Literaturgefluester

2023-02-11

Heute ist mitten in der Nacht

Filed under: Bücher — jancak @ 00:00
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Die Pandemie, hatte auf das Schreiben der Autoren offenbar eine größere Auswirkung als ich bisher glaubte, wo ich ja nach dem ersten Buch der Marlene Streeruwitz immer hörte, „Covid interessiert uns nicht! Und nicht schon wieder ein Covidroman!“

Aber jetzt tauchen plötzlich Bücher auf, die sich mit dem Sterben beschäftigen, wo eine Bestatterin mit ihren Toten spricht oder die Reinigungsfirmen dann die Wohnungen aufräumen, wo die Leute einsam gestorben sind.

„Mit Sprache unterwegs“ hat sich mit der Armut im Alter beschäftigt ,und dann diskutiert ob die Insprachnahme der mobilen Pflegedienste oder die Pflegeheime besser wären?

Die Pflegeheime nicht, denke ich, habe das schon früher gedacht, nach Covid, wo man seine Angehörigen aber noch immer nicht ohne Test oder Maske besuchen darf und die Leute dort monatelang keine Besuche empfangen durften und einsam gestorben sind und Covidist schon sowieso schwer zu erklären. Ein Dementer wird sich vielleicht vor den pflegenden Zoombies, die da auf einmal auftauchten gefürchtet haben.

So weit so gut, und eigentlich eine Themenverfehlung, denn es geht ja um das neue Buch, der 1980 geborenen Kerstin Preiwuß, die in Leipzig lebt, beim „Bachmann-Preis“ gelesen hat auf der Buchpreisliste stand und jetzt auch noch Professorin am Leipziger Literaturinstitut ist, das den klingenden Namen „Heute ist mitten in der Nacht“ hat, wo man natürlich einen Roman vermuten würde.

Aber nichts davon, es sind eher lyrische persönliche kleine Stücke, die sich mit der Angst und dem Tod beschäftigen, in Zeiten, wie diesen, wo wir von der Pandemie in den Ukrainekrieg und die Weltkriegangst stolperten, absolut verstänlich und vielleicht ganz schön, während einer Panikattacke oder nach dem Verlust eines Lieben, dieses Buch zu lesen.

Die kleinen Stückchen beginnen mit einem Autorstoperlebnis der Autorin in Frankfurt, wo sie wahrscheinlich einer Vergewaltigung entkam und dreht sich dann, um die Angst. Wo sie anfängt und wo sie kommt, beim Autofahren wahrscheinlich. Aber auch nach einer Fehlgeburt, die Kerstin Preiwuß einmal erlebte. Dann kommt sie zu dem Unfalltod ihres Vaters, der auf dem Fahrrad von einem Ajuto meterweit geschleudert wurde und sich dann die Angehörigen mit der Frage beschäftigen mußten, ob sie den noch brauchbaren Körper, als Ersatzteillager zu Verfügung stellen, was in Deutschland anders als in Österreich geregelt ist.

Dann geht es schon zu Covid und der Frage, ob man jetzt seine Kinder „Corona“ oder „Covid „nennen soll und „Bleiben Sie gesund!“, ist der neue Gruß der Zeit, wie Kerstin Preiwuß erwähnt.

Gedichte gibt es in dem persönlichen Essay immer wieder auch:

„Jetzt ziehen wir ins Schneckenhaus./Die Zeit weiß schon Bescheid.“

Und fiktive Briefe, einen an die Kinder und eines an Emily Dickinson, die sich offenbar auch von der Welt zurückgezogen hat und die nur mehr aus ihrem Fenster hinaus betrachtete. Rose Ausländer hat das, glaube ich, auch gemacht, aber die war ja kriegstraumatisiert und da darf man keine Vergleiche ziehen.

Es gibt das Gedicht von Christine Lavant „Wieder brach er bei den Nachbarn ein…“, das analysiert wird und die Winter, Sommer, etcetera, der Zurückgezogenheit. War die Pandemie offenbar etwas, das Kerstin Preiwuß sehr ernst nahm und in Angst versetzte.

