Literaturgefluester

2013-09-18

Longlistennominierter: Thomas Stangl

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:16

Thomas Stangl eröffnete am Dienstag mit seinem vierten Roman „Regeln des Tanzes“ die neununddreißigste Saison der „Alten Schmiede“ und über das Buch habe ich ja, obwohl ich es nicht gelesen habe, schon ein bißchen nachgedacht und eine kleine Verwirrung gab es auch, denn, wenn man im „Droschl-Verlagsprospekt“ nachsieht, findet man es unter „Dunkler Tanz“ angekündigt, was, wie mir Anette Knoch erklärte, der urspüngliche Titel sein hätte sollen, es gibt aber schon ein Buch mit diesen Namen.
Die „Alte Schmiede“ war gar nicht einmal so besonders voll, aber einige bekannte Autorengesichter, so bin ich wieder einmal fast neben Peter Henisch gesessen, der ja bald seinen „Geburtstagsschwerpunkt“ in der „Alten Schmiede“ hat.
Richard Obermayr war glaube ich da und Michael Hammerschmid, zwei Priessnitz-Preisträger.
Kurt Neumann hat wieder eingeleitet und sehr ausführlich das gewaltige Erzählkonzept erklärt, das, wie er meinte, vom Nouveau Roman ausgeht.
Drei Protagonisten und eine Erzählstimme, die vom „Du“ herkommt, die ineinanderübergehen, verschiedene Parallelwelten, verschiedene Zeitebenen und verschiedene Leitmotive, wie der der Tanz, die Bildlichkeit spielen eine Rolle.
Aber eigentlich scheint es in den Achtzigerjahren zu beginnen, beziehungsweise leben da die Schwestern Mona und Andrea in einer Wohnung. Andrea, deren Namen erst am Ende des Buches, was mir beim Zuhören aufgefallen ist, verraten wird, studiert zu Beginn Anglistik, Mona tanzt sich durch ihr Leben und bringt sich später um, der Vater der Schwestern hat sich schon fünf Jahre früher umgebracht.
Dann muß das Jahr zweitausend mit seinen Demonstrationen eine Rolle gespielt haben und die dritte Zeitebene liegt in der Zukunft, nämlich 2014 oder 15, was für die, die den Roman erst in zehn Jahren lesen werden, keine Zukunft mehr ist, da geht der Kunsthistoriker Dr. Steiner, der Mitte Sechzig ist, durch Wien spazieren, flaniert, wie die tote Mona und findet in einem Mauervorsatz zwei Filmrollen. Er läßt die Filme entwickeln, darauf sind die Schwestern, irgendwie kommt er dann mit der älteren Schwester, die inzwischen Ausdruckstänzerin geworden ist, in Kontakt, sie tanzen zusammen und er bleibt nackt zurück.
So hat es Kurt Neumann erklärt und Thomas Stangl hat dann den Beginn gelesen.
Stellen, wo Dr. Steiner durch die Stadt marschiert, dabei sehr viel denkt und die Filme findet und Stellen mit Andrea auf der Demonstration am Tag der Regierungsangelobung, wo sie planlos zum Sozialministerium marschieren und die Kommunisten dieses mit einer Fahne besetzen und die Protagonistin taumelt erschöpft und hungrig mit.
Am Schluß hat Kurt Neumann noch die vorauseilende Erzählweise an zwei Beispielen erklärt und das Publikum aufgefordert, zu fragen, was es wissen will.
Ich hätte ja gern gefragt, ob das ein politischer Roman ist, mich aber nicht ganz getraut, eine Dame hat es dann für mich gemacht und wissen wollen, ob Thomas Stangl auf den Demos war?
Er muß wohl, denn sie waren sehr genau beschrieben, sie hat auch gemeint, daß der Tanz für sie die Demos waren, während Peter Henisch auf den Beginn von Marianne Fritz großen Roman hinwies, wo es auch ein Tanz beschrieben wird.
Eine Frage war wieder, ob Thomas Stangl vorausplant oder losschreibt, seltsamerweise antwortete er, er schreibt zuerst los und findet dann sein Konzept und übersetzt ist er auf Ungarisch und Französisch, das neue Buch, das erst erschienen ist, natürlich noch nicht.
Ich habs ja schon geschrieben, ich tue mir mit Thomas Stangl, ähnlich wie mit Richard Obermayr oder Andrea Winkler schwer, denn ich wär ja eher mehr für den politischen Schlüßelroman und habe den ja schon in der „Viertagebuchfrau“ über die ersten hundert Tage von Schwarz-Blau sehr viel früher geschrieben. Irgendjemand hat das, glaube ich, auch gefragt, was ein Gelächter erregte, aber, hat Kurt Neumann erklärt Robert Schindel hat in diesem Jahr mit dem „Kalten“ einen Schlüßelroman über die Waldheimära herausgebracht und Thomas Stangl meinte in seiner diplomatischen Art, daß ihm die politischen Anteile genauso wichtig, wie die nicht politischen gewesen wärem.
Ein sorgfältig gearbeitetes kompliziertes Konstrukt, würde ich meine, und, daß die Demonstrationen zumindest in dem gelesenen Teil eine große Rolle spielten und auch sehr genau und detailreich beschrieben wurden, finde ich sehr interessant und darauf hat er sich glaube ich im Juni bei der Angelika Reitzer Veranstaltung auch bezogen.

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