Literaturgefluester

2015-11-26

auf watte

Es ist eine „Legende des heiligen Trinkens“ oder eine über die Trauer, die GAV-Kollegin Andrea Stift, auch eine Mittlere, 1976 in der Steiermark geboren, da in kurzen sprachlich sehr brillanten, manchmal etwas boshaften Kapiteln, da über die Härten unseres Lebens erzählt.

Roman steht nicht in dem „Leykam-Büchlein“, es ist wahrscheinlich auch keiner, eher eine Prosakizzenansammlung über einen Lebensweg.

Da ist einer, der namenlosen Ich-Erzählung, junge Frau steht am Klappentext, der Vater weggestorben;

„Was ich nicht kann: über meinen Vater schreiben. Er ist tot. Mein Vater hat sich selbst getötet, bvevor es der Krebs tun konnte.“

Damit ist schon alles gesagt oder doch nicht ganz, denn da gibt es den Haß auf die Mutter, einer Trinkerin, mit der die Erzählerin offenbar zusammenlebte, das nun nicht mehr tun will, sie in ein Heim abschiebt und deshalb vielleicht auch Schuldgefühle hat: „Man gibt seine Mutter nämlich nicht ins Heim.“

Aber ein Zusammenleben wäre unmöglich und würde sie, wie sie schreibt, nicht ertragen. Trotzdem fährt sie oft mit dem Fahhrad in das private Pflegeheim, das von einer Arztgattin, von allen Feldwebel genannt, geleitet wird und wird von den Bewohnern  liebevoll aufgenommen, die alle das tun, was man in diesem Heim offenbar darf, nämlich rauchen und trinken.

So geht sie vorher in den billigen Supermarkt, im Heim wird der Alkohol nur verteuert abgegeben, aber die Heimkosten sind so hoch, das nur ein wenig Taschengeld überbleibtbleibt, das die Feldwebelin dann auch noch in Raten ausgeben läßt, kauft „sechs Dosen Bier, zwei Flaschen Sekt und ein paar Magenbitter“ ein und verstaut sie in ihre Fahrradtaschen.

Im Heim lernt sie auch Cornel, einen rumänischen Tänzer, mit stark verbandagierten Füßen kennen und verliebt sich in ihm.

Sonst geht es viel ums Trinken und um die Selbsteinschätzung, daß man ja jederzeit aufhören kann, sich verschätzt, zu schwach dazu ist, zuerst noch ein paar Tage lang nichts trinkt, dann aber immer mehr und immer öfter und der Gang zur Bank, wo man der Beraterin etwas von einem Job vorlügen muß, den man bald bekommen wird, ist sehr unangehehm.

Sie verliert auch bald ihren Job, geht aber und das ist vielleicht ein bißchen unrealistisch nicht aufs AMS, sondern putzen, weil sie vom Behördenkram nichts hält, geht auch in die  Erinnerung zurück. Kindheitsstationen werden geschildert, wie die Mutter in einer Trinkerheilanstalt war und sie von ihr einen Teddybär geschenkt bekam, wie sie nach dem Tod des Vaters die Wohnung putzte, wie sie ihn schon einmal im Krankenhaus besuchte und und und…

Sie landet sie selber in dem fröhlichen Trinkerheim, das wahrscheinlich gar kein solches ist, denn die Feldwebelin will nur das Geld ihrer Klienten. So steht es im Klappentext und ist wahrscheinlich auch oft so in der Realität.In dem Buch selber gar nicht so, da wird zwar umgebaut und es gibt billiges Essen, davon aber dreimal am Tag und zwischendurch noch Jausen, so daß alle aufquellen und weitertrinken.

Am Schluß stirbt Cornel und hinterläßt einen Abschiedsbrief indem er sich für all die großen Lügen entschuldigt „denen ich und alle anderen verfallen waren. Das war der Traum von Cornel, dass er einmal Balletttänzer werden würde. Stattdessen wurde er Trinker.“

Und damit das nicht so tragisch endet, gibt es auf der letzten Seite noch ein „Alternativ“ das mit “ Ich brauche ein Aspirin“ endet und ich bleibe ein wenig ratlos zurück, denn wahrscheinlich ist das Buch für mich  ein wenig zu hart gewesen, zu gefühllos oder auch zu satirisch von den Härten dieses Lebens erzählt.

Vielleicht ist der schonungslose Ton Andrea Stift von der ich schon „Reben“, Klimmen“, „Wilfert und der Schatten des Klapotetz“ und „Elfiriede Jelinek spielt Gameboy“ gelesen habe, doch nicht so  das meine, obwohl ich mich mit dem Trinken und, wie man damit umgehen kann, schon literarisch beschäftigt habe und mit dem Leben in Demenz und Altersheimen auch.

Eine Alternative, wo es auch um das grausame  Leben in Altersheimen und dem Trinken dort geht, wäre Max Bläulich, der das Ganze vielleicht noch etwas grotesker erzählt.

 

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