldis-Galeriecafe“ in der Lerchenfelderstraße.
Dann kam eine Pause, danach zeigte Karin Jahn, das Cover eines anderen vergriffenen Kostal Buches „An der Kreuzung der Augenblicke – Gedichte aus 4 Jahrzehnten“, den „Theodor Kramer Preis“ hat er auch bekommen und höchstwahrscheinlich auch in der Zeitschrift „Kuckucksnest“ publiziert.
Christoph E. Exler folgte mit Texten aus einem anderen vergriffenen Buch und Edith Müller, die auch sehr viel von ihm zu erzählen wußte, las dann wieder aus dem „Grasl-Bändchen“.
Eine sehr interessante Veranstaltung von der ich nicht weiß, ob sie vom „Lesetheater“ veranstaltet wurde, ich habe die Einladung jedenfalls dadurch bekommen und im Pelikanstüberl einige bekannte aber auch unbekannte Gesichter gesehen. Herr Blaha, Batya Horn, Karin Jahn, etc.
Im Internet kann man einige Texte und einige Filme, beziehungsweise Nachrufe finden, um sich an den engagierten Dichter mit Psychiatrieerfahrung zu erinnern, der sehr radikal zu reimen wußte und auch eine sehr direkte Sprache pflegte.
Ottwald John hat noch ein „Hexeneinmaleinsgelesen“ und es wäre natürlich spannend, die vergriffenen Bändchen vielleicht im Bücherschrank zu finden….

3 Kommentare »

  1. Danke Eva Jancak, du hast mit deinem Beitrag die Stimmung bei der Lesung sehr gut geschildert. Sie wurde übrigens vom Wiener Lesetheater veranstaltet,
    organisiert von Christoph Exler und Oswald John.

    Kommentar von Elisabeth Musitz — 2014-02-01 @ 19:07 | Antworten

    • Tut mir leid, ich meinte natürlich Ottwald John.

      Kommentar von Elisabeth Musitz — 2014-02-01 @ 19:08 | Antworten

  2. Danke für den Hinweis, mir haben die bekannten Lesetheatergesichter und auch das Körberl gefehlt

    Kommentar von Eva Jancak — 2014-02-02 @ 09:17 | Antworten


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