Literaturgefluester

2016-03-11

Ebner-Eschenbach-Symposium

Nicht nur Henry James Todestag jährte sich heuer zum hundertsten Mal, auch auch österreichische Autorin Marie von Ebner-Eschenbach ist am zwölften März 1916 gestorben und sie wurde aus diesem Anlaß schon seit ein paar Jahren von Evelyne Polt-Heinzl, Daniela Strigl und Ulrike Tanzer entstaubt, sprich der „Residenz-Verlag“ hat eine vierbändige Werkausgabe und eine entsprechende Biografie herausgebracht.

Den zweiten Band mit den Werken „Unsöhnbar und Lotti, die Uhrmacherin“ habe ich gelesen, jetzt sind auch die letzten beiden herausgekommen und wurden am Mittwoch in der „Wien-Bibliothek“ vorgestellt, da war ich, obwohl es mich interessiert hätte, nicht dabei, hat doch der Karli in den „Römischen Markthallen“ zum Essen eingeladen und Daniela Strigls Biografie „Berühmt sein ist nichts“ wurde am Dienstag in der Buchhandlung Leporello präsentiert.

Da hätte ich zwar kommen, aber acht Euro zahlen müssen und das tue ich ja nicht so gern, so habe ich die „Lyrik im März“ vorgezogen und nach den Buchpräsentationen ist es sowieso gleich weiter mit einem internationalen Symposium in der Bartensteingasse „Schriftstellerin zwischen den Welten“ gegangen und da habe ich zu meiner Überraschung meinen Psychologiekollegen Wolfram Huber getroffen, vielleicht war es auch keine, interessiert er sich doch seit seiner Pensionierung für Bertha von Suttner und die war mit der Gräfin sicherlich bekannt und hatte vor zwei Jahren ihren hundertsten Geburtstag und zwischen Bertha von Suttner und Marie Ebner von Eschenbach gibt es noch einige andere Übereinstimmung, so war der  Friedensnobelpreisträgerin vor zwei Jahren die Stadt Wien-Veranstaltung „Autorinnen feiern Autorinnen“ gewidmet, heuer wird Ruth Klüger den Festvortrag für Marie von Ebner-Eschenbach halten, im Vorjahr hielt ihn Marlen Schachinger für Betty Paoly und die tarockierte ja mit der Baronin und mit Ida Fleischl und mit der hat sich Marie Ebner von Eschenbach literarisch ausgetauscht.

Also sicher interessant eineinhalb Tage der großen Sozialrealistin zu widmen, entstaubt oder nicht, denn ich denke, daß es da ja wichtig ist, nicht die Sicht des einundzwanzigsten Jahrhundert auf die 1830 geborenen Adelige zu stülpen, sie aber bekannter zu machen und nur von der Schulbuchlektüre wegzubringen, ist bestimmt sehr wichtig.

Wir haben ja in der Strassergasse, glaube ich, den „Muff“ gelesen, die Geschichte, wo eine mitleidige Adelige einer armen Bettlerin einen Muff schenkt und die wird dann des Diebstahls verdächtigt und das ist sicher eine Stärke der adeligen Dame, die sich, wie Daniela Strigl mit feiner Ironie beklagte, später zur Matrone und gütigen Mutter stilisierte, daß sie die Wunden der Zeit erkannte und ihren Finger darauf legte.

So begann das internationale Symposium  mit einem Referat von Peter C. Pfeiffer von der Georgetown University in Wahshinton und der beschäftigte sich mit den Anfangen und den Enden ihrer Werke und merkte an, daß sie es nicht immer so genau mit den Gattungsbezeichnungen nahm, also Erzählung zu einem kurzen Roman, etcetera sagte, ich denke, dieses Problem haben wir noch immer, daß alles Roman genannt ist, obwohl es keiner ist und Marie von Ebner Eschenbach war, als Frau wahrscheinlich bescheiden und hatte es auch sehr schwer gegenüber ihrer adeligen Familie ihr Schreiben durchzusetzen.

Sie hat als junge Frau mit der Briefnovelle „Aus Franzensbad“, unter einem Pseudonym herausgegeben, sich über die adelige Gesellschaft  lustig gemacht, später hat sie ihre Enden oft umgeschrieben und die Geschichten verkitscht und harmonischer enden lassen, weil vielleicht Druck von den Kritikern oder der Familie kam.

Die Anfänge sind aber stark und klar meine Peter C. Pfeiffer und bezog sich auf „Undsühnbar“ und auch „Lotti, die Uhrmacherin“.

Dann kam Daniela Strigl und erzählte aus Marie Ebner-Eschenbachs Biografie, daß sie eine leidenschaftliche Reiterin gewesen sei, die immer im Damensattel Erholung und Freude fand „Ich bin so eine Reitnärrin, daß ich vor dem Aufsteigen am ganzen Leibe zittere“ und manchmal darüber auch das Schreiben vernachläßigte, obwohl ihr dieses sehr wichtig gewesen ist.

