Literaturgefluester

2018-05-11

Fische

Nun kommt das Debut einer amerikanischen Twitterin Melissa Broder „Fische“, bei „Ullstein“ erschienen, das ein Kultbuch werden könnte und von dem ich nicht recht weiß, ob es mir gefallen hat oder ob ich den sehr packend geschriebenen Roman nicht für Erotik-Kitsch halten soll?

Es geht um Liebe und Einsamkeit, lese ich in der Beschreibung, um die Liebessucht der Frauen an die vierzig und ihre Beziehungslosigkeit und das Ganze sehr flott dahin geschrieben, könnte auch eine Parodie auf die amerikanische Frau vor der Midlifekrise sein.

Es gibt einige Stellen, die mich durchaus in Bahn zogen, die, wie Lucy zum Beispiel in Veenice Einkaufen und zum Friseur geht, um sich auf ihre Dates vorzubereiten und auch die, wo sie in dem teuren Dessoushop angefeuert von der Verkäuferin und einer Freundin, die Reizwäsche für den Sex, der später in einer Hoteltoilette stattfindet wird, ausprobiert.

Alles andere vor allem die Erotikszenen erscheinen mir der wahrscheinlich prüden Mittesechzigerin zu aufgesetzt und auch sonst scheint mir diese Achtunddreißigjährige ein wenig übertrieben.

Da ist also Lucy, sie ist achtunddreißig, wohnt in Phoenix in der Wünste und schreibt schon endlos lang an ihrer Dissertation über „Sappho“. Bekommt, was mich ein wenig verwundert hat, von der Universität auch ein Stipendidum dafür. Das heißt nicht mehr lang. Jetzt soll sie endlich einmal fertig werden und sie hat auch einen Freund namens Jamie, einen Geologen, von dem sie offenbar nicht recht weiß, ob sie ihn liebt.

Sie führt mit ihm jedenfalls eine sogenannte freie ungebundene Beziehung und als er, als sie ihm eine Trennung vorschlägt, unerwartet darauf eingeht und nicht widerspricht, dreht sie durch.

Sie besucht ihm und gibt ihm einen Faustschlag, macht einen Selbstmordversuch und wird dann von der Polizei auf der Autobahn in ihrem Auto im Nachthemd mitten von einem Berg von Donuts erwischt, was zu einer Zwangstherapie führt, damit sie nicht ins Gefängnis muß.

Die Schwester Annika, die in Los Angeles in einer Luxusvilla lebt und den Sommer in Europa verbringen will, bietet ihr an, in den Stadtteil Venice zu kommen, den Hund Dominic zu hüten und die Dissertation fertig zu schreiben. Sie tut das widerwillig, schleppt sich an die Promenade von Santa Monica, beobachtet neidisch die Liebespaare, schläft lustlos mit dem Hund auf ihren Knien und muß in die Zwangsgruppentherapie.

Dann gibt sie eine Kontaktannounce auf, will Sex auf der Straße oder so, lernt zwei Männer kennen, kleidet sich für sie, wie schon erwähnt, neu ein, schläft mit dem einen in der Hoteltoilette und ist enttäuscht von ihm und dann lernt sie und das ist das Höhepunkt des Buches auf einem Felsen, den Fischmann Theo kennen, der auch einiges, als sie jünger ist.

Das heißt, er sieht nur so aus, in Wahrheit ist er schon mindestens vierzig. Und das führt zu Komplikationen. sie schleppt ihn im Bollerwagen an Land. Der Hund Dominic ist eifersüchtig und fängt zu knurren an, so daß sie ihn betäuben muß. Am Schluß will sie reumütig zu Jamie zuirück, der bekommt aber von seiner Liebhaberin ein Kind, der Hund stirbt an der Überdosis der Beruhigungstabletten, die sie ihm gegeben hat. Theo dreht durch, als sie ihn verlassen will und so will sie mit ihm ins Meer gehen. Das geht aber nur als tote Frau, so daß sie es sich doch noch überlegt, den Fisch ziehen läßt und mit ihrem Koffer zu ihrer Schwester und ihrem Schwager zurückgeht und die Dissertation ist auch nicht fertig geworden. Das heißt schon, sie erscheint ihrem Doktorteam aber als zu narriativ und zu wenig wissenschaftlich und so ist in dem Buch eigentlich alles schiefgegangen, was nur schiefgehen kann, obwohl es ohne Zweifel sehr stark frech und rotzig geschrieben ist.

Aber mir der schon erwähnten eher prüden Mitsechzigerin wahrscheinlich etwas zu offensiv erotisch war und das mit dem Fischmann, die Methapher und die Metaphorik dahinter, hat, wie sie zugeben muß, die Psychologin auch nicht so ganz verstanden.

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