Außerdem was macht man als schreibende Frau, Kerstin Preiwuß nennt sich Schriftsteller, wenn man nebenbei noch Kinder im Homeoffice zu versorgen hat, weil die Schulen und die Kitas ja geschlossen sind?

„Es gibt mich kaum noch./Ich nehme mir nichts vor./Ich arbeitete ab./ Ich denke nicht mehr nach…“

Dann werden die Phasen des Schocks erklärt. Das habe ich auch den Pflegehelfern unterrichtet, als ich in Lainz noch die Fortbildungen machte und verschiedene Worte und Begriffe werden analysiert.

„Was deutet sich als beschaffbar an, Masken, Impfungen, Tests, sofort stellt sich die Bereitschaft ein,vorzusorgen.“ Die „Hoffnung schwindet“ und das „Früher wird zu einem Sehnsuchtsort.“

„Früher als wir alle noch schwelgten in Erinnerungen, die man nun als verloren betrachtet, darum mit Sehnsucht verbindet.“

Dann geht es zu den „Petitionen der Kunst“. Da gab es bei uns am Anfang einige Demonstrationen, bis diese aufhörten, wahrscheinlich weil die Förderungen kamen und die Demos dann den rechten zugeordnet wurden.

„Wir gaben alles aus der Hand, wir ließen unser gesellschaftliches Dasein ruhen, wir gaben die Kultur auf und ermahnten uns sogar dazu. Wir handelten vorsorglich.“ – „Aus Gewöhnung wird also Gewohnheit.“ und dann gibt es noch die „Katastrophen“, die man mit den „W-Fragen“, die man im Erste Hilfekurs oder Journalistenseminar lernt, analyasieren kann.

Dann kommt sie zu den „Kindern, die weinen, weil sie als Einzige in der Klasse positiv getestet sind.“, bis es „Plötzlich alle haben, hat man es auch und der Abstand verliert sich.“ und „Nach der Krankheit kommt der Krieg“, schreibt Kerstin Preiwuß immer wieder, was sie wieder zur Angst zurückkommen läßt und dann listenartig die Situationen aufzählt, die sie in der Schule erlebt hat.

Der Ukrainie-Krieg wird erwähnt und sogar die Gedichte der Kaiserin Sissi, Zusammenhänge und, die ein bißchen schwer zu verstehen sind, wenn man nicht aufmerksam genug liest, um die Gedankensprünge der Autorin zu verstehen, die mit diesen Buch sich in einer sehr schönen Sprache, mit der Sprache, wohl auch selber Klarheit gewinnen will.

„Kerstin Preiwuß, vielfach ausgezeichnete Autorin von Romanen, Gedichten und Essays legt mit „Heute ist mitten in der Nacht“ einen Text vor, der Angst und Schreiben auf eindrucksvolle Weise zusammenführt und ein Zeitempfinden in den Blick nimmt, das unsere Gegenwart bestimmt.“, steht am Buchrücken.

Ein interessantes Buch in dem man über die Ängste und die Gefühle der Autorin erfahren kann.

2021-03-06

Die Erfindung der Sprache

jetzt kommt ein Unterhaltungsroman mit wahrscheinlich Bestsellerqualität, denn die 1979 in Dresden geborene Anja Baumheier hat mit „Kranichland“ und „Kastanienjahre“ schon zwei solche geschrieben, von denen ich schon gehört aber nicht gelesen und auch nicht in meinen Regalen habe.

„Rowohlt“ hat mir das bei „Kindler“ erschienene Buch zugeschickt und es erinnert mich, obwohl es trotz seines Titels sprachlich wahrscheinlich nicht so anspruchsvoll ist, an Benedict Wells neuen Buch.

Beide scheinen jedenfalls mit vielen literarischen Anspielungen sehr konstruiert zu sein und Anja Baumheier spielt auch sehr auf die „Heldenreise“ an. Sie macht Adam, ihren Hauptprotagonisten zu einem solchen und läßt ihn auf eine solche gehen und ich, die ich ja bekanntlicherweise meine Schwierigkeiten mit diesem hochgelobten Schreibhilfsmittel habe, könnte, wenn ich mir nur die Zeit dazu nehme, das Buch durchgehen und über jeden Kapitel, die einzelnen Stufen des von Campell ermittelten Schemas notieren und noch etwas ist sehr interessant, die Namen.

