Zum intensiv verlinkten Jahresrückblick kommen gleich die Gedanken zum Jahreswechsel und der hat, wie bereits erwähnt, bei Hilde Schmölzer stattgefunden, meiner lieben literarischen Freundin, mit der ich schon manche Silvester gefeiert habe. Vier, fünf oder vielleicht schon mehr Male waren wir bei ihr und die 1937 geborene, kenne ich schon lange. Den Namen, nicht sie persönlich, habe ich im Arbeitskreis schreibender Frauen kennengelernt, denn da haben wir über das 1982 erschienene, „Frau sein und schreiben – Österreichische Schriftstellerinnen definieren sich selbst“ gesprochen, das ich mir dann kaufte. Hilde Schmölzer persönlich habe ich erst Jahre später bei einer GV der IG Autoren im Literaturhaus kennengelernt und da habe ich mir gedacht, „Wow, so eine berühmte Frau!“, hat die sehr engagierte Frauenbewegte ja sehr viele Bücher geschrieben, wie „Die verlorene Geschichte der Frau“, „Revolte der Frauen“, „Ist der Krieg männlich, ist der Friede weiblich?“, „Die abgeschaffte Mutter“, „Das Vaterhaus“, „Frauenliebe“, „Das böse Wien“, „Rosa Mayreder“, „Die Pest in Wien“ und und und.
Sehr viele davon besitze ich, ist Hilde Schmölzer ja eine, die mir zu den Geburtstagsfesten ihre Bücher bringt, inzwischen bin ich mit ihr befreundet und kenne sie sehr gut, durch die „Frauen lesen Frauen Lesegruppe“, in der sie sich sehr intensiv engagiert. Sie wird auch heuer bei den „Mittleren V“, am 23. März im Amerlinghaus lesen, worauf ich mich schon freue und herzlich einlade.
Silvester bei Hilde Schmölzer war also wiedermal sehr schön und sehr besinnlich, waren diesmal außer Alfred und mir, nur Lidio Mosca- Bustamante, der argentiniesche Dichter, den ich bei Hilde Schmölzer kennenlernte, und seine Frau dort. Es gab viel zu essen, ein Glas Honigmet, Sekt in schönen alten Schalen und interessante Gespräche über Politik und Literatur, obwohl Hilde Schmölzer eine ist, die das Literaturgeflüster so gar nicht mag, weil es ihr zu geschwätzig ist, schade, denn mir ist es sehr wichtig und ich denke schon, daß es nicht nur Klatsch und Tratsch verbreitet, sondern auch viel wertvolle Information, die man sonst nicht findet, denn wer bitte schreibt so genau über die Poet Night und die Lesetheateraufführungen?
Aber natürlich schreibe ich auch über mich, weil das sonst niemand tut und da habe ich auch meine Erfolge, so hat mich E. A. Richter vorhin wieder zu einer Lesung eingeladen, leider habe ich mein Antwortmail zurückbekommen und das Literaturgeflüster hat inzwischen, wie ich gerade nachschaute, 49.300 Besucher, als ich das für das „Alltägliche Leben“ im Mai recherchierte, waren es erst über 30.000 und zum ersten Jahrestag 9.308, man sieht es wächst.
Also auf ins schöne neue Jahr, die Silvesterknaller waren diesmal etwas leiser, weil sie, wie ich während es Essens hörte, im verbauten Gebiet verboten sind und unter Hilde Schmölzers schönen Christbaum lag, das werde ich jetzt wieder vorlaut flüstern u. a. ein mir sehr vertrautes Buch, nämlich „Mit Sprache unterwegs“ und das hat mich im letzten Jahr ja sehr begleitet.
Die letzten Tage im alten Jahr waren sehr ruhig, Mittwoch und Donnerstag bin ich in Harland gesessen, habe die „Absturzgefahr“ einige Male korrigiert, da bin ich jetzt in der Phase, wo ich zuerst krampfhaft Anführungszeichen und Bindestriche setze und sie in der nächsten Runde wieder entferne, habe mir zur Enspannung, die Blogs anderer durchgesehen, Leselustfrust hat ja einen intensiven Blogroll, das vermeide ich meistens, um mich nicht ins Uferlose zu verlieren, aber diesmal habe ich mich bei aus.gelesen, Blibliomanie, Bibliophilin, Bonoventura, etc. umgeschaut und das war auch ein interessanter Jahresrückblick, denn wenn man die Bücherblogs so durchgeht, findet man Bücher, die beispielsweise im vorletzten Jahr in aller Munde waren und inzwischen fast vergessen sind, was zu der interessanten Frage führt, über die schon lange schreiben wollte, welche Bücher soll man lesen? Nur die, die auf der Leseliste zu den deutschen Buchpreisen stehen, also den neuen Grass, Rabinovici, Ortheil, Hettche, Zander, Wawerzinek, Strubel, Pehnt, Fitzek, Ernst ect. Was ist aber, wenn ich zum offenen Bücherschrank gehe und dort von Sebastian Fitzek „Splitter“, „Die Asche meiner Mutter“, einen alten Ransmeier, bzw Gustav Ernst, ect finde und das noch nicht gelesen habe? Soll, kann, darf man das noch lesen oder halte ich mich mit dem alten Fitzek nicht auf, weil ich so nicht zum „Augensammler“ komme?
