Literaturgefluester

2012-02-14

Neues aus der Schweizer Literatur

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:49

So heißt ein Projekt der Alten Schmiede, das schon am Donnerstag mit dem Lebenswerk von Klaus Merz begonnen hat, ich bin aber erst beim zweiten Abend in die sogenannte zweite Lieferung eingestiegen, denn, wie Kurt Neumann in seiner Einleitung erklärte, hat es den Beginn des Projektes schon im November gegeben, diesmal hieß der Abend „biografische Setzungen“ und es war eine zweigeteilte Lesung.
Zuerst hat der französisch sprechendene Michel Layaz mit seinem noch nicht auf Deutsch erschienenen Roman „Zwei Schwestern“ begonnen, weil, wie Kurt Neumann erklärte, in dem Projekt alle in der Schweiz gesprochenen Sprachen zu Worte kommen sollen, leider hat der Italiener abgesagt.
Es war aber der Schweizer Botschafter da und lud alle auf ein Gläschen Schweizer Wein ein, der Rote kam aus Graubünden und Michel Layaz wurde 1963 in Fribourg geboren und lebt jetzt in Lausanne und in Paris. Michael Hammerschmid, ein Priessnitzpreisträger, hat Auszüge des Romans übersetzt und gelesen und der in Biel lebendende Samuel Moser hat eingeleitet. Der Roman „Deux Sours“ ist auch sehr interessant. Da leben in einem Haus von einer Sozialhelferin betreut zwei namenlose Schwestern, so ungefähr zwischen fünfzehn und siebzehn Jahre alt, sie sind keine Zwillinge, aber doch am selben Tag geboren, die eine ein Jahr später, als die andere und sie leben allein, weil sich die Mutter, die ihnen zärtliche Briefe schreibt zu einem Freund nach New York abgesetzt hat und der Vater, weil er seinem Chef ins Ohr gebissen hat, was dessen Trommelfell zerplatzen ließ, ins Irrenhaus eingeliefert wurde und sie sind, wie ihre Eltern ein bißchen verrückt und auch sehr selbstbewußt oder aggressiv, so haben sie einen Lindenbaum im Garten auf den sie immer hinaufklettern, weil man von dort die schönste Aussicht über die Stadt und den See hat. Sie veranstalten dort auch ein Geburtstagsfest und zwingen alle Eingeladenen ebenfalls hinaufzuklettern und dem jungen Mann, der sie für sie interessiert, geben sie gleich zwölf Regeln auf. Dann beobachten sie noch eine Krähe beim Sterben und einen Schriftsteller, den sie den Auftrag geben, über sie ein Buch zu schreiben, gibt es offenbar auch.
Sehr interessant und ein wenig anachronistisch ist mir der Ton vorgekommen, Michel Layaz sprach in der Diskussion, glaube ich, aber von den Achtzierjahren und dort spielt auch das zweite Buch, das vorgestellt wurde, nämlich Friederike Kretzen ebenfalls noch nicht erschienener Roman „Natascha, Veronique und Paul“, das den Arbeitstitel „Sommer 82“ hatte, aber nicht so heißen wird, weil der Verlag meint, daß das die jungen Leute nicht ansprechen würde.
Samuel Moser hat wieder sehr schön eingeleitet und angedeutet, daß in dem Buch irgendwie sehr viel Autobiografie ist und die in Leverkusen geborene und jetzt in Basel lebende Friederike Kretzen, eigentlich die Dramtaturgin Veronique Heimlich ist, die im Sommer 82 mit ihren Freunden, der Regisseurin Natascha und dem jetzigen Intendanten Paul nach New York reisen und auch Woodstock nacherleben wollte und auch einen Roman über diesen Sommer schreiben, der dann in Basel entstanden ist.
Ich kenne Friederike Kretzen von ihrer Tätigkeit als Tutorin beim Klagenfurter Literaturkurs und habe auch ihren Roman „Ich bin ein Hügel“ gelesen, persönlich habe ich sie jetzt zum ersten Mal gesehen.
Am Schluß gab es den Wein und ein sehr gutes Olivenbrot und Kurt Neumann bedauerte, die für Mittwoch geplante Portrait-Veranstaltung mit Urs Widmer absagen zu müßen, weil der erkrankt ist. Aber aus „Stille Post“ habe ich ihn, glaube ich, schon bei der „Fünfzig Jahre Manuskripte“ Veranstaltung lesen gehört und als Kurt Neumann sein Bedauern ausdrückte, habe ich einen Moment gedacht, er würde sich auf das beziehen, was ich am Nachmittag im Kultur-Journal hörte, nämlich daß Christian Ide Hintze, der noch vor einer Woche Ruth Aspöck zu ihrem Geburtstag alles Gute wünschte, gestorben ist. Ich habe einmal in der Alten Schmiede sein „Zettel-Buch“ bekommen und ihn auch immer regelmäßig bei seinen Präsentationen der „Schule der Dichtung“ bei „Rund um die Burg“ gehört.

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