Heißt der Held doch Adam Riese, eine Zola Hübner, eine Udine Abendroth, eine Bonna Poppinga gibt es auch und ich habe beim „Verrückten Traum der Thea Leitner“ ja einen Günther Grass als Helden gehabt und wurde von Elfriede Haslehner sehr deshalb gerügt und bei der „Sophie Hungers“,die ja auch ein Roadmovie ist, gab es einen regen Kommentarwechsel mit meiner ersten Kritikerin.

Es geht also doch solche Namen zu verwenden und sogar vermutlich in Bestsellerränge zu kommen, literarische Anspielungen, was mir auch immer vorgeworfen wird, sind offenbar auch erlaubt und pschologisch hat sich Anja Baumheier offenbar auch sehr schlau gemacht und ich könnte dieses Buch wahrscheinlich wieder meinen Angstpatientin sehr empfehlen, denn darum geht es in dem Buch, um Panikattacken und sogar Autismus und noch vieles mehr, offenbar hat Corona im letzten jahr viele Autoren auf die Idee sich mit dem thema Angst zu beschäftigen, gebracht.

Interessant ist auch der Schreibstil, denn da wird sowohl vorwärts, als auch rückwärts erzählt. Da ist also Adam Riese. Er ist dreiunddreißig, Sprachwissenschaftler, wohnt in Berlin und gerade bei einem Speeddating. Das endet fürchterlich, den Adam ist sehr unbeholfen, obwohl wahrscheinlich ein Genie. Er hat eine Sprachassistentin, ja das Buch ist sehr modern und lebt von Listen, die seine Therapeutin Dr. Modder mit ihm entwickeln hat, darauf stehen sieben Dinge, denn die Zahl sieben ist für Adam auch sehr relevant,

1.Nehmen Sie eine aufrechte, offene und starke Körperhaltung ein.

2. Atmen Sie ruhig in den Bauch länger aus als ein, und zählen Sie dabei im Kopf bis drei.

3. Nutzen Sie die wassermagie, trinken Sie Ihre Angst weg“ und so weiter und so fort.

„Einatmen, ausatmen!“, spielt auch eine große Rolle und als Adam in seine Vorlesung gehen will, geht es so richtig los. Denn Adam, der auf einer kleinen ostfriesischen Insel mit seiner tschechischen Großmutter Leska, seiner Mutter Oda und seinem Vater Hubert aufgewachsen hat, hat diesen, als er dreizehn war, verloren. Der ist einfach verschwunden. Danach hat seine Mutter mit dem germanischen Heldennamen, die Radiomoderatorin war, zu sprechen aufgehört und jetzt ist sie vor einer Buchhhandlung umgefallen und ins Spital gekommen. Denn sie hat dort ein Buch namens „Die Erfindung der Sprache“ entdeckt. Die Großmutter, eine begnadete Köchin, die allen immer ihre Plastikdosen mit ihren tschechisch-friesischen Köstlichkeiten in die Hände drückt und dazu deutschtschechisch radebrecht „Ach, Ubocik, was du redet. Ich denke Karel Gott, Goldene Stimme aus Prag. Nur mehr Kilogramm auf Hüftchen, weil Hubertcik ist Leckermäuchen.“, ruft ihn an und fordert ihn auf schnell zu kommen, was Adam in Panik versetzt. Denn er hat ja viele Phobien. So bucht er im Bus einen zweiten Platz, um den Abstand zu halten.

Ja, das Buch scheint 2020 geschrieben zu sein, so daß auch unser neues Sprachvokublar einfließt, obwohl es um Corona gar nicht geht. Dafür um vieles andere, wie beispielsweise einen Plagiatsskandal. Adam kommt jedenfalls an, erfährt, daß die Mutter in dem Buch, das von einer Zola Hübner geschrieben wurde, entdeckte, daß, der verschwundene Hubert zu leben scheint und hört auch zu essen auf, so daß Adam handeln muß.

