Literaturgefluester

2014-12-07

Wenn das Jahr zu Ende geht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:10

„Ein Winter-Weihnachtsbuch zum Lesen, Vorlesen oder Verschenken“, von Gaby Bessen ist das erste Weihnachtslesebuch das ich heuer lese und es sieht, bei „Book on Demand“ erschienen auf dem ersten Blick gar nicht so weihnachtlich aus, ist ja auch der Titel eher allgemein gehalten und das Cover ziert ein paar Bäume vor einem eher Allerheiligenhimmel, es sind aber ohne jeden Zweifel Weihnachtsgeschichten und Gedichte, die in dem Buch enthalten sind, die zum Nachdenken, Schmunzeln, etc anregen und manchmal auch überraschende unerwartete Wendungen nehmen.

Die meisten spielen in Berlin, obwohl die 1954 in Recklinghausen geborene  Englisch und Erdkundelehrerin in Brandenburg lebt und zu schreiben hat sie, glaube ich, während einer Krise oder Krankheit begonnen, denn als Lehrerin ist man ja sehr beschäftigt, wie irgendwo auf ihrer Seite steht und hat für sowas keine Zeit. Sie hat inzwischen aber schon einige Geschichten und Gedichtesammlungen herausgegeben, wie man am Buchrücken lesen kann.

Zu dem Buch bin ich über Judith Grohmann gekommen, hat die ja ihr Buch an einige Blogger verschickt, Gabi Bessen, die unter dem Namen Anna Lena ein „Lesestübchen“ betreibt und ich haben es besprochen und nun habe ich mich durch ihre „Gedichte und Geschichten“ zur Weihnachtszeit gelesen, die mit einem Vorwort im August beginnen, wo das Buch offenbar geschrieben wurde.

Es geht  los mit ein paar Gedichten zu Einstimmung, bevor die erste Geschichte zu einem Krimiautor führt, die ist vielleicht noch nicht so richtig weihnachtlich, denn da stellt einer bei einer Lesung seinen neuesten Krimi vor und lernt dabei eine viel jüngere Frau namens Julia kennen, verläßt seine Frau für sie, um sie dann am Weihnachtsmarkt händchenhaltend mit einer anderen Frau zu erwischen…

Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte und das ist vielleicht auch das besondere an Gaby Bessens Buch, das es sehr geerdet ist, von den Menschen nebenan und ihren Beziehungsgeschichten erzählt und das manchmal auch auf eine sehr ungewöhnliche Art und Weise tut.

Konventioneller wird es wieder, wenn sich ein Student mit einem Mikrophon vor ein Kaufhaus stellt, um die Leute dort zu fragen, was Weihnachten für sie bedeutet?

„Wie bitte, keine Zeit, Streß, etc!“, so ist das wahrscheinlich sowohl in Wien als auch in Berlin und von Weihnachtshassern habe ich auch schon einiges gehört.

Aber auch eine alte Frau, die vieles schon vergessen hat, wird durch den Schnee in ihrem Garten daran erinnert, bzw wundert sie sich darüber, ruft ihre Tochter an, die ihr erklärt das Weihnachten naht, dann sucht sie zuerst in ihren Tagebüchern und erinnert sich, daß einmal vor langer langer Zeit, ihr Mann zu Weihnachten gestorben ist, seither hat sie es nie mehr gefeiert. Jetzt geht sie in den Keller und holt dort die Schachteln mit den Weihnachtsdekorationen heraus, um die Wohnung wieder zu schmücken.

Originell  die Geschichte, wo sich im Second Hand Laden, ein rotgestreifter Rollkragenpullover mit einem schwarzen Sweatshirt unterhält. Er hat ein weihnachtliches Trauma, lag er doch schon einmal verpackt unter einem Christbaum, doch der Frau der er gehören sollte, gefiel er nicht, sie fing zu schreien an und warf ihn weg, so schnappte ihn ein Hund, schleppte ihn in seine Hütte und er kam in eine Mülltüte und zur Altkleidersammlung. Ja, so kann es gehen, nach dem Weihnachtsfest.

Und Leute, die Weihnachten nicht feiern wollen, sondern stattdessen in den Süden verreisen gibt es auch.

Valentina, die Kindergärtnerin, die drei Wochen lang mit ihren Kindern gebacken und gebastet und sich jetzt mit ihrem Freund zerstritten hat, ist eine. Sie packt ihren Koffer, sagt nur ihren Eltern Bescheid und fährt mit dem Taxi zum Flughafen, dort öffnet sich ihr Koffer, die Dessous fallen heraus, der Taxifahrer blickt ihr nach und ein One Night Stand, dessen kleine Tochter sie später am Klo trifft, stellt ihr auch in der Halle nach….

Dann wacht eine junge Frau des Nachts plötzlich auf und erblickt einen nackten Nikolo in ihrem Bett und eine andere begegnet einem Weihnachtshund, der sprechen kann und vorübergehend ein bißchen auf sie aufpasst, damit sie keine Dummheiten macht.

Man kann Weihnachten aber auch in einer Rehaklinik feiern und dabei unerwartete Erlebnisse und Einblicke haben oder darüber nachdenken, wie man vielleicht 2092 Weihnachten feiert, wenn es keinen Schnee, keine Christbäume und auch keine Arbeit mehr gibt.

Spannend spannend die Geschichten, der schreibenden Lehrerin, die uns noch vom kleinen Glück einer Gärtnerin erzählt und dazwischen immer wieder ein Gedicht einschiebt, wo es von den „Zehn kleinen Weihnachtsmännern“ zu den Gänsen geht, die eigentlich auch ganz andere Vorstellungen haben, als zu Weihnachten von den Weihnachtsfeiern oder Weihnachtshassern mit mehr oder weniger Streß gegessen zu werden.

Passend zum zweiten dritten oder vierten Adventwochenende, kann man sich doch die Kerzen  am Kranz dabei entzünden, Punsch kochen, eine Bratwurst dazu essen oder geröstete Mandeln, die es auf Gaby Bessens Adventmärkten gibt und sich in die entsprechende Stimmung bringen lassen, ein Bild mit einem Adventkranz am Cover hätte ich übrigens passender gefunden.

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