Literaturgefluester

2023-11-11

Lebenszeichen gut und schön

Hurrah es ist da das zweite Gstöttmaier-Buch, der ständige „Ohrenschmaus-Gewinner“, der ja das vierte „Stipendium“ in Anspruch nahm, damit ein Buch daraus entstehen kann, das ich ein bißchen lektorieren durfte.

Eines hat der 1963 in Waldhausen in OÖ geborene Peter Gstöttmaier, dessen Geburt schwer verlaufen ist, schon und 2011 hat er das erste Mal mit einem handgeschriebenen Text „Söständi ist: allas sölba mocha“ eingereicht und gleich nicht nur gewonnen, sondern große Begeisterung auslöste.

Seither ist fast kein Jahr vergangen, in dem er nicht unter den Preisprägern war, auf der Ehrenliste stand oder den Schokoladepreis bekam, denn Peter Gstöttmaier der in Mundart denkt und spricht und für den die Freiheit und das Bewegen sehr wichtig ist, hat eine eigene Sprache und jetzt ist es da, das eigentlich dünne in blau gehaltene Büchlein, das die schönsten Texte der letzten dreizehn Jahre enthält, bei dem für mich schon Bekanntes aber auch sehr viel Neues enthalten ist, die von der Schwester Heidi Pölzguter, die sich liebevoll, um ihren Bruder kümmert, ausgewählt und zusammengestellt wurde.

Es gibt auch Zeichnungen von Peters Gstöttmaier, die, wie seine Schwester bei der Buchvorstellung auf der „Buch Wien“ betonte, aber schon für frühere Wettbewerbe angefertigt wurden und Fotos, wo man den Autor in seiner schönen neuen Wohnung sieht, für die er sich vom ersten Preisgeld auch ein Sofa kaufte, was ihn, wie die Schwester verriet, dazu brachte, regelmäßig einzureichen, um sich damit ein Extrageld zu verdienen, was wie man sieht, hervorragend funktioniert, obwohl ich, die mehrere Laudatios für ihn gehalten habe, regelmäßig bremse, um auch die anderen zu Wort kommen zu lassen, um kein anderes Talent zu übersehen.

Also durch das Buch, durch das man sehr gut durch seine Schwester Heidi geführt wird, die immer wieder die Texte erklärte und auf die Selbständigkeit des Bruders hinweist.

Die „Geschichten, Gedichte und Gedanken“ beginnen also mit einem Selbstportrait und dann mit dem ersten Preistext „söbständi“ mit dem, glaube ich, inzwischen schon einige Hilfsorganisationen Werbung machen.

Dann geht es gleich weiter mit den Preisträgen, denn mit den Gedichten über die Beziehung zu seiner Mutter „Is net banond mama ist net banond augn san triab kopf tuat weh haut is grau tuat net locha is net bainond die mama“, hat er auch schon beim Ohrenschmaus gewonnen, wie auch mit dem Text „Dössöbi“.

Dann geht es ans Kochen oder an die „Fleischloabaln“, die die Mama bei den sonntäglichen Besuchen immer in großen Mengen kochte, so daß der Peter Montag, Denstag, Mittwoch, Donnerstag immer eines zu essen hatte und am Sonntag sogar zwei. Es gibt aber auch die Stosuppn“ und die „Blunzn“, die Peter Gstöttmaier literarisch zu beschreiben wußte.

Peter Gstöttmaier geht aber auch gern ins Kaffeehaus und läßt sich dann, wenn es regnet, auch recht gern von der Polizei nach Hause bringen und köstlich der Text „Oans-drei-drei-Polizei“, der sehr schön zeigt, wie das soziale Zusammenleben in kleinen Orten funktionieren kann, wenn sich alle kennen und sich umeinander kümmern.

Der Bewegungsdrang und die Selbständigkeit wird immer wieder beschrieben, denn Peter Gstöttmaer ist stolz auf seine Außengruppe, die er mit einem Betreuer eigentlich selbst eingerichtet hat, wie auch auf seine Wohnung, wo er mit betreuter Hilfe alles selber und sogar selber kochen kann.

Die Corona-Zeit, wo man keinen Sozialkontakt haben durfte, hat Peter Gstöttmaier, wie auch viele andere „Ohrenschmaus-Einreichende“, sehr bekümmert und beeinträchtigt.

„Nix geht mehr ois steht“ heißt es da in der „Rückschau auf den ersten Lockdown.“ Und in „Wonn hört des auf“ screibt er etwas ungeduldig „corona corona oiweu corona“.

Es gibt auch ein paar Flirtversuche, die sehr schön den leisen Humor des Autors zeigen, wie sie beispielsweise in „So a schene Bluman“ beschrieben wird und der Abschied von einem Betreuer wird in „ih sog zum obschied leise servus“ auch sehr eindringlich geschildert.

Ein interessantes Buch in dem man viel über die Gedankenwelt eines Menschen mit sogenannten Lernschwierigkeiten mit denen man sonst vielleicht nicht so viel in Berührung kommt, erfährt, so daß ich mich wirklich freuen würde, wenn es einmal auch in der „Alten Schmiede“vorgestellt werden kann und bin auch schon auf die nächste Jurysitzung, bis dreißigsten November kann man für den „Ohrenschmaus“ noch einreichen, gespannt, ob wir da wieder einen Peter Gstöttmaier als Preisträger mit neuen Gedichten oder Prosatexten haben werden und das hat Peter Gstöttmaier bei der Präsentation der Moderatorin auch versprochen, daß er weitermachen wird, so daß es auch ein drittes, viertes oder was auch immer Buch geben kann.

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