Was er umsoleichter kann, als ihm die Universiät zu suspendieren scheint, weil er, wie ihm sein Kollege Dr. Nacht flüstert, plagiiert haben soll. Das gibt Adam den Weg frei, sich auf ein Roadmovie zu machen und seine Heldenreisezu absolvieren. Denn er bekommt das Buch in seiner Lieblingsbuchhandlung, der Udine Abendroth nicht gleich. Dafür erscheint aber Zola Hübner, die Logopädin, die etwas seltsam spricht „Käffchen, Gerätchen“, aber die Frage ausspricht, ob Adam vielleicht Autist ist und ausschaut wie Lisbeth Salanda aus der Steg Larsson-Reihe, auch eine Spezialität Baumheiers, daß die Personen öfter, wie Filmhelden ausschauen und fordert ihm auf, mit ihr nach Hubert zu suchen.

Denn der Verschwundene, der sich auch schon auf der Insel, wo er als Leuchtturmrestaurator aufgetaucht, seltsam benommen hat, war irgendwann in Göttingen und hatte ein Verhältnis mit Zolas Mutter, die nach dem französischen Dichter Emile Zola heißt, denn die Mutter schwärmte für die Franzosen und ist dann auch verschwunden. So überfredet sie ihm, sich mit ihr in ihr alterschwaches Auto zu setzen und nach Bad Kissingen zu fahren, wo es Spuren und das Grab von Huberts Vater gibt. Noch ein Detail, Zola hat sich Hubert als „Über“ Giant vorgestellt und auf dem Grab des Großvaters steht Pavel Obri, was offenbar auf tschechisch, Riese bedeutet, denn der Großvater war auch ein Tscheche und Schauspieler im Prager Nationaltheater. Dort fahren die Beiden dann auch hin und mehrere Heldenreisenstufen passieren. Das Auto wird gestohlen, taucht dann wieder wieder auf und Zola vefrschwindet, weil ihr Ex, das Arschloch, ihre Mutter bedroht.

So muß der arme Held seine Reise alleine weiter machen. Stimmt nicht ganz, denn dem Katzenphobiker ist inzwischen eine solche übern Weg gelaufen, die er „Zola, die Katze“ nennt und in die er sich sofort verliebt. Die Spur führt dann nach Frankreich, in die Betagne. Dort wird Hubert noch zusammengeschlagen, sein Geld wird gestohlen, damit alle Heldenreisenstufen erfüllt sind, bevor er auf einer weiteren Insel seinen Vater, der sich inzwischen „Herve le Braz“ nennt, was auf bretanisch Riese heißt und das Gemischtwarengeschäft, der Insel betreibt. Die Restfamilie, sowie die Buchhändlerin tauchen auf und um nun noch den Rest zu spoilern, Achtung, ich habe viele der unzähligen Details ausgelassen, fängt Oda am Schluß auch noch zu sprechen an.

Spannend und interessant könnte ich nun wieder schreiben. Ein bißchen kitschig ist es sicher auch und an einem Faux paxs ist Anja Baumheier elegant vorbeigeschrammt. Denn um Huberts Geheimnis zu lösen, outet er sich am Schluß, er ist schizopheren und deshalb vor allem geflüchtet. Er hat auch seinen Sohn ein Buch mit dem Titel „Mein Leben in zwei Welten“ bevor er verschwunden ist, hinterlassen und ich habe gedacht „Uje, uje, jetzt kommt das mit dem „Zweigespalten“ als Erklärung!“

Etwas worüber sich Prof Katschnig, der gewesene Pyschiatrieprofessor vom AKH, ja sehr wehrte, die Schizophrenie so zu erklären. Wurde dann auch nicht so definiert und unterhaltsam ist das Buches sicherlich, gut recherchiert ebenfalls und man kann sicher viel daraus lernen oder darüber nachdenken.

