Literaturgefluester

2020-02-18

Nix passiert

Filed under: Bücher — jancak @ 00:47
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Das vierte oder fünfte Buch der 1985 in Ahaus geborenen und in Berlin lebenden Kathrin Wessling, die, glaube ich, an Depressionen litt oder leidet und das auch in einem Buch so beschreiben hat.

„Super und dir?“, das ich gelesen habe, wird als die Stimme der Generation beschrieben und mit „Nix passiert“ geht es weiter in dem flapsigen Ton, den ich zuerst glaube ich bei Sarah Kuttner hörte in den von den Schwierigkeiten und den Krankenheiten der Jugend berichtet wird.

„Die sind Frauensache!“, steht irgendwo in dem neuen Buch. Der behandelnde Arzt korrigiert, denn sein Patient Alex mit den Panikattacken ist ja ein jungerMann. Aber es stimmt doch, die meisten Panikattackerinnen sind Frauen, die Männer geben es nicht  zu oder ertrinken die Angst im Bier und so ist es Kathrin Wessling sehr zu verdanken, sich in ihrem neuen Buch einen jungen Mann als Protagonisten ausgesucht zu haben.

Alex Anfang dreißig, von Beruf Webdesigner, ein Beruf, den er eigentlich haßt, er lebt in Berlin und zu Beginn des Buches hat ihn seine Freundin Jenny verlassen, worunter er, wie ein Schwein leidet, sich für drei Wochen krankschreiben läß,t nun im Bett liegt und dann irgendwann beschließt in das Heimatdorf zurückzugehen.

Die Eltern empfangen ihn, was etwas befremdet klingt, eher unfreundlich, die Mutter liegt im Bett, als er erscheint und geht gleich wieder schlafen. Der Bruder, ein junger Familienvater, fordert ihn gleich direkt auf wieder zu verschwinden. Der Vater räuspert sich, geht mit ihm spazieren und besucht mit ihm dann etwas später einen Onkel, der sich nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim befindet.

Alex liegt auch hier im Bett im Keller, trinkt nachts die Flaschen in der Minibar leer oder holt sich den Schnaps von der Tankstelle.

Über das, was ihm passiert ist, wird nicht gesprochen, zu Anfang jedenfalls nicht, bis ihn der Vater zu einem Spaziergang holt und dann mit ihm in einer Bar einkehrt, die von einem ehemaligen Schulfreund betrieben wird.

Da geht es dann ab in die Vergangenheit, in das, was während der Schulzeit passiert ist und da kam es am sechzehnten Geburtstag zu einer Panikattacke. Alex glaubt, er ist schwer krank und, daß  er gleich verrückt werden wird und darüber, daß der Sohn vielleicht ein Psycho ist, spricht man nicht. Der Bruder macht ihn deshalb fertig.

Interessant daß der Freund Thomas, der jetzige Barbetreiber ihn aus seinem geistigen Koma holt und mit ihm auf einen Felsen steigt.

So geht Alex wieder in die Schule, macht sein Abitur, geht dann nach Berlin, wird Webdesigner, weil er das kann und das leicht ist, nicht weil er es will, hat immer Angst vor der Angst und jetzt ist er wieder ein Versager, weil von seiner Freundin verlassen und ihn alle fragen, warum er zurückgekommen ist und wie lange er bleiben wird?

Die Geburtstagsfeste habe es in sich und bringen es an den Tag, denn jetzt wird der Vater sechzig und vor dem großen Fest, daß da veranstaltet wird, erzählt Alex den Eltern alles, daß Jenny ihn verlassen hat und, daß er sich für seine Schwäche schämt und der vater gibt zu, daß ihm die Krankheit seines Sohnes peinlich war.

Ein Wasserschaden in der Wohnung holt ihn dann nach Berlin zurück, er kündigt seinen Job, beziehungweise läßt er sich kündigen, damit er Arbeitslosengeld bekommt und am Schluß des Buches trifft er seine Jenny wieder, die auch ihren Job als Krankenschwester gekündigt hat, jetzt in einer Bar arbeitet und vielleicht doch Medizin studieren will und die Beiden gehen, nachdem das Geld aus ist, in ihre Wohnung, weil es da noch etwas zu trinken gibt und das Ganze beginnt vielleicht von vorn, vielleicht ist Alex aber eine Stufe weitergekommen und in eine neue Runde des Lebens eingestiegen?

Ein Buch über die Leiden, der jungen Generaton von heute, die sehr viel Druck ausgesetzt ist, könnte man schreiben. Ein Buch über Panikattacken, das ich, glaube ich, meinen Patienten sehr empfehlen kann und in der Danksagung schreibt Kathrin Wessling auch von einem schlimmen Sommer über den ihr ihre Freunde und ihr Instangram-Account sehr geholfen haben. Ja richtig, die neuen Medien spielen in diesem Spiel, das sich Leben nennt, auch noch eine Rolle und machen es einem oder einer, der oder die heute maturiert, wahrscheinlich noch viel schwerer, als das vor zwanzig oder dreißig Jahren war.

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