Literaturgefluester

2018-02-28

Ein mögliches Leben

Jetzt kommt das Buch über die deutschen Kriegsgefangenlager in Amerika, der Gruppe 47 Begründer, Hans Werner Richter, war offenbar in einem solchen und hat darüber ein Buch geschrieben, wie mich „Ullstein“ wissen ließ und jetzt tat das auch der 1982 in Hamburg geborene Hannes Köhler, der dafür eine Amerikareise machte und einen fiktiven Roman darüber schrieb, obwohl ihm, wie er in seiner Danksagenung anmerkte, viel durch seine Mutter und seine Tante von den Erlebnissen seines Großonkels dort, hörte.

„Ein mögliches Leben“, heißt das Buch, ein Titel den man nicht gleich versteht. Erst gegen Schluß kommt die Erklärung und es ist eine Verbinung der Großeltern mit der Enkelgeneration.

So wird das Buch auch gehandelt, als Familiengeschichte, denn der Enkel Martin, ein über den Sommer freigestellter Lehrer, der von seiner Freundin ein Kind hat, mit der er aber nicht zusammenlebt, macht mit dem Großvater Franz, den er gar nicht so besonders kennt, eine Reise nach Amerika. Weil sich der Neunzigjährige wünscht, die Orte, wo er von 1943 in Kriegsgefangenschaft war, nochmals aufzusuchen.

Das Buch ist in zwei Strängen oder Perspektiven geschrieben. Die, die in den Vierzigerjahren handeln und die in der Jetztzeit.

Denn Franz überkommen, steht, glaube ich, im Klappentext, als er die ehemaligen Lager besucht, die Erinnerungen, an seine Jugend und auch an das, was später war. Er kommt aus dem Ruhrgebiet, aus Essen, war ein Bergmann, hatte einen überzeugten Nazi-Vater und einen kritischeren Bruder, der den Krieg nicht überlebte.

In dem amerikanischen Lager in Texas lernt er einen in Amerika aufgewachsenen Deutschen namens Paul kennen, der sich von der Kriegsbegeisterung anstecken ließ und von Amerika aus sich bei den Nazis und in die Armee meldete. Der wird im Lager ermordet. Was Franz, der durch ihn Englisch lernte und auch Hemingway las, sehr traf.

Er lernte seine Schwester Wilma kennen, es gibt einen Briefwechsel und nach dem Krieg, als Franz schon mit Johanna zusammen war und die Tochter Barbara hatte, kam der Wunsch zu ihr nach Amerika zurückzukehren. Johanna wollte nicht, so ist er dageblieben und der Briefwechsel hörte einmal auf.

Als die Tochter Barbara, die Amerikanistisk studierte, einen kommunistischen Studenten heiratete, verstieß Franz sie und warf ihre Kleider aus dem Fenster, das Buch hat manchmnal etwas heftige Passagen, so ermorden auch die Gefangenen gegen Kriegsende einen glühenden Nazikameraden, wobei Franz einen Finger verliert und es kam erst wieder nach der Amerikareise zu Kontakt. Da schickt Franz ihr eine Schachtel mit Briefen und Bildern. Vater und Tochter nähern sich an, mit dem Enkel hat er es schon in Amerika getan und ich habe viel über die Kriegsgefangenlager in Amerika erfahren, von denen ich vorher keine Ahnung hatte, daß es solche gegeben hat.

Noch ein Detail am Rande, bei der Rückreise nach Deutschland 1945 kommt ein Hans Werner vor.

2 Kommentare »

  1. […] Literaturgeflüster […]

    Pingback von [Rezension]: Hannes Köhler – Ein mögliches Leben – Lesen macht glücklich — 2018-04-02 @ 13:53 | Antworten


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