„Ein grosser Roman über die Magie der Sprache, die Kraft der Gemeinschaft und eine ganz besondere Familie“, steht am Buchrücken. So kann man es auch interpretieren.

Warum das Buch „Die Erfindung der Sprache heißt“ ist mir auch nicht so ganz klar. Gut, Adam hat erst mit Zwei sprechen zu begonnen. Aber das hat die Anna auch getan und wird bei der Lia wahrscheinlich ebenfalls so sein.

Meiner Meinung nach hätte „Die Überwindung derAngst“ besser gepasst. Aber das würde vielleicht als zu plakativ empfunden.

2020-02-18

Nix passiert

Filed under: Bücher — jancak @ 00:47
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Das vierte oder fünfte Buch der 1985 in Ahaus geborenen und in Berlin lebenden Kathrin Wessling, die, glaube ich, an Depressionen litt oder leidet und das auch in einem Buch so beschreiben hat.

„Super und dir?“, das ich gelesen habe, wird als die Stimme der Generation beschrieben und mit „Nix passiert“ geht es weiter in dem flapsigen Ton, den ich zuerst glaube ich bei Sarah Kuttner hörte in den von den Schwierigkeiten und den Krankenheiten der Jugend berichtet wird.

„Die sind Frauensache!“, steht irgendwo in dem neuen Buch. Der behandelnde Arzt korrigiert, denn sein Patient Alex mit den Panikattacken ist ja ein jungerMann. Aber es stimmt doch, die meisten Panikattackerinnen sind Frauen, die Männer geben es nicht  zu oder ertrinken die Angst im Bier und so ist es Kathrin Wessling sehr zu verdanken, sich in ihrem neuen Buch einen jungen Mann als Protagonisten ausgesucht zu haben.

Alex Anfang dreißig, von Beruf Webdesigner, ein Beruf, den er eigentlich haßt, er lebt in Berlin und zu Beginn des Buches hat ihn seine Freundin Jenny verlassen, worunter er, wie ein Schwein leidet, sich für drei Wochen krankschreiben läß,t nun im Bett liegt und dann irgendwann beschließt in das Heimatdorf zurückzugehen.

Die Eltern empfangen ihn, was etwas befremdet klingt, eher unfreundlich, die Mutter liegt im Bett, als er erscheint und geht gleich wieder schlafen. Der Bruder, ein junger Familienvater, fordert ihn gleich direkt auf wieder zu verschwinden. Der Vater räuspert sich, geht mit ihm spazieren und besucht mit ihm dann etwas später einen Onkel, der sich nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim befindet.

Alex liegt auch hier im Bett im Keller, trinkt nachts die Flaschen in der Minibar leer oder holt sich den Schnaps von der Tankstelle.

Über das, was ihm passiert ist, wird nicht gesprochen, zu Anfang jedenfalls nicht, bis ihn der Vater zu einem Spaziergang holt und dann mit ihm in einer Bar einkehrt, die von einem ehemaligen Schulfreund betrieben wird.

Da geht es dann ab in die Vergangenheit, in das, was während der Schulzeit passiert ist und da kam es am sechzehnten Geburtstag zu einer Panikattacke. Alex glaubt, er ist schwer krank und, daß  er gleich verrückt werden wird und darüber, daß der Sohn vielleicht ein Psycho ist, spricht man nicht. Der Bruder macht ihn deshalb fertig.

Interessant daß der Freund Thomas, der jetzige Barbetreiber ihn aus seinem geistigen Koma holt und mit ihm auf einen Felsen steigt.

So geht Alex wieder in die Schule, macht sein Abitur, geht dann nach Berlin, wird Webdesigner, weil er das kann und das leicht ist, nicht weil er es will, hat immer Angst vor der Angst und jetzt ist er wieder ein Versager, weil von seiner Freundin verlassen und ihn alle fragen, warum er zurückgekommen ist und wie lange er bleiben wird?

