Literaturgefluester

2018-02-01

Therapiesitzung im Kino

Erwin Steinhauer, Daniel Glattauer, Aglaia Szyszkowitz, Michael Kreihsl, Christoph Wagner (Cinema Paradiso)

Erwin Steinhauer, Daniel Glattauer, Aglaia Szyszkowitz, Michael Kreihsl, Christoph Wagner (Cinema Paradiso)

Diesmal hat das verlängerte Harland-Wochenende mit einem Besuch im Cinema Paradiso begonnen und die Literatur hat sich, wie ja auch in meinem Leben mit der Psychotherapie vermischt.

Hat mich der Alfred doch schon vor einigen Tagen auf  die Filmpremiere der „Wunderübung“ nach dem Erfolgsstück von Daniel Glattauer aufmerksam gemacht.

„Magst gehen?“, hat er mich gefragt und ich habe zugesagt, obwohl ich  von Daniel Glattauers Erfolgstück keine Ahnung hatte und zuerst auch dachte, daß es eine Lesung wäre.

Ich bin ja kein besonderer Glattauer Experte. Habe aber „Gut gegen Nordwind“,   gelesen, sowie den „Weihnachtshund“ und von der Anna einmal zu Weihnachten das Hörbuch von „Geschenkt“ geschenkt bekommen.

Es ist dann auch noch meine sechs Uhr Stunde ausgefallen, so daß es sich bequem ausgegangen ist und wir auch noch zuerst nach Harland fahren und die Anna abholen konnten, die mitgegangen ist.

Wie geschrieben, keine Ahnung von dem Stück und keine, daß ich nach meinen heutigen  Stunden noch eine extra Therapiesitzung erleben werde. Obwohl da handelte es sich, um eine Paartherapie und habe von systemischer Familientherapie auch nicht viel Ahnung, obwohl ich einmal zwei diesbezügliche Grundseminare machte.

Und dann kam ich gleich in eine solche, denn der ganze Film stellte eine dar. Das heißt, zuerst sieht man ein Paar, sich gegenseitig giftige Blicke zuwerfen, dann mit der U-Bahn fahren und dann getrennt die therapeutische Praxis aufsuchen. Die Frau nimmt die Stiegen, der Mann den Lift. Der Therapeut war Erwin Steinhauer mit Bärtchen und die Therapiesitzung hatte eine Pause. Bis dahin zerstritt das Paar sich nur, absolvierte zwar die therapeutischen Übungen, wo es sich spüren und  die gegenseitigen Ziele vereinbaren sollte.

Nach der Pause kam es dann zu einer Wendung. Der Therapeut bekam ein SMS, wirkte zerstört, trank dann fast eine Flasche Whisky oder Cognac und gestand der fragenden Frau, seine Frau hätte ihn verlassen.

Die Leute im Publikum lachten wieder an Stellen, die so überhaupt nicht lustig waren, das zu therapierende Paar verließ nicht einsichtsvoll die Praxis, sondern begann den Therapeuten auszufragen und sich im Laufe der Sitzung zu versöhnen und die Faustübung, die zu Beginn so gar nicht klappte, mit Bravour zu absolvieren.

Zwei Deutungen habe ich mir während des Schauens gedacht, entweder die Pointe ist die Schwäche des Therapeuten  oder er hat sie bewußt eingeplant?

So war es dann auch „Wieder einmal paradoxe Intevention!“, sagte er am Telefon zu seiner Annika, nach dem das Paar versöhnt die Praxis verlassen hatte. Er hat allerdings vorher auf sein Honorar verzichtet und den Cognac auch dem Mann angeboten und der wäre, wenn er zum Therapieplan gehört hätte, nicht echt gewesen.

Ein paar andere interessanten Pointen, um den  Menschen im Therapeuten zu zeigen, hat es auch noch gegeben. So ißt er während seine Klienten üben schnell ein Joghurt und patzt sich damit an und am Schluß beginnt er sich mit seiner Frau zu streiten und mit ihr herumzukeppeln.

Nachher gab es eine Diskussion mit den Hauptdarstellern, wo Daniel Glattauer erzählte, daß er bevor er zum Schriftsteller wurde, eine Ausbildung zum Sozialberater machte und da diesbezügliche Seminare absolvierte und einen Umtrunk mit Bier und Saft gesponsert von der Firma Ottakringer gab es auch und interessante News zu Daniel Glattauers Schaffen.

So wurde zufälligerweise gerade „Geschenkt“ in St. Pölten verfilmt. Deshalb gibts vielleicht noch die Weihnachtsbeleuchtung auf den Straßen und „Gut gegen Nordwind“, soll das, wie der Autor erklärte, auch werden.

Wir haben die Ingrid und den Herbert von Alfreds Wandergruppe getroffen und für die nächste Filmpremiere mit Josef Hader haben wir schon Karten gekauft.

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