Der Buchhandel wird diese Frage vielleicht bejahen und „Lesen Sie das Letzte und lassen Sie das Alte!“ sagen, aber das kann es ja auch nicht sein und kommt zumindest für mich nicht in Frage, was wahrscheinlich dazu führen wird, daß meine Leselisten weiter wachsen werden. Ist gut und soll so sein und das führt mich wieder zu den Buchempfehlungen, die ich in den letzten Tagen auch gelesen habe. Hat mir Alfred doch am 24. Dezember, die neuen „Literaturen“ mitgebracht und da gibt es noch die Weihnachtsempfehlungen mit den Büchern bzw. den Unbüchern des Jahres. Thilo Sarrazin, Norbert Gstreins „Die ganze Wahrheit“ und Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ werden da öfter bei den Ärgernisbüchern genannt. Klaus Wagenbach mag z.B. „Die ganze Wahrheit“ nicht, da habe ich mir wieder gedacht, wie sehr die Geschmäcker verschieden sind, denn gerade dieses Buch hat mich so interessiert, daß ich es mir zum Geburtstag wünschte. Nach der Lektüre habe ich mir gedacht, Gstrein kocht auch mit Wasser und habe „Josef stirbt“ gelesen und da bin ich beim nächsten Punkt angelangt, hat mir Alfred doch, als ich gerade mit meinem Jahresrückblick beschäftigt war, die Post aus Wien gebracht und da waren die beiden dicken Manuskript-Ausgaben zum fünfzigsten Geburtstag der großen Literaturzeitschrift dabei, was mir wieder einen Dämpfer gab, denn da findet sich das Who is Who der österreichischen bzw. deutschsprachigen Literatur. Ulla Unseld-Berkewicz ist mit einem Bild und dem Text „Steirischer Wirtshausherbst“ für Alfred Kolleritsch enthalten und natürlich viele andere Autoren von Urs Alleman bis Jürg Laederach, Robert Menasse, Lydia Mischkulnig, Angelika Reitzer, Kathrin Röggla, Gerhild Steinbuch, Oswald Wiener, Andrea Winkler, Xaver Bayer, Günter Eichberger, Gustav Ernst, Barbara Frischmuth, Peter Handke, Linda Stift, Andrea Stift, Klaus Hoffer, Elfriede Jelinek, Marie Therese Kerschbaumer, Anna Kim, Friederike Mayröcker u.u.u., auf 675 Seiten sehr zu empfehlen, aber es gibt natürlich so vieles, was nicht darin enthalten ist und überbleibt, wenn ich da mit meinem Literaturgeflüster ergänzen kann, freut es mich.
Die beiden dicken Hefte bieten also sehr viel Lesestoff, der zusammen mit dem schon Erwähnten eigentlich genügen könnte, trotzdem bin ich gestern mit dem Rad nach St. Pölten gefahren und zu Thalia gegangen, wo es in früheren Jahren, die Ein-Euro-Abverkaufbücher gab. Jetzt kosten sie 3.99, gleich beim Eingang gibt es einen großen Stoß davon, so habe ich mir, während ich auf den Alfred wartete, fünf Stück ausgesucht und jetzt Thoma Hettche „Ludwig muß sterben“, Hanns-Josef Ortheil „Hecke“, J.M.G. Le Clezio, den Nobelpreisträger von 2008, „Wüste“, Paula Fox „Der kälteste Winter“ und Karl Olsberg „Das System“ einen Aufbau Thriller. Auf Karl Olsberg bin ich 2009 beim Surven im Literaturcafe.de gestoßen, denn da gab es wieder so eine Debatte über die Zuschußverlage und da hat Karl Olsberg mitdiskutiert. Man sieht wieder, ich gehe auf Namen, was sich bei mir einprägt, wird gelesen, wenn ich es finde und dabei habe ich mich doch so gefreut, daß ich den Bücherstoß, den ich Harland habe, langsam ablese, in diesem Sinne nochmals ein schönes neues Jahr an alle Bibliophilen, schreibt mir Kommentare, wie ihr es mit dem Lesen hält!
Hallo, liebe Eva!
Wie schön, von einer Reise zurückzukommen und durch Deinen Blog gleich die wichtigsten Informationen zu bekommen.
So weiß ich nun, wie Ihr Silvester verbracht habt. Ich werde fast neidisch, weil das am Wolfersberg bei Hilde Schmölzer sehr verlockend gewesen wäre. Doch ist das Jahresende unter Palmen auch nicht zu verachten und Istanbul ist eine faszinierende Stadt, wenngleich ich sie ja mit den Augen von Franz Grillparzer besucht habe und seinen Wegen im Jahre 1843 nachgegangen bin. Ich bin stolz auf mich, dass ich mir so interessante Projekte einfallen habe lassen, allerdings ist das Ausarbeiten meiner Skizzen, und das mache ich gerade, viel Arbeit und anstrengend. Dabei gibt es immer Phasen, während derer ich daran zweifle, ob all das, was ich mache, Sinn hat. Zudem kommt mir der Aufenthalt in Teheran im Dezember in die Träume, so dass ich allerhand zu denken und zu schreiben habe.
Dir und Alfred und allen, die ich kenne, liebe Grüsse zum Jahresanfang. Noch ist ein bisschen stille Zeit, die ich etwas nützen möchte, um über mich und mein Leben nachzudenken.
Schöne Grüsse Ruth
Kommentar von Ruth — 2011-01-04 @ 20:06 |
Da lohnt sich halt der „Klatsch und Tratsch“, über deine Iran-Lesereise habe ich durch Hilde Schmölzer inzwischen ein bißchen was erfahren und mich gewundert, als ich am 27. 12. im Bücherschrank Doris Kloimsteins „Kleine Zehen“ fand, aber wahrscheinlich warst du zwischen deinen Reisen kurz in Wien oder ein anderer hat das Buch hineingelegt, ebenfalls alles Gute, vielleicht sehen wir uns wieder und natürlich Weitermachen!!!
Kommentar von jancak — 2011-01-05 @ 09:17 |