Die Geburtstagsfeste habe es in sich und bringen es an den Tag, denn jetzt wird der Vater sechzig und vor dem großen Fest, daß da veranstaltet wird, erzählt Alex den Eltern alles, daß Jenny ihn verlassen hat und, daß er sich für seine Schwäche schämt und der vater gibt zu, daß ihm die Krankheit seines Sohnes peinlich war.

Ein Wasserschaden in der Wohnung holt ihn dann nach Berlin zurück, er kündigt seinen Job, beziehungweise läßt er sich kündigen, damit er Arbeitslosengeld bekommt und am Schluß des Buches trifft er seine Jenny wieder, die auch ihren Job als Krankenschwester gekündigt hat, jetzt in einer Bar arbeitet und vielleicht doch Medizin studieren will und die Beiden gehen, nachdem das Geld aus ist, in ihre Wohnung, weil es da noch etwas zu trinken gibt und das Ganze beginnt vielleicht von vorn, vielleicht ist Alex aber eine Stufe weitergekommen und in eine neue Runde des Lebens eingestiegen?

Ein Buch über die Leiden, der jungen Generaton von heute, die sehr viel Druck ausgesetzt ist, könnte man schreiben. Ein Buch über Panikattacken, das ich, glaube ich, meinen Patienten sehr empfehlen kann und in der Danksagung schreibt Kathrin Wessling auch von einem schlimmen Sommer über den ihr ihre Freunde und ihr Instangram-Account sehr geholfen haben. Ja richtig, die neuen Medien spielen in diesem Spiel, das sich Leben nennt, auch noch eine Rolle und machen es einem oder einer, der oder die heute maturiert, wahrscheinlich noch viel schwerer, als das vor zwanzig oder dreißig Jahren war.

2019-12-01

Keine Angst bei den Fried-Tagen

Jetzt geht es gleich zum nächsten Festival, von der „Alten Schmiede“ ins Literaturhaus, vom „Utopischen Raum“ zu den Strategien der Angstüberwindung, was eigentlich ein sehr ähnliches Thema und in Zeiten in diesen, wo wir ja von der Angst gebeutet werden, äußerst wichtig ist.

Es gibt in in Österreich eine „Erich Fried-Gesellschaft“, die sich den Werken Erich Frieds widmet, den „Fried-Preis“ vergibt und jedes zweite Jahr finden im Literaturhaus auch die „Erich Fried-Tage“ statt.

Symposium hat es, glaube ich, unter Heinz  Lunzer noch geheißen und hat sich da der „Exilliteratur“ gewidmet.

Jetzt ist es international geworden und das heurige Thema lautet, wie schon erwähnt „Keine Angst“, was für eine sehr politische denkende Psychologin und Psychotherapeutin, die sich schon seit jahren mit den gesellschaftlichen Veränderungen beschäftigt, natürlich besonders interessant ist und heuher gibt es auch ein Novum, nämlich eine Ausstellung zu diesem Thema und zwar wurden da zwanzig Mitglieder der Gesellschaft, man kann da ja nicht beitreten, sondern wird ausgewählt und eingladen, ein Objekt oder einen Text zu diesem Thema zu verfassen..

So hat sich Elfriede Jelinek  mit den Angststörungen beschäftigt, Ursula Seeber, die früher die Exilliteratur im Lithaus leitete, mit dem Exil, etcetera und Robert Schindel der derzeitige Präsident und Friederike Mayröcker, die grande dame, die demnächst ihren fünfundneuzigsten Geburtstag feiert haben Texte gelesen, da habe ich seit lange wieder einmal Christel Fallenstein gesehen.

Am Dienstag gab es die feierliche Eröffnungsreden und Begrüßungen von Robert Huez und Anne Zauner, die die Tage kuratierte und dann die Key Note von Aminatta Forna, das ist eine 1964 in Glaskow geborene Schriftstellerin, die eine schottische Mutter und einen Vater aus Sierra Leone hat, so das sie ihre Kindheit dort verbrachte und 2002 mit ihrem Memoir „The devil  that danced on the water“ bekannt oder berühmt wurde, in dem sie ihre Kindheit beschreibt.

