Literaturgefluester

2023-10-26

Muna oder die Hälfte des Lebens

Jetzt kommt schon oder erst Buch sieben des dBp und das erste Shortlistbuch.

„Muna oder die Hälfte de Lebens“, der 1971 geborenen Terezia Mora, die schon 2013 mit dem „Ungeheuer“, den dBp gewonnen hat.

„Den einzigen Mann auf den Kontinent“ ehabe ich glesen und jetzt das zweite der vier DDR-Bücher, die heuer auf der Longlist standen und es ist ein sehr beeindruckendes Buch. Vierhunderfünfzig Seiten dick, ich habe es als PDF gelesen. Ein Lieblingsbuch von Denis Scheck, andere Rezensenten waren gespalten und beschrieben die Muna als unzuverläßige Erzählerin.

Wir sind, habe ich gehört, habe ich in den Rezensionen gelesen, immer im Kopf der Erzählerin, was ich nicht ganz verstanden habe, denn ich fand die Ich-Persepektive nicht für so ungewöhnlich. Die durchgestrichenen Stellen störten mich dagegen.

“ Was soll das?“, denke ich, das scheint aber jetzt modern zu sein und wird auch hochgelobt.

Da ist also Muna, wie ihre Autorin, 1971 geboren. Also ist sie beim Fall der Mauer achtzehn. Se lebt mit ihrer Mutter, einer Schauspielerin, in einer fiktiven Kleinstadt der DDR und zu Beginn des Buches wird die alkoholkranke Mutter ins Spital gebracht. Muna muß also allein ihr Abitur machen. Sie beginnt bei einem Verlag zu jobben und lernt da Magnus kennen, einen Französischlehrer und Fotografen in dem sie sich maßlos verliebt. Eine toxische Beziehung, lese ich allethalben und das scheint auch die Sensation an dem Buch zu sein, was ich eigentlich gar nicht so ungewöhnlich fand, habe ich doch sehr ähnliche Klienten. Es kommt zu einer Nacht, dann verschwindet Magnus nach Rumänien, wie er sagt, kommt aber, weil die Grenzen jetzt offen sind, nicht mehr zurück.

Muna sucht ihn lang, zieht nach Berlin, beginnt Literaturwissenschaft zu studieren, geht später nach London und dann nach Wien, wo sie in verschiedenen akademischen Bereichen prekär tätig ist. Sieben Jahre später und in Zürich trifft sie Magnus wieder. Sie ziehen zusammen. Sie rennt ihm nach. Sie will ein Kind, er nicht und es kommt immer öfter zu gewalttätigen Situationen. Er schlägt und mißhandelt sie und verlässt sie schließlich.

Da wohnen beide in Bern. Sie dreht durch, macht dann doch ihr Studium fertig und beginnt wieder prekär und unterbezahlt in Verlagen, später in einer Buchhandlung zu arbeiten, bis sie Magnus oder einen Mann, der sich Benjamin nennt, wiedersieht. Er würgt sie und als sie gefunden werden, werden beide zuerst für tot gehalten. Er befindet sich im Koma und kann vorerst nicht sterben. Se hat dagegen noch die Hälfte ihres Lebens vor sich, wie ihr die Ärzte sagen und auch den Titel des Buches erklärt.

Ein prekäres Frauenleben, eine psychisch labile Frau, auch wenn sie blond und blauäugig, und, wie schon erwähnt, eine unzverlässige Erzählerin und nicht so unschuldig, ist, an der sich Terezia Mora, die vorher in ihrer Trilogie einen Mann als Protagonisten hatte, offenbar erproben wollte und sich, wie sie in diversen Interviews betonte, damit nicht so leicht getan hat, die Schwäche und die Hilflosigkeit auszuhalten, aber so schwach war diese Muna gar nicht, wie manche Rezensenten meinen.

En interessantes Buch allemal, auch wenn ich glaube, daß es es vielleicht zu lang ist und nicht alles einem strikten Handlungsfaden folgte.

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