Es gab zwei Referate über die „Kinderfiguren“ in ihren Werken und ihren politischen Realismus, die Referentin nannte sie dabei eine Sozialarbeiterin, aber das war sie nicht, sie hatte offenbar nur einen sehr sozialen Blick, mit ihren Erzählungen „Er läßt die Hand küssen“, „Das Gemeidekind“ entcetera und sie hat auch und das habe ich jetzt fast vergessen, in allen Gattungen geschrieben und wollte sogar der oder die „Shakespearrin ihres Jahrhunderts“ werden. Das ist ihr nicht so ganz gelungen, Gedichte gibt es aber  und viele Briefe, vor allem mit ihrer Freundin Josephine von Knorr mit der sie sich auch literarisch austauschte und von diesen Briefwechsel, von dem ich das erste Mal bei dem „Archivierungssymposium im Literaturhaus“ hörte, gab es gleich zwei Referate von jungen Frauen aus dem „Salzburger Literaturarchiv“, das ich ja vor kurzem besucht habe und am Schluß gab es noch eines, das scheinbar so gar nicht dazu passte, nämlich über die frühen Fotografien, wo sich alle in ihren schönsten Kleider aufstellten und in  immer gleichen Posen abgelichtet wurde, weil es ja noch kein Smartphone gab und über den Zeitgenossen Ferdinand von Saar mit dem die Ebner von Eschenbach, glaube ich, auch befreundet war.

Am Freitag ist es dann weiter mit den Zeitgenossen gegangen, da hat nämlich Walter Hettche von der Universität München unter dem Titel „Der Tiger und die alte Tante“, Marie Ebner von Eschenbachs Beziehung zu Paul Heyse, den Nobelpreisträger von 1910 glaube ich, der mir höchstens dem Namen nach ein Begriff war, vorgestellt. Sie hat ihn sehr gelobt, sie haben sich auch gegenseitig Novellen gewidmet und in seiner geht um Kindesmißbrauch und da schreibt die alte Dame, etwas in ihr Tagebuch, daß die Männer Tiger seien und behandelt das Thema Vergewaltigung in ihrer Novelle dan ganz anders.

Evelyne Polt-Heinzl, eine der Herausgeberin stellte den Bezug zum „Jung Wien“ Schnitzler, Salten etcetera vor, dann ging es um den Nachlaß den die Wien-Bibliothek 1930 um neun tausend Schilling vom Erben einem Neffen aufkaufte, ein anderer Teil ist in Mähren verstreut und um die Marie von Ebner Eschenbach Forschung ging es auch.

Dann hätte eine Schlußdiskussion folgen sollen, es kam aber eine Dame von der Kunstuniversität und hielt ein Zusatzreferat über die Büsten und Denkmäler, die es von der Dichterin gibt und wieder interessant sie ist die erste Ehrerndoktorin der Univ Wien zu einer Zeit geworden, als es noch kaum Studentinnen dort gab.

Danach gabs eine Mittagspause und am Nachmittag die Möglichkeit eine Führung im Uhrenmuseum zu machen, wo ein Teil der Eschenbachen Uhrensammlung, sie war ja eine Uhrensammlerin und hat auch eine Uhrmacherlehre gemacht, zu machen, da hatte ich aber eine andere Fortbildung und bin stattdessen auf den Wienerberg zur Gebietskrankenkassa gefahren.

 

2 Kommentare »

  1. LIebe Frau Jancak,

    Sie kennen bestimmt die schöne, außergewöhnliche und einzigartige Hundegeschichte „Krambambuli“ von Marie von Ebner-Eschenbach. So viel ich weiß, hat sie noch eine andere Tiergeschichte geschrieben „Die Spitzin“ (auch eine eigene Hunderasse) mit einer liebevollen, netten Erzählung über einen kleinen Hund, den sie verewigte!

    Mögen Sie auch Tiere? Von Tieren kann man viel lernen, denn Tiere wissen, wenn sie genug gefressen haben, nur der Mensch weiß leider nicht, wenn er „genug“ hat. Oder nicht?

    Liebe Grüße

    Ihr

    Manfred Lagler-Regall

    Kommentar von Manfred Lagler_Regall — 2016-03-11 @ 10:52 | Antworten

  2. Eigentlicht sind mir Menschen lieber, aber meine Tochter Anna hat jetzt einen Hund, einen sehr lieben, griechischen mit Namen Ouzo und der kommt auf das Cover meiner Sommergeschichte, auf die schon sehnlich warte

    Kommentar von jancak — 2016-03-11 @ 18:01 | Antworten


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