Ihr  Vater, ein Arzt, war politisch tätig, wurde zuerst Finanzminister, später hingerichtet und ider Titel ihres Vortrags hieß „Why the world needs  new Stories“, wo es um die narrative Indentität und das Neuschreiben der Geschichte geht, was fürchte ich, da es die Rechtem ja auch betreiben, vielleicht gar nicht so ungefährlich ist, wenn die dann beispielsweise den Linken, den Holocaust in die Schuhe schieben wollen oder den Klimawandel leugnen.

Am Mittwoch ist es offensichtlich mit dem Verlesen der „Angstkärtchen“, die man an das Literaturhaus schicken konnte „Wovor haben Sie keine/Angst?“, weitergegangen und dann präsentierten Rainer Merkel und Claudius Lazzeroni ihre „Angstmaschine“, die sie für die  Veranstaltung konstruierten und die auch in der Ausstellung zu sehen ist.

Dann wurde es interessant, denn dann kam erstmals in Österreich, die 1982 in Damaskus geborene Dima Wannous, die in London lebt und präsentierte im Gespräch mit Peter Zimmermann ihren Roman „Die Verängstigten“, der in Syrien nicht erscheinen darf und in dem eine junge Frau einem Arzt und Dichter ihre Geschichte erzählt.

Die 1963 in Jamaika geboroene und in den USA lebende Claudia Rankine ist, glaube ich, auch das erste Mal in Österreich, sie präsentierte „Citizen – An american lyrik,“ wo es um den Alltagsrassismus, die Frage der weißen Privilegien, Diskriminierung und Gewalt geht, die anhand von Texten und Bildern präsentiert wurden.

Am Donnerstag gab es dann um halb fünf die Preisverleihung des Literaturwettbewerbs, den es zu diesem Thema für Schüler wieder gegeben habe. Den habe ich versäumt, so daß ich erst Teresa  Präauer die „Fried-Preisträgerin“ von 2017 mit ihrem Ausstellungsbeitrag, der sehr interessant war, hörte, hat sich doch auf einem Flohmarkt einmal eine Schachtel gefunden und in dieser war eine ganze Anzahl von Heiligenbildchen, die von 1920 bis 1980 datiert waren, etwas, wo mich  Geschichte der Besitzer sehr interessieren würde. Zeitgeschichtliche Betrachtungen gibt es auch dazu, war doch 1938 der passende Bibelspruch „Möge dieser Kelch an uns vorübergegehen!“, hat nicht ganz geklappt und dann ging es in den Krimiabend und wieder lauter österreichische Erstaufführungen.

Begonnen hat es mit dem Iren John Connolly, der allerdings noch nicht auf Deutsch übersetzt sein dürfte, so hielt er eine Rede, wo es um die Angst im Schreiben ging und der letzte Satz lautete „Die größte Angst, die wir haben sollten, ist die vor uns selbst!“

Stimmt nicht so ganz denke ich, aber statt einem Krimi hat es dann von John Connolly eine Tasche und eine Hörspiel-CD gegeben und der nächste Krimiautor war auch sehr interessant, interessiere ich mich ja sehr für die nichtdeutschsprachige Schweizer Literatur und bin da weder in Basel, noch in Bern und Zürich und auch nicht wirklich in Genf und Locarno fündig geworden, aber der 1969 in Lausanne geborene Joseph Incardona ist mit seinen Krimis vor allem in Frankreich berühmt geworden.

Jetzt wurde einer im „Lenos-Verlag herausgebracht, der „Asphaltdschungel“ heißt. Auf der Autobahn spielt, wo einmal ein Kind entführt wurde. Jetzt lebt der Vater, um den Täter auf die Spur zu kommen dort, während sich die Mutter ins Koma trinkt und ihren Schmerz durch Masturbieren zu vertreiben versucht.

Dann wurde es koreanisch, obwohl laut Jeong Yu-jeong einer koreanischen Krankenschwester, die Koreaner gar keine Krimis mögen. Sie hat sich auch bei elf Literaturbewerben oder so beworben, bis es zum Durchbruch kam und der „Der gute Sohn“ ist, wahrscheinlich auch kein richtiger Psychothriller, weiß man da ja schon von Anfang an, wer der Täter ist und es wird eine schwierige Mutter-Sohn-Beziehung geschildert.

