Literaturgefluester

2019-01-29

Kindheit, Krieg, Gewalt

Unter diesem Titel gab es zwei Veranstaltungen in der „Alten Schmiede“, wurde da am Montag doch um achtzehn Uhr in der Reihe „Dichter lesen Dchter“ Robert Neumanns „Die Kinder von Wien“ vorgestellt und die 1946 in Englisch geschriebenen „Kinder von Wien“, habe ich in den Siebziger- oder Achtzigerjahren in einer „Bastei Lübbe-Ausgabe“ von 1974 gelesen, ansonsten sind die 1927 erschienenen Parodien „Mit fremden Federn“ des 1897 geborenen Autors der ein Opfer der Bücherverbrennung wurde und 1934 nach London emigrierte, bekannt und ich habe  auch einige Bücher von ihm gefunden oder mir antiquarisch gekauft.

Der 1961 in Tel Aviv geborenene und seit 1994 in Wien lebende Doron Rabinovici der das Buch vorstellte, bekannte, daß er vorher noch nichts von dem Autor gehört hätte, beziehungsweise das Buch das in einem Keller zwischen der russischen und der amerikanischen Besatzungszone im Nachkriegswien spielt, nicht gelesen hätte, las dann das Vorwort und einige Kapitel und da fiel mir eine starke Beziehung zu Karin Peschkas „Watschenmamm“ beziehungsweise dem „Wiener Kindl“ auf, denn ein solches Kindl liegt ja auch in dem Keller, wird von den Kindern mit Zeitungspapier zugedeckt und bekommt von ihm Geschichten vorgelesen.

Johanna Ötl moderierte und diskutierte mit Dcoron Rabinovici über das Buch, das, glaube ich, bald nach Erscheinen auf Deutsch übersetzt wurde, aber in Wien von der Arbeiterzeitung und anderen Medien schlecht aufgenommen wurde und erst jetzt offenbar, es gibt eine Neuauflage, ein Come back erlebt.

Es wurde von Doron Rabinovici und Johanna Ötl auf jeden Fall sehr zum Lesen empfohlen und Johanna Ötl wies dann auf den zweiten Teil der Veranstaltung hin, wo es um zwei Bücher ging, die man in der Nachkriegsgenertation ansiedeln könnte, obwohl es von jüngeren Autoren geschrieben wurde und die aus der Kindheitsperspektive ihre Erfahrungen mit dem Krieg, der ihnen hauptsächlich von ihren Großeltern vermittelt wurde.

Das erste Buch „Eins zwei fittibaldi“ stammt von dem 1973 in OÖ geborenen Helmut Neundlinger, das ich schon bei den O Tönen hörte, er ist in Efferding aufgewachsen und da gibt es offenbar eine Hochhaussieldung namens Bangladesh und als Ende 1970 muß das gewesen sein, die polnischen Flüchtlinge kamen, stellte sich die Großmutter des Ich-Erzählers ihnen mit einem Bildchen vom Papst und einem von der  von Teschenstochau, das sie schon bewallfahrt hatte, entgegen und kümmerte sich um sie und der Großvater hat den Kindern auch vom Krieg erzählt, genauso wie die Großmutter der Heldin Mimi in der 1974 geborenen Manja Praekels „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“, die eine Kindheit und ein aufwachsen in der DDR, als Tochter einer Parteifunktionärin beschreibt, die dann die Wende und den Rechtsradikalismus hautnah miterlebte.

Zwei interessante Bücher aus der Kindheitsperspektive und eine interessante Parallele zu Robert Neumanns Roman, der ja auch das Zusammenleben von sehr unterschiedlichen Kindern, die der Krieg übergelassen hat, schildert.

Auf Manja Praekels 2017 im „Verbrecherverlag“ erschienenes Buch bin ich besonders neugierig geworden, Helmut Neudlingers Kindheitserinnerungen habe ich schon im MQ gehört und bin jetzt in einem anderen Zusammenhang noch einmal auf sie gestoßen und Robert Neumanns „Kinder von Wien“ habe ich vor langer Zeit gelesen und finde sie in Zusammenhang mit Karin Peschkas „Watschenmann“, wo es auch um Kinder in einem Nachkriegswien geht, besonders interessant.

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