Literaturgefluester

2020-06-23

Cox oder der Lauf der Zeit

Filed under: Bücher — jancak @ 00:31
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Jetzt kommt ein Buch, das ich im Altmannsorfer Bücherschrank gefunden habe, eines das 2016 erschienen ist, aber, wie ich hörte, auf Wunsch des 1954 in Wels geborenen Christoph Ransmayr so erschienen ist, daß es nicht auf der deutschen Buchpreisliste gestanden ist, beim Bücherquiz der damaligen Buch-Wien wurde es, glaube ich, auch erwähnt und ich habe von dem sehr berühmten sprachgewaltigen und reisefreudigen oberösterreichischen Autor einiges gefunden, seinen Ovid-Roman gelesen, ihn auch auf mehreren Lesungen und das letzte Mal, glaube ich, bei einem Messeempfang in Leipzig gesehen und gehört.

Und James Cox habe ich nachgegooglet, beziehungsweise bin ich bei Ransmayrs Schlußbemerkung darauf aufmerksam geworden, ein englischer Uhrmacher, der sehr viel nach China importierte, aber nie selbst dort war, obwohl es in China ein Uhrmuseum seiner Exponate gibt.

Die Hauptfigur Ransmayrs und der Cox von Titel heißt Alister, hat seine kleine Tochter Abigail verloren, seine Frau Fay ist darauf verstummt, so daß er auf Einladung des gottähnlichen Kaisers Quianlong, der wie Ransmayr ebenfalls schreibt von 1711 bis 1799 lebte, mit drei Gehilfen nach China reist.

Der sprachgewaltige Ransmayr macht fast eine märchenhafte Parabel daraus, schildert die Grausamkeiten, die der gottähnliche Kaiser, dem niemand in die Augen sehen darf und der alle hinrichten läßt, die ihm nur im Geringsten in die Nähe kommen, schildert aber auch die Kostbarkeiten die der Gottähnliche auf die englischen Gäste wirft und tut das alles in einer sehr poetischen Form.

Cox und seine Gefährten wird der Übersetzer Joseph Kiang, der wie Ransmayr weiter erklärt, den Namen seines chinesischen Freundes trägt, zugeteilt mit ihm an seiner Seite gehen sie in China an Land, sowie in die verbotene Stadt die eigentlich von keinen Fremden betreten werden darf.

Auf den Weg dorthin begegnet Cox einer der vielen Geliebten des Erhabenen Unsterblichen, die schöne Än, der ein weiteres Detail, das Buch auch gewidmet ist.

Der Kaiser läß Cox nun eine Uhr des Kindes, das ist Schiff, ein Spielwerk also, eine die den Tod bestimmen kann, dafür läß er ihn mit zwei zum Tod Verurteilten reden und der Übersetzer übersetzt, was weder Cox frägt noch die Verzweifelten antworten.

Der Kaiser läßt die Engländer auch zu sich befehlen, da werfen sich alle in den Staub und als der Kaiser mit seinen Geliebten und Hofdamen zu Besuch kommt und, die alle lachen und kichern, tut das nur der Übersetzer und kriecht am Boden herum, während die Konbukine ihm lachend befiehlt, das zu lassen.

Es geschehen aber auch Intrigen und der Übersetzer warnt Cox, die unendliche Uhr nicht zu Ende zu bringen, weil er dann sicher zum Tod verurteilt wird, weil der Kaiser nicht zulassen kann, daß jemand ein Handwerk besser als er versteht. So beginnt Cox zu trödeln, bis er, da die Zeit drängt, auf die Idee kommt, dem Kaiser das Werk selber vollenden zu lassen, was dieser dann natürlich auch nicht zusammen bringt und die drei Engländer, der vierte ist inzwischen gestorben, reisen wieder in Richtung Heimat ab.

Eine sehr schön geschriebene Geschichte von der Unendlichkeit der Zeit. Ein sprachliches Meisterwerk Ransmayrs könnte man so sagen, in dem wahrscheinlich viel von dem, was er auf seinen Reisen erlebte, eingeflossen ist, so hat er auch die chinesische Mauer besucht und das kommt in dem Roman ebenfalls vor.

Ich habe mich ja ein bißchen stümperhaft mit der chineschischen Literatur beschäftigt, habe vor kurzem, die Fluchtgeschichte eines Disstenten gelesen, aber auch was von Pearl S. Buck und natürlich auch das Buchpreisbuch, von Stephan Thomae, „Gott der Barbaren“, das auch ein China, aus der Außensicht schildert und mich auch selbst mit der Biographie Erwin Schwarz, des in Wien geborenen ostdeutschen Sinologen, dessen Anthologie „Das gesprengte Grab“ ich im Schrank gefunden und zu einem meiner Romankapitel gemacht habe.

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