Am Freitag ist es dann endlich mit Erich Fried weitergegangen, beziehungsweise mit einem Übersetzungsprojekt, wo Frieds Angstgedichte in, glaube ich, achtzehn Sprachen übersetzt und auf der Bühne die französische, italienische, persische und norwegische Übersetzung präsentiert wurde. Dann kam Kathrin Röggla mit einem Text, der die Angst im Flugzeug vor einem möglichen Terroranschlag thematisierte und danach  zum Thema „Angstmache“ Jörg Ulrich Albig mit seinem Roman „Zornfried“, der die neuen Rechten thematisierte, sowie Sherko Fatah mit „Schwarzer September“, wo es um eine Terrorgruppe geht, die den jordanischen Premierminister in den Siebzigerjahren ermordete, die unter der Leitung von Wolfgang Popp mit der 1991 geborenen Extremismusexpertin Julia Ebner diskutierten.

Um neunzehn Uhr dreißig wäre Josef Haslinger gekommen, da bin ich aber schon zur Poet-Night ins Siebenstern gegangen, obwohl ich dort erst um halb elf gelesen habe, aber mit einigen Leuten dort verabredet war.

Am Samstag ist nach dem neuen Konzept Comic-Tag, ob das  Erich Fried freuen oder interessieren würde, weiß ich nicht. Das Literaturhaus ist dann jedenfalls sehr voll und nach der Lesung bzw. dem Gespräch stauen sich  die Schlangen vor dem Signiertisch, ich finde es auch sehr interessant und habe auch erst vor kurzem ein Buch gefunden, das vor zwei Jahren sehr promotet wurde.

Jetzt war zuerst die 1987 in Jena geborene Olivia Vieweg mit ihrem Zombie-Novel „Endzeit“ daran,  erzählte  von ihrem Studium, den Workshops, die sie besuchte und zeigte Fotos ihren Arbeitsplatz.

Dann ging es nach einer längeren Pause, nach Kanada, beziehungsweise zu der Kanadierin Emily Carroll, die sehr lustig war und viel lachte, obwohl sie  Horror-Comics zeichnet und am Schluß nach wieder einer langen Pause, wo ich mich mit dem Fried-Gesellschaftsmitglied Karin Ivancsics  unterhielt und Robert Huez meine „Magdalena Kirchberg“ gab, die ja auch im Literaturhaus spielt und da der Leiter die Lesung der Maria Mattuschek einleitet, Joe Sacco und Chris Ware beide aus der USA die sich mit Thomas Ballhausen, der offenbar nicht nur Film, sondern auch Comic-Spezialist ist unterhielten und ihre Bilder zeigten.

Am Sonntag gab dann die Preisverleihung, die seit 1990 zum dreißigsten Mal vergeben wird. Damals war Chrstoph Hein der Preisträger, Hans Mayer war der Laudator. Jetzt war der Christoph Hein. Es gibt da nur immer einen, der den Preis an Steffen Mensching vergab, der 1958 in Ost-Berlin geboren wurde, Theaterindentant ist und den Roman „Schermanns Augen “ geschrieben hat, der sowohl in Wien, als auch in einem Gullag handelt.

Es gab die üblichen Begrüßungsreden. Der Musikbeitrag stammte von Hans-Eckhardt Wenzel, den ich schon einmal bei den „Kramer-Preisverleihungen“ hörte und der mit Steffen Mensching befreunded war und mit ihm einmal in Ostberlin bei einer Fried-Lesung war und dann von ihm noch zu einem Gespräch in sein Hotelzimmer eingeladen wurden. Steffen Mensching erinnerte in seiner Dankesrede daran und las auch ein Gedicht, das aus dem Buch stammte, das ihm Fried damals schenkte.

Danach gabs Sekt zum Anstoßen und Gespräche und hiermit sind die „Erich Fried-Tage“ mit dem Thema Angst vorbei.

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