Literaturgefluester

2015-02-18

Wiener Vorlesung zur Remigration

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:13

In Wien findet derzeit ein Symposium „Bilderbuch Heimkehr -Remigration im Kontext“ statt und in dessen Folge gab es am Abend eine „Wiener Vorlesung“ zu den europäischen Petrspektiven der Remigration im Radio Kulturhaus. Eigentlich habe ich ja ins Literaturhaus gehen wollen, da gab es eine ähnliche Veranstaltung der Exilbibliothek „Dichtung und Wahrheit – Die Überwachung der österreichischen Emigranten durch den britischen Geheimdienst“,  das wäre aber auf Englisch gewesen. So habe ich mich für Hubert Christian Ehalt, Marita Krauss und Georg Stefan Troller entschieden und bin in die Argentinierstraße gegangen.

Da gab es zuerst einen kurzen Vortrag zum Thema von der Professorin für bayrische und schwäbische Landesgeschichte Marita Krauss und dann ein Gespräch mit ihr und Georg Stefan Troller, der als Zeitzeuge für die Emigranten zur Zeit des Nationalsozialismus gilt, ist er doch als Sechzehnjähriger über die Tschechoslowakei und Paris in die USA emigiriert und als amerikanischer Soldat 1945 zurückgekommen. Dann war er eine Zeitlang in Wien, bevor er sich in Paris niederließ, wo er viele Filme drehte.

2005 hat er den „Theodor Kramer Preis“ bekommen , wo ich ihn kennenlernte. Ein sehr rüstiger und auch streitlustiger vierundneunzigjähriger alter Herr, der Hubert Christians Fragen beantwortete, wie das damals mit der Wiederkehr war und ob die Emigranten in Wien und Deutschland willkommen gewesen wären?

Dieses Gespräch wurde offenbar für das Fernsehen aufgenommen, denn während Georg Stefan Troller gerade erzählte, wie das für die Deutschen war, als der Krieg verloren war, ob sie sich darüber freuten oder enttäuscht waren, stürzte ein junges Mädchen auf die Bühne und sagte „Es tut mir leid, wir müssen noch einmal von vorne anfangen, denn wir haben das nicht auf Band!“ und Professor Ehalt lächelte und wiederholte freundlich „Guten Abend, meine Damen und Herren, wir sprechen heute über die Remigration!“

Dann ging es aber weiter und der 1921 in einem Wiener Bürgerhaushalt Geborene, erzählte, daß er sich als junger Schnitzler, Goethe, bzw. Hoffmannsthal gefühlt hat und, daß es in den Giftschränken seiner Eltern Kafka und Karl Kraus gegeben hat, die aber verboten waren, was mich insofern ein  wenig wunderte, da Kafka ja vor dem Krieg, glaube ich, nicht sehr bekannt war.

„Die Fackel“, diese roten Heftchen waren es aber und Georg Stefan Troller sagte auch, daß er „Die letzten Tage der Menschheit gelesen hat“, bevor er Wien verlassen hat. Als er dann zurückkam, ging er in seine alte Wohnung, eine Frau öffnete, sagte „Jessasna, der Herr Troller!“ und ein Mann schrie aus dem Hintergrund „Sage nichts!“

Er ging auch in das arisierte Pelzgeschäft seines Vaters, bzw. zu dem Ariseur, der seiner Freundin gerade ein Pelzkrägelchen als Wiedergutmachung gegeben hat.

Christian Hubert Ehalt erzählte dann vom Stadtrat Matelka, der sich in den Fünzigerjahren so ziemlich als einziger dafür eigesetzt hat, die Emigrierten zurückzuholen und hat dasm glaube ichm auch mit Theordor Kramer so getan, der aber schon sehr krank war und bald darauf gestorben ist.

Die Frau Professor, die sich in ihren Ausführungen vorwiegend auf die deutschen Verhältnissen bezog, erwähnte noch, daß die Rückkehr nicht so leicht war, man brauchte eine Einladung, eine Wohnung, einen Posten und die Zurückgebliebenen fürchteten sich auch vor der Wiedergutmachtung, das Arisierte zu verlieren, etc.

Nachher gab es noch eine kleine Diskussion, mit Fragen aus dem Publikum, was mit den kleinen Leuten passiert wäre, von denen man nicht so viel weiß.

Das sind wahrscheinlich auch die, die vielleicht nicht zurücgekommen sind, würde ich vermuten und Hubert Christian Ehalt lud am Schluß zu weiteren Veranstaltungen der Wiener Vorlesungen ein und riet den Abend, da ja Aschermittwoch ist, noch zu einem Heringschmaus zu nützen.

Ich sah beim Nachhauseweg einige Bekannte aus der Theodor Kramer Gesellschaft, die wahrscheinlich auch bei dem Symposium gewesen sind und ein Buch von Georg Stefan Troller „Das fidele Grab an der Donau“ hat mir der Alfred auch einmal